Vertrauen und Mut / Thalia

  • Guten Morgen,

    dies ist ja sozusagen meine „Adresse“ hier im Forum.

    Hull, wenn du Karsten oder einen anderen User anschreiben möchtest, wäre es schön, wenn du das in dem Thread des jeweiligen Users tätest bzw. gerne auch in deinem eigenen, so wie ich das auch tat.

    Danke.

    Gruß,
    Thalia

    P.S. Speranza, wie schön, dass du noch hier liest.

  • Liebe Thalia,

    ich habe Deine Beiträge der letzten Tage durchgelesen.
    Obwohl Du zum Teil aggressiver Kommunikation ausgesetzt warst, bliebst Du immer freundlich.
    Deine konstruktive Grundhaltung tut mir richtig gut.
    Ich habe großes Vertrauen zur Dir und bewundere Deinen Mut.

    Viele Grüße
    Correns

  • Vor gut vier Jahren kam ich hier ins Forum. Da hatte ich bereits die ersten sechs oder sieben trockenen Monate hinter mir, aber erst in der Auseinandersetzung mit meiner Suchterkrankung kam ich wirklich zu der Erkenntnis, Alkoholikerin zu sein. Wie mir Katharsis hier mal sinngemäß schrieb, war ich in der Hinsicht eine „Harte Nuss“: durch das Lesen, was andere Alkoholiker schrieben, konnte ich ganz langsam meine eigene Sucht als körperliche und seelische Erkrankung erfassen und im (hier) darüber Schreiben den Kontakt - die Verbindung - zu mir und zu anderen entstehen lassen. Diese Verbindung, das Gefühl der Verbundenheit, ist der zentrale Pfeiler meines trockenen, zufriedenen (ich nenne es auch gern „glücklichen“) Lebens.

    Diese Möglichkeit, in Verbindung zu anderen - und zu mir selbst - zu treten, hat das Forum mir geboten, und das Forum ist die Summe all der Menschen, die sich hier ebenfalls der Möglichkeit geöffnet haben, in Verbindung zu treten. In welcher individuellen Forum auch immer. Vielen Dank dafür.

    Jede / jeder, der heute hier liest und der Einsamkeit der Sucht entfliehen möchte, kann diesen Schritt gehen und in Verbindung treten.

    Für mich schließt der Austausch über Alkoholismus / (Co-)Abhängigkeit immer alles mit ein, was mich/den jeweiligen Menschen ausmacht. Das kann ich nicht trennen.

    Ich schrieb neulich Karsten in seinem gelöschten Thread etwas von „loslassen“. Mir geht es öfter so, dass ich bei anderen etwas erkenne, das ich, wenn ich nur bei mir bleibe, genauso gut auf mich selbst beziehen kann oder sollte. Karsten riet mir, mich um mich zu kümmern, damit hätte ich genug zu tun, und wenn ich seine Worte einfach so nehme, wie sie da standen, dann kann ich nur dafür danken.

    Es geht nicht ums Forum, es geht um die Verbindung zwischen Menschen. Das Gefühl der Verbundenheit, das überall entstehen kann, wo der Wunsch danach besteht. Dazu gehört auch, loslassen zu können. Es ist Zeit für mich, weiter loszulassen.

    Gruß,
    Thalia

  • Liebe Thalia,

    das ist so schade. Ich habe mir schon gedacht, dass du an diesem Punkt kommst, und wenn ich du wäre, würde es mir nicht anders gehen.
    Vielen Dank für deine hier-sein und für dein auch-für-mich-da-sein. Ich habe den Austausch mit dir immer geschätzt. Konnte viel nachdenken und mich an der einen oder anderen zum Stelle weiter überprüfen und von dir was mitnehmen. Dafür danke. Auch für das Reha-Ding, du weißt schon.

    Verbindungen zwischen Menschen sind wichtig, hier haben wir auch welche geknüpft.

