Gemeinsamer Weg zwischen EKA's, Co's & Alkoholikern

  • hallo ihr lieben

    aufgrund des aufruhr's den der thread von totes herz verursacht hat, was letztendlich aber auch immer wieder in den anderen bereichen zu finden is, möchte ich heute ohne einen thread zu mißbrauchen nochmal das thema ansprechen.

    ich gebs offen zu, mich hat das ganze sehr mitgenommen. ich war bisher immer der meinung, das wir -wenn auch aus verschiedenen bereichen- alle am selben strang ziehen. das vertrauen wurde die tage erschüttert, aber nachdem ich eine weile drüber nachgedacht habe, bin ich mir sicher das wir diesen weg auch weiterhin gemeinsam gehen können und auch das wir von jedem hier lernen können.

    wir sind alle aus dem selben grund hier - alkoholkrankheit!

    ob als betroffener oder als angehöriger, die ausgangsposition is diesselbe.

    außer dieser offensichtlichen gemeinsamkeit sehe ich aber noch viele andere: selbstvertrauen, offen über gefühle sprechen, nein sagen... ich kenne es selber auch, finde es oft hier im kinderbereich, genauso aber auch in den anderen bereichen...

    ich weiß wir können gemeinsam das thema angehen, ich weiß aber auch das es zumindest in gewissen teilen auch ne gratwanderung is.

    mir ist bewußt, das ich bestimmt einiges geschrieben habe (vielleicht auch etz noch), wo einen alkoholiker oder co verletzen kann. genauso wie mich besonders am anfang vieles (auch jetzt noch ab und zu) verletzt wenn ich im co- oder alkoholikerbereich lese. in solchen fällen ziehe ich mich aus solchen threads oder auch aus dem ganzen bereich für ne weile zurück, da muss ich entscheiden was mir gut tut und was nicht und dementsprechend handeln.

    ich wünsche mir das wir auch die nötige geduld aufbringen, ganz besonders bei neuen mitgliedern. verständnis für die andere seite finde ich wichtig, bei mir kam sie nicht von allein, es war auch nicht vorhanden wie ich mich hier angemeldet habe. bis das entstanden is, das hat ne zeit lang gebraucht und diese für mich nötige zeit wurde mir hier auch gegeben und dafür bin ich sehr dankbar, wie auch für so vieles hier!

    liebe grüße -Dani-

  • Liebe Summer, dat haste ganz toll geschrieben. Unterschreibe hiermit virtuell. Und sage DITO

    Karotte :D

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich melde mich heute auch mal wieder zu Wort. Ich habe mir lange Gedanken über das gemacht, was hier alles geschrieben wurde - auch von mir. Ich habe auch endlich mal angefangen meine Bücher zu lesen "Um die Kindheit betrogen" und "Ich befreie mich von deiner Sucht".

    Niemand soll sich hier im Forum angegriffen fühlen. Das Forum dient ja uns allen zu helfen. Und mir hat es in der Tat schon geholfen. Du hast mal angesprochen Karsten, dass ich noch einen weiten WEg vor mir habe, weil ich das Alkoholproblem meiner Mum nicht als Krankheit ansehen kann. Mir fällt das in der Tat schwer, ich glaube ich sträube mich richtig mit Händen und Füssen dagegen, weil ich jemandem der krank ist helfen will und wenn die Hilfe nicht ausreicht, mir der Mensch dann leid tut. Wenn ich das so bei meiner Mum sehe, die gar keine Hilfe will, weil sie ja "nicht krank" ist und nix trinkt, dann fange ich wieder damit an,d ass sie mir leid tut und ich mir wieder Schuldgefühle einrede. Davon will ich ja weg kommen, also halte ich mir alles fern, was in Richtung Krankheit geht. Ich versuche in meiner Mum zwei Menschen zu sehen. Die Mutter und die Trinkerin. Bei einem fremden Menschen hätte ich damit sicher keine Probleme, aber bei der Mutter....! Das einfach so zu akzeptieren fällt mir schwer, weil ich mit ansehen muss, wie sie immer mehr zerfällt und leugnet und abstreitet und die Flaschen versteckt und unter Vorwänden ins Geschäft rennt und dann ihre Handtasche schwer über die Schulter hängt usw.

