Leb wohl, Du schnöder Alkohol

  • Hallo Sunshine,

    die Sache mit dem "Alkoholiker sind dumm" beschäftigt Dich schon sehr, oder ?
    Ich würde generell weder die eine noch die andere Lastigkeit feststellen wollen...es gibt dumme und intelligente Alkoholiker, es gibt sensible und unsensible Alkoholiker, es gibt fleißige und faule Alkoholiker, es gibt manipulative und in sich gekehrte Alkoholiker.

    Ich laß mir da eh keinen Stempel aufdrücken und es interessiert mich auch recht wenig, was andere Menschen in mir sehen, wenn sie hören, daß ich abstinenter Alkoholiker bin. Wer mich danach in eine Schublade stecken will, der soll doch. Mir ist das relativ egal.

    Ich hab ja mit der Entwicklung der Gesellschaft auch so meine Probleme...v.a. die Emotionslosigkeit, dieser gnadenlose Kapitalismus, dieser Egoismus, diese Klassifizierung von Arbeitnehmern als Humankapital lassen mich nicht kalt und bringen mich manchmal schon schwer zum Zweifeln.

    Aber Alkoholiker hat es schon immer gegeben...und Menschen, die einer Sucht leichter erliegen auch.

    LG Andreas

  • Hallo Viola,

    Deine Worte haben mich zunächst etwas betroffen gemacht...Du hast geschrieben, ich sei selbst wie mein Onkel geworden. Und damit hast Du etwas angesprochen, was zum großen Teil stimmt. Ich habe aus seinem Leid keine Lehre gezogen und das macht mir schon etwas zu schaffen. Es verdeutlich mir ganz klar, daß ich einen anderen Weg hätte gehen können...ein Negativbeispiel, wie es deutlich nicht hätte sein können, hat mir offenbar nicht gereicht.

    Sein Tod hat rückblickend dafür gesorgt, daß ich kalt wurde. Ich habe meine tiefe Trauer nie zugelassen. Dazu muß ich vielleicht anfügen, daß ich in dem Alter in knapp zwei Jahren vier wichtige Menschen begraben und mir keine Zeit zum Trauern gegeben habe...ich habe das einfach abgeblockt, weggesperrt...mit meinen bisher vergossenen Tränen könnte man keinen Fingerhut füllen, trotzdem war die Trauer da, unterschwellig, lauernd.

    Auch Trauern muß ich wohl erst wieder lernen :)

    LG Andreas

  • Guten Morgen Andreas,

    Zitat

    Ich habe aus seinem Leid keine Lehre gezogen


    Genau das meinte ich. Aber klag dich doch nicht dafür an.
    Du warst sehr jung, und dann gleich vier nahe Menschen..... das war zu viel.
    Es gibt keine "richtige" Trauer, du hast deinen Weg so gemacht, wie du es eben konntest. Das Dichtmachen war ja ein Selbstschutz.

    Heute gelten andere Tatsachen, du kannst jetzt ohne den Alk leben, und du kannst nach vorne schauen.
    Da gibt es noch viel Spannendes zu lernen, nicht nur Trauern. :wink:

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo Andreas

    Zitat

    Hallo Sunshine,

    die Sache mit dem "Alkoholiker sind dumm" beschäftigt Dich schon sehr, oder ?

    Nein, diese Sache beschäftigt mich nicht akut in meinem persönlichen Leben. Ich habe so einige Trockene Alkoholiker persönlich kennengelernt und weiss daher, das diese Krankheit (denn für mich ist es nach wie vor eindeutig eine Krankheit) alle Menschen aus allen Schichten treffen kann und mit Intelligenz nix zu tun hat.
    Das weiss ich als Betroffene.

    Ich weiss aber auch, das Nicht-Betroffene das manchmal ganz anders sehen und es eben doch manchmal auf Dummheit des Erkrankten schieben.
    Als Beispiel sei hier nur mal meine mittlerweile verstorbene Mutter erwähnt. Sie sagte, wenn wir auf meine Erkrankung zu sprechen kamen, im Grunde am Ende immer nur "Warum hast Du auch immer gesoffen? Wie konntest Du nur so blöd sein?"
    Da steckte also der Vorwurf der eigenen Dummheit ganz stark drin. Ich hatte es nach 2 oder 3 Jahren aufgegeben, ihr erklären zu wollen, das ich an Ende keine Wahl mehr hatte, weil ich körperlich abhängig geworden war.
    Es hatte einfach keinen Sinn und war pure Zeitverschwendung.

