Es lief so gut ... Brauche dringend Zuspruch

  • Deine Geschichte kommt mir so bekannt vor. Und zwar direkt von beiden Seiten. Als zur Zeit nicht praktizierender Alkoholiker (seit ü. 5 Jahren trocken) und als Co., der grade den gleichen Mist mitgemacht hat, wie Du!

    Fakt ist, dass Dein LG seinen jetzigen Weg gewählt hat. Der Sprit ist ihm wichtiger, als Du. Das ist eine Aussage, mit der man doch recht viel anfangen kann. Sie gibt einem Gewissheit! Danach dürfte der nächste Schritt klar sein, den Du wählen solltest, um Dir Deine Selbstachtung zu erhalten und um irgendwann zufrieden, oder gar glücklich zu werden.

    Trenn Dich endgültig! Je schneller, desto besser! Es sei denn, Du möchtest in seiner Beliebtheitsrangliste direkt hinter Alkohol stehen... .

    Natürlich tut das weh! Es wird aber auch wieder anders; wahrscheinlich sogar besser.

    Wenn ich lese, dass er "kontrolliert" ein, zwei Flaschen Bier am Abend trinken möchte und gut is, muss ich grinsen. Entschuldige bitte! Glaub mir, das wird nie was werden! Solche Versprechen habe ich seinerzeit auch abgegeben und sie tatsächlich ernst gemeint! Allerdings nur so lange, bis der Durst größer wurde, als die Peinlichkeit, ein Versprechen zu brechen.

    Mach, wie nici schrieb, eine Tabelle. Auf die linke Seite liste auf, was Dir an dem Mann aktuell gefällt, auf der rechten, was Dich stört, kränkt oder kaputt macht. Ich wette, Du kannst auf dem ersten Blick sehen, was Du tun musst!

    Ich wünsche Dir viel Kraft und gute Freunde. Beides wirst Du gut gebrauchen können!

    Lieben Gruß

    Heinrich

  • Hallo Desperate,

    mir hat es sehr viel geholfen auf den Alkoholiker-Seiten zu lesen.
    Du hast keine Chance gegen den Alkohol, solange Er nicht aufhören will und zwar von sich aus. Viele haben ja auch Kinder und trotzdem ist die Sucht stärker. Mein Mann ist jetzt über ein halbes Jahr trocken und in den ersten Monaten habe ich auch immer auf eine Entschuldigung gewartet. Mittlerweile ist mir das gar nicht mehr wichtig, dank des Forums hier. Bei mir ging es da wohl auch eher um mein verletztes Ego, endlich hat er erkannt was ich geleistet und gelitten habe. Nein, das brauche ich Heute nicht mehr, denn Ich weiß es ja.
    So was ich bei Dir gelesen habe, ist Dein Freund noch nicht bereit mit dem Trinken aufzuhören, mein Tip-halte Abstand! Gehe keinen faulen Kompromisse ein, dass zieht Dich nur nach unten. Und es kann sehr weit nach unten gehen, glaube mir. Tu Dir das nicht an!
    Vielleicht hilft es Dir ja auch wenn Du Dir sagst die nächsten 4 Wochen hast Du gar keinen Kontakt zu Ihm und dann kannst Du ja verlängern.
    Und die Zeit für Dich nutzen.
    Ich schicke Dir mal ein dickes, fettes Kraftpaket.
    Liebe Grüße

    Nanni

  • Hallo,

    ich weiß nicht, ob es für dich ein Zuspruch ist, wenn ich dir etwas von mir erzähle,...
    Ich bin jetzt seit ungefähr 8 Monaten von meinem Mann getrennt, habe mich aber noch nicht ganz von ihm lösen können, habe somit noch bis heute telefonischen Kontakt.
    Meine Angst ist da so groß, dass er sich womöglich wirklich zu Tode säuft, oder er die Kellerstiege runterfallen könnte, er hat seit Jahren keine Arbeit mehr, auch sein noch einziger Freund ist Alkoholiker.
    Täglich ruft er mich im Suff an, spricht von Liebe und so vielen Dingen, die wir so gerne zusammen machen wollten.
    Aber nichts was er sagt, kann er einhalten und immer wenn ich aus Selbstzweifel wieder einmal nachgegeben habe, so hat es genau genommen keine Woche bis zum nächsten Filmriss gedauert.

