Und noch einmal von vorne.

  • Hallo
    Ich bin Joro, 59 Jahre, und möchte mich hier nochmal kurz vorstellen.

    Mit ca. 16 Jahren kam ich zum ersten mal mit Alkohol in Berührung, mit fatalen Folgen, denn dieser eine Kontakt hat den Suchtteufel in mir geweckt und bis ich ca. 30 Jahren alt war, habe ich von da an praktisch täglich getrunken und immer öfter zuviel.
    Dann habe ich einen stationären Enzug gemacht und bin mit Hilfe einer SHG
    8 Jahre trocken geblieben. Da dachte ich mir, ich weiss jetzt wie es funktioniert und habe die SHG nicht mehr besucht. Es dauerte dann nicht lange, bis ich wieder in den Alk. abrutschte.
    Seitdem habe ich einige Versuche unternommen, wieder trocken zu werden. Diese dauerten aber meistens nicht lange. Tage, Wochen, zwei oder drei mal sogar ein paar Monate.
    Vor ca. 3 Jahren war ich schon einmal hier und das war einer der am längsten dauernden Versuche.

    Ein schwerer Schicksalsschlag hat mich jetzt erneut hierher geführt, weil ich seitdem angefangen habe exzessiver zu trinken um alles zu betäuben.

    Heute bin ich den 7. Tag in Folge trocken und hoffe innigst, dass es mir diesmal gelingen möge dem Alk endgültig abzuschwören.

    Viele Grüsse, Joro

  • Alles Gute für dich Joro!!!!
    Hast du vor Ort noch jemand, der dir hilft?
    Ich wünsche dir ganz viel Unterstützung!!!
    Aber! Hast du es einmal geschafft, kannst du es jetzt wieder! :!:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Joro,

    herzlich willkommen hier im Forum.

    Zitat

    Ein schwerer Schicksalsschlag


    ..das tut mir sehr leid.

    Ich wünsche dir Kraft und Mut, trotz der Traurigkeit, zu erkennen, das ein trockenes Leben etwas wunderbares ist.
    Dass uns der Alkohol nur vorgauckelt, eine Hilfe zu sein.
    In Wahrheit aber die Traurigkeit und die Verzweiflung nur noch schlimmer macht.

    Hab Mut, du schaffst das.

    Du findest hier Hilfe und Unterstützung.

    Hans

  • Hallo
    Tag Nummer 8 ist auch geschafft, ungefähr im selben Stil wie die letzten drei oder vier.
    Eigentlich geht es ganz ordentlich, sobald ich aber Anfange im Haushalt zu arbeiten, den ich jetzt ja alleine schmeissen muss, da werde ich sehr nervig und fahrig, da ich den Eindruck bekomme, dass ich das nicht schaffe. Überall sehe ich Sachen die auch noch gemacht werden müssen. Dieser, mir selbst gemachte Stress, ist nicht gut und löst in mir das Verlangen nach Alkohol aus. Nicht wahnsinnig stark, aber in diesen Situationen denke ich schon öfter daran als wenn ich ruhig und entspannt bin.
    Gestern hat mir eine Stunde Joggen geholfen, heute waren es zwei Spaziergänge mit dem Hund die mich vorübergehend etwas herunter geholt haben.

    Gotti : Danke für deine aufmunternden Worte, ich muss es einfach schaffen, sonst gehe ich in der jetzigen Situation am Alkohol zugrunde.
    Vorort habe ich leider niemand, ausser einem wirklich sehr guten Hausarzt der mir helfen kann. Habe mich heute mal nach realen SHG in der Nähe umgeschaut und eine gefunden die zwei mal Wöchentlich stattfindet. Ziemlich grosse Entfernung und unregelmässige Arbeitszeiten werden zumindest einen regelmässigen Besuch nicht zulassen. Aber so hin und wieder könnte ich dort hingehen, wenn ich mich dazu überwinden kann.

    Hans : Auch dir danke für die ermutigenden Worte. Dass der Alkohol die Traurigkeit nur noch verschlimmert, musste ich gerade selber erfahren. Da gerate ich in eine sehr gefährliche Negativ Spirale hinein. Glücklicherweise habe ich das einigermassen schnell gemerkt.

