Merkmale für ein EKA

  • kopfkino

    in jeder situation mit dem schlimmsten rechnen, weil man ja im notfall auf alles vorbereitet sein will

    dementsprechend die schlimmsten situationen ausmalen und im vorhinein schon versuchen lösungen zu finden, für ein problem, dass es gar nicht gibt.

  • Hallo Roa,
    das ist ein sehr wichtiges Thema, finde ich :!:
    Denn die ständigen Eventualplanungen im Kopf kosten eine Menge Energie.

    Ich für meinen Teil habe immer wieder den Rat bekommen, zuversichtlich zu sein. Das fällt natürlich bei unseren Erfahrungen nicht gerade leicht und geht auch nicht immer...

    Dennoch: wenn ich bei mir bleibe habe ich weniger Kopfkino.

    Liebe Grüße, Löwenherz.

  • Ich stimme Löwenherz zu, das es ein wichtiges Thema ist, was Roa hier angesprochen hat.

    Roa, weisst Du eigentlich wie und was Du hier schreibst, sehr befreiend ist?

    Für mich ist es jedenfalls so, es schenkt mir jedesmal Aha-Erlebnisse, oder Bestätigungen für frühere oder manchmal noch heutige Verhaltensmuster von mir. Danke Dir.

    Denn die vertane Energie für unser Kopfkino können wir bewusster für unseren Alltag einsetzen, indem wir uns mit Situationen in der Gegenwart auseinandersetzen, die uns hindern Selbstliebe zu fördern. Konflikte sind da, um Lösungen zu finden, die uns gut tun.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Altes EKA-Merkmal: lieber selber machen, sich dabei kaputt machen, als um etwas zu bitten.

    Die Erfahrung war ja die, daß ich als Kind nie das bekommen habe, was wirklich not-wendig war, gleich wie ich um Hilfe gebettelt habe. Das sitzt tief.


    Mir ist das die Tage an meinem neuen Arbeitsplatz aufgefallen. Da bekomme ich jegliche Hilfe - wenn ich darum bitte! Das ist nicht einfach für mich, aber so langsam komme ich da rein.

    Und heute sagte ich, daß ich ja irgendwann nicht mehr der Frischling bin, sondern jemand anders das sein wird, dann kann ich das zurückgeben...

    Ach ja, und DANKE sagen, das gehört auch dazu.

    Bitte und danke. Zwei einfache Wörter. Wüßte nicht, daß ich die früher je gehört hätte. Da gab es böse Blicke, aus denen ich dann herausorakeln mußte, was nun genau der Befehl an mich war.


    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo,

    mein Pa ist Quartalsalkoholiker.
    Liz hat folgendes geschrieben:
    Es gibt den:
    Familienheld,
    Schwarzes Schaf
    Clown
    Träumer

    Das ist total krass, ich habe drei Geschwister. Wir können uns genau in die einzelnen Stufen eingliedern.
    Ich bin wahrscheinlich der Clown der Familie...lach.
    Bei irgendwelchen Anlässen..bin ich diejenige die immer irgendwelche Sprüche reißt um die komische Stimmung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern abzubauen. Ich sage euch kein einfacher Job. :shock::lol:

    Naja.
    Was fällt mir noch ein? Ja mein jüngster Bruder ist Eiskalt wie der Tod, total eingemauert.
    Ich habe Panickattaken (Hats sich schon gebessert)
    Manchmal bin ich total Gefühlskalt, Emotionslos...wenn draußen Krieg herrscht..und andere das große Entsetzen haben und Trauern. Fühle ich manchmal nichts. Habe mich oft gefragt wiso das so ist...tja danke liebes Forum, jetzt weiß ich es.

    Über Gefühle reden noch vor ein paar jahren...äh..was fühle ich denn überhaupt? Gibts dafür auch Namen?

    Früher in der Schule mußte ich mir dauernd Sprüche anhören..wie du bist so ernst und so böse. Tja...das Familienleben ist ja auch eine ernste Angelegenheit.

    Tja und leider vieles mehr...so viele zu meinen mit euch verwandten Eka Merkmalen.

    Liebe Grüße nat.