    Na ja, was ich sagen will ist, dass ich durch euch lernen kann, damit zu leben und für mich meinen Weg geradeaus zu gehen und nicht vor und zurück wie jetzt momentan. Eure Offenheit tut mir unendlich gut, auch wenn ich euch gar nicht kenne.

    Ich werde mich jedenfalls nicht zurückziehen, hatte das auch nicht vor. Ich brauchte aber ein paar Tage Abstand und meine eigenen Gedanken und Gefühle noch einmal zu sortieren. Zudem sind meine Kinder krank und mein Mann weiss nicht, ob er seinen Arbeitsplatz behält, also kommen da ja noch andere Probleme hinzu, die gelöst werden müssen und wofür ich stark sein muss. Das sollte ja für mich erstmal im Vordergrund stehen. Aber ich bin sicher, mit meinem positiven Willen und eurer Unterstützung gehe ich meinen Weg nach vorne - geradeaus :)

    LG Tanja

    Ich hoffe, ich hab nicht nur Kauderwelsch geschrieben, hab nur getippert wies mir gerade eingefallen ist.

  • Ich möchte Euch von meinen Gedanken aus meiner letzten Woche erzählen

    Zitat

    In meiner LTZ habe ich eine ältere Dame kennen gelernt, sie war bei den Angehörigen sie sagte "wir sind alle krank, die irgendwie mit Drogen zu tun haben, ob Du oder ich, aber wenn wir wollen können wir es ändern." Ich weiß dass sie damals sehr gelitten hatte, weil ihr Mann keine Einsicht zeigte. Sie aber sprudelte so vor Lebensfreude, sie sagte “ ich tu was für mich, ihn kann ich nicht ändern. Ich freue mich immer wenn ich hier in die Klinik komme, weil ich sehe, andere tun auch was für sich“.
    Damals habe ich es nicht verstanden - aber heute .... Sie hatte sich immer sehr gefreut wenn sie mich sah und ich musste ihr vom letzten Jahr erzählen.


    Da ich mich in dem angesprochenen Thread geäußert habe, möchte ich es auch hier tun.

    Ich kann die Wut verstehen und auch den Hass – aber ich musste lernen, das beides mich im Leben nicht weiter bringt, es reist alte Wunden auf und tut weh. Da ich aber mein Leben gern leben möchte, musste ich lernen damit umzugehen.

    Ich finde es hier im Forum interessant weil ich alle Facetten lesen kann und sehr viel Erfahrungen anderer, für mich verwenden kann.
    Wenn ich mich hier einbringe möchte ich gern meine Erfahrungen und meine Kenntnisse weitergeben.


    Ich persönlich finde es sehr schade, wenn mann/ frau mit bestimmten Äußerungen nicht klar kommt, dies auf der „privaten Ebene“ klären zu wollen.
    Jeder hat eine andere Sichtweise und daher auch ein anderes Empfinden. Ich kann für mich nur etwas mitnehmen, wenn ich die anderen Sichtweisen kennenlerne.

    Ich habe Karstens Forum so verstanden, dass gemeinsam nach Lösungen, Erfahrungen gesucht werden kann und auch sollten. Jeder kann sich nur selbst aus seiner Situation „befreien“, aber hier kann ich , sehr viel Unterstützung erfahren.

    kawi

  • Hallo

    als Neuling möchte ich meine Gedanken und bisherige Erfahrungen, als Alkoholikertochter, dazu äussern.

    Ich hatte mich am Sonntag hier angemeldet, da mir der Boden unter den Füssen, wegen Streitigkeiten mit meinem Mann, weggezogen wurde. Es ist wirklich eine Lebensaufgabe, Selbstliebe und Selbstwert zu entwickeln, wenn man solch eine Kindheit hatte.

    Ich las am Sonntag nach meiner Anmeldung in dem Thread von TH, es stimmte einiges, was sie schilderte, erschrocken bin ich darüber, als ich lesen konnte, dass sie ein Baby erwartet. Bei jedem geschilderten Wutausbruch, kam mir als erstes ihr Baby in den Sinn, wie mag es diesem Jetzt gehen, da Babys jedes Gefühl ihrer Mutter auch wahrnehmen können. Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Aufarbeitung, wenn man trinkende Eltern hatte?