    Ich wünsche euch allen einen guten Abend und eine gute Nacht.
    Joro

  • Hallo Joro!
    Herzlich Willkommen hier.
    Diese Stressauslöser kenne ich von mir auch. Sie haben bei mir auch Saufdruck ausgelöst. Mit der Zeit hab ich mir in meiner Therapie angeschaut, welche Ideale ich habe, habe sie hinterfragt und viele korrigiert oder über Bord gekippt. Letztendlich sind es oft unsere Gedanken, die Stress auslösen. Und wenn ich den Gedanken als Gedanken erkenne, sag ich mir: aha, der sagt mir, dass ich das jetzt alles machen soll. Muss ich aber gar nicht. Das entspannt mich oft und ich erkenne besser, was für mich jetzt wirklich wesentlich ist. Z.B. mir was Gutes gönnen, um eben keinen Drang nach Alkohol zu bekommen.
    Soviel zu meiner Erfahrung.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Joro!
    Unregelmäßige SHG - Besuche ... lösen bei mir schon wieder das Helfersyndrom aus. (Vielleicht sollte ich doch nicht in diesem Teil des Forums lesen ???)
    Such weiter! Oder schau nach, ob dir in der Gruppe jemand ein persönlicher Anlaufpunkt werden kann! Zum in der Not jeden Tag anrufen!
    Männer quatschen zwar nicht so viel, aber hier ist es leider überhaupt nicht hilfreich, sich zu verschließen.
    Zum Thema Ordnung im Haushalt: es wird keiner kommen, und deinen Dreck wegräumen. Und allen anderen kann es somit auch egal sein. Es liegt in deinen Wertvorstellungen, ob es sauber oder "rein" ist. 8) Menschen, die dich mögen, schauen auf ganz andere Sachen! Und wer dich kennt, und weiß, in welcher Veränderung deines Lebens du jetzt stehst, und kein Verständnis hat, den brauchst du auch nicht zu mögen!
    Aber wenn es dir hilft, kannst du ja einen Wochenplan, Monatsplan erstellen.
    Jeden Tag eine kleine!!! Aufgabe. Wenn die dann nicht geschafft ist, schaffst du sie vielleicht morgen, wenn es dir besser geht!
    Mene ganzen Erkenntnisse musste ich mir auch erarbeiten. :oops: Und arbeite auch noch dran. :oops::oops:
    Gute Zeit!!! Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo
    ich soll mich ja hier austauschen, nur weiss ich oft gar nicht was ich eigentlich schreiben soll. So ereignisreich sind meine Tage nicht, dass sie viel Gesprächsstoff hergeben. Dafür sind sie manchmal ziemlich lang, 13 oder 14 Std. Präsenzzeit sind keine Seltenheit und da bin ich dann am Abend ziemlich ausgepumpt. Aber Spass macht mir meine Arbeit trotzdem.

    Ich konnte auch die letzten beiden Tage, ohne grosse Schwierigkeiten, den Alkohol stehen lassen. Es gibt schon Situationen in denen er plötzlich in meinem Kopf ist, aber solche Gedanken lassen sich bis jetzt recht mühelos wegschieben, in dem ich mir sage „es gibt jetzt nichts, diese Zeiten sind vorbei und es hat sowieso gar nichts hier“.

    Danke „Calida 78“ das nervig werden hat wirklich damit zu tun, dass ich dauernd den ganzen Berg Arbeit als fast unlösbare Aufgabe vor mir sehe. Deine Worte helfen mir, mich auf das zu konzentrieren was ich gerade mache und den Rest weg zu schieben. Das bringt etwas Ruhe in die Sache. Auch irgendwann einmal sagen, so das reicht jetzt für heute und dann noch etwas machen das mir gut tut, bringt mich herunter.

