Erfahrungen mit gesetzlichen Betreuern

  • Hallo Reiner,

    hm..
    Nein, Erfahrungen habe ich damit nicht. Bisher.

    Was mir aber an deinem Text aufgefallen ist- du schreibst fast nur von deiner Frau, die scheint sehr in deinem Fokus zu stehen.
    Was ist denn mit dir? Mir ist aufgefallen, dass du beschreibst, dass du schon unter deiner Frau leidest. Es ist oft so, dass sich Cos damit bestärken- "mein Partner ist krank, mit ihm/ihr zu leben ist die Hölle.. Aber ich bleibe trotzdem bei ihm/ihr- bin ich nicht hilfsbereit / nett / gütig..."
    Häufig ist es auch so, dass sich diese Cos dann an den kranken Partner klammern, um nicht auf sich gucken zu müssen, weil sie dann merken, wie schrecklich das eigene Leben denn ist oder die Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen nicht ertragen.
    Es ist einfacher, über andere zu sprechen als über sich selbst.

    Sollte die Entscheidung, ob deine Frau einen gesetzlichen Betreuer erhält, nicht alleine aus dem Gedanken getroffen werden, ob damit ihr Leben gerettet werden kann? Ich finde es gefährlich, wenn du diese Entscheidung davon abhängig machen wirst, was danach mit deinem Leben geschehen wird.
    Ich meine, du bist erwachsen und solltest dein Leben unabhängig von deiner Frau leben können.

    Hast du schonmal darüber nachgedacht, Hilfe für dich zu holen? Du könntest Hilfe in einer Therapie finden, in der du deine Gründe reflektierst, warum du freiwillig dieses System mit deiner Frau (unter-)stützt.
    So hälst du nämlich die Endlosschleife deiner Frau aufrecht.

    Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es schwierig ist, sich diese Mithilfe einzugestehen- aber es ist heilsam und tut gut, sich auf sich selbst zu fokussieren und an sich zu arbeiten, statt auf den kranken Partner / die kranken Eltern zu gucken.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Hallo Reiner & Willkommen im Forum! :D

    Die Erfahrung mit einer professionellen Betreuung solltest du machen. Viel mehr als es zunächst den Anschein macht, geht es dabei nämlich auch um dich!
    Einen guten Spruch habe ich erst kürzlich irgendwo aufgenommen: Bevor der Suchtkranke am Ende ist, ist es sein ganzes Umfeld.
    Die Erkrankung deiner Frau ist offensichtlich sehr komplex. Aber was ist mit dir? Ich finde, du solltest dir auch professionelle Hilfe gönnen. Das halte ich für sehr wichtig.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Zitat von ReinerF

    Bitte leitet aus der Tatsache, dass ich fast ausschließlich über meine Frau berichtet habe, nicht ab, dass ich kein eigenes Leben habe und mich in therapeutische Behandlung begeben sollte.

    Ich freue mich auf weitere Beiträge
    Lg ReinerF

    Hallo lieber Frank,

    ich habe das ganze Programm durchgemacht und es schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Das eine sagt: "Der Frank geht seinen Weg, seine Frau ihren, es wird kommen, wie es kommt" und das andere, das sagt: "Aaaaahhh, Achtung!! Das kommt mir alles so bekannt vor!" Und nicht nur durch meine individuellen Erfahrungen, sondern auch der von anderen Cos, die ich ich virtuell und Reallife kennenlernen durfte.

