Was bringt es, Alkoholiker zu sein?

  • Hallo,

    im Prinzip habe ich die Thematik "Alkohol" für mich abgeschlossen und bin mir sicher, nie wieder in meinem Leben Alkohol zu trinken. Dass diese Aussage erst mit dem Tod bewiesen sein kann, ist mir klar; ich beabsichtige, unabhängig davon, auch nicht, eine Diskussion über Rückfälle oder "nasses Denken" zu führen. Dies muss jeder für sich selbst beantworten.

    Die Diskussion soll sich mit der Definition "Alkoholiker" beschäftigen. Nun wird hier immer wieder betont, dass es wichtig sei, sich selbst als Alkoholiker betrachten zu können - kurz: Schluss mit Selbstbetrug. Hierbei stimme ich zu. Nun mag es viele Menschen geben, die sich ihr ganzes Leben selbst belügen; für diese Menschen wäre es schwierig, sich selbst als Dieb, Lügner und schließlich auch als Alkoholiker zu betrachten. Dies scheint in meiner Abstraktion aber nichts spezifisches für den Alkohol zu sein, sondern schlicht eine Charaktereigenschaft, die diese Menschen anfällig für Alkoholmissbrauch, Drogenmissbrauch und viele andere Tätigkeiten macht, die Geist und Gesundheit langfristig schädigen.

    Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Minderheit, der es für das Selbstwertgefühl vollkommen egal ist, ob sie Alkoholiker, Dieb, Betrüger, Lügner, Mörder usw. sind. Dazu zähle ich mich. Wenn ich zurückdenke, war mir schon in den Jugendjahren klar, dass mein Alkoholkonsum nur der eines Alkoholikers sein konnte und ich folglich Alkoholiker bin. Diese "Erkenntnis" änderte nichts. Die Frage ist also, was es bringen soll, sich selbst als Alkoholiker zu bezeichnen, wenn vorsätzlich gehandelt wird?

    Grüße

  • Handelt es sich in beiden Fällen nicht nur um zwei unterschiedliche Formen des Ignorierens? Mich selber als Alkoholiker zu bezeichnen bedeutet für mich, diese Tatsache zu akzeptieren und daraus ergibt sich, dass ich auf mich aufpassen werde. Hoffentlich besser als in der jüngsten Vergangenheit... :oops:

  • Die Assoziationskette finde ich interessant: Alkoholiker, Dieb, Betrüger, Lügner, Mörder

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • hallo hull

    was es mir bringt mich als alkoholiker zu bezeichnen?
    nun es hat mich zumindest bist heute trocken gehalten, wie ich mich bezeichne ist mir aber letztendlich egal, von mir aus kann ich mich auch als hans wurst bezeichnen, hauptsache ich vergesse nicht wer ich bin und wo ich herkam und nie wieder hinkommen will.
    grüße
    NNGNeo


  • Die Assoziationskette finde ich interessant: Alkoholiker, Dieb, Betrüger, Lügner, Mörder

    Es ist eine zufällige Auswahl ohne Hintergrund.

  • Hallo Hull,

    Deine Frage lautet zwar, „Was bringt es, Alkoholiker zu sein“, aber ich beantworte jetzt einfach mal die Frage, „Was bringt es, zu wissen und zu akzeptieren, Alkoholiker zu sein.“

    Für mich bedeutet das Handlungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit. Ich kann auf Basis dieser Erkenntnis entscheiden, ob ich trinken oder nicht trinken will. Solange ich nicht akzeptiere, alkoholkrank zu sein, so lange akzeptiere ich nicht, dass ich nicht kontrolliert trinken kann, und so lange kann ich keine bewusste, informierte Entscheidung treffen, mich aus der aktiven Abhängigkeit zu befreien.