    So, Zeit zum schlafen, morgen geht’s wieder beizeiten los.
    Viele Grüsse
    Joro

  • Hallo Joro,
    es sind oft scheinbar kleine Dinge, die uns Denkanstöße geben können. Du musst hier nicht Deinen gesamten Alltag schildern um Dich austauschen zu können. Oft wars bei mir einfach ein Gedanke, den ich dann hier schriftlich weitergesponnen habe. Mir hat's anfangs geholfen, in anderes TBs zu lesen. Da bin ich auf Themen gestoßen, die auch für mich interessant waren.
    Liebe Grüße
    Calida

  • Hallo
    Und schon sind fast zwei Wochen vergangen in denen der Alkohol keinen Platz mehr in meinem Leben hat.
    Gestern Morgen bin ich aufgewacht und hatte das Gefühl Bäume ausreissen zu können. So voller Energie und Tatendrang fühlte ich mich schon lange nicht mehr. Es ist schon beeindruckend wie toll man sich fühlen kann, wenn man nicht an den Folgen des Alkoholkonsums vom Vortag leidet. Dieses Hochgefühl hielt dann bis gegen Mittag an, dann haben sich erste Symptome einer Erkältung bemerkbar gemacht und die sind inzwischen zu einer ordentlichen Erkältung angewachsen. Die quält mich jetzt ein bisschen.
    Die Gedanken an Alkohol werden immer seltener und lassen sich problemlos beiseite wischen. Dafür gibt es jetzt Abendessen zu einer vernünftigen Zeit, ich komme früher ins Bett und mag am Morgen besser aufstehen. Auch die Bewältigung meines herben Verlustes funktioniert jetzt bedeutend besser.
    Die Erkältung wird mehr oder weniger von alleine wieder verschwinden, was soll es also. So lange ich nichts trinke, wird es mir morgen gut gehen und wenn nicht, dann bin ich wenigstens nicht selber schuld daran.
    Die nächsten zwei Tage habe ich frei und Zeit genug mich auszukurieren und mit dem Hund spazieren zu gehen.

    Viele Grüsse
    Joro

  • Hallo Joro,

    auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns im Forum!

    Es ist schon merkwürdig nicht wahr, da lebt man gesünder und schon kommt eine Erkältung...
    Ich hatte damals das Gefühl mein Körper holt sich jetzt das Recht zu schwächeln. Denn als ich
    noch exessiv getrunken habe, musste ich mir und den anderen "beweisen", dass ich alles schaffe.

    Wenn dann aber der Druck abfällt, dann zeigt der Körper, dass er anfällig ist und
    im Grunde seine Erholung braucht. Und die holt er sich, egal auf welche Weise!

    Wichtig ist, dass man auf sich Rücksicht nimmt, und sich und den geschundenen Körper eine ruhige Zeit gönnt!

    Und bei Dir kommt noch die Trauer dazu... nicht einfach, das alles auf einmal zu kompensieren.

    Gut, dass Du einen Hund hast, der bringt Dich auf andere Gedanken und an die frische Luft!

    Alles Liebe Elly

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Zitat von Joro

    So voller Energie und Tatendrang fühlte ich mich schon lange nicht mehr.

    Hallo Joro,

    dann genieß das Gefühl.
    Denk nur dran: das Leben hat auch im trockenen Zustand seine Höhen und Tiefen.
    In meiner Anfangs-Trocken-Zeit war ich auch extrem euphorisch, vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass sich im Gehirn etwas wie ein alkoholfreier Normalzustand einfinden muß.

    Dann wurde das Leben auch im übertragenen Sinn wieder nüchterner und ich war enttäuscht.
    Genau dann kommt der Punkt, da ist es wichtig, dran zu bleiben.
    Zum Beispiel durch regelmäßigen Austausch hier.... :lol:

    Hans

  • Hallo Joro

    Du bist ca. 5-6 Tage länger abstinent als ich und bist voller Tatendrang. Super. Ich bin noch nicht soweit. Zögerlich, abwartend. Schaffe ich es? Und der Baustein, dass eben "Nicht Trinken" nicht genügt, sondern in der Oberstube noch was verändert werden müsste, gibt mir auch zu denken. Angst vor der Selbsterkenntnis.
    Wir zwei sind etwa gleich alt und in der Oberstube aufräumen: Puuh, das ist harte Arbeit.

