kamarasow - Man stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel

  • Guten Morgen,

    Zitat

    hat den Menschen mit allem ausgestattet was er zum Glücklich /Traurig sein braucht

    Ja, der Mensch ist aber auch mit Unvernunft, Gier und dem Drang sich seinen Schädel zu vernebeln ausgestattet. Wenn es in der Realität so wäre wie du schreibst, dann würden Drogen keine Rolle spielen. Das tun sie aber nicht.

    Zitat

    Wo ziehst Du hier eine Grenze?

    Das versuche ich gerade abzustecken. Neben dem Alkohol bin ich außerdem koffeinsüchtig, vermutlich sportsüchtig und z.T. computersüchtig. Wobei letzteres durch die Arbeit nicht klar zu trennen ist. Bin also nicht suchtfrei. So trenne ich das in tolerierbare (Koffein, Computer, Sport) und nicht tolerierbare (Alkohol) Sucht. Letztere zerstört mich, mit den anderen komme ich klar. Vielleicht ist das auch eine gute Trennung. Alles was dich zerstört, ist schlecht.

    Naja, die Sonne scheint grad so schön. Ich geh mal mit Familie an den Fluss spazieren.

    Grüße
    Karamasow

  • Hallo karmarasow,

    Zitat

    Ja, der Mensch ist aber auch mit Unvernunft, Gier und dem Drang sich seinen Schädel zu vernebeln ausgestattet.

    Nicht der Mensch sondern nur jemand der einen Mangel empfindet. Das ist das Produkt „ Immer weiter , höher und die Suche nach dem absoluten Kick" Ich hatte alles versoffen was ich hatte, war körperlich am Ende und wusste nicht mehr ein und aus. Das war der Kick nicht wert.

    Zitat

    Wenn es in der Realität so wäre wie du schreibst, dann würden Drogen keine Rolle spielen. Das tun sie aber nicht.

    bei mir spielen sie keine Rolle mehr. Es interessiert mich auch wenig ob es eine Rolle bei anderen spielt. Das ist wie beim Alkohol „Nasses Denken“ es gibt nur für den konsumierten Gründe.

    Schönen Sparziergang

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Kamarasow!

    Wir können uns niemals auf andere Suchtmittel, die unser Denken und unsere Psyche verändern, einzulassen.

    Das habe ich mehrfach u.a. in der Suchtfibel gelesen. Auch sprachen mein ehemaliger Therapeut und der Suchtmediziner dieses Thema unter dem Stichwort "Suchtverlagerung" an.

    Also kann ich sie auch nicht konsumieren egal ob als "Zigarette", flüssig, durch die Nase oder sonst wie.

    Oder anders gesagt: Wir sind für so was nicht geschaffen.

    Falls es dir ein Trost ist: Andere können halt andere Dinge nicht, die wir beherrschen.

    Ich genieße es beispielsweise, auch jetzt in der Karnevalszeit, einen "klaren Kopf" zu haben und noch abends geraden Ganges unterwegs zu sein. Auf die Freiheit meines Geistes möchte ich nie wieder verzichten.

    Ich hoffe, es gelingt mir auch.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Guten Morgen zusammen,
    nach nun einigen Wochen Abstand ist der weiter oben beschriebene Gedankengang zu alternativen Rauschmitteln völlig verschwunden. Was zeigt es mir? Ich kann mich nicht auf mein Urteilsvermögen bei der Bewertung meiner Gedanken verlassen. Das jahrelange Antrainieren, dass Entspannung mit einem Rausch einhergeht, schwingt nachwievor nach. So suchte sich das Gehirn augenscheinlich Alternativen und versteckte es in ein "Pseudo"-Ich. Es tat so, als ob es die eigenen bewussten (trockenen) Gedanken wären. Das sind sie offensichtlich nicht gewesen. Das zeigt mir zumindest die derzeitige Gleichgültigkeit demgegenüber.

    Was mir darüberhinaus aktuell Schwierigkeiten bereitet, ist, dass das Gehirn offensichtlich unterschiedlich auf Stress reagiert. Bei scheinbar gleichem Stresspensum, komme ich an manchen Tagen gut damit zurecht. Manchmal hingegen überhaupt nicht. Das erschwert mir die Erkennung, was gut tut und nicht gut tut. Ohnehin ist es für mich als blöder Logiker schwer mit unlogischem Umzugehen. Da hilft mir im Moment nur Gelassenheit und Zeit.