    So wie ich dich verstehe, ist es für dich von Anfang an klar gewesen, dass du Alkoholiker bist. Gut für dich, denn auf Basis dieser Erkenntnis hast du dich jetzt doch auch entschieden, nie mehr Alkohol zu trinken. Dass du - auf Basis dieser Erkenntnis - in früheren Jahren eine andere Entscheidung getroffen hast, ändert doch nichts an der Tatsache, dass dieses Erkenntnis dir überhaupt die Freiheit gibt, eine Entscheidung zu treffen.

    Gruß,
    Thalia


  • Hallo Hull,

    Deine Frage lautet zwar, „Was bringt es, Alkoholiker zu sein“, aber ich beantworte jetzt einfach mal die Frage, „Was bringt es, zu wissen und zu akzeptieren, Alkoholiker zu sein.“

    Für mich bedeutet das Handlungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit. Ich kann auf Basis dieser Erkenntnis entscheiden, ob ich trinken oder nicht trinken will. Solange ich nicht akzeptiere, alkoholkrank zu sein, so lange akzeptiere ich nicht, dass ich nicht kontrolliert trinken kann, und so lange kann ich keine bewusste, informierte Entscheidung treffen, mich aus der aktiven Abhängigkeit zu befreien.

    So wie ich dich verstehe, ist es für dich von Anfang an klar gewesen, dass du Alkoholiker bist. Gut für dich, denn auf Basis dieser Erkenntnis hast du dich jetzt doch auch entschieden, nie mehr Alkohol zu trinken. Dass du - auf Basis dieser Erkenntnis - in früheren Jahren eine andere Entscheidung getroffen hast, ändert doch nichts an der Tatsache, dass dieses Erkenntnis dir überhaupt die Freiheit gibt, eine Entscheidung zu treffen.

    Gruß,
    Thalia

    Hallo Thalia,

    das impliziert, dass Alkoholismus mit negativen Werten verbunden ist, was es - wie beschrieben - in meiner Abstraktion aber nicht ist und auch nicht sein kann. Alkoholismus ist in meinem Modell nur die Folge aus bestimmten Charaktereigenschaften und der Umwelt - dass die Medizin dies als "Krankheit" behandelt, ist eine andere Definitionssache. Wie für einen Lügner, Betrüger oder einen Mörder bestimmte Beweggründe für sein Handeln ausschlaggebend sind, sind es diese für den Alkoholiker; folglich stelle ich mir die Frage, weshalb diese "Einsicht" nun irgendetwas beeinflussen soll, wenn sie a) stets vorhanden war und b) keinen Wert hatte und hat.

    Ich verstehe, dass es schwer zu diskutieren ist, aber aus einem anderen Grund müsste ich auch nicht auf andere Meinungen hoffen.

    Grüße

  • Hallo Hull

    Zitat

    im Prinzip habe ich die Thematik "Alkohol" für mich abgeschlossen und bin mir sicher, nie wieder in meinem Leben Alkohol zu trinken

    Herzlichen Glückwunsch , ich kann es nicht.

    Zitat

    Alkoholismus ist in meinem Modell nur die Folge aus bestimmten Charaktereigenschaften und der Umwelt - dass die Medizin dies als "Krankheit" behandelt, ist eine andere Definitionssache.

    Charaktereigenschaften ? Liest sich das es eine Charakterschwäche wäre. Natürlich sind äußere Einflüsse mit verantwortlich Alkoholiker zu werden. Nur warum wird der Eine Alkoholiker und der Andere mit den selben Voraussetzungen keiner?
    Einsicht Alkoholiker zu sein ist nichts anderes, das es kein zurück zu normalen Trinkverhalten kommen kann. Es ist definiert als Krankheit. Ob das nun für mich negativ oder anders besetzt ist , ändert nichts an der Situation in der ich mich befinde. Einsicht ist der Anfang um dem Selbstmord auf Raten entgegen zuwirken.

    Zitat

    Was bringt es, Alkoholiker zu sein?

    Das Selbe wie die Erkenntnis kein Alkoholiker zu sein.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Charaktereigenschaften ? Liest sich das es eine Charakterschwäche wäre. Natürlich sind äußere Einflüsse mit verantwortlich Alkoholiker zu werden. Nur warum wird der Eine Alkoholiker und der Andere mit den selben Voraussetzungen keiner?

