Leb wohl, Du schnöder Alkohol

  • Hi Nys,

    schön, daß Du mal bei mir vorbeigeschaut hast.

    Nee, es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Ich bin ein ganz Braver, nach wie vor unterwegs auf meinem angestrebten Weg, hab allerdings zur Zeit unheimlich viel um die Ohren, v.a. auch beruflich. Nach der langen Regenzeit will jetzt natürlich jeder seine Baustellen erledigt haben und alle kommen mal wieder gleichzeitig :)
    Bzgl. des Hochwassers hab erfreulicherweise auch keine Sorgen...liege auf fast 600 Metern Höhe und da muß schon viel zusammenkommen, bis ich mir vorsichtshalber ne Arche baue :)
    Aber erschütternd ist das schon, wenn man sieht, bei wievielen Menschen innerhalb von wenigen Tagen ihre komplette Existenz sprichwörtlich den Bach runtergegangen ist.
    Tja, und nun beschweren sich schon die ersten Zeitgenossen wieder über die unerträgliche Hitze...pervers, oder ? :)

    Ich hoffe, Dir gehts soweit gut. Ich wünsch Dir ne schöne Woche...ich werde mich am Wochenende mal in Deinem Suchtthread zu Wort melden, da hab ich dann hoffentlich etwas mehr Zeit.

    Danke fürs Nachfragen

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Moin Forum,

    find ich immer wieder witzig...überall stöhnen die Leute über die fürchterliche Hitzewelle. Ja, schon fürchterlich...35 Grad im Schatten :)
    Aber was genau erwarten denn die Leute vom Wetter ? Wenn es regnet, wird gejammert, wenn es warm ist, wird gejammert...eigentlich ist es egal, wie das Wetter wird...gejammert wird eh immer.

    Und dann kann es dann schon mal passieren, daß ich jemanden, der grad am Jammern ist, dazu einlade, mit mir nen Tag aufs Dach zu steigen, bei 35 Grad im Schatten direkt in der Sonne schwarze Schiefer abzureißen und neue draufzumachen. Unter 6 Liter Flüssigkeitsaufnahme geht da gar nix mehr...und schon merkt man, wie es klick macht bei demjenigen. Halt, soo schlimm ist das ja gar nicht :)

    Während ich mich früher übers Jammern richtig aufregen konnte, seh ich das inzwischen mit einem Augenzwinkern. Es ist eben immer alles eine Frage des Betrachtungswinkels.

    Und während ich mich im letzten Jahr nach so einem sonnigen Arbeitstag noch mit drei, vier Flaschen Bier "entschädigt" habe, genieß ich jetzt meinen Kaffee auf der Terrasse und werf dann nochmal den Rasenmäher an, um den Garten zu mähen...steh morgens um 5 Uhr auf und genieße locker und entspannt und v.a. ohne Kater die noch angenehmen Temperaturen. Ob ich ne positive Veränderung an mir festgestellt habe, seit ich das Saufen aufgehört habe ? Aber sicher doch :)

    Wünsche allen noch eine schöne Woche...

    LG vom tief entspannten

    Andreas

  • Hallo Andreas

    also ich bin fast ein bißchen traurig, daß es nichtmehr so heiß ist. Ich liebe diese Hitze-Tage. Nach meinem Geschmack gibt es davon viel zu wenige im Jahr (seufz).

    Wenn mir wirklich zu heiß ist, brauche ich nur etwas Bewegung und genug Wasser zum trinken. Die Hitze im Auto, das sich auflädt, mag ich auch nicht so sehr - aber dafür ist das Leben nie so leicht, wie an Tagen an denen man auf festes Schuhwerk und Jacke verzichten kann.

    Dafür nehme ich gerne Schweißperlen in Kauf. Nachts das Fenster offen lassen können und morgens schon zu wissen, daß es mich heute weder an den Füßen noch sonst wo frieren wird - ist Lebensfreude pur.