    Meine Mutter hat später noch miterlebt, wie Freunde von ihr am Alkoholismus starben, sogar ihr liebster Freund. Auch über diese Menschen sprach sie so. Sie waren doch "so nett" aber eben auch so doof, weil sie nicht mit den Saufen aufhörten. Originalton: "Wie kann man nur so dämlich sein??"
    Und ich denke, meine Mutter war/ist nicht die einzige, die so denkt. Viele sprechen es nur nicht aus...
    Aus Unverständnis wird das Ganze eben auf Dummheit des Betroffenen geschoben. Denn alles andere ist unbequemer.

    Trotz allem ist mir persönlich egal, was andere über mich denken. Ist es die eigene Mutter, kanns allerdings schon mal weh tun... dagegen war selbst ich nicht gefeit.

    LG Sunshine

  • Hallo Andreas,

    meld mich auch mal wieder.

    Ja, so einen Onkel hat ich auch, ist 1972 bei einem Autounfall gestorben. Was ich heute noch habe ist eine Wolldecke auf der wir gemeinsam beim Baden im Baggerweiher lagen.....
    Hab heut noch ein mulmiges Gefühl, ähnlich wie du.

    Dein Projekt mit dem open air ist schon Wahnsinn, obwohl sich mir noch immer nicht ganz erschließt was die eigentliche Motivation ist. Ist es nur der Traum, so was mal zu machen?


    dann noch hierzu:

    "Ich hab ja mit der Entwicklung der Gesellschaft auch so meine Probleme...v.a. die Emotionslosigkeit, dieser gnadenlose Kapitalismus, dieser Egoismus, diese Klassifizierung von Arbeitnehmern als Humankapital lassen mich nicht kalt und bringen mich manchmal schon schwer zum Zweifeln."

    Da bin ich bei Dir. Hab einige Jahre an Leitungspositionen auf dem Buckel (bis zu 150 MA). Hab ich dann vor 10 Jahren hingeschmissen, wollte einfach nicht mehr, obwohl ich wahnsinnig gut verdient habe. Bin heute natürlich immer noch in dem System drin, arbeite aber eher fachlich, bekommt mir deutlich besser. Und mit der Kohle komm ich auch hin.

    Hab übrigens diese Woche einen Vortrag (Freundin hat mich hingeschleppt) von der Käsmann gehört "Werte und Moral in unserer Gesellschaft" sprach mir aus dem Herzen. Kannst ja mal nachschauen im web.

    Noch schönen Tag

    Volkmar

  • Hallo Sunshine,

    also ich wundere mich nicht darüber. Letztendlich wird Alkoholismus in der Gesellschaft weitestgehend ignoriert...sonst könnte ja manch einer drauf kommen, daß er auch zum Club gehört :)
    Dazu stecken gewaltige, wirtschaftliche Interessen dahinter, man will ja, daß die Menschen legale Drogen nehmen...erstens sind sie dann leichter zu manipulieren (z.B. von der Wirtschaft und von der Politik...anders kann ich mir die Wahlergebnisse eh nicht erklären), zweitens kann man da auch noch abkassieren und Steuern kassieren.

    Andererseits ist es ja wirklich so, daß ein Nichtabhängiger nicht verstehen kann, wie es einem Abhängigen geht. Man kann so manche Gedankengänge nur nachvollziehen, wenn man selbst abhängig war.

    Ich verstehe aber, daß Dich die Äußerungen Deiner Mutter gekränkt haben. Meine Mutter hätte sich sicher genauso (unbedacht und eindimensional) geäußert, wenn, ja wenn meine Mutter eben nicht genug Erfahrung mit Suchtkranken gemacht hätte.

    LG Andreas

  • Hallo Volkmar,

    freut mich, daß Du mal bei mir vorbeikommst.

    Das Schlimme ist ja, daß die jungen Führungskräfte das schon so im Studium vermittelt bekommen haben. Der Begriff "Humankapital" sitzt den jetzigen Managern so locker auf der Zunge wie z.B. "Bratwurst" oder "Kirschkuchen". Man denkt da ja inzwischen wieder um, versucht wieder mehr zu personalisieren. Aber die Aktiengesellschaften sind nunmal nur noch auf Gewinnmaximierung geeicht, das "Wie" spielt da erstmal gar keine Rolle.
    Diese Gewissenlosigkeit wirkt sich natürlich auch auf die Gesellschaft aus.
    Ich find es super, daß Du aus der Maschinerie zumindest zum größten Teil ausgestiegen bist.

    Ich vermisse irgendwie die alten Mittelstandsunternehmer, zwar z.T. auch despotisch, aber immer mit sozialer Ader. Das fehlt mMn.