  • Hi Lyralie,

    ja du hast Recht..die eigenen Bedürfnisse erkennen. Muß mal gucken gehen...irgendwo im Keller.

    Und wollen will ich viel...weiß nur nicht wo ich anfangen soll und mit was ich anfangen soll.

    Ah super Wetter heute...tja was mach ich denn??
    Allein auch noch....puuh schwierig.

    Grübel...Grübel... malen? Was?
    Spazieren...zu einsam.
    Nichts tun!! Zu faul..könnte schlechstes Gewissen drohen.
    Könnte die Wohnung blitze blank putzen...gefährlich Flucht vor mir selber.

    So gehts mir...hin und her gerissen..alles wollten tun und doch nichts tun.

    Gruß Nat :shock::D

  • Hey Katiee,

    super Tipp, hab ich auch schon das ein oder andre mal erfolgreich durchgezogen, falle aber immer schnell zurück ins altgewohnte.

    Vielleicht hab ich dann auch einfach zu viel auf einmal versucht, ich werds mir also noch mal zu Herzen nehmen ;)

    lg Roa

  • Hallo,

    bei mir war das immer ziemlich extrem, ich weiß nicht, ob das typisch EK oder typisch Linde ist :wink: , jedenfalls reagierte ich sehr heftig mit Aggression, wenn plötzliche Veränderungen kamen von außen. Also z. B. eine Dienstplanänderung oder im privaten Bereich eine Änderung eines geplanten Ablaufs.

    Ich kam bei solchen Situationen immer wie in der Zeitmaschine in die alte Situation rein, daß die Dinge nie so liefen, wie geplant. Nichts war sicher, nichts war vorhersehbar, ich wurde immer wieder völlig aus eigentlich klaren Abläufen herausgerissen, das hat mich bis in die Grundfesten durcheinandergebracht damals als Kind.

    Bissel was klingt da als noch nach, auch heute noch. Ich bin immer froh, wenn jemand kurz anruft und sagt, es wird bissel später... oder wenn mal ein Programm umgeschmissen werden muß, warum auch immer, dann brauch ich dafür paar Minuten länger als andere, um das geregelt zu kriegen, dann isses ja auch schnell wieder gut.

    Denn heute ist ja heute und heute bin ich nicht mehr in der alten Ohnmachtssituation.


    Als ich mir letztes Jahr die Hand brach, da mußte ich plötzlich alles mit links machen. Manches mache ich immer noch mit links, Computermaus z. B.! Finde ich viel besser, wer hätte das gedacht... Ja, das ist ein guter Tipp, spielerisch Kleinigkeiten zu verändern, Abläufe zu verändern. Das nimmt die Angst vorm bodenlosen Sturz ins Leere, so empfand ich das nämlich damals als Kind.

    Danke euch!

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Tja, wie ist es bei mir? Was sind meine Merkmale?
    Mein Vate hat seine Probleme damals gut im Griff gehabt, bevor meine Mutter ihn verließ, er trank zwar sehr viel, aber es hielt sich trotzdem in Grenzen,....so war es irgendwie.

    wie war ich:
    - unsicher
    - null Selbstbeusstsein
    - viel Angst (er könnte ja meiner Mutter etwas antun)
    - habe meiner mutter gesagt, als sie sich von ihm trennte, sie solle auf gar keine Fall zurückgehen - ja, irgendwie hatte ich schon verantwortungsbewusstsein

    Aber hat das alles damit zutun, dass ich ein Alkoholikerkind bin, zutun oder liegt es vielleicht an seiner rigenden Erziehung? Fheler durfte ich als kind nicht machen (Schule). Prfektion wurde verlangt. Und wenn etwas nicht perfekt war, dann wurde es wiederholt...und dann machte ich natürlich noch mehr fehler, weil ich irgendwann die konzentration verlor. daher denke ich, dass der faktor selbstbewusstsein sehr strak mit seinem drill zutun hat.

    ich war immer ein kind, dass man schnell ablenken konnte. ich habe auf jeden stift, der zu boden fiel geachtet, war in Mathe sehr schlecht. dafür konnte ich sehr achnell lesen. meine lehrerin fragte meine mutter, ob ich das lesen vorher geübt hatte, doch dem war nicht so. habe scheinbar eine sprachliche begabung, denn auch in englisch und frazöisch war ich gut. aber auch das ist, denke ich, eine veranlagung....und hat nichts mit alkoholismus zutun.