    Mein Mann, der fast jeden Tag einen Anzug tragen muß, fand damit auch einen Grund für schlechte Laune, bei 37 Grad.... - als ich ihn an die Palastwache in London erinnerte, die sich nichtmal bewegen darf und auch noch einen Pelz-Hem tragen muß - war er dann wieder etwas zufriedener. :wink:

    LG Nys

  • Hey Carpenter....
    ich habe eine zeitlang "auf dem Bau" gearbeitet (Handlangerdienste fuer meinen XY). Allerdings war der im Innenbereich taetig, also wenn Mauern und Dach schon fertig waren. Und trotzdem.
    Nun sind Temperaturen um 40 Grad hier eher die Regel (Sued-Spanien) und mir haben die Maurer und Dachdecker immer sehr leid getan. Das hat schon was arg unmenschliches an sich....
    Lieber frueh morgens anfangen und in den zentralen Tagesstunden was andres machen. Du bist ja selbstaendig, oder?
    Das ist kein Spass, selbst wenn man genug Fluessigkeit (Wasser!) trinkt.....
    Vor ein paar Jahren ist ein junger Kerl bei so einer Aktion toedlich verunglueckt. Metall-Dach bei sengender Hitze eindecken....er ist wohl bewusstlos geworden und dann runtergefallen. Komischerweise ging es in der Gerichtsvehandlung darum, ob er sozusagen an der Hitze oder an den Folgen des Sturzes verstorben ist.
    Die Verantwortungslosigkeit des Arbeitgebers, diese Arbeit um diese Tageszeit in Auftrag zu geben, wurde dabei nicht eroertert ....
    Gruesse, Lindi

  • Hi,

    Nys :

    Ja, die Sonne ist mir auch wesentlich lieber als der Winter. Für mich gilt grundsätzlich: Sobald ich kurze Hosen anziehen kann, geht es mir auch mental gut. Klingt blöd, ist aber so. Ich kann dieses ganze Eingezwänge in Klamotten nicht leiden. Bei meinem 40. Geburtstag hab ich den Gästen vorher gesagt, daß sie Bikini und Badehosen einpacken sollten...die haben mich nicht für ernst genommen und sind tatsächlich bei 34 Grad mit akurater Kleidung erschienen...ihr Pech...ich hab nämlich meinen aufblasbaren Swimmingpool nur für wenige Minuten verlassen...war ja schließlich mein Geburtstag. Ein Job, in dem ich nen Anzug tragen müßte, wäre für mich undenkbar. Palastwache schon gar nicht :)

    Lindi :

    Schön, daß Du mich mal besuchst.

    Ich denke, ich weiß, auf was Du hinauswillst. Ich als Selbstständiger hab es sozusagen selbst in der Hand, ab gewissen Temperaturen den Stecker zu ziehen. Und das ist in der Tat auch so. Im letzten Jahr haben wir es im Sommer an extrem heißen Tagen so geregelt, daß wir bis um 13.00 Uhr gearbeitet haben und danach geschlossen ins Schwimmbad sind...die komplette Mannschaft. Das kann man aber nur dann durchziehen, wenn die Arbeit gemacht wird...wann auch immer. Letzte Woche war es leider so, daß wir ein Dach offen hatten und schwere Gewitter gemeldet waren...soll heißen, es mußte zumindest so gearbeitet werden, daß das Dach wieder dicht war vor der angekündigten Apokalypse.
    Wir haben sogar nen eigenen Kühlschrank mit auf die Baustelle genommen und mehrere Pausen am Tag eingelegt. Ich kann meine Jungs inzwischen ganz gut einschätzen und mute ihnen ganz sicher nix zu, was ich nicht selber mache...gefährliche und unangenehme Arbeiten erledige ich fast immer selber. Wir sind tatsächlich etwas anders als andere Firmen...bei uns entscheiden die Mitarbeiter wirklich mit, was wie und wie lange gemacht wird. Wenn die sagen, es wird ihnen zu heiß, dann ist Schicht im Schacht.
    Unser Job bringt es allerdings mit, daß wir nicht immer aufs Wetter Rücksicht nehmen können. Und das wissen die Jungs auch. Wenn wir z.B. auf Ozonwerte Rücksicht nehmen würden, dürften wir im Sommer gar nicht mehr aufs Dach. Wir machen den Job, den wir lieben. Und dafür ziehen wir die Wetterkapriolen jedem klimatisiertem Arbeitsplatz vor.

