• Hallo,

    ich hoffe es ist in Ordnung,dass ich nun mal bei euch schreibe.Ich komme eigentlich von der Anderen Seite (Co-Seite).Meine Geschichte kann wer will,bei den Co's nachlesen.Zu allererst ziehe ich meinen Hut vor euch und habe sehr viel Respekt gegenüber denen,die den Weg in die Trockenheit geschafft haben und noch dabei sind.

    Ich bin seit fast 6 Monaten endgültig nach 8 jähriger beziehung von meinem Partner getrennt, der wohl alkoholabhängig und dazu noch polytox ist. Viele unschöne Dinge sind passiert und ich habe lange an dieser Partnerschaft festgehalten,weil ich natürlich irgendwann auch Co-abhängig wurde. Durch das Forum hier,Termine bei der Caritas,Selbsthilfegruppe etc habe ich es geschafft mich zu lösen,was unwahrscheinlich schwer fiel.Aber ich bin auf dem besten Weg und heute geht es mir schon bedeutend besser als damals.

    Mich interessiert aber auch einmal die andere Seite,die des Alkoholikers.
    Auf manche Dinge kann ich mir immer noch keinen Reim machen.Obwohl ich XY erklärt habe,dass er etwas tun muss gegen seine Sucht und diese Trennung nicht passiert aufgrund fehlender Liebe, hat er sich nach ner Zeit entschieden,nichts mehr für mich zu empfinden und die Beziehung ganz aufzugeben.Auch die 8 Jahre gemeinsame Zeit scheinen für ihn von einem auf den anderen Tag erledigt zu sein und ich hätte ihn nicht verdient.

    Ich hab diesen Menschen trotz seiner Suchtproblematik und meiner Co-Abhängigkeit wirklich geliebt und habe und hätte ihn bei allem unterstützt,wenn er sich für den Weg der Gesundung entschieden hätte.Ich war immer da und hab ihn nie im Stich gelassen.Normalerweise sollte man doch froh sein,wenn man einen Partner hat,der einem Halt gibt,oder?
    Nun geht jeder von uns seinen eigenen Weg auf unterschiedliche Weise.

    Ich vermute mal aus seiner Sicht bin ich ihm wohl mit der Zeit zu anstrengend oder unbequem geworden,kann das sein?
    Wie war das bei euch?Habt ihr z.B nur gelogen,wenns um euer Trinkverhalten ging oder auch in anderen Bereichen?In wieweit konnte man sich auf euch verlassen?Wie intensiv konntet ihr noch fühlen,begreifen etc?Konntet ihr Dinge verarbeiten oder geht sowas wirklich erst wenn man den Weg in die Trockenheit geht?
    Ist das Bewusstsein und die Realität auch getrübt,wenn man dann mal vermeintlich "nüchtern" ist?

    Es tut mir leid,dass ich so viele Fragen an euch habe und ich hoffe das ist ok. Ist halt einfach nur so,dass ich mich frage,ob XY so wirklich geliebt hat oder überhaupt dazu in der Lage ist und es wirklich so ist,dass meistens die Leute am meisten verletzt werden oder wurden,die dem Süchtigen am Nächsten sind (hab ich mal so gehört)

    Daher würde es mich wirklich interessieren,wie das so in eurem Leben war.

    LG Cocomel

  • Hallo Cocomel,

    Zitat

    Ich vermute mal aus seiner Sicht bin ich ihm wohl mit der Zeit zu anstrengend oder unbequem geworden,kann das sein?

    Das kann sein, vor allem wenn XY gar nicht mit dem Trinken aufhören will. Jede Bemerkung meines Mannes bezüglich meiner Trinkmenge hat mich in die Offensive gehen lassen. Obwohl dies eher selten vorkam, was mir sehr recht war.

    Zitat

    Wie intensiv konntet ihr noch fühlen,begreifen etc?Konntet ihr Dinge verarbeiten oder geht sowas wirklich erst wenn man den Weg in die Trockenheit geht?
    Ist das Bewusstsein und die Realität auch getrübt,wenn man dann mal vermeintlich "nüchtern" ist?

    Ich konnte in meiner nassen Zeit nichts verarbeiten. Die Realität war getrübt, denn so richtig nüchtern war ich wohl eher selten.

    Zitat

    Normalerweise sollte man doch froh sein,wenn man einen Partner hat,der einem Halt gibt,oder?

