Und noch einmal von vorne.

  • Für mich war es auch wichtig, dass ich mich wieder an allen Orten wohl fühle; völlig egal, ob Alkohol getrunken wurde oder nicht.

    Einfach herantasten und im Zweifel zu vorsichtig, als zu nachsichtig handeln.

    Es sollte zu Beginn auch keine Spelunke sein. Ein feineres Restaurant, in dem niemand Sprüche über nüchterne Gäste loslässt, wäre die erste Wahl. Dennoch wird es auch dort Bewährungsproben geben. (Schnaps "aufs Haus", Gläser verwechseln, falsche Getränke usw.)

  • Die Einschätzung von Hull teile ich nicht.

    Welchen Abstand man zum Alkohol halten kann oder muss, ist sehr von der einzelnen Person abhängig.
    So mancher kann sich an öffentlichen Plätzen, an denen allgemein viel Alkohol konsumiert wird, überhaupt nicht mehr aufhalten. Es gibt aber auch welche, die trotzdem in die gewohnte Stammpinte zum darten gehen, ohne dass ihnen die Sauferei um sie herum etwas ausmacht.

    Was machbar ist & was nicht, muss jeder für sich selbst ertasten & vor allem dabei ehrlich in seiner Einschätzung sein. Ehrlich sein heißt in diesem Fall ehrlich zu sich selbst! Wenn man das nämlich nicht ist, geht das garantiert nach hinten los.

    Aber ganz am Anfang der Trockenheit gilt, sich vor allgemeinen Sauforten fernzuhalten & auch solche Orte & Personenkreise zu meiden, die vorher bei einem immer trinkbetont waren.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Uh, in feinen Restaurants, da hab ich schon Sachen erlebt....
    Da hab ich wirklich noble Damen und Herren jenseits von gut und böse erlebt.....
    Ich glaub, so allgemein kann man das, wie Dante auch schreibt, nicht sagen.
    Ich hab mir, als das erste Mal ein Restaurantbesuch anstand, versucht, das vorzustellen und habe auf mein Gefühl geachtet.
    Heute noch stelle ich mir vor, was ich mache, wenn mir jemand einen Ouzo hinstellt oder Sekt in die Hand drückt.
    Einfach nein danke sagen, das geht mir schon selbstverständlich über die Lippen. Wie locker ich dann bin, hängt von den Begleitern ab. Locker bin ich mit Familie und Freunden, die Bescheid wissen und deshalb auch nicht trinken. Eine andere Gesellschaft dagegen meide ich heute lieber immer noch. Entfernte Bekannte oder Kollegen im Restaurant und beim Trinken, da fühl ich mich nicht wohl. Und nicht wohlfühlen und trotzdem machen, kann schlecht für die Trockenheit sein. Deshalb lass ich es in der Regel.
    Jedenfalls mir vorzustellen, wie ich mich wo und mit wem fühle, hat mir bisher geholfen.😊
    LG Calida

  • Hallo alle
    nein, nein ich leide nicht an Schlafstörungen, bin erst jetzt von der Arbeit heim gekommen (ohne Zwischenstopp) und kann nicht sofort ins Bett und schlafen. Darum schreibe ich um diese Zeit noch.

    Zitat

    Entfernte Bekannte oder Kollegen im Restaurant und beim Trinken, da fühl ich mich nicht wohl. Und nicht wohlfühlen und trotzdem machen, kann schlecht für die Trockenheit sein. Deshalb lass ich es in der Regel.


    Da würde ich mich glaube ich auch nicht wohl fühlen. Habe heute bei der Arbeit ein paar gut angetrunkene Gäste gehabt, nicht sturzbetrunken, trotzdem habe ich mich schnell einmal gefragt, ob ich mich auch so unmöglich benommen habe unter Alkoholeinfluss. (Die Antwort bin ich mir vorerst schuldig geblieben.) Auf jedenfall würde ich es in solcher Gesellschaft keine paar Minuten aushalten, das wäre mir einfach zu blöd. Und wenn es mir schon nicht passt oder ich mich nicht wohl fühle, gibt es auch keinen Grund zu bleiben resp. überhaupt erst hinzugehen.

    Zitat

    Jedenfalls mir vorzustellen, wie ich mich wo und mit wem fühle, hat mir bisher geholfen.


