alkoholiker – ich doch nich – keine ahnung – klar ich

  • Moin Hartmut,

    Zitat

    Auch andere konnten mein Krankheitsbild " Alkoholiker " beurteilen . Sie hatten schon vorher Recht bevor ich es erkannt hatte.

    reiner Zufall, ein "Problemtrinker" hätte einfach reduziert, sobald die Probleme weg sind ... :shock::D

    Gruß Jürgen

  • Hallo Jürgen ,

    Zitat

    einer Zufall, ein "Problemtrinker" hätte einfach reduziert, sobald die Probleme weg sind ..

    Gut das ich dann Wirkungstrinker war ? ;)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von juergenbausf


    das ist genau, was ich meinte.
    Du wirst zum Alkoholiker, indem DU es erkennst.
    Vorher bist Du alles mögliche, nur kein Alkoholiker.
    Und andere können schon gar nicht beurteilen, ob Du wirklich einfach aufhören oder reduzieren könntest, wenn Du nur wolltest,

    Gruß Jürgen

    Hallo Jürgen,

    ich halte das für eine schlüssige Erklärung. Nicht umsonst wird man hier im Vorstellungsbereich gefragt, ob man sich selbst denn überhaupt als Alkoholiker sieht. Das deckt sich mMn. mit Deiner Definition.

    Ich hatte hier ganz am Anfang so meine Probleme damit, klipp und klar zu sagen, daß ich mich als Alkoholiker sehe...weil ich wohl tief in mir noch nicht bereit war, es zuzugeben.

    Die entscheidende Sache war dann in der Tat die eigene Bereitschaft, sich selbst als Alkoholiker einzustufen...mit allen Konsequenzen. Erst ab da hab ich mich wirklich auf den Weg gemacht.

    Schönen Gruß

    Andreas

  • Hallo Andreas

    Zitat

    Nicht umsonst wird man hier im Vorstellungsbereich gefragt, ob man sich selbst denn überhaupt als Alkoholiker sieht

    In diesem Forum tauschen sich ja nur Alkoholiker (Co, EKA Angehörige) aus , deswegen wird nachgefragt. Da geht es ja noch nicht um die tiefsinnige eigene Bedeutung.

    Natürlich ist es auch nur möglich, etwas zu ändern, wenn ich etwas erkannt habe. Das hast du ja ähnlich geschrieben .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Ihr!

    Interessante Diskussion. Jeder von uns kennt den gewaltigen Unterschied, ab dem Tag der Erkenntnis, dass wir Alkoholiker sind.

    Meine Frage an Euch. Ändert sich Euer Verhalten einem Säufer gegenüber, der sich zum Alkoholiker bekennt? Darüber denke ich gerade intensiv nach! Also auch, wie das bei mir ist.

    Schönen Gruß, ich hatte 3:0 getippt,
    Su :)

    "Was einer für sich selbst hat, was ihn in die Einsamkeit begleitet, und keiner ihm geben und nehmen kann: dies ist viel wesentlicher als alles, was er besitzt, oder was er in den Augen andrer ist." Arthur Schopenhauer

  • glück auf jürgen, hartmut, andreas, su und alle

    s geht wiedermal um die wortbedeutung, um s unterschiedliche verstehn, was der begriff meint :cry::lol:

    Zitat von juergenbausf

    das ist genau, was ich meinte.
    Du wirst zum Alkoholiker, indem DU es erkennst.
    Vorher bist Du alles mögliche, nur kein Alkoholiker.