    Ich möchte dich nicht belehren oder gar verschrecken, aber es ist einfach absolut typisch für Cos, zu denken, sie können einerseits ihre Partner vollbetreuen und andererseits ein total glückliches, autarkes Eigenleben führen ... weißt du, ein Co-Abhängiger hat auch seinen Stoff und das ist meist der Partner /enger Angehöriger, um den die Gedanken und Taten sich kreisen. Und ebenso wie der Alki, denkt auch ein Co lange, er habe ja gar kein Problem.
    Ich hatte auch ein eigenes Leben, hab Freunde getroffen, Hobbys gepflegt etc., aber letztlich war es auf einer anderen Ebene wie bei meinem Exmann, der sagte: "Wie? Ich hab ein Problem? Ich gehe doch arbeiten und trage (meistens) saubere Klamotten!"
    Und so sagte ich: "Wie, ich kümmere mich doch um mich und dass ich seit zehn jahren alles mache, damit er trocken wird, ist einzig und allein nur Nächstenliebe, mein Glaube an seine vernunft und Stärke und der Wunsch nach einer intakten Beziehung! Mit mir hat das gar nichts zu tun!"
    Ich hoffe du verstehst, was ich mit dem vergleich meine ...

    Warum solltest du dich nicht in therapeutische Behandlung begeben? Ist doch absolut nichts Ehrenrüriges und es kann helfen manches klarer zu sehen. Nicht, dass ich dir das rate, aber ich finde das generell echt voll okay und kein Zeichen von Schwäche.

    Mich persönlich hat eine offene Gruppe für Cos, Angehörige und Alkoholiker wirklich viel weiter gebracht, weil ich durch den Spiegel (und auch wirklich kritische Fragen) eine Menge begriffen habe.
    Mein Leben mag formal anders aussehen als das der anderen Angehörigen mit Co-Tendenzen, aber unterm Strich musste ich oft verblüfft lachen, weil wir uns über diese Grenzen hinweg so furchtbar ähneln...

    Liebe Grüße
    ahoi

  • SORRY dass ich Frank geschrieben habe, aber ich habe vorhin noch mit einem Reiner-Frank (doppelvorname) geredet, der immer nur Frank genannt wird! Das hat mich gerade unbewusst beeinflusst!
    Tschuldige
    zerknischte Grüße
    Ahoi

  • Hallo ReinerF,

    wenn für die Gesundheitssorge die Betreuung angeordnet wird, kann der Betreuer dafür sorgen, dass Deine Frau in ein Krankenhaus gehen muss. Vom Trinken kann er sie aber dadurch nicht abhalten. Auch kann er nicht verhindern, dass sie in einer stat. Maßnahme wieder rausgeschmissen wird, weil sie rückfällig ist.

    Welche Wünsche verbindest Du also mit einer Betreuung für Deine Frau ?

    Wäre diese rechtliche Änderung die Allheillösung für Alkoholismus, würden vermutlich schon die Krankenkassen regelmäßig einen entsprechenden Antrag bei Gericht stellen.

    Die einzige, die ihr Leben ändern kann, ist Deine Frau selber. Du selber mußt Dich dagegen vor allem um Dich kümmern. Sie kannst Du nicht retten. Dich schon.

    Damit wäre ich übrigens auch beim Punkt: Bitte äußere Dich hier nicht über das Leben Deiner Frau, sondern sei für Dich hier !

    Wie geht es Dir ?

    Grüße
    Tina

  • Hallo reiner

    bevor ich auf deine Frage eingehe, eine Anmerkung: aus den vielen Sätzen, die u. a. Zimttee geschrieben hat, pickst du dir diese beiden raus und diskutierst nun über die Unterschiede bei den Foris. Dabei hat zimttee (und noch viele andere Foris) noch so viel anderes wichtiges geschrieben.
    Und da komme ich nun schon zum zweiten Punkt.
    Leider sind aus dem Kontext genommene Zitate immer so eine sache...
    sie schreibt nämlich weiter: "ich meine, du bist erwachsen, und solltest dein Leben unabhängig von deiner frau leben können"

    Es geht hier meiner Interpretation nach um den Prozess der Entscheidungsfindung.
    Dante hingegen bezieht sich auf die Situation nach der Entscheidung.

    Übrigens sind beide übereinstimmend der Meinung, dass es sehr hilfreich für dich wäre, selbst Beratung in Anspruch zu nehmen- ebenfalls wie noch manch anderer Fori hier ;)

    LG girasole

  • Hallo Reiner,

    mir fällt was auf...