    Ich wünsche Dir (aber auch mir), dass wir diesen Weg schaffen und von dern "Frischlingen" (Jägersprache für junges Wildschein) irgend wann zu den alten S.. ehhh Hasen gehören
    :lol::?:
    Alles Gute und viel Kraft
    Lieber Gruss
    Ernest

  • Hallo Joro :D

    Ich schreibe mal nichts weiter als:
    Das Gefühl, Bäume ausreißen zu können, kenne ich auch noch.
    Pass auf, dass du dieses gute Gefühl nicht mit dem falschen Sahnehäubchen krönen willst. ;)

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo
    Nun sind also die zwei Wochen definitiv geschafft, ein Grund zur Freude, auch wenn mir klar ist, dass damit erst ein ganz kleiner Teil eines langen Weges zurückgelegt ist. Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

    Zitat

    Das Gefühl, Bäume ausreißen zu können, kenne ich auch noch.
    Pass auf, dass du dieses gute Gefühl nicht mit dem falschen Sahnehäubchen krönen willst.

    Danke Dante für die Warnung.

    Tatendrang und Bäume ausreissen wollen, spielt sich bei mir hauptsächlich im Kopf ab. Wenn ich dann mutig zur Tat schreiten will, muss ich ziemlich schnell einsehen, dass meine körperlichen Kräfte nicht weit hinreichen. So ermüde ich viel schneller als es mit Alkohol der Fall war und ich bin viel zu unorganisiert so, dass ich für alles viel zu lange brauche und nirgends hinkomme. Zum Übermut gibt es vorläufig nicht viel Grund.

    Zitat

    Genau dann kommt der Punkt, da ist es wichtig, dran zu bleiben.
    Zum Beispiel durch regelmäßigen Austausch hier....

    Ja, und ich denke, genau da liegt bei mir der Hase im Pfeffer. Nach einer gewissen Zeit, geht es mir gut und ich werde nachlässig und nehme die Trockenheit als selbstverständlich hin. Dann kommt ein kritischer Augenblick, ich bin nicht vorbereitet und schon ist es wieder passiert. Da muss ich jetzt wirklich mal versuchen am Ball zu bleiben.

    Meiner Erkältung geht es schon ein bisschen besser, habe heute daran herum gedoktert und die Spaziergänge an der kühlen Luft haben gut getan.

    Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht und ein gelungenes Morgen.
    Viele Grüsse
    Joro

  • Hallo Joro,
    habe die Tage schon bei Dir mitgelesen.
    Erstmal Glückwunsch zu 2 Wochen ohne Alkohol !

    Zitat

    auch wenn mir klar ist, dass damit erst ein ganz kleiner Teil eines langen Weges zurückgelegt ist.
    Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.


    So isses.
    Wir standen alle mal am Anfang und es ist noch kein Trockenheitsmeister vom Himmel gefallen :wink:

    Zitat

    Nach einer gewissen Zeit, geht es mir gut und ich werde nachlässig und nehme die Trockenheit als selbstverständlich hin.
    Dann kommt ein kritischer Augenblick, ich bin nicht vorbereitet und schon ist es wieder passiert.
    Da muss ich jetzt wirklich mal versuchen am Ball zu bleiben.

    Bei mir ist es so, das ich meine Alkoholkrankheit für mich als selbstverständlich hinnehme :wink:
    Das bedeutet, ich WEISS, das sie immer da ist und auch dableiben wird, bis ans Ende meines Lebens.
    Das ist einfach so und unabänderbar. Somit für mich selbstverständlich.
    Und das bedeutet, das ich auch immer mal wieder an meiner Trockenheit arbeite.
    Da ich schon viele Jahre trocken bin, ist das sicher nicht mehr täglich nötig, anfangs sah es aber anders aus.
    Aber auch heute reflektiere ich mich regelmäßig, wo ich trockenheitstechnisch stehe und wie es mir geht.

    Was meinst Du denn genau mit dem "kritischen Moment", wo Du nicht vorbereitet bist?
    Ich frag nach, weil ich mir das jetzt nicht so genau vorstellen kann, was damit gemeint ist.