    für mich is das "s pferd von hinten aufzäumen".
    ich war alkoholiker=alkoholkrank lange bevor ich s erkennen durfte !!!
    ich hab "gefühlt" bzw "irgendwie gemerkt", dass da was mit mir und meinem umgang mit m alk "in unordnung" war. ich hab mit untauglichen mitteln und methoden versucht mein trinkverhalten (meine sauferei) in ordnung zu bringen :oops: - hab mir n strich ans etikett gemacht (nur bis hierher) früh war die flasch leer - usw.
    erst als ich wusste das ich krank bin, als mir jemand (n echter profi, der selber gesoffen hatte bis der krankenwagen kam) das richtige mittel: !! absolute alk-abstinenz !! gezeigt hat konnte ich die krankheit "stoppen" und ich stopp immer noch - ich bin auch immernoch krank - bin immernoch n säufer (nur eben n alk-abstinent lebender).
    vielleicht hät ich auch selber drauf kommen können?

    n vergleich (der natürlich wieder hinkt): n krebskranker merkt, das da was in unordnung is - er versucht mit untauglichen mitteln und methoden (tee, umschläge usw.) das in ordnung zu bringen ...
    krank is der schon bevor s der arzt feststellt.

    ich schlies mich (wiedermal) hartmuts sichtweise an.

    Zitat von Quantensprung

    Ändert sich Euer Verhalten einem Säufer gegenüber, der sich zum Alkoholiker bekennt?

    ohh-ja vorher will ich ihm zu dieser erkenntnis helfen - dann will ich ihm helfen trocken zu werden bzw. zu bleiben. selbsthilfe eben.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,

    der an Krebs erkrankte Mensch erhält seine Diagnose vom Doc, der Suchtkranke kann sie sich nur selbst stellen durch diese innere Erkenntnis und gleichzeitige Kapitulation.

    Es gibt genügend Menschen da draußen, die ihr Leben lang massiven Alkoholmissbrauch betreiben, ohne tatsächlich Suchtkrank zu sein. Es erwischt ja nun auch nicht Jeden. Für mich wäre es z.B. auch schwierig, einen sogenannten „Quartalssäufer“ zu erkennen (ebenfalls Alkoholkrank), es sei denn, ich habe ihn über einen langen Zeitraum im Visier. Vermutlich würde ich zunächst denken, es ist ein Mensch ohne Suchtproblem, der in einer Phase akute Probleme wie eine Trennung oder einen Jobverlust ertränkt. Der Griff zur Flasche in diesen Situationen ist ja nichts Ungewöhnliches. Diese Menschen berappeln sich meist nach einiger Zeit und fahren den Alkoholkonsum zurück, das Verhaltensmuster bleibt oft dasselbe.

    Für mich ist es nach wie vor der schwierigste Schritt bei Suchtkrankheiten, zu erkennen und vor allem auch anzunehmen resp. für sich zu akzeptieren, dass man krank ist und (Alkohol)abhängig. Je mehr ich im realen Leben noch gebacken bekommen habe, desto schwieriger wird in meinen Augen die Kapitulation. Bin ich erst einmal auf der Intensivstation gelandet, gibt es wohl nur noch sehr wenig Spielraum für die üblichen Eiertänze.

    Jürgen´s Definition hat mir beim Sortieren geholfen, denn auch ich fand sie schlüssig, aber ich will niemanden über den Haufen reden ;-).
    Und natürlich würde sich mein Verhalten einem Säufer gegenüber ändern, der sich zu seiner Alkoholkrankheit bekennt, denn dann ist er in seinen eigenen Augen krank und damit Betroffener genau wie ich selbst. Ich beschränke mich allerdings in erster Linie darauf, bekennende Alkoholiker bei ihrer Abstinenz zu unterstützen, anstatt mich u.U. Jahrelang mit einem Säufer abzusabbeln. Ich muss ja nicht noch in ein fremdes Hamsterrad mit hineinhopsen ;-).

    Ich trau´ mich kaum zu fragen ;-), aber ich hätte von Dir, Jürgen, jetzt gern noch gewusst, wo Du den Unterschied siehst zwischen „trocken“ und „abstinent“. Vermutlich hast Du es bereits irgendwo erwähnt, aber ich habe es nicht finden können.

