Alltag mit alkoholkranken Partner

  • Hallo,
    ich bin neu hier und würde mich gerne mit Angehörigen von Alkoholkranken austauschen. Vielleicht fällt es mir dann das Zusammenleben etwas leichter oder kann auf manches richtig reagieren.
    Also ich erzähl Euch mal kurz etwas von mir und meinen Alltag:
    Bin verheiratet, wir haben zusammen ein Kind und ein Haus.
    Ich arbeite den ganzen Tag, mein Mann ist zuhause. Leider hat er durch den Alkohol bis jetzt jede Arbeite verloren, auch seinen Führerschein, was es noch schwieriger macht Arbeit zu bekommen, und er hat auch keine Lust mehr zu arbeiten, das hat er mir wortwörtlich gesagt und ich denke, dass ist nun wirklich so: Er will und kann nicht mehr. Dadurch, dass er den ganzen Tag zuhause ist, wird natürlich zuhause alles kontrolliert und alles was ich mache wird sofort wieder umgeräumt. Also wenn ich z. B. ein Bild so hinstelle ist es am nächsten Tag wieder anders dort. Also wenn ich dann abends von der Arbeit nach Hause komme, dann sitzt mein Mann schon im Wohnzimmer schlecht gelaunt und fast jeden Tag artet es in Streit aus. Bei alles tut er mich berichtigen und weiß es besser. Wenn ich z. B. mit meiner Tochter für die Schule lernen will, dann tut er tausendmal reinreden und weiß es besser als die Lehrerin. Dann gehen wir aus lauter Verzweiflung rauf in den 1.OG, da ist mein Schlafzimmer und lernen dort. Eigentlich verbringe ich schon fast meinen ganzen Alltag nur noch im Schlafzimmer, denn das ist der einzige Ort, wo ich meine Ruhe habe und nicht mit ihm rumstreiten muss. Aber es kann ja nicht sein, dass es keine andere Lösung gibt, wie dass ich jedes Mal hoch muss. Mein Mann schafft es immer mich so zu manipulieren, dass ich mich verteidigen muss oder dann laut werde.
    Aber ich kann einfach nicht anders. In einen Buch las ich, dass ich nicht darauf reagieren soll, aber das ist nicht einfach.
    Ja und nochmal auf diesen Kontrollzwang von ihm zu kommen, früher als er noch gearbeitet hat, war ihm das egal wo was stand, aber seit er nur noch zuhause ist, hat er diesen komischen Tick entwickelt.
    Ich komme mir manchmal vor, wie wenn ich im Gefängnis bin,
    ich darf nichts verstellen oder etwas verschönern, erneuern, ich kann mich nur in meinen Schlafzimmer aufhalten und werde ständig überwacht und kontrolliert. Wenn ich z. B. am Computer sitze und etwas schreibe, dann will er sofort wissen, was ich da mache.
    Arbeiten Eure Männer noch trotz Alkohol oder wer hat auch so einen ähnliche Fall zuhause sitzen? Ich würde mich freuen, wenn andere auch die gleiche Erfahrung wie ich haben und mir davon berichtigen bzw. wie Ihr damit umgeht.
    Aber bitte sagt mir nicht wieder, dass ich fort muss, das weiß ich selbst, nur ich schaffe leider den Absprung noch nicht.
    Ich versuche im Moment das beste aus der Situation zu machen und deswegen wäre es schön, wenn ich da vielleicht ein paar Tipps bekommen könnte.
    LG :(:(

  • Hallo Goldband123
    hat dir denn schon mal jemand gesagt das du da weggehen sollst?
    Nun ja erstmal herzlich willkommen hier,schau dich mal um und lese bei uns anderen ,dann kommst du schnell dahinter das sich von alleine nix bessert,eher wird es schlimmer.
    Ein Wundermittel gibt es nicht.Also schütze dich und das Kind und schaue das es euch gutgeht.
    Kann dein Mann nicht ausziehen ,hat du Angst vor Ihm?Wie alt bist du /dein Kind.
    Trinkt er schon lange/viel ?-
    LG R..

