HansHa - "Kein Verlangen"

  • Hallo,

    oft höre und lese ich von Leuten, die erst kurze Zeit nicht konsumieren, Sätze wie: "Ich habe gar keinen Saufdruck.", "Da ist kein Verlangen." oder ähnlich.
    Bei meiner stationären (letzten) Entgiftung bin ich in der "Runde" darauf aufmerksam gemacht worden, dass da wohl dann etwas nicht stimmen kann und ich doch mir gegenüber aufmerksamer sein sollte. Also habe ich "geübt" mir gegenüber zuzugeben, dass bei mir doch der Drang nach dem Suchtmittel vorhanden ist.
    In der Rückschau muss ich sagen, dass dies mir sehr geholfen hat, zu erkennen, wie ich mich selbst belogen habe und es gar nicht möglich war, ohne diese Erkenntnis wirklich trocken zu werden.
    Wie sind Eure Erfahrungen?

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo HansHa,
    das sehe ich etwas anders oder vielleicht differenzierter. Ich gehöre zu der von dir angesprochenen Gruppe und bin mal wieder am Anfang. Ich hatte in den letzten acht Tagen eine einzige Situation, wo das Suchtgedächtnis sich meldete und mir für einen Augenblick Druck verschaffte. Aber seit Freitag habe ich überhaupt kein Verlangen / kein Bedürfnis Alkohol zu trinken. Ich kenne inzwischen viele trockene Menschen. Bei jedem ist es etwas anders. Der eine hat vielleicht in der Anfangszeit mehr Schwierigkeiten, der andere erst nach längerer Abstinenz. Es stimmt sicherlich, dass jeder irgendwann in schwierige Situationen kommt, aber wenn ich jetzt schreibe, ich habe kein Verlangen, dann ist das so. Ich habe keinen Grund (mehr) mich selbst zu belügen / zu täuschen. Ich genieße Tage, wo mich das Suchtgedächtnis in Ruhe lässt. Ich weiß aber auch, dass es immer wieder Situationen geben wird, wo ich aufpassen und reagieren muss.

    Gruß Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Hallo Hans

    Am Anfang, so die ersten 14 Tage hatte ich tatsächlich kein Verlangen aber da schwebte ich noch auf der Wolke der ersten Euphorie.
    Dann aber im laufe der Zeit bekam ich plötzlich Craving in Situationen in denen ich nicht damit gerechnet habe.
    z.B. beim puren Kontakt mit bestimmten Personen, bei einem Song den ich im Radio hörte oder bei bestimmten Gerüchen.
    So lernte ich die Hinterhältigkeit meines Suchtgedächtnisses kennen und das war mir eine Warnung immer auf der Hut zu sein und gegenzusteuern.
    Mit der Zeit wird es bei mir weniger aber es gibt immer mal noch so eine Situation die ich dann in meinem Gedächtnis neu überschreibe.

    Gruß Steiger

  • Das mit dem Aufpassen ist alles richtig. Aber ich wollte eigentlich auf etwas anderes hinaus: Ist es wirklich so, dass kein Verlangen da ist? Spüren wir es nicht und müssen es erst, mindestens am Anfang, wieder lernen das zu erkennen? Oder verdrängen wir das Gefühl, aus welchen Gründen auch immer?
    Bei mir war es am Anfang auch so, dass ich es scheinbar (auch für mich) leicht geschafft habe nicht zu trinken. Wenn ich in dieser Beziehung nicht an mir gearbeitet hätte, wäre es wieder ein vergeblicher Versuch geworden, denn das Suchtgedächtnis hätte wieder die Oberhand gewonnen. Für mich gehört das Zugeben des Verlangens, denn es kann nicht einfach irgendwo hin verschwunden sein, zum Prozess des Anerkennens der Sucht und des Umgangs mit meiner Krankheit. Lerne ich meine Sucht dadurch nicht kennen, wenn ich ihr nachspüre und nicht sie mir?