    Du schreibst

    Zitat

    Es ist so schwierig. Man muss so viele Entscheidungen treffen, wenn man mit einem Alkoholiker zusammenlebt. Jeden Tag. Die meisten davon sind schwer.

    Das "man" in deinen Sätzen kannst du durch "ich" ersetzen. Denn um dich geht es ja hier :wink: . Welche Entscheidungen musst du den Tag für Tag treffen?

    Und ich habe eine weitere Frage. Was sagt denn deine Frau dazu, dass sie unter Betreuung gestellt werden soll?

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Reiner,
    meine Antwort auf deine letzte Frage: NEIN.
    Offensichtlich steht das aber nicht für dich zur .Diskussion.
    Dann wirst du mit Sicherheit ob mit oder ohen Betreuung diesen Alltag weiterleben.
    Betreuer stehen ja nicht rund um die Uhr zur Verfügung und wenn du als Ansprechpartner da sind greifen sie doch wohl nur dann, wenn es sich um das Aufenthaltsbestimmungsrecht handelt, oder?
    Ein Betreuer wird nicht über einen gemeinsamen Urlaub entscheiden.
    Allein, dass du es in Betracht ziehst, mit ihr in Urlaub zu fahren, erstaunst mich.
    Ist das Urlaub für dich?

    Gruß
    Susanne

  • Hallo Reiner,

    verstehe gerade nicht, wie das mit dem gesetzlichen Betreuer funktioniert.
    Meinst du vielleicht mit einem gesetzlichen Betreuer eine Sachwalterschaft?

    Wenn deine Frau noch Auto fährt, sich selbst versorgen kann, den Haushalt erledigt, ihr Bankkonto noch begreift, Einkäufe erledigt, selbst was kochen kann, etc. da kann sie auch niemand zu einer Therapie nötigen, gesetzlicher Betreuer hin oder her.

    Vielmehr hilfst du ihr damit, sie fallen zu lassen, die vielleicht letzte Chance zu fühlen und zu verstehen, wie tief sie bereits gefallen ist.
    Solange du als braver Co-Abhängiger immerzu ihr alle Steine aus dem Weg räumst, kann es für sie keinen Grund geben, mit dem Saufen aufzuhören.

    Falls jedoch deine Frau bereits schwere körperliche Schäden erlitten hat, Demenz, ein Korsakow Syndrom, so wird sie therapiemäßig nicht mehr aufgenommen, dann mußt du dir überlegen, deine Frau zukünftig pflegerisch zu begleiten ohne Hoffnung auf Verbesserung oder mußt den
    Heimplatz suchen.

    Mein Mann ist seit über 40 Jahren alkoholabhängig.


    Lg Emma

  • Hallo Reiner,

    danke, dass du meine Fragen beantwortet hast!
    Deine Antworten zeigen mir aber auch, wie tief du in diesem Co-Muster verstrickt bist. Denn du übernimmst die Verantwortung über das Leben deiner Frau. Dabei ist sie doch erwachsen und selbst dafür zuständig. Gut, ob sie Auto fahren kann oder nicht, das ist solch Sache. Mein Exmann kann das - seiner Meinung nach - immer. Und ich hatte da mal vor 2 Jahren einen riesigen Konflikt mit mir selbst. Sollte ich jetzt mitkriegen, dass er besoffen fährt, schicke ich ihm die Polizei hinterher! Knallhart? Nee, finde ich nicht, aber gut, ich habe inzwischen den nötigen emotionalen Abstand.

    Ja, und wie du deine Zeit verbringst... das ist echt auch so 'ne Sache. Macht es denn Spaß mit ihr zusammen, wenn sie betrunken ist? Ich meine, ist das so deine Freizeit, deine Unbeschwertheit, wie du sie dir vorstellst? Ich meine das jetzt ganz ernst. Nicht böse oder ironisch. Denn ich habe mir damals auch diese Fragen so ganz im Ernst gestellt und dann auch ganz ehrlich beantwortet. Und da konnte ich Schritte machen, dann.