    Dir eine gute Zeit, pass auf dich auf und lass es dir immer gut gehen, LG Viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo Thalia,

    ich freue mich für dich.
    Das Loslassen hat auch für mich ausschließlich mit mir zu tun. Es kann entlasten und gleichzeitig Freiräume schaffen und klärt für mich Verantwortlichkeiten.
    Es hat für mich nichts damit zu tun, gleichgültig zu werden oder gar Abschiede zu inszenieren.
    Loslassen ist für mich nicht gleichbedeutend mit Fallen-lassen oder Ver-lassen. Denn wohin es geht, bleibt beim Loslassen unbedeutend.
    Ich freue mich deshalb für dich, weil ich dich begleiten darf, seit du hier bist und damit deine Entwicklung erlebe. Ich hoffe, das bleibt noch sehr lange so.
    Ich denke, dass echte und konstruktive Verbindungen zwischen Menschen nur gelingen, wenn die Beteiligten das Loslassen beherrschen, denn es bleibt nicht aus, dass sich Menschen hin und wieder zu nahe kommen.
    Über die Jahre habe ich auch im Kontakt zu dir erfahren, wie Loslassen funktioniert, ohne zu kränken oder Kränkungen zu erfahren. Auch ich vertraue dir. Ich denke, Vertrauen ist eine, wenn nicht sogar die wichtigste Grundlage für das Loslassen.

    Auch ich danke dir für dein Hier-Sein,
    Penta

  • Guten Morgen Thalia,

    Loslassen ist oftmals schwierig. Jedenfalls für mich.
    Manche Dinge kann ich recht einfach loslassen, an anderen scheine ich regelrecht zu klammern.
    Vermutlich ist es vor allem dann schwer, wenn ich zu einer Sache eine hohe emotionelle Bindung eingegangen bin.
    Dadurch wird es schwer und die Gefahr steigt, den richtigen Zeitpunkt loszulassen zu verpassen.
    Ich hoffe sehr, dass Du einen für Dich passenden Weg findest.
    Du hättest es verdient!

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Thalia,

    ich bedanke mich für unseren Austausch und kann sehr gut nach vollziehen das „weiter loslassen“ ein wichtiger Schritt für den Einen oder Anderen ist. Schön, dass du Trocken werden konntest und vieles auch hier weitergegeben hast. Ich lasse ein Leben lang von Sachen, Menschen, Ansichten und Gedanken ganz oder teilweise los.Genauso wie ich wieder an etwas festhalte was ich schon mal losgelassen hatte. Es ist was Eigenes.

    Nun hat unsere Krankheit auch was von Loslösen von Alkohol zu tun aber es gibt kein Loslassen von der Sucht. Behalte deinen Weg so bei das du immer das Eine von dem Anderen unterscheiden kannst.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Moin liebe Thalia,

    danke für deine Geduld mit dem Forum. Du hast nachgefragt, Mut gemacht, hast dich nicht beirren lassen, hast das Forum lebendig gemacht und bist dabei deinen Weg gegangen.

    Meine Geduld erschöpft sich auch gerade. Das macht mich traurig.

    Ich wünsche mir sehr, dass wir uns nicht ganz verlieren.

    Sei lieb gegrüßt PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Danke Thalia, dass Du so lange und so mitfühlend dabei warst. Ich werde dich vermissen.

    Pass auf dich auf.

    Es grüßt
    Carl Friedrich, der klammheimlich hofft, dass Du vielleicht nach einer gewissen Auszeit zurückkehrst.

  • Liebe PB,

    Zitat

    Ich wünsche mir sehr, dass wir uns nicht ganz verlieren.

    Das wünsche ich mir auch.

    ———
    Ich lass nur (weiter) los; das heißt nicht automatisch, dass ich weg bin, nur, dass ich mehr bei mir bin.

    Danke für so herzliche Rückmeldungen, mit denen ich gar nicht gerechnet hatte.

    Gruß
    Thalia

  • Liebe Thalia,

    das ist eine sehr gute Nachricht!

    Hörst du noch immer so gerne Musik? Da passt "Summertime" aus der Oper "Porgy and Bess"...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ab und zu finde ich im Netz eine Reportage über meine Krankheit, Alkoholismus, und manchmal stelle ich sie hier auch ein. Ich bin jetzt ein paar Jahre trocken und lerne immer noch mehr über meine Suchterkrankung.

    Manchmal ist es auch schmerzhaft. Manches kann ich mir auch nicht ansehen, zu schmerzhaft ist es. Gerade wenn es darum geht, wie Kinder unter der Sucht ihrer Eltern leiden. Das hätte mein Kind sein können. In einigen Szenen ist es mein Kind. War ich diese Mutter. Das ist auch weiterhin für mich sehr schwer auszuhalten. Aber macht mich auch wieder einmal sehr dankbar, dass ich aufhören konnte, dankbar und auch demütig, (das schwierige Wort), demütig, weil ich mir nicht sicher bin, warum oder wie ich es vor ungefähr fünf Jahren geschafft habe, mit dem Trinken aufzuhören und mein Leben zu ändern. Ich sehe es als eine Mischung aus eigenen Entscheidungen, die ich getroffen habe, aber auch ein Stück ... weiß nicht ... Glück? ... etwas, das die Veränderung ermöglichte, stabilisierte, zusätzlich zu meiner bewussten Handlung. Schwer in Worte zu fassen. Jedenfalls entsteht daraus dieses besondere Gefühl der Dankbarkeit.

