• Hallo ihr Lieben!

    Nach tagelangem Lesen in sämtlichen Threads im Co-Abhängigen Forum nun mein Entschluss mich hier vorzustellen um meinen Schmerz von der Seele zu schreiben (man wird ja "in der Welt" von niemanden wirklich verstanden), vielleicht ein klein wenig emotionale Unterstützung bei euch zu holen.

    Zur meiner Situation:

    Ich selber habe von meiner Therapeutin vor einigen Monaten die Diagnose: „desperate Persönlichkeitsstörung mit situationsbedingter Depression“ erhalten. Hatte null Ahnung was sie bedeutet und was ich „dagegen“ unternehmen soll. Seit dem ich nun Stunden im Forum las, hier nun die Erkenntnis.. ach so – so zeigt sich also meine „Störung“ und diese Ausmaße hat meine Sucht erlangt. Na bravo, das wird ein steiniger, schmerzlicher, anstrengender Weg übern Berg. Ich bin also abhängig. Abhängig von diesen einem Menschen, der mir mein Leben mit Liebe bunter gestalten sollte. :D Was für ein Irrglaube!! Ja, wirft mit Steinen! :x Ich weiß ja jetzt, dass dies nie nie nie funktionieren kann und der Fall sein wird, weil
    1. Mir kein Mensch dieses Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Grundliebe geben kann,
    und 2. Schon gar kein nasser Alkoholiker/Kiff- und Spielsüchtiger dazu in der Lage ist, meine Gefühlswelt in Ordnung zu bringen. Seht ihr, so weit bin ich schon mal :?  Das nun die Theorie.

    Oh mein Gott, die Praxis zeigt, ich- meine Situation- ist so was von anstrengend, Nerv raubend, zermürbend, demütigend und in den meisten Momenten schier hoffnungslos.
    XY, mein „Partner“ wie gesagt Alkohol-Cannabis-Spielabhängig. Das erfuhr ich erst nach einem halben Jahr Beziehung mit ihm (wir sind jetzt knapp über einem Jahr zusammen), bzw. bekam es „am eigenen Leib“ zu spüren. Silvester fing es an, voll bis oben hin. Ich die ersten male noch schön mitgesoffen, macht ja Spass… dachte ich. Nichts da, er wurde von mal zu mal immer jähzorniger, suchte Streit, wollte diskutieren, demonstrierte mir wie viel Macht er über mich hatte indem er genau die Dinge tat, vor denen ich in einer Beziehung am meisten Angst habe.. er machte mich eifersüchtig, schrieb mit „Freundinnen“, telefonierte auch mit einer in einem anderen Raum, während ich heulend im Schlafzimmer saß. Vielleicht für einige doch gar nicht so schlimm, für mich schon.. EiferSUCHT, Angst zu verlieren, verlassen zu werden. Damit hat/hatte er mich in der Hand. Küsse verteilen bei einer bekannten Community, ist ja nichts dabei!!! Ich enge ihn ein, er brauch mehr Freiraum… ect. ect. Und ganz eigentlich bin ich ja die Schuldige, weil ich ihn IMMER zum Trinken bringe, ist ja auch gar nicht ohne auszuhalten. Wow.. das saß! Wenn er genügend intus hat, geht’s rund mit Möbel zerkleinern.. auch gerne mal ein Ceranfeld vor lauter angestauter Wut auf mich und meine Eifersucht. Am Schlimmsten aber ist, wenn er meinen Hund angeht, ihn ganz „unabsichtlich“ über den Haufen rennt, der blöde Hund müsse ja nicht da stehen wo er gerade geht. Also wirklich übel. Ich schreie dann, mach XY zur Schnecke, weine, fluche und… ich dachte nie, dass ich Pädagogin, also ne Soziale, einem Menschen was tun könne, Schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Bin so erschrocken über mich selber, über meine Wut und über das Hassgefühl welches durch drücken derer Knöpfe, die nie gedrückt werden sollten, ans Tageslicht kommen. Hilflosigkeit, keine Kontrolle über ihn!

    Ich kenne mich nicht mehr… und ihn erst recht nicht. Fühle mich, so habe ich es heute in einem Buch geschrieben, als würde ich in und mit einem fremden Menschen leben.
    Unsere „Beziehung“ basiert auf gar nichts, wenn ich´s mir recht überlege. Sie fing schön an, aber ohne dem typischen Verliebtheitskram seinerseits. Er betrachtet alles „nüchtern“ und lebt eher in sich gekehrt, Emotionen gleich null. Was mich so weit trieb, diese Frucht doch endlich aus ihm raus pellen zu wollen.. versteht ihr was ich meine?? Ich gab so viel, viel zu viel von mir (auf), um endlich den XY hervorzukehren, welcher er aber wohl gar nicht sein kann. Liebevoll, zärtlich, humorvoll, aufmerksam, innig!!!!!..um einige Eigenschaften zu nennen, die eigentlich in einer Beziehung normal sind. Von Vertrauen keine Spur, wie auch, wenn man sich selber nicht vertraut ?! Da sind immer wieder mal Vorkommnisse, welche mich an den Rand des Wahnsinns treiben, wenn er für ein paar Tage seine „Freunde“ und Familie besucht. SMS, Anrufe während dieser Zeit?? Fehlanzeige, auch jetzt ist er wieder weg und ich hier, 500 Km entfernt. (er zog für mich hier her, also 500 Km von zuhause weg , wir wohnen zusammen). Ich soll ihm seinen Freiraum gönnen und ihn lassen. Ja schon klar.. den kann man doch auch haben, in dem man sich wenigstens einmal am Tag meldet, oder? Ich kann nicht vertrauen, habe Angst, er nutzt in seinem Suff und seiner Zugedröhntheit die Situation schamlos aus und holt sich all die Streicheleinheiten für sein Ego, welche von mir auf Eis gelegt wurden. Wie soll das funktionieren? Er ständig gereizt, wegen jedem kleinen Mist .. sorry.. „angepisst“ und überhaupt nicht ansprechbar wenns um Gefühle geht. Wie soll ich ohne zu maulen und murren, also meine Meinung, meine Gefühle zu äußern damit umgehen??