    Puh, das war jetzt aber ein halber Aufsatz :)

    LG an Euch Zwei und den Rest des Forums

    Andreas

  • Hallo Andreas,
    auch wir arbeiten viel in der Sonne.
    Hier kann sich kaum ein normalsterblicher vorstellen, daß das ueberhaupt geht, aber letztendlich bleiben nur wenige Tage, an denen es unmöglich ist.
    Gut ist, daß hier ab 11 uhr immer eine leichte Brise einsetzt und, was die meisten nicht wissen:

    oben auf dem Dach bekommt man da am meisten von ab.

    Aber bei mir hat es zur Folge, daß ich in meiner Freizeit nicht mehr freiwillig in die Sonne gehe.

    Schönen Sonntag,

    Frank

  • Moin Frank,

    das Problem sind eigentlich diese extremen Temperaturschwankungen...vor vier Tagen noch 35 Grad im Schatten (aufm Dach natürlich noch mehr), dann Temperatursturz auf früh 10 Grad. Ich denke, das macht den Menschen zu schaffen.
    Hätte der Körper mehr Zeit, sich auf die Hitze einzustellen, wäre das alles halb so wild.
    Aber es ist halt, wie es ist...am Wetter kannste nunmal nix ändern.
    Dafür bin ich jetzt schon wieder schön braungebrannt :)

    Moin Forum,

    geht es Euch eigentlich auch so, daß das WE momentan irgendwie nur halb so lang ist wie sonst ? Irgendwie läuft das WE wie im Zeitraffer ab und schwupps steht der Montag wieder vor der Tür *seufz*
    Wenn ich noch saufen würde, wäre das WE wohl noch schneller rum.

    Na, dann wünsch ich Euch allen mal ne schöne Woche und den Rauchaufhörwilligen unter Euch ein gutes Gelingen. Ich drück Euch ganz fest die Daumen.

    LG Andreas

  • Hallo Andreas!

    Danke für Deine braun-gebrannten Daumen!!

    Mein WE war so kurz, daß ich heut ne Verlängerung
    gebraucht hab. (Hab am Samstag bis 15.00 Uhr und am Sonntag von 16 -21 Uhr gearbeitet) Heut dafür mal
    5 Stunden Pause eingelegt und ENDLICH mal wieder
    das "Glück dieser Erde auf dem Rücken der.... P.."
    genossen. Danach hatte ich den Eindruck daß nicht nur ich , sondern auch die 2 PS sehr glücklich waren.
    (.... schön wenn man trotz Vertretung vermißt wird) Sie konnten's beide kaum abwarten, den Sattel drauf zu bekommen.

    Ich wünsch Dir eine gute Woche!....auf dem Dach :D

    LG Nys

  • Moin Forum,

    es regnet...sitze im Büro und hab so gar keine Lust, Rechnungen und Angebote zu schreiben.

    Da schreib ich lieber mal, wie es bei mir zu der Entscheidung kam, mit dem Saufen aufzuhören. Es war nämlich, um es vorneweg zu nehmen, nicht unbedingt mein Verdienst, daß ich heute abstinent bin.