    Ich wurde nicht gefragt, sondern hineingeworfen, nach der Geburt meines zweiten Kindes, meiner Tochter, Ängste überfielen mich aus heiterem Himmel. Alles was ich vorher gut verdrängen konnte, holte mich jetzt schlagartig ein. Freiwillig hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt, nicht an Aufarbeitung getraut, ich musste: 1. da Ängste eigenes Leben einschränken, 2. meine Kinder mir das Wichtigste sind und waren, und ich sie anders begleiten wollte, als ich es erlebte.

    Wut ist ein wichtiger Begleiter, ansonsten würden wir in unseren Ängsten stecken bleiben. Nachdem ich das erstemal Wut zuliess, verringerten sich sofort meine Ängste. Ganz wichtig war für mich zu erkennen, wenn ich die Gefühle meiner Mutter verstehe, kann ich meine eigenen nicht wahrnehmen. Trennung von Personen und jeweiligen Gefühlen war für mich wichtig, um eigene Gefühle zulassen zu können. Damit habe ich heute noch Schwierigkeiten zu unterscheiden wessen Gefühle ich wahrnehme, da ich irgendwie alle verstehen möchte in meiner Umgebung.

    Ich hatte immer Angst vor der Wut, da sie in meiner Familie sehr destruktiv ausgedrückt wurde, so wollte ich nicht sein, aber sie sitzt fest in einem drinnen, vor diesem Ausbruch hatte ich schon Ängste, mein Mann bekam sie am meisten ab.
    Es ist wichtig Wut herauszulassen, ich musste und konnte es nicht direkt tun, da meine Mutter schon tot war. Aber durch Schreiben oder zu ihrem Bild gesprochen, das hat mir geholfen. Wenn Wut über betreffende Mutter oder Vater nicht ausgelebt werden darf, richte ich sie gegen mich selbst oder gegen meine Kinder. Wer kann das wollen?

    Soweit mal meine Erfahrungen die ich mit Wut machte.

    lg Weitsicht

  • hallo dani!

    meine gedanken zur GEMEINSCHAFT sind...

    es gibt für mich KEINE unterschiedlichen bereiche!

    es gibt unterschiedliche menschen
    es gibt unterschiedliche probleme
    es gibt unterschiedliche meinungen
    es gibt unterschiedliche erfahrungen

    ja und es gibt den AUSTAUSCH HIER!

    wenn ich mich darauf besinne,warum ICH mich hier angemeldet habe,fällt mir wieder ein DAS ICH MIR HILFE ERHOFFTE...

    weil ich allein mit meinem leben nicht mehr klar kam

    vertrauensvoll wurde ich bestandteil DIESER gemeinschaft

    nun frage ich mich WARUM es zu "spannungen"kommen konnte!?

    eigentlich ein "unding"...

    denn was spielt es für eine rolle,ob ein alkoholiker,ein co-abhängiger oder aber ein erwachsenes kind von alkoholikern SICH MIR ZUWENDET...

    wenn ICH BEI MIR und meinem ursprünglichen gründen BLEIBE

    KANN KEINE SPANNUNG AUFKOMMEN!

    ICH KANN NUR HILFE ERFAHREN...um die ICH gebeten habe

    liebe grüsse caro

    p.s.übrigens ne schöne idee von DIR dieser thread,lächel

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Ihr Lieben,

    auch ich möchte mich hierzu äußern.

    Mein Grundgedanke bei der Anmeldung in diesem Forum war, Hilfe für mich zu finden und dies funktioniert auch.

    Sicherlich habe auch ich als Kind eine gewisse Wut in mir aufgestaut gehabt und habe sie teilweise immer noch. Das Schreiben und die empfangenen Hilfestellung, auch mal das Sehen und Erkennen anderer Darstellungen und Meinungen empfand und empfinde ich persönlich als sehr hilfreich.

    Eine Trennung sämtlicher Bereiche (Alkis, Co´s und Kinder) in dem Sinne kann ich mir so gar nicht vorstellen. Ich blättere in jedem Bereich und lese mir viel durch. Nicht zu jedem kann ich mich äußern, aber sicher aus dem Grund, da mein Lernprozess noch in keinster Weise abgeschlossen ist. Eine gewisse Wut schwingt sicherlich immer noch mit, aber ich bin dran, einen Alki genauso zu verstehen wie einen Co oder ein Kind.