    Tja, wie kommt man darauf, ein Open Air zu veranstalten...es war von Anfang an ein Projekt meiner Jungs und mir. Mein Großer arbeitet neuerdings in der Organisationsbranche, mein Kleiner kennt Gott und die Welt und jede Menge Bands, hat auch schon ein paar Projekte hier in der Nähe mitgestaltet. Uns drei verbindet die Liebe zur Musik und wir hatten immer jede Menge Spaß auf Konzerten. Dazu kommt mein Schwager, der auch einige wirklich große Acts persönlich kennt und da auch Kontakte vermitteln konnte.
    Nun hab ich die optimale Location in Form unseres Firmengeländes, das wunderschön gelegen ist, so gut wie keine Anwohner in der Nähe...
    Da lag es einfach nah, mir meinen Wunsch zu erfüllen. Falls es funktioniert, werden wir das vermutlich einmal im Jahr machen...aber das muß man sehen.

    Es steht noch ein weiteres Wunschprojekt in meiner Warteschleife...ein abgelegenes Grundstück mit einem eigenen, natürlich noch zu erstellenden Baumhaus zum gelegentlichen Abschalten mit Hängebrücke...ohne Strom, versteht sich. Da hab ich dann vor, ab und zu ein WE zu verbringen und den ganzen Alltagsstress hinter mir zu lassen...auch da hab ich schon einen Bruder im Geiste gefunden, mit dem ich das Projekt realisieren möchte. Aber ich mach mir da keinen Stress...ich weiß, daß ich es irgendwann verwirklichen werde...nur noch nicht wann :)

    Lieben Gruß

    Andreas

  • Moin Forum,

    ich war am Feiertag mit meinen Eltern wandern und es ist erstaunlich, wie sich unser Verhältnis seit meiner Abstinenz geändert hat. Man kann es inzwischen als offen und "endlich auf einer Ebene angekommen" beschreiben. Meine Ansichten werden inzwischen ernst genommen, akzeptiert, auch wenn wir oft sehr unterschiedlicher Meinung sind.
    Wie üblich kam von meinem Vater irgendwann die Frage "und, wie sieht es mit dem Alkohol aus ?". Und inzwischen folgt dieser Frage traditionell ein langer, intensiver Austausch über das Thema und über Gott und die Welt. Solche Gespräche waren vorher immer von großer Vorsicht, von großem Mißtrauen geprägt.

    Interessanterweise erzählte mir mein Vater, daß er, wenn er ab und zu mal ein gutes Glas Wein trinkt, an mich denken muß und auch daran, daß ich das nie wieder werde machen können.
    Als ich ihm erzählte, daß es für mich überhaupt keinen Verzicht mehr darstelle, war er einigermassen verblüfft.
    Gleichzeitig erinnerte ich mich daran, wie ich hier vor ein paar Monaten aufgeschlagen bin...unsicher, trotzig, besserwisserisch. Ich empfand viele Ratschläge von anderen Usern als anmaßend und unangebracht...die Tatsache, daß man mich erst freischalten wollte, wenn ich beim Arzt war, empfand ich als absolute Bevormundung.
    Heute kann ich darüber nur noch schmunzeln. Zotti hat es in ihrem Thread ganz gut erklärt:
    Das Nehmen dieser Hürde, zum Arzt zu gehen, sich zu outen, sich diese Rückzugsmöglichkeit zu nehmen, froh und frei weiter saufen zu können, ist ein ganz wichtiger Schritt gewesen.
    Auch das Eingeständnis, selbst Alkoholiker zu sein (und nicht nur zu behaupten, man hätte ein Problem mit Alkohol) war wichtig, um in die richtige Richtung zu gehen.
    Auch mich hat der Gedanke, von jetzt an nie mehr was trinken zu können, unheimlich erschreckt. Der ist inzwischen längst passé. Es ist einfach inzwischen absolute Normalität, nix mehr zu trinken. Keine Werbung, kein Schnaps an der Kasse, kein biertrinkender Zeitgenosse löst bei mir noch Verlangen nach Alkohol aus.
    Damit es so bleibt, lese ich hier täglich im Forum...ein Forum, das ich schon fast wieder verlassen hätte, weil es am Anfang so viele Konfrontationen mit den Altusern gegeben hat.
    Inzwischen weiß ich, daß es einfach auch an mir lag. Meine Unbelehrbarkeit am Anfang hat es mir selber erschwert.
    Ich bin nach wie vor kein Mustertrockener, wenn es um die Grundbausteine geht. Ich habe nach wie vor relativ oft Kontakt zu Menschen, die noch trinken. Ich habe mein Leben nicht nach dem Alkohol gerichtet, indem ich ihm aus dem Weg gehe, die Strassenseite wechsle, wenn ich ihn sehe. Ich habe nach wie vor kein Feindbild Alkohol, ich kann Menschen, die gelegentlich ein Glas Wein oder ein Feierabendbier trinken, verstehen. Aber ich gehöre nicht mehr zu ihnen. Mein Fokus ist ein anderer. Und die Tatsache, daß mein Verhältnis zu meinen Eltern inzwischen so normal ist, zeigt mir, daß es gut ist, wie es ist.

