ich habe mir oft anhören müssen, dass es nicht ratsam sei, in seinem häuslichen Umfeld Alkohol zu haben. Der Sinn sollte sein, in kritischen Situationen nicht so schnell an den "Problemlöser Nr.1" zu gelangen. Dabei ist mir immer wieder die Argumentation aufgefallen: der Lebenspartner kann ja auf Alkohol verzichten, wenn er mich wirklich liebt. Schließlich geht es bei mir um Leben und Tod.
Was Leben und Tod angeht, so ist jeder Alkoholiker dafür selber verantwortlich. Diese Last muß er alleine tragen. Abstinent leben zu wollen bedeutet im Endeffekt, auch eine andere Einstellung zur Sucht - und damit zu sich selber - zu erlangen. Weil die Sucht ein Teil von mir ist, das ich nicht abschütteln kann. Die häusliche Umgebung suchtmittelfrei zu halten ist eine gute Hilfe für den, der seine Labilität einzuschätzen weis. Jedoch mit der Verknüpfung - "ich bin krank" - "das ist fast ein Gesetz" - "wenn du mich liebst..." - eine Anforderung (Einforderung), die einem nicht zusteht.
Der Alkoholiker weiß am besten wie schwer es ist, Bedürfnisse zu unterdrücken oder hinten anzustellen. Aber genau das wird vom Lebenspartner meistens erwartet. Oft mit der oben genannten Begründung: ich bin krank.
Objektiv gesehen ist der Wunsch nach einem suchtfreien Raum nur das Eingeständnis der (noch) eigenen Schwäche gepaart mit der Knebelung des Partners.
Gruß Manfred