Dr. Jekyll und Mr. Hyde ...

  • Nun lese ich nicht mehr nur in diesem interessanten Forum, sondern möchte kurz meine Situation schildern.
    Vor über einem Jahr lernte ich einen Mann kennen und wir waren ziemlich schnell auf einer Wellenlänge. Kurz, wir haben uns schwer verliebt! Wir hatten viel Spaß zusammen, tanzten, feierten etc. Dabei trinkt man auch einmal ein Bier, was ich persönlich nicht ungewöhnlich fand.
    Jedoch fiel mir dann relativ früh auf, dass er eigentlich immer am Abend Bier trank. Mal mehr und einmal weniger. Sobald es zu irgendwelchen Problemen kam (er ist beruflich sehr belastet, zusätzlich privat durch "Altlasten" und hinzu kommen noch große finanzielle Verpflichtungen), wurde dann noch sehr viel mehr getrunken. Es kam zu einigen heftigen "Abstürzen". Er musste sich dann auch öfter krank melden. Zu meiner Aufgabe wurde es, ihn immer wieder auf die Beine zu bringen, was mir auch meist gelang. Danach war er wieder fit für den Job ... bis zum nächsten Mal.

    Er war sogar bei den AA einmal. War dann so schockiert, dass er sagte, so würde er niemals enden. Eine Weile wurde es besser. Nicht ganz ohne Alkohol, aber mit weniger.

    Auf diese schöne Zeit folgte wieder durch Probleme, ein Komplettabsturz. Er zog aus, ich holte ihn wieder, brachte ihn auf die Beine und es wurde kurzzeitig wieder besser.

    So wiederholt es sich ständig ... Nun hat er wieder eine Wohnung seit ein paar Tagen gemietet, aber ich bin nicht hingefahren. Habe gesagt, dass ich ihn unterstütze, wenn er etwas tut, aber das will er nicht.

    Ständige Anrufe, er sei am Ende, ihm kann keiner mehr helfen, er will nicht mehr aufwachen ... etc.etc.etc. Ich solle doch endlich zu ihm kommen, denn er würde meine Hilfe brauchen.

    Ich liebe ihn über alles -besonders nüchtern- , aber ich sehe ein, dass ich ihm nicht mehr helfen kann. Er sagt, wenn ich ihm etwas bedeuten würde, wäre ich schon lange bei ihm.

    Auch er liebt mich, das weiß ich, aber der Alkohol macht alles kaputt. Selbstverständlich könnte ich mich wieder einmal ins Auto setzen, ihn zurückholen und ihn kurzzeitig auf die Beine bringen. Ich bin eine ziemlich starke Frau, aber ich stoße so langsam an meine Grenzen.

    Es gibt zusätzlich so viele wunderbare Menschen um uns herum (Kids), für die es sich lohnt, "nüchtern" zu bleiben und die unser Leben unendlich bereichern. Das weiß er, aber er ändert sein Trinkverhalten trotzdem nicht.

    Wenn er nüchtern ist und wir sind unterwegs, sieht man uns an, wie sehr wir uns lieben. Oftmals sind wir schon darauf angesprochen worden, weil auch Außenstehenden dies nicht verborgen bleibt.

    Dann die Kehrseite der Medaille ... der Alkohol ... Dr. Jekyll und Mr. Hyde ... Man versteht seine Sprache nicht mehr, er torkelt, die Gesichtszüge entgleisen, es eskaliert immer in einem heftigen Streit, etc.etc.etc.

    Ich gebe niemals auf, bin eine Kämpferin, Optimistin, lebensfroh, glaube immer an das Gute im Menschen und habe schon viele schlimme Phasen in meinem Leben gut überstanden.

    Übernehme ich mich an dieser Stelle? Wird er jetzt vielleicht etwas unternehmen? Kann Liebe diesen verdammten Alk. besiegen? Wird er jetzt wach werden? Für die Menschen, die ihn lieben ...

    Hoffe, ihr sagt mir jetzt nicht, ich bin eine hoffnungslose Träumerin!