    Mein Alkoholkonsum hat sich über die Jahre immer mehr gesteigert. Früher war ich meistens nur am WE alkoholisiert unterwegs, dann zunehmend auch unter der Woche und im Laufe des letzten Jahres gab es kaum noch Tage, an denen ich nicht getrunken habe. Die Einzige, die mich zunächst auf meinen Alkoholkonsum angesprochen hat, war meine bessere Hälfte. Es kam häufig zum Streit wegen dem Alkohol...sie sagte, daß ich ein ganz anderer Mensch bin, wenn ich getrunken habe...nicht der, den sie eigentlich kennt. Und wie es sich für einen richtigen Alkoholiker gehört, hab ich das natürlich ins Reich der Fabel verwiesen. Sicher, ich kannte mich ja selbst nur noch alkoholisiert.
    Um des Friedens Willen hab ich dann immer mal wieder Trinkpausen eingelegt, zum einen um sie zu besänftigen, zum anderen um sagen zu können: Sieh her, ich kann auch ohne Alkohol. Und hab nach den Trinkpausen fröhlich weitergesoffen, die Tage gezählt, bis meine Trinkpause vorbei ist. Und dann ging das ganze Spiel wieder von vorne los...ich besoffen, meine Frau unglücklich und hilflos. Bis die Situation irgendwann eskalierte...neben anderen Eskapaden, über die ich hier nicht im Öffentlichen schreiben will, hab ich regelmäßig weggebeamt, bin nächtelang weggeblieben, hab klargelegt, daß ich mein Leben so leben will, wie ich mir das vorstelle. Vermutlich war da auch so ein Anflug von Midlife-Crisis dabei. Ich bin jeder vernünftigen Diskussion aus dem Weg gegangen...geredet hab ich nur noch mit mir selber und mit meiner Bierflasche...bis eines Morgens ein Brief auf meinem Laptop lag...die klare Ansage, daß ich entweder mit dem Saufen aufhöre (und zwar ganz) oder sie sich von mir trennt. Der Brief klang verzweifelt, traurig, nachdenklich, aber auch bestimmt...ich wußte schon beim ersten Durchlesen, daß sie diesmal Ernst machen würde. Da also war sie nun, die Entscheidung: Entweder Alkohol oder Familie. Zunächst war ich wütend...wer hat eigentlich das Recht, mich vor so eine Entscheidung zu stellen ? Inzwischen weiß ich, daß es im Grunde sogar ihre Pflicht war, mich vor diese Entscheidung zu stellen.
    Ein Zusammenleben mit mir war nicht mehr möglich und ich frage mich oft, ob ich diese Situation nicht bewußt herbeiführen wollte.
    Vor wenigen Wochen hat mir meine bessere Hälfte dann erzählt, daß sie unheimlich Angst hatte, mir diesen Brief zu schreiben...sie war sich sicher, daß ich mich für den Alkohol entscheiden würde. Trotzdem hat sie den Brief geschrieben. Inzwischen weiß ich, daß meine eigenen Eltern ihr dazu geraten haben, weil sie es selbst nicht mehr mit ansehen konnten, wie meine Frau unter meiner Sauferei gelitten hat.
    Um ehrlich zu sein war meine erste Reaktion wieder Wut und Enttäuschung...eigentlich sollten doch zumindest meine Eltern auf meiner Seite stehen, so meine erste Empfindung. Die Erkenntnis, daß sie durch diesen Rat ja auf meiner Seite standen, kam nach und nach...genauso, wie nach und nach die Erkenntnis kam, daß ein Leben ohne Alkohol soo viel besser ist als mit Alkohol.
    Heute empfinde ich weder Wehmut noch Zorn, wenn ich an Alkohol denke...mir fehlt nix, im Gegenteil.
    Ich stand auf einer Klippe und hab mich grad im letzten Moment noch entschlossen, wieder umzukehren.
    Heute empfinde immer noch etwas Enttäuschung über mich selbst, daß es erst diesen gewaltigen Schubser gebraucht hat, um mich vom Alkohol zu lösen.
    Gleichzeitig empfinde ich Dankbarkeit, daß meine Familie die richtige Entscheidung getroffen hat.

    Ich weiß allerdings auch, daß es bis zuletzt ein Roulettespiel war...es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte den letzten Schritt von der Klippe gemacht.

    So, jetzt muß ich dann doch mal etwas arbeiten.

    Ich wünsche allen Usern ein schönes, trockenes, zufriedenes WE.