    Wie Caro schon sagt, es gibt hier keine unterschiedlichen Bereiche sondern nur "unterschiedliche menschen, unterschiedliche probleme, unterschiedliche meinungen und unterschiedliche erfahrungen" und das ist auch gut so. Nur so lernt man für sich, das Beste rauszuziehen und zu nutzen.

    Irgendwo hab ich mal gelesen, direkt Hass ist es nicht was man empfindet, sondern mehr Mitleid und ich glaube das trifft auch auf mich zu. Ich hasse meinen Vater nicht. Er ist krank und will es nicht einsehen. Vielleicht muss wirklich erst was unvorhergesehens passieren das er aufwacht.

    Bei uns in der SHG lernt man in der ich-form zu sprechen. Ist eigentlich sehr wichtig und jeder sollte dies mal für sich ausprobieren. Ist gar nicht so einfach!

    Liebe Grüße von Katrin

  • Hi Dani,

    auch ich finde Deinen Thread sehr gut. Die ganze Sache mit TH's Thema hat mich doch sehr beschaeftigt.
    Es ist mit Sicherheit nicht fuer jeden einfach und das verstehe ich sehr gut. All dass, was sich an Hass und Wut angesammelt hat, muss raus! Trotzdem wuerde ich es begruessen, wenn man versucht, aufeinander zuzugehen. Unser Problem ist das Gleiche, egal wie man es dreht. Ich bin immer fuer das Kennenlernen, der anderen Seite, weil ich nicht ungerecht sein will.
    Was ich auch festgestellt habe, die Grenzen sind manchmal so fliessend. Wenn ich es genau betrachte, bin ich EK, Co und Alkoholiker!!! Scheint sich zu beissen, kann es auch nicht erklaeren, aber ich moechte keinen "Krieg". Ich moechte eigenen Fehlern auf den Grund gehen, ich moechte verstehen und ich moechte veraendern. Vielleicht ist es zu viel verlangt, aber an alle Kinder, an alle Co's, es ist mir nicht egal, was ihr durchmachen musstet und was ihr denkt!!! Sonst waer ich doch nicht hier!
    Tut mir leid fuer alles , was euch widerfahren ist, aber ich rechtfertige es nicht. Ich will es aendern, ehrlich!
    So viele Wunden werden hier aufgerissen, aber ist richtig! Ich will es wissen, ich will es aendern! Vielleicht bin ich ein Traumtaenzer, aber ich glaube an die Moeglichkeit. Aufgeben kann ich immer noch, wenn alles verloren ist!
    Eure Kritik ist mir willkommen, wenn auch schwer verdaubar, aber ich will in meiner Traumwelt nicht stehenbleiben und vorwaerts sehen!!!
    Wuensch mir eine Chance von euch. Vielleicht bin ich etwas komisch, aber ich moechte Sachen immer geklaert haben!!! Keine Luegen, nix aus Gefaelligkeit, auch wenn ich manchmal Brocken zu schlucken habe...besser als Luegen
    Ganz liebe Gruese Koko

  • Hallo Dani,

    ich bin neu hier, habe aber schon eine Zeitlang mitgelesen. In allen drei Bereichen. Ich tue mich noch schwer, zu akzeptieren, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Aber durch das Lesen von einigen Threads der Alkoholiker habe ich einige andere Denkansätze erhalten. Für meine weitere Entwicklung und Gesundung ist es gut, auch diese Seite kennen zu lernen.