  • Hallo Renate,
    ich habe gedacht man soll hier nicht ganz genaue Angaben machen, dass man nicht wiedererkannt wird. Abgesehen davon würde mein Mann sowieso nie in einen Alkoholikerforum lesen, da er sich ja nicht als Alkoholiker sieht.
    Ich bin über 40 und mein Kind ist 11 Jahre alt. Mein Mann trinkt schon immer, nur war es am Anfang noch nicht so viel, es hat sich mit den Jahren gesteigert. Wahrscheinlich ist auch ein Grund, wieso ich nicht von ihm weg bin, dass er nicht handgreiflich wird, denn da wäre meine absolute Grenze überschritten. Mein Vater war auch Alkoholiker und ist auch manchmal handgreiflich geworden. Würde das jemand bei mir machen, würde ich so eine Wut bekommen, dass ich alles machen könnte. Mein Mann übt nur ziemlich viel psych. Druck aus. Das ist auch nicht gerade leicht zu ertragen, aber ich kann hier noch ausweichen und in ein anderes Zimmer gehen. Wobei ich mir bewußt bin, dass ich das auch nicht mein ganzes Leben lang mitmachen will. Mein Mann will nichts mehr arbeiten und wenn ich von ihm weggehe, dann wird er von mir Unterhalt verlangen und irgendwie sehe ich aber auch nicht ein, dass ich ihn da noch unterstützen soll. Ich arbeite und müsste sehen wie ich 1100 Euro Selbstbehalt und Kind leben soll und er würde keinen Unterhalt zahlen, da er kein Geld hat und würde von mir noch Geld bekommen, dass er weitertrinken kann. Er weiß, dass Alkohol als Krankheit anerkannt ist und genau das würde er dann machen, ewig auf Krankheit machen, damit ich ihn zahlen muss. Er erpresst mich richtig damit. Ich weiß, dass ich dann ein viel schöneres Leben hätte, aber mit 1100 Euro und einen Kind, wo bei uns eine 3 Zimmer-Wohnung schon knapp 400,- Euro kalt kostet und Unterhaltsvorschuss würde ich dann auch nur noch für ein Jahr bekommen, das würde ich finanziell nicht schaffen und da wären auch noch einige andere finanzielle und wichtige Existenzgründe, die es mir im Moment noch nicht möglich machen weg zu gehen.
    Deshalb muss ich mich erst mal mit der Situation arrangieren.
    LG

  • Hallo Goldband

    Willkommen hier.
    Auch ich kann Dich nicht zwingen sich zu trennen, auch wenn ich es als gute Loesung sehe, es ist nicht mein Leben. Du kannst machen was Du willst.
    Auch ich habe damals gedacht/gesagt wenn er handgreiflich waere, waere ich weg.
    Jetzt sehe ich es so: ein Mensch passt sich an.
    Auch ich habe ich mich angepasst, soll heissen, ich war zufrieden dass er mich nicht schlaegt. Heute denke ich, was fuer eine Gehirnwaesche. Keine Plaene, Traeume, ueber Liebe, Glueck, Vertrauen, Geborgenheit. Ein schoenes, glueckliches Leben.....wo man zusammen lacht, und redet wo man halt findet, wo man sich freut nachhause zu kommen...... all das war weg. Er schlaegt mich nicht - damit war ich zufrieden.
    Ehrlich...willst Du das? Willst Du das fuer Deine Tochter?
    Ich weiss welche auswirkungen Psychische Gewalt hat...Panickattacken, Ich fing zu zittern, eiseskaelte breitete sich in mir aus, ich bekam keine Luft...setzte sich Jemand in der S-Bahn neben mir, musste ich aussteigen, ich habe menschliche naehe nicht mehr ertragen koennen. Nicht mal meine Kinder duerften mich umarmen, weil ich Panik bekam.
    Unterschaetze es nicht. Kein geld der Welt ist es wert...
    LG

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Ich fand den Satz, dass du zufrieden bist, solange er dich nicht schlägt, auch sehr bedrückend. Mein erster Gedanke war, dass dir anscheinend ziemlich die Selbstachtung fehlt.
    Bist du dir bewusst, dass du das Geld über eure Gesundheit und das Wohlbefinden stellst? Meine Eltern haben das auch getan- ich bin nun chronisch krank als Folge der langanhaltenden Belastung.
    Gesundheit ist unersetzbar- das merkt man jedoch erst, wenn sie weg ist. Vorher ist sie selbstverständlich.
    Hast du denn keine Angst, dass du irgendwann mal alleine vorm TV sitzt und dir Vorwürfe machst, dass du dein Leben so weggeworfen hast?

    Der Text ist jetzt nicht böse oder mit vorwurfsvollem Unterton gemeint.. Bitte nicht falsch verstehen. Er soll nur die andere Seite aufzeigen.