    Jeden Tag, wenn er wollte, hat er die Wahl sich zu entscheiden zwischen dem wie es gerade ist oder für eine Therapie und uns.

    Aber tatsächlich ist er der Meinung, dass er ja überhaupt keine Therapie brauche und auch gar keine Probleme habe.

    Ich glaube so langsam, der unkontrollierte Genuss von Alkohol macht ganz schön blööd.
    Daher bin ich auch so unendlich froh, weil ich wirklich gegangen bin und damit langsam auch abschießen möchte.

    Liebe Gruß
    emma

  • Ihr Lieben,
    so viele Antworten und so viel Aufbauendes! Vielen Dank dafür!!!

    Hallo Feeli,

    Zitat

    Kann ich Dich eigentlich nur 'S' nennen? Desperate ist so negativ?

    Gern. ;)

    Zitat

    Meiner hat mich mit großer Vorliebe immer abends wütend gemacht. Er weiß z.B. genau, dass ich auf rassistische Sprüche SEHR empfindlich reagiere und hat dann genau die Schiene geritten. Dabei ist er in Wirklichkeit gar nicht rassistisch.


    Wie bei "uns". Ich habe nach seinen Kneipentouren auch immer dieses Stammtischgelaber ertragen müssen. Und er wusste, dass ich darauf anspringe und Gegenargumente vorbringen würde.
    Zum Schluss habe ich nur noch "jaja" gesagt, weil ich keinen Streit wollte. Das reichte ihm aber nicht. Er hat immer weitergestichelt.
    Das war wohl immer das schlimmste: Die Sticheleien.
    Es immer eher unterschwellig, nie so, dass ich ihm hätte vorwerden können, dass er mich beleidigt hat. Aber er hat teilweise ganze Abende lang immer nur gestichelt. Er hatte dann grundsätzlich eine ganz andere Meinung als ich, obwohl er einen Tag vorher zugestimmt hatte.
    Diese unterschwellige Aggression... die hat mir schon manchmal etwas Angst gemacht.


    Code
    Erst konnte er nicht schlafen, weil seine Arbeit so stressig war. Also musste er sich Rotwein hinter die Binde gießen - zwei Flaschen am Abend.


    Kenne ich auch. Nur eben mit Bier. Das ist angeblich auch der Hauptgrund fürs Saufen: Er kann sonst nicht schlafen.
    Er ist oft mitten in der Nacht zur Tanke gefahren, wenn er nicht schlafen konnte und kein Bier mehr da war.
    Er steht auch immer sehr sehr früh auf. Vermutlich, weil sein Körper durch den Alkohol gar nicht mehr abschalten kann.
    Übrigens: Als wir frisch zusammen waren und er nicht getrunken hat, hat er geschlafen wie ein Baby. Ohne Unterbrechungen, und oft auch bis 11 Uhr. Und es war so schön ruhig im Bett!!!
    Kein Geschnarche, kein Gestöhne, kein Gezappel...


    Zitat

    Wollte er nett zu mir sein, hatte ich angeblich abgenommen. Wollte er gemein sein (wollte er oft), war ich fett. In jeder beleidigenden Formuliereung, die Du Dir vorstellen kannst.


    Auch das kenne ich zu genüge.
    Mal hatte ich einen fetten Hintern, dann war es der tollste Hintern der Welt.
    Er wusste genau, womit er mich verletzen konnte...


    Zitat

    Und ich hatte immer Verständnis und wollte für ihn da sein. Ihm bei der Aufarbeitung helfen. So ging meine Co-Abhängigkeit los, glaube ich.


    Auch das kommt mir bekannt vor. Allerdings in etwas abgeänderter Form.
    Seine leibliche Mutter ist auch Alkoholikerin. Und hat sich totgesoffen.
    Er ist bei Adoptiveltern großgeworden und kann sich an seine leibliche Mutter gar nicht erinnern.
    Aber dennoch war das für ihn ein Trauma. Er hat immer gesagt, dass sei der Grund, warum er mir nie 100%ig vertrauen können würde.
    Und was habe ich gemacht?
    Ich wollte ihm beweisen, dass er mir vertrauen kann! Dass ICH ihn nicht einfach so allein lasse, wie es seine Eltern damals taten.
    Ich wollte ihm quasi zeigen, dass es wahre Liebe gibt...
    Schrecklich!