    Zitat

    Wie kann ein Zusammenleben mit einem schwer alkoholkranken Menschen gelingen, ohne selbst krank zu werden?

    Ich kenne viele Leute, die mit einem schwer abhängigen Menschen zusammen gelebt haben, auch in meinem Familienkreis. Und ich kenne keinen, der nicht selbst dabei krank geworden wäre. Psychisch, körperlich. Auch abhängig vom Alkohol, schlussendlich.

    Es kann ein nebeneinander her Leben vielleicht gehen. Wenn der Partner sich stark abgrenzen kann. Wenn jeder sein eigenes Ding macht. Aber ganz ehrlich, wofür muss ich denn dann zusammen leben? Das ist doch keine Ehe, Liebesbeziehung, oder?

    LG
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Reiner,

    ich will versuchen auf deine Fragen zu antworten, kann dir somit
    nur meine persönliche Sichtweise, resultierend aus meinen Leben spiegeln, dass heißt daher, dass du deine Geschichte dennoch anders erlebst und somit andere Schlüsse ziehen wirst.

    Zitat

    Als emsiger Forumsleser kenne ich diese Argumente. Aber muss man das nicht differenzierter sehen?
    Wenn ich gehe, dann darf der Grund nur bei mir selbst liegen. Also weil ich für mich, für mein Leben etwas ändern will.

    Also willst du gar nichts ändern?

    Ich glaube, die wenigsten Beziehungen sind voneinander völlig unabhängig, da würde man ja eigentlich nur nebeneinander herleben.
    Will ich eine aufrichtige Partnerschaft führen, so nehme ich doch auch Anteil am Leben und Erleben des anderen, wie sonst soll auch ein gemeinsamer Weg entstehen können?
    Mit der Beziehung bin ich also bereit, mich einzulassen, es entsteht etwas
    Neues, eine Art Symbiose.

    Du hast geschrieben, dass deine Frau schwer alkoholabhängig ist, dann muss ich also davon ausgehen, dass in eurem Zusammenleben immer wieder häßliche Dinge passieren, denen du unerwartet ausgeliefert bist, ... Streit, Feindschaft, Wut, Enttäuschung, Gleichgültigkeit, Lügen etc.

    Warum willst du das einfach hinnehmen aber nichts dran ändern?

    Du kannst von deiner Frau halt nicht nur die angenehmen Eigenschaften
    hochhalten und die alkoholsüchtige Seite unter den Teppich kehren.
    Beide Seite machen deine Frau zu dem was sie ist.
    Mein Mann z.B. war im betrunkenen Zustand zwar oft unerträglich, aber
    oft sogar authentischer und ehrlicher als sonst.

    Zitat

    Wenn ich gehe, obwohl ich selbst lieber (noch) bleiben will, nur um dem Partner zu helfen, kann das für mich kein guter Entscheidungsweg sein .

    Fragt sich also wie leidensfähig bist du. Nehmen wir mal an deine Frau
    würde dich verlassen, was würdest du dann bei einer neuen Frau
    anders machen wollen, wo würdest du mal sagen, das du dieses oder jenes nicht mehr ertragen kannst, einen Frustrationspegel den du anscheinend bei der Jetztigen
    tolerierst?

    Zitat

    Hier im Forum wird doch immer wieder betont, dass man nicht versuchen sollte, den alkoholabhängigen Partner zu retten. "Ihr könnt ihm nicht helfen!"
    Und plötzlich liest man dann, "Geh', lass alles zurück, was Dir wichtig ist, weil Du hilfst ihm damit!"