    Ich leide wahnsinnig, denn er fehlt mir so sehr. Nicht, als Co-Abhängige ... mir fehlt der Mann, den ich über alles liebe.

    Und ja, ich setze mich nicht ins Auto ... uns selbstverständlich tue ich auch etwas für mich weiterhin und sitze hier nicht nur herum. Bin Sportlerin und das nimmt mir auch kein Alk.!

    Trotzdem wäre ich für ein paar gute Tipps dankbar, denn ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht bei ihm bin ... so, wie sonst immer.

    Danke schon einmal für Eure Antworten!

    Das

    Polarsternchen

  • Hallo Desperate,

    ja, ich kennen auch Dein Gefühl. Gerade hat er wieder angerufen und mir vorgehalten, wenn ich ihn liebe würde, dann wäre ich jetzt bei ihm.

    Ich habe nur gesagt, dass er nun an der Reihe ist. Er weiß, was er zu verlieren hat und was er schon die ganze Zeit aufs Spiel setzt. Hoffe, dieses konsequente Verhalten wird ihn veranlassen, Schritte einzuleiten. Schritte, die UNS näher bringen und nicht noch weiter entfernen.

    Ich weiß, er leidet, aber ich auch ... Habe gesagt, ich komme, wenn er nüchtern ist und versteht, was ich sage. Jetzt hat es keinen Sinn. Sein Hirn ist benebelt und er kann nicht klar denken. Dies ist Grundvoraussetzung, um eine richtige Entscheidung zu treffen.

    Alles könnte so easy sein, so toll ... alle Voraussetzungen für ein wunderschönes Leben wäre da. Und der Alk. macht alles kaputt! Unglaublich!

    Ich drücke Dich ganz fest Desperate!

    Sei taper, so wie ich!

  • Hallo Polarsternchen,

    herzlich willkommen hier im Forum! Ich bin Aurora und seit gut 4 Jahren hier dabei. Ich habe viele Jahre mit meinem Exmann zugebracht, zwischen Trinken und Beteuern, zwischen Liebe und Hass, zwischen Gut und Böse, sozusagen. Bis mir der Absprung gelang...

    Zitat

    Übernehme ich mich an dieser Stelle? Wird er jetzt vielleicht etwas unternehmen? Kann Liebe diesen verdammten Alk. besiegen? Wird er jetzt wach werden? Für die Menschen, die ihn lieben ...

    Ja, an dieser Stelle übernimmst du dich! Er hat sich momentan entschieden, zu trinken, und da helfen keine guten Worte und keine bösen. Du schreibst selbst, du bist an deiner Grenze angekommen, gut, dass du das erkennst! Ich habe viele Jahre dafür gebraucht, meine Grenze zu sehen, bzw. überhaupt eine Grenze zu haben. Er darf weiter trinken, wenn er das will, du darfst deine Distanz haben. Die Telefonate, die ihr führt, bringen da garnichts, außer dass er dir versucht, ein schlechtes Gewissen einzureden. Und dass er auf der Mitleidschiene ist und sich selbst als Opfer hinstellt. Du hast vielleicht auch ein schlechtes Gewissen, oder? Weil du meinst, ihn im Stich gelassen zu haben. Aber das hast du nicht! Er hat ja die Wahl, er kann losgehen und sich Hilfe suchen. Er will das nicht, na gut. Das ist seine Entscheidung. Du hast damit im Prinzip nichts zu tun.

    Er will gerade nichts tun als saufen. Das ist Fakt. Er wird erst dann was dagegen unternehmen, wenn er selbst das dringend will. Wenn er seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht hat.

    Liebe kann garnichts machen, wenn es um Beziehungen mit Abhängigen geht. Das ist leider so. Denn die Sucht bestimmt das ganze Leben des Abhängigen, er ist darin gefangen. Da hilft keine Liebe, keine Engelszungen. Da kann nur die Einsicht desjenigen, der abhängig ist, helfen.