    PS: Ich bin der Meinung, dass es auf Dauer nicht klappt, bestimmte Situationen zu "überschreiben". Bei mir würde ich das eher als "neue Verknüpfungen" bezeichnen.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo,
    möchte mal ein paar Zeilen dazu schreiben - weil es mich gerade akut betrifft. Ich habe vor 18 Tagen das letzte Mal Alkohol getrunken. In der Zeit seitdem hatte ich schon ein paarmal den Gedanken, daran, dass ein 'Gläschen' Sekt doch ganz 'nett' wäre - so zur Belohnung, als Entspannung .... Ich fand es aber bisher auch recht einfach, diesem - wenig ausgeprägten - Bedürfnis nachzugeben.
    Aber gerade heute Abend (jetzt) geht es mir nicht so besonders gut & ich hatte vorhin das erste Mal den Gedanken, 'wenn ich jetzt was trinken würde, bräuchte ich das nicht wahrnehmen, dass es mir nicht so gut geht ...'. Ich habe zuerst versucht, dieses Bedürfnis nach Alkohol wegzudrücken, also so zu tun, als sei es nicht vorhanden. Habe aber gemerkt, dass ich mir damit nur selber was vormache. Ich habe mir dann selber gegenüber ganz gezielt 'eingestanden', dass ich gerne Alkohol trinken würde (ich habe mir tatsächlich gesagt, 'ja, es wäre jetzt schön, etwas zu trinken'). Aber dann habe ich überlegt warum ich trinken möchte (um eben bestimmte Gefühle abzudämpfen) ... danach habe ich über die Konsequenzen nachgedacht (du kannst es nicht kontollieren -> du wirst mehr trinken, als du willst; du hast morgen einen 'langen' Tag -> du wirst müde, unkonzentriert & schlecht gelaunt sein; du wirst dich über dich selber ärgern). Dann habe ich mich gefragt, kannst du es auch ohne Alkohol aushalten -> eindeutig ja ... - also lass es sein.
    Was ich eigentlich damit sagen wollte ist, das ich eindeutig ab und zu, mal mehr mal weniger, das Bedürfnis habe, Alkohol zu trinken - und für mich macht es letztlich keinen Sinn, dieses Bedürfnis zu verdrängen. Auf der anderen Seite gab es aber auch tatsächlich Phasen, in denen ich überhaupt kein Bedürfnis hatte, zu trinken - auch zu Tageszeiten, an denen ich üblicherweise getrunken habe. Bei kommt also bisher beides vor. :roll:
    Liebe Grüße
    Torki

  • Hallo

    Also ich trinke seit 13 Wochen kein alkoholisches Getränk mehr und

    habe bisher auch keinen Saufdruck gehabt.

    Ich werd den Teufel tun zu "üben" dass ich doch welchen habe.

    In der Zeit lese ich lieber ein gutes Buch.

    Das ist meine noch frische Erfahrung.

    Lg

    der Poster

  • Poster
    Ich 'übe' es auch nicht, Alkohol trinken zu wollen - das Bedürfnis ist einfach ab & zu da (von 'Saufdruck' würde ich - bisher - auch nicht sprechen - dafür ist dieses Bedürfnis meiner Meinung nach einfach nicht stark genug) ... was ich übe ist, mit diesen Situationen im positiven Sinne umzugehe, mit dem Ergebnis, trotz Bedürfnis nicht zu trinken.
    Es wäre toll, wenn dieses Bedürfnis (vielleicht kann man auch von Automatismus sprechen), das in den letzten 15 Jahren meines Lebens eine insgesamt recht große Rolle gespielt hat, plötzlich einfach von selber verschwinden würde - und vielleicht ist das ja auch bei dir und anderen so (beneidenswert!).
    Bei mir nicht - und für mich persönlich würde ich es auch für gefährlich halten, dieses Bedürfnis nicht bewusst wahrzunehmen (wann & wo ist es vorhanden, warum will ich Alkohol trinken ...). Denn ich befürchte, wenn ich nicht sehr achtsam damit umgehe, sprich, nicht sehr genau darauf höre, was in mir vorgeht, dann würde ich (evtl.) schneller als mir lieb ist wieder in die Situation kommen zu denken, ach, du kannst doch ganz locker auf Alkohol verzichten, ist doch alles nicht so schlimm ... also kannste ja auch mal wieder ....
    Liebe Grüße
    Torki