    Apropos Zeit: Da ich es lange nicht mehr verfolgt hatte und mir auch nicht mehr so wichtig wie am Anfang ist: Es sind mittlerweile 1 Jahr und 136 Tage.

    Viele Grüße
    Karamasow

  • Zitat von kamarasow

    Was mir darüberhinaus aktuell Schwierigkeiten bereitet, ist, dass das Gehirn offensichtlich unterschiedlich auf Stress reagiert. Bei scheinbar gleichem Stresspensum, komme ich an manchen Tagen gut damit zurecht.

    Hi!

    Das kenne ich von mir, dass es mal besser und mal schlechter läuft. Je länger ich abstinent bin, um so seltener bin ich "gestresst". Was hilft mir: Ich nehme mich in Ducksituationen zurück und sage mir: "Halt! Stopp! Sofort 'ne kleine Auszeit!" Die verschafft mir sofort eine gewisse Distanz und verbessert den Überblick über die zu erledigenden Aufgaben.

    Achte auf ausreichend Schlaf und genügend Bewegung an frischer Luft. Kommen bei mir fehlender Schlaf und Stress zusammen, leidet die nötige Gelassenheit.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Forum,
    ich wollte mich mal wieder melden. Es geht mir gut. Der Frühling ist eine schöne Jahreszeit. Das Erwachen der Natur ist immer wieder etwas Besonderes. Darin liegt etwas Hoffnungsvolles und die unbekümmerte Wucht eines Anfangs.

    Die Gedanken an Alkohol rücken immer weiter weg. Es ist mittlerweile so, dass man mehrere Tage gar keinen Gedanken daran verschwendet. Ebenso habe ich das Gefühl, dass mein inneres Gleichgewicht wieder in normalen Bahnen läuft. Neulich empfand ich ein großes Glücksgefühl beim Anblick der frischgrünen Natur und einem pastellfarbenen Sonnenuntergang. Das Gefühl der Freude und der Dankbarkeit das Naturschauspiel erleben zu dürfen, war so groß, dass ich kurz feuchte Augen bekam.

    Bis demnächst.
    Karamasow

  • Zitat von kamarasow

    Hallo Forum,
    ich wollte mich mal wieder melden. Es geht mir gut. Der Frühling ist eine schöne Jahreszeit. Das Erwachen der Natur ist immer wieder etwas Besonderes. Darin liegt etwas Hoffnungsvolles und die unbekümmerte Wucht eines Anfangs.

    Die Gedanken an Alkohol rücken immer weiter weg. Es ist mittlerweile so, dass man mehrere Tage gar keinen Gedanken daran verschwendet. Ebenso habe ich das Gefühl, dass mein inneres Gleichgewicht wieder in normalen Bahnen läuft. Neulich empfand ich ein großes Glücksgefühl beim Anblick der frischgrünen Natur und einem pastellfarbenen Sonnenuntergang. Das Gefühl der Freude und der Dankbarkeit das Naturschauspiel erleben zu dürfen, war so groß, dass ich kurz feuchte Augen bekam.

    Bis demnächst.
    Karamasow

    Wunderschön, kamarasov... ich stelle bei mir etwas Ähnliches fest, auch nach so kurzer Zeit... ich geniesse wieder Dinge, welche ich zuvor nicht so sehr beachtete... nen schönen Sonnenuntergang, unseren unheimlich schönen, blühenden Apfelbaum im Garten... und gute Stimmung um mich herum. Dafällt mir auf dass ich vorher meine Genussmöglichkeiten nur dezimiert hatte, reduziert auf die Gelegenheit, mit Rausch inner Birne geniessen zu können. Das war völliger Blödsinn, zumal sich dieses Genussgefühl nie so echt und vollkommen zeigte, wie mit klarem Kopf. Ich "genoss" ja nicht mal Realität, sondern nur künstlich herbeigeführte, eingebildete Momente.(an wrlche man sich dann danach auch nicht so schön erinnern kann)

    Joa... die Sonne scheint, ich geh jetzt gleich zur Thera beim Blauen Kreuz, und ich fühl mich gut.

    Ich wünsch Dir einen wunderschönen Tag.