    Viele Grüße und schön, Matthias, dass ich in Deinem Thread was anzetteln durfte ;)
    Katha

  • Hallo,

    Eine Frage Katha und Jürgen . Wart Ihr erst zu dem Zeitpunkt Alkoholiker als ihr das erkannt hattet ? Oder ist das Erkennen erst der Weg gewesen etwas zu ändern ?

    Ob andere Menschen suchtkrank sind oder nicht liegt ja nicht in meiner Beurteilung . Ich kann aber an Hand der Symptome eine mögliche Alkoholkrankheit erkennen . Viele Alkoholiker suchen ja zu meist erst eine Bestätigung keiner zu sein . Jeder der sich hier anmeldet hat ja ein "Problem" erkannt.

    Ich kenne aber auch den umgekehrten Fall . Da outen sich Menschen, aus welchen Gründen auch immer, als Alkoholiker und sind es gar nicht . Da sie auf einmal wieder damit umgehen könnten.

    Auch jahrelange trocken Alkoholiker die rückfällig werden , machen sich ja erstmal vor , es wieder zu können . Sind die dann keine Alkoholiker mehr ?

    Nur, alles was ich da geschrieben habe , ist für meinem Alkoholismus unwichtig. Bringt mir ja nichts ob ich davor, danach oder irgendwann es wurde.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Moin Hartmut,

    Zitat

    Eine Frage Katha und Jürgen . Wart Ihr erst zu dem Zeitpunkt Alkoholiker als ihr das erkannt hattet ?

    ich unterscheide da wirklich relativ genau zwischen den Begrifflichkeiten.
    Ich bin erstmals im Mai 2009 zu den AA gegangen, weil ich mit dem Trinken aufhören wollte. Ich habe dann bis Mitte 2010 zwei 4-monatige Trinkpausen und 2 Trinkphasen hingelegt. Ich habe mich da mit Sicherheit noch nicht als Alkoholiker bezeichnet, da ich es nach aussen nicht offen darstellte und da ich bei beiden "Rückfällen" im Grunde die Konsequenz daraus ( nämlich Saufen bis zur nächsten mittelschweren "Panne" ) nicht erkannt hatte. Da war ich eher "Problemtrinker" und glaub' mir, ich habe im Alter von 37-45 Jahren wirklich ne harte Latte an gleichzeitigen "Problemen" durchgestanden.

    Erst ab Mitte 2010 war ich bereit, ALLES zu tun, damit ich nicht mehr saufen muss. Ab da war ich bereit, komplett offen damit umzugehen und mich als Alkoholiker zu bezeichnen. Das war eine Entscheidung. Dies fiel mir leicht, da ich zu 100% bereit war, die Sache "zu den Akten zu legen" und da mir klar geworden war, dass die Sauferei mein grösstes Problem war - eben noch vor Schmerzerkrankung, Depressionen, Überlastung und Schulden.

    Zu diesem Zeitpunkt war ich 45 Jahre alt und trank 1/2 bis 1 Flasche Schnaps täglich ab nachmittags bei einem massiven Körperbau und 140 kg.
    Körperliche Schädigungen keine, psychische Auswirkungen satt und reichlich in Form einer Depressionsspirale nach unten.
    Wann nun genau der Übergang zwischen Alkoholmissbrauch zu Alkoholismus bei mir war, ist nicht genau zu sagen.
    Ich schätze, das muss so im Alter von 30-35 gewesen sein.
    Ich schaue nicht zurück und frage nicht warum.
    Nach meiner Selbsteinschätzung im Abgleich mit der Definition der Alkoholkrankheit nach Jellinek habe ich aufgehört bei Step 19 von 40 gegen Mitte der kritischen Phase.
    Das ist vergleichsweise früh - wenn ich mich so umhöre - und da bin ich sehr dankbar für, denn es hätte auch anders laufen können.

    Der Alkoholismus hat meinen beruflichen und sozialen Lebensweg relativ wenig "geprägt".
    Die Abstinenz seit 4 Jahren prägt mich da sehr viel mehr und das ist sehr gut so.