    Das scheint mir ein guter Ansatz, danke!!!! Wenn ich mir vorzustellen versuche, was und wie das geplante ablaufen könnte, setze ich mich ja mit der/den möglichen Situation/en auseinander und BEREITE MICH VOR.
    Und somit stolpere ich nicht einfach in Situationen, von denen ich dann völlig überrumpelt werde und Dummheiten mache.

    Danke und Grüsse
    Joro

  • Hallo Joro,

    Zitat

    Was ich meinte ist eher, dass wenn ich da nicht hingehen kann, dies nicht tun sollte,
    sprich alle Orte oder Menschen meiden muss wenn irgendwie Alkohol vorhanden ist, dann laufe ich Gefahr komplett zu vereinsamen.
    Das würde ja bedeuten, dass ich zwar trocken wäre aber nicht zufrieden sein könnte mit dieser Art Leben.
    Also hätte mich der Alkohol, auch wenn ich ihn nicht konsumiere, wieder in der Zange und ins Abseits gedrängt.

    Was Deiner Vorstellung entspricht, muss aber nix mit den Tatsachen zu tun haben :wink:
    Sprich, Du denkst, es wäre so und so (Vereinsamung), wenn Du nun alle Orte meidest, wo Alk konsumiert wird.
    Das ist aber gar nicht zwingend so, sondern das ist Deine momentane Vorstellung davon.

    Also ich bin überhaupt nicht dadurch vereinsamt, sondern ganz im Gegenteil.
    WIRKLICH EINSAM war ich nämlich, als ich noch gesoffen habe.
    Auch, weil ich mich selbst isolierte. Damit keiner merkt, was wirklich mit mir los ist.
    In meiner ersten abstinenten Zeit mistete ich dann erstmal meine "Freunde" aus.
    Wer kein Alk-Problem hate, durfte auch weiterhin mein Freund bleiben.
    Die anderen "Freundschaften" pflegte ich nicht weiter.
    Dann aktivierte ich wieder mein Hobby, die Fotografie.
    Und schloss mich mehreren Wildlife-Fotografen an, das ergab sich aus Zufall, und aus einigen Bekanntschaften ergaben sich mittlerweile jahrelange Freundschaften.
    Das sind alles Menschen, die teilweise gar keinen Alkohol trinken, oder zumindest nicht bei unseren Zusammentreffen.
    Denn in unserer Beobachtungshütte wird nix gesoffen.

    Das nur mal so als kleines Beispiel, was sich auch positives durch Veränderungen ergeben kann.
    Darum: Jede Veränderung ist auch eine CHANCE !! Zur positiven Lebensentwicklung.
    Man muss im Grunde nur bereit dazu sein, dann können sich auch neue Wege eröffnen :)

    Muss hier mal schnell schließen, Enkelkinder stehen vor der Tür.

    LG Sunshine

  • Hi Joro!
    Sich etwas vorstellen ist zur Vorbereitung gut, es kann aber trotzdem unvorhergesehenes passieren.
    Wenn das so ist, dann hab ich mir vorgenommen, die Situation zu verlassen und mal inne zu halten. Wo auch immer, ich fahre immer selbst, damit ich unabhängig bin und schnell nach Hause kann. Diesen Tipp hab ich auch hier aus dem Forum.😊
    LG Calida

  • Hallo alle
    so langsam begreife ich schon, dass ich nicht einfach im bisherigen Fahrwasser bleiben kann einfach ohne zu trinken. Auch wenn ich mir momentan überhaupt nicht vorstellen kann wie, so muss ich wohl mein Leben komplett neu gestalten. Vielleicht ist es am besten, wenn ich das einfach mal loslasse, auf mich zukommen lasse und einmal schaue was sich von selbst ergibt.
    Und wie jemand hier geschrieben hat, in der Zwischenzeit werde ich einmal Zeit für mich selbst haben und vielleicht auch erkennen was mir wichtig ist, mir Freude macht und mir gut tut. Ich denke ich sollte einfach einmal damit aufhören, alles mit der Brechstange durchsetzen zu wollen und das JETZT so annehmen wie es halt ist und die Zukunft auf mich zukommen lassen. Das braucht halt wahrscheinlich einiges an Geduld, dummerweise ist und war gerade Geduld noch nie meine Stärke. Aber es ist glaube ich halt schon so, dass mir im Augenblick gar nichts anderes übrig bleibt.
    Also werde ich von jetzt an versuchen mich in Geduld zu üben. :roll:
    Viele Grüsse, Joro.