    Kritische Momente wird es immer mal geben, denke ich.
    Selbst wenn man sich noch so gut schützt und dem Alk so gut wie möglich aus dem Wege geht.
    Ich habe mich anfangs immer an die "Grundbausteine" gehalten, bzw. bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt,
    denn ich kannte damals die "Grundbausteine" noch gar nicht.
    Ich glaube, die wurden auch erst sehr viel später hier in dieser Art niedergeschrieben.
    Als ich nach meinem Bauchgefühl ging, habe ich mir nie was schön geredet.
    Und ich war bereit zu Veränderungen.
    Trotz aller Vorsicht geriet ich auch in unvorhersehbare Situationen.
    Und natürlich war ich darauf nicht vorbereitet, denn auf unvorhersehbare Situationen kann man sich ja nun mal nicht vorbereiten.
    Ich habe dann immer die gefährdende Situation so schnell wie möglich verlassen und das hat sich immer als gut herausgestellt.
    Und dabei war es mir völlig egal, was andere davon halten.
    Denn ICH habe das Problem, wenn ich wieder saufe, und nicht die anderen !

    Ich will mal eine Situation beschreiben, in die ich in den ersten Monaten meiner Abstinenz geriet:
    Ich fuhr zu einer Verabschiedung eines langjährigen Arbeitskollegen, deren Abteilung sich zu der Zeit außerhalb unseres Betriebes befand.
    Da Alkohol an unserem Arbeitsplatz strikt verboten war, sah ich keine Gefährdung für mich.
    Als ich dort ankam, hatte die Verabschiedung schon begonnen und mir wurde sofort ein Glas Sekt in die Hand gedrückt :shock:
    Damit hatte ich keinesfalls gerechnet, denn es gab ja das Alkoholverbot am Arbeitsplatz. Das hatten die aber einfach übergangen.
    Und das konnte ich nicht ahnen.
    Da stand ich nun also, mit dem Glas Sekt in der Hand und dachte so, na schau, so schnell geht das... brauchst es nur nur noch an den Mund zu führen
    und schon Du hängst wieder in der ganzen Schei*sse drin.
    Ich habe das Glas so schnell wie möglich auf einen Tisch abgestellt, bin zum Kollegen und habe mich verabschiedet und habe sofort die Veranstaltung verlassen.
    An meinem Auto angekommen, merkte ich erst, wie sehr ich zitterte und ich brauchte erstmal eine Zeit, um mich zu beruhigen.
    Es war richtig, sofort zu gehen.

    Und das gebe ich auch gern mal so als Tipp weiter:
    Kommt man in eine unvorhergesehene Situation, die die Abstinenz gefährden könnte, dann WEG DA !
    Raus aus der Situation, egal was andere denken könnten. Die eigene Sicherheit geht immer vor.
    Man ist kein Held, wenn man gefährdende Situationen aushalten will und das auch schafft.
    Das ist einfach nur Leichtsinn und auch schon Dummheit und man passt dann nicht gut genug auf sich auf.
    Das ist aber nötig, um ein trockenes Leben führen zu können.
    Und dafür ist auch mitunter ein gesunder Egoismus vonnöten.

    Zitat

    ich bin nicht vorbereitet und schon ist es wieder passiert.


    Wie gesagt, man kann sich gar nicht auf jede erdenkliche Situation vorbereiten. Aber sich gut zu schützen, das kann man tun.
    Und mit der Zeit baut sich auch eine stabile Trockenheit auf und man macht viele Sachen einfach ganz automatisch.
    Bei mir ist das jedenfalls so und ich weiß das auch von anderen, das es bei ihnen auch so ist.

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine_33
    erst mal vielen Dank für Deine Worte.

    Zitat

    Was meinst Du denn genau mit dem "kritischen Moment", wo Du nicht vorbereitet bist?
    Ich frag nach, weil ich mir das jetzt nicht so genau vorstellen kann, was damit gemeint ist.