    Liebe Grüße!
    Natalie

  • Außerdem- lass dich mal beraten. Mir fällt grad ein, dass es doch auch Ausnahmen gibt, in denen jemand eben nicht unterhaltspflichtig ist. Du solltest dich darüber informieren, dann schwindet die Angst ein wenig und du könntest planen.
    Außerdem, hätte ich die Wahl, würde ich lieber von 1000 Euro alleine leben, als freiwillig in die Hölle meiner Eltern zurückzukehren. Das wird wohl am Mai der Fall sein- mir bleiben dann vielleicht noch 100Euro monatlich für Lebensmittel, aber kein Geld der Welt ist mir so viel wert, dass ich dafür mein Leben, meine Möglichkeiten und die Gesundheit, die ich noch habe, wegschmeiße.

  • Hallo goldband123,

    die Frage ist ja auch, liebst du deinen Mann "noch"?

    Fühlst du dich für ihn verantwortlich?

    Oder hast du hauptsächlich Angst vor den finanziellen Folgen einer Trennung?

    Willst du nicht mehr von einer Beziehung? Einen Partner auf Augenhöhe?

    Tipps, wie du mit der Situation besser umgehen kannst habe ich nicht. Du kannst "ihn" nicht ändern, ändern kannst du nur dich.

    LG
    Schmetterlingsfee

  • Hallo,

    die Liebe ist schon lange vorbei. Ich wünsche mir auch nichts sehnlicher als einen lieben Partner so wie ihr das beschreibt.
    Aber so wie ich das bei Euch heraushöre, seit Ihr ja schon getrennt von Euren alkoholabhängigen Partner bzw. Eltern.
    Wie lange habt Ihr gebraucht bis Ihr das geschafft habt?
    Vielleicht fühle ich mich auch irgendwie etwas verantwortlich für ihn?
    Aber noch schlimmer ist mein innerer Zwiespalt mit mir selbst. Ich möchte weg und traue mich nicht. Ich möchte etwas ändern und kann nicht.
    Ich habe auch keine Ahnung wie er darauf reagieren würde, vielleicht habe ich auch viel zu viel Angst, was alles danach kommt.
    LG

  • Hallo Goldband, für mich hört sich das auch ziemlich schlimm an. Mein großes Kind ist jetzt auch 11 Jahre alt, und ich selber habe eine Alkoholikerin als Mutter. Ich bin ein sher emotionaler Typ und oft ungerecht zu meinen Kindern (habe ich zumindest das Gefühl) und streng bin ich auch.

    Aber ich bin berechenbar für meine Kinder. Für mich war meine Mutter meine ganze Jugend lang nie berechenbar. Wäre mein Vater ausgezogen, ich wäre sofort und immer mit!!! Dieses nachts Wachliegen, diese Angst und Sorge um die Familie macht einen auf Dauer kaputt. Mein Vater hält jetzt schon über 40 Jahre mit meiner Mutter aus. Es ist sein Leben. Aber uns Kindern hat er auch viel angetan, weil er immer geschwiegen hat und immer alles vertuscht hat. Das tut er übrigens heute immer noch.

    Ich kann dir nur wünschen, gerade für deinen Sohn, dass du den Absprung schaffst. Ich verachte meine Eltern für das, was sie uns angetan haben. Gkleichzeitig liebe ich sie natürlich auch. Aber ein unverkrampftes Verhältnis werde ich auch zu meinem Vater nie aufbauen können.

    Du schaust sehr stark auf deinen Partner. Schaust du auch auf dein Kind? Und du kannst sicher sein: Er weiß alles.

    Liebe Grüße, tini

    Kleine Schritte sind besser als gar keine!

  • Hallo Tini,
    habe gerade den 3. Anlauf gemacht hier zu schreiben. Jedes Mal wenn ich anfangen will, kommt mein Mann gerade zur Tür rein und ich muss aufhören, weil er alles wissen will.
    Ich denke natürlich sehr oft an mein Kind. Das ist auch ein Grund mit, wieso ich noch nicht weg bin. Sie liebt Ihren Vater aber schimpft auch oft über ihn, wenn er ungerecht zu ihr ist oder es wieder mal maßlos übertreibt.
    Mit Kind ist alles noch schwieriger. Wenn ich diesen Schritt durchziehen werde, dann möchte ich erst mal etwas Geld zusammenhaben, damit ich mir ein paar Möbel kaufen kann, denn von zuhause könnte ich dann nichts mehr mitnehmen und im Moment bin ich finanziell dazu auch noch nicht in der Lage etwas wegzulegen, ich muss von meinen nicht all zu großen Verdienst ja alles bezahlen, da mein Mann nichts dazugibt bzw. bald auch nichts mehr haben wird. Oft ist bei uns Monatsmitte schon kein Geld mehr da, um Einkaufen zu können und ich kauf wirklich nur das Billigste.
    Ich liege sehr oft nachts wach und grüble nach wie ich es am besten machen könnte, aber bis jetzt habe ich noch keine Lösung gefunden.
    LG

  • Liebe goldband,

    ja, ich bin auch getrennt von meinem Exmann. Vor fast 6 Jahren habe ich das geschafft!