    - ich bin sehr sensibel. man kann mich leicht verletzen,

    -ich denke viel nach. ....und das oft sehr negativ.

    - ich finde schwer freunde, denke dass ich für andere uninteressant bin.

    -und finde für mich selber einfach keine positiven worte

    Ja, das bin ich.

  • Hallo an alle,

    ich habe alle Eure Beiträge sehr aufmerksam gelesen.
    Den meisten Dingen stimme ich voll und ganz zu.

    Ich bin eindeutig ein EKA.
    Meine Eltern sind tot und der Rest der Familie benimmt sich so krank, dass ich heute nur staune, überhaupt so normal zu sein wie ich zumindest nach aussen hin wirke :twisted:

    Ich bin erst seit kurzem in diesem Forum, habe wahnsinnig viel gelesen und mein Kopf arbeitet permanent.
    Meine Gefühle auch, und als EKA möchte ich nun einfach mal meine Gefühle hier schreiben und bitte Euch, Euch bloß nicht angesprochen zu fühlen!
    Ich kenne niemanden von Euch ich ich weiß sehr gut, dass meine Gefühle nicht immer angebracht sind.

    Doch vielleicht demonstriert dies nochmal das Innere eines EKA:

    ..................................................................

    Ich fühle Wut und Überlegenheit zugleich.
    Wut auf alle, die da jammern!
    Ihr habt doch nie gelitten! Ihr wisst doch nicht, was Leiden ist!
    Jammert nicht, sondern steht auf, Ihr Luschen.
    Helft Euch selbst, dann hilft Euch Gott!
    Und gäbe es ihn wirklich, Euren Gott, so wäre sie noch am Leben - meine Mutter, die am Alk elendig verreckt ist.

    Ihr seid Schauspieler!
    Ihr tut so, als wolltet Ihr nur Gutes mit mir!
    Doch ich erkenne Eure Fallen, die Ihr mir baut.
    Nein - ich nehme nichts von Euch an, denn Ihr werdet es mir mein Leben lang vorhalten.
    Nein danke - ich brauche Euch nicht. Niemals!
    Ich komme alleine klar!
    Dann muss ich es auch niemandem danken, dass er sich für mich bemüht hat.

    Lasst Euer Mitleid stecken!
    Ich brauche kein Mitleid!!!
    Bitte - alles, nur kein Mitleid!
    Ihr wisst sowieso NICHTS. Gar nichts von meinem Leben.
    Also könnte Ihr gar kein echtes Mitleid haben.
    Ich will kein Mitleid. Weder echtes, noch falsches.

    Du sagst, Du magst mich ?
    Klar - ich tanze ja auch schön für Dich!
    Doch nun, da ich nicht mehr tanze, weil ich müde bin, KANN es gar nicht sein, dass Du mich noch magst.
    Du magst mich nur so lange ich von Nutzen für Dich bin.
    Warum um alles in der Welt solltest Du mich sonst mögen ?!

    Wie - Du behauptest, das sei nicht wahr ?
    Warum sollte ich Dir glauben ?!
    Du lügst ja doch!
    ........................................................................................

    Ich weiß um den Wahnsinn dieser Gefühle und Gedanken.
    Ich beobachte sie und das hilft mir oft schon weiter.
    Doch wirklich vertrauen kann ich damit natürlich nicht.
    Jedenfalls keinem Menschen.

    Andererseits gibt es noch die genaue Umkehrung:
    .........................................................................................

    Was denn, DU interessierst Dich für MICH ?
    Wer bist Du denn, dass Du Dir einbildest, ich würde mich mit sowas wie Dir abgeben ?!
    .........................................................................................


    Wenn ich so drauf bin, schüttle ich selbst den Kopf über mich!
    Ich glaube, dass ich dieses Muster von meiner Mutter übernommen habe.
    Keiner war gut genug für mich .
    Ich sollte sowas wie die Prinzessin auf der Erbse sein.
    Dabei bettete man mich auf Nagelkissen!