    Heute bin ich darüber wirklich sehr froh! Zu nassen Zeiten war ich immer leicht gestresst und hatte gerne meine Ruhe. Ich war sicherlich nicht mehr die, die ich mal war, oder heute wieder bin. Ich kann ganz anders auf meinen Mann eingehen, früher war mein Hirn oft zu benebelt. Wie sollte ich da einen klaren Gedanken fassen, oder Muße für Beziehungsprobleme haben, ging nicht.

    Jeder Mensch tickt natürlich ganz anders.

    LG Pink-Lady

  • Cooler Thread um mal wieder zurückzublicken. Na dann auf geht's. Halten Sie sich fest, wir reisen ein paar Jahre zurück mitten hinein in die finstersten Geheimnisse meines Innersten. Ich hoffe sie haben einen starken Magen!

    Zitat

    hat er sich nach ner Zeit entschieden,nichts mehr für mich zu empfinden und die Beziehung ganz aufzugeben.Auch die 8 Jahre gemeinsame Zeit scheinen für ihn von einem auf den anderen Tag erledigt zu sein und ich hätte ihn nicht verdient.

    Gefühle abschalten? Kinderkram. Mach ich in Sekunden. Ich hab Sachen im Griff, da träumt ihr da draussen davon. Schmerz? Liebe? Alles Blödsinn. Brauch ich nicht, will ich nicht, mach ich weg. Ich hab alles im Griff!

    Zitat

    Normalerweise sollte man doch froh sein,wenn man einen Partner hat,der einem Halt gibt,oder?

    Partner? Wasdasdenn? Wovon redet die da wieder? Die olle Zicke die mir auf den Geist geht und mich von meinem Hobby abhalten will und nichts versteht? Mein Partner ist die Flasche. Die gibt Halt. Nur die. Auf die ist Verlass. Alle Anderen wollen mir nur alles kaputt machen was ich mir so mühevoll aufbaue.

    Zitat

    Ist das Bewusstsein und die Realität auch getrübt,wenn man dann mal vermeintlich "nüchtern" ist?

    Was für eine Bewusstseinstrübung? Wovon redet die jetzt schon wieder? ICH seh doch klar. Ausser mir kapiert doch eigentlich keiner was. Ich bin der einzige der überhaupt noch was im Griff hat. Woher soll ICH denn eine Bewusstseinstrübung haben? Weil ich mal was trinke oder wie?
    Nüchtern sein? Ach das. Das ist die super anstrengende Zeit. Da hab ich keine Zeit zum Nachdenken. Da bin ich gestresst. Und was interessiert mich heute, was ich gestern gefaselt habe als ich nüchtern war? Mann, das hab ich doch nur gesagt, damit ich meine Ruhe hab.

    Zitat

    Wie war das bei euch?Habt ihr z.B nur gelogen,wenns um euer Trinkverhalten ging oder auch in anderen Bereichen?

    Lügen? Was denn für Lügen? Ich lebe nur in meiner Welt. Und die funktioniert nach meinen Regeln. Das sind keine Lügen. Ich überleb hier nur. Irgendwie. Und wer mich nicht versteht, versteht sowieso nichts. Die da draussen verstehn doch alle nichts. Als würde ich lügen. Diese Unterstellungen kotzen mich an. Ich lüge nicht - ihr vertseht nur nicht. Dafür kann ich nichts!

    Zitat

    Wie intensiv konntet ihr noch fühlen,begreifen etc?

    Oh, fühlen geht super intensiv. Wenn ich will. Nur manchmal kommt der Scheiss hoch den ich nicht will. Wenn's so weh tut. Aber das kann ich ja dann wieder abschalten. Begreifen? Wieso ich? Ich brauch nichts begreifen. Ich bin doch der einzige der längst begriffen hat wie alles funktioniert. Ihr da draussen begreift doch nichts.

    Zitat

    Konntet ihr Dinge verarbeiten oder geht sowas wirklich erst wenn man den Weg in die Trockenheit geht?

    Verarbeiten? Brauch ich nicht. Ist viel zu anstrengend. Ich hab 'ne Lösung dafür. Was macht ihr's euch eigentlich alle so schwer da draussen mit eurem lästigen Psychokram? Leute, ihr versteht doch nix vom Leben.

    Iregndwie weiß ich, ich hab nichts mehr im Griff. Aber ich will das nicht fühlen, das tut zu weh. Hier drin hab ich ein bisschen Kontrolle. Da draussen hab ich gar nichts. Und der, der mir die Tür aufmachen will ist sowieso nur ein böser Feind der mir hier drin das bisschen Kontrolle was ich noch habe, auch noch wegnehmen will. Von wegen Hilfe. Mir will keiner helfen. Kann auch keiner. Wozu auch? Ach, was red ich da schon wieder für Bullshit. Ich hab doch alles im Griff! Nur die Anderen die verstehen nicht.