    Hier wird sehr oft geschrieben, man solle bei sich bleiben, auf sich schauen, wieder zu sich finden. Schon schön und gut. Nur, an der Umsetzung scheiter´s bei mir. Gibt’s nen Leitfaden? Eine Richtschnur? Ich will gerne und habe echt soooo viel erkannt.. aber wie setze ich dieses ganze theoretische Wissen in die Praxis um????

    Wenn man sich eigentlich schon immer vergessen hat, noch nie richtig kennen lernte, leer/inhaltslos ohne besondere Hobbys lebt, wo fängt es an BEI SICH zu sein?? Wie gelingt Abgrenzung und wie, bekomme ich ihn aus der Wohnung raus ohne dreckige Wäsche zu waschen, ohne durchdrehen seinerseits und wo sollte er denn hin? Er kommt nicht von hier und wie ich oben schon schrieb, ich bin ja schuld, dass er hier her gezogen ist. Co-Denken.. klar, aber doch auch irgendwie menschliches Denken?!
    Ich weiß, man liest hier in hunderten von Erfahrungsberichten das Selbe, aber auch wenn sich die Storys hier sehr ähneln, im Grunde sind sie alle irgendwo verschieden. Darum bitte ich euch, mich vielleicht ein klein bisschen zu helfen, ihr lieben Bergführer, es über meinen Berg zu schaffen.

    Er ist nicht hier.. mein Suchtmittel ist nicht hier.. ich bin praktisch auf Entzug.. so gesehen. Schon erbärmlich die Erkenntnis :idea:

    Nicole

  • "desperate Persönlichkeitsstörung"

    Ich schäme mich, werde mir dieses Wort nie merken können.. es heißt natürlich dependente Persönlichkeitsstörung! Obwohl desperate nicht von der Hand zu weisen ist...

  • Hallo Froilein Nicole!

    erst mal herzlich Willkommen hier und schön, daß Du Dir die richtigen Gedanken machst!

    So als Bergführer sehe ich mich sicher nicht - aber es ist auch nicht so, daß Dir hier jemand die Hand geben und mit Dir über den Berg gehen kann....
    eher so was wie beim Klettern.... man kann Dich durch Dein Schreiben (vom Boden aus) im Auge behalten und ggf. "sichern", daß Du nicht allein zwischen Wand und Boden hängst, sondern nur bis zum nächsten Haken abrutscht. Man kann Dir auch zurufen: Schau mal nach rechts! oder Achtung hinter diesem Vorsprung wird es sehr glatt und steil, halt Dich besser weiter links.... (wenn Du weißt, was ich meine)

    Mir hat es sehr geholfen, daß ich die letzte Zeit immer mal wieder durch Teilnehmer im Forum emotional aufgefangen bzw. auch mal hinterfragt wurde.

    Fragen hast Du selbst schon viele gestellt. Dich auch selbst und Deine Beziehung hinterfragt.

    Klar könnt ich jetzt hier rein donnern und sagen: Was willst eigentlich noch mit dem ?
    Ist der nicht selber groß, wenn Du ihn rauswirfst? Aber er schein ja auch ziemlich viel Gewaltpotential zu haben. Das solltest Du nicht unterschätzen. - Warum gehst nicht einfach Du? - und zwar evtl. zuerst mal ins Frauenhaus.... mit geheimer Adresse?

    OK ja - ich lese, und ich sehe Du hängst noch unglaublich an ihm.
    Obwohl Du nur gerne das hättest, was er nicht geben kann, ihn aber für diese Mission sozusagen auserkoren hast. Sollte er Dir das geben, was Dir fehlt, solltest Du es schaffen, daß er der wird, den Du in ihm siehst..... DANN ja DANN wäre Dein Glück groß (stimmts?)

    Vergiß es! So schnell wie möglich - nur dann kannst Du zu Dir selbst finden. Im Moment kommst Du so rüber wie Dein Bello (ich nenn das Tierchen mal so) wenn man ihm eine leckere Wurst vor die Nase hält.
    Das ist er fixiert und zu nix anderem zu gebrauchen - vor allem wenn er sie nur sehen und riechen aber nicht kriegen kann.

    Tu mal den Wurstzipfel weg. Dann wird Dir evtl. bewußt, daß es in Deinem Leben auch schon ohne den Dingens ging. Es gibt eine gute Nachricht, die Dich jetzt garnicht interessiert - die aber wichtig ist: Er ist nicht überlebensnotwendig für Dich! Du bist kein hilfloser Säugling und er ist es auch nicht. Alles andere sind Dinge die in Dir so tun - als wär das so. Das wäre mein Ansatzpunkt: Mich zu fragen, warum in 3- T..Namen dieser Mensch so unglaublich wichtig ist---- bzw. ob er nicht einfach der Menschgewordene Ausdruck eines Bedürfnisses von DIR ist.

    Welches Bedürfnis hat Dich ihn auswählen lassen? Es ist Dein Bedürfnis
    und hat deshalb nur zufällig mit ihm was zu tun! Diese Erkenntnis hat mich bei der langvierigen Loslösung von meinem XY ziemlich schnell zu mir selber gebracht.

    LG Nys

  • Hallo liebe Nys,

    vielen Dank, dass du dich meiner langen Vorstellung angenommen hast!

    Ich wollte ein Bild malen und fand die Methapher von den Bergführern recht passend. Klar weiß ich, dass ich den Weg im Endeffekt alleine gehen muss.. was mir ziemlich Angst bereitet. Da kommt noch so kleine Halm ganz recht, an dem ich mich etwas festhalten kann..

    Mit deinem Beispiel von der Wurst und meinem darauf fixierten Hund hast du vollkommen ins Schwarze getroffen.. ist ja klar, dass ich fixiert bin.. wenn ichs nicht wäre, hätte ich kein Problem.

    Meine alten Eltern (pflegebedürftig) wohnen im selben Haus, aus diesem Grund kann ich schlicht und einfach nicht das Weite suchen, das wäre noch eine von den einfacheren Lösungen. Durch meine allgemeine Fixiertheit auf immer nur ein bis zwei Personen in meinem Leben, gibt es nicht wirklich einen Bekanntenkreis, der mir evtl. helfen könnte wenn es so weit käme, dass ich ihn vor die Tür setzen muss. Und es ist ja auch noch so, dass ich vollkommen am Anfang stehe, gerne würde ich Hals über Kopf die Situation auflösen, fand doch aber gerade erst richtig raus, was eigentlich mit mir los ist.

    Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und möchte alles perfekt und sofort gemacht kriegen. Im Moment lähmt mich diese Situation, ich bin träge..ja.. wirklich träge, bekomme meinen Alltag kaum auf die Reihe. Keine Ausrede, nur ein momentaner "Aufenthaltsort" den ich so schnell wie möglich verlassen möchte. Freue mich schon sehr darüber, ohne Panik diese Tage zu überstehen.. also bis jetzt... schon ein großer Fortschritt wenn ich an die vorherigen male denke, in denen er mich ohne Nachricht nach Tagen wieder in die Arme schloss und davon ausging, alles sei in bester Ordnung.

    Mein Bedürfnis, warum ich ihn dazu ausgekoren habe mich doch bitte zu lieben und mir zu zeigen, wer ich bin... vielleicht weil ich gleich am Anfang spürte.. irgendwo tief drin in mir.. dass er mir gefährlich (in welcher Form auch immer) werden könnte. Abenteuerlich könnte man es auch nennen.. was ganz anderes wie bisher. Hier gibt's ganz viel zu tun um ja nicht auf und in mich gucken zu müssen vielleicht.... das könnte es sein.
    Meine Therapeutin meinte mal in einem Gespräch, man begegnet immer denen Menschen, die einem in irgendeiner Form weiterbringen im Leben... vielleicht brauche ich den Schmerz, den psychischen wie auch allmählich den physischen, um 1. irgendwie fühlen zu können (in meiner Kindheit war es genau so) und 2. aufgefüllt zu werden mit irgendwas, selbst wenn´s nicht gut für mich ist.
    Siehste Nys, schon hast du mich durch deine leichten Fragen zum Denken und Analysieren angeregt.. genau so brauche ich das. Keine Umschweife, keine leichte Worte.. nur so klappt das bei mir :) Danke!

    Dennoch muss alles ins praktische umgesetzt werden...das bedarf dann wieder Geduld und vor allem Mut.. au weia :(

  • Hallo Nicole,

    erstmal hallo hier im offenen Forumsbereich.

    Du schreibst

    Zitat

    Er ist nicht hier.. mein Suchtmittel ist nicht hier.. ich bin praktisch auf Entzug.. so gesehen. Schon erbärmlich die Erkenntnis


    Was ist an dieser Erkenntnis oder Situation erbärmlich? Ich finde es mutig, das so glasklar sehen zu können, denn das tut ja weh. Hinsehen kann sehr weh tun, deshalb tun das viele ja nicht...

    Zitat

    ich bin ja schuld, dass er hier her gezogen ist.


    Wieso bist du schuld? Er hätte es ja nicht machen müssen. Co-Denke oder nicht, es ist einfach Fakt, dass du ihn ja nicht gefesselt und geknebelt hast und in dein Haus verschleppt hast, oder?

    Abgrenzung lernen, Trennung durchziehen, zu dir finden, all das sind schon schwere Steine, die auf deinem Weg liegen. Und schwere Steine kriegst du eben nicht soooo schnell aus dem Weg geräumt, auch mit Hilfe wird das dauern. Aber es ist doch mutig, dass du dich da überhaupt ran traust. Geduld musst du aber eben schon mitbringen :? . Ich sag dir, das ist eine schwere Übung, Geduld... Ich hab da immernoch so ab und an meine Schwierigkeiten mit.

    Hau mal einfach weiter hier in die Tasten und schreibe dir Dinge von der Seele. Das hilft ungemein beim Sortieren, habe ich festgestellt.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Mich macht gerade diese Kälte, diese Emotionslosigkeit seinerseits extrem zu schaffen. Bin so traurig. Wie kann man seine "Partnerin" so sehr aus seinem Leben klammern? Er ist seit gestern weg, bei seiner Familie.. wie ich oben schon schrieb. Nun gerade eine SMS, kurzer Lagebericht und das wars. Auf meine gestrige Bitte, doch wenigstens kurz täglich zu telefonieren, einfach um dem Geschehen dort wenigstens über Erzählung folgen zu können (es geht um ne wichtige Sache, die er für sich in Ordnung bringen muss), nichts außer diese eine SMS mit einem Gute Nacht Wunsch. Fühl mich, obwohl er nicht hier ist, wieder sehr vor den Kopf gestoßen... voll aus- und abgegrenzt.
    Normal für einen Alkoholkranken?
    Ich weiß doch, wie sichs richtig anfühlt, hatte Beziehungen die funktionierten und in denen Kommunikation statt fand.
    Wie kann es sein, dass wir hier zusammenleben und ich keinerlei Verbundenheit spüre.. diese Abgrenzung oder nicht empfinden seinerseits macht mich noch blöde... kann es einfach nicht nachvollziehen...

  • Hallo FroileinNicole,

    in dem Buch was ich gerade lese gibt es eine gute Beschreibung der Folgen des Trinkens und zwar schon von dem Römer Seneca ( 4 v. Chr,).

    Trunkenheit sei nichts anderes als freiwilliger Wahnsinn und sie lasse jede Schwäche zum Vorschein kommen. Fast zwangsläufig folgt der Trunkenheit die Grausamkeit, denn die geistige Gesundheit verkommt und verroht.

    Nach der Erkenntnis der Autoren zeigt sich die Verrohung durch die Sucht allerdings weniger in Grausamkeit als in Gleichgültigkeit, Abstumpfung und Oberflächlichkeit.