    Gruß Jürgen

  • Hallo Hartmut,

    die Erkenntnis, dass ich Alkoholikerin bin, schwappte über und in mich wie eine Welle. Sie machte mich endlich ruhig. Vorher war ich – wie Jürgen es beschrieb – alles Mögliche, nur keine Alkoholikerin: Fighter, Opfer, Grübler, arme Sau, „Alkoholmissbräuchler“ und von entschlossen, rigoros und hart gegen mich selbst bis hin zu selbstmitleidig und verzweifelt zog ich abwechselnd alle Register, um mir zu beweisen, dass ich nicht „verloren“ bin. Nur ne Phase, da komme ich wieder raus… habe ich doch in allen Bereichen immer wieder geschafft. Nee, ICH doch nicht!
    Ich erwähnte ja mal: Kapitulation hatte ich nie im Programm und hätte mir das auch in meinem Leben in keinem Bereich leisten können. Ich habe dadurch Jahre vergeudet.

    Definitiv hätte ich persönlich nie etwas für länger als über einen sehr kurzen Zeitraum ändern können ohne diese Erkenntnis, Alkoholkrank zu sein.

    Klar, die Menschen, die sich hier anmelden, kommen ins Klinken wegen ihres eigenen Alkoholkonsums. Sie lesen hier z.T. haarsträubende Geschichten, drehen sich um und glauben: „Na ja, soooo schlimm isses bei mir ja nun wirklich nicht. Ich muss nur mit dem Blödsinn wieder aufhören!“ Woher sollen sie auch wissen, dass sich bei Suchtkrankheiten die Spirale immer weiter dreht… leider immer abwärts.

    Ich denke auch, dass wir Anzeichen für mögliche Alkoholkrankheiten erkennen können, aber wir können es nur vermuten und es ist für uns persönlich nicht von Belang bei unserer Krankheit, da gebe ich Dir vollkommen recht.

    Ich bin Alkoholikerin, nach 6,5 Jahren rückfällig geworden. Ich bin und bleibe Alkoholikerin, weil Alkoholismus nicht heilbar ist. Klingt furchtbar. Die Erleichterung blieb aber nicht aus: Ich kann zumindest diese Krankheit stoppen. Wenn Menschen nach übermäßigem Alkoholkonsum zur Besinnung kommen und ihr Trinkverhalten ändern, dann wieder normal mit Alkohol umgehen können, sollten sie drei Kreuze dafür schlagen, denn sie sind nicht Suchtkrank. Falls sie aber weiterhin unkontrolliert trinken müssen, sollten sie sich schleunigst Hilfe holen.

    Du schreibst aus der Sicht eines Menschen, der vor Jahren bereits seine eigene Alkoholkrankheit erkannt hat und sich dementsprechend längst sein Leben neu gestaltet hat.
    Da bist Du Vorbild und völlig klar in Deinen Ansichten.
    Ich schreibe aus dem Verständnis heraus für alle Eiertänzer da draußen, die sich in einem Prozess befinden und denen ich nahebringen möchte, dass es Vielen nicht anders ging am Anfang in der schwierigsten Phase. Suchtkrank zu sein macht uns nicht zum Totalausfall und Vollversager!

    Viele Grüße
    Katha

    PS: Etwaige Ungereimtheiten bitte ich nachzusehen, mir ist vorhin ein Lattenrost voll ins Gesicht geknallt :)

  • Hallo Ihr Zwei und Danke für die ausführlichen Erfahrungen

    Katha, Lattenrost ins Gesicht :shock: Sowas macht man aber nicht :)

    Zitat

    Ich bin und bleibe Alkoholikerin, weil Alkoholismus nicht heilbar ist. Klingt furchtbar

    ich bin ja ein sehr positiver Mensch (auch wenn es hin und wieder nicht so rüberkommt ) Aus Trockener Sicht , finde es gut das es nicht heilbar ist . Wieder zurück, zu einem "geheilten" Saufen, ist für mich nicht denkbar.

    iNun sehe ich sehe es auch ähnlich . Nur aus einer anderen Sichtweise :) Einmal die Eigen und dann die Fremd- Sicht "Was ist ein Alkoholiker überhaupt"


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Hartmut


    ich bin ja ein sehr positiver Mensch (auch wenn es hin und wieder nicht so rüberkommt ) Aus Trockener Sicht , finde es gut das es nicht heilbar ist . Wieder zurück, zu einem "geheilten" Saufen, ist für mich nicht denkbar.