    Was ist dir den noch so wichtig? Eine Wohnung, Kinder, Haus?
    Bei einer schweren Alkoholkrankheit sind doch sicher auch die nüchternen
    Tage deiner Frau nicht mehr wirklich aufregend, oder?
    Was verbindet euch dann noch? ...Sport, Urlaube

    Mit meinen Mann waren auch nüchtern die Gemeinsamkeiten schon sehr rar, mochte keine Spontanität mehr, keinen Trubel, kein Risiko,
    keine gesunde Lebensweise, keine Ausdauer, keine tiefsinnigen
    Gespräche.

    Zitat

    Wenn jemand geht, wirklich nur um zu helfen und um den anderen zu retten, genau dann ist er meiner Meinung nach in hohem Maße Coabhängig.

    Stell dir mal vor, du arbeitest in deinem erlernten Beruf mit Hingabe,
    bist effizient, erfolgreich, hast alles unter Kontrolle. Doch dann ganz
    unerwartet, macht dir aber deine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung.
    Musst deinen Arbeitsbereich aufgeben und dich nochmal ganz neu ausrichten.

    Wie gesagt, eine feste Beziehung ist auch eine Art Symbiose. Wenn du
    mit deiner Co-Abhängigkeit also jetzt aus den alten Mustern aussteigst, musst du dich ja gezwungenermaßen mit dir selbst befassen.
    Es ist wie ein neues Projekt, dass ins Laufen gebracht werden will.

    Es muss ja nicht gelingen, aber deine Frau muss sich mal auch irgendwie
    mit sich beschäftigen und neu wieder die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.
    Nun vlt. kann dir jemand aus dem Alkoholikerbereich besser antworten, wie das Leben nach der Trennung so läuft.

    Zitat

    Mein Mann ist seit über 40 Jahren alkoholabhängig.
    Und Du bist geblieben, 40 Jahre lang?

    So war es natürlich nicht. Ich weiß nur aus den Erzählungen meines Mannes, ab wann der Alkohol ins Leben getreten ist.
    Wir kennen uns jetzt ungefähr 23 Jahre, es war ein stetiges Auf und Ab
    der Gefühle, eine nervenaufreibende On - Off Geschichte, mit Tränen und
    Trennungen, bis zu jenem Zeitpunkt wo ich wirklich ernsthaft aktiv wurde.

    Alkoholismus hat bekanntlich viele Gesichter. Mein Mann war nie ein zwanghafter Alkoholiker, harte Sachen, langweiligen Geschmack rührt er nicht an, fühlt sich selbst nicht als Alkoholiker, trinkt nach ernsthaften
    gesundheitlicher Beeinträchtigung, konstant wenig bis tageweise gar nicht
    mehr.
    Aber wie wir alle wissen, kann man auch mit z.B 2 Glas Sekt abends
    bereits alkoholabhängig sein.

    Nun denn ich hoffe, dass dir mein Beitrag irgendwie was nützt, fühle mich wenn mich jemand anschreibt, doch verpflichtet zu antworten, möchte
    aber eigentlich meine Aktivität hier im Forum mehr oder weniger
    beenden.

    Liebe Grüße und ein liebenswertes Leben
    wünscht dir Emma

  • Hallo Reiner,

    du schreibst

    Zitat

    Um der Co-Verstrickung zu entkommen, will ich die Verantwortung eben nicht mehr übernehmen. Deshalb auch die Idee mit dem Betreuer. Genau darum geht es dabei.

    Du gibst damit die Verantwortung, die du spürst, also nur an eine andere Person ab. Aber nicht an deine Frau, wo sie hingehört. Denn die Verantwortung für ihr eigenes Leben kann doch nur bei deiner Frau liegen. Traust du ihr das nicht zu? Dass sie das selbst entscheiden kann? Selbst wenn sie sich totsaufen möchte, ist das ihre Sache. So hart sich das anhört. Aber wer will denn darüber entscheiden, was für sie gut ist? Wie sie ihr Leben zu verbringen hat? Du? Hast du das Recht dazu? Ein Betreuer? Hat der das Recht dazu?