    Ja, manchmal reagiere ich kalt.
    Ich empfinde kaum oder kein Mitleid.
    Aber nur bei erwachsenen Menschen.
    Bei Tieren und Kindern ist es genau umgekehrt.

    Ich glaube, dass ich sehr empathisch bin.
    Oft - SEHR OFT habe ich den Eindruck, das Gefühl, dass mein Gegenüber Theater spielt.
    Wenn z.B. jemand gestorben ist.
    Die Mutter eines Bekannten ... erst vor wenigen Monaten.
    Er klang so "gefasst" und tat so traurig.
    Gefühlt habe ich von alle dem nichts.
    Null Mitleid meinerseits.

    Diese Woche erfuhr ich von einem Freund, dass er einen bösartigen Tumor im Gesicht hat. Ich war schockiert und fühlte einen Ruck in meinem Magen.

    Mal so, mal so. Immer extrem in eine Richtung.
    Kein Mittelmaß.

    Nun höre ich auf zu tippen.
    Das artet ja aus.

    warmherzige Grüße (das meine ich nun ernst!)
    schickt Euch Seelchen

    Accentuate the positive ! (Al Jarreau)

    Gott gebe mir die Gelassenheit ...
    ... manchmal funktioniert`s tatsächlich!

  • Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen (virtuellen) Ort finde, an dem ich mich so sehr wiederfinden kann, wie hier.
    All das, was Ihr hier schreibt, über Euch, Eure wirren Gefühle, die Affenliebe und doch panische Angst vor der Nähe, die Aggression wenn etwas nicht nach Plan läuft, kenne ich nur zu gut.
    Ich kann auch sehr schlecht an neuen Orten sein und mich von jemanden (egal ob bekannt oder unbekannt) herumführen lassen. Das macht mir Angst und schraubt die Aggression in mir hoch.
    Hatte acht Jahre lang sehr starke Angstzustände, die gerade am Abklingen sind, da ich seit zwei Jahren sehr intensiv an einer Verhaltenstherapie arbeite.
    Bei mir ist es im Übrigen der Vater, der trinkt. Meine Mutter hat schwere Depressionen und war eher soetwas wie eine latente Trinkerin. Hat sich jeden Abend eine Flasche Wein reingezogen, damit sie, wie sie sagt, besser schlafen kann. Z.Z. ist sie in einer Psychatrischen Klinik und kann daher nichts trinken.

  • Zitat

    ........ungeheure Leidensfähigkeit haben, in einer unguten Situation sitzenzubleiben, ohne irgendwas zu machen. Es wäre vielleicht gar kein grosser Akt, aber die Angst vor Veränderung ist zu gross. Ich habe die Angst mitbekommen und jetzt ist es schwer, dagegen anzukämpfen.

    Gerade bei Sonnenstrahl entdeckt und wie ich finde auch ein Merkmal für ein EK.

    Boah, was konnte ich alles aushalten! Und auch noch stolz drauf sein. Und bloß nicht Nein sagen in der Firma, in der Familie... kein Problem, immer noch oben draufpacken auf's kleine EK, das schafft das schon.....

    Mich über die Leistung definiert oder die Arbeitsmenge oder die Geschwindigkeit. Wenn ich alles packe, wenn ich die Schnellste, Beste, Tollste bin, dann werde ich vielleicht wahrgenommen und wertgeschätzt.... Fehlanzeige. - Nächster Versuch, noch mehr draufpacken, noch mehr an die Grenzen gehen, noch mehr Leiden, irgendwer MUSS doch mal mein Leid wahrnehmen und mich auf die Situation ansprechen! - Kommt aber keiner..... - Also noch mehr leiden... usw.