    Momentan habe ich noch eine andere Sache konsequent durchzustehen. Nachdem ich ein Buch über Massentierhaltung gelesen habe, ist in mir die Entscheidung gereift, aus dieser fiesen Maschinerie auszusteigen. Bei mir gibt es in Zukunft kein Fleisch mehr aus dem Supermarkt, kein Fleisch mehr vom Metzger, wenn ich nicht weiß, woher der seine Tiere bezieht. Ich werde mir ausgewählte Tierzüchter suchen, vorzugsweise Wild vor Ort kaufen oder das Fleischessen komplett einstellen, wenn nötig.

    Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein...aber eine inzwischen leider aufgelöste Band beschrieb es einmal so:

    Doch wenn Dir stundenlang Wasser auf die Stirn tropft, wirst Du sehn, es kann die Hölle sein.

    Ob es irgendwann zum Vegetarier reicht, weiß ich heut noch nicht abzuschätzen.

    Ich will diese Massenhaltungsmaschinerie, diese Hölle für Nutztiere, jedenfalls nicht mehr unterstützen, nicht mehr wegsehen, auch hier Verantwortung übernehmen.

    Ich wünsch Euch allen ein schönes WE und eine schöne Zeit...

    LG Andreas

  • Hallo Andreas,

    ich finde es gut das du den Anfängen, wider deiner Denkweise getrotzt hast und im Forum geblieben bist . Dieses Durchhaltungsvermögen ist auch eine wichtige Triebfeder meiner Trockenheit gewesen.

    Als ich das erste mal hier auftraf, dachte ich mir auch, die spinnen alle . Mein Denken hat mich doch nie im Stich gelassen und ich war ein gestandenes Mannsbild ;) Warum sollte es denn nicht auch mit dem Trocken werden funktionieren . Nach 12 Wochen kam dann ein Rückfall der mich in einen Tiefpunkt zwang. Erst danach war meine Überheblichkeit gebrochen und ich konnte alles annehmen , was mir als Hilfe angeboten wurde.

    Weiter so.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Andreas,

    Zitat

    Ich bin nach wie vor kein Mustertrockener, wenn es um die Grundbausteine geht.Ich habe nach wie vor relativ oft Kontakt zu Menschen, die noch trinken.

    ich sehe den Alkohol auch nicht als meinen Feind an,

    wenn andere Leute ihren Wein trinken ist das ihre Sache.

    Ich flüchte auch nicht auf die andere Straßenseite

    aber ich renne dem Alkohol auch nicht entgegen.

    Sei nicht zu hart zu dir selbst, wenn der Kontakt nicht gerade in einer Kneipe ist

    und in deiner Gegenwart nicht getrunken wird ist es doch in Ordnung.

    LG Martin

  • Hallo carpenter,

    ich habe jetzt schon den größten Respekt, vor der Art und Weise wie Du Deinen Weg gehst und Dich hier beständig austauschst.
    Ich tue dies schwerpunktmäßig in 2 Live-SHGs.
    Ich habe es Dir ja sehr gewünscht, daß Du dran bleibst, war aber logischerweise nicht sicher, da dies via Forum auch eher schwer erkennbar ist.

    Ich bin ja auch eher ungewöhnliche Wege gegangen die letzten 3 Jahre und vieles davon habe ich lieber hier nicht reingeschrieben, da es auf keinen Fall einen allgemeingültig machbaren Weg darstellen dürfte.
    Ich hatte - gerade im letzten Jahr - nahezu täglichen Kontakt mit aktiven Süchtigen durch mein Engagement in der Bahnhofsmission und in sozialen Zentren.
    In manchen Zusammenhängen - nämlich den chaotisch ungeregelten - habe ich mich daraus wieder zurückgezogen, da mir dies keineswegs gut getan hat.
    Auch ein wichtiger Erkenntnisprozess.