    So, schalten wir die Lampen wieder ein und kommen zurück in's Heute mit einem Kommentar Jahre später.

    Ist ziemlich Scheisse da drin. Es funktioniert nichts. Gar nichts. Gesunder Menschenverstand ist nicht. Denken? Ist nicht. Fühlen? Ist nicht! Mal ein paar helle Momente, ja, aber das sind Momente. Nachher schon wieder weg.
    Das Problem ist nur - die Tür ist zu. Eigentlich ist da schon keine Tür mehr. Ist sehr eng da drin. Wohl fühlen ist nicht. Das bisschen Kontakt mit der Welt da draussen ist viel Show, mehr kontrolliert und einstudiert als irgendwie authentisch. Da drin ist's dunkel.

    Nüchternheit reicht manchmal für einen lichten Moment, aber bis es wirklich wieder heller in der Birne wird, brauchts schon ein paar Monate Nüchternheit. Oder'n Jahr. Oder zwei.

    Denn es sind nicht nur die Giftstoffe die das bewirken. Es ist auch der Rückzug aus dem Leben, die Flucht vor sich selbst, die Flucht vor allem.

    Und Niemand von da draussen erreicht Dich. Niemand! Das ist ja auch Sinn der Sache.


    Ich hoffe unser kleiner Ausflug hat Ihnen gefallen und wenn ich dem geneigten Leser einen kleine Wegzehrung mit auf den Reise geben darf:

    BLEIBEN SIE DORT WEG! GEHEN SIE NIE DORT HIN!

  • Zitat von Kaleu


    Lügen? Was denn für Lügen? Ich lebe nur in meiner Welt. Und die funktioniert nach meinen Regeln. Das sind keine Lügen. Ich überleb hier nur. Irgendwie. Und wer mich nicht versteht, versteht sowieso nichts. Die da draussen verstehn doch alle nichts. Als würde ich lügen. Diese Unterstellungen ko... mich an. Ich lüge nicht - ihr versteht nur nicht. Dafür kann ich nichts!

    Genau daran hätte ich mir als CO fast das Hirn zerkrümelt.

    Danke für diesen Beitrag, Kaleu!

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Dein Beitrag wird wohl endlich mal was wegschaffen hier, Kaleu, nur warst Du anscheinend nicht besonders gründlich als Herrscher über Deine eigene Welt, denn sonst wäre es nicht nötig gewesen, auf Lügen zurückzugreifen.

    „Habt ihr z.B nur gelogen,wenns um euer Trinkverhalten ging oder auch in anderen Bereichen?“
    Ich würde gern höflich bleiben und sagen, dass mich eine solche Frage verletzt, aber in Wirklichkeit macht sie mich stinksauer. Ich würde niemals auf die Idee kommen, sämtliche Co.´s zu befragen, ob sie generell alle nicht genügend Rückgrat hatten, um auf eigenen Beinen zu stehen oder ob sie einfach nur immer zu feige waren im Zusammenhang mit dem versoffenen Partner im Gepäck.

    Wie soll ich von der Welt Akzeptanz erwarten können, wenn wir selbst in einem Forum für Alkoholabhängige als eine Horde von verlogenen und rücksichtslosen Gestalten gehandelt werden. Ich denke, wenige haben das Trinken angefangen, um Anderen das Leben zur Hölle zu machen. Die Frage zeigt mir aber, wo wir immer noch stehen und ich werde in Zukunft wieder sparsamer umgehen mit meiner Offenheit in der realen Welt.

    Dein Kommentar gefällt mir sehr, Kaleu, aber er gehört nur zu Dir. Ich habe geliebt, gefühlt, umsorgt und für mich waren Lügen nicht notwendig. Als nasse Alkoholikerin ist allerdings auch das ein Programm, was auf Dauer einfach nicht zu schaffen ist.

    Das Bedürfnis, Antworten auf Deine Fragen zu erhalten, Cocomel, kann ich trotz allem nachvollziehen. Es gibt aber tatsächlich nur einen Menschen, der sie dir wirklich beantworten könnte.

  • Zitat von Katharsis

    Ich würde niemals auf die Idee kommen, sämtliche Co.´s zu befragen, ob sie generell alle nicht genügend Rückgrat hatten, um auf eigenen Beinen zu stehen oder ob sie einfach nur immer zu feige waren im Zusammenhang mit dem versoffenen Partner im Gepäck.

    Warum solltest du diese Frage nicht stellen, wenn sie dich beschäftigt? Du wirst auch darauf sicherlich viele verschiedene Antworten von vielen verschiedenen Menschen bekommen. Und die einen werden dies aus deiner Antwort mitnehmen, die anderen das.