    Ich gebe zu, es hat sehr lange gedauert. Viele Jahre. Empfehlenswert ist das nicht... Ich kann deine Gedanken und Ängste gut verstehen. Denn solche Dinge haben mich eben auch sehr lange an das alte Leben gefesselt.

    Da war das Gefühl, ihn im Stich zu lassen, z.B. Da war das Gefühl, verantwortlich zu sein, für ihn, seine Befindlichkeiten usw. Da waren Schuldgefühle. Er hatte mir ja auch lange genug eingeredet, ich wäre schuld daran, dass er trinken müsse.

    Da war Angst vor Veränderung, Angst vor finanziellen Nöten. Angst, auf einmal alleine da stehen zu müssen. Angst davor, was mein Umfeld wohl dazu sagen würde. Angst, ihm damit weh zu tun.

    Ja, und noch viel mehr. Aber - es betraf immer nur die Befindlichkeiten der anderen, auf die ich meinte Rücksicht nehmen zu müssen. Meine eigenen Gefühle sah ich als nicht so wichtig an. Ich hatte wenig Selbstwert, war feige, für mich einzutreten, mich ernst zu nehmen. Aus Angst vor Zurückweisung, Liebesentzug.

    Als ich einfach am Ende war und endlich gehen konnte, ab da merkte ich jeden Tag ein wenig mehr, wie schön das Leben sein konnte. Mit viel weniger Geld. Ich merkte, wie meine Lebensfreude zurück kam. Mein Selbstwert wuchs. All sowas. Und als I-Tüpfelchen kam auch noch mein Traumprinz angaloppiert...

    Du musst nichts über's Knie brechen! Es wird niemand verlangen können, dass du dich nun Knall auf Fall trennst. Aber gedanklich damit auseinander setzen ist schon mal viel wert! Vielleicht kannst du dich beraten lassen, das war damals für mich ein wichtiger Schritt, zu einem Anwalt zu gehen. Erst mal einfach zu einem Info-Gespräch.

    Was meinst du, wär das was für dich?

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo,
    ja das mit dem Anwalt habe ich schon ins Auge gefasst. Ich habe nur im Moment nicht so viel Geld, denn das kostet ja wieder, aber ich habe es mir für die nächsten 3 Monate auf jeden Fall vorgenommen.
    Dann werde ich mich auf jeden Fall noch einmal erkundigen.

    Wann war denn für Dich dann der Punkt erreicht, wo Du gesagt hast, jetzt schaffe ich das zu gehen?

    LG

  • Hallo Goldband,
    bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen kannst Du beim Amtsgericht einen Beratungsschein bekommen. Für die Beratung beim Anwalt bezahlst Du dann nur 10,.€. Vielleicht gibt es im Umkreis auch eine Suchtberatungsstelle mit Angehörigenberatung. Die Mitarbeiter dort haben oft Erfahrungen mit den einschlägigen Problemen und das ist i. d. R. kostenfrei.
    Hiob

  • Hallo Goldband,

    Hiob hat dir da wichtige Dinge geschrieben! Am Geld muss es nicht immer scheitern. Ich weiß, es ist schwer, sich aufzuraffen und endlich wirklich was zu machen. Denn dann wird es so konkret, irgendwie... Die "Ausrede" Geld ist also eine "Ausrede". Ich mein das nicht böse, ich hoffe, du verstehst, wie ich's mein.

    Wann war bei mir der Zeitpunkt... Es war schleichend. Mein Exmann ging ja seit irgendwann Anfang des 2. Jahrtausends nicht mehr arbeiten, war, bzw. ist seitdem, dann auch berentet. Und die Sucht wurde so immer sichtbarer, auch die anderen psychischen Dinge, die er auf mich ausübte. Ich weiß, ca, 2005 war ich mal bei einer SHG, hatte dort ein Gespräch mit einer trockenen Alkoholikerin. Ich bin aber nie zu einer Gruppe dort gegangen, ich war zu feige. Und - es wäre so offensichtlich gewesen dann, so konkret.