    Ein Studium der sozialen Arbeit und Fulltime-Arbeit in einem solchen Bereich sehe ich im Moment nicht mehr, da meine Gesundheit ( anhaltende chronische Schmerzerkrankung ) und ein fehlender "Ruhepol" dies derzeit zu einer "Kamikaze-Aktion" machen würden.
    Ich engagiere mich weiterhin in SHGs und in kleinem Maße in der Bahnhofsmission.

    LG Jürgen

  • Hallo Andreas,

    vieles was Du hier schreibst, lief bei mir ähnlich.
    Nur dass es bei mir arg lange gedauert hat, bis ich so schlau war.
    Am Anfang war ich sehr störrisch
    und habe mich auch ab und zu bevormundet gefühlt.
    Die allermeisten Beiträge waren in der Rückschau jedoch goldrichtig.

    Obwohl es immer wieder auch bei den Altusern
    verbale Attacken gibt, die nicht notwendig sind.
    Hier hilft einfach, einige Tage Forumsabstinenz
    bis die Wogen sich wieder geglättet haben.

    Mein gesamtes Wertespektrum hat sich verschoben.
    Wenn ich's ganz kurz in einem Satz zusammenfasse:
    Früher hatte bei mir "haben" die höchste Priorität,
    heute ist mir das "bewusste sein" sehr viel wichtiger.

    Es ist spannend, Deinen Weg zu beobachten.
    Viel Erfolg weiterhin...

    Viele Grüße
    Correns

  • Hi Carpenter,
    Dein Plan nun nur noch Fleisch zu verzehren, wo die Tiere aus vertretbaren Haltungen kommen....ist sehr lobenswert, auch wenn das etwas teurer sein wird, logischerweise ..... dafuer kanns ja weniger sein :P !

    Und, ich selbst bin auch kein Vegetarier, mir gehen diese Dauer-Bewussten-Sonstwas-Prediger ehrlich gesagt eher auf die Nuesse.....aber !!!! ich mochte noch nie wirklich Fleisch, schon als Kind nicht! Und Fettraendchen hab ich schon damals immer abgeschnitten. Fand ich eklig!
    Nun hatte ich hier die Gelegenheit, bei einem geselligen Beisammensein nach der traditionellen Schlachtung einmal ECHTES Schwein zu probieren....die Kruste, auf offenem Feuer knusprig gebraten....Mann, sowas von lecker! Und das mir! Das lag aber daran, dass das besagte Tierchen in haeuslicher Fleilaufhaltung gross wurde, mit traditionneller Eichelmast gefuettert...und natuerlich ein Ibero-Schweinchen war.
    Gar kein Vergleich, ich haette geschworen, dass es sich noch nicht mal um die Selbe Tierart handeln kann, so anders war das. Und natuerlich viiiiieeeel leckerer *schleck*

    Wenn Du Dich umschaust, es gibt schon Direktvermarkter, man muss nur ein bisschen suchen und in Kauf nehmen, dass der dann halt nicht immer gerade das gewuenschte "Stueck" da hat....

    Bei meinem Pferdehof halten sie auch Rinder, eigentlich nur zur Weidepflege ...aber auch fuer die Weidepfleger gibt es einen Tag X! Da der Hofbesitzer ja nun nicht Metzger ist, verkauft er die dann als "Haelften" oder hoechstens "Viertel"....das zerlegen muss man dann selbst machen....aber es lohnt sich! Auch wenn man dafuer eine Extra-XXL Kuehltruhe braucht und mit dem Gefrierfach des Kuehlschranks nicht auskommt.
    Dito uebrigens Eier ..... wenn Du mal Mistkratzer-Eier gegessen hast, willste die Anderen gar nicht mehr haben!

    Ist halt alles etwas aufwaendiger und nicht so "bequem" im Styropor-Schaelchen abgepackt. Klar.

    Kontakte zu Jaegern kommen auch gut ..... nicht nur wegen dem Wildbret, sondern auch wegen dem Zerlegen evtl. Ist ja nicht Jedermanns Sache, muss man zugeben.
    Gruesse, Lindi

  • Hallo Andreas,

    ich finde es toll, dass Du Dich in Deiner Trockenheit so wohl fühlst.

    Dass Du Dir Gedanken über die Massentierhaltung machst, gefällt mir natürlich auch sehr gut :wink: Bei mir fing es vor 16 Jahren auch so an. Allerdings bin ich dann doch lieber Vegetarier geworden. Mir kam dieses Suchen nach Fleisch aus artgerechter Haltung schnell halbherzig vor. Hopp oder topp.