    Auch ein wichtiger Ansatz, der mit der Eigendefinition "Alkoholiker" zumindest bei mir in direktem Zusammenhang steht. Ich war erst ab dem Zeitpunkt aus meiner eigenen Sicht Alkoholiker, als ich akzeptiert habe, daß Trinkpausen, Reduzierung und sonstige Späßchen nicht den von mir gewünschten Erfolg hatten. Letztendlich waren Trinkpausen z.B. hauptsächlich dafür da, um mir selbst zu beweisen, daß ich gar kein Alkoholiker bin. Das war ne verdammt anstrengende Sache...mal war ich überzeugt, mein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen, dann wieder Momente, in denen mir klar war, daß es so nicht auf Dauer weitergeht.

    Ich hatte zunächst ein Problem damit, mich als Alkoholiker zu sehen...die Konsequenzen daraus, dachte ich zumindest, wären eine Kröte, die ich nicht schlucken wollte.

    Dabei hat diese Eigenakzeptanz, diese "Sich selbst eingestehen", daß man Alkoholiker ist und eben gar nix mehr trinken darf, ne Menge Druck genommen. Die Rumeierei war vorbei, man hatte auf einmal ne klare Linie und die hieß: Für Dich ab jetzt gar keinen Alkohol mehr. Das ist für mich persönlich wesentlich einfacher und weniger anstrengend als ständig zu taktieren, ständig Trinkpausen einzulegen und sich selbst zu belügen.

    Nochmal zu meiner eigentlichen Intention:-)

    Ja, ich seh das auch so wie Hartmut. Zum Glück gibts keine Heilung für meine Krankheit. Die Fronten sind klar definiert...grad diese Ganz oder gar nicht - Situation ist für mich eine Erleichterung.

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hallo,

    Zitat

    Klar, die Menschen, die sich hier anmelden, kommen ins Klinken wegen ihres eigenen Alkoholkonsums. Sie lesen hier z.T. haarsträubende Geschichten, drehen sich um und glauben: „Na ja, soooo schlimm isses bei mir ja nun wirklich nicht. Ich muss nur mit dem Blödsinn wieder aufhören!“

    Bei mir war das anders. Na gut... anfangs als ich mich langsam als die Tatsache herangetastet habe, dass mein Reinschütten mehr als ein "Problem" ist, habe ich auch gedacht oder vielmehr gehofft... ich muss mich eben nur mal ganz kräftig zusammenreißen, dann kann ich schon aufhören.

    Das ging nicht auf auch nicht mit feste zusammenreißen und so habe ich immer wieder die Geschichten gelesen und Fäden hier im Offenen verfolgt. Das ging über ein Jahr so. Mal hatte ich eine "trockene" Phase, dann war ich wieder voll drauf. Bei mir hat es dadurch *klick* gemacht, dass eben nicht nur haarsträubende Geschichten zu lesen waren, sondern Alkoholiker, die von außen betrachtet, sogar noch nicht so tief unten waren, wie ich. Und zudem konnte ich auch echte Entwicklungen lesen, das hat mich seinerzeit erreicht und mir den Mut gemacht, meine Abhängigkeit anerkennen zu können und handlungsfähig zu werden.