    Hallo Hartmut,

    hast du die Antwort nicht selbst in die Frage eingebaut?

    Ich sehe einen nassen Alkoholiker als charakterschwach an, wenn er unzufrieden ist, aber nichts ändert. Den Gedanken, nicht zu wissen, dass man Alkoholiker ist, kann ich nicht nachempfinden und auch in der Logik nur begrenzt nachvollziehen, deshalb beginne ich immer wieder eine Diskussion in diesem Forum und hoffe, auf Gleichgesinnte zu stoßen. (Ein schwieriges Unterfangen, aber sonst wäre es auch nicht notwendig.)

    Hallo Karsten,

    ich habe deine Lebensgeschichte zu Beginn meiner Anmeldung nachgelesen (was eben nachzulesen war - gerne hätte ich mehr gelesen, da deine Erfahrungen extrem sind) und verstehe, dass uns auf dem Weg nach unten einige Erlebnisse trennen. Eine generelle Warnung ist deshalb nicht fehl am Platz, sobald Überheblichkeit in der Luft liegt.

    Dennoch bin ich überzeugt, nicht leichtsinnig, sondern einfach nur einen Hang zum Ehrgeiz und zur Perfektion zu haben. Es gibt deshalb kein Scheitern, auch - oder gerade weil - die meisten Alkoholiker rückfällig werden.

    Gruß

  • Hallo Hull,

    es war keine Antwort in der Frag. . Nur weil der eine Alkoholkrank wird und der andere nicht, hat das nichts mit Charakterschwäche zu tun. Das dieses weitläufig unter „Nichtsüchtigen“ angenommen wird ist mir bekannt.

    Würde ja im Umkehr heißen , wenn ich mein Charakter verändere, wieder saufen zu können.
    Da Charakter aus Gedanken, Verhalten, Gefühlen und Prägungen besteht müsste ich ja nur meine Persönlichkeit ändern und wäre geheilt.

    Siehst du dich denn als geheilt an? Was zwar deiner Logik nach nicht machbar ist da, wie ich es verstanden habe, du Alkoholismus nicht als Krankheit ansiehst . Oder ist das von mir eine Fehlinterpretation?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hull!

    Niemand kann sicher sein, nie wieder Alk zu trinken. Das kann ich nicht für mich garantieren. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich nehme mir vor, nicht zu trinken und beschäftige mich regelmäßig mit meiner Krankheit und ihren Tücken.

    Sobald Du anfängst, von dir zu behaupten, Du trinkst nie wieder, bist Du in meinen Augen rückfallgefährdet, weil Du leichtsinnig wirst und die Tücken des Suchtgedächtnisses unterschätzt.

    Ich bezeichne mich als "alkoholkrank". Das klingt in meinen Ohren etwas moderater und charmanter, als "Alkoholiker." Vielleicht ist das ja auch für dich ein Ansatz.

    Gruß
    Carl Friedrich


  • Hallo Hull!

    Niemand kann sicher sein, nie wieder Alk zu trinken. Das kann ich nicht für mich garantieren. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich nehme mir vor, nicht zu trinken und beschäftige mich regelmäßig mit meiner Krankheit und ihren Tücken.

    Sobald Du anfängst, von dir zu behaupten, Du trinkst nie wieder, bist Du in meinen Augen rückfallgefährdet, weil Du leichtsinnig wirst und die Tücken des Suchtgedächtnisses unterschätzt.

    Ich bezeichne mich als "alkoholkrank". Das klingt in meinen Ohren etwas moderater und charmanter, als "Alkoholiker." Vielleicht ist das ja auch für dich ein Ansatz.