    So etwas aus Gründen der "Rücksicht" nicht zu fragen, grenzt ja schon an Selbstzensur. Für mich macht bei solchen Fragen der Ton die Musik.

    Etwas zwar zu denken (COs haben kein Rückgrat) aber es nicht auszusprechen, hat für mich auch eigentlich nichts mit Rücksicht zu tun.

    Ich finde es eher gut, wenn Wahrnehmungen thematisiert werden, denn um nicht mehr und um nicht weniger handelt es sich: um Wahrnehmungen.

    Es ist doch niemand verpflichtet zu antworten, oder habe ich da etwas missverstanden?

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo cocomel!

    Hat er dir auch gesagt, dass du was tun musst, gegen deine Sucht oder war die " Vereinbarung" dahingehend, dass alles wieder gut ist, sobald er nichts mehr trinkt?

    Ich kenne zwei Cos sehr gut. Beide benehmen sich daheim auch schon mal wie die Berserker, die dem unmündigen Trinker sehr oft erklären müssen, was er für ein schlechter Mensch ist und wenn sie damit fertig sind, gehen sie wohin und lassen sich trösten weil sie so unter ihrem trinkenden Partner leiden.
    Die beiden lügen auch nicht weniger als der trinkende Teil.

    Das glaub ich ohnehin. Denn wer bleibt denn schon bei einem Alkoholiker, sobald er ehrlich zu sich selbst ist?
    Außer dann, wenn er was dafür bekommt versteht sich. Sowas wie Geld, Anerkennung fürs ertragene Leid, Mitgefühl, Redenszeit....das Gefühl der die Gute zu sein...irgendwas halt, was gebraucht wird.
    Auch das fällt bei mir unter lügen.


    LG

  • Hallo cocomel,

    du fragst: " Ist halt einfach nur so,dass ich mich
    frage,ob XY so wirklich geliebt hat oder überhaupt dazu in
    der Lage ist "

    Alkoholiker können nicht lieben. So einfach, so bitter ist das. (Ich dachte ja auch immer ich sei der größte Liebende dens gibt... war die größte Selbstlüge aller Zeiten...)

    Bau dir was für dich auf... für DICH... und irgendwann kommt wieder Land in Sicht. Versprochen!

    LG und ganz viel Kraft für deinen Weg, Frank

  • Zitat von schnuffig

    Denn wer bleibt denn schon bei einem Alkoholiker, sobald er ehrlich zu sich selbst ist?
    Außer dann, wenn er was dafür bekommt versteht sich. Sowas wie Geld, Anerkennung fürs ertragene Leid, Mitgefühl, Redenszeit....das Gefühl der die Gute zu sein...irgendwas halt, was gebraucht wird.
    Auch das fällt bei mir unter lügen.


    ich würde diese Liste gerne um einen oder zwei Punkte aus meiner Erfahrung ergänzen.
    Ich bin viel zu lange geblieben, weil ich meinen Prinzipien und meinem Selbstbild treu bleiben wollte: jemandem, der offensichtlich krank ist, (grenzenloses) Verständnis entgegenbringen; jemanden, der meine Hilfe braucht (und das wurde mir deutlichst mitgeteilt!) nicht im Stich lassen ... usw.
    Heute leiste ich nur noch Hilfe, wenn ich konkret um etwas gebeten werde; ein pauschales "Hilf mir" oder "Ich brauche dich" verfehlt seine Wirkung heute bei mir, ohne dass ich mich dafür selbst verachten muss.

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo cocomel,

    Im Grunde könnte ich zu Deinen Fragen eigentlich schreiben, "siehe Kaleu". Denn ich erkenne mich da sehr drin wieder, beinah 1:1.
    Ich antworte aber trotzdem mal mit eigenen Worten :wink:

    Zitat

    Ich vermute mal aus seiner Sicht bin ich ihm wohl mit der Zeit zu anstrengend oder unbequem geworden,kann das sein?

    Ja, das ist wahrscheinlich so.
    Wenn mich jemand während meiner akuten Saufzeit mit Vollaberei bezüglich meiner Sauferei nervte, sah ich zu, das ich denjenigen wieder los wurde. So beendete ich auch Beziehungen, wenn mir der Partner lästig wurde.
    Und es berührte mich auch nicht besonders.

    Später, bei meinem jetzigen Mann, konnte ich anfangs irgendwie weniger saufen, ich hab mich da zusammen gerissen. Ging aber nicht sehr lange gut, vielleicht 1 Jahr oder so. Danach habe ich mich auch in dieser Beziehung sehr oft wie die Axt im Wald aufgeführt.