    Aber diese Parallelen zu Deinen Erlebnissen helfen mir dabei, konsequent zu bleiben.


    Lieber Heinrich,

    Zitat

    Fakt ist, dass Dein LG seinen jetzigen Weg gewählt hat. Der Sprit ist ihm wichtiger, als Du. Das ist eine Aussage, mit der man doch recht viel anfangen kann. Sie gibt einem Gewissheit! Danach dürfte der nächste Schritt klar sein, den Du wählen solltest, um Dir Deine Selbstachtung zu erhalten und um irgendwann zufrieden, oder gar glücklich zu werden.

    In der Theorie ist es immer so einfach. Aber in der Praxis... Es tut mir einfach so leid, dass er das alles so sinnlos wegwirft. Und dabei geht es gar nicht um mich. Es geht um sein Leben. Er wird nach allem, was ich bis jetzt über diese Krankheit weiß, ganz unten landen. Und da gehört er eigentlich gar nicht hin.
    Er hat sich vielleicht buchstäblich das Hirn versoffen, obwohl er mal auf einem so guten Weg war.
    Ich würde so gern verstehen, warum das alles passiert. Warum er Alkohol einem Menschen vorzieht. Das ist für mich so unbegreiflich!
    Und gerade deshalb schmerzt es auch so.
    Er hat so oft von Liebe gesprochen, von den gemeinsamen Plänen... aber auch wenn das alles toll klang: Das hätte es wohl nie gegeben, oder eben nur MIT Alkohol... Und dann wäre es auch nur soweit gekommen, weil ich weiter alles aufrecht erhalten hätte...

    Ich hasse diese Sucht, ich hasse diese Co-Abhängigkeit!
    Und ich hasse es, dass ich nicht schon viel früher abgehauen bin. Da wäre es mir wahrscheinlich leichter gefallen.


    Liebe Nanni,
    ich lese auch ab und an bei den Alkoholikern mit, aber die Antworten, die ich suche, habe ich bisher noch nicht bekommen.
    Vielleicht gibt es die ja auch gar nicht.
    Vielen lieben Dank fürs Mutmachen!


    Emma,

    Zitat

    ich weiß nicht, ob es für dich ein Zuspruch ist, wenn ich dir etwas von mir erzähle,...


    Das ist genau das, was mir im Moment am meisten hilft.
    Wenn ich sehe, andere haben das selbe durchgemacht und haben sich vielleicht sogar für sich selbst entschieden.
    Man fühlt sich einfach nicht mehr so allein mit all diesen Gefühlen.

    Zitat

    Täglich ruft er mich im Suff an, spricht von Liebe und so vielen Dingen, die wir so gerne zusammen machen wollten.
    Aber nichts was er sagt, kann er einhalten und immer wenn ich aus Selbstzweifel wieder einmal nachgegeben habe, so hat es genau genommen keine Woche bis zum nächsten Filmriss gedauert.

    So war es bei uns auch immer. Und eben weil ich alle diese "Kompromisse" schon so so so so oft eingegangen bin, will ich eben diesen NICHT mehr eingehen.
    Ich würde ihn wohl unterstützen, wenn er tatsächlich eine Therapie machen wollen würde. Aber ehrlich gesagt überlege ich die ganze Zeit, ob ich ihn dann überhaupt noch haben möchte.
    Es sind so viele schreckliche Dinge passiert. Von Beleidigungen über Fremdgehen bis hin zur körperlichen Gewalt mit Polizeieinsatz (und an alle dem war natürlich ich schuld. Ich habe es provoziert mit meinem Verhalten! Und wenn ich gar nicht da war, war ich trotzdem schuld, weil ich eben NICHT da war...), das ist vielleicht einfach zu viel gewesen.

    Aber dann kommen sie wieder, die blöden guten Erinnerungen. Und heute wimmelt es von Auslösern wie zb. das Lied im Radio, das er mag. Das Lied, das wir immer gehört haben, als wir uns verliebten, die Fotos aus den trockenen Zeiten...
    Ich hatte heute schon ein paar Augenblicke, in denen Tränen kullerten. Aber erstaunlicher Weise hielt es sich dann doch noch in Grenzen.