  • Hallo alle
    Heute habe ich eine Psychologin besucht, um mir bei der Bewältigung der Trauer und des Verlustes helfen zu lassen.
    Da haben wir dann während einer Stunde die ganze Geschichte von Krankheit, Behandlung, Operation und schliesslich Tod ausgebreitet und darüber geredet. Ob es was hilft, weiss ich noch nicht. Danach war ich auf jeden Fall total aufgewühlt und trotzdem gleichzeitig völlig erledigt. Kaum draussen, überkam mich ein recht starker Drang nach einer Zigarette, obschon ich nicht mehr rauche und auch das Verlangen nach Alkohol. Wenn ich etwas davon zur Hand gehabt hätte, ich weiss nicht ob ich hätte widerstehen können. So habe ich mich schnellstmöglich ins Auto gerettet und bin nach Hause gefahren. Alle die Shops an denen ich vorbei komme, habe ich mit etwas Mühe nicht angeschaut.

    Da hatten wir doch gerade das Thema vom wohin ich gehen und mit wem ich noch Umgang pflegen kann ohne meine Trockenheit zu gefährden. Und dann kommt so eine Situation, die nie auf meiner Liste gestanden hat und erwischt mich kalt.

    Da frage ich mich schon langsam ob es überhaupt möglich ist sich auf alle möglichen Situationen einzustellen und bereit zu sein. Im Nachhinein erscheint mir klar, dass ich mit sowas hätte rechnen müssen, aber im Nachhinein ist vielleicht irgendwann einmal zu spät.

    Heute habe ich beschlossen mein altes Hobby, Skifahren, zu reaktivieren. Mit etwas schlechtem Gefühl habe ich die schlecht eingelagerten Skier zum Service gebracht und habe schon so halb damit gerechnet, dass die nicht mehr zu retten sind. Aber ich hatte Glück, es lässt sich alles wieder in Ordnung bringen.
    Und da bin ich doch schon wieder vor so einer vertrackten Situation. In den Skigebieten wird doch auch wieder überall Alkohol angeboten. Was nun? Auch nicht skifahren oder reicht es um die Schneebars etc. einen grossen Bogen zu machen?
    Irgend etwas muss ich ja noch machen.
    L. G. Joro

  • Hallo!

    Auf alle überhaupt möglichen Situationen kannst Du dich gar nicht vorbereiten.

    Jede erfolgreiche Abwehr eines Trinkverlangens macht dich für die Zukunft stärker und erfahren, indem Du dir selbst vor Augen halten kannst, dem Druck widerstehen zu können.

    Thema Ski: Gute Idee. Nur, was hat das Skifahren mit dem Saufen zu tun? Nichts.

    Was hat Fußball mit der Kneipe zu tun? Nichts. Dennoch schaue ich ab und an. Aber nicht in der Kneipe.

    Um die Saufbuden machst Du am besten einen großen Bogen. Du wirst nicht der Einzige sein, der auf die alkoholgeschwängerte künstliche Ausgelassenheit verzichten kann. Hab nur auf dem Schirm, dass sich Suchtdruck einstellen kann, falls Du früher dort gebechert hast.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo, ich habe schon etwas bei Dir mitgelesen.

    Klasse, wie Du die Situation, auf die Du nicht vorbereitet warst, gemeistert hast! Da kannst Du doch schon mal stolz sein.

    Dass Du wieder Ski laufen möchtest, ist doch toll! Ich denke schon, dass sich das machen lässt. Während des Ski laufens wird es wohl eher nicht so sehr ums trinken gehen und die Hütten hinterher lässt Du dann eben weg.

    Es kommt ja auch darauf an, mit welcher Begleitung Du Dich zum Ski fahren auf den Weg machen würdest oder ob Du allein gehst usw. Du wirst schon den richtigen Weg für Dich finden!

  • Ich bin ja auch noch am Anfang und hab mir bei meinem gemeinsamen Wochenendausflug ans Meermit meinem Partner genau überlegt, wo wir hingehen und wo nicht. Keine Kneipe usw.
    Das Ende vom Lied war, dass wir Nachmittags draußen auf der Terrasse eines Cafés saßen, Torte gegessen und Kaffee getrunken haben und hinter uns hat sich ein Pärchen dann völlig ungewöhnlich für den Ort, eine ganze Flasche Wein an den Tisch bringen lassen und ich dachte kurz „das wärs jetzt“.
    Das war auch unvorbereitet.