    Zu dem angesprochenen Thread: Anfangs konnte ich oft die aufgezählten Punkte - auch wegen dem humorvollen Schreibstil - mit einem Lächeln lesen. Aber zum Schluss hin, blieb mir immer öfter das Lächeln im Hals stecken.
    Es ist gut, sich dem Wut und dem Hass zu stellen. Aber man sollte nicht drin stecken bleiben. Sonst richtet er sich gegen einen selber.
    Eine bekannte Psychoanalytikerin hat geschrieben, dass die Verachtung für die Eltern manchmal hilft, den Schmerz, dass man sie nicht idealisieren konnte, von sich fernzuhalten. Solange man verachtet, muss man nicht die Trauer erleben, dass man nicht ohne Leistung geliebt worden ist. Aber durch die Vermeidung dieser Trauer verachtet man sich selbst. .
    Ich habe mich hier sofort angesprochen gefühlt.
    Hinter dieser Verachtung für meine Eltern habe ich meine Wut versteckt, so gut, dass diese sich gegen mich selber gerichtet hat in Form von teilweise unerträglichen Spannungskopfschmerzen seit meiner Teenagerzeit. Wichtig ist, zu erkennen, dass diese Wut da ist (habe auch lange genug dazu gebraucht :D:oops: ) und sie dann loszuwerden. Jeder muss hierzu seinen eigenen Weg finden. Mein Weg war voller Umwege, die ich gegangen bin. Einer der Wege, die ich jetzt für mich gefunden habe, ist dieses Forum in der Form wie es besteht.

    Liebe Grüße
    Renate

  • Ich stelle mir bei der ganzen Auseinandersetzung vor, dass "mein Alki" mir mein Co-Verhalten spiegeln und wütend und voller Hass über mein Kontrollverhalten, meine Selbstaufgabe und mein ihn verändern wollen, erzählen würde. Bei dieser Vorstellung fühle ich mich gar nicht gut.

    Ich habe aber das Glück, dass er mir sagt, dass er mein Verhalten nachvollziehen kann, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht anders konnte. Meine Krankheit, die ich zu diesem Zeitpunkt selbst noch gar nicht richtig realisiert hatte, ließen mich handeln, wie ich handelte.

    Wut kann ein Motor sein, etwas zu bewegen. Hass dagegen ist ein schlechter Ratgeber, denn er macht uns letztenendes selbst kaputt und nimmt uns die Möglichkeit für ein zufriedenes Leben. Wir können nicht gesund werden, wenn wir Kranken ihre Krankheitssymptome vorwerfen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    dein letzter Satz hat mich sehr nachdenklich gemacht, gerade da ich mich ja so schwer tue den Alkoholismus als Krankheit zu sehen. Aber ich werde mir diesen Satz vor Augen halten, vielleicht fällt mir in Zukunft so manche Situation leichter.

    LG Tanja

  • Sleepless,

    ich weiß, dass es sehr schwierig ist, Alkoholabhängigkeit als Krankheit zu akzeptieren. Denn von außen sehen "unsere Alkis" ja relativ gesund aus. Na ja, ab einem bestimmten Grad der Abhängigkeit nicht mehr. Aber vorher halt schon. Wir erwarten, dass sie ein "normales" Empfinden im zwischenmenschlichen Bereich nachvollziehen und auch leben können. Der Alkohol macht jedoch die Psyche ziemlich durcheinander.

    Mir hat beim Akzeptieren sehr geholfen, dass ich die Suchtfibel gelesen habe. Dort wird die Krankheit und der Umgang damit, sehr gut beschrieben. Als ich begriffen hatte, dass "seine" Verhaltensweisen keine Bosheit gegen mich sind, konnte ich um einiges leichter loslassen. Und zwar so loslassen, dass ich ihn heute immer noch mit liebevollen Augen sehen kann. Denn ohne Alk ist er ein sehr liebevoller, fürsorglicher Mensch. Wenn ich ihn weiterhin nur aufgrund seiner "nassen" Verhaltensweisen be-, ja gar verurteilt hätte, wäre mir ein Teil MEINES Seelenfriedens verloren gegangen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo miteinander,

    auch von meiner einer noch einige Worte zu dem hier Gesagten und natürlich auch zu dem angesprochenen Thread … aus der Sicht eines Alkoholikers eben :wink:

    Also zunächst einmal begrüße ich es natürlich, dass alle ‚Beteiligten’ an der Krankheit Alkohol gemeinsam die Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsgestaltung hier in unserem Forum angehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir hier eine Menge voneinander lernen können – sowohl in Bezug auf das Verstehen, als auch in Bezug auf den Gang neuer Wege. Dabei ist selbstverständlich der respektvolle Umgang untereinander eine zwingende Basis, denn ansonsten verkantet sich der Austausch in gegenseitigem Unverständnis und dem Vortragen von Vorwürfen.