    Ich habe immer noch Angst, dass ich wieder rückfällig werde.
    Etwas in mir lechzt danach, dass er endlich anruft. Sich irgendwie meldet.
    Es ist bescheuert, aber wahr...

  • Guten Abend S,

    Auch ich habe darauf gewartet, dass er sich meldet, als ich meiner Therapeutin zugesagt hatte, dass ich den Kontakt zu ihm abbreche. Hat er auch gemacht - zwei Mal. Ich habe echt gedacht, das kann jawohl nicht wahr sein - ich kämpfe Jahre für uns und er kämpft überhaupt nicht um mich?

    Auf der anderen Seite hatte ich ihn die Monate davor öfter mal darum gebeten, dass er mich gehen lässt. Damit das hier richtig rüberkommt: Er hat mich nie gezwungen, bei ihm zu bleiben. Aber meine Bindung an ihn war so fest, dass ich geglaubt habe, ich würde es nie schaffen, mich von ihm zu trennen. Deshalb hatte ich ihn darum gebeten. Dachte so bei mir, vielleicht hat er sich meine Worte zu Herzen genommen? Glaube ich aber nicht. Er hat einfach andere Prioritäten :( .

    Es ist mir auch deshalb schwergefallen, weil er ja tatsächlich einige Trinkpausen eingelegt hat. Jedes Mal dachte ich - hoffte ich! - vielleicht schafft er es ja und ich habe ihn ganz unnötig von mir weggestoßen? Aber je länger ich von ihm weg bin, desto mehr wird mir das krankhafte unserer Beziehung deutlich.

    Wir hatten guten S.. - aber wie ich im Nachhinein begriffen habe, hatte er meist was intus. Was ich oft vermisst habe, waren Küsse. Ich-hab-Dich-lieb-Küsse, Du-bedeutest-mir-was-Küsse, ich-finde-Dich-erotisch-Küsse. Wenn es welche gab, waren es immer nur ich-bin-grad-rattig-Küsse. Ich wusste immer schon gleich Bescheid. Das hat die Erotik dann doch ganz schön reduziert.

    Normalerweise kam ich irgendwann von der Arbeit (ICH habe ja welche), habe dann noch gekocht, wir haben vor dem Fernseher gegessen (keine Gespräche, nie), dann habe ich neben ihm gesessen, während er in die Glotze gestarrt hat. Ich habe mich ihm immer so nah gefühlt, aber das war eine reine Projektion meiner Wünsche. Tatsächlich gab es keinen Austausch mehr, keine Nähe, kein sich gegenseitig stützen, keine Partnerschaft.

    Lief es bei mir auf der Arbeit mies oder hatte ich irgendein negatives Alltagserlebnis, wollte er nichts davon hören. Er aber hatte immer irgendwelche Ausbrüche, ich durfte mir stundenlange Monologe anhören, was bei ihm alles los war.

    Und was ich besonders gehasst habe, waren seine ständigen Wiederholungen, sobald er einen gewissen Pegel hatte. Die nahezu gleichen Sätze immer zwei oder drei Mal zu hören. Und dass ich ja eh keine Ahnung habe. Bei mir wäre ja immer alles super. Ich sei ja so gut aufgehoben.

    In die Rolle der Superfrau hat er mich gedrängt. Selbst wenn ich gerne auch mal Schwäche gezeigt hätte, das wurde immer gleich im Keim erstickt.

    Oh je, ich habe ganz schön viel schmutzige Wäsche zu waschen, nicht wahr? Dabei sind all dies gar nicht die Ursachen, weshalb ich mich getrennt habe. Da hat es schon deutlich heftigeres benötigt :( .

    Ich hoffe, Du bleibst stark. Die Entscheidung wirst Du mit Sicherheit nicht bereuen.