    Inzwischen lebe ich nun schon vegan. Ich habe immer mal wieder damit geliebäugelt, aber mir fehlte noch der rechte Antrieb zur Umstellung. Den habe ich tatsächlich hier im Forum gefunden. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Umstellung so gravierend ist. Auf jeden Fall fühle ich mich nochmal viel besser damit. Dadurch lerne ich interessanter Weise einige Veganer kennen. Das war als Vegetarier nicht so. Ich sehe halt beim Einkaufen die veganen Produkte und man kommt schnell ins Gespräch. Auch die Verkäuferinnen bei meinem Lieblingsdrogeriemarkt löchern mich mit Fragen. Für mich fühlt sich dies alles sehr gut an.

    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute für Deinen trockenen Weg und passe trotzdem auf Dich auf. Diese Selbstverständlichkeit wiegt uns oft in Sicherheit.

    Schönes Wochenende

    LG Pink-Lady

  • Hallo Andreas

    erstmal Hut ab, was Dich alles so neben Deinem Job her noch beschäftigt - und wofür Du Verantwortung übernehmen möchtest!


    Leider werden vor allem in Ostdeutschland gerade wieder ganz ganz große Massenhaltungsställe für Schweine und Rinder mit fetter Unterstützung der CHRISTLICHEN Partei gebaut und gesponsored.

    Leider ist es aber auch so, daß jeder Liter Milch von einer schwangeren bzw. regelmäßig kalbenden Kuh kommt. Weshalb vegan die einzige Möglichkeit ist, diesen Teufelskreis wirklich anzupieksen.

    Ich war 1 Jahr Vegetarierin - und habe dann zu meiner Schande, die o.g. Erkenntnis auch dahingehend umgesetzt nur noch auf Höfen mit Hofschlachtung Fleisch und Wurst zu kaufen.
    Dann kam die EU Verordnung und viele Höfe durften nichtmehr selbst schlachten.

    Jetzt kaufe ich bei einem Metzger mit eigenem Schlachtbetrieb. Die Tiere kommen aus dem Umland - aber ich habe die Tierhaltung in einem Mini-Betrieb selbst mitarbeitend letzten Sommer miterlebt - und auch dort ist das Leid groß.

    Inzwischen kauf ich sogar frustriert hin und wieder Hackfleisch im Supermarkt. Und schäme mich dabei.
    Ich bin wirklich ein liebend gern Fleisch essender Mensch - aber wenn man ehrlich ist, ist jedes Stück Fleisch mit einem großen Fragezeichen versehen.

    Über die Jäger schreib ich mal lieber nix. Ich will Dir ja nicht ganz den Appetit verderben.

    Insofern ist Pink-Lady auf einem beneidenswert schönen Weg, jede Mahlzeit mit gutem Gewissen einnehmen zu können.

    LG Nys

  • Moin Forum,

    vielen Dank erstmal für das nette Feedback.

    Hartmut :

    Wir zwei haben uns ja nun anfangs wirklich oft gekappelt, aber gerade Deine Posts haben bei mir so eine Art Trotzreaktion erzeugt...so nach dem Motto: Ich beiß mich da durch. Und es war gut so. Heute kann ich einigermassen nachvollziehen, wie nervig es für so manchen Altgedienten hier sein muß, sich immer wieder mit Neutrockenen auseinanderzusetzen, die im Kopf noch nicht ganz mit dem Alkoholkonsum abgeschlossen haben. Wie gesagt, unsere Dispute sehe ich jetzt in einem anderen Licht. Wir zwei haben vermutlich immer noch unterschiedliche Wege und Ansichten, aber das kann durchaus auch zum gleichen Ziel führen.

    Martin :

    Ich wollte eigentlich nur andeuten, daß ich kein Paradebeispiel für die strikte Einhaltung der Grundbausteine bin. Ich selbst sehe das nicht negativ, denke aber, daß es für viele User hier schon extrem wichtig ist, sich daran zu orientieren.
    Bei mir geht es schon rein beruflich nicht, dem Alkohol komplett aus dem Weg zu gehen und das wußte ich von Anfang an.
    Kneipen besuche ich gar keine mehr...wann auch :)
    Aber Fußballspiele und Konzerte machen mir nach wie vor ne Menge Spaß und ich würde sie nicht missen wollen.

    juergenbausf :

    Du warst hier immer ein Beispiel für mich, daß man auch seinen eigenen Weg gehen kann...und Deiner ist nach wie vor erfolgreich. Darüber freue ich mich und das gibt auch mir immer wieder neue Kraft, meinen Weg zu gehen.
    Die Sache mit der Bahnhofmission finde ich super. Irgendwie scheinen die Idealisten doch noch nicht ganz ausgestorben zu sein :)