    Da war keiner, der mir von außen sagte, DAS ist zu viel, DAS ist nicht in Ordnung, DAS ist krank, DAS ist nicht normal. Da ich nicht wirklich Vergleichsmöglichkeiten hatte, mußte ich davon ausgehen, daß MEINE häusliche Situation vollkommen in Ordnung ist, so schräg und überforderd sie sich auch anfühlte. Ich gewöhnte mich ans Leid, hielt es für normal. Jahrejang in einer häuslichen Situation gefangen, die in sich erstarrt war, da gab es keinerlei Entwicklungen. Abgeschottet nach außen, alle kindlichen Wachstums- und Veränderungsimpulse wurden versucht zu zerstören oder einfach ignoriert. Daher also nie eine positive Bestätigung erfahren, daß Veränderung und Entwicklung - selbst wenn man sich erst mal ins Neuland begibt - etwas Tolles sein kann. Erstarrung der kompletten Familie, um dem Alkoholiker das Saufen weiter zu ermöglichen.

    Wenn ich andere wegen wer weiß was rumjammern hörte, da war ich fassungslos, wie man wegen solcher Nichtigkeiten überhaupt den Mund aufmachen kann. Jammern fing bei mir erst an, wenn ich halbtot in der Ecke lag, nein, nicht mal dann. Da stieg ich innerlich aus und war nicht mehr dabei.


    Die Leidensfähigkeit ist riesengroß, eine wichtige Ausnahme gibt es bei mir: nie wieder körperlichen Schmerz! IMMER Spritzen beim Zahnarzt z. B., da mache ich gar keine Experimente, mein Körper hat genug gelitten.

    Für's Seelenleid hab ich die letzten Jahre so einen Hauch einer Ahnung bekommen, WIE schlimm es gewesen sein muß bei mir. Jetzt, wo ich "wach" bin und Biographien vergleichen kann, jetzt wo ich die Erinnerungen mit Hilfe der Traumatherapie integrieren konnte.


    Wichtigstes Wörtchen auf dem Weg ist das Wort "Nein!" Ein Gefühl zu entwickeln für die eigene Stärke und die eigene Grenze, sich abgrenzen, sich für Überforderung schützen. Ich bin auch nicht für alles um mich herum zuständig, gut zu wissen wo meins aufhört und das der anderen anfängt.


    Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat von MaMeJo

    ich bin auch die "Verantwortungsbewusste" _ ich bin in unserer Familie, als älteste Tochter zur Mutter mutiert. Noch heute fragt mich meine Mutter nach Hilfe und Rat, im Krankenhaus war ich die Ansprechpartnerin für meinen Vater, ich bin die einzige die meinem vater überhaupt etwas sagen darf. Die Starke eben... Ich treffe Entscheidungen, kämpfe und wehre mich...M.

    Das ist eine interessante Aussage von MaMeJo, die mich nachdenklich macht.

    Wie hängt das denn zusammen, dass ein EKA freiwillig für andere deren Leben organisiert, als Ansprechpartner dient und immer ein offenes Ohr hat und derweil das eigene Leben nicht geregelt bekommt.

    Wieso ist es so leicht, die Gefühle anderer Menschen zu fühlen, ihre Stimmungen, Leid und Freude. Ich komme mir wie ein widerspenstiger Holzklotz vor, zeitweise dumpf, starr, ohne Gefühlt und mit einer Heidenangst, für MICH Verantwortung zu übernehmen. Obwohl ich weiß, dass das Quatsch ist, wäre es mir in der jetzigen Situation lieber, jemand übernimmt das Steuerrad für mich in meinem Leben uns sagt mir, was ich tun soll.

    Wie Linde so schön gesagt hat, wird das aber nicht passieren. Die anderen Menschen nehmen unser Leid in den meisten Fällen nicht wahr. Also sind WIR selbst gefragt - nur wie geht das?

    LG,

    Eure zur Zeit etwas ratlose Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo zusammen,
    ich bin noch ganz neu hier und stolpere hier von einem Aha-Erlebnis zum nächsten- vor allem in diesem Thread.
    Es ist so spannend und rührend zu entdecken, wieviele Erlebnisse und Eigenarten ich mit anderen teile.