    Gruß
    Carl Friedrich

    Hallo Carl Friedrich,

    ich weiß nicht so Recht, ob wir hier die gleichen Gedanken haben, wenn wir sagen, "nie wieder Alkohol zu trinken". Natürlich ist es möglich, dass es passiert, aber wieso sollte es passieren, wenn wir mit unserem Anspruch an uns selbst nicht Scheitern dürfen? Wenn ich etwas erreichen möchte, sind dies immer megalomane Ziele und somit zwangsläufig nur mit allem nur möglichen Einsatz zu erreichen. Dies muss meines Erachtens der Anspruch sein, sonst ist es nicht ernst zu nehmen und tatsächlich in die Kategorie "Charakterschwäche" einzuordnen, nur betiteln wir es dann mit mangelnden Durchhaltewillen, Selbstdisziplin, Depression oder gar Burnout usw.

    Das verstehe ich im Allgemeinen darunter und deshalb weiß ich, dass ich nicht scheitern werde. Ein geringer Prozentsatz wird nicht rückfällig und hierzu muss ich gehören. Warum also nicht?

    Natürlich wird es nun Personen geben, die sich denken, dass dies nach Größenwahn, Arroganz oder Leichtsinn erinnert, während sie selbst eher Zufriedenheit oder Demut als die anzustrebenden Charakterzüge ansehen. Das ist vollkommen richtig, und genau dies unterscheidet dann diejenigen und den für sie richtigen Weg.

    Grüße

  • Hallo Hull

    aus meiner jetzigen IST Situation ist mein Anspruch nie wieder zu trinken(müssen) Diese IST Situation hält auch schon über 11 Jahre. Ich weiß nicht wie morgen diese Situation ist. Wenn ich wieder Saufe dann ist es auch Shit egal welche Begründung ich dazu habe. Ob Charakter, Krankheit oder weil Schmitz Katze einen Unfall hatte. Denn wenn ich wieder Saufe wollte ich es in diesem Moment. Das Handeln ist bei einem Suchtkranken nicht nur vom Verstand abhängig.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hull,

    Zitat

    folglich stelle ich mir die Frage, weshalb diese "Einsicht" nun irgendetwas beeinflussen soll, wenn sie a) stets vorhanden war und b) keinen Wert hatte und hat.

    a) Bei mir war die Einsicht nicht stets vorhanden
    b) Sie ist für mich nicht wertfrei.

    Zitat

    Ich sehe einen nassen Alkoholiker als charakterschwach an, wenn er unzufrieden ist, aber nichts ändert.

    Charakterschwache Alkoholiker, charakterschwache Menschen sind für mich Wortschöpfungen aus dem Bereich der Tautologie.

    Ich gehe davon aus, dass du lange vor deinem Alkoholausstieg ein zufriedener nasser Alkoholiker warst. Das unterscheidet sich in der Tat sehr von meinen Erfahrungen.
    Ich war erst ab da eine zufriedene Alkoholikerin, als ich aufgehört hatte zu saufen.
    Aber ich war lange zufrieden, als ich soff, ohne mich als Alkoholikerin zu sehen und/oder eine gewesen zu sein.
    Ich trank, weil ich ohne den Stoff unzufrieden war, wie andere Alkoholkonsumenten auch.
    Ich kenne viele Menschen, die nicht auf ihr Glas Wein oder zwei oder drei verzichten wollen und damit sehr zufrieden sind. Ob sie Alkoholiker sind, weiß ich nicht.

    Irgendwann stellte sich bei mir aber mit und wegen des Rausches, den ich regelmäßig und unkontrolliert erlebte, Unzufriedenheit ein.
    Dass ab da für meine Unzufriedenheit zusätzlich zu allem Anderen nun auch mein Alkoholismus ursächlich war, wurde mir erst kurz vor meinem Ausstieg bewusst.
    Ich trank nicht von Anfang an abhängig. Der Übergang vom Gläschen Wein hin zu zwei und mehr Flaschen abends vollzog sich bei mir schleichend und dauerte einige Jahre.
    Das Bier, der Wein waren mit den Jahren zu meinem Antidepressivum geworden. Dass sie selbst inzwischen mein „Problem“ waren, war mir nicht bewusst. Charakterschwäche? Gern auch Dummheit oder Naivität.
    Und da bin ich bei dem, was Thalia schon schrieb. Ich wollte meine Trinkerei ab dem Zeitpunkt aufgeben, als ich sie wegen ihres Suchtcharakters („Alkoholikerin“) und der damit einhergehenden Auswirkungen (Kontrollverlust...) als Ursache für meine Unzufriedenheit ausgemacht hatte.
    Oder andersherum: Ich hätte keinen Anlass gehabt, aufzuhören Alkohol zu trinken, wäre ich keine Alkoholikerin, sprich: wäre ich mit meinem Alkoholkonsum und dessen Folgen zufrieden gewesen.