    Du musst nun kein schlechtes Gewissen haben. Du hast ihm gesagt, du würdest ihm helfen, wenn er was verändern will, ernsthaft. Das weiß er. Und du hast Grenzen gesetzt. Wenn du noch schaffst, auch die Telefonate einzustellen, sind diese Grenzen vollständig. Denn so schafft er es ja immernoch, dir Schuldgefühle einzureden, schafft, Mitleid zu erregen. So ist dein Abstand nicht groß genug.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Polarstern!
    Ich bin selber trockene Alkoholikerin und kann Dir nur eines sagen: Wenn der Alkoholiker selber nichts ändern will - es siegt IMMER der Alkohol.
    Sucht ist etwas extrem zerstörerisches. Sowohl für den Süchtigen als auch für das gesamte Umfeld.
    Dein Freund muß es wollen. Er muß seinen Tiefpunkt haben, um einzusehen, dass er gegen den Alkohol nicht gewinnen kann. Sprich, er muß vor dem Alkohol kapitulieren (was nicht gleich zu setzen ist mit aufgeben). Erst wenn er merkt, dass er nur leben kann, wenn er nicht mehr trinkt und das in aller Konsequenz, gibt es eine Chance.
    So hart sich das anhört, aber ich habe es selber erfahren. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern tausendmal habe ich meine Liebsten angelogen, beteuert, ich höre damit auf. Wenn ich wieder voll war und nicht mehr konnte, habe ich um Hilfe gebeten. Und danach weitergesoffen.
    Es liegt komplett an ihm.
    Du wirst hier im Forum gute Unterstützung von ehemals Co-Abhängigen bekommen und kannst Dich auch mit trockenen Alkoholikern, die Dir vielleicht diese Erkrankung etwas genauer erklären können, austauschen. Ich wünsche Dir sehr, dass es Dir hilft.
    Gruß
    drybabe

    never give up

  • "Wenn Du mich wirklich lieben würdest, wärest Du längst bei mir, um mir zz helfen." "Und wenn Du mich wirklich lieben würdest, würdest Du sofort aufhören zu trinken."

    Liebe kommt ohne Bedingung und/oder emotionale Erpressung aus. Und doch kenne auch ich, wie schwer es ist, einen wundervollen Menschen aus Liebe mit seiner Sucht alleine zu lassen. Mittlerweile bin ich aber überzeugt, dass es nur so und nicht anders geht. Und wenn er eines Tages geheilt wieder im Leben steht, können wir uns begegnen und schauen, wie es ist, mit unserer Liebe. Orlando

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure Antworten. Er hat gestern noch x-Mal angerufen. Geweint, mich angefleht zu kommen, war total verzweifelt und mein Herzlein ist fast zersprungen. :cry:

    Natürlich bin ich nicht hingefahren, da ich in erster Linie rational denke und somit ein Verstandsmensch bin. Doch momentan kämpft mein Kopf gegen mein Herz permanent.

    Ihr unterstützt mich (an dieser Stelle einmal DANKE dafür), meine Freundin ist immer für mich da und mein "soziales Netzwerk" ist wirklich ziemlich gut. ABER ... ER FEHLT MIR! TOTAL!!! :roll: Ich weiß, was Ihr denkt und mir sagen möchtet und ich bin mit dem Kopf voll bei Euch.

    Heute morgen hat er auch angerufen. YEAH, ich konnte ihn wieder "verstehen". Er hat weder geschlafen, noch gegessen ... Er will eine Kur machen, aber nicht jetzt ... Warum, weiß ich! Dies hängt mit seinem Job zusammen, den er verlieren würde, wenn er diese nun antritt. Kann ich leider nicht näher erläutern, aber es wäre definitiv so. Ohne Job, kann er seinen hohen finanziellen und privaten Verpflichtungen nicht nachkommen. Das Kartenhaus würde dann komplett zusammenbrechen. Übrigens, wenn er arbeitet, trinkt er nie! Seltsam, oder?

    Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickeln wird. Momentan fühle ich mich eher als Beobachter .... Trotz allem ist die Angst, diesen -für mich- wundervollen Menschen zu verlieren, da.

    Und ich als ewige "Macherin" in meinem Leben sitze untätig hier herum. Das macht mich noch kirre!

    Ja, er ist krank ...

    Danke nochmals an Euch

  • Hallo Polarsternchen!