    Ich hab hier mal gelesen, dass man dann das „was wäre wenn“ zu Ende denken sollte. Das hab ich getan. Ich hab weiter gedacht. Wenn ich jetzt auch Wein trinken würde, dann würde es abends weiter gehen und vermutlich auch nächsten Morgen gegen den Kater. Ich würde kein Ende finden. Hab an Situationen gedacht, die mir unter Alkoholeinfluss passiert sind.
    Und schon war ich glücklich über meinen Kaffee zur Torte :)

  • Hallo Joro,

    Zitat

    Danach war ich auf jeden Fall total aufgewühlt und trotzdem gleichzeitig völlig erledigt.
    Kaum draussen, überkam mich ein recht starker Drang nach einer Zigarette, obschon ich nicht mehr rauche und auch das Verlangen nach Alkohol.
    Wenn ich etwas davon zur Hand gehabt hätte, ich weiss nicht ob ich hätte widerstehen können.

    Ich kann mir diese Situation sehr gut vorstellen! Solche belastenden Ereignisse aufzuarbeiten ist schwer und auch belastend.
    Da kann es ganz leicht passieren, das man sich danach betäuben möchte, um nichts mehr von dem zu spüren,
    was da alles hochgekommen ist.
    Und was läge da näher, als sich mit Alk oder Nikotin oder auch beidem "abzuschiessen"?
    Darum rate ich persönlich immer dazu, sich erstmal eine STABILE TROCKENHEIT aufzubauen, ehe man diese anderen Sachen angeht.
    Denn was nützt Dir eine Aufarbeitung, wenn Du dabei nicht trocken bleiben kannst?
    Ich kann verstehen, das man Erlebtes aufarbeiten möchte, aber ich halte eine so frische Abstinenz für noch zu wackelig, um sich mit so schwierigen Themen zu beschäftigen.
    Das Ergebnis hast Du hautnah zu spüren bekommen, gut das Du trotzdem trocken bleiben konntest.
    Vielleicht solltest Du jetzt die Sache aber noch etwas ruhen lassen?
    Wenn es irgendwie möglich ist, ich weiß es nicht, ob Dir das möglich ist?
    Es ist ja nichts, was wegläuft... um es mal etwas ungeschickt auszudrücken.

    Ich habe STABILE TROCKENHEIT nicht umsonst so groß geschrieben :wink:
    Denn ich denke, das ist momentan das Thema bei Dir, was im Vordergrund stehen sollte.
    Eine stabile Trockenheit baut sich weder in Tagen, Wochen noch Monaten auf (meine Meinung).
    Gebe Dir mal lieber ein Jahr oder auch 2 Jahre dafür. Oder auch noch länger.
    Ich persönlich habe mich so ca. ab 4 Jahren Trockenheit wirklich stabil gefühlt.
    Bei einigen mag das sicher schneller gehen, andere brauchen vielleicht auch noch länger.
    Ich hatte damals keine SHG, darum war ich vielleicht auch ein "Spätentwickler" :wink:

    Ich möchte Dir also aten, Dir erst einmal eine stabile Trockenheit aufzubauen, danach kommt alles andere.
    Denn das ist es, worauf Du später bauen kannst (und teilweise auch musst).

    Das bringt mich auch gleich zum nächsten Thema: Ein Skiurlaub.
    (Und ich fühle mich gerade wieder wie ein Spielverderber, aufgrunddessen, was gleich von mir folgen wird.
    Früher gab es hier allerdings viel mehr Leute, die da Klartext schrieben und ich bin nach wie vor der Meinung, das niemald trocken gesteichelt wird.
    Leider sind diese Leute nicht mehr da und bei anderen habe ich mitunter das Gefühl,
    das sie hier bei niemanden in Ungnade fallen möchten.
    Mir ist das allerdings ziemlich egal, ich bin nicht hier, um allen zu gefallen, das brauch ich nicht.
    Und zwei bis drei andere Schreiber gibt es ja doch noch, die auch mal klare Worte finden :wink: )

    Also: Ich bin keine Skiläuferin, kann also nur von den Berichten anderer ausgehen, die selbst Ski laufen, ich kenne da so einige.
    Da habe ich sehr oft von Skihütten gehört, wo man anhält, um "Jagatee" zu trinken (ich weiß nicht genau, was das ist, aber ich glaube, da ist sehr viel Alk drin, Ja? )
    Oder um andere alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Und dann mitunter sogar recht angeschossen die Pisten runter zu fahren.