    Grüße Penta

  • Hallo Hull,

    mir fiel ebenso in den jüngsten Jugendjahren auf, dass sich mein Konsum deutlich von den "anderen" unterschied. Schon früh baute ich Trinkpausen ein, ein bisschen ging nie, entweder ganz oder gar nicht. Ich "wusste" irgendwie, dass ich eine Alkoholikerin sein könnte, allerdings nur an der Oberfläche. Diese - ich schreibe mal diese Vermutung über mich - ließ ich aber nicht weiter in mein Bewusstsein eindringen. Die Folge davon war, dass ich mir jahrzehntelang Vorsätze schaffte, die in "du solltest mal..." stehenblieben. Ab dem Zeitpunkt, als ich die Tatsache eine Alkoholikerin zu sein in mein Bewusstsein ließ, also dieses jahrelange Wissen wirklich annahm, wurde ich handlungsfähig. Aus "du solltest mal..." wurde "ich werde jetzt..." und das tue ich seit dem.

    Zitat

    Die Frage ist also, was es bringen soll, sich selbst als Alkoholiker zu bezeichnen, wenn vorsätzlich gehandelt wird?


    Wissen und Handeln ist - zumindest bei mir - nicht immer ein Gleichschritt. Ich handele häufiger "erstmal" vorsätzlich, weil mein Kopf stets schneller ist, als mein Bauch. Mich bringt das Wissen einen Schritt weiter, weil ich am Ende nicht vorsätzlich handeln möchte, sondern schlicht authentisch handeln. Doch das erfordert(e) bei mir eine Entwicklung.

    LG Maria

  • Irgendwann stellte sich bei mir aber mit und wegen des Rausches, den ich regelmäßig und unkontrolliert erlebte, Unzufriedenheit ein.
    Dass ab da für meine Unzufriedenheit zusätzlich zu allem Anderen nun auch mein Alkoholismus ursächlich war, wurde mir erst kurz vor meinem Ausstieg bewusst.
    Ich trank nicht von Anfang an abhängig. Der Übergang vom Gläschen Wein hin zu zwei und mehr Flaschen abends vollzog sich bei mir schleichend und dauerte einige Jahre.
    Das Bier, der Wein waren mit den Jahren zu meinem Antidepressivum geworden. Dass sie selbst inzwischen mein „Problem“ waren, war mir nicht bewusst. Charakterschwäche? Gern auch Dummheit oder Naivität.

    Hallo Penta,

    du scheinst immer einen gewissen Alkoholpegel gehalten und einigermaßen kontrollierte Verhaltensweisen an den Tag geleget zu haben; dies war bei mir nie der Fall (Quartalstrinker). Die Alkoholmengen haben sich natürlich auch bei mir im Laufe der Jahre gesteigert, nur dachte ich bis zu den letzten 1 - 2 Jahren, dass es dabei egal wäre, ob man nun an einem Abend 2,5 oder 3,5 Promille hätte. Dies war natürlich ein Irrglaube, da die Verahltensweisen - die mit 2,5 Promille schon weit außerhalb der Norm lagen - mit 3,5 Promille nicht mehr zu kontrollieren waren und es gerade im letzten Jahr die Ausnahme war, im Suff keine Situation herbeizuführen, in der das eigene oder das Leben anderer durch einen kleinen Zufall auf einen Schlag für immer entwertet sein könnte.