  • Moin,
    ich bin jetzt seit 4 1/2 Jahren trocken. Am Anfang - in den ersten Wochen - war ich euphorisch, es endlich zu schaffen. Von Verlangen oder Saufdruck habe ich wenig oder eigentlich gar nichts gemerkt. Ich emfpand das trockene Leben als umheimlich positiv.
    Erst im Herbst lt. Jahres hat sich dann mein Suchtgedächtnis auf einmal und sehr heftig gemeldet. Nur der Anblick einer Flasche Cognac hat schon gereicht. Es brauchte nicht mal den Geruch oder ein volles Glas. Da stand im Kopf hinten so ein kleines grünes Männchen und sagte immer nur "ich auch, ich auch ein Glas". War wirklich nicht einfach dem ein einfaches "ich trinke heute nicht" entgegenzuhalten.
    Ich will damit sagen, dass das Suchtgedächtnis nicht mit der Zeit verschwindet und man immer darauf gefasst sein sollte, das es sich wieder meldet.
    Aber seit dem ist auch wieder Ruhe. Fazit: ein "Überfall" in 4 1/2 Jahren.
    Deswegen ist eine SHG und eine Therapie wichtig, damit man es nicht vergisst, das da immer was im Leben bleibt, auf das man achten sollte: seine eigene trockene Gesundheit.
    Gruß & ein schönes trockenes Leben
    Ralf

  • Zitat von Torki

    Es wäre toll, wenn dieses Bedürfnis (vielleicht kann man auch von Automatismus sprechen), das in den letzten 15 Jahren meines Lebens eine insgesamt recht große Rolle gespielt hat, plötzlich einfach von selber verschwinden würde - und vielleicht ist das ja auch bei dir und anderen so (beneidenswert!).

    Hallo,

    juuut! Das ist es, auf was ich hinaus wollte. Und natürlich die Frage, die sich anschließt: Wo bleibt denn nun dieses Gefühl, wenn es plötzlich weg ist?

    Ich glaube nicht, dass es in den Flaschen verschwindet und mit ihnen geht.:lol:

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo

    Ich denke, wenn ich nie wieder Suchtdruck bekomme bin ich von meiner Sucht geheilt.
    Da es aber wie wir wissen keine Heilung von Alkoholsucht gibt, werde ich wohl damit leben müssen immer mal wieder Suchtdruck zu bekommen?!
    Denn wie du schreibst Hans können ja die Gefühle nicht verschwinden und Suchtgedächtnis kann nicht gelöscht werden.

    Meine Meinung, wenn ich falsch lieg umso besser.

    Gruß Steiger

  • Schönen Abend, HansHa,

    ich sehe das für mich in etwa so:

    Da der Mensch in gewisser Weise ein "Gewohnheitstier" ist, dies kann man im Alltag, Beruf, etc. beobachten, kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß jemand, der irgendein Verhalten 10, 15 Jahre an den Tag gelegt hat, es von einem Tag auf den anderen ablegt und womöglich ganz aus seinem Gedächtnis löscht.

    Es mag vielleicht sein, daß eben der Saufdruck sich in der Anfangszeit selten oder gar nicht meldet, aber das über Jahre angelernte Verhalten ist nicht zu unterschätzen. Wie "Elchtreiber" schrieb, so kann sich Saufdruck auch nach Jahren noch melden, kenne jemanden, der nach 8 Jahren Trockenheit dem Saufdruck erlag.

    Und ich sehe das eben so, dass Saufdruck eben die Folge von über Jahre angelerntem Verhalten ist, auch wenn schon eine längere Trockenphase dazwischenliegt, so kann der Druck doch von einer Minute auf die andere "zuschlagen".
    Wenn dem nicht so ist, is es ja beneidenswert, aber "vorbeugen ist besser als heilen".