    Warum ich aber eigentlich heute schreibe: Gestern sah ich eine Reportage aus 2017, glaube ich, vom NDR, in der ein älterer, alleinstehender Alkoholiker bei seiner Entgiftung und anschließenden Entwöhnungstherapie begleitet wurde. Es kamen auch weitere ältere alkoholkranke Menschen zu Wort. Bei allen spielte Einsamkeit eine Rolle. Als „Grund“, zu trinken, aber auch generell als Auslöser von Traurigkeit bis zur Depression.
    Das bestätigte meine Wahrnehmung, dass ich auch deshalb trocken und zufrieden leben kann jetzt, weil ich nicht einsam bin. Weil ich in den vergangenen knapp fünf Jahren Verbindung hergestellt habe zu anderen Menschen, Alkoholikern und nicht-Alkoholikern, zum Beispiel über dieses Forum, auch über meine Selbsthilfegruppe, und einfach, indem ich mich mehr und mehr getraut habe, Menschen an mich heranzulassen. Mich zu zeigen. Und (ganz wichtig,) auch versuche, andere Menschen wirklich zu sehen, in ihrem Sein, das anders ist als meins. Und doch manchmal gleich tickt (und wie beglückend ist das!).

    Ich brauche sehr viel Zeit für mich allein, so bin ich einfach. Ich brauche das, um immer wieder den Kontakt auch zu mir selbst herzustellen.
    Aber ich fühle mich jetzt seit Jahren schon nicht mehr einsam. In Kontakt sein mit mir und anderen. So einfach. Und offenbar doch nicht, denn ich konnte es so lange nicht. Aus Angst.

    Viele Grüße an dieser Stelle auch an Hans im Glück, der seinen fünften Trockengeburtstag sicherlich bereits hinter sich hat.

    Thalia

  • Hallo Thalia,

    vielen Dank für diesen sehr wertvollen Beitrag.
    Schon seit Jahren verweist Du immer wieder auf Funde, die Du machen konntest.

    Einsamkeit habe ich erlebt, obwohl ich mit meiner Familie im gleichen Haus lebe.
    Ich konnte oft einfach nicht die Brücke schlagen und habe mich isoliert.
    Das war vor meiner Trockenheit so. Und das war auch danach nur unmerklich besser.
    Jedoch habe ich mir dann professionelle Hilfe in Form einer Therapie geholt.
    Seitdem ist es besser. Aber immer wieder sind die depressiven Phasen einfach da.
    Schritt für Schritt habe ich den Draht zu Frau und Kindern wieder gefunden.
    Trocken werden allein hätte bei mir nicht geholfen.
    Das trocken werden hat vielleicht das Eine oder Andere etwas erleichtert.

    Viele Grüße
    Correns

  • Lieber Correns,

    du schreibst

    Zitat

    Das trocken werden hat vielleicht das Eine oder Andere etwas erleichtert.

    Für mich würd ich sagen, es hat das ein oder andere erst ermöglicht. Auch z. B. eine Psychotherapie, die auch bei mir geholfen hat / hilft, Tiefsitzendes zu erkennen.

    Ich hörte kürzlich einen Satz, in etwa so: des Unbewusste zu verstehen ermöglicht erst, das Bewusste nachhaltig zu verändern. Für mich gilt das so.

    Dir einen gemütlichen Sonntag!

    Thalia

  • Liebe Thalia,

    obwohl ich schon längere Zeit an der Psychotherapie teilnehme,
    habe ich noch viele, viele Lernfelder.
    Manches verstehe ich immer besser.
    Aber manchmal werden auch tief vergrabene Unschönheiten ausgegraben.
    Dann fühle ich mich öfters mal ziemlich zurückgeworfen.
    Wäre ich nicht trocken geworden, hätte ich vielleicht die Therapie nicht gewählt.
    Also hat wohl das trocken werden auch bei mir einiges ermöglicht.