    Ich fange gerade erst an zu begreifen, wie wirksam meine Kindheitserfahrungen bis heute sind. Dass dieses oder jenes ein EK-Merkmal sein könnte, habe ich bis zu meiner gestrigen Anmeldung nur dunkel geahnt.
    Hier ein paar Angewohnheiten, von denen ich mir nun vorstellen könnte, dass ich sie habe, weil ich ein EK bin:


    Ich plane Dinge, für die ich Verantwortung übernommen habe, minitiös. Schreibe dann alles haarklein auf. Ich bin vorbereitet wird sonst niemand und habe trotzdem die Angst, dass es schiefgehen wird und ich dann als Dumme dastehe.
    Bei Dingen, die dann tatsächlich gut gelaufen sind, plagt mich hinterher das Misstrauen: Habe ich Fehler gemacht? Hat es den anderen vielleicht doch nicht so gut gefallen, wie sie behaupten?

    Im Gegenzug finde ich es aber überhaupt nicht schlimm, wenn anderen etwas misslingt.


    ------------------------

    Ich hasse es, wenn jemand unangemeldet in meine kleine private Welt einbricht - sprich mich besucht, ohne vorher anzurufen.
    Ich bin früh von zu Hause weggezogen, habe das Weite gesucht. (Was nicht bedeutet, dass ich nicht trotzdem oft zu meinen Eltern fahre...)
    Meine eigenes zu Hause ist wie ein Bunker für mich. Man darf mich besuchen, aber ich brauche vorher Zeit, mich darauf einzustellen.

    Wenn dann jemand kommt, versuche ich alles perfekt aussehen zu lassen. Ich versuche sowieso eine begnadete Über-Gastgeberin zu sein (s.o.).
    Das ging schon so weit, dass ich meine Wohnung nach einer langen Putzaktion für zu ordentlich hielt. Ich hatte dann Angst, dass auch das wieder nicht gut ist und habe dann systematisch kleine Unordnungen geschaffen, von denen ich gehofft habe, dass sie auf meine Gäste natürlich und normal wirken würden.

    (Tja, ein bekanntes Gefühl: Wie man es macht, macht man es falsch - anscheinend auch sich selbst gegenüber?)

    -----------------------------

    Freundschaften entwickeln sich bei mir gaaaanz langsam.
    Beziehungen bin ich immer kopfüber und in aller Eile eingegangen, aber bei Freunden bleibt es lange emotional an der Oberfläche. Erst nach vielen Jahren könnte ich die Frage "Würde es Dir wirklich etwas ausmachen, die Person nie wieder zu sehen?" mit Ja beantworten und das auch nur bei sehr wenigen Menschen.

    Außerdem beschleicht mich bei manchen Freunden (bei denen, die ich "nur" einige Jahre kenne) immer wieder die leise Sorge: Bin ich im Freundeskreis eventuell nur geduldet und gar nicht so beliebt, wie es scheint?

    --------------------------

    Starke Eigenschaften, die mir heute nutzen:

    Ich kann sehr gut einschätzen, wie die Beziehungen (auch die familiären) bei andern funktionieren. Sehe als Außenstehende, wer wo steht.

    Ich kann mich gut artikulieren, gut argumentieren und steche andere damit aus. Ich habe ein gutes Gefühl für Sprache und Logik.
    Ich glaube, dass kommt daher, dass ich mit einer Streitkultur aufgewachsen bin, in der stundenlang und fast täglich mit Worten gefochten wurde. Ich hatte zwar keine Chance, aber ich habe früh und über einen langen Zeitraum üben müssen, zu argumentieren.
    (Es kommt mir so vor, als gelte das für viele hier: Ein gutes Sprachgefühl.)
    Doch das führt wieder zu anderen, weniger guten Eigenschaften: Wenn jemand für Logik nicht zugänglich ist, nicht darauf eingeht und ein gutes Argument einfach nicht gelten lässt, gehe ich kaputt, es schmerzt körperlich.
    Und im Streit mit meinem Partner finde ich oft nicht den Absprung, rede und rede und rede. Es ist dann, als hätte ich ein unstillbares Bedürfnis, mich und meine Position zu erklären. Aber soviel ich auch sage, sosehr mein Partner bemüht ist, mich zu verstehen, das Bedürfnis bleibt.