    Auch wenn ich sämtliche Ratschläge, Grundbausteine, etc. befolge, so kann es irgenwann mal sein, dass sich eine "verführerische" Gelegenheit ergibt, mit der man eben so nicht gerechnet hat.

    Ist mir natürlich auch schon passiert, und siehe da, ich war dann froh, mir bewusst zu sein, dass so etwas mein ganzes Leben lang vorkommen kann und ich von vornherein diverse Strategien entwickelt habe, hier wieder auf den Boden der Realität zurückzukommen und mir wieder in Erinnerung zu rufen, was ich mir nach meinem Tiefpunkt geschworen habe:

    Ich will in meinem Leben nie mehr besoffen sein und so ein "Häufchen Elend" darstellen, wie ich es damals bei meinem Tiefpunkt darstellte.

    Dieses Entgegensteuern lässt sich meiner Meinung nach weit besser bewerkstelligen, wenn man auch sich selbst gegenüber offen und ehrlich zugibt, dass es (der Saufdruck) einen auch irgendwann mal ereilen kann, als man blendet das aus.

    Ich für meinen Teil habe das immer so gehandhabt, dass ich "Suchtdrucksituationen" und vor allem die Entstehung dazu, mir durch den Kopf gehen ließ, und ich mich dann damit befasste, warum ich in bestimmten Situationen so oder so reagiere.

    Der Lohn dafür war ein mit der Zeit gesteigertes Selbstwertgefühl, das ja in meiner Vergangenheit etwas minder vorhanden war, und auch ein recht gutes Einschätzen meines Verhaltens in gewissen Situationen, hier kann ich früh genug entgegensteuern.

    Nach 6 - jähriger Abstinenz kenne ich das Gefühl des Saufdrucks eher nicht mehr, anfangs war es noch präsent, vertrete aber die Ansicht, das auch ich nicht gefeit bin, meine erarbeiteten Gegenstrategien sind aber jederzeit abzurufen, wenn ich sie doch einst brauchen werde.

    noch einen schönen Abend,

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Hallo,

    ich habe jetzt nochmal neu nachgedacht, wie ich mich verständlich machen kann. Bis jetzt ist an den Antworten nichts zu bemängeln aber ich möchte die Frage etwas anders stellen:
    Wenn ich davon ausgehe, dass ich ein bestimmtes Verhaltensmuster über Jahre oder Jahrzehnte ausgeführt habe und damit ein vermeintliches Bedürfnis befriedigt habe, war das aus einem falschen Gefühl heraus, das durch meine Sucht entstanden und durch mein Suchtgedächtnis vermittelt wurde.
    Wenn ich bestreite, wie ich es oft getan habe, dass dieses Gefühl noch vorhanden ist oder ich dieses Gefühl vermeintlich nicht habe, wenn ich mein Suchtmittel gerade nicht konsumiere, ist das denn nicht ein süchtiges Verhaltensmuster? Ich belüge und betrüge mich selbst, um die Sucht vor mir zu rechtfertigen. Und dieser Prozess setzt sich für mich fort.
    Ich möchte hier niemanden persönlich angreifen, sondern ich will versuchen auf eine Falle aufmerksam zu machen, in die ich oft getappt bin. Das hat auch nicht mit herbeireden von Gefühlen zu tun, sondern gehört für mich zu dem Prozess wieder in gesunden Kontakt mit ihnen zu kommen und die vorgegaukelten Bedürfnisse aus dem Suchtgedächtnis zu erkennen und damit umzugehen.

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo Hans,

    ich unterscheide für mich Suchtdruck und ein Anspringen des Suchtgedächtnisse das nie verloren geht. Ich hatte ja des öfteren bewusste Trinkpausen gemacht und mir bestimmte Zeiten gesetzt . In diesen Pausen hatte ich Suchtdruck und musste des öfteren meine Faust ballen um es zu erreichen . Danach war dann wieder Saufen bis zur nächsten Pause.