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Zitat

    Man fühlt sich einfach nicht mehr so allein mit all diesen Gefühlen

    GuMo liebe Deperate,

    allein ? Nee, allein brauchst Dich nicht zu fühlen. Wir kennen das alles und haben es alle auch durch.
    Erst kommt so eine Art "Verlustphase", die uns immer wieder die (meist wenige, aber ) schöne Momente der Partnerschaft vor Augen führt,

    dann kommt eine "Unsicherheitsphase", die uns Angst macht, was wird kommen, geht Er vor die Hunde, tu ich das Richtige ?
    Dann, zumindest bei mir : kommt die "Wutphase" nach dem Motto "wie konnte ich nur",
    dann die "Aufwachphase": ich will das alles nicht, UND eigentlich wollte ich sowas nie, warum konnte ich es mir nicht eingestehen.
    Dann kommt der hektische Teil : der "Umbruch", die bisherige Erkenntnisse werden umgesetzt...(Therapien, SHG, Trennung,...)
    und dann...ja dann...kommt das Aufatmen, das Leben, das Genießen.
    Und man fragt sich, warum hatte ich soviel Angst davor.
    Vorher, ja da war die Angst berechtigt, und ich bin trotzdem geblieben, hab soviele Rückzieher gemacht. So oft geschwankt in meinem Tun.

    Liebe Desperate, glaub mir, auch wenn es jetzt Kraft und Disziplin kostet,
    es wird besser, es wird schöner. Du wirst es erleben.
    Lenk Dich mit Dingen, die Du gern machst ab. Besuch Freunde oder Verwandte. Geh Sport machen oder einfach nur bummeln und ein Kaffe schlüfen. Nur...meide dein Suchtmittel : ihn.

    Ich wünsch Dir sehr viel Kraft, und Freude über die neue Freiheit.
    Liebe Grüße,
    nici :wink:

  • Hallo zusammen!
    Bin gerade im Büro, deswegen kann ich nicht viel schreiben, aber heute Abend antworte ich Euch ausführlicher.

    Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit hatte ich wieder ein Gefühl von Vorfreude.
    Habe mich damit beschäftigt, mein Leben allein zu planen.
    Was will ich erleben? Wie soll die zukunft aussehen? Aber eben allein.
    Und irgendwie war es schön.

    Aber jetzt ist da wieder enorme innere Unruhe, nahe einer Panik.
    Ich werde ihn nicht anrufen.
    Wenn es überhaupt eine Chance gibt, dann nur, wenn ich ihn fallen lasse.

    Ich habe heute nachmittag eine Verabredung mit Arbeitskollegen.
    Und ich habe Angst davor. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin dem ganzen nicht gewachsen.

    Ich würde ihn so gerne einfach vergessen, so wie er mich wohl auch schon fast vergessen hat!
    Es tut immer noch weh, dass es sich offenbar lohnt, mich aufzugeben. Für etwas, das ihn irgendwann töten wird...

    Danke für Eure Unterstützung! Die bedeutet mir sehr viel!

  • Mittagspause und alleine im Büro. Die innere Unruhe ist beinahe überwältigend.
    Jetzt weiß ich, wie es einem Alkoholiker auf Entzug gehen muss.
    Immer wieder dieses "Soll ich? Soll ich nicht?"
    Es ist so unglaublich anstrengend!

    und ich fühle mich heute so verloren, so fehl am Platz bei allem was ich tue.
    Ich würde mich am liebsten ins Bett verkriechen und heulen, heulen, heulen.
    Aber 1. kann ich es mir nicht leisten, im Büro zu fehlen und 2. weiß ich, dass dadurch alles noch schlimmer wird.
    Ablenkung heißt das Zauberwort.

    Ich bin gerade so unglücklich! In der Pause habe ich ihn oft angerufen (er mich übrigens nie!), um zu hören, wie es ihm geht, insbesondere, wenn wir uns länger nicht gesehen hatten.
    Ich hatte das Telefon schon in der Hand.
    Ich würde gern kapitulieren, so verzweifelt bin ich.

    Aber was würde das bringen?
    Das Leben würde weitergehen wie bisher. Und das wollte ich doch nicht mehr! Ich wollte keinen Mann mehr, der schweigend und saufend vor dem TV sitzt, mich ständig hängen lässt, bei jedem Problem 3 Tage dauerbreit ist, meinen Geburtstag für einen Tag wie jeden anderen hält, mich belügt und betrügt und mir ins Gesicht sagt, dass ich nicht mal so viel wert bin wie eine Flasche Bier...