    Lieber Gruss

    Flo

  • Hallo Florian73,
    die Euphorie von der du schreibst, empfand ich am Anfang auch. Die verschwindet jedoch irgendwann und geht in Ernüchterung und z.T. Zweifel über. Da kommt man aber auch durch. Mit Zeit, Gedankenaustausch und Risikominimierung.

    Hallo Forum,
    vor ein paar Monden schrieb ich, dass ich den gesellschaftlichen Druck sogar als stärker empfinde, als den eigentlichen Druck durch den Alk-Gedanken selbst. So war es auch jetzt während des verlängerten Wochenendes nebst Jugendweihe und Verwandtschaft. Auf der einen Seite gilt es, das Risiko zu minimieren, auf der anderen Seite kann ich nicht völlig losgelöst als Einsiedler leben. Soll ich dem Sohn sagen: "Entschuldige, ich bin Alkoholiker, deine Gäste dürfen nichts trinken?". Das kann ich nicht machen. So musste ich Kraft aufbringen, die Wein-trinkende-Gesellschaft auszuhalten. Ich habe mich auch ein paar mal komplett räumlich entfernt, um dem Druck zu entkommen. Das half etwas, aber dennoch habe ich für solche Anlässe keine richtige Lösung. Meist werde ich, weil ich durch die "Hab-acht-Stellung" sehr angespannt bin, den den Gästen gegenüber gereizter. Sie schauen mich mitunter verwundert an und fragen sich, was er jetzt für ein Problem hätte. "Es ist doch so lustig gerade". Nuja. Vielleicht kennt jemand Tricks damit umzugehen.

    Ein anderer gesellschaftlicher Druck, den ich immer wieder erfahre, ist: "Du hast dich verändert.", "Als du Wein getrunken hast, warst du lustiger.", "Willst du nicht lieber wieder Wein trinken?". Diejenigen, die mir das sagen, halte ich auf Abstand. Die haben nichts begriffen. Ich bin nicht deren persönlicher Spaßmacher. Nüchtern bin ich nunmal ernster und lache über andere Dinge.

    Was will ich sagen? Für mich kommt nach 1,5 Jahren Abstinenz der größte Druck aus dem Umfeld. Wäre ich Einsiedler, wäre es bedeutend einfacher. Das geht aber nicht. Oder ich weiß noch nicht richtig wie.

    Viele Grüße
    Karamasow

  • Mhm, ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen, denn ich war genauso "krank" damals, nur eben in die andere Richtung. Meine Co - abhängigkeit ging soweit, dass ich MEINE Feier alkoholfrei absolvierte, jedem versuchte zu erklären, warum, usw.... Immer wieder ließ ich mich auf Diskussionen ein, und merkte nicht, dass mein Mann überhaupt nicht richtig mitmachte. Im Kopf war er ja nicht trocken.
    Was sagt denn deine Familie zu dem Thema? Der Jugendliche selbst?

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Was meine Familie dazu sagt? Meine Frau, die selbst nichts trinkt, steht hinter mir. Sie möchte den Gästen mittlerweile aber auch nichts verbieten. Am Anfang der Abstinenz hatten wir zwei Feiern komplett ohne Alkohol. Was auf Widerstände aber dennoch Akzeptanz bei der Umsetzung stoß. Schlussendlich kennen alle meinen Status, sehen es aber als mein eigenes Problem an. Die Unkenntnis über die Krankheit ist groß.
    Meine Eltern trinken auf der Feier eher ungehemmt. Zu viel, aus meiner Sicht. Mein Bruder trinkt normal. Die Schwiegereltern trinken auch. Sozusagen ein einziges Minenfeld und Stresspaket für mich.
    Mein Sohn weiß nur, dass ich nichts mehr trinke. Der Begriff Alkoholiker fiel ihm gegenüber, denke ich, nicht. Es ist derzeit kein Thema zwischen Vater und Sohn.

    Mit Abstand betrachtet brauch ich mich nicht wundern, dass ich diese Feier verflucht habe.

    Grüße

  • Zitat von kamarasow

    Auf der einen Seite gilt es, das Risiko zu minimieren, auf der anderen Seite kann ich nicht völlig losgelöst als Einsiedler leben.

    Hallo Karamasow,

    dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Zudem kommt noch oft eine dritte Seite hinzu: wenn ich dieses Gefühl äussere dauert es nicht lange bis jemand um die Ecke kommt und diese suboptimale Gefühlslage dann einfach mal prompt als "nasse Gedanken" abstempelt.