    Varescu

  • Hallo FroileinNicole,

    Herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    Wie kann man seine "Partnerin" so sehr aus seinem Leben klammern?


    er ist süchtig, und somit krank. Sein Denken kreist um seine Suchtmittel, damit ist er ausgelastet. Das ist keine Entschuldigun nur die Erklärung.
    Sicher ist das für uns schwer zu begreifen, aber ich habe genau diese Interessenlosigkeit auch erlebt.
    Das ging soweit, das ich sagte: Unser Kind muß ins Krankenhaus, und er erwiderte, warte noch, bis das Fußballspiel fertig ist.
    Das Umfeld wird oft lästig, weil es immer wieder Erwartungen hat, die einen Süchtigen dann aus seinem Trott reißen, und das mag er überhaupt nicht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo ihr Lieben,

    Varescu, danke, dass du mich ein wenig an deiner Lektüre teilhaben lässt. Ok, ich verstehe allmählich, durch sämtliche Literatur und Threads, was ihn dazu gemacht hat wie er ist. Das Monster Sucht, welches durch vieles verursacht wurde, hat ihn also stark im Griff und durch das jahrelange Konsumieren, sind bestimmt auch schon einige Nervenzellen angegriffen und daher eine starke Persönlichkeitsänderung vollzogen worden. Gut, das verstand ich. Im Prinzip ist einem nassen Alkoholiker somit alles egal?! Er geht seiner Arbeit nach, schafft es wunderbar sich Spiele auszusuchen auf die er tippen will und studiert dieses "Fach" als Ausgleich zum Alltag. Da klappts mit den Gefühlen ganz gut.. entweder er liegt richtig mit seinem Tipp, freut sich riesig (Euphorie pur), oder die Mannschaft verliert und er lässt diesen Groll an mir aus. Wutausbrüche sind doch Gefühlsregungen, nicht? Das heißt für mich, er hat nicht so viel für mich übrig, weil er sich mir gegenüber oberflächlich verhält. Aber was ihm Freude bereitet, wie seinen Süchten nach zu gehen, da haut es also hin mit den Gefühlen.... ergo, er empfindet keine Liebe für mich, ich bin ihm egal.

    Liebe Morgenrot, danke auch dir für deine Antwort. Wie Varescu mit dem Verfasser des Buches meinte, dass Alkohol dafür sorgt, dass diese Droge bewirkt, abzustumpfen, Gleichgültigkeit empfindet und an der Oberfläche bleibt, bestätigt mich darin auch dein Beitrag.
    Wie unmoralisch, eiskalt, lustlos was Familie betrifft geht es dein eigentlich noch? Gibt es keine Hemmschwelle mehr bei Alkoholikern? Wo ist den die Moral hin?? Wie egal kann einem die eigene Familie werden, das eigene Kind. Es ist einfach unfassbar und macht mich so wütend. Am liebsten will man diesen Menschen schütteln und Ohrfeigen, damit er aufwacht und wieder zu-sich-kommt.

    Ich beschäftigte mich die ganze Nacht mit einem wirklich wunderbaren Buch. Es heißt "Aussöhnung mit dem inneren Kind". Meine Güte, wie sehr finde ich mich darin und wie sehr sehne ich mich danach, den Dialog mit mir zu führen. Wieder erst mal alles nur Theorie, diese hilft nicht gleich alles umzusetzen, sofort loslegen zu können. Wie gerne hätte ich diese Situation durch Sanftheit SOFORT im Griff. Das Lesen dauert ja schon so lange, dann noch die Umsetzung... hier kommt gerade wieder voll meine Ungeduld zum Vorschein... ich frage mich, wie soll man die Situation im Moment aushalten, wenn das, was man gerade lernt, noch nicht umgesetzt werden kann? Augen zu und durch?

    Nicole

  • Hallo Nicole,
    ich war mal bei einem Coach, der mir auch erzählte, ich solle mein inneres Kind an die Hand nehmen. Das Buch klingt interessant, ist es von Erika Chopich und Margaret Paul?
    Hast du das Arbeitsbuch dazu?

    Hm, ich habe ein Buch von Hurrelmann gelesen, Titel: Drogengebrauch, Drogenmissbrauch.
    Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Sucht auslösen. Bzw die Gefahr, in die Sucht zu rutschen, erhöhen.
    U.a. ist es so, dass es Menschen gibt, die einen erblich bedingt niedrigen Glückshormonspiegel im Hirn nachweisen. Ich kann gerade nicht nachschlagen, um welches Hormon es sich da handelt. Irgendwann merken sie, dass Alkohol, von außen zugefügt, diesen Spiegel erhöht. Das führt dazu, dass sie häufiger trinken und dann eben langsam in die Sucht rutschen. Irgendwann hört der Körper auf, dieses Hormon zu produzieren bzw. produziert noch weniger davon, da ja immer genügend vorhanden ist- der Konsument erhöht die äußere Zufuhr.
    Hurrelmann schreibt auch, dass Alkoholiker häufig von "Lust- und Unlustgedanken" geprägt sind. Unlust ist zu vermeiden, Lust erstrebenswert. Wenn eine Situation Unlust auslöst, wird versucht, diese Unlust in Lust zu verändern, indem man Alkohol als Glücksverstärker hinzufügt.

    Liebe Grüße
    Zimttee

  • Hallo Zimttee,

    das mit Lust/Unlust: könnte man hier auch "niedrige Frustrationsschwelle" sagen?

    hängt für mich irgendwie mit der (in der Kindheit erlernten) Möglichkeit zu Selbstdisziplin und Selbstmotivation zusammen.

    Das mit dem Glückshormon und der Verstärkung durch Alkohol war mir neu.

    Rhein

  • Liebe Nicole

    Du leidest unter der Ausgrenzung und das ist der Angelhaken an dem Du hängst.

    Es ist ein fieses Spiel und durch die Ausgrenzung bestimmt er die Regeln. Dazu muß einer nichtmal Alkoholiker sein oder (noch) trinken. Instinktiv weiß er, womit er Dich wahnsinnig machen kann... und dieses
    Hin- und Her läßt Dich immer wieder von klaren Gedanken abkommen.

    Beim Versuch das zu verstehen oder zu erklären,
    bist Du schon wieder bei IHM...
    und das bedeutet Macht die er über Dich hat.

    Ich bin auch ein Mensch, der alles verstehen und begreifen will...dabei habe ich viel gelernt. Ich habe
    aber auch gelernt, daß solche Spielchen ganz bewußt uns skrupellos gespielt werden Auch ohne Rausch. Nur um der Faszination des Spiels wegen.

    Schau einfach auf das was es mit Dir macht und versuch nur Dich zu verstehen und liebevoll mit Dir umzugehen dabei. Es wird Dir helfen Grenzen zu ziehen,die Du jetzt noch offen hälst, um zu begreifen um zu verstehen was ER tut. Das ist seins und wenn es Dir mal gelingt auf angedeutete Dramen gleichgültig zu reagieren, wird Dich das frei machen.