    Die meissten langjährig Trockenen (hier und auch in realen Gruppen) warnen vor solchen Urlauben.
    Ich persönlich würde sogar ganz abraten von einem Skiurlaub bei Deiner noch so frischen Abstinenz.
    Sowas läuft ja auch nicht weg, und im nächsten bzw. übernächsten Jahr sieht es vielleicht auch schon anders aus.
    Warum rate ich ab:
    Erstmal hast Du wahrscheinlich früher in Skiurlauben Alk konsumiert, richtig?
    Diese Erinnerungen können (und werden wahrscheinlich auch) rasch hochkommen... dann siehst Du die anderen was trinken, sich amüsieren,
    und Du stehst da und denkst, warum die und ich nicht?
    Was meinst Du wohl, wie schnell Du n Glühwein oder was auch immer in der Hand hast, allein wegen der übermächtig werdenen Verzichtsgedanken? :(
    Ich rate Dir deshalb davon ab. Mache es Dir bitte nicht schwerer, als es ist.
    Wie Martin hier oft schreibt: Man kann dem Alkohol nicht überall ausweichen, aber man muss ihm nicht auch noch entgegen gehen.
    So einen Skiurlaub würde ich momentan als Entgegengehen einstufen.

    Ich erzähle mal von mir... auch damit Du vielleicht verstehst, warum ich so eine Schwarz-Weiß-Denkerin bin ich Sachen Trockenheit.
    Ich habe mich beinahe totgesoffen und landete im letzten Moment auf der Intensivstation.
    Falls Du jetzt denkst, ach herrjeh, die muss ja ne Pennerin gewesen sein, irrst Du Dich.
    Ich ging bis zuletzt meinem Beruf nach, hatte eine liebe Tochter und Partner (meinen heutigen Ehemann), Haus mit Garten, Auto etc.pp.
    und trotzdem habe ich mich beinahe totgesoffen.
    Auf der Intensiv wurde mir geholfen und ich hätte die Entgiftung beinahe nicht überlebt, war sogar einmal klinisch tot.
    Ein Rückfall nach dieser Entgiftung wäre für mich das absolute Aus gewesen, ich wäre wohl dran gestorben.
    Ich brauchte viele Monate der Rehabilitation, bis ich wieder einigermaßen fit war. Und ich habe leider auch eine Folgeerkrankung.
    Vielleicht verstehst Du jetzt, wie viel mir meine Trockenheit bedeutete und auch jetzt noch bedeutet?
    Ohne sie wäre ich gestorben.

    In den Urlaub sind wir in dem Jahr meiner Entgiftung nicht gefahren.
    Ich kam Anfang Mai auf die Intensiv und erst im Juni wieder raus.
    Da war es ja schon kurz vorm Urlaub und ich war ja auch noch gar nicht fit genug für einen Urlaub. Also blieben wir in diesem Jahr zuhause.
    Im Folgejahr überlegten wir gut, wo wir hinfahren können, ohne das ich in irgendeine Gefahr geraten würde.
    (Mein Mann stand mir immer zur Seite, auch beim Trockenwerden).
    Wir entschieden uns für einen Campingurlaub, aber auf einen Platz, auf dem wir noch nie waren.
    Denn auch da gab es bereits Sauferinnerungen bei mir. Also mieden wir Plätze, wo ich gesoffen hatte.
    Das war eine gute Entscheidung udn wir verlebten einen herrlichen Urlaub in den Dolomiten auf einem tollen Campingplatz.
    Wie waren später noch oft dort und ich bin dort auch nie in Gefahr geraten.
    Und Erinnerungen, die triggern könnten, kamen gar nicht erst auf.

    Zitat

    so langsam begreife ich schon, dass ich nicht einfach im bisherigen Fahrwasser bleiben kann einfach ohne zu trinken. Auch wenn ich mir momentan überhaupt nicht vorstellen kann wie, so muss ich wohl mein Leben komplett neu gestalten. Vielleicht ist es am besten, wenn ich das einfach mal loslasse, auf mich zukommen lasse und einmal schaue was sich von selbst ergibt.