    Lieben Gruß
    Maria

  • Hallo,

    ich trau mich als Neue mal kurz hier herein, einfach, weil Euer Diskurs der letzten Tage mich genau da abholt, wo ich gerade bin (um es mal kommunikationstechnisch auszudrücken ;-))

    Zitat von Katharsis


    die Erkenntnis, dass ich Alkoholikerin bin, schwappte über und in mich wie eine Welle. Sie machte mich endlich ruhig. Vorher war ich – wie Jürgen es beschrieb – alles Mögliche, nur keine Alkoholikerin: Fighter, Opfer, Grübler, arme Sau, „Alkoholmissbräuchler“ und von entschlossen, rigoros und hart gegen mich selbst bis hin zu selbstmitleidig und verzweifelt zog ich abwechselnd alle Register, um mir zu beweisen, dass ich nicht „verloren“ bin. Nur ne Phase, da komme ich wieder raus… habe ich doch in allen Bereichen immer wieder geschafft. Nee, ICH doch nicht! Ich erwähnte ja mal: Kapitulation hatte ich nie im Programm und hätte mir das auch in meinem Leben in keinem Bereich leisten können. Ich habe dadurch Jahre vergeudet.

    Danke, Katharsis, du schreibst mir aus der Seele.

    Zitat von Katharsis


    Ich schreibe aus dem Verständnis heraus für alle Eiertänzer da draußen, die sich in einem Prozess befinden und denen ich nahebringen möchte, dass es Vielen nicht anders ging am Anfang in der schwierigsten Phase. Suchtkrank zu sein macht uns nicht zum Totalausfall und Vollversager!

    Auch hier: genau meine Baustelle. Und zwar schon seit vielen Jahren.

    Eure Diskussion, auch die Beiträge der anderen, haben einige Hirnrädchen schön in Bewegung gesetzt, die vorher irgendwie festsaßen.

    Das musste ich mal loswerden mit einem Dankeschön.

    Grüße
    Thalia

  • glück auf katha, hartmut, jürgen, andreas, maria, talia und alle

    Zitat von Katharsis

    Es gibt genügend Menschen da draußen, die ihr Leben lang massiven Alkoholmissbrauch betreiben, ohne tatsächlich Suchtkrank zu sein.

    unbestritten
    und ~ genau so viele alkoholiker gibt s, die ihre krankheit erfolgreich abstreiten (nderen aber vor allem sich selbst gegenüber).

    Zitat von Katharsis

    dass ich in Deinem Thread was anzetteln durfte ;)

    hab mich sehr drüber gefreut.

    Zitat von juergenbausf

    Ab da war ich bereit, komplett offen damit umzugehen und mich als Alkoholiker zu bezeichnen.

    Zitat von Katharsis

    die Erkenntnis, dass ich Alkoholikerin bin, schwappte über und in mich wie eine Welle.

    bestätigt beides meine ansicht:
    ein/e kranke/r is krank unabhängig davon, ob sie/er von seiner krankheit weiß oder diese für sich anerkennt.
    ein/e alkoholiker/in is alkoholkrank unabhängig davon, ob sie/er von seiner das weiß oder das für sich anerkennt.

    Zitat von Carpenter

    Eigendefinition "Alkoholiker"

    auch unabhängig davon wie ich mich selber seh oder wie andere mich sehn - ich bin und bleib krank.

    Zitat von Maria

    meine Abhängigkeit anerkennen zu können und handlungsfähig zu werden.

    genau - und lernen das richtige zu tun.

    Zitat von Thalia1913

    ich trau mich als Neue mal kurz hier herein, einfach, weil Euer Diskurs der letzten Tage mich genau da abholt, wo ich gerade bin (um es mal kommunikationstechnisch auszudrücken ;-))

    über den beitrag ^ hab ich mich ganz besonders gefreut.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Moin Matthias,

    Zitat

    ein/e alkoholiker/in is alkoholkrank unabhängig davon, ob sie/er von seiner das weiß oder das für sich anerkennt.