    Kann sein,daß ihn das dann wütend macht und wie gesagt: Wenn er agressiv ist, mußt Du doppelt vorsichtig sein. Nach meiner Erfahrung wird man nicht
    mit Verständnis aus so einem Spiel entlassen...
    da kann noch vieles kommen an Unterstellungen an
    Vorwürfen und Dingen mit denen Du garnicht rechnest.

    Paß bitte gut auf Dich auf. Nur darum sollte es Dir gehen - und Charakter ist Charakter. Dadurch daß ein Mensch einen anderen liebt, wird sein Charakter nicht besser. Daß er trinkt, sollte für Dich lediglich ein weiteres Argument sein, nicht weiter an der Beziehung festzuhalten. Es macht es leichter, weil Du dabei garantiert verlierst. Mehr Grübelein führen Dich nur in einem Kreis um ihn rum....

    Du wirst Zeit brauchen - bis Du so weit bist. Aber bitte vergeude nicht die Zeit mit den Fragen Warum?
    Die kannst Du verschieben (denn sie werden bleiben)
    Kannst sie verschieben auf den Tag, an dem Du Dich aus dieser Situation gerettet hast.

    Alles gute dazu!
    Liebe Grüße Nys

  • Huhu..
    Zimttee:

    Zitat

    Das Buch klingt interessant, ist es von Erika Chopich und Margaret Paul?
    Hast du das Arbeitsbuch dazu?


    Ja genau, vollkommen richtig, das sind die Verfasser des Buches, ich bin perplex wie sehr ich mich darin finde. Ist irgendwie wohltuend, dass man gesagt bekommt, woran es lag, dass man im Leben gescheitert ist. Das Arbeitsbuch lieh ich mir auch aus, möchte aber erst bis zum Schluss das Infobuch durchlesen, bevor ich mit der Arbeit beginne.

    Fehlende Glückshormone.. hmm.. liest sich fast wie eine Entschuldigung für Alkoholkonsum :(

    Liebe Nys,
    erst mal möchte ich dir meine Achtung vor deiner Entscheidung alleine zu leben mitteilen. Natürlich verfolge ich deinen Thread. Wie sehr du dir alles erarbeitet hast und trotz emotionalen "Einbrüchen" stark (geblieben) bist. Ich habe vollsten Respekt vor dir und wünsche dir von ganzem Herzen ein wunderbares Leben voller Liebe zu dir selbst und immerwährender Ausgeglichenheit mit dem Wissen, alles richtig gemacht zu haben.

    Du schreibst:

    Zitat

    Du leidest unter der Ausgrenzung und das ist der Angelhaken an dem Du hängst.


    Absolut richtig! Brauchte den ganzen Abend, inkl. einer SMS von XY um mir dessen bewusst zu werden. Genau das ist es. Er hat mich mit seinen Psychospielchen so was von in der Hand und nutzt dies auch scharmlos aus.
    Ich weiß, es kann so nicht weiter gehen.
    Durch diese ganzen Informationen bin ich viele Schritte weiter. Jetzt noch die Umsetzung...

    Von Gleichgültigkeit in diesen Situationen ist noch lange nicht die Rede, mich nimmt seine Kälte mit, sie friert mich ein.

    Ich danke dir so sehr für deine klaren Worte..du tust mir wahnsinnig gut und regst an, in die richtige Richtung zu denken. Vielen Dank Nys.

  • Bin gerade extremst nervös. Seit heute Morgen schwirrt mir die Frage im Kopf rum. Was mache ich, wenn er heim kommt? Ich habe mir noch keinen Plan zurecht gelegt, bräuchte aber dringend einen um ihm zuvor kommen zu können, mich nicht auf Spielchen einlassen zu müssen.

    Meine Gedanken und Gefühle drehen sich im Kreis. Eigentlich möchte ich, dass das besch** Warten ein Ende hat, damit es voran geht und doch bräuchte ich noch ein paar Tage um mir über vieles im klaren zu werden. Ich weiß nicht wie er drauf sein wird, wie ich ihn "empfange". Gehen die Pferde mit mir durch geht's los mit der Fragenstellung meinerseits: Wo warst du? Was hast du getrieben? Hast eine Andere? Warst du treu? Die Antworten darauf kann ich eh in Müll kippen... ich weiß, dass das genau das ist, was mich zur Co macht.

    Wenn ich nichts frage, erfahre ich auch nichts. Sprich, werde nicht beruhigt, weil ich mich "noch" nicht selber beruhigen kann.

    Wie soll das dann funktionieren? Er im Wohnzimmer, ich im Schlafzimmer? Aneinander vorbeileben bis ich eine Lösung gefunden habe? Das hieße dann, keine Gespräche, ein aneinander wortloses Vorbeigehen?

    Boah ich hab so Schiss vor der Situation. Möchte auch keine Nachricht schicken um zu fragen, wann der Herr denn vor hat, heim zu kommen, geschweige denn anrufen.

    Was für eine Zitterpartie! :roll:

  • Hallo Nicole,

    muß er zur Arbeit?.. Wenn nein, dann könntest Du ihn bitten einfach NOCH nicht zurückzukommen. Weil Du noch Zeit für Dich brauchst, um zu überlegen, wie es weitergehen soll.

    Fragen die Du zur Beruhigung lieber als Lüge beantwortet anstatt garnicht beantwortet haben willst? Mädel!

    Stell Dir vor er hätte eine andere. Dann wären viele dieser Probleme nicht mehr Deine! OK der Typ wär auch nicht mehr Deiner, -- aber wäre das so ein großer Verlust?

    Seine Abwesenheit hat Dir doch was gebracht! Zeit zum nachdenken. Also ist doch egal wo er war! Wenn Du ihm so egal bist, dann soll er doch.....tun was ihm gefällt.

    Stell Dir vor, Du hättest DEINEN Traum-Mann jetzt an Deiner Seite - wie würde er Deinen Freund behandeln?
    Würde er nicht Dich vor ihm schützen und sagen, Junge - die hast DU nicht verdient!