    @Correns:

    Tja, Du bist ja seit dem ersten Tag meine große Stütze, auch wenn ich nicht ständig bei Dir poste. Nach wie vor ist der morgentliche Correns Pflicht für mich und dadurch, daß Du täglich postest, kann man sehr gut nachvollziehen, daß auch bei Dir nicht immer alles rund läuft, aber es immer wieder auch wieder aufwärts geht. Wenn man so will, bist Du in der Beziehung eine Art Vorbild für mich geworden, die Höhen und Tiefen des Lebens trocken zu meistern und das mit einer relativen Gelassenheit, die auch irgendwie abstrahlt.

    Keine Angst, das ist jetzt kein Heiratsantrag :)

    Lindi :

    Klar ist das Fleisch aus artgerechter Haltung teurer. Aber genau dieser Ansatz, dann eben weniger Fleisch zu essen, ist für mich logisch. Wir alle essen eh viel zu viel Fleisch und fördern dadurch indirekt die Massentierhaltung. Und diese Tiertötungsmaschinerie, die nur auf Profit ausgelegt ist, will ich einfach nicht mehr unterstützen. Das System wird man dadurch nicht zu Fall bringen können, das ist mir klar. Aber man kann sich dem verweigern. Und sich dem System verweigern liegt mir in jeglicher Hinsicht einfach irgendwie im Blut :)

    Pink-Lady :

    Eigentlich ist mir mein Sohn da Vorbild, so seltsam das klingen mag. Aber irgendwie ist er genauso idealistisch, wie ich es früher einmal war, bevor ich angefangen habe, wegzusehen, zu ignorieren, gutzuheißen, was nicht gut ist.
    Sein aktives Engagement hat bei mir den Schleier wieder etwas gelüftet, mich Dinge wieder klar sehen lassen.
    Ich hatte die Ehre, zu seinem Geburtstag für 50 Mann vegane Pizza zu machen (vegan Käse herzustellen war für mich absolut neu - ich hab mich in der Menge absolut verschätzt und jetzt immer noch Unmengen an Senf hier rumstehen :) - von daher kann ich ungefähr einschätzen, wieviel Aufwand dahinter steckt.
    Ich selbst sehe das nicht als meinen Weg. Mir geht es eher um eine artgerechte Haltung der Tiere. Ich bin einfach nur immer wieder bestürzt, wozu die sogenannte Krone der Schöpfung fähig ist. Und ich bin bestürzt, daß die Massen (und dazu muß ich mich bisher auch zählen) da einfach wegschauen. Ich will wieder hinschauen, den Finger in die Wunde legen, ohne Leute zu maßregeln oder überzeugen zu wollen.
    Letztendlich weiß schließlich jeder selbst, daß es verkehrt ist, wie wir zu unserer Nahrung kommen.

    Nys :

    Ich bin bei Weitem kein Idealist. Ich weiß, daß der Mensch seine Schwächen hat und strebe nicht nach Perfektion. Aber ich will wieder bewußt leben...und bewußt leben heißt Dinge nicht zu verdrängen, sich den Dingen zu stellen. Und Massentierhaltung gehört für mich dazu, ebenso wie andere Entwicklungen, die in die komplett falsche Richtung gehen.
    Ich mag Jäger im Allgemeinen auch nicht besonders. Das hat persönliche Gründe. Ich kenne da einige, die einfach Spaß daran haben, Tiere zu töten. Die sind für mich nicht besser als die Klopfer in den Großmastbetrieben. Aber ich kenne auch einige Jäger, die das Töten von Tieren als Notwendigkeit sehen. Die geilen sich da nicht dran auf und präsentieren ihre Weidtrophäen nicht im Hobbyraum oder Wohnzimmer.
    Letztendlich hat ein Tier im Wald ein artgerechtes Leben, bis es eben auf einen Jäger trifft. Das ist nicht ansatzweise zu vergleichen mit dem Leben, daß v.a. Puten und Hühner in winzigen Käfigen führen.

    Diese Erkenntnis ist nicht gerade neu...ich wußte es schon, seit die Smiths "Meat is murder" komponiert haben. Aber ich habe es jahrzehntelang ausgeblendet und ignoriert. Damit ist jetzt Schluß :)

    Wünsch Euch allen noch ein entspanntes Restwochenende und eine schöne Zeit.