    Joro, das ist die WICHTIGSTE ERKENNIS überhaupt!
    Und ich denke, da hat es bei Dir auch klick gemacht :)
    Es ist die eine Sache, das hier zu lesen...und zu denken, ja... hmmm...vielleicht haben die ja recht...
    Es ist aber nochmal ne andere Sache, wenn da tatsächlich der Groschen bei einem selbst fällt. :wink:
    Also: Glückwunsch zu dieser Erkenntnis, von "Silberkralle" würdest Du dafür sicher nen ganzen Korb voller Erkenntnis-Äpfel bekommen :wink:

    Etwas loszulassen kann ja auch befreiend sein... auch wenn es erst noch Angst oder zumindest Unbehagen bereitet.
    Das alte Leben loszulassen, wird nötig sein, denke ich. Das heißt aber nicht, das das neue schlechter wäre.
    Außerdem, was kann schon schlimmer sein als das alte Säuferelend?
    Mein Leben ist wieder wunderschön geworden... bunt, und lustig und ich bin sehr zufrieden damit, oft auch wirklich glücklich.
    Ich bin wieder frei... und genieße das auch noch genau so wie am Anfang meiner Trockenheit.

    Also nur Mut zu Veränderungen und zum Loslassen des Alten. Du bekommst dafür was Neues.
    Und das ist ganz sicher besser als das alte. Denn ALLES ist besser als wieder saufen zu müssen !

    LG Sunshine

  • Ich!
    Ich wurde trocken gestreichelt, myn lütt Lillieken. [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.smilies.4-user.de/include/Frech/smilie_frech_017.gif] & [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.smilies.4-user.de/include/Liebe/smilie_love_290.gif]

    Mit dem Ski fahren ist das wirklich so eine Sache. Was steht, oder besser, was stand damals beim Ski fahren im Vordergrund: Die Abfahrt oder der Jagertee?

    Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es bei dir ja nicht um Skiurlaub, denn du wohnst ja in den Bergen. Du würdest also nach dem Ablauf einfach wieder deine Sachen greifen & nach Hause fahren, das ja trocken sein sollte.

    Wenn du das machst, solltest du dich schon sehr gründlich beobachten & vor allem keinen Durst haben.
    Umgekehrt ist die Idee gar nicht schlecht, kommst du so wenigstens aus dem Haus & unter Menschen. Bloß sollten das dann natürlich nicht die falschen sein.

    Das lässt sich sogar ausbauen. Vielleicht ergeben sich Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen deines Alters, denen auch der Sinn nach Ski fahren & nicht nach der Saufbude danach steht.
    Mehr noch. Meine Erfahrungen in solchen Geselligkeitsfragen belegen, dass nach sauffreiem Freizeitverhalten ein sehr hoher Bedarf besteht.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hi Joro!
    Nein, man kann sich nicht auf alles vorbereiten.
    Ich habe bei allen erdenklichen Konflikten getrunken - und auch solche Situationen können Druck erzeugen.
    Ich bin heute noch dran, mir anzuschauen, was genau in meinem Inneren passiert, wenn ich enttäuscht bin oder traurig bin. Ich schaue wa sich dann wirklich brauche - alkohol ist das, was einem frischen Abstinenzler zuerst in den sinn kommt - aber mit der Zeit kannst Du spüren lernen, was Du wirklich brauchst.
    Wäre nicht auch der geschlossene Bereich etwas für Dich? Da tauschen wir uns sehr intensiv auch über diese Themen aus.
    Viele Grüße
    Calida

  • Zitat

    Du.
    Du hast mich trocken gestreichelt. & im Chat über ... ach, lassen wir das mal.


    Naaaa juuut, das kann ich so durchgehen lassen :lol:
    Ja, damals im Chat haben wir uns schon mitunter gegenseitig trocken gestreichelt. :)
    Und sehr viel Spaß gehabt, ich zumindest :lol:

    Hmmm... ich bin tatsächlich von einem Skiurlaub ausgegangen, Joro, aber das hattest Du nicht geschrieben.
    Skiurlaub verbinde ich gedanklich mit einem Hotelaufenthalt (mit evtl. prall gefüller Minibar),
    diesem besagten Tee an den Buden, wo man Halt macht und Abends lockt evtl. auch noch der Apres Ski.
    Davon würde ich wirklich abraten.

    Dante schrieb:

    Zitat

    Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es bei dir ja nicht um Skiurlaub, denn du wohnst ja in den Bergen. Du würdest also nach dem Ablauf einfach wieder deine Sachen greifen & nach Hause fahren, das ja trocken sein sollte.