    Ich habe hier auch von ein paar Personen gelesen, dass sie nur noch die Wahl hätten, zu sterben oder zu saufen. Ähnlich habe ich es für mich festgelegt und dadurch kommt die Gewissheit, nie wieder zu trinken.

    Grüße

    [...]ein bisschen ging nie, entweder ganz oder gar nicht.

    Hallo Maria,

    das ist der Kernpunkt. Ich sehe das aber einfach als Charaktereigenschaft an. Wenn ich ein neues Hobby habe, befasse ich mich 16 Stunden am Tag damit; egal wie groß die Portion ist, ich esse alles auf; wenn es Bier gibt, trinke ich 10 davon. Dies ist einfach eine für Andere unmögliche Manie, alles zu einem endgültigen Abschluss zu bringen; keine halben Sachen zu machen; überall der Beste oder zumindest der Extremste zu sein und niemals Langeweile aufkommen zu lassen.

    Grüße

  • Hallo Hull,

    Zitat

    du scheinst immer einen gewissen Alkoholpegel gehalten und einigermaßen kontrollierte Verhaltensweisen an den Tag geleget zu haben; dies war bei mir nie der Fall (Quartalstrinker)


    Ich war Quartalstrinkerin, die zwischen den Saufphasen einigermaßen kontrolliert funktioniert hat.
    Wenn ich erst angefangen hatte zu trinken, wusste ich oft erst am nächsten Tag wieviel es war, wenn ich die leeren Flaschen zählte.
    Lange Zeit konnte ich die Saufzeiten und manchmal die Menge kontrollieren.
    Das gelang zum Schluss immer seltener. Diese Veränderung nahm ich wahr.

    Zitat

    Ich habe hier auch von ein paar Personen gelesen, dass sie nur noch die Wahl hätten, zu sterben oder zu saufen. Ähnlich habe ich es für mich festgelegt und dadurch kommt die Gewissheit, nie wieder zu trinken.


    Eben weil ich gemerkt habe, wie sich mein Trinken veränderte, weiß ich heute (Alkoholabhängigkeit), wohin die Reise geht.
    Ich sage nicht, dass ich nie wieder saufe, sondern ich weiß, dass ich daran krepieren werde, sollte ich es tun. Daran gibt es für mich keinen Zweifel, weil ich Alkoholikerin bin.

    Gruß, Penta

  • Hallo Hull,

    Zitat

    das ist der Kernpunkt. Ich sehe das aber einfach als Charaktereigenschaft an. Wenn ich ein neues Hobby habe, befasse ich mich 16 Stunden am Tag damit; egal wie groß die Portion ist, ich esse alles auf; wenn es Bier gibt, trinke ich 10 davon

    das trifft bei mir mit der Verbindung Alkohol vollkommen zu. Mit Alkohol ging nichts hoch oder tief genug. Es reichte nie, egal in welche Richtung. Nüchtern kann ich Maß halten und Grenzen anerkennen.

    Auch wenn ich mich immer noch total gerne fokussiere und in Aufgaben verlieren kann. Das mag eine Charaktereigenschaft sein - ja, das zweifle ich für mich nicht an, das darf auch sein.

    Doch schlußendlich bringt mir das Anerkennen Alkoholikerin zu sein (deine Eingangsfrage), innerhalb dessen zu handeln, anzuerkennen, loszulassen - eben Grenzen zu setzen.

    LG Maria

  • Hallo Hull

    Hier ist ein Gleichgesinnter.

    Ich habe vor vielen Jahren das Glas weggestellt.

    Ich hatte nie einen Rückfall.

    Ich werde nie mehr Alkohol trinken.

    Ich bin nicht (Alkohol)krank.

    Ich bin kein Alkoholiker.

    Ich bin mir meiner Sache zu 100 % sicher.

    Ich kenne jetzt das Leben von seiner geilsten Seite.

    Lg

    der Poster

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!