    Tu nur mal zur Übung so, als wärst Du Dein eigener Traum-Mann. Der Dich schätzt und dem Du was wert bist. Wirst sehen, dann sieht Dein Freund ganz schön blaß dagegen aus.....und ist um einiges unwichtiger!

    LG Nys

  • Zitat von Rhein

    Hallo Zimttee,

    das mit Lust/Unlust: könnte man hier auch "niedrige Frustrationsschwelle" sagen?

    hängt für mich irgendwie mit der (in der Kindheit erlernten) Möglichkeit zu Selbstdisziplin und Selbstmotivation zusammen.

    Das mit dem Glückshormon und der Verstärkung durch Alkohol war mir neu.

    Rhein

    Hey Rhein,
    ich kann gerade nicht nachschlagen, da das Buch nicht bei mir legt. Da es aber prüfungsrelevant für mein Staatsexamen war, bin ich mir ziemlich sicher, dass es so stimmt. Vorallem, da dies eine Erläuterung war, die mir die Dozentin gab, als sie die Theorien kurz vorstellte um uns aufzuzeigen, in welche Richtung die Prüfung laufen könnte.
    Sie erklärte, dass das einer der Gründe sei, warum eine Sucht vererbt werden kann- Kinder von alkoholkranken Menschen haben diesen niedrigen Hormonspiegel meist auch. "Sche*ße" dachte ich in dem Moment.
    Ich schlage da Mittwoch Abend mal nach.
    Es wird in dem Buch auch darauf eingegangen, dass diese Menschen meist eine niedrige Frustrationsschwelle haben. Aber an diesen Zusammenhang kann ich mich nicht mehr genau erinnern.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Zitat von FroileinNicole


    ich bin perplex wie sehr ich mich darin finde. Ist irgendwie wohltuend, dass man gesagt bekommt, woran es lag, dass man im Leben gescheitert ist. Das Arbeitsbuch lieh ich mir auch aus, möchte aber erst bis zum Schluss das Infobuch durchlesen, bevor ich mit der Arbeit beginne.

    Fehlende Glückshormone.. hmm.. liest sich fast wie eine Entschuldigung für Alkoholkonsum :(

    Das klingt danach, dass ich mir diese Lektüre mal anschaffen sollte. Ich habe das Buch gerade eben bestellt und bin sehr gespannt.

    Ich denke, dass es sich dabei um einen Grund handelt, wieso Menschen zu trinken beginnen. Oder sich ein anderes Laster anschaffen. In der Forschung gibt es mehrere Theorien darüber, wie eine Sucht entsteht. Festgehalten wird daran, dass immer mehrere Faktoren auslösend sind, nicht nur bloß der eine.

    Aber es handelt sich um keine Entschuldigung, weil der erkrankte immer mehrere Möglichkeiten hatte, aus der Misere zu kommen- niemand wird mit der Sucht geboren. Sondern trägt mit seinen Handlungen und Entscheidungen dazu bei, dass sie entsteht.
    Nicht jedes Kind eines Alkoholikers beginnt selbst zu trinken, jedoch etwas 30%. Ich weiß nun, dass ich zur Risikogruppe gehöre und bin daher "auf der Hut".

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Liebe Nicole,
    Du hats ja gleich mehrer Probleme gleichzeitig, wie mir scheint. Ganz abgesehen vom Alkohol hört es sich so an, als ob Dein Freund Dir schon ein großes Maß an Gefühlskälte rüber bringt. Willst Du überhaupt so einen Partner. Sieh mal: Ist er so, weil er betrunken ist kannst Du eh nichts dran ändern. Ist er so, weil er Dich nicht so liebt wie Du ihn kannst Du auch nichts dran ändern. Tatsache ist also, dass er Dich schlecht behandelt. Willst Du das, auch in Zukunft? Hast Du das verdient? Die Antwort kenne ich schon, denn Du hast Dich ja nicht zum Spaß hier angemeldet.
    Diese Tatsache tut schrecklich weh, viele hier kennen das.
    Ausserdem scheint es mir so, als ob Dein Freund bereits allen Respekt vor Dir verloren hat. Sich seine Respekt wieder zu verschaffen ist meiner meinung nach noch schwieriger als eine Alkoholiker zu bewegen aufzuhören zu trinken. Er hat einfach keine Hemmschwellen mehr vor Dir.
    Und wenn Du das immer und immer wieder mit Dir machen läßt bröckelt Dein Stolz und Deine Würde immer mehr ab.
    Wenn ER nicht gut zu Dir ist dann sein Du es wenigstens. Ich war mal in einer ähnlichen Situation. Ganz ohne Alkoholproblem. Aber mein damaliger Freund schien mich auch so in der Hand zu haben und hat auf meinem Selbstbewußtsein herum getreten. aber es gehören imemr zwei dazu. Die einen, die treten und die anderen, die treten lassen. Meine entscheidenden Erkenntnis habe ich mir auch in einem Buch angelesen. Wie war eigentlich Dein leben bevor Du ihn kennengelernt hast. Hat er Dich empor gehoben aus einer derartigen Misere, dass Du so sehr an ihm hängst? Hat er dich soo glücklich gemacht, dass Du ihn so sehr willst? Wie war Dein Leben? Du bist doch sicher auch ohen ihn wunderbar klargekommen, oder? Oft kämpft man nur um das kleinen Fünkchen Liebe, genau dann wenn man es nicht bekomt. Dann fehlt es einem am meisten. Aber man muß nicht um Liebe kämpfen oder betteln.
    meine zweite weisheit:
    Wenn Du gehst verliert er Dich , eine tolle wertvolle Person, die alles für ihn getan hätte. ER wird der Verlierer sein.

    Und nun zu Deiner Eifersucht. Dahinter stecken meist natürlich große Verlustängste und ein mangelndes Selbstwertgefühl. Beides brauchst Du nicht zu haben. Den Verlust wird doch ER haben. Er behandelt Dich mies und Du schauat noch zu ihm hinauf wie zu einer Trophäe? Wir alle hier kennen diesen Menschen nicht - aber DU hast ihn uns beschrieben!!!