    Himmel, auf dem Papier sieht alles so einfach aus.
    Wenn nur diese Gefühle nicht wären...
    Ich vermisse den Mann, den ich mal hatte.
    Wir hatten doch Pläne!!!
    Wir konnten miteinander reden und haben uns verstanden, viel miteinander unternommen, gelacht, waren GLÜCKLICH miteinander!!!

    Bin ich wirklich bereit, das aufzugeben? Wieviel von dem Guten war da noch???
    Am Sonntag hat er mir gesagt, dass es noch so viel Gutes zwischen uns gibt, dass es sich lohnt, zu kämpfen.
    Aber ER KÄMPFT NICHT MEHR UM MICH!!!

    Jetzt kullern die Tränen. Die Trauer trifft mich gerade wirklich hart.
    ich höre jetzt besser auf, bevor jemand etwas mitbekommt...

  • Hallöchen,

    der menschliche Geist ist so beschaffen, dass er die negativen Dingen gut vergisst oder verdrängt.
    Das dient dem Überleben der Art, man stelle sich vor, alle schlimmen Dinge die einem geschahen - wären ständig und in aller Deutlichkeit präsent! :?
    Gleichzeitig besteht aber hierbei die Gefahr die guten Dinge/ Geschehnisse überzubewerten :!:
    Genau das passiert hier ständig jedem und allen- da bist du keine Ausnahme

    :arrow: ich denke mal du wirst trotz allem auf dem richtigen Weg bleiben :wink:

    viel Erfolg
    Asketin

  • Hallo S,

    Bleib stark! Lenk dich ab. Womit würdest Du dich ablenken, wenn Du vor irgendwas ganz viel Angst hättest? Mach das. Z.B. lies eine Zeitschrift, mach ein Sudoku, ein Kreuzworträtsel, ganz egal, aber RUF IHN NICHT AN.

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • glück auf S

    Zitat von desperateS

    Wir konnten miteinander reden und haben uns verstanden, viel miteinander unternommen, gelacht, waren GLÜCKLICH miteinander!!!

    wann war denn das zuletzt - kannst du dich daran wirklich noch erinnern? oder stellst dus dir nur vor?

    kraftpäckel + umärmelung

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von silberkralle

    glück auf S

    wann war denn das zuletzt - kannst du dich daran wirklich noch erinnern? oder stellst dus dir nur vor?


    Vor ziemlich genau 5 Monaten...
    Nachdem ich ausgezogen war, hatte er eine Zeit lang nicht getrunken. Und ich war ihm wieder wichtig.
    Und ja, es hielt nicht lange an. Aber ich war glücklich.

    Ich habe überhaupt keine Lust, mich nachher mit meinen Kollegen zu treffen.
    Ich habe heute mal wieder meine Psycho-Attacken. Sprich: Schwindel, Angst, Traurigkeit, Unruhe...
    Das alles war so lange weg, und plötzlich ist es wieder da.

    Am liebsten würde ich alles absagen.

  • Hallo desperates

    Zitat

    Vor ziemlich genau 5 Monaten...
    Aber ich war glücklich.

    Ich habe überhaupt keine Lust, mich nachher mit meinen Kollegen zu treffen.
    Ich habe heute mal wieder meine Psycho-Attacken. Sprich: Schwindel, Angst, Traurigkeit, Unruhe...


    Am liebsten würde ich alles absagen.

    vor 5 Monaten warst du das letzte Mal so richtig glücklich mit ihm
    deshalb geh heute abend weg mit deinen Arbeitskollegen,denn nichts wird so schrecklich sein als zu Hause alleine zu sitzen und darüber nachzudenken :( ruf ich an oder nicht,deshalb geh raus damit du was anderes siehst,das lenkt dich ab und tut dir gut :lol:
    Vg Joanne


  • Wir bekommen es mit Desperate, und wir reagieren auf Dich, und versuchen Dich zu begleiten. Zurück auf den Weg zu DIR. Und raus aus den Erinnerungen.
    Matthias, Feeli, Asketin, Heinrich, Nanni, Emma, Joanne, Nele,.....und ich,
    wir machen uns Gedanken um Dich, gehst Du wirklich auf unsere Denkeinstösse ein ? Arbeitest Du an Ihnen, oder schaust Du wieder nach dem was war. Und was hätte sein können.
    Bitte bleib bei Dir.