    Er will eine Kur machen, aber nicht jetzt, aus beruflichen Gründen. Genau diese Gründe habe ich auch letztes Jahr gehört. Also blieb nach einer trockenen Phase alles beim alten.
    Jetzt hatte mein Mann seinen Tiefpunkt, und plötzlich ist vieles möglich. Sein Arbeitgeber weiss bescheid und die Kur ist beantragt. Er ist jetzt 2 1/2 Monaten trocken.
    Ich sehe und staune. Jahrelang habe ich dafür gekämpft und gelitten, völlig umsonst. Es funktioniert erst wenn er selbst nicht mehr kann.
    Auch die Sprüche kenne ich. Ich kann nicht mehr, ich sollte gegen eine Baum fahren......!
    Anfangs hat mich dass sehr geschockt und verstört, aber irgendwann wusste ich das es Teil seiner Taktik war. Wenn ich Angst um ihn habe, dann verlasse ich ihn nicht.
    Das tut alles so weh. Aber du kannst ihm nur helfen indem du jede Hilfe einstellst. Das ist das Schwerste.
    Pass gut auf dich auf, und bleibe stark!
    Liebe Grüsse Clärchen

  • hallo polarsternchen,

    mir gehts genauso wie dir. Ich sitze nur als Beobachter daneben und muss hilflos mit ansehen, ob XY was tut oder auch nicht.

    Mein Partner ist heut in die Klinik gegangen, ich weiß immer noch nicht, ob er es für sich tut oder für mich.

    Uns bleibt leider nichts anderes übrig als abwarten und uns dabei nicht zu vergessen.

    Ich wundere mich immer noch über meine Konsequenz.

  • Hallo Polarsternchen,

    Zitat

    Und ich als ewige "Macherin" in meinem Leben sitze untätig hier herum. Das macht mich noch kirre

    Warum sitzt du untätig herum? Du kannst doch für dich alles machen, wie du es für dich gewohnt bist. Oder du kannst was Neues ausprobieren, oder so. Alles ist offen.

    Du bist die Macherin in deinem eigenen Leben. Er ist der Macher in seinem Leben, er ist erwachsen. Du bist nicht für ihn verantwortlich, nur für dich. Er will eben machen, wie er gerade macht, dann mach du, was dir gut tut.

    Und da denke ich, warum nimmst du diese Telefonate noch entgegen? Er redet dir Schuldgefühle ein, weil er natürlich sein altes Leben mit dir nicht verlieren will. Er macht auf Opfer. Und du nimmst das ja an, und dann fühlst du dich schlecht, verantwortlich. Und musst deinen Kopf einschalten, gegen diese Gefühle ankämpfen, damit du deine Grenzen aufrecht halten kannst. Du diskutierst vielleicht mit ihm rum, er jammert dir die Ohren voll...Das kostet maßlos viel Energie, die kannst du viel besser für dich selbst gebrauchen!

    Das mit seinem Job und der Kur, die er nicht machen kann, ist eine Ausrede! Wenn er wirklich will, wird er auch Wege finden, es zu machen. Das sind alles nur Ausflüche.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • HALLO ZUSAMMEN!

    konsequent bin ich nun geblieben! Trotz ewiger Anrufe, er bräuchte so dringend meine Hilfe und ich müsse sofort zu ihm kommen, ansonsten würde er eingehen. Liebesschwüre folgten, Verzweiflung, Zorn, bitteres weinen etc.etc.etc. - Aber ich bin hart geblieben, denn ich wusste, der Tiefpunkt ist da. Somit hatte ich die Hoffnung, er würde sich Hilfe holen. Das machte er dann auch ... aber nicht so, wie "wir" uns das vorgestellt haben.

    Jetzt hat er seine vorherige Partnerin am Start! Wahrlich, so ist es. Sie regelt alles für ihn. Geht einkaufen, macht ihn wieder "gesund" und wahrscheinlich wird er dort auch wieder Unterschlupf bekommen. Sie hat sich damals wegen des A. von ihm getrennt, aber sie haben ein gemeinsames Kind und sie funkte von Anfang an in unsere Beziehung.