    LG Andreas

  • Hallo Andreas,
    wahrscheinlich hat " Sie" dir den zweiten grossten Gefallen deines Lebens getan.
    Der erste war ja wohl schon, sich auf dich einzulassen.
    Ih habe in meiner nahen Umgebung, Familie, Freunde mehrere, die dann die Flasche vorzogen und heute trozig und " frei" allein mit der Flasche durchs Leben ziehen.
    Immer obenauf, immer frei, alles bestens.
    Arger gibts mit der " alten" nur noch, wenn diese verlangt, an "kinderwochenenden" alkoholfrei zu bleiben.
    Eine vollig absurde Forderung dieser "d,,,,, K...., "
    Die Kinder haben doch überhaupt kein Problem damit! (Weil sie noch klein und schutzlos sind)

    Ich will nicht vergleichen, wunsche jedem das seine,
    bin aber froh, daß es für mich mittlerweile anders läuft.

    Schönen Sonntag,
    Frank

  • Hallo Andreas

    ich glaube das ist Deine persönlichste Schilderung bisher.
    Wie schön, daß Dir Deine Frau und Deine Familie wichtiger waren als der Suff. Und ganz bemerkenswert finde ich die Haltung Deiner Eltern. Gerade bei Eltern ist es doch das intiutive Gefühl, erstmal zum Kind zu halten- egal was es ausgefressen hat. Daß Deine Eltern Deiner Frau Unterstützung gaben, zeigt im Grunde genommen wie groß die Verzweiflung war - aber auch wie klar sie die Dinge wahrgenommen haben, ohne der Versuchung zu erliegen einen falschen Halt und eine falsche Hoffnung zu geben, - die Dich nur im Trinken bestärkt und gegen Deine Frau aufgebracht hätte. Ganz großen Respekt vor dieser Leistung Deiner Eltern.

    Daß es nicht ganz so sicher war, wie Du Dich entscheiden würdest, kam in Deinem Beitrag gut rüber und wir lesen hier ja viel von Männern, die den Bezug zur Familie aufgegeben haben, um die Beziehung mit der Flasche nicht beenden zu müssen.

    Ich hoffe sehr, daß diesen Beitrag viele Männer im www lesen, die sich noch überlegen, ob sie nicht evtl. mit der Flasche glücklicher sind. Dein Beitrag spricht Bände darüber, wie froh Du bist, diese Entscheidung in erster Linie für Dich und Dein Leben (mit Deiner Familie) getroffen zu haben und wie sehr Du dieses neu zurückgewonnene Leben genießt.

    Es gibt offensichtlich doch Männer, die rechtzeitig vor dem Abgrund die Bremse rein hauen! Ich freue mich für Euch

    LG Nys

  • Hallo Andreas,

    ich bin beeindruckt von deiner "kleinen" Schilderung, in der du mit wenigen Worten sehr, sehr viel aussagst, was wichtig ist. Danke für deine Offenheit.

    Zitat von Nys


    Ich hoffe sehr, daß diesen Beitrag viele Männer im www lesen, die sich noch überlegen, ob sie nicht evtl. mit der Flasche glücklicher sind. Dein Beitrag spricht Bände darüber, wie froh Du bist, diese Entscheidung in erster Linie für Dich und Dein Leben (mit Deiner Familie) getroffen zu haben und wie sehr Du dieses neu zurückgewonnene Leben genießt.

    das sehe ich auch so... ergänze: Männer und Frauen :lol:

    Gruß, Wacholderfrau

  • Hallo Nys, Hallo Wacholderfrau, Hallo Forum,

    nee, für ein Lob gibt es nun wirklich keinen Grund...ich habe nicht umsonst geschrieben, daß alles auf der Kippe stand (nee, nicht die vom Raucherthread :-))
    Der Alkohol war zwar das Hauptproblem, aber allein mit meiner Abstinenz ist es nicht getan...für beide Seiten nicht. Da wartet noch jede Menge Arbeit. Ich bin ein Mensch, der sich nicht gerne was sagen läßt, der so wenig Verantwortung wie möglich abgibt. Das klingt zunächst seltsam, grade als Alkoholiker, der ja im Endeffekt sehr viel Verantwortung an die Flasche abgegeben hat. Ich brauch meinen Freiraum und mach ganz sicher nicht immer das, was andere von mir erwarten, nur weil sie es erwarten. Ich bin und bleibe da ein klitzekleiner Anarchist :) Ich will an dieser Stelle auch gleich mal mit einer anderen Illusion aufräumen...Partnerschaften funktionieren nicht zwangsläufig reibungsloser, weil der Partner mit dem Saufen aufhört. Es ist nur eine Basis, eine Grundvoraussetzung, um sich objektiv darüber klarzuwerden, ob und wie eine Partnerschaft (noch) funktionieren kann.
    Irgendeine Userin hat vor kurzem im Co-Bereich geschrieben, daß sie sich trotzdem irgendwie vom Partner löst, obwohl der so gut wie gar nicht mehr trinkt. Das ist ein interessanter Punkt. Man darf nicht vergessen, daß der Alkoholmißbrauch über Jahre bzw. Jahrzehnte betrieben wurde und damit auch Wesensveränderungen beim Partner überdecken konnte. Nicht jeder Alkoholiker hat sich über die Jahre ausschließlich wegen dem Mißbrauch, sondern auch persönlich in eine andere Richtung verändert.
    Abstinenz ist ne tolle Sache...aber bzgl. der Partnerschaft nicht mehr als eine Möglichkeit der Bestandsaufnahme. So manche Co wird womöglich enttäuscht sein, daß sie den Menschen, den sie vor Jahren mal geheiratet hat, auch nüchtern nicht zurückbekommt. Das hat was Fatalistisches...man hat nach Jahren des Kampfes vielleicht endlich den Partner so weit, daß er nicht mehr trinkt...und ist dann trotzdem enttäuscht, was da noch übrig ist.

    Was meine Eltern angeht:

    Ich hatte keine schwierige Kindheit...das kann man so nicht sagen. Aber im Gegensatz zu meinen Kindern wurde mir nie so etwas wie Selbstbewußtsein vermitttelt. Viele User hier schreiben, daß sie bewußt oder unbewußt kleingehalten wurden, daß andere Kinder immer besser waren als man selbst. Das kann auch ich unterschreiben. Ich rede meine Eltern auch nicht mit Papa oder Mama an, sondern nenne sie beim Namen...für mich ein klares Indiz, daß da vieles im Argen lag. Aber ich hege keinen Groll, sondern sehe auch die Umstände. Schließlich bin ich selbst Vater und treffe oft genug auch falsche Entscheidungen, was meine Jungs betrifft. Den Versuch, mich beeinflußen zu wollen, haben meine Eltern entnervt, aber inzwischen doch recht souverän aufgegeben. Seitdem ist unser Verhältniss besser, um nicht zu sagen normal geworden.
    Besonders lustig find ich ja, daß mein Vater immer um die Kurve fragt, ob ich noch abstinent bin, weil er nicht so direkt sein will. Das ist so, wie wenn einer von Berlin nach München über Paris fährt :)

    Nys, Du bist eigentlich indirekt dafür verantwortlich, daß ich hier mal etwas privater geworden bin, weil Du geschrieben hast, daß ich normalerweise nie privat werde...das wollt ich bloß mal widerlegen :-))

    Euch allen ne schöne Zeit

    LG Andreas

  • Zitat von Carpenter

    ...Ich bin ein Mensch, der sich nicht gerne was sagen läßt,
    der so wenig Verantwortung wie möglich abgibt. ...


    Guten Morgen Andreas,

    genauso geht es mir auch.
    Das führt mich immer wieder in Situationen,
    bei denen ich bei anderen (vornehmlich bei unsicheren Chefs) anecke.
    Aber ich möchte nicht mehr von diesem Weg abweichen.
    Selbst Verantwortung zu übernehmen,
    ist für mich eine ganz wichtige Essens meines Lebens.
    Ich denke lieber selbst, als von anderen gedacht zu werden.