    Wenn du das machst, solltest du dich schon sehr gründlich beobachten & vor allem keinen Durst haben.
    Umgekehrt ist die Idee gar nicht schlecht, kommst du so wenigstens aus dem Haus & unter Menschen. Bloß sollten das dann natürlich nicht die falschen sein.

    Das lässt sich sogar ausbauen. Vielleicht ergeben sich Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen deines Alters, denen auch der Sinn nach Ski fahren & nicht nach der Saufbude danach steht.

    Sollte es sich so verhalten, wie von Dante beschrieben, also eher um einen Tagesausflug mit Skilaufen
    und danach wieder Richtung Heimat, sieht auch für mich die Sachlage anders aus.
    Da sehe ich nicht so große Gefahren... wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet.
    Ich erinnere diesbezüglich, das ich ja doch mal ne Skiläuferin war :lol: allerdings "nur" Langlauf im Harz gemacht habe, zusammen mit meinem Mann.
    Ich bin also noch nie eine Abfahrt hinunter gefahren.
    Wir haben es uns damals gemütlich gemacht, hatten ne Thermoskanne mit Kaffee mit und belegte Brote,
    machten uns morgens auf Richtung Harz,
    liefen gemütlich Ski, ließen es uns danach schmecken und irgendwann ging es dann wieder heim.
    Da bestand also nie eine Gefahr für mich.

    Dante spricht auch einen anderen Punkt an, nämlich, das es wichtig ist, auch neue Leute kennenzulernen, die keinen Alk konsumieren.
    Sport ist da nicht die schlechteste Anlaufstelle. Da tummeln sich mitunter schon gesundheitsbewußte Leute, die nix mit Alk am Hut haben.
    Muss man halt genau hinschauen, wie die drauf sind und sich dann entsprechenden Leuten anschließen, die nicht danach inne Kneipe wollen.
    Und aus Bekanntschaften, die aus einem gemeinsamen Hobby heraus entstehen, können sich auch sehr gute Freundschaften entwickeln.
    Diese Erfahrung habe ich zumindest gemacht.

    Zitat

    Mehr noch. Meine Erfahrungen in solchen Geselligkeitsfragen belegen, dass nach sauffreiem Freizeitverhalten ein sehr hoher Bedarf besteht.

    Das deckt sich mit meinen Erfahrungen :)

    Man macht es sich zu einfach, wenn man sagt, das ja überall Alkohol konsumiert wird und man das somit gar nicht umgehen kann.
    Das stimmt so einfach nicht.
    Das ist nur ne bequeme Ausrede, um ja nix am bisherigen Leben ändern zu müssen. :wink:
    Es ist immer das gleiche:
    Wer nicht will, findet Gründe, und wer will, findet Wege.
    Hier ist es daran, Wege zu finden, und sich von den lahmen Ausreden zu verabschieden.

    Ich für meinen Teil habe mir einen guten Freundeskreis aufbauen können mit Menschen, die nicht trinken wollen und es auch nicht müssen in meiner Gegenwart.
    Und wenn einer denkt, och, was soll n das fürn lahmer Zock sein, der irrt sich ganz gewaltig.
    Wir haben es schon so oft derart lustig gehabt, das wir Tränen gelacht haben.
    Und es ist eine andere Art "Lustigsein", die ich als "purer" empfinde, weil sie durch keine chemische Droge entstanden ist.

    Und in diesem Zusammenhang und weil ich Dante hier gerade lese, erinnere ich gerade folgendes:
    Wir trafen uns mit unseren Partnern in Berlin und saßen an einem schönen Nachmittag am Schloß Charlottenburg und es war einfach nur schöööön.
    Wir tranken Kaffee, aßen ein Eis oder Kuchen und hatten einfach eine gute
    und schöne Zeit zusammen.
    Wer braucht dabei noch Alkohol ? Wir brauchten es jedenfalls nicht, es war alles gut so wie es war.
    Und das sind die Situationen, in denen ich sehr zufrieden bis glücklich bin, das es genau so sein kann :)
    Vermisst hat keiner von uns den Alkohol, da darf ich wohl für Dante mitsprechen. :wink:

    Calida schrieb:

    Zitat

    Wäre nicht auch der geschlossene Bereich etwas für Dich? Da tauschen wir uns sehr intensiv auch über diese Themen aus.