    Tja, dummes Polarsternchen ... :cry:

    Danke Euch allen und

    ein schönes Wochenende!

  • Hallo!

    Die andere kann einem doch nur leid tun, und das Kind erst.......!
    Schade dass er wieder einen so einfachen Weg gefunden hat.
    Sei nicht sooooo traurig! Er ist krank und nicht in der Lage echt Liebe (ausser für Alk) zu fühlen. Sonst könnte er Frauen nicht so austauschen. Der sucht keine echte Beziehung, er sucht den einfachen Weg!
    Sei tapfer und tu etwas für dich!
    Ich umarme dich mal fest!!!

    LG Clärchen

  • Danke für Deinen aufbauenden Worte und Umarmung Clärchen. Es liegt trotz allem außerhalb meines Vorstellungsbereichs, wie Alk. das schaffen kann. Natürlich werde ich für mich etwas tun, aber momentan sitzt das alles ziemlich tief und ich bin keine Verdrängerin. Ich muss immer alles verstehen, analysieren, einen Sinn erkennen ...

    Aber hier erschließt sich mir wirklich nicht mehr der Sinn! Fühle mich einfach leer und energielos und das bekomme ich so schnell nicht kompensiert.

    Es ist nun so und ich kann es nicht ändern. Gott sei Dank muss ich mir nun den Kopf nicht eine Woche lang wegblasen, damit ich nichts mehr merke.

    Ciao

    Polarsternchen

  • Polarsternchen, das ist bitter. So möchte keine gezeigt bekommen, wie sehr sie sich selbst etwas Vormacht. Für det bischen Zärtlichkeit, für vorgelullter Liebesbekundung werden wir zur Macherin. Denn wir wissen nicht, dass wir nur um unser Selbst Willen geliebt werden können, dürfen und sollten.

    Ich kann mir vorstellen, wie weh das tut und wie wütend es auch macht und doch sei dankbar, dass es nun vorbei ist und Du Dir um ihn keinen Kopf mehr machen brauchst...
    Und denke an diesen Schmerz und diese Wut, wenn er doch wieder bei Dir anklopfen wird in seiner ach so großen Not, Verzweiflung und reumütigen Liebe zu Dir.

  • Sei Ihr dankbar Polarsternchen,

    mein Ego litt, als ich durch eine Rotweindrossel eingetauscht wurde.

    Aber danke an die Drossel, denn von alleine wäre ich nicht gegangen. Danke, dass sie ihn mir "abgenommen" hat und nun genießen darf.

    Danke für den Schmerz, der mit endlich - auch wenn es mich umgehauen hat - gezeigt hat wie viel (un)wert ich bin.

    Und eines Polarsternchen: jeder Mensch, den ich in den 3 Jahren später kennenlernte (obwohl ich immer noch Single bin) war wertvoller, ehrlicher und konstanter. Ich habe nur gewonnen durch diese Drossel und das Ende.

    Nur der Anfang vom Ende ist die Hölle.

    Aber lieben, nein lieben kann ein nasser Alkoholiker kaum ... er hat im Regelfall "andere Probleme" somit hast Du (auch wenn es sich anders anfühlt) diesbezüglich nichts verloren.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Polarsternchen,

    es trifft natürlich zuerst knallhart und unerbittlich das eigene Selbstbewusstsein, wenn man feststellt, wie leicht man austauschbar ist, aber wenn man mit ein wenig Abstand hinschaut, macht es auch deutlich, wie wenig das ganze mit echter "normaler" Liebe zu tun hat.

    Als ich feststellte, dass mein "Ex-perte" schon während seiner reumütigen Liebesbekundungen mehrere alte Bekannschaften am Start hatte und schließlich die am geeignetsten erscheinende bei sich einziehen liess, war ich zunächst tief in meinem Ego gekränkt. Heute weiss ich, dass er gar nicht anders kann, weil es der einfachste Weg ist, sein Leben so weiterleben zu können wie bisher. Die Reaktivierung einer aus früherer Beziehung bekannten Persönlichkeitsstruktur, die nach der Trennung nicht ernsthaft an ihrer Co-abhängigkeit gearbeitet hat, bzw. diese nie als solche erkannt hat, ist leichte Beute. Und schützt zudem vor "bösen Überraschungen" wie Nörgeleien, Ultimaten, Trennung usw., schließlich weiß sie (und auch er), worauf sie sich einlässt. Man(n) kann einfach da weitermachen, wo man(n) seinerzeit aufgehört hat.