    Zitat

    Ich hab diesen Menschen trotz seiner Suchtproblematik und meiner Co-Abhängigkeit wirklich geliebt und habe und hätte ihn bei allem unterstützt,wenn er sich für den Weg der Gesundung entschieden hätte.Ich war immer da und hab ihn nie im Stich gelassen.Normalerweise sollte man doch froh sein,wenn man einen Partner hat,der einem Halt gibt,oder?

    Ein nasser Trinker ist aber in keinem "normalen Zustand", cocomel :wink: sondern davon meilenweit entfernt.
    Mich hätte das nur endlos genervt, wenn Du mir das gesagt hättest. Und es wäre auch nicht wichtig für mich gewesen.
    Als ich trocken wurde, war ich sehr froh, familiäre Unterstützung zu haben. Aber meinen Weg mußte ich trotzdem im Endeffekt allein gehen. Ich hätte dabei niemanden ertragen können der "immer da wäre", ich brauchte da vor allem Ruhe für mich selbst.
    Ein CO-Abhängiger, der da immer noch sein Helfersyndrom ausleben will, für den ist ein trocken werdender Alkoholiker nix. 8)

    Ich für meinen Teil wollte jedenfalls vor allem wieder selbstständig werden. Mein Mann hat sich allerdings nie CO verhalten, von daher hatte er kein Problem mit meiner neu erlangten Selbstständigkeit, er half mir immer dabei, das wieder zu werden: Selbstständig und unabhängig.

    Außerdem sehe ich es so, das man auch ohne Partner sich selbst genug "Halt" sein sollte. Es ist aber trotzdem schön, wenn einem auch mal jemand anderes in schweren Situationen Halt geben kann. :wink:

    Zitat

    Wie war das bei euch?Habt ihr z.B nur gelogen,wenns um euer Trinkverhalten ging oder auch in anderen Bereichen?

    Hm, die Sauferei hat im Grunde immer mehr Auswirkungen auf andere Bereiche. So gesehen habe ich natürlich auch in anderen Bereichen gelogen, wenn diese anderen Bereiche auch von meiner Alkoholsucht betroffen waren. Fürs Trinkverhalten selbst hab ich ohne Ende gelogen und heimlich gesoffen. Da kannte mit Sicherheit niemand das wahre Ausmaß....

    Zitat

    In wieweit konnte man sich auf euch verlassen?

    Privat gar nicht mehr in nassen Zeiten. Selbst meine Laune konnte innerhalb weniger Minuten derart kippen, das ich Dir den restlichen Tag zur Hölle gemacht hätte. Es war mir auch unwichtig.
    Einzig im Beruf hab ich noch recht lange funktoniert. Aber wirklich zuverlässig war ich da auch immer weniger.

    Zitat

    Wie intensiv konntet ihr noch fühlen,begreifen etc?

    Schwer zu beantworten. Ich wollte gar nix mehr fühlen. Die einzige Ausnahme bildete hier meine Tochter. Sie liebte ich immer von ganzen Herzen, da konnte auch der Alk nix zerstören. Ansonsten...neee, da fühlte ich eher nicht viel und wenn es was unangenehmes war, hab ich es halt weggesoffen.

    Zitat

    Begreifen

    ... siehe Kaleu, besser kann ich es nicht beschreiben, genau so dachte ich auch.

    Zitat

    Konntet ihr Dinge verarbeiten oder geht sowas wirklich erst wenn man den Weg in die Trockenheit geht?


    Auch hier wäre meine Antwort original so wie die von Kaleu... besonders das mit dem "Psychokram". :lol:

    Ich weiss, der lach-smilie ist nicht wirklich angebracht, aber ich hab nen ziemlich schwarzen Humor. Sorry. :oops::P:lol:

    LG Sunshine

  • Hallo Kaleu

    Danke für deine Offenheit nun bekomme ich eine Ahnung davon wohin mein xy jetzt nach 6 Monaten Abstinenz(Entzug /Tagesklinik) gerade zurückgegangen ist.
    Deine ,,Klarheit,, in den Worten gibt mir die Stärke auf meiner Seite zu bleiben,vielen Dank dafür.
    LG R...

  • Hallo an alle,

    vielen Dank für eure Antworten.
    Kaleu : es ist zwar ein ernstes Thema, wie du es beschrieben hast,da musste ich auch schmunzeln;-)

    Ich möchte nicht,dass sich jemand auf die Füsse getreten fühlt,weil ich dieses Thema mt der Lüerei angesprochen habe und alle Alkoholiker als notorische Lügner abstempeln. Bei XY ist die Lügerei ein grosses Thema,welches sich auch auf sämtliche Bereiche erstreckt.Selbstverständlich heisst das nicht,dass es bei allen so ist.