    Liebe Grüße
    Zwiebelmädchen

    P.S. Noch etwas: Ich schäme mich - jetzt z.B., weil ich soviel geschrieben habe und nicht weiß, ob das richtig war ... menno :?

  • Hallo Zwiebelmädchen,

    Dein Beitrag hat mich sehr nachdenklich gemacht. In vielen Deinen Beschreibungen finde ich mich wieder, hatte aber bis jetzt nie darüber nachgedacht, dass diese in Verbindung mit der Alkoholsucht meines Vaters in Zusammenhang stehen könnten.

    Wie Du, kann ich es überhaupt nicht haben, wenn es plötzlich klingelt und jemand ohne Anmeldung vor der Tür steht, so dass ich keine Zeit hatte, aufzuräumen.

    Außerdem überlege ich ständig, was andere Leute von mir denken und ob sie jetzt nett zu mir waren, weil sie mich mögen oder nur so tun und im Grunde genommen denken "oh nein, die schon wieder".

    Ansonsten möchte ich immer so perfekt sein, dass von Beginn an schon klar ist, dass ich scheitern werde, da ich Ansprüche an mich stelle, die einfach unrealistisch sind, während ich andere immer tröste mit "das ist doch gut genug" etc.

    Weiterhin bin ich so harmoniesüchtig, dass ich schon fast panisch reagiere und nach Hause möchte, wenn wir unterwegs sind und 2 Menschen nur etwas lauter diskutieren.

    Vor einiger Zeit war ich mit meinem Mann essen und ihm hat es nicht geschmeckt, so dass er Reste auf dem Teller gelassen hat und den Kellner darauf hinweisen wollte, dass u.a. Salz fehlt oder so. Auf jeden Fall hab ich dann schnell seine Reste aufgegessen, um dies zu verhindern.

    Desweiteren weise ich z.B. auch einen Kellner oder Verkäufer etc. darauf hin, wenn er sich zu seinem Ungunsten verrechnet, traue mich aber nix zu sagen, wenn es zu meinem Ungunsten ist. Also immer schön nach dem Motto: Nur nicht auffallen; nur keinem auf den Schlips treten; es immer jedem brav recht machen.

    Dein Beitrag war also sehr interessant, so dass ich mich mit der Frage, warum ich so bin wie ich bin, tatsächlich mal intensiv auseinandersetzen werde.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochende! Sabine :wink:

  • Hallo ihr!

    Nachdem ich jetzt mal schnell hier gelesen habe, muss ich feststellen, dass es vlt. nicht unbedingt nur EKAs so geht, sondern auch Co-abhängige wie ich dies alles mitmachen.
    Ich finde mich in fast allen Punkten wieder.
    Zum Glück habe ich manche schon überwunden, dank der Therapie, dem Umgang in meiner Gruppe und hier im Forum.
    Aber diese UNSICHERHEIT bleibt mir erhalten.
    Es hat nachgelassen. ... gelassen .... ja, bin ich schon manchmal. Aber manchmal falle ich wieder herein.

    Kommt diese Unsicherheit von unserem unsicheren Leben? Weil man nie wusste, was uns nachher, morgen, ... erwartete?
    Wir konnten planen soviel wir wollten, und doch kam alles anders?
    Sind wir "klein" schwach unsicher gehalten worden? Gemacht worden?

    Hmhmhm, ganz schön Denken an einem Feiertag. :wink:
    Wünsch euch einen schönen! Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebes Zwiebelmädchen,
    ui, Deinen Beitrag muss ich mir noch mal ganz langsam zu Gemüte führen und auf mich wirken lassen. Vielen Dank!


    Hallo Gotti,

    habe gerade Deinen Beitrag gelesen und hatte in den letzten Tagen auch ein Gespräch darüber: es hat uns definitiv an Beständigkeit gefehlt.
    Diese Gefühle des schwach, klein und unwichtig zu sein hängt für meine Begriffe damit unmittelbar zusammen.
    Ständig standen die Probleme der Sucht im Vordergrund, nie die Bedürfnisse der Familie, der Kinder.