    Aber ich stand nicht still, denn der Druck, die Wut und der Hass und alles sowas wurde immer doller. Ich war dann bei einer Suchtberatungsstelle, da hat mein Ex mich sogar mit dem Auto hingefahren. Da hatte ich ein gutes Gespräch und Buchempfehlungen. Ich war auch bei einem Anwalt, mich über meine Rechte und Pflichten informieren. In meinem Kopf ging da ganz schön viel los und ich hatte das Gefühl, endlich was für mich zu bewegen. Laaaangsam eben. Im Sommer 2006 ging ich dann zu einer Sitzung bei Al-Anon. Das war ein wichtiger Schritt für mich, zum ersten Mal nahm ich an etwas teil, wo es um Mitbetroffene ging! Ich war nie wieder dort, das Konzept war nix für mich, aber trotzdem hatte es wieder was in mir bewirkt.

    Mein Ex machte dann eine Trinkpause und meine Hoffnung wuchs wieder... Die Trinkpause ging von September bis Februar, dann fing er wieder an, schlimmer als je zuvor. Und das war für mich das Ende! Er wurde zunehmend aggressiver, manches Mal hatte ich Angst, er würde mich schlagen. Und er begann, mich se.x.ue.l.l zu bedrängen. Das war für mich der Tiefpunkt, sozusagen. Mein letztes bisschen Würde wollte ich mir nicht nehmen lassen!

    Das war vor 6 Jahren. Irgendwann damals 2007, im April, stellte ich ihm ein Ultimatum. Und kaufte mir meinen Läppi. Beim Rumsuchen im Net stieß ich auf dieses Forum hier. Für mich war das die Erleuchtung schlechthin! Ich war entschlossen, alle meine schlechten Gefühle auszuhalten und endlich ein lebenswertes Leben für mich zu beginnen. Ich war endlich bereit, meine Ängste anzusehen und anzunehmen. Im Juli bin ich ausgezogen. Geschieden nach fast 29 jähriger Ehe 2010. Glücklich neu verheiratet.

    Ich würde keinem empfehlen, so lange rumzueiern, wie ich das tat. Ich weiß aber auch, wie schwer es ist. Und ich möchte dir Mut machen, es anzugehen! Für dich und dein Kind.

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • hallo goldband123,

    du hast eine sehr hohe schmerzgrenze, wie ich finde und duldest viel.

    aber wenn die liebe weg ist, ist es zeit zu gehen. egal ob mit oder ohne geld. einen menschen, den ich nicht liebe dulde ich nicht in meiner nähe - zu meinem eigenen schutz. auch wenn er keine körperliche gewalt anwendet - er fügt dir seelischen schaden zu, anstadt deiner seele gut zu tun.

    ein kind wird seinen vater immer lieben, egal was dieser tut aber es schadet der kinderseele, wenn die mama leidet und es nicht helfen kann.

    ich bin mir sicher, dass du gehst, solltest du die situation nicht mehr aushalten. aber das ist noch ein langer weg, wenn du für dich keine entscheidungen triffst.

    bei dir sehe ich nur vorteile, wenn du dich räumlich trennst, um ein wenig zur ruhe zu kommen und deine eigene wohnung überall nutzen kannst, am pc sitzen und schreiben kannst oder die zeit mit deiner tochter in ruhe verbringen kannst. der weg zurück steht dir ja jederzeit offen.

    und er kann endlich mal lernen, auf eigenen beinen zu stehen, lernen, was es heißt einen haushalt, ein eigenes leben zu führen - sich mit sich selber beschäftigen und niemand anders kontrollieren zu müssen. oder er kann in ruhe saufen, bis er seinen persönlichen tiefpunkt erreicht, um dann endlich was gegen seine krankheit zu unternehmen.