    Gruß,
    nici :wink:
    ( der Du wahrscheinlich eh wieder nicht antworten wirst, warum auch immer )

  • Liebe Nici,

    Zitat

    nici
    ( der Du wahrscheinlich eh wieder nicht antworten wirst, warum auch immer )


    Das war mir gar nicht bewusst?!
    Aber hier ist der Grund:

    Zitat von desperateS

    Bin gerade im Büro, deswegen kann ich nicht viel schreiben, aber heute Abend antworte ich Euch ausführlicher.

    Ich muss jetzt leider los, aber heute Abend werde ich antworten.
    Ich gehe jetzt gleich mit meinen Kollegen los.
    Obwohl ich keine Lust habe.
    Ich bleibe bei mir!

  • Liebe S,
    ich möchte dich auch bitten, um deiner selbst willen, ihn in der nächsten Zeit nicht anzurufen.
    Er hat dich als Dreckstück beschimpft, Dich angelogen, dich nicht unterstützt, dich an deinem Geburtstag hängen lassen. Er hat dir zu verstehen gegeben, dass für ihn der Alkohol eine höhere Wertigkeit hat als eine Partnerschaft mit Dir. Körperliche Aggressionen hatte er für Dich übrig, - an denen DU natürlich Schuld hattest... Wer sonst? Auf welche Signale wartest du eigentlich noch?

    Was würdest du einer guten Freundin guten Gewissens raten, wenn sie dir das alles erzählen würde??

    Du kannst deine Situation so glasklar analysieren, spalte deine Gefühle doch eine Zeitlang ganz bewusst von dir ab und funktioniere vorerst nur über deinen klugen Kopf. Diese Stratagie hilft mir selbst momentan ungemein.

    Hilft dir der Denkansatz, dass Dein Antrieb, ihn anzurufen, evtl. auch egoistischer Natur sein könnte und mit der Sucht gebraucht zu werden zu tun haben konnte? Jedenfalls nicht mit einer Liebe auf Augenhöhe, die fühlt sich anders an. Du hilfst ihm nicht, auch nicht mit zig Anrufen! Und ihr habt auch keine Mutter-Kind-Beziehung.

    Ich wünsche dir ein paar harmonische Stunden mit deinen Kollegen und ein erfolgreiches über-den-eigenen-Schatten-Springen!
    Du klingst stark, ich glaube du schaffst das!
    Herzlichst - Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo zusammen!
    Vielen Dank erstmal für den Zuspruch.
    Ich weiß, ich jammere im Moment furchtbar viel, und das tut mir auch leid.
    Aber es tut so gut, endlich mal verstanden zu werden. Endlich mal das Gefühl zu haben, man redet mit Menschen, die das selbe durchgemacht haben, und die wissen, wie schwer sowas sein kann.

    Aber jetzt habe ich etwas Positives zu berichten!
    Ich habe sozusagen gerade einen Höhenflug! :D

    Ich weiß, der wird sich auch wieder legen, und die Phase der Trauer und Wut ist noch nicht vorbei, aber: Er ist da!

    Der Abend mit meinen Kollegen war schön.
    Und das hatte ich schon geahnt, aber trotzdem war mir anfangs nicht danach.
    Ich wollte lieber heulen.
    Aber wenn ich eins gelernt habe in meiner Therapie vor 2 Jahren, dann, dass es nichts besseres gibt auf der Welt als ABLENKUNG!!!

    Und weil ich das weiß, habe ich mir die ganze Woche abends vollgepackt.
    Morgen gehts zb. zu einer Freundin zum DVD gucken.

    Wie dem auch sei: Der Abend hat mir gutgetan. Und auf dem Nachhauseweg habe ich natürlich wieder nachgedacht.
    Aber diesmal eigentlich durchweg gute Gedanken.
    An MEINE Zukunft. An die Freiheit, die ich haben werde.
    Ich war in den letzten Monaten immer schlecht drauf. Dabei ist das übrigens immer besser geworden, seit ich ausgezogen bin... woran's wohl liegt?? :)
    Und ich glaube, ich werde bald nicht mehr diese große Sorgenfalte über der Stirn tragen.
    Ich werde neue nette Menschen kennenlernen. Und irgendwann auch mal einen Mann, der NICHT TRINKT!