    Im Grossen und Ganzen meine ich damit so ziemlich das, was Du als „unvorhersehbare Situation“ beschreibst. Hier auch eine kleine Geschichte zur Veranschaulichung:
    Im 2014 haben wir eine 3 Wöchige Kreuzfahrt gemacht. Als ich dieses Vorhaben hier im Forum geäussert habe, wurde ich sofort davor gewarnt, so von wegen da ist überall Alkohol im Spiel und mich unnötigen Gefahren auszusetzen. Da dies aber nicht unsere Erste Kreuzfahrt war, wusste ich in etwa wie es da zugeht. Nämlich ziemlich gesittet, also war ich der Überzeugung, das Risiko einschätzen zu können und auch, dass ich das ohne Probleme meistern kann. So kam es dann auch und die Kreuzfahrt verlief ohne die geringsten Probleme für mich. Ich war ja vorbereitet.
    Dann kam die Heimreise und eine Übernachtung in einem Flughafenhotel. Der Einfachheit halber und ohne mir was dabei zu denken, hatte ich das Selbe Hotel gebucht, in dem wir schon öfter waren. Dass dies ein kontaminierter Ort ist, an dem wir gewohnheitsmässig immer etwas getrunken haben ist mir bei der Buchung gar nicht eingefallen.
    Und da kam es, kaum hatte ich das Hotel betreten, wollte ich nur noch eines, nämlich so schnell wie möglich ein paar Biere hinunter kippen. Was ich dann auch gemacht habe und damit eine doch längere Phase der Trockenheit beendet habe. Ich war halt nicht vorbereitet, wäre ich es gewesen, hätte ich ein anderes Hotel gebucht.

    Zitat

    Bei mir ist es so, das ich meine Alkoholkrankheit für mich als selbstverständlich hinnehme Das bedeutet, ich WEISS, das sie immer da ist und auch dableiben wird, bis ans Ende meines Lebens.
    Das ist einfach so und unabänderbar. Somit für mich selbstverständlich.


    Ja, das ist wahrscheinlich die Einstellung, die es zu erreichen gilt. Die Frage ist nur, wie komme ich dorthin? Im Moment kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Ich weiss,dass das was jetzt kommt grundfalsch ist aber es ist das was im Moment in mir vorgeht.
    Wenn ich also akzeptiere, dass ich lebenslänglich alkolkrank bin und mich deswegen immer wieder einschränken muss, dann bedeutet das gleichzeitig irgendwie auch, dass der Alkohol weiterhin mein Leben diktieren wird und das ist doch genau das was ich nicht will. Hattest / hast Du keine solchen Vorbehalte? Wenn doch, wie bist Du dagegen angegangen? Ein paar gute Tipps werden hier gerne angenommen.
    Aber vielleicht ist das im Moment einfach noch zu hohe Schule für mich.

    Ich danke Dir für deinen Beitrag.
    Viele Grüsse, Joro

  • Zitat von Joro

    Wenn ich also akzeptiere, dass ich lebenslänglich alkolkrank bin und mich deswegen immer wieder einschränken muss, dann bedeutet das gleichzeitig irgendwie auch, dass der Alkohol weiterhin mein Leben diktieren wird und das ist doch genau das was ich nicht will.[/quote]

    Dies gelingt oder scheitert daran, ob ein Leben ohne Alkohol als "Einschränkung" angesehen wird oder nicht.

  • Zitat von Hull

    Wenn ich also akzeptiere, dass ich lebenslänglich alkolkrank bin und mich deswegen immer wieder einschränken muss, dann bedeutet das gleichzeitig irgendwie auch, dass der Alkohol weiterhin mein Leben diktieren wird und das ist doch genau das was ich nicht will.

    Dies gelingt oder scheitert daran, ob ein Leben ohne Alkohol als "Einschränkung" angesehen wird oder nicht.[/quote]

    Um zu der letztgenannten Erkenntnis zu gelangen, vergeht einige Zeit. Joro ist noch ganz am Anfang seines Weges.

    Bei mir dauerte es eine Weile, bis ich soweit war und den Gedanken in die Verbannung schicken konnte, doch noch mal eines Tages "moderat" trinken zu können. Das kommt nicht von jetzt auf gleich. Ich schätze mal, das nahm schon ein knappes halbes Jahr in Anspruch. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Wichtige Einsichten müssen sich entwickeln. Und das nimmt nun mal Zeit in Anspruch.

    Es heißt so schön: Am Anfang "darf" man nichts trinken; später will man nicht trinken und im Endstadium "braucht" man nichts trinken. Da wir alle unterschiedlich gestrickt sind, benötigen wir auch unterschiedlich viel Zeit.