    LG Andreas

  • Moin Andreas,

    ich bin nie ein belehrender Vegetarier gewesen und bin es auch jetzt noch nicht. Jeder muss seinen Fleischkonsum mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren. Seltsamerweise erlebe ich es oft genau umgekehrt. Einige Menschen müssen mir lang und breit erklären, warum und wieso sie unbedingt Fleisch essen müssen. Mir geht das oft ziemlich auf den Senkel :wink: Vor allem, wenn diese Menschen gar nicht mehr aufhören wollen. Es ist also keineswegs so, dass nur Vegetarier belehren, sondern es geschieht auch durchaus andersherum :wink:

    Idealistisch war ich schon immer.

    Ich finde Deine Entscheidung jedenfalls lobenswert. Viele meiner Bekannten denken neuerdings über ihren Fleischkonsum nach, ohne mein Zutun :wink:

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende

    LG Pink-Lady

  • Hallo Andreas und alle Foristen

    vom Alkohol zur Ernährung, passt doch gut zusammen.

    anbei meine vielleicht etwas andere Meinung zu dem Thema.

    Kurz, wie ich das handhabe: Ich ess im Prinzip Alles was mir schmeckt.

    Kaufen tu ich beim Metzger, Fischhändler, Gemüse und Obsthändler (Bauer) meines Vertrauens. Wichtig ist für mich, dass es nachvollziehbar ist, wo das Essen herkommt. Bio ist gut, muss aber dann nicht unbedingt sein.

    so und nun zu unseren Vegetariern, Veganern, lactose-, gluten und was weiss ich sonst noch irgendwas freien Bevölkerung:

    Wer es von seiner Lebenseinstellung, Gesundheit etc. braucht oder möchte vollkommen ok, warum auch nicht.
    ABER: Wir gehören in Deutschland zu dem Promillbereich in der Welt, der sich das leisten kann. Viele Menschen haben wirklich nichts zum "Fressen", die interessiert das herzlich wenig. Denen wäre auch die Lasagne mit Pferdefleisch willkommen gewesen. Aber das können wir Gutdeutschen natürlich nicht zulassen.

    Es wäre schön, wenn alle, die meinen, wie wunderbar gesund und bewusst sie sich ernähren nur einen Bruchteil davon an die Dritte Welt spenden würden, dann würde es sehr vielen Menschen viel besser gehen, auch mit Lactose, Fleisch, Gluten etc.

    So, das musste mal raus

    Volkmar

  • marvormar ,

    das ist tatsaechlich ein sehr "deutsches" Phaenomen .... dieses staendige "bewusste" Weltverbesserungs-insichreinschaeuer-Syndrom.

    Trotz allem ist "im Kleinen" beginnen ein guter Ansatz Dinge zu veraendern. In kleinem Massstab natuerlich. Gemuese der Saison aus naher Erzeugung, anstatt Kirschen im Februar aus Chile ..... wenn das nur Einer tut, aendert sich natuerlich nicht viel. Wenn es Tausende tun, schon.

    LG, Lindi

  • Hallo Volkmar,

    ehrlich gesagt versteh ich Deine Aufregung nicht so recht. Ich kann mit dem Begriff "Gutdeutschen" so überhaupt nix anfangen...übrigens ebensowenig mit dem Begriff "Weltverbesserung-insichreinschauer -Syndrom", Lindi.
    Ich schreibe doch niemanden vor, wie er wann was zu essen hat ! Ich habe lediglich für mich selbst entschieden, in Zukunft genau darauf zu achten, wo mein Fleisch herkommt und generell nur noch wenig Fleisch zu essen.
    Wir steuern generell in die falsche Richtung. Wir konsumieren mMn. viel zu viel, die Industrie steuert bewußt Konsumverhalten.

    Klar, wir stehen hier in Deutschland in Bezug auf Besitztum zum überwiegenden Teil auf der Sonnenseite, während andere Menschen verhungern müssen...und die Quintessenz daraus soll sein, mit der Herkunft von Fleisch nicht so pingelig zu sein ?
    Oder was genau wolltest Du damit ausdrücken, Volkmar ?

    Ich schreibe niemanden etwas vor, weder in Bezug auf Alkohol noch in Bezug auf Essgewohnheiten. Aber wenn ich für mich selbst beschließe, daß die Art und Weise, wie man mit Tieren in der Massentierhaltung umgeht, nicht mehr mit MEINEM Gewissen vereinbar ist, dann ist das einzig und allein meine Sache.

    "Gutmenschentum" oder "typisch deutsch" gehen in dieser Debatte aber mal sowas von dermassen an der Thematik vorbei...

    Bin etwas verwundert...

    LG Andreas

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