    liebe grüße
    liesele

  • Hallo,
    vielen Dank für die vielen Antworten. Ich sehe das wirklich auch genauso wie ihr, aber ich bin einfach noch nicht bereit, das alles so durchzuziehen.
    Ich war schon zweimal kurz davor und habe dann wieder einen Rückzieher gemacht, es muss wahrscheinlich erst wieder ganz schlimm kommen, dass ich mich endlich dazu durchringen kann. Wahrscheinlich habe ich mich schon so an diese Phsycho-Phase meines Mannes gewöhnt, ich weiß es nicht. Ich hasse mich ja schon langsam selbst dafür. Aber auf der anderen Seite, wenn ich diesen Schritt durchführe, dann möchte ich auch ein paar Sicherheiten haben. Ich bin ein Mensch, der immer vorausplant und immer eine gewisse Sicherheit braucht, denn ich habe niemanden, der mir beistehen könnte bzw. mit irgendetwas aushelfen könnte. Der einzige Mensch, mit den ich es geschafft hätte, der ist vor ca. 6 Jahren gestorben.
    Es gibt bei uns zwei Suchtberatungen. Bei der einen war ich neulich und wollte eigentlich nur etwas fragen, da hat man mich wieder fortgeschickt, weil ich keinen Termin hatte und das finde ich schon unmöglich. Ich wurde nicht mal gefragt, was ich wissen möchte. Ich kenne den Suchtberater noch von früher und habe ihm gesagt, dass ich nur eine kurze Frage hätte,
    aber er hat leider keine Zeit, da seine Sekretärin nicht da ist. Und ich bin halt nicht der Typ, der lange bettelt.
    Dann gibt es noch eine SHG, die aber nur 1 x in der Woche abends ist, da kann ich aber auch nicht hin, weil es dann wieder auffällt, wo ich denn dann so spät noch hingehe und ich möchte nicht, dass er weiß, dass ich zu so was hingehe, denn dann würde er sich über mich lustig machen und sagen, dass ich der Phsycho bin. Das erste Mal, als er im Delirium war, haben sie ihn in die "Irrenanstalt" gesteckt. Immer, wenn es krass wird und ich ihm damit drohe oder ich etwas laut werde, weil ich mich wehren muss, dann will er mich in diese Anstalt schicken. Und mein Mann kann immer so schön bei anderen Leuten reden, die würden ihm wahrscheinlich noch glauben.
    Nochmal zu den Sicherheiten zurück, wenn ich von ihm weggehen würde, dann müsste ich Privatinsolenz wegen es Hauses machen, dann wäre aber auch mein Auto weg, da es finanziert ist und ich brauche es dringend zur Arbeit, da es bei uns keine Verkehrsanbindung gibt, ich könnte keine Möbel nichts mehr mitnehmen, denn er ließe mir nichts mehr mitnehmen und ich habe überhaupt kein Geld, dass ich mir irgendetwas kaufen könnte, da ich ja mit meinen Gehalt alles bezahlen muss und es bleibt nichts zum Sparen übrig, ja es reicht ja oft nicht ganz bis zum Monatsende. Und ich müsste ihm wahrscheinlich noch Unterhalt bezahlen. Er würde sich eines Lachen und würde bis zur Versteigerung im Haus wohnen, würde noch Unterhalt kassieren und ich könnte mich mit meiner Tochter in eine leeren Wohnung
    einziehen. Glaubt mir, ich habe mich selbst so in die "Sch....." gesetzt, dass ich damals mit ihm zusammen ein Haus gekauft habe, aber da war es ja noch ganz anders: Er hat gearbeitet und mit dazugetan.
    Seit wir dieses Haus gekauft und geheiratet haben, hat er sich so verändert.
    Also versteht Ihr mich, wieso ich nicht kann, wie ich will?
    LG

  • Hallo Goldband,
    ich kann Dir nicht sagen, wo Du ansetzen kannst ...
    Mir faellt nur auf, dass Du in einer gedanklichen Endlosschleife steckst, warum dies und jenes, weil dann und dazu muesste ich und falls das eintritt, dann geht das nicht....
    Und DAS wiederum kenne ich zur Genuege.....
    ------
    Nur mal so, als Experiment........stell es Dir einfach mal andersherum vor.
    Was passieren wird/kann/koennte, falls Du nichts tust. So weitermachst.
    Du bist ungluecklich und ueberlastet. Dein Mann tut jetzt schon nichts, ausser das, was er eben tut. Und scheinbar heftig. Delirium, und so.
    Es wird nicht besser, mit ihm, eher schlimmer. Er koennte ernsthafte Folge-Krankheiten bekommen. Er saeuft mehr..... Du brichst irgendwann ganz zusammen, faellst auf der Arbeit aus. Geldnot. Die Bude verlottert. Das Haus wird Zwangsversteigert, zu eurem finanziellen Nachteil.
    -------
    Dieses Szenario macht Angst, aber mal es Dir bitte mal mit allen Details, die Du beim "anderen Szenario" auch einfuegst, aus.

    Bei den rechtlichen Fragen hilft es wenig, sich das alles auszumalen, wenn man die Grundlage nicht kennt. Schaffe Dir Klarheit, bezueglich dessen. Das zwingt Dich nicht unbedingt zu handeln, aber Du weisst, welchen "Gespenstern" Du gegenuebertreten musst, und welches eben Gespenster sind.
    "Er laesst mich nix mitnehmen" ....etc. Ja, freiwillig vielleicht nicht. Du musst ihn auch nicht drum bitten. Die Haelfte des Hausstandes gehoert Dir. Zur Not wird das halt auch gerichtlich festgelegt.
    Auto, fehlende Verkehrsanbindung.... ja nun, WENN Du mit dem Gedanken spielst, auszuziehen, dann evtl. doch in eine guenstigere Wohnlage....naeher an der Arbeit oder zumindest mit oeffentlichen Verkehrsmitteln....wenn schon Veraenderung, dann doch positiv, oder?