    Ich hoffe für Dich, Du rauchst nicht mehr als 10 Zigaretten am Tag, sonst würde ich Dir jetzt eine Nikotinabhängigkeit bescheinigen, Dich als krank bezeichnen und Dich sofort zum Arzt fahren wollen ...
    Ich hoffe für Dich, Du hast keinen BMI über 30, sonst würde ich Dir jetzt eine Adipositas bescheinigen, Dich als krank bezeichnen und Dich sofort zum Arzt fahren wollen ...

    Ich denke, mit der Feststellung dass andere krank sind, komme ich in der Regel nicht weiter.
    Es macht mehr Sinn, die negativen Auswirkungen des Handelns ganz sachlich darzustellen und eigene Konsequenzen zu ziehen ...

    Gruß Jürgen

  • Da klinke ich mich doch auch mal gerne in die Diskussion ein, wenns recht ist, Matthias? :wink:

    Katha schrieb:

    Zitat

    Klar, die Menschen, die sich hier anmelden, kommen ins Klinken wegen ihres eigenen Alkoholkonsums. Sie lesen hier z.T. haarsträubende Geschichten, drehen sich um und glauben: „Na ja, soooo schlimm isses bei mir ja nun wirklich nicht. Ich muss nur mit dem Blödsinn wieder aufhören!“ Woher sollen sie auch wissen, dass sich bei Suchtkrankheiten die Spirale immer weiter dreht… leider immer abwärts.


    Da habe ich auch schon öfters drüber nachgedacht... das sehr abschreckende Geschichten hier dazu führen könnten, das Betroffene, die noch nicht so weit unten sind, denken könnten "ach is ja noch nicht so schlimm".
    Und ich denke, das geschieht auch so.
    Waren wir nicht selbst auch mal so, das wir gern auf andere geschaut und sogar vor unserer Familie, Freunden/Bekannten darauf verwiesen haben, das "andere" SELBSTVERSTÄNDLICH immer mehr tranken als wir selbst?
    Aber es ist ja nun mal so, wie Du schreibst, die Spirale dreht sich immer weiter abwärts, langsam oder auch schneller, aber immer nur in die eine Richtung im akuten Stadium unserer Krankheit.
    Wenn ich mein Leben bezüglich meiner Krankheit Revue passieren lassen, kann ich keinen Zeitpunkt nennen, an dem mein Alkoholmissbrauch in die Alkoholkrankheit überging.
    Das war sehr schleichend. Und die Sucht begann auch eindeutig eher psychisch als physisch bei mir, das konnte ich im nachhinein gut so aufdröseln.
    Am Ende hatte ich mich dann auf meinem absoluten Tiefpunkt beinah totgesoffen und landete auf der Intensivstation.
    Ab dem körperlichen Verfall ist meine Geschichte dann (auch sichtbar) schrecklich geworden.

    Aber davor gab es sicher mind. 15 Jahre, wo das noch nicht so der Fall war, als ich noch "gut" funktionierte, als ich noch nicht bereit war, wirklich hinzuschauen, was mit mir los ist.
    Will damit nur sagen, "Alkoholkarrieren" haben oftmals eine lange Vorgeschichte/Leidensgeschichte. Die eben dann noch nicht so sichtbar ist, die Krankheit ist aber trotzdem schon lange da.
    Niemand ist hier von einem Tag auf den anderen zum Schwerst-Alkoholiker geworden.

    Für mich war es übrigens auch eine Erleichterung, zu erkennen, das ich wirklich Alkoholikerin bin und keine Komplettversagerin. Und das ich die Krankheit selbst stoppen kann, ist auch gut.
    Ich bin hier keiner Krankheit hilflos ausgeliefert, ich kann aktiv was dagegen tun, beispielsweise mit der Risikominimierung/mit unseren Grundbausteinen.

    Zitat


    Suchtkrank zu sein macht uns nicht zum Totalausfall und Vollversager!