    Dies ist in der Tat schon eine verzwickte Situation und machte mir, ähnlich wie dir, mehr zu schaffen als der Saufdruck selbst.

    Mittlerweile versuche ich dies gelassener zu sehen und nicht mehr jedes Wort der Grundbausteine auf die Waage zu legen. Achtsamkeit ja, aber nicht mehr auf Kosten von Einsiedelei. Dies hat meiner Stimmungslage enorm geholfen.

    Natürlich kommt es auch vor dass ich mich manchmal in einer nicht-abstinenten Gesellschaft unwohl fühle (oder mich nach einer gewissen Zeit nicht mehr wohlfühle) aber dann hindert mich auch nichts daran, erst gar nicht erst hinzugehen (oder mich früher zu verabschieden).

    Zitat von kamarasow

    "Es ist doch so lustig gerade". Nuja. Vielleicht kennt jemand Tricks damit umzugehen.

    Ich habe mich jetzt ein paar Mal zu solch einen ähnlichen Zeitpunkt verabschiedet. In meinem Fall war dies bei diversen (Fest)Essen, immer dann als sich der Zeitpunkt der Bestellung der Digestifliköre und -schnäpse bemerkbar gemacht hat ("So, was genehmigen wir uns denn jetzt Schönes zum Verdauen?", etc). In besagten Situation fing ich an mich nicht mehr richtig wohl zu fühlen und zusätzlich gingen bei mir auch diverse Alarmglocken an so dass ich besagte Male beschlossen habe mich zu verabschieden und die Festlichkeiten zu verlassen. Als ich den wahren Grund genannt aber auch erklärt habe gab es zwar für jene, die dieses Verhalten von mir das erste Mal war erlebt haben, eine anfängliche Verwunderung (durch die Unwissenheit über die Krankheit als auch deren Bekämpfung selbst) die aber sehr schnell verschwand und sich bei den meisten in ehrliches Verständniss als auch einen gewissen Respekt verwandelte. Bestätigt wurde dies dass ich von vielen sogar noch Tage später darauf angesprochen wurde. Enweder weil sie meine Verabschiedung wegen Achsamkeit und Riskikominimisierung gut fanden und dies einfach kundtun wollten oder mehr über Saufdruck, Grundbausteine, über das "Nur nicht mehr trinken, reicht nicht" etc wissen wollten.

    Es gab sogar Angebote, mal etwas mit mir zu unternehmen mit Verzicht auf Alkohol.

    Natürlich gab es auch schon die "Du hast dich verändert." und "Als du Wein getrunken hast, warst du lustiger."-Fraktion, aber die versuche ich dann, ähnlich wie du, in Zukunft zu vermeiden.

    Und es gab eben auch schon Situationen wo ich einfach bis zum Schluss geblieben bin, trotz des Alkohols in sogenannter Reichweite. Hängt auch halt immer von der eigenen Stimmung und Gemütslage ab.

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo kamarasow,

    Zitat

    Auf der einen Seite gilt es, das Risiko zu minimieren, auf der anderen Seite kann ich nicht völlig losgelöst als Einsiedler leben. Soll ich dem Sohn sagen: "Entschuldige, ich bin Alkoholiker, deine Gäste dürfen nichts trinken?".

    Es kommt drauf an wo deine Prioritäten stehen. Es geht nicht um dein Sohn, es geht nicht um die saufende Gäste, es geht einfach mal um dich. Du kannst ja wieder saufen und alles ist gut. Bist wieder lustiger, die Familie freut sich und deine ehemaligen Mittrinker klopfen dir auf die Schulter. Oder? Mal überspitzt formuliert.

    Ich fühle mich nur in einem nassen Umfeld als Einsiedler, die ja nichts anderes versuchen durch Sprüche(früher warst du lustiger) wieder ins Boot zu ziehen um ihre Sauferei zu rechtfertigen. Ich lebe trocken nicht als Einsiedler und habe keinen gesellschaftlichen Druck trotz Risikominimierung.

    Bin ja schon ein paar Tage Trocken und kann jedoch deine Gedankengänge in meiner Anfangszeit nachvollziehen. Mein Tipp . Lass dich nicht von deinem Weg abbringen und lasse dich nicht suggestiv ins nasse Umfeld reinziehen.