    Stell Dir vor, er hat nun eine andere. Oder auch mehrere. Und Du interessierst ihn nicht mehr sonderlich. Auch darn würdest Du nichts ändern können. Es wären seine Gefühle. Sein Leben. Jederzeit könnte das gleiche passieren mit Dir, dass Du Dich in einen anderen verliebst.
    Wenn Du ihn nun fragst würde er Dir eh erstmal nicht die Wahrheit sagen, um Dich nicht zu verletzen. Wenn da nichts ist wird er auch nichts anderes sagen können. aber mit dem Unterschied, dass Du ihm dann mit Deinen Unterstellungen nerven würdest. Sone Fragerei bedeutet ja auch, dass man kein Vertrauen hat. Was bei Euch ja aber eh wohl nicht mehr da zu sein scheint. Nachfragen oder eine Szene machen bringt Dir absolut nichts. Ganz im Gegenteil. Da gibt es noch ganz andere Möglichkeiten so etwas heraus zu finden. Ausserdem verlierst Du mehr und mehr das Gesicht vor ihm.
    Und er kann das erst recht gegen Dich ausnutzen.
    Denn wir haben ja schon erfahren, dass Alkoholiker gerne die Knöpfe der Partner drücken, damit sie ihn schön gefügig halten und damit ihre sucht gut 'bedient' wird. Diesen Gefallen solltest Du ihm nicht tun. Tu doch mal genau das gegenteil. Frag ihn , wenn er kommt. Hey, hast Du ein schönes Wochenende gehabt? Erzähl mal. Wenn er tatsächlich mit einer anderen Frau war, dann wird er ganz schön irritiert sein und vielleicht ein schlechtes Gewissen haben, weil Du ja so nett zu ihm bist. Früher oder später wird er eine Affaire nicht vertuschen können und wollen.
    Irgendwann wird er die das beichten müssen, denn auch die andere würde ihre Ansprüche haben und er kann sich schlecht zwei teilen. Versetz dich mal in die Lage einer anderen. Die wird irgendwann mal wissen wollen wo und wie er wohnt usw.
    Vielleicht sucht er auch nur Anerkennung durch andere Frauen, weil er sich selbst nicht ausstehen kann. Und Dir kann er ja nichts mehr vormachen, andere haben ihn ja noch nicht durchschaut. Aber auch sowas hält ja nicht lange , andre Frauen sind auch nicht doof und lassen sich vera******.
    Ich rate Dir mal jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren und Geduld zu üben und schlau zu sein statt zu explodieren.
    schraube mal vielleicht auch den Gedanken zurück, dass Du irgendwelche Gewohnheitsrechte oder Besitzansprüche an ihn hast, weil er ja eine Beziehung mit Dir eingegangen ist.
    weder in der ehe noch in der Partnerschaft gilt das. Jede dritte Ehe wird geschieden, auch ohne Alkoholprobleme.
    Und niemand ist dazu geboren, um einen anderen Menschen glücklich zu machen, also auch nicht Dich. auch Du mußt Dir Dein Glück selber schaffen, bist selbst dafür verantwortlich.
    Kopf hoch. Du bist etwas besonderes! :)

  • Liebes Frolein,
    ich denke, dass dein Xy keine andre hat. Du schreibst, dass er trinkt, kifft und auch noch spielt. Da geht doch jede Menge Geld bei drauf und auch Zeit und Nerven. Sucht bedeutet doch auch, dass alles sich nur noch in erster Linie um das Suchtmittel dreht. Fängst schon bei Rauchern an, die sich morgens ertsmal die erste Zigarette anzünden. Als Kiffer ist er sich er auch Raucher. Erfahrungsgemäß hängen solche Leute das ganze Wochendende mit Gleichgesinnten in irgendwelchen Spielhallen herum und machen irgendwelche Sachen, um sich auch wieder Geld zu besorgen. Dagegen ist Alkohol allein ja schon billig. Und selbst Nur-Alkoholiker verschulden sich doch mit der Zeit, versaufen Hab und Gut.
    Leider ist es nun aber auch oft bei Alkoholikern so, wie auch bei meinem Xy, dass sie sich mit besoffenem Kopf einfach mal eine Frau aufreissen. Mein Mann hat das des öfteren gemacht und sich dann angeblich an nichts mehr erinenrt. Die Frauen hat er dann sogar abwimmeln müssen. Er wollte ja auch im Grunde nichts von denen , die hatten ihr Werk ja schon getan und mehr wollte er nicht. Er hat die im Grunde nur benutzt. Aber mich hat es dennoch immer wieder verletzt. In einem anderen Thread hatte ich schonmal beschrieben, wie mein eigener Mann bei einem gemeinsamen Tanzabend eine andere angegraben hat udn ich stand noch daneben und durfte zugucken. Überleg mal, was da der Alkohol mit einem Menschen macht. In dem Moment ist es wirklich ein vollkommen fremder. Meinem XY hat man oft nicht angemerkt, ob er betrunken ist oder nicht. Zu Anfang, als ich sein Alkoholproblem noch nicht kannte dachte ich , dass er eine Persönlichkeitsspaltung hat. Er switchte von einem moment zum anderen. Bis heute komt es mir noch so vor. aber könnte ja auch sein, dass meiner beides hat, oder eines bedingt durch das andere.
    Wie aber schon geschrieben wurde:
    Bleib stark, lass Dich davon nicht fertig machen, Du kannst nichts tun ausser für Dich selbst zu sorgen.
    Noch eins: Schütze Dich vor allem auch vor finaziellen verlusten. Wenn Dein Freund ausziehen müßte wird ihm das sicher auch nicht passen, weil er dann ja seine Miete alleine zahlen müßte und kann schon sein, dass er sich vehement dagegen zu wehren versucht. also, pass gut auf Dich auf und fang die Sache gut überlegt an. Teile Dich hier mit, wir sind ja alle für Dich da und können 'mitdenken'. Und wie schon gesagt: Mach ihm keine Szenen. Beherrsche Dich, schütze Dich vor ihm.