    Was ich aber mit Gewissheit sagen kann: "Solange noch irgendwo ein Gedanke im hintersten Stübchen des Hirns vorhanden ist, irgendwann könne man wieder ab und an ein Gläschen trinken, solange wird das nichts mit der Abstinenz. Dieser Gedanke allein ist doch ein gefundenes Fressen für unser geniales Suchtgedächtnis, dass uns verführen möchte.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo alle
    schön, dass langsam etwas Betrieb aufkommt hier bei mir. Darum danke, dass Ihr hier mit lest und Eure Erfahrungen mit mir teilt.

    Zitat

    Dies gelingt oder scheitert daran, ob ein Leben ohne Alkohol als „Einschränkung“ angesehen wird oder nicht


    Da bin ich wohl etwas missverstanden worden, ein Leben ohne Alkohol sehe ich überhaupt nicht als Einschränkung, im Gegenteil. Ich weiss, dass ein Leben ohne Alkohol viel entspannter und reicher ist als eines mit. Was ich meinte ist eher, dass wenn ich da nicht hingehen kann, dies nicht tun sollte, sprich alle Orte oder Menschen meiden muss wenn irgendwie Alkohol vorhanden ist, dann laufe ich Gefahr komplett zu vereinsamen. Das würde ja bedeuten, dass ich zwar trocken wäre aber nicht zufrieden sein könnte mit dieser Art Leben. Also hätte mich der Alkohol, auch wenn ich ihn nicht konsumiere, wieder in der Zange und ins Abseits gedrängt.
    Ich weiss aus meinen vorherigen trockenen Zeiten, dass man dem Alkohol nicht völlig ausweichen kann, denn der ist praktisch überall vorhanden.
    Also muss ich doch eine Möglichkeit finden, mich auch in Kreisen in denen Alkohol konsumiert wird bewegen zu können, ohne, dass ich selbst welchen trinke.
    Der Alk den die anderen trinken, der tut mir ja nichts. Wichtig ist aber, dass ich frühzeitig genug erkenne, wenn es für mich gefährlich wird und dann entsprechend reagieren kann und zwar konsequent.
    Das scheint bei mir irgendwie der Knackpunkt zu sein, dass ich das nicht konsequent genug schaffe und möglicherweise darum immer wieder zurück falle. Dies obwohl ich mich in meiner Trockenheit wohl fühle und eigentlich genau weiss, wo das hinführt. Aber im entscheidenden Augenblick kommt diese Erkenntnis irgendwie nicht durch.......??
    Hmmmm, da ist guter Rat wohl teuer.

    Viele Grüsse
    Roland

  • Hallo Roland!

    Zitat

    Was ich meinte ist eher, dass wenn ich da nicht hingehen kann, dies nicht tun sollte, sprich alle Orte oder Menschen meiden muss wenn irgendwie Alkohol vorhanden ist, dann laufe ich Gefahr komplett zu vereinsamen. Das würde ja bedeuten, dass ich zwar trocken wäre aber nicht zufrieden sein könnte mit dieser Art Leben. Also hätte mich der Alkohol, auch wenn ich ihn nicht konsumiere, wieder in der Zange und ins Abseits gedrängt.

    Das ist eine Frage der Perspektive. Ich bin nicht vereinsamt😊
    Aber das hat sich entwickelt und braucht Zeit. Am Anfang hab ich auf einiges verzichtet, um mich nicht zu gefährden. So, nun hatte ich aber Zeit für mich. Ich hab neue Sachen entdeckt, die mir Spaß machen. Und ich habe neue Leute kennen gelernt. Und plötzlich saß ich mit ner neuen Freundin in der Sauna, was ich nass nie gemacht hätte, weil ich ja lieber trinken wollte. Nach einigen Monaten Abstinenz hab ich gemerkt, dass mein Leben jetzt reicher ist, dass ich eher vorher vereinsamt bin, weil Alkohol Priorität hatte und ich auf das wirklich Schöne verzichtet habe.
    Und heute, würde ich sagen, ich könnte vielleicht schon in eine Kneipe gehen. Aber weißt Du was? Ich will gar nicht. Ich hab so viel wirklich erfüllendes gefunden, dass ich mir doch nicht den Hintern platt sitze, um trinkenden Menschen Gesellschaft zu leisten.
    Ich kann Dir Mut machen. Lass Dich drauf ein und schau, was passiert. Das Leben ist bunt.😊

    Viele Grüße
    Calida

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!