    Mal ganz grob gesagt.

    Ja, ich kenne das auch sehr gut, die Person mit den 2 Gesichtern. So war ja mein Exmann auch. Allerdings, als ich die rosa Brille abnahm sah ich, dass er auch in nüchternem Zustand nicht der war, für den ich ihn gehalten hatte. Und es ging auch immer mehr kaputt. Nach jeder Phase der großen Trunkenheit war ein Stück mehr gestorben, an Achtung für ihn, an Liebe. An Hoffnung, an Zukunftswünschen. Das Bild, das ich mir gemacht hatte am Anfang, bekam immer mehr Risse und Flecken. Bis es irgendwann nur noch grotesk war.

    Ich wünsche dir einen guten 2. Advent
    viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Reiner,

    ich gehe jetzt einmal nicht auf die zwischenmenschliche Seite ein, sondern nur auf die gesetzliche Betreuung:
    es liegt nicht in deiner Hand, ob ein Betreuer bestellt wird. Du kannst dies anregen beim Amtsgericht. Dieser Anregung muss das Amtsgericht nachgehen. Normalerweise wird erst ein Sozialbericht mit einer Stellungnahme vom Sozialpsych. Dienst eingeholt. Falls im Bericht eine Betreuung mit Vorschlag der als erforderlich angesehenen Aufgabenkreise befürwortet wird, wird das Amtsgericht einen psychiatrischen Gutachter mit einem Fragenkatalog für ein Gutachten beauftragen .
    Der Gutachter wird eine Diagnose stellen und wird vorschlagen, welche Aufgabenkreise er ggf. für angebracht hält. Voraussetzung ist, dass er eine(drohende) seelische Behinderung attestiert. Sollte der Gutachter, in deinem Fall, eine Betreuung mit dem Aufgabenkreis Sorge für die Gesundheit für erforderlich halten, wird der Richter in einer persönlichen Anhörung sich davon überzeugen müssen, ob auch er der Auffassung ist, dass diese eingerichtet werden muss.
    Sollte deine Frau strikt gegen die Einrichtung einer Betreuung sein, wird vermutlich keine eingerichtet werden, es sei denn, es ist Gefahr in Verzug , bzw. sie kann durch die bestehende (oder drohende Behinderung) absolut nicht übersehen, dass ein Nichthandeln erhebliche gesundheitliche Schädigungen oder sogar ihren Tod nach sich ziehen würde.
    Der Gesetzgeber hat vorgesehen, dass zunächst Angehörige oder andere geeignete Personen gefragt werden sollen (Ehrenamt), bzw. der zu Betreuende einen Vorschlag machen darf.
    Sollte keine geeignete ehrenamtliche Person zur Verfügung stehen, wird ein Berufsbetreuer bestellt werden. Dieser kostet Geld, sofern nicht Mittellosigkeit vorliegt, und zwar nach einem fest vorgeschriebenen Stundenkontingent bei einem fest vorgeschriebenen Stundensatz. ( also Pauschalen: ab dem 2. Betreuungsjahr sind das pro Monat 4,5 Stunden á 44,00 Euro=2376 Euro im Jahr bei vermögenden Betreuten in eigener Wohnung,und vorher im 1. Betreuungsjahr bedingt durch eine höhere Stundenzahl noch mehr). Bei mittellosen Personen bezahlt die Staatskasse die Betreuervergütung.

    4,5 Stunden im Monat (bei Mittellosigkeit 3,5 Stunden) ab dem 2. Jahr sind nicht wirklich viel Zeit und da ist z. B. auch die Fahrzeit enthalten, Telefonate, Büroarbeit, Gespräche mit dem Arzt...).
    Sollte der Betreuer nur die Sorge für die Gesundheit inne haben, kann deine Frau sich jederzeit z. B. selber aus dem Krankenhaus entlassen. Gegen ihren Willen kann sie nur festgehalten werden, indem ein Unterbringungsbeschluss erwirkt wird. Dieser darf auch nur unter strengen Auflagen erfolgen: ein unabhängiger Gutachter (nicht der behandelnde Arzt) muss die Erforderlichkeit attestieren, eine persönliche Anhörung durch einen Richter muss erfolgen, es muss eine zeitliche Festlegung/Begrenzung geben, nur so lange wie absolut erforderlich. Sollte der Beschluss auslaufen, kann sich deine Frau wieder sofort selbst entlassen.