    Nun habe ich mich ja für die lebenslange Abstinenz entschieden mit allem was dazu gehört. Erkenntnis, Kapitulation , Risikominimierung und gehe GERNE und aus vollster Überzeugung diesen Weg. Nun springt mein Suchtgedächtnis zwar auch noch hin und wieder an .Dafür bin ich sogar dankbar. Jedoch bleibe ich aber seit diesem neuen Ziel von Sauf oder Suchtdruck verschont.

    Nasse Verhaltensmuster die fast 30 Jahre einstudiert wurden , werden ja nicht , nach ein paar trocken Jahren, ausgelöscht. Das dauert nun mal auch Jahre.


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut

    Was ist denn bei dir der Unterschied zwischen Suchtdruck und anspringen des Suchtgedächtnis?
    Bevor ich Suchtdruck bekomme springt mein Suchtgedächtnis auch als erstes an.
    Suchtdruck ist für mich plötzliches Verlangen nach Alkohol, dem ich mit meinen für mich entwickelten
    Strategien entgegenwirke.
    Meist ist es dann nach ca. 10 Min. wieder vorbei.

    Gruß Steiger

  • Hallo Steiger

    für mich ist Suchtdruck ein unbedingtes Verlangen sofort was trinken zu müssen. Das Anspringen des Suchtgedächtnisses sind für mich Erinnerungen an Alkohol die durch Sinnesreizungen oder Situationen hervorgerufen werden. Also wahrscheinlich ähnlich wie bei dir. Beim erinnern schon gegensteuern, bevor Suchtdruck überhaupt aufkommen "könnte"

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Aktuelles Erlebnis von mir gestern abend zum Thema "Verlangen":

    Ich hatte gestern einen sehr anstrengenden Arbeitstag (Doppeldienst 7-22:30) und war dementsprechend "platt" am Abend.
    Kurz vor Ende meiner Tour überlegte ich, noch einen Film auszuleihen, so zum relaxen eben.
    Das ist eine Situation, in der dann mein Suchtgedächtnis anspringt und dann kommt die Stimme aus dem Hintergrund:
    "Jetzt ein kleiner xy und noch ein Bierchen" !

    Aber: Ich habe diese Stimme schon seit einiger Zeit entlarvt und setze mich mit ihr aktiv auseinander. Ich akzeptiere sie, höre sie mir auch an, handele aber nicht danach.

    Durch die Grundbausteine besteht mein Notfallkoffer aus
    - einer immer griffbereiten Wasserflasche
    - der Tatsache, daß ich in einem solchen Moment aktiv "NEIN" sage - laut zu mir selber, damit auch die "zarte Stimme aus dem Hintergrund" es mitbekommt !
    - einem "Bild" in meinem Hinterkopf von mir zu besten Saufzeiten; dieses Bild halte ich mir immer dann vor Augen, wenn mal wieder ein "Trinkgedanke" vorbeischwirrt.

    Ein Verlangen ist in einem solchen Moment unterschwellig vorhganden, so als eine Art "Gefühl", dem ich aber nicht mehr nachgebe.
    Was aber nicht heisst, daß ich mich nicht nach einem anstrengenden Arbeitstag "belohne".
    Das mache ich dann nur etwas anders und vor allem ohne Alk!
    Meine Belohnung heisst dann:
    - nen lustigen Film schauen und viel lachen
    - ins Schwimmbad + Sauna gehen

    Was ich aber für mich sagen kann: 100% verschwunden ist das Verlangen nicht, wird es auch nie sein - dieses "Gefühl" schwirrt immer mal vorbei, man muss nur lernen, ihm aktiv zu begegnen und sich nicht darauf einlassen.

    Zumindest habe ich mit diesen Strategien bis jetzt 94 Tage "überlebt".

    Mein Leitsatz seit meiner Klinikaufnahme 3.7.14:
    "Ich bitte um Hilfe bei meiner Krankheit - alleine schaffe ich es nicht!"

  • Hallo,

    ich möchte das hier noch mal "anpieken", aber nicht wieder zum ...sten Mal dort wo es eigentlich hingehört.