    Die Frage danach, was mich morgen erwartet habe ich mir immer gestellt und irgendwann resigniert aufgegeben.
    Dann kam die Zeit in der ich mir dachte: ich glaub ihr spinnt alle und ich kann mich nicht nach allen richten nur nicht nach mir.
    Dann kam der Kontaktabbruch und die Besinnung: wer bin eigentlich ich? Was möchte ich in meinem Leben erreichen? WER HAT DAS RECHT MEIN LEBEN ZU BESTIMMTEN AUSSER MIR?
    Heute sind nur noch wenige Personen daran beteiligt, mein Leben zu gestalten und das sind alles Menschen, die ich sehr liebe oder Freunde nenne und gerne habe, weil sie mir gut tun.

    Liebe Löwengrüße.

  • Hallo Ihr alle,

    bin auch neu hier und trau mich mal, die Regeln, wie ich sie in unserer Familie für mich wahrgenommen habe und die meine Gefühle entscheidend geprägt haben, zu formulieren:

    . sei immer stark, egal wie Du das machst
    . hilf immer, egal was es Dich kostet
    . höre zu und halte Dich zurück
    . sei brav und anständi, egal wie unverschämt jemand zu Dir ist
    . decke niemals Lügen auf
    . im Zweifel schweig!
    . wenn Du etwas falsches sagst, hagelt es harte Sanktionen
    . niemand darf Dir helfen, wenn es die Eltern nicht erlauben
    . geh niemals Verbindungen ein, die nur Dir nutzen, denk immer an die Familie
    . es gibt keine Probleme in der Familie
    . spende Deine Kraft der Familie - und zwar komplett
    . Du bist verloren, wenn Du Deinen eignen Weg nimmst, niemand wird Dir helfen
    . es gibt keine Anerkennung ausserhalb der Familie
    . Dein Wille zählt nicht. Niemals.
    . Kreativität und Wissen darfst Du nie für Deine Zwecke einsetzen, das würde Kritik am Familiensystem bedeuten und ist absolut verboten.
    . es ist überall gleich, es gibt keinen Ausweg.
    . wir müssen zusammen halten, egal wie.
    . Du darfst niemals krank werden.
    . arbeiten ist in jeder freien Minute eine Selbstverständlichkeit, andernfalls bist Du eine Schande für die Familie.
    . Kritik ist selbstverständlich und muss geschluckt werden, Verletzungen haben nur Schwächlinge.
    . steh den Eltern immer zur Verfügung! Kritik an Ihnen ist Hochverrat.
    . Hobbies und alles ausser arbeiten ist Schnickschnack und unnötig.
    . Du als Frau musst unterwürfig sein und Dir alles gefallen lassen.

    Oha - harte Kost. Nun ja, das ist eine eigene Welt, in der ich zum Glück schon lange nicht mehr lebe :)

    Liebe Grüße,
    Lavandula

  • Hallo Lavandula :D

    Herzlich Willkommen hier und viel Spaß beim Schreiben.

    Herzliche Löwengrüße

  • Vielen Dank, liebes Löwenherz :)

    Mir fallen noch weitere Regeln, nach denen ich in meiner Ursprungsfamilie zu leben gelernt habe, ein... :

    . arbeite bis zum Umfallen
    . Du bist unwichtig
    . Du bist nervig
    . Du hast niemals recht
    . die Andern sind immer (!) wichtiger
    . Du kostest nur Geld
    . Du bist zu nichts nutze
    . dauernd willst Du was
    . Deine Gefühle sind nichts wert, es sei denn, sie bestätigen mich
    . Du bist auf mein Wohlwollen angewiesen. Für immer.
    . Du kannst nicht alleine überleben
    . schweige!
    . Deine Meinung zählt nicht. Niemals.

    Es ist so vieles - wie soll damit ein Kind klar kommen? Wie soll es sich da entwicklen? Die Eltern sagten immer: 'Ihr habt es doch gut, wir hatten es viel schwerer' - kein Wunder, wenn man das kleine Wesen mit all seinen Gefühlen und Sorgen nicht ernst nimmt. Aber sie waren und sind immer mit sich beschäftigt. Es ist ihre Entscheidung.

    Soviel für den Moment.

    LG,
    Lavandula

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