    Es klingt völlig bescheuert: Aber heute Abend habe ich erst wieder gemerkt, dass es solche Männer gibt!
    Es gibt tatsächlich Männer, die trinken keinen Alkohol, nur weil man gesellig beisammen ist.
    Die trinken COLA!!!

    Ihr solltet mich gerade sehen! Es ist total verrückt, aber ich muss herzhaft darüber lachen, weil ich mich so sehr über eine bestellte Cola freue.
    Dabei ist es ja eigentlich traurig, dass ich sowas total vergessen hatte.
    Ich kannte es nur so, dass mein XY bei jeder sich bietenden Gelegenheit Bier bestellen musste.
    Und wenn wir weiter weg unterwegs waren, musste ich grundsätzlich fahren. Da gabs gar keine Diskussionen. Das war selbstverständlich.

    Wie dem auch sei, ich habe gerade einen Moment, in dem ich mich gut fühle.
    Und der wurde vorhin noch gekrönt durch ein Paket, das angekommen ist.
    Zum Geburtstag habe ich mir mein Lieblingsparfum mit dazugehöriger Bodylotion und Duschgel gegönnt.
    Ich habs im Internet bestellt und verpacken lassen. Und dann hab ich mir noch selbst eine Grußkarte schicken lassen! Auf der steht: "Für Dich! Weil Du es wert bist!" :D
    Ich hab mich riesig gefreut!

    Und als ich das Paket geöffnet habe, fand ich -Oh Wunder!!- ein Geschenk der Parfümerie darin.
    Und zwar eine Reisetasche!
    Überaus passend, wo ich vorhin auf der Autofahrt noch über meine Zukunftspläne nachgedacht habe und beschlossen hatte, mehr Städtereisen einzubauen. Die konnte ich nämlich mit XY nicht machen.
    Und das allerbeste:
    Der karton ist so groß, den kann ich perfekt als Umzugskarton nutzen! :D

    Also, wenn das kein Wink des Schicksals ist! :D

    Ihr Lieben, ich danke Euch allen sehr!
    Weil Ihr mir helft, weiter auf meinem Weg zu bleiben und mithelft, gegen die Co-Stimmen in mir zu reden.

    Ich bin jetzt furchtbar müde und werde gleich ins Bett gehen.
    Ich werde morgen auf Eure Beiträge antworten (vorallem auf Nicis! Ich hab schon ein ganz schlechtes Gewissen, aber es war mir gar nicht bewusst, dass ich Dir nie antworte. War wirklich keine böse Absicht!).
    Vermutlich ist morgen wieder Jammern angesagt. Aber immerhin hatte ich nach 2 Tagen schon ein erstes Hoch! :)

    DANKE AN EUCH!

  • Hallo DesperateS,

    hörst dich gut an :) . Solche Höhenflüge sind gut, denn du kannst sie dir in's Gedächtnis rufen, wenn es dir wieder schlecht geht. Da kannst du dir jeden schönen Moment, jedes gute Gefühl, wieder hervorholen.

    Ich wünsche dir einen höhenflugmäßigen Tag heute
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • glück auf S

    Zitat von Aurora

    hörst dich gut an :) . Solche Höhenflüge sind gut, denn du kannst sie dir in's Gedächtnis rufen

    stimmt - mach photos < kannste dich immer drüber freun + lachen + hilft gegen falten aller art

    schönen Hoch-donnerstag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von silberkralle


    mach photos

    Hallo Matthias!
    Ob Du es glaubst oder nicht:
    Das hab ich! :D
    Ich hab mein noch in Geschenkpapier verpacktes Parfum fotografiert.
    Ist vielleicht etwas bekloppt. aber ich hab mich so gefreut! :D
    Auch heute geht es mir recht gut.
    XY ist nicht mehr ununterbrochen in meinem Kopf, aber er schafft es immer wieder, doch mal dort zu erscheinen.

    So, und nun schnell an die Arbeit!
    Bis später! ;)

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