    Heute empfinde ich überwiegend Mitgefühl und Dankbarkeit. Mitgefühl für meine Nachfolgerin, weil sie genau jetzt genau dort steht, wo ich vor 7 Jahren stand und genau so naiv glaubt, dass sie ihn mal so eben retten kann, wie ich es damals dachte. Und Dankbarkeit für meinen XY -Krankheit hin oder her- weil er mich in jeder Hinsicht und immer wieder nach Strich und Faden vera****t hat, denn ohne diese Tatsache, das Leiden und MEINEN letztendlichen Tiefpunkt, wäre ich wohl nie in der Lage gewesen, die Beziehung zu beenden, konsequent zu bleiben, genauer bei MIR hinzusehen, MEIN Verhalten zu überprüfen, MEINEN Anteil an dem Desaster zu erkennen, an MIR zu arbeiten und MICH (und meine Kinder) hoffentlich dauerhaft aus diesem Teufelskreis zu befreien.

    Für mich war es sehr wichtig, das Zusammenspiel Co-abhängiger Beziehungen als ganzes zu begreifen, dabei hat mir stapelweise Fachliteratur und besonders das unermüdliche Lesen-dürfen der unterschiedlichsten (und doch so gleichen) Schicksale hier im Forum ungemein geholfen und mir unzählige Aha-Erlebnisse verschafft (und das tut es immer noch!).

    Lieben Gruß
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Vielen Dank für Eure Anteilnahme und die lieben Worte. Es hilft ... Morgen wird ein harter Tag für mich werden. Er holt die restlichen Klamotten bei mir ab. Vielleicht stelle ich alles einfach in den Hausflur, damit ich ihn nicht mehr sehen muss.

    Es tut so verdammt weh und ich wünschte, ich würde zur alten Form auflaufen. Die Frau, die immer alles schafft ...

    Guten Nacht Ihr Lieben

    Polarsternchen

  • Hallo Polarsternchen,

    du wirst es schaffen...ganz bestimmt...dieser Schritt ist hart...ich weiß, doch dann kehrt Ruhe in dein Leben und dein neues Leben kann beginnen.

    Wünsche dir für heute viel Kraft
    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • ... nun ist es vorbei und ich habe es geschafft. Ich weiß, alles ist gut und alles ist richtig. Ich habe ihn zwar nur ein paar Tage nicht gesehen, aber er hatte total abgenommen. Auch war er beim Doc. und hat in Zukunft sehr viel vor. In erster Linie, NICHT mehr trinken. Bin gespannt, wie lange dieser Vorsatz erhalten bleibt und ob er sich wirklich Hilfe holen wird.

    Gute Vorsätze hat er auf jeden Fall, aber ich bin natürlich skeptisch. Es ist aber auch egal, denn ich bin raus aus der Nummer. Egal, was er irgendwann oder irgendwie tun wird.

    Ich muss mich jetzt erst einmal von diesen ganzen Ereignissen erholen und um mich kümmern.

    An dieser Stelle allen noch einmal ein dickes Dankeschön, weil Ihr mich so toll unterstützt habt. Werde Euch berichten, wie es MIR in der nächsten Zeit ergehen wird. Ohne Angst, mich fragen zu müssen, ob er wohl heute wieder bis tief in die Nacht trinken wird ...

    Ein Stück Freiheit für mich, wenn auch das Herz immer noch blutet.

    Sonnige Grüße

    Euer

    Polarsternchen

  • Hey Clärchen,

    das werde ich wohl müssen, aber wie gesagt, ich bin ja Optimistin und eine rheinische Frohnatur. Das sollte helfen -wie immer- ! :)

    Auch Dir alles Gute Clärchen

    Polarsternchen

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