    Unterhalt.....den zahlst Du doch jetzt auch. In gewisser Weise. Kommst allein fuer seine Ernaehrung auf, Klamotten, was-weiss-ich, und fuer Freund Alk wird auch so einiges draufgehen. Rechne das mal hoch.....evtl. kommt dabei raus, dass Du jetzt schon mehr zahlst, als der gesetzliche Unterhalt an Deinen Mann evtl. betragen wuerde.

    Ausziehen und das Haus Deinem Mann ueberlassen.... glaub nicht, dass das die geniale Option ist....wie wird die Huette aussehen, wenn er da alleine haust? Sicher nicht Wertsteigernd.
    Ginge es, das Haus ERST zu verkaufen, oder zumindest zum Verkauf zu stellen und dann eben wenn sich die Sache einem moeglichen Abschluss naehert, BEIDE ausziehen?

    Alles in Allem scheint mir aber, dass bei Deinem Mann wenig Kooperation zu erwarten ist.
    Und vor Allem.....ich habe den Eindruck, Du hast ANGST vor ihm.
    Uebrigens, er kann Dich nicht "einfach so" irgendwo einweisen lassen, selbst wenn er dreimal meint, Du spinnst und seist Psycho. Das nur so am Rande.....
    Gruesse, Lindi

  • Lindi ,

    also ich hab schon erlebt, dass frauen, die ihr leben fast ausschließlich im schlafzimmer verbringen, dinge wahllos umräumen (aus seiner sicht), bei jedem wort zusammenzucken, und (für ihn) sinnloses zeug reden, durchaus von ihrem alki eingewiesen worden sind. spätestens, wenn die ehefrau mit einem heulkrampf zussammenbricht (aus ihm völlig unverständlichen gründen). das mal so am rande.

    @goldband
    in diesen punkten würd ich klarheit schaffen, diskussionen mit ihm sind völlig überflüssig, er versteht dich sowieso nicht.

    falls das haus genug zimmer hat, würd ich mir für mich eins einrichten, und die zeit mit meiner tochter dort verbringen. vorübergehend wohlgemerkt. ein bischen räumliche abgrenzung kann nicht schaden. und das musst du ihm überhaupt nicht erklären - einfach machen, du bezahlst ja das meiste auch.

    viel glück wünscht dir
    liesele

  • Liesele .... dass ein Partner den Anderen mit Druck und Terror zu der Ueberzeugung bringt "Du tickst doch eh nicht richtig, Du gehoerst doch in die Klapse" ....und dieser dann "freiwillig" geht .... ja, das kann sein.
    Zwangseinweisungen nur weil der Eine meint, der Andere, etc..... das geht nicht. Never ever!
    Akute Selbstgefaehrdung (Suizid-Gefahr) ist etwas anderes. Und auch da wird ein Fachmann dazwischengeschaltet.
    Nee, den Ehegatten einfach so "wegsperren lassen" ..... das waer manchmal vielleicht ein netter Gedanke (wenn er/sie mal wieder nerft), aber entspricht nicht der Rechtsgrundlage. Absolut nicht! Auch nicht wegen Heulkraempfen oder Depression oder Hysterischen Anfaellen oder ....

    Darueber braucht sich Goldband jetzt wirklich keine Sorgen zu machen.
    Darueber, warum sie an einem Leben festhaelt, das sie mehr oder weniger nur im Schlafzimmer verbringen darf .....schon.
    ------
    Liebe Goldband,
    wenn Du hier liest, bei Anderen, wirst Du feststellen, dass Du nicht Allein in dieser Lage bist. Wenn Du Dir die ersten 5-10 Seiten der Threads durchliest, also da, wo zuerst einmal der "So siehts aus"-Zustand geschildert wird......das "Spiel" dass der Alkohol-Kranke Partner dem Anderen einredet "ICh hab doch kein Problem, Du siehst das alles verkehrt, bist uebersensibel, hysterisch, hast nen Tick, spinnst" ... das zieht sich quer durchs Forum. Auch die Abschottung nach Aussen, da werden systematisch Aussenkontakte unterbunden (es koennte ja sonst sein, dass eine Freundin, die Ursprungsfamilie, wer immer) dem Partner mal einen Kronleuchter anzuendet), der Ehepartner in die Isolation getrieben, abgeschottet, manipuliert..... das hat alles System. Die Botschaft "Du bist allein, nur ICH bin an Deiner Seite, und ICH erklaer Dir jetzt mal, wie die Welt laeuft und was Masse ist" .... das hat alles viel mit Macht/Kontrolle/Manipulation zu tun.
    Und schliesslich glaubt man es ja auch irgendwie (ging mir zumindest so).
    Weil "Was, wenn er doch ein bisschen Recht hat? Seh ich vielleicht alles zu eng? Stimmt mit mir vielleicht etwas nicht?"