    Dein Beitrag hat mir richtig gut gefallen.
    Vor allem Deinen Bemerkungen über die Partnerschaften,
    wenn einer trocken wird, kann ich voll zustimmen.
    Ein trockener Mensch wird durch seine Trockenheit
    nicht automatisch zu einem besseren.

    Viele Grüße
    Correns

  • glück auf

    Zitat von Correns

    Ein trockener Mensch wird durch seine Trockenheit
    nicht automatisch zu einem besseren.

    aber er hat damit die allerbesten voraussetzungen, es (wieder) zu werden.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Mich hat deine Offenheit sehr berührt und nachdenklich gemacht. Ich sehe mich teilweise da wieder, als ob jemand mir einen Spiegel vorgehalten hat.

    Ist es tatsächlich so, dass man nie wieder seine negativen Charaktereigenschaften, die man sich in Alkoholzeiten angeeignet hat, wieder los wird?

    Ich habe die Vorstellung das ich wieder "die Alte" sein werde, wenn ich mein weiteres Leben nüchtern bleibe!

    Aber anscheinend mache ich mir da etwas vor^^ Wahrscheinlich ist zu vieles in den "Alkoholzeiten" passiert und prägt natürlich auch den Partner.

    Irgendwer von den AA hat mir mal gesagt, das trockene Alkoholiker die besseren Menschen seien. Diese Aussage habe ich ganz merkwürdig gefunden!

    Mach weiter so Andreas, du bist auf einem sehr guten Weg und ade du schnöder Alkohol :D

    Lieben Gruß
    Lucina

  • Hallo Andreas,

    Dein zweiter Beitrag erzählt maches, was auch schon in anderen Beiträgen von Dir "zwischen den Zeilen" stand.

    Sowohl über Deine Kindheit und auch über Beziehungsarbeit.

    Zitat

    Ich brauch meinen Freiraum und mach ganz sicher nicht immer das, was andere von mir erwarten, nur weil sie es erwarten. Ich bin und bleibe da ein klitzekleiner Anarchist

    Na ja- ich schätze mal, daß das auch den gewissen Reiz einer Person ausmacht. Es ist dann zumindest authentisch. Ziemlich reizlos wird es dann, wenn man in einer Partnerschaft keine Erwartungen mehr haben darf. Wenn das JA zum anderen und dessen Bedürfnissen in einem NEIN zu mir selbst und meinen Bedürfnissen endet.


    Zitat

    Man darf nicht vergessen, daß der Alkoholmißbrauch über Jahre bzw. Jahrzehnte betrieben wurde und damit auch Wesensveränderungen beim Partner überdecken konnte. Nicht jeder Alkoholiker hat sich über die Jahre ausschließlich wegen dem Mißbrauch, sondern auch persönlich in eine andere Richtung verändert.

    Ich denke, daß sich eine Persönlichkeit (ohne Alkohol) nur bedingt verändert. Der Blickwinkel und der Zugang zu bestimmten Dingen ändert sich. Der Kern meiner Persönlichkeit wird wohl der selbe bleiben, bis ins hohe Alter. Nicht selten habe ich sehr alte Menschen erlebt, die innerlich noch ganz jung geblieben sind. Trotz Schicksalsschlägen und Not.

    Es gibt auch Persönlichkeits-Entwicklung, die man bewußt anstreben kann. Entweder um trocken zu bleiben - oder um Dinge an sich zu entdecken, die bislang verschütt waren. ABER Was nicht aus einem Menschen selbst heraus angestrebt wird, kann man von ihm auch nicht erwarten.