    Nein, das macht sie auf gar keinen Fall !
    Ich bin alkoholkrank, Ja.
    Aber... diese Krankheit ist nur ein Teil von mir.
    Mit Alkohol kann ich nicht umgehen, konnte es wahrscheinlich auch nie wirklich und werde es nie können.
    Aber das ist nur ein Teil meiner Persönlichkeit.
    Ich kann andere Dinge dafür gut und einiges sogar sehr gut. :)
    Ich nehme meine Alkoholkrankheit sehr ernst.
    Denn wenn ich das nicht mehr tue, stehe ich irgendwann wohl wieder da, wo ich schonmal war.
    Ich empfinde meine Krankheit aber nicht als erdrückend, beschwerend, ich fühle mich auch nicht als Außenseiter damit. Ich fühle mich damit auch nicht "abgestempelt" und ich schäme mich auch nicht für meine Krankheit.
    Ganz im Gegenteil, ich habe meine Krankheit schon vor vielen Jahren als Chance begriffen. Denn das ist sie für mich AUCH geworden.
    Ich konnte durch meine Krankheit Entwicklungsschritte machen, die mir ohne sie evtl. nie möglich gewesen wären.
    Ganz einfach, weil ich es mußte.
    Heute bin ich dankbar dafür !

    LG Sunshine

  • glück auf jürgen

    Zitat von juergenbausf

    ... Dir jetzt eine Nikotinabhängigkeit bescheinigen, Dich als krank bezeichnen und Dich sofort zum Arzt fahren wollen ...

    15 - 25 je nach tagesform - und klar bin ich (auch in der beziehung) suchtkrank - aber zum arzt :shock: - da weigere ich mich entschieden und wehre mich mit hand und füßen.

    Zitat von juergenbausf

    ... BMI über 30, ...

    BMI - was is das denn wieder für n zeug :P (weiß schon bodymaßindex) hab ich bestimmt - aber wieviel???

    Zitat von juergenbausf

    Ich denke, mit der Feststellung dass andere krank sind, komme ich in der Regel nicht weiter.

    s geht ja um die begriffsklärung, vielleicht auch um theorie und wissensvermittlung - als grundlage zum handeln.
    und natürlich um erfahrungsaustausch. selbsthilfe im weiteren sinn.

    Zitat von juergenbausf

    Es macht mehr Sinn, die negativen Auswirkungen des Handelns ganz sachlich darzustellen und eigene Konsequenzen zu ziehen ...

    richtig.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • glück auf sunshine

    Zitat von Sunshine_33

    Da klinke ich mich doch auch mal gerne in die Diskussion ein, wenns recht ist, Matthias? :wink:

    sehr recht :wink:

    Zitat von Sunshine_33

    Da habe ich auch schon öfters drüber nachgedacht... das sehr abschreckende Geschichten hier dazu führen könnten, das Betroffene, die noch nicht so weit unten sind, denken könnten "ach is ja noch nicht so schlimm".
    Und ich denke, das geschieht auch so.

    möglich - ich denk wer hier liest, weil sie/er sich gedanken wegen seines trinkverhaltens macht findet mehr sachdienliche infos als ausreden.

    Zitat von Sunshine_33

    Am Ende hatte ich mich dann auf meinem absoluten Tiefpunkt beinah totgesoffen und landete auf der Intensivstation.
    Ab dem körperlichen Verfall ist meine Geschichte dann (auch sichtbar) schrecklich geworden.

    manche kommen erst wieder wenns so schlimm is - manche kommen ohne einsicht ins frühe grab.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,

    ich kann Dir leider nicht direkt schreiben - also mache ich es hier in Deinem Thema.

    Ich habe ein Anliegen: Bitte schreibe in Zukunft nicht mehr auf meine Texte in meinem Thread, Matthias. Zumindest nicht mehr in der Weise, in der Du das üblicherweise machst, indem Du Textpassagen kopierst und dann Deine Meinung dazu gibst. Ich mag das nicht und möchte, das dies in Zukunft unterbleibt. Vielen Dank für Dein Verständnis, das ich zu schätzen weiss.

    Peter

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