  • Oh man, ich bin überwältigt von so viel Zuspruch, weine gerade R** und Wasser deswegen.
    Nys, Zimttee, Frozen und Paddy, vielen lieben Dank fürs Augen immer weiter öffnen. Ihr zeigt mir Sichtweisen, von denen ich diese "Beziehung" noch nie gesehen habe, bzw. IHN. Er ist kein guter Mann für mich, dessen bin ich mir mittlerweile auch bewusst. Sein Verhalten zeugt schon lange keinen Respekt und Achtung vor mir. Bin da durch mein eigenes Verhalten natürlich nicht Schuldlos. Hab ihn und mich selber in eine Ecke gedrängt durch mein ständiges Kontrollieren, Eifersucht und Klammern. Will ihn nicht in Schutz nehmen, aber welcher Mensch hält das länger aus?! Ich möchte so nicht weiter machen und seine Abhängigkeit auch nicht mehr unterstützen, genau so wenig wie meine eigene.

    Er ist nun seit Donnerstag letzter Woche weg. Jeden Tag gibt es einmal einen Report von ihm (eine Pseudonachricht), nichts was mit Gefühlen oder der Gleichen zu tun hätte, alles sehr oberflächlich und weit weit weg. Ich bin HEUTE froh darüber, dass es so ist. So konnte ich mein Arbeiten an mir in die Wege leiten und mit etwas Abstand die ganze Lage betrachten. Es ist schlicht und einfach ausweglos. Ich möchte das nicht mehr, will mich und auch ihn nicht weiter verletzen. Er kann nicht damit aufhören, aber ich muss es tun.
    Bin etwas stolz auf mich :) Heute kam eine SMS, er möchte den morgigen Tag auch noch weg bleiben um mit seinem Freund eine sinnvolle Unternehmung zu starten. Meine Reaktion darauf war schlicht und einfach: Das ist deine Entscheidung, viel Spaß dabei! Es kam noch was zurück, von wegen ich würde das ja sicherlich verstehen. :) Ich meinte nur dazu. Ich muss nichts verstehen, mach es unabhängig von mir.. also, viel Spaß bei allem :) So sehr bei mir und überlegt habe ich noch nie bei ihm reagiert. Vielleicht kommt er ins Grübeln, vielleicht auch nicht. Ganz egal was er tut, mit wem er es tut ;) und ob er säuft.. es hat mir egal zu sein.. und das fühlt sich gerade sowas von befreiend für mich an. :) Ich arbeite an meinem inneren Kind, es sagt mir mittlerweile auch schon ein bisschen, was uns beiden gut tut und wie ich es vernachlässigte, was ein guter Weg wäre damit es uns besser geht. Ich finds toll :)
    Heute war ich mit meinem pflegebedürftigen Vater seit langer Zeit mal wieder spazieren, einfach weil ich mir ein wenig Bewegung verschaffen wollte und ihm im Rollstuhl ja mitnehmen kann. Es war herrlich und Kraft gebend, die Sonne strahlte auf uns herunter und ich habe mich nicht vor ihr versteckt. Jetzt gerade geht's mir gut.. meine Zeit des Zweifelns und Überlegens kommt normalerweise immer gegen Abend. Ich hoffe, ich kann mich mit einem guten Gefühl über sie hinwegsetzen.

    Nys, du meintest, ich solle mal in die Rolle des beschützenden (Traum)-Mannes gehen. Das machte ich und es tat sowas von gut! Ich weiß jetzt, worauf du gebaut hast und ich nehme es mir zu Herzen. Werde daran denken, wenn ich es benötige. Der schützende Mann ist eigentlich mit dem inneren Kind gleich zu setzen :)

    Zimttee, freu dich darauf! Es wird dir bestimmt gefallen und es liest sich herrlich, bin nach fast zwei Tagen schon durch und schon alleine das darin lesen hilft beim Abschalten und regt zur Umsetzung an.
    Habe jetzt auch rausgefunden, dass ich riskant hoch zur Suchtrisikogruppe gehöre. Einige Süchte haben sich schon fast mein ganzes Leben lang aufgeschaukelt. Dazu zähle ich meine Sucht mich mit Essen vollzustopfen, damit ich mich fühle, meine Nikotinsucht, meine Co-Abhängigkeit und meine Kontrollsucht, die ich unbedingt unabhängig von der Co-Abhängigkeit sehen möchte. Die andere Sucht möchte ich nicht unbedingt im offenen Bereich nennen. Die aber macht mir nicht so sehr zu schaffen.

    Frozen Tears, ganz genau das halte ich mir jetzt vor Augen, ich kann eh nichts dagegen tun. Meine Beherrschung möchte ich nicht mehr vor ihm verlieren, schon aus dem Grund, weil er mir dann erst recht nicht mehr mit Respekt entgegen kommt. Ich möchte ja auch gar keine Schlammschlacht, wäge nur Eventualitäten ab und spiele sie im Geiste, oder mit euch hier durch. Wie es im Endeffekt ablaufen wird, sehe ich, wenns vorbei ist. Ich weiß, ich werde mich schützen in dem ich ruhig bleibe. Weh tun kann er mir nicht mehr (wenn ich in meinem Gefühl und bei meiner Absicht bleibe :!: ).

    Mein Leben vor ihm war eigentlich gar nicht so schlecht. Ich hatte einen Vater der trank, was für mich nicht schlimm war. Ansonsten nie mit Menschen, die dem Alkohol angetan sind, Kontakt. Meine Beziehungen wurden ausschließlich von den Partnern beendet, das sitzt sehr tief und wird mit meiner Therapeutin aufgearbeitet. Ich möchte nicht so viel aus meiner Vergangenheit im offenen Bereich schreiben, aber ich bin nicht so wie ich bin, einfach weils mir Spaß macht.

    Ich danke euch von ganzem Herzen und hoffe auf weitere Kommunikation mit euch, ihr hilft mir wahnsinnig und ich schätze an jedem von euch, die Offenheit und Klarheit, die mir entgegen gebracht wird. Habt noch etwas Geduld mit mir und seid nicht enttäuscht, wenn ich nicht gleich alles umsetzen kann. Trotzdem halte ich euch auf dem Laufenden und teile mich hier mit. Ihr werdet mir den Kopf schon waschen :)

    Nun habe ich also noch Zeit bis Mittwoch Nacht, vielleicht auch länger um mich erst mal um mich zu kümmern und neue Wege in und mit mir zu beschreiten. Irgendwie freue ich mich darauf :)
    Bin froh hier sein zu können,

    Nicole

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