    Ich denke schon, daß man sich in einer Partnerschaft gegenseitig eine Unterstützung in der Eigenwahrnehmung und positiven Weiterentwicklung geben kann. (Das fällt natürlich in nassen Zeiten komplett weg und die Weiterentwicklung findet - wie von Dir beschrieben- ohne den anderen statt.) Es ist alles in allem die Frage in wie weit beide bereit sind, sich auf den anderen einzulassen und auf die Dinge, die die Partnerschaft stärken. Auch die Dinge, die einen bereichern. An Punkten an denen man vom anderen die Gelegenheit bekommt, seinen eigenen Blickwinkel zu erweitern. Darauf kann man sich einlassen und viel neues erleben. Das ist aber nur möglich, wenn
    man tatsächlich das, was der andere ist und was der andere leben möchte
    auch teilen will. Mit "Danke kein Bedarf" kann man vllt. Kinofilme, Konzertaufführungen oder Skatabende ablehnen. Meinetwegen auch
    Hobbys, die nicht zu einem passen. Aber wenn es um Beziehungsgestaltung im Bereich von persönlichen Bedürfnissen in einer Partnerschaft geht, dann hilft nur eine gegenseitige Übereinstimmung - die entweder schon von Natur aus da ist - oder gemeinsam angestrebt wird. Daß jeder auch seinen Freiraum braucht ist klar. Der sollte nur nicht so groß sein, daß der gemeinsame Raum auf ein planungs-notwendiges Event zusammenschrumpft.

    Hat man sich mal so weit entfernt, daß man sich nichtmehr wirklich darüber freut, den anderen um sich zu haben - dann kann man (glaube ich) an der Beziehung arbeiten wie blöd - es wird nur auf ein gegenseitiges Leben und Leben lassen hinauslaufen. Das ist mir persönlich zu wenig. Da hilft es auch nicht, daß man etwas gemeinsam unternimmt oder gemeinsam das macht, was Erwachsene halt so tun
    :wink:

    Ich möchte in einer Partnerschaft das Gefühl haben, daß der Partner glücklich darüber ist, mich zu sehen, bzw. mit mir zu leben. Kein Gefühls-Überschwang aber eine stille gemeinsame Zufriedenheit, sobald man beieinander ist. Vllt. ist das zu viel verlangt. Aber das bin ich - und
    das werde ich künftig nicht mehr verbiegen und wenn es bedeutet allein zu bleiben.

    LG Nys

  • Hallo Carpenter,

    du schreibst (inmitten einer insgesamt sehr schönen und berührenden Äußerung wie ich finde) u.a.:

    " Heute empfinde immer noch etwas Enttäuschung über mich selbst, daß es erst diesen gewaltigen Schubser gebraucht hat, um mich vom Alkohol zu lösen."

    Nein, Carpenter. Da haben Andre noch sehr viel gewaltigere Schubser erlebt. Und was ist geschehen? Kurze Saufpausen. Oder gleich weitertrinken.

    Im Gegensatz zu dir. Und das macht den Unterschied... zu Enttäuschung gibt es keinen Grund denk ich.

    LG Frank

  • Hallo Andreas,


    es schwingt ein Hauch von Einsamkeit in vielen Beiträgen die von Herzen kommen mit, findest Du nicht? Nasser Alkoholiker sein bedeutet alleine sein, auch wenn da liebe Menschen sind, die einem helfen wollen. Das bleibt ein Teil von uns, oder? Auch wenn wir jetzt ohne Alkohol leben, so ist diese Einsamkeit ein Teil von uns.

    Ich finde Deine offenen Worte wirklich sehr schön und auch traurig. Schön dass Du Dich für das Leben entschieden hast. Ich glaube viele von uns haben auch sehr viel Glück gehabt in dem einen Moment auf den es ankommt die richtige Entscheidung getroffen zu haben.


    LG Maik

  • Hallo Andreas,

    danke dir für deinen offenen Beitrag, der mich sehr berührt hat.
    Es ist für mich wichtig, nur das anzukündigen, was ich auch wirklich "durchziehen " kann, denn sonst werde ich ja nicht mehr ernst genommen.
    Deine Frau hatte es sicherlich auch schon öfter angekündigt.
    Mich beeindruckt gerade, das du in diesem Moment genau wußtest, das es jetzt Ernst wird.
    Danke für deine Schilderung.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

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