    Ich denke, die Möglichkeiten des Betreuers auf den zu Betreuenden einzuwirken im Sinne einer Einsicht erwirken, Zuführung zu einer Heilbehandlung und Heilung sind nur sehr, sehr begrenzt.
    Der Betreuer ist der zu betreuenden Person zur Seite gestellt und nicht den Angehörigen!


    Ein Betreuer kann aber trotzdem eine wirkliche Entlastung für die Angehörigen bedeuten, wenn z. B. eine Zwangseinweisung so über eine außenstehende Person betrieben wird und nicht über den Ehegatten (welche Auswirkungen hat das auf eine Beziehung, wenn der eine die "Macht" hat, den anderen unterbringen zu lassen im schlimmsten (oder besten) Fall?)
    Der Betreuer kann ganz bewusst und emotional (professionell) distanziert die Rolle des Buhmannes einnehmen, jedoch hat er auch eine schwierige Position, wenn ihm z. B. die Angehörigen in den Rücken fallen, wenn er evtl. auch unliebsame Entscheidungen trifft, die die Angehörigen nicht gut finden.

    Und, wenn denn eine Betreuung als erforderlich befunden wurde, kann man als Außenstehender, wenn einem das Ergebnis nicht gefällt, nicht einfach sagen, dass man das nicht mehr will. D. h. es wurde eine Notwendigkeit festgestellt und die kann man als Außenstehender nicht nach Belieben abändern. Es wird vom Gericht von vornherein eine Frist festgelegt, nach der die Betreuung über die weitere Notwendigkeit überprüft wird (ich glaube der längstmögliche Zeitraum ist nach 7 Jahren).
    Der Betreute selber kann zu jedem Zeitpunkt einen Antrag auf Aufhebung der Betreuung stellen. Das Gericht muss dann wiederum diesen Antrag prüfen.

    Ich hoffe, ich habe das einigermaßen verständlich und lesbar geschrieben und vielleicht auch evtl. eine Frage von dir beantwortet?

    Liebe Grüße
    Donna

  • Hallo Emma,

    mir fiel das hier auf:

    Emma schrieb:

    Zitat

    Wie gesagt, eine feste Beziehung ist auch eine Art Symbiose.

    In der Psychotherapie bezeichnet man eine Symbiose als Partner-Beziehungen mit krankhafter Abhängigkeit eines oder beider Partner.

    Die durch ungünstige Beziehungen ( vor allem zur Mutter ) in der frühkindlichen Entwicklung entstehen kann.

    Als Krankheitsbilder kann sie in der Borderline-Persönlichkeitsstörung, Co-Abhängigkeit usw. sichtbar werden.

    Sie ist kein zwangsläufiger Bestandteil gesunder Beziehungen.

    LG Marion

  • Hallo Slowly,

    wirst sicher verstehen, dass ich deine Aussage zur Symbiose so nicht
    stehen lassen will.
    Kenne mich jedoch in der Psychologie nicht gut genug aus, um deine
    Kenntnisse zu widerlegen.

    Laut meines Duden bedeutet Symbiose:
    Zusammenleben ungleicher Lebewesen zu gegenseitigem Nutzen

    Wollte damit nicht mehr und nicht weniger aussagen.

    Es klingt jetzt vlt. ein bisschen lieblos, aber wer denkt dass alles
    Streben immer nur aus Liebe passiert, belügt sich meiner Meinung
    nach selbst.