    Also, das gehört für mich auch dazu - verdrängen, vertuschen, nicht wahrnehmen, in Kauf nehmen, kein Kontakt zu den entsprechenden Gefühlen, Selbstlüge usw., usw., usf..


    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (17. Juli 2023 um 17:50) aus folgendem Grund: Link entfernt

  • Hallo HansHa

    Bin leider erst seit 2,5 Wochen ohne Alk. Aber ich habe nur zwei mal das Bedürfniss gehabt, Alk zu trinken. Den Gedanken konnte ich aber schnell Einhalt entgegensetzen. Auf den berühmten "Saufdruck" warte ich mit Angst.

    Glückwunsch zu 6 Jahren trockenheit
    Nobby

  • Zitat von Waschbaer

    Bin leider erst seit 2,5 Wochen ohne Alk. Aber ich habe nur zwei mal das Bedürfniss gehabt, Alk zu trinken.

    Hallo,

    das ist es ja, um was es mir ging. Am Anfang ging es mir ähnlich. Erst als ich mir mein Verhalten rückschauend noch mal angesehen habe, musste ich feststellen, dass da noch eine Menge nasse Gedanken und nasses Verhalten waren. Das hat sich in vielen Kleinigkeiten manifestiert. Ich bin zum Glück sehr früh darauf aufmerksam gemacht worden und konnte so etwas ändern. Und die Einsicht war einfach für mich, weil meine früheren Versuche immer fehl geschlagen waren. Ich war einfach so weit, dass ich mir helfen lassen konnte. Und ich habe gelernt wo die Tücken des Suchtgedächtnisses stecken, dass ich es mir nicht mehr so einfach machen kann, so nach dem Motto: "Bis hierher ist es ja gut gegangen.".
    Handlungen und Gedanken (auch unterlassene) haben für mich auch Einfluss auf mein weiteres Handeln und Denken (auch viel später). Natürlich ist es nicht wirklich möglich, dabei "Gut" und "Schlecht" bewusst zu unterscheiden. Und Steuerung ist auch nur bedingt möglich. Aber dafür haben wir ja das Gefühl. Aber das muss nach dem langen "Quälen" durch das Suchtmittel erst wieder neu lernen, Entscheidungen zu treffen.
    Wie wird immer gesagt: "Nur nicht trinken reicht nicht." Ich habe mein gesamtes Leben geändert. Das fängt z. B. beim sozialen Umfeld und beim Tagesablauf an und greift in alle Lebensbereiche.

    Schönen Tag

    H.

    PS: Warum "leider"? Mindestens der erste Schritt ist gemacht.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo HansHa,

    Zitat von HansHa


    Erst als ich mir mein Verhalten rückschauend noch mal angesehen habe, musste ich feststellen, dass da noch eine Menge nasse Gedanken und nasses Verhalten waren. Das hat sich in vielen Kleinigkeiten manifestiert. Ich bin zum Glück sehr früh darauf aufmerksam gemacht worden und konnte so etwas ändern.


    für mich ist es mit fast allen Dingen so, dass ich sie erst in der Rückschau so einigermaßen beurteilen kann.
    Daraus ergeben sich dann die Sachen für heute und jetzt. Ich weiß, dass dieser Prozess für mich niemals aufhören wird und hoffe, dass ich immer wieder aufmerksam werde oder gemacht werde und dann handeln kann.
    Halbherzige Veränderungen gab es bei mir in der Vergangenheit auf fast allen Gebieten. Natürlich auch beim Alk. So konnte das nix werden. Zumindest das ist mir jetzt klar.

    Nasse Gedanken haben auch Menschen, die viel länger trocken sind als ich. Sie sind kein Phänomen der Neuen.
    Auch darin sehe ich eine Gefahr für mich. Ich lese hier oft von "am Anfang" und "im ersten Jahr". Und dann?
    Für mich steht fest, dass mein Suchtgedächtnis mich begleitet, solange ich lebe. Und ich merke, wie ich inzwischen auswähle, was ich mitnehme auf meinem Weg.

    LG Penta

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