    Alternativen gibt es genug wenn ich sie sehen will.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Kamarasow!

    Warum nicht mal ein Gespräch zwischen Vater und Sohn?
    Oder auch mit Mutter dazu.?
    Ich finde, dass Alkohol gerade in der Jugend ( Jugendweihe ist wie Konfirmation der meist "offizielle" Beginn zum Genuss von Alkohol ) ein sehr wichtiges Thema ist. Und vielleicht - bestimmt - hat dein Sohn schon in der Schule einen Vortrag - Referat usw. gehört.
    Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es - nach Aufklärung der Situation - dem Jugendlichen auch zeigt, wie "stark" du bist!
    Kinder brauchen starke Eltern und gute Vorbilder!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende! Gotti

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Kramasow,

    Zitat

    der größte Druck aus dem Umfeld

    das kenne ich sehr gut, weil das habe ich auch immer so erlebt. Nass und trocken. Mein Umfeld ist nicht komplett alkoholfrei und ich ziehe mich (heut nicht mehr) ins Einsiedlertum zurück. Anfangs habe ich das so getan und das war für mich auch genau richtig so, denn so habe ich mir die Zeit genommen, mich gut kennenzulernen.

    Doch nach und nach wollte ich wieder an einem "normalen" gesellschaftlichen Leben teilnehmen und da machen wir uns mal nix vor, da wird eben Alkohol konsumiert. Es gehört dazu.

    Bei Leuten, die mich nicht kennen wird schon nachgefragt oder teils erstaunt zur Kenntnis genommen, dass ich keinen Alkhol trinke. Ich gebe je nach persönlicher Stimmungslage eine Statement dazu ab, aber im Prinzip ist es mir vollkommen egal, was mein Gegenüber darüber denkt. Ich mache es mir nicht mehr zu meinem eigenen, weil ich habe damit ja überhaupt kein Problem, Alkohol nicht mehr für irgendwas zu brauchen. Ich habe aufgehört, andere davon überzeugen oder zu erklären, warum das so ist. Denn das Verständnis ist eben einfach sehr begrenzt, entweder weil die Person selbst darin verhangen ist, oder überhaupt nicht. Ein dazwischen habe ich bisher noch nicht wirklich kennengelernt ;-). Ich bin trocken der Glücklichste Mensch auf Erden - ich will auf keinen Fall zurück in die Hölle, dass braucht keiner zu verstehen - lediglich respektieren.

    Bei meinen Leuten, die mich in allen Lebenslagen kennen, höre ich nicht mehr, dass ich weniger lustig sei. Weil ich es auch nicht bin. Das liegt aber an mir selbst, weil ich mich davon frei gemacht habe, nur mit Alkohol lustig und ausgelassen sein zu können. Früher war das Teil von mir, ich konnte z.B. nur alkoholisiert tanzen. Naja... irgendwann trocken musste ich das dann versuchen, wenn ich nochmal wieder tanzen will, ohne dafür Alkohol trinken zu müssen. Die ersten Schritte waren komisch, doch heute tanze ich notfalls ganz alleine auf der Tanzfläche. Es geht mir ja ums tanzen und der Rest ist mir egal.

    In deinem Fall hätte ich es wahrscheinlich so gehalten und erstmal mit dem Sohn gesprochen, wie er die Sache gesehen hätte. Ob aus seiner Sicht (denn es war ja seine Feier) es mit Alkohol stattfinden MUSS oder es ihm egal gewesen wäre oder ihm es sogar lieber gewesen wäre, ganz ohne Alk.

    Wenn mit Alk, hätte ich meinen Partner (deine Frau) und den Veranstalter (deinen Sohn) schonmal darauf hingewiesen, dass je nach persönlichem Empfinden, was ja nicht vorauszusehen ist (zumindest ist es bei mir so) - ich ggf. früher die Feier verlassen muss. Sowas würde mir den Druck von außen nehmen und mich in der Sache an sich freier sein lassen.

    Ich habe es oft erlebt, dass Druck von außen auch irgendwie von mir selbst verursacht wird.

    Viele Grüße
    Maria

  • Hallo

    Zitat

    In deinem Fall hätte ich es wahrscheinlich so gehalten und erstmal mit dem Sohn gesprochen, wie er die Sache gesehen hätte. Ob aus seiner Sicht (denn es war ja seine Feier) es mit Alkohol stattfinden MUSS oder es ihm egal gewesen wäre oder ihm es sogar lieber gewesen wäre, ganz ohne Alk.