    Viele Grüße
    Correns

  • Gestern Abend war so ein Moment. Bevor ich in meinem Wohnzimmer das Licht löschte, um schlafen zu gehen, da schaute ich mich um, und da flutete mich so ein Gefühl an, das sich im Kopf als „Danke“ formuliert. Das Danke hat dann für mich in dem Moment gar kein fest umrissenes Gegenüber, keinen Empfänger, außer „allem“. Es ist Freude. Aber eben auch eine Freude, die so, in dieser jetzt empfundenen Form nicht da wäre, nicht da sein könnte, wenn es nicht auch das Gegenteil gegeben hätte. Es ist Freude darüber, dass es mir - jetzt, in diesem Moment - gut geht und dass ich das empfinden kann.

    Ich hab mit Interesse gelesen, was MieLa über ihr Gefühl von Dankbarkeit geschrieben hat, und das beschreibt es für mich auch gut.

    Zitat von „MieLa“

    Die Dankbarkeit gegenüber Personen ist wohl selbsterklärend. Dazu gehören mein Lieblingsmensch, meine Freunde, die Menschen in diesem Forum, diejenigen, die die Bücher geschrieben haben, die mir geholfen haben, diejenigen, die mit einer Äußerung, einem Satz etwas in mir zum Klingen und zum Verstehen gebracht haben - vielleicht sogar ohne es zu merken.

    Die Umstände zu erklären ist etwas schwieriger. Damit meine ich meine (glücklichen) Lebensumstände (z.B. Beruf, Einkommen, Reflektionsfähigkeit und vieles mehr), die es mir ermöglichen, relativ komfortabel ein Leben ohne Alkohol zu lernen und zu führen. Ursache dafür sind nicht nur meine eigene Leistung und die Entscheidungen, die ich getroffen habe, sondern [auch] Menschen, die mir die Möglichkeit geboten haben, mich zu entwickeln und zu lernen.

    Ja, so gehts mir auch. Danke, MieLa, und danke Penta für deinen kurzen Exkurs zu „Sowohl-als auch“, den ich komplett für mich so unterschreibe.

    Schönen Sonntag.

    Thalia

  • Radio-Tipp: Jetzt live aus der Hamburger Staatsoper:

    „Nabucco“ (Premiere)

    Inszeniert (von Ferne) von dem unter Hausarrest stehenden russischen Regisseur Kirill Serebrennikov.
    Gesendet in NDR Kultur.

    Viel Spaß!

    Thalia

  • glück auf thalia

    ja, "lügen-kaufen-saufen" <in jeder möglichen reihenfolge stehn in ursächlichem zusammenhang - und das erkennen, dass ich mich selbst am meisten belogen hab (obwohl ich mich immer für n besonders ehrlichen kerl gehalten hab) war schmerzhaft.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    Ich las heute bei Lust for Life über das Lügen, bzw. dann über das ehrlich sein, und das erinnerte mich zum einen an den Beitrag von silberkralle vor einigen Jahren in diesem Thread, und gleichzeitig daran, dass das für mich etwas ganz Zentrales dabei war, trocken zu werden und zu bleiben. Nicht mehr zu lügen. Für mich war Sucht immer mit Lügen verbunden, gegenüber anderen, und ganz besonders und an erster Stelle mir selbst gegenüber.

    Heute kann Lügen/nicht ehrlich sein oder auch nur etwas verschweigen ein ganz ungutes Gefühl in mir auslösen, das mich an meine Trinkzeit erinnert. Die liegt ja nun schon etliche Jahre zurück, aber das ist sehr eng verknüpft in meinem Hirn.

    Im Gegenzug merke ich, dass ich im ehrlichen, offenen Umgang mit Menschen innerlich stärker werde. Je mehr ich mich selbst zeigen kann, umso „heiler“ fühle ich mich, auch und gerade, wenn ich mich zeige als jemand, die etwas nicht kann, die Angst hat oder Scham. Und das ist echt Übungssache, und kostet manchmal, oft, Überwindung. Und da bin ich bei meinen immer wiederkehrenden Themen Vertrauen und Mut. Wer keine Angst hat, braucht nicht mutig zu sein, der ist vielleicht furchtlos, aber das ist etwas anderes. Und vertrauen bedeutet, nicht sicher zu sein, zum Beispiel, wie sich etwas entwickeln oder jemand reagieren wird auf etwas, das ich tue oder sage oder bin (von mir zeige). Und es trotzdem zu tun, im Vertrauen, dass es gut sein wird.

    Heute beim Lesen hier im Forum mal wieder gesehen, dass es immer wieder mal neue Anstöße gibt zum mich reflektieren. Vielen Dank.

    Thalia

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