    Aber nun mal konkret auf den Thread von TotesHerz und meine ganz eigenen Empfindungen beim Lesen bezogen: Als ich die ersten Punkte dort las, bekam ich tatsächlich auch ein leicht beklemmendes Gefühl. Ich habe mir dann ja auch die Freiheit genommen, dies anzumerken und in der darauf folgenden Reaktion war die Intention der Autorin für mich doch eher in einem ersten Ausdruck der eigenen Gefühle zu sehen. Im weiteren Verlauf der Punkte (dort, wo sich also immer mehr angegriffen gefühlt haben) verstärkte sich dieser Eindruck von mir sogar und für mich stand der humoristische Charakter beim Lesen sehr stark im Vordergrund. Nicht zuletzt sollte man dabei auch bedenken, dass viele der Punkte so oder so ähnlich auch völlig ohne alkoholischen Einfluss Tag für Tag in vielen Familien stattfinden. Wenn der ‚Täter’ dabei allerdings noch lallt und sich kaum auf den Beinen halten kann, dann wird es selbstverständlich nicht besser, aber vom Grundsatz her, ist ein Ehebrecher ein Ehebrecher und ein Mensch, der sich durch den verstärkten Gebrauch von aufgeschnappten Fremdworten profilieren möchte, hat vielleicht ein prinzipielles Problem mit dem Selbstbewusstsein. Diese Schuhe muß ich mir also nicht anziehen, nur weil ich Alkoholiker bin und jemand schreibt „Alki und …“.

    Vielleicht -und das unterstelle ich jetzt in Unschuldsvermutung- waren diese ‚Anklagen’ doch tatsächlich nur ein erster Ausdruck, ein erstes Beschreiben. Jeder hat mal am Anfang gestanden und da wir Menschen ganz unterschiedliche Charaktere sind, haben wir auch unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema. Der eine ist eher zögerlich und schüchtern, der andere prescht ganz forsch mit dem Kopf durch die Türe. Schwierig erscheint es mir, hier bereits nach einigen Tagen zu beurteilen, ob sich das zu einem verbalen Gemetzel entwickelt, oder eben nicht.

    Nicht zuletzt, und damit beende ich mal kleines Statement, gewinne ich als Alkoholiker auch aus solchen ‚Anklagen’ etwas für mich: Die Bestätigung meines trockenen Weges durch die Punkte, die ich nicht wiederholen möchte, und die Punkte, die ich nie entwickeln möchte.

    Ich finde es wirklich sehr gut, dass wir alle hier gemeinsam voneinander lernen und uns auch unterstützen können – egal, in welcher Art wir vom Alkoholismus betroffen sind!

    In diesem Sinne

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • mich hat das nun auch sehr zum nachdenken gebracht und es gibt mehrere punkte, die mir dazu einfallen, manches ist wohl auch schon gesagt worden:

    es gibt meiner meinung nach unterschiedliche sichtweisen auf die familienkrankheit alkoholismus, je nachdem an welchem punkt, der entwicklung man selbst befindet. mit entwicklung meine ich aus der sicht eines erwachsenen kindes, dass sich die haltung zu den alkoholabhängigen eltern im laufe eines lebens ändern kann und man ein besseres selbstverhältnis entwickeln kann. ich glaube nicht, dass dies auf der basis von negativen gefühlen geschehen kann, so dass es für einen selbst positiv und fruchtbringend ist. ich glaube aber, dass wut und hass teil des verarbeitungsprozesses und das bedürfnis da ist, das auch herauszulassen.
    wie jemand für sich selbst weiter verfährt, steht ja jedem selbst frei.
    auf der anderen seite finde ich es auch legitim zu sagen, dass geht jetzt zu weit, weil es zu allgemein und pauschalisierend wird und damit ein bestimmtes bild des alkoholikers gezeichnet wird, dessen wesen aus einer persönlichkeitsschwäche und diversen macken besteht, nach dem motto, wenn er wollte, könnte er auch anders, aber er handelt nicht anders, weil er vielleicht böses im sinn hat. ich kann es aus der sicht eines betroffenen verstehen, seine eltern einmal auf diese weise aufs korn zu nehmen, um dampf abzulassen. aber das wäre es dann auch, nicht mehr und nicht weniger.