    Ich kann die Aussage von Inbetween nur bestätigen,dass ich zu lange in dieser Beziehung verweilt hab,um meinen Prinzipien und meinem Selbstbild treu zu bleiben,jemandem,der offensichtlich krank ist helfen zu wollen,was ja intuitiv erst einmal vollkommen berechtigt ist. Nur dass das gerade in so einem Fall nicht fruchtet,wurde mir irgendwann bewusst.
    Auch die Hoffnung,die er mir und anderen machte,liess mich weiter daran glauben,dass er etwas tun möchte.Denn einsichtig war er zu mancher Zeit.Es waren jedoch alles immer nur Worte,es folgten keine Taten.

    Als Co habe ich ihm keinen Alkohol besorgt, ich habe ihn nicht entschuldigt oder in Schutz genommen,wenn seine Trinkerei mal eskaliert ist oder beschönigt. Oft hab ich mich zurückgezogen und gedacht,soll ers selbst ausbügeln.Oft haben seine Familie und ich schon im Vorfeld gesagt,dass wir nicht zu einer Feier,Veranstaltung oder was auch immer gehen,wenn er trinkt. Ich habe nicht nach Alkoholverstecken gesucht oder die Anzahl der Getränke gezählt,noch haben wir ihn irgendwann gedrängt was dagegen zu tun.Er wusste,dass ich sein Trinkverhalten nicht als normal empfand,also hat er sehr schnell irgendwann ausserhalb und nicht zu Hause getrunken,so dass ich die eigentliche Menge und Regelmässigkeit nicht mitbekam.Es sei denn es war zu viel und/oder es waren andere Substanzen im Spiel.Dann konnte er es nicht verbergen,wenn er nach Hause kam,weil er ab nem gewissen Level aggressiv und provokativ wurde,er liess mich dann nicht in Ruhe.Selbst wenn ich mich dann ins Schlafzimmer verzog,damit es nicht eskaliert,folgte er mir dorthin und machte weiter.

    @schnuffig:Nein, er sagte mir nicht ich solle was gegen meine Sucht tun.
    Wir waren letztes Jahr bereits 2X kurzzeitig getrennt.Grund war erneutes fahren ohne Führerschein unter Alkoholeinfluss.Wir waren gerade erst 2 Wochen in ner neuen Wohnung und die Anbindungen für öffentliche Verkehrsmittel waren mehr als schlecht.

    XY kennt keine Grenzen und ich hab zwar immer Konsequenzen angedroht,aber nie zu 100% umgesetzt.Selbst nach dieser Aktion ist er wieder einige Male Auto gefahren und hatte intus.Mein Auto wollte er auch,um Dinge zu erledigen.Ich habs ihm nicht gegeben,dafür seine Mutter oder Schwester,die ja alle irgendwo ne gewisse Co-Abhängigkeit haben.

    Ich hab ihm von mir aus letztes Jahr um diese Zeit gesagt,dass ich zu nem Therapeuten gehe.Er fand das sogar gut.Der Grund war einfach,dass ich zu sehr an meinen Wahrnehmungen gelitten hab,mein Selbstwert war im Keller durch die vielen unnötigen Beleidigungen,Demütigungen,leere Versprechnungen.Ich war ja diejenige,die übertreibt.Mein Therapeut schlug sogar vor,dass er auch gern mal kommen könne.Als ich ihm das sagte meinte er,klar warum denn nicht?Einige Tage später revidierte er es und meinte,dass er nicht zum Therapeut geht und schon gar nicht Paartherapie.Ich sagte ihm,dass es nicht um Paartherapie geht,sondern dass es nur für ihn wär,wenn er wolle. Er wollte nicht.

    Nach und nach gingen mir immer mehr die Augen auf,was da so alles schief läuft. Ende letztes Jahres wollte er mal wiederne Therapie beginnen,hat sich dann aber kurzfristig umentschieden arbeiten zu gehen,weil er meinte,dann würde er wieder klarer im Kopf.