    Das gleiche habe ich heute auch gedacht :wink:
    Glaube auch, das der Erweiterte Bereich auch für Dich eine gute Adresse wäre zwecks intensiveren Austauschs.
    Du würdest da gut mit reinpassen, würde ich mal sagen :)
    Will aber auch niemanden dazu drängeln, ist also nur n kleiner Tipp

    LG Sunshine

  • Hallo Joro,
    also ich kenne dich noch aus dem geschlossenen Bereich.
    Viele Grüße mal zwischendurch von mir.

    Für mich ist die beste „Vorbereitung“ für alles mögliche, was das Leben so bietet, eine gute Verbindung zu mir selbst. Und das Schreiben von mir, zum Beispiel hier im Forum, so wie du es jetzt ja auch (wieder) hier tust, hat mir dabei geholfen.

    Thalia

  • Hallo alle
    schön, die rege Beteiligung von Euch, da gibt es ja richtig viel zu lesen und auch zu beantworten. Jedenfalls danke allen die hier geschrieben haben.

    Zitat

    ist doch toll. dass Du es heute geschafft hast direkt nach Hause zu fahren! Stricke


    Ja, so kann man das auch sehen :wink: aber das war verdammt knapp, das muss ich nicht haben.

    Zitat

    Darum rate ich persönlich immer dazu, sich erstmal eine STABILE TROCKENHEIT aufzubauen, ehe man diese anderen Sachen angeht.
    Denn was nützt Dir eine Aufarbeitung, wenn Du dabei nicht trocken bleiben kannst?
    Ich kann verstehen, das man Erlebtes aufarbeiten möchte, aber ich halte eine so frische Abstinenz für noch zu wackelig, um sich mit so schwierigen Themen zu beschäftigen.


    Hallo Sunshine, die Situation ist die, dass meine Frau, die ich über alles geliebt habe, anfangs Oktober nach schwerer Krankheit aber auf dem Weg zur Genesung plötzlich und überraschend gestorben ist. Es geht hier also nicht um Vergangenheitsbewältigung oder Aufarbeitung sondern schlicht darum mit der jetzigen, aktuellen und sehr schweren Situation klar zu kommen.

    Zitat

    Hab nur auf dem Schirm, dass sich Suchtdruck einstellen kann, falls Du früher dort gebechert hast.


    Ich habe mir für den Anfang (für morgen) ein Skigebiet ausgesucht in dem ich noch sehr selten war und zu dem ich absolut keine Suchterinnerung habe.

    Zitat

    Was steht, oder besser, was stand damals beim Ski fahren im Vordergrund: Die Abfahrt oder der Jagertee?


    Beim Skifahren stand immer das Ski fahren im Vordergrund, selbst bei Pausen an der Sonne, bei der Skihütte habe ich, wenn überhaupt, nur sehr wenig Alkohol konsumiert. Weiche Knie und Skifahren geht für mich nicht zusammen.

    Zitat

    Du würdest also nach dem Ablauf einfach wieder deine Sachen greifen & nach Hause fahren, das ja trocken sein sollte.


    Ja, genau so ist das geplant und ja, das Zuhause ist trocken. Da ist restlos alles weggeräumt.

    Zitat

    Ich hab hier mal gelesen, dass man dann das „was wäre wenn“ zu Ende denken sollte. Das hab ich getan. Ich hab weiter gedacht. Wenn ich jetzt auch Wein trinken würde, dann würde es abends weiter gehen und vermutlich auch nächsten Morgen gegen den Kater. Ich würde kein Ende finden. Hab an Situationen gedacht, die mir unter Alkoholeinfluss passiert sind.
    Und schon war ich glücklich über meinen Kaffee zur Torte.


    Danke Cadda, das ist sehr hilfreich. Das gehört in meinen virtuellen Notfallkoffer! Übrigens ich liebe Kaffee und Torte, das ist für mich schon fast Ersatzdroge. :lol::lol:

    Zitat

    Wäre nicht auch der geschlossene Bereich etwas für Dich? Da tauschen wir uns sehr intensiv auch über diese Themen aus.


    Der Antrag läuft und Überweisung ist gemacht, ich erwarte eigentlich baldige Freischaltung, vielleicht dauert es noch etwas wegen Auslandüberweisung.

    Hallo Thalia, danke für die Grüsse, auch ich erinnere mich noch.

    L. G. Joro

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