    Ich bin und schätze mich glücklich, zu wissen was Liebe ist und auch
    weiß wann sie fehlt.


    Emma

  • Zitat von Emma2010


    Laut meines Duden bedeutet Symbiose:
    Zusammenleben ungleicher Lebewesen zu gegenseitigem Nutzen

    Hey Emma,
    die Definition, die du nennst, ist die der Biologie. Bzw. passt am besten dazu.
    Kennst du die Vögel, die Ungeziefer von Nashörnern entfernen? Oder die kleinen Fische, die Ungeziefer von größeren Fischen fressen?
    Die gehen eine Symbiose ein- der Putzerfisch frisst dem größeren das Ungeziefer weg und wird dadurch satt. Beide profitieren und führen eine Symbiose.

    Wenn ich aber eine Beziehung führe, bedeutet Symbiose für mich keine Abhängigkeit. Man kann sich wunderbar ergänzen- zum Beispiel putze ich gerne die Küche, mein Freund lieber das Bad. Also macht jeder sein Ding- und die Wohnung ist sauber. Eine Freundin isst gerne Lakritz, ihr Partner lieber Weingummi- so teilen sie sich Haribo und die Tüte wird leer.
    Wenn ich viel zu tun habe, übernimmt er meine Druckaufträge und ich organisiere für ihn die Handwerker, wenn er wieder außerhalb wohnt.
    Dennoch merke ich, wenn er unterwegs ist (er hat nun für 3 Monate unter der Woche in einer anderen Stadt gelebt oder vor einiger Zeit 6 Monate in London), dass ich auch ohne ihn leben kann.

    Mit ihm ist es schön, ohne ihn fehlt er mir- aber ich kann trotzdem alleine leben und finde mein Leben schön.
    Wenn er die Beziehung beenden würde, wäre ich sehr traurig, mir würd es sicher schlecht gehen. Aber wenn es sein Wunsch wäre- dann kann ich ihn nicht daran hindern, sondern akzeptiere es, weil ich ihn liebe. Weiterleben könnte ich dennoch. Meine Lebensqualität ist nicht an ihn gebunden.

    Meine Therapeutin nannte das "gesunde Beziehung", während sie Abhängigkeit in einer Beziehung eher als ungesund betrachtet.

    Viele Grüße,
    Zimttee

  • Zitat von ReinerF

    Ist schon interessant zu sehen, wie weit Eure Meinungen auseinanderliegen. Ähnlich zwiespältig sieht es auch in mir aus, wenn es um das Thema Betreuung geht.

    Ich denke, du hast da nicht ganz verstanden, was ich meinte.
    Klar geht es da um dich- es hat Einfluss auf dein Leben.. ABER du solltest die Entscheidung nicht von dem Einfluss auf dein Leben abhängig machen.

    Sollte das Leben deiner Frau in Gefahr sein, solltest du dich um einen Betreuer kümmern (man muss die Meldung ja machen, der Betreuer kommt nicht so) und ihr ihn nicht verweigern, weil du dein Leben so weiterleben möchtest wie bisher. Die Gesundheit deiner Frau hat Vorang vor deinen Interessen- umgekehrt: Deine Frau sollte keine Nachteile haben, weil du keine Veränderung willst.

    Ich habe es schon oft mitbekommen (egal ob hier im Forum oder bei meinen Eltern zu Hause), dass der Co jegliche Konsequenzen abwehrt, die dem kranken Partner helfen würden, nur weil er selbst Angst vor den "Nebenwirkungen" hat. Als Konsequenz wird sich dann nie etwas ändern und der Zustand wird konserviert, bis die Konsequenzen (wie bspw. Gesundheitsschäden) nicht mehr zu leugnen sind. Dann wird sparsam geguckt.

    Bsp.: Mein Vater wollte keinen Rettungswagen für meine Mutter rufen, weil er nicht wollte, dass die Nachbarn reden.

    Viele Grüße,
    Zimttee

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