    Er zog im Januar diesen Jahres wieder bei mir ein und ich sagte nur,dass das mit der Trinkerei klappen muss,keine Eskapaden zu Hause etc. und wenn das nicht funktioniert wir uns trennen müssen.
    Er war ganz glücklich und meinte noch,dass er so froh wäre und weiss,dass es dieses Mal klappt,weil er es auch will.getrunken hat er immer zwischendurch,wurde jedoch nicht auffällig.Ich denke er hat sich bemüht es irgendwie zu kontrollieren. Im März wars dann soweit,es gab 2 Eskapaden und danach habe ich ihm in einem ruhigen Gespräch gesagt,dass ich das so nicht mehr möchte,nicht mehr zusehen möchte wie er sich kaputt macht und andere mit.Wenn er weiter trinken möchte kann er das tun,doch dann ohne mich.Ich hab ihm gesagt,dass ich ihn liebe,aber er etwas gegen sein Problem unternehmen muss,ich ihn gern dabei unterstütze und wir uns erst dann wieder über eine Beziehung unterhalten sollten und dass für mich jetzt nur noch Taten zählen und keine Worte. Er meinte ich hätte recht.Dann kam,er wisse,dass er alles kaputt gemacht hat und er wolle es besser machen,er liebt mich usw.

    Ich bin nicht auf seine Lippenbekenntnisse eingegangen und ich denke er hat es bemerkt.Wir hatten noch regelmässig Kontakt und 2 Monate später teilte er mir dann per SMS mit,dass es vorbei wäre,er nichts mehr fühle und ich solls akzeptieren.Auf meine Nachfrage,ob er sich bewusst wäre,dass er gerade 8Jahre wegwirft,kam dann nur,er werfe nichts weg,wo nichts ist.Kurz nach unserer Trennung wurde er auch schon mit ner Anderen gesichtet und meinte,ich hätte ihn nicht verdient.

    Mein Gott hab ich wieder viel geschrieben,hoffe nicht so durcheinander

    garcia : Danke auch dir für deinen Beitrag.Mttlerweile denke ich auch,dass man wenn man in so ner Sucht steckt gar nicht wirklich und intensiv fühlen und lieben kann.Mir geht es inzwischen gut,natürlich muss ich wie ihr auch weiter auf mich achten und an mir arbeiten.Aber es fühlt sich gut und richtig an.

    Denkt man im nachhinein vielleicht irgendwann an die Personen zurück,die es gut mit einem gemeint hatten?

    Vielen Dank nochmals für eure ehrlichen Antworten und dass ich da einen kleinen Einblick haben durfte.

    LG

    Cocomel

  • Zitat

    Kaleu : es ist zwar ein ernstes Thema, wie du es beschrieben hast,da musste ich auch schmunzeln;-)

    So soll es auch sein. Jedes Wort war völlig ehrlich. Damals hätte ich es allerdings nie so formulieren oder wiedergeben können, denn Niemand durfte das wissen - mit Niemand meine ich wörtlich Niemand - mich eingeschlossen. Erst im Nachhinein - und da braucht es schon eine lange Zeit der Trockenheit und auch Weiterentwicklung, kann ich das so ehrlich und offen überhaupt erst ausformulieren.

    Und ehrlich gesagt, muss ich darüber heute selber schmunzeln. Ab einem gewissen Abstand ist das meiner Meinung nach auch der beste Umgang damit.

    Da das Thema Lügen immer wieder aufkommt, was ich dazu geschrieben habe ist wörtlich zu nehmen. Ich hab nicht gelogen. Aus damaliger Sicht nicht - aber auch rückblickend nicht.

    Die Lüge ist eine Verleugnung der Wahrheit. Aber Wahrheit war etwas, was für mich überhaupt nicht mehr existiert hat. Nicht in dem Sinne wie sie erst viel später wieder existierte. Ich habe Wahrheit geschaffen. In jedem Moment. Die sah mal so aus und mal so. Je nach Tageslaune und Situation. Für mich war's dennoch wahr. Ich hab nie gelogen.

    Selbst wenn ich 2 sich vollkommen widersprechende Sätze direkt hinterinander gesagt habe, ja nur gedacht habe, waren dennoch Beide für mich wahr.

    Wie ich schon schrieb. Wenn man dort ist - funktioniert NICHTS!

  • Hi Kaleu,

    vielen Dank nochmals dafür. Du hast recht,vielleicht ist das einfach die Wahrheit für einen,wie man sie sieht,wenn man da drin steckt.
    Daher hab ich ja diese Frage gestellt,weil es schwer ist,es nachzuvollziehen,wenn man es nicht selbst erlebt hat.