    im übrigen finde ich, dass alle betroffenen der alkoholkrankheit auch sehr viele gemeinsamkeiten haben. als beispiel nenne ich geringes selbstwertgefühl, das ist beim alkoholiker, beim co-abhängigigen und beim kind des alkoholikers, denke ich, ein problem. zuletzt fangen nicht wenige kinder von alkoholikern selbst an zu trinken.

    simmie

  • Hallo Dani,

    ich finde es toll, das Du den Thread hier aufgemacht hast, ich habe das gestern auch mal in einem Rutsch gelesen und dazu was bei mir im TB geschrieben.
    Weil irgendwo, wollte ich das Gelesene auch für mich verdauen, aber dank Dir, kopiere ich das mal hier rein. :wink:

    ________________

    Hallo,

    Oh, man, nu habe ich mir den Thread von TH, mal komplett durchgelesen.

    Und eins weiss ich, mit jeder Seite die ich gelesen habe, wechselten meine Gedanken, zwischen, Mitleid, Verständniss, Unglaube, Wut, Trauer sowie zum Schluss, einer Erkenntniss.

    Ich werde auf jeden Fall nun mal vermehrt bei den Kids, von Alkoholikern lesen, schon Alleine um auch deren Erlebnisse und daraus resultierenden,
    Dinge die daraus endstanden sind, kennenzulernen.
    Ich denke auch das gerade dieser Thread sehr krass, geschrieben worden ist. Da sind tiefe Wunden und ein Nichtverstehen, der verschiedenen Wahrnehmungen, Bedürfnissen und Gefühlsebenen.

    Man kann das als Schlag ins Gesicht sehen, wenn man sich den Schuh, anzieht, oder auch nicht, mich macht sowas eher nachdenklich.

    Vom Verständniss, was TH, da wiederfahren ist, kommt bei mir Mitleid und Trauer auf, das einem Kind, soetwas wiederfahren ist.
    Die Reduzierung des Alkis, sehe ich das eher gemischt.
    Einmal die blinde Wut auf die Mutter und das miterleben, der mitgebrachten Alkis, in die Familie.
    Aber teilweise, klingt es auch gezielt und das macht mich dann wütend.

    Denn wie viele Menschen, brauchen keine Drogen oder Alk, um so herzlos zu sein, sei es Missbrauch, körperliche oder verbale Gewalt, gibt.

    Nun wenn solche Dinge geschehen, sind Sie genau gleich zu bewerten, wobei der Alki ja noch fremdbestimmt ist, was ich nicht als Entschuldigung ansehe. Der Mensch der aber solche Dinge, macht und generell so eine Neigung, in sich trägt, da frage ich mich mich, wo kommt das her.

    Opfer werden auch manchmal Täter, die wiederum Opfer, hervor bringen.
    Den Kreis, kann man nur versuchen zu durchbrechen.
    Und da finde ich, es wieder wichtig, das Alles was mit Alk, zu tun hat, auch zusammen gehört.
    Und nicht durch eine Minderheit, abgerenzt werden sollte, nur so kann man dann vieleicht, aufarbeiten.

    Ich kann das nun nicht beurteilen, aber ich kann mich distanzieren, mit dem Wissen, das ich krank bin, aber immer versucht habe diese Krankheit, zum Stillstand zu bringen.
    Und hoffe das ich die Kraft habe, weiter nach Vorne zu sehen.

    Das waren meine Gedanken zu dem Thread.

    MLG Marion

    _________________

    Ich möchte nichts schön reden, das ich getrunken habe, war auch schon mal dreineinhalb und zweieinhalb Jahre und mehrere Monate, dazwischen,
    trocken.

    Im Moment ein halbes Jahr trocken und werde eine LZT machen, bin fleissig, dran am arbeiten.

    Ich habe zwei Kinder, mein Sohn ist 22 Jahre hat seine Ausbildung, Führerschein, macht mnun bein Bund seine Sanitäterausbildung, meine Tochter ist 16 Jahre, Sie ist am Anfang ins Abitur.

    Ich bin seit 25 Jahren verheiratet, habe immer dagegen angekämft.
    Was ich in meiner Kindheit erlebt habe, ohne das da je Alkohol oder Drogen eine Rolle gespielt haben, das würde zu weit führen.