    Das Ganze dann mit ein bisschen Zuneigung gewuerzt, hier und da .....
    und schon laeuft der Karren.

    Sich darueber klar zu werden tut weh. Kann aber auch sehr befreiend sein.

    Als ich das damals gemerkt habe, fielen mir ganze Fische von den Augen.
    Nur hingucken (lesen) musste ich.
    Gruesse, Lindi

  • Hallo Lindi,

    das mit dem Haus verkaufen wäre eine feine Sache, das habe ich ihm auch schon vorgeschlagen, aber das will er nicht. Er will nicht raus, will aber auch nichts dazu tun, damit wir es halten können. Er will eben nur noch saufen, saufen, saufen und mittlerweile bin ich soweit, dass ich denke, auch wenn er wollte, könnte er nicht mehr arbeiten. Denn er sitzt ja Tag und Nacht nur noch in der Wohnung. Sein ganzer Lebensinhalt ist saufen, schlafen, fernsehschauen. Er weiß genau, wenn wir das Haus verkaufen würden, dann müsste er sich eine Wohnung suchen, da ich nicht mehr zusammen mit ihm in eine Wohnung ginge und dann hätte er es ja nicht mehr so bequem. Ich habe ja schon so einige Beiträge hier im Forum gelesen, aber wenigstens arbeiten da die Männer trotz Alkohol noch.
    Nein, seinen Alkohol finanziere ich nicht mit: Denn wer saufen will, der muss sehen wie er das finanziert. Ich könnte es auch finanziell nicht machen. Ein Zimmer habe ich ja im Haus schon, wo ich mich ständig aufhalte, aber ich möchte doch ab und zu mal auch im Wohnzimmer mich aufhalten können oder mit meinen Kind in Ruhe Hausaufgaben machen können. Meine Frage an alle Männer, die Alkoholkrank waren: Wieso macht ihr das? Wieso müssen immer so Machtkämpfe sein, wieso wollt ihr immer Recht haben, wieso immer streiten? Kann man nicht trinken und trotzdem sich normal zu seiner Frau verhalten? Ist das schön, wenn man ständig streitet? Und was hat man noch vom Leben, wenn das Leben nur noch aus Trinken, schlafen besteht? Ist einem da wirklich alles so egal???
    Ich kann nicht verstehen, wie man sich, besonders auch im Falle meines so Mannes, hängen lassen kann. Leider habe ich ja auch das Problem seitdem
    wir beziehungsmäßig nichts mehr am Hut haben, dass er sich erst recht hängen lässt. Am liebsten würde ich mir wünschen, dass er sich eine andere suchen würde, früher hätte er nicht lange gewartet, wieso macht er es jetzt nicht? Jeder normal denkende Mann würde sagen, die Beziehung ist nichts mehr, wir verkaufen das Haus und jeder sucht sich eine Wohnung.
    Ist es wirklich so das der Alkohol das ganze Denken so beeinflußt, dass man nicht mehr vernünftig denken kann? Wenn ich meinen Mann immer mit Trennung drohe,dann sagt er immer zu mir: Dann zieh doch aus! Aber wieso soll ich ausziehen? Er könnte das Haus doch sowieso nicht halten. Heute habe ich ihn erst wieder den Vorschlag gemacht, das Haus auf ihn zu überschreiben mit samt den Schulden, dann ziehe ich aus und suche mir eine Wohnung, das möchte er schon, aber ohne die Schulden bezahlen zu müssen. Er müsste sich ja nur eine Arbeit suchen, aber das will er nicht, weil er ja sonst nicht mehr so trinken kann wie er will. Er möchte alles haben, aber nichts dafür tun. Er hat es ja so schön. Wenn ich bleibe sitzt er bequem im Haus und wird versorgt und kann weitertrinken, gehe ich dann bekommt er Unterhalt etc. und kann weitertrinken. Ich bekomme manchmal so eine Wut, ich reiß mir den A....... auf, sorry für den Ausdruck, um irgendwie diese Hütte zu halten und er macht sich nicht einmal Gedanken darüber. Heute erst musste ich wieder meinen Stromanbieter anschreiben, weil ich die Stromendabrechnung nicht bezahlen kann. Ich könnte echt heulen.
    LG

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