    Alles Gute und Liebe weiterhin

    Cocomel

  • hallo cocomel

    das ist es ja auch was es so schwer macht das ganze zu kapieren. co´s können nur sehr schwer das denken der nassen alkis ergründen und ich als alki kann nicht die gedanken von co´s nachvollziehen. wir leiden alle an alkoholismus aber doch ist unser denken völlig verschieden. wenn ich nicht selbst diese krause denkweise erlebt hätte würde ich sie aus erzählungen heraus auch nicht kapieren. ich fürchte fast das man es einfach erleben muß um es zu begreifen, aber das wünsche ich meinem ärgsten feind nicht. wie kaleu sagt, gehen sie nicht da hin.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo cocomel
    Ich denke wir sind in einer ähnlichen Situation,mit dem Unterschied das ich die Beziehung letztes Jahr (nach 7 Jahren ) beendet habe und als er 9 Monate später wieder vor meiner Tür stand und zum Entzug ging,ich wieder für ihn da war.
    Das ist jetzt 6 monate her und letzte Woche besuchte ich ihn unangemeldet,weil schon seit ca.4 Wochen manches so ,,komisch,, war und siehe da er schaute Fernsehn mit einer Flasche in der Hand.
    Nun hatten wir noch ein Paargespräch vorgestern und das zeigte mir das jetzt ist kein ,,Ausrutscher,, er ist schon wieder voll drin,hat wochenlang gelogen!(ist längst wieder in seiner Welt)
    Ich habe mir den Eintrag von Kaleu eben ausgedruckt er kommt gut sichtbar an meinen Kühlschrank und sollte ich je wieder in Versuchung kommen meinem xy auch nur ein Wort glauben zu wollen ,,nass,, wie er wieder ist dann werde ich ihn wieder und wieder lesen um nicht zu vergessen um zu kapieren das< xy in einer anderen Welt lebt als ich und ich mir jede Gehirnakrobatik und damit viel Schmerz und Enttäuschung sparen kann,weil ich meine etwas verstehen können zu ,,müssen,, was ich nie verstehen können werde ,außer ich gehe auch in diese seine Welt!!
    Und das werde ich niemals tun.
    Ich hoffe das viele COs diesen Beitrag von Kaleu lesen und danke hiermit nochmal sehr dafür.
    LG R...

  • cocomel,

    was du brauchst ist ein Schlußstrich und sonst garnix... daß da Gefühle übrig bleiben die schmerzhaft sind und traurig leer und (erstmal) hoffnungslos das weiß ich weil ichs kenne.

    Aber sonst wirds nichts mit deinem Leben. Derartige Beziehungen sind toxisch. Sie vergiften die Seele. Erst wenn man trotz aller Verlassenheitsgefühle da raus ist kann man spüren wie Leben sich wirklich anfühlen kann... aber vorher nicht...

    Geh leben! LG Frank

  • Zitat

    was ich nie verstehen können werde ,außer ich gehe auch in diese seine Welt!!
    Und das werde ich niemals tun.

    Verstehen kann man das schon, aber dafür brauchts emotionalen Abstand dazu. Man muss sich dabei immer wieder vor Augen halten - dort funktioniert NICHTS! Mehr braucht man nicht wissen um das zu verstehen. Alles Andere ergibt sich daraus von allein.

    Natürlich auch die Konsequenz, eine Partnerschaft - geht nicht. Es funktioniert nicht. Es funktioniert einfach nicht. Die wird der Partner immer allein führen und sich deswegen auch einsam fühlen. Weil man sich dann nicht einsam fühlen will, versucht man zwangsweise den Anderen zu verändern und das ist der Einstieg in die Co-Abhängigkeit.

    Dafür muss man nichtmal selber 'ne Macke haben, kein Mensch will eine Partnerschaft in der man sich einsam fühlt, aber mit einem Suchti funktioniert nunmal keine Partnerschaft und die Folge ist immer, daß man sich als Partner einsam fühlt. Und das zieht Handlungsdruck nach sich.

    Lenkt man diesen Handlungsdruck in Richtung Partnerschaft heisst das auch - ich gehe rüber in diese Welt. Und da dort nichts funktioniert ist klar was passieren muss. Der Partner, selbst wenn der gesund war, muss sich zwangsläufig verändern und 'ne Macke kriegen. Einsam bleibt er trotzdem. Der Suchti ist genauso einsam. Nur der merkts nicht. Der merkt eigentlich gar nix mehr.

    Das einzige was funktionieren kann ist - ich bleibe dort, wo was funktionieren kann.

    Punkt! Aus. Kein Wenn, kein Aber.

    Man kann dann, wenn man will, sogar die Partnerschaft behalten. Aber immer zu dem Preis der Einsamkeit und das man sie im Grunde allein führt. Wenn man das dann merkt, geht man sowieso.

    Die Partnerschaft mit einem Suchti lässt sich nicht in der Partnerschaft reparieren. Es geht nicht.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!