    Ich und mein Mann haben immer versucht, trotz meiner Krankheit, gute Eltern zu sein.
    Meine Kinder haben meine Krankheit erlebt, es waren nicht immer schöne Momente, aber wir haben zusammen gestanden und sind auch Heute noch eine Familie, mit allen Höhen und Tiefen.

    Meine Kinder sind gerne zu Hause und wir lieben uns, auch wenn nicht immer eiteler Sonnenschein herrscht, ebend eine fast normale Familie, mit einem Alki.

    Ich will hier nichts schön reden, ich habe hier auch noch nicht viel gelesen,
    aber ich möchte auch mal, in den Raum stellen, das es ein zusammen Leben, geben kann, aber da, gehört die Einsicht des Alkis, an erster Stelle dazu. :!:

    MLG Marion

  • So, dann will ich hier auch noch mal meinen Senf dazu geben.

    Auch wenn ich hier hauptsächlich als Alkoholiker schreibe, so bin auch ich "EKA". Das aber nur am Rande.

    Wir nennen diesen Bereich erwachsene Kinder von Alkoholikern. Nun, dann muss ich diesem Anspruch (in Form von "erwachsen") auch gerecht werden. Es zeugt aber überhaupt nicht von erwachsen, von eigenständig, von selbstsicher wenn ich mich auf die Schiene "der böse Alkoholiker" mit entsprechender Ablehnung (siehe oben: Wut, Hass, etc.) begebe und hier einen "Feldzug" anfange.

    Es bringt mich nicht weiter

    Was aber ist das Ziel dieses Forums? Richtig, wir wollen uns weiter entwickeln, der Alkoholiker zum trockenen Alkoholiker, der Coabhängige will seine ungesunden Strukturen los werden, und wir Kinder – wollen endlich auch gesund, in Frieden und nicht durch den Alkoholiker belastet leben dürfen.

    Ich kann wieder mal nur von mir ausgehen: So lange ich mit Wut / Hass / Ablehnung an ein Thema rangehe, werde ich da nix produktives zu Stande bringen. Auch meine persönliche Zufriedenheit wird sich in ganz engen Grenzen bewegen müssen, weil ich mir ja dann einen Weg komplett versperre: den Weg, "meinem" Alkoholiker keinen Raum mehr in meinem Leben zu geben.

    Nun, jeder von uns wird auf seine Weise mit dem Thema umgehen müssen, wenn wir wirklich unseren Frieden haben wollen. Ich kann nur sagen wie auch im Bereich der Alkoholiker und der Coabhängigen: es nützen keine Lippenbekenntnisse, wir müssen uns selbst durch unsere Handlungen verändern.

    Das entspricht auch meinem Motto: wer will, findet Wege – wer nicht will, findet Gründe.

    Ich bin Karsten jedenfalls dankbar, dass er diesem unseligen Thread –unfreiwillig?- ein Ende bereitet hat, denn ich hätte in diesem Fall noch sehr lange geschwiegen – es war ja nicht mein Ar***, in welchen hier ständig getreten wurde...

    LG
    Spedi

  • hallo ihr lieben

    wow! so viel resonanz, neue erfahrungen und einfach klasse formulierte worte :D ihr habt mich wieder mal kräftig beeindruckt :lol:

    im hinterkopf hatte ich beim verfassen ne kleine überlegung, ich dachte mir zwar schon das sich der thread so in etwa entwickeln wird, aber ihr habts echt übertroffen.

    ich wollte hier eine zusammenfassung von mitgliedern aus allen bereichen, verschiedene sichtweisen die aber eins zeigen :arrow: das der beste weg für uns alle is, wenn wir ihn gemeinsam gehen!

    es wird bestimmt wieder zeiten geben wo ich mit unverständnis reagiere, da werde ich mir dann diesen thread nochmal durchlesen um wieder "runterzukommen", vielleicht ist er ja auch anderen eine hilfe dabei, wer weiß 8) mir bestimmt, dafür habt ihr "gesorgt" :wink:

    vielen dank für euer umfangreiches feedback, wer mag darf natürlich jederzeit noch was dazu schreiben :wink:
    es steht zwar mein name als verfasser vorne dran, aber für mich ist das nicht mein thread, sondern unserer!

    liebe grüße -Dani-

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