    Ich stelle mir da die Frage wieso der Sohn über meine Trockenheit entscheiden soll? Ich bin für mich verantwortlich und ziehe auch keine damit ins Boot. Zudem die Erfahrungen auch zeigen das die Kinder dann nach dem Mund der Eltern sprechen obwohl sie eventuell was anderes wollen. Sie stehen ja da auch unter emotionalen Druck.

    Ich muss mit dem umgehen das ich krank bin. ich muss für mich Abwegen was ich mir zutraue und die daraus folgende Konsequenzen tragen .

    Nun ist es ja nicht so, daß das nahe Umfeld es nicht weiß das ich Alkoholkrank bin und erfahren es ja nicht erst wenn ein Fest ins Hause steht.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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  • Hi Hartmut,

    Zitat

    Ich bin für mich verantwortlich und ziehe auch keine damit ins Boot.

    Richtig - ausnahmslos.

    Zitat

    Ob aus seiner Sicht (denn es war ja seine Feier) es mit Alkohol stattfinden MUSS oder es ihm egal gewesen wäre oder ihm es sogar lieber gewesen wäre, ganz ohne Alk.

    Sehe ich scheinbar anders als du.

    LG Maria

  • Hallo Maria

    ich gehöre nicht zu der Fraktion alles und jedes mit den Kinder bis zu einem gewissen Alter zu diskutieren. Für mich gibt es auch nicht immer ein Kompromiss sondern eine Ansage. Ich halte auch nichts von einer „Waldorf Mentalität“ Aber das ist eine andere Geschichte ;)

    Wenn ICH , eine Feier für meine Kinder ausrichte, dann schon so das es Ihnen gefällt aber nicht so das es mich in Gefahr bringt. Hatte in den Anfangszeiten auch Familienfeste gemieden, unabhängig von Kindern, Geschwister oder Eltern. Wenn da gesoffen wurde war ich eben nicht dabei oder nur begrenzt.

    Wäre ich bei so einem Familienfest aus falsch verstandener Rücksichtnahme rückfällig geworden wäre es für alle Beteiligten eine Belastung und nicht nur für mich gewesen.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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  • Hallo Kamarasow,

    Zitat

    Die Unkenntnis über die Krankheit ist groß.
    [...]
    Mein Sohn weiß nur, dass ich nichts mehr trinke. Der Begriff Alkoholiker fiel ihm gegenüber, denke ich, nicht. Es ist derzeit kein Thema zwischen Vater und Sohn.

    Warum sorgst du nicht dafür, dass die Unkenntnis über die Krankheit geringer wird?
    Zumindest bei deiner Familie und erst recht gegenüber deinem Sohn.
    Von Krankheiten, die niemanden in meinem Umfeld betreffen, habe ich auch wenig Ahnung.

    Das kleine Wort "Alkoholiker" hatte bei mir oft eine sehr große Wirkung. Zumindest sorgte es dafür, einige meiner Handlungen zu erklären.

    Für mich ist gerade diese Offenheit im nahen Umfeld ein wesentlicher Bestandteil meiner Risikominimierung.
    Bis heute finden bei mir keine Feiern statt, auf denen es Alkohol gibt. Feiern, die mir von vornherein zu alklastig erscheinen, finden nach wie vor ohne mich statt, auch sogenannte Familienfeiern. Unverständnis dafür ernte ich nicht und als Einsiedlerin lebe ich deshalb immer noch nicht.
    Es ist bei mir eher so, dass ich, seit ich keinen Alkohol mehr trinke, mein Einsiedler-Dasein aufgeben konnte.

    Viele Grüße,
    Penta

  • Danke für die Rückmeldungen. Darüber werde ich nachdenken müssen.

    Zitat von Hartmut

    Hatte in den Anfangszeiten auch Familienfeste gemieden, unabhängig von Kindern, Geschwister oder Eltern. Wenn da gesoffen wurde war ich eben nicht dabei oder nur begrenzt.

    D.h., selbst bei dem Geburtstag deiner Frau oder Kinder im eigenen Hause bist du verschwunden? Hast während der Feier nichts geholfen und alles, wie bspw 25 Gäste, der Frau überlassen? Wie handhabst du es jetzt, nach der Anfangszeit?

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