Hilfe oder Vertrauensbruch?

  • Hallo Aurora,
    ich hatte heute morgen schon etwas geschrieben, aber entweder nicht auf "Absenden" geklickt oder es ist irgendwo sonst hängengeblieben. Also versuche ich es noch einmal.
    Ich denke sehr viel darüber nach, was mich tatsächlich hält. Der bedeutendste Grund ist sicherlich, dass ich diesen Mann auch ganz anders kenne. Dass ich weiß, was für ein wunderbarer Mensch er eigentlich ist. Gefühlvoll und aufmerksam. Ich bin aber nicht so naiv zu glauben, dass sich die aktuelle Situation kurzfristig (oder mittelfristig) wieder ändern wird. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
    Er hatte jetzt einige gute Tage. Zwar mit ein paar Bier und schlechter Laune (Entzugserscheinungen) am Abend. Aber eben nicht mit dem härteren Alkohol. Und er war infolgedessen weitesgehend nüchtern. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er sehr viel zu tun hatte, geschäftlich unterwegs war und er an diesen Tagen sowieso nicht soviel trinkt.
    Gestern Abend war ich alleine und konnte ganz entspannt den Abend genießen. Ich musste nicht ständig daran denken, was oder wieviel er trinkt und auch nicht seine schlechte Laune ertragen. Aber trotzdem habe ich ihn vermisst. Den Mann, den ich einmal kennengelernt habe. Den vermisse ich sehr. Immer.
    Heute Abend beginnt das "Kinder-Wochenende" und meine Gedanken kreisen ununterbrochen darum, was mich erwartet. Heute, morgen und am Samstag. Ich weiß, es ist nicht gut. Aber ich kann die Gedanken nicht abschalten.
    Und um deine Frage mit einem Satz zu beantworten: Ein kleiner Funken Hoffnung hält mich noch dort.

  • Hallo Destiny,

    auf was hoffst Du? Soll er sich ändern, damit Dein Leben besser wird? Das war meine Hoffnung damals. Heute weiß ich, wie hoffnungslos das war. Ich musste mich bewegen, was verändern, damit sich mein Leben verändert. Ich lieb(t)e meinen Mann auch, aber ich musste einsehen, dass ich zu Grunde gehe, wenn ich weiter in seinem alkoholisierten Umfeld bleibe. Ich musste mich zwischen ihm und mir entscheiden. Ich hab mich für mich entschieden. Das war nicht leicht, weil ich ja egoistisch und kalt (so seine Worte) -die Böse - war. Durch meinen drastischen Schritt hatten wir die Chance uns zu verändern und die haben wir genutzt. Der Weg war steinig, hat sich aber gelohnt.
    sonnige Grüße
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Er hatte jetzt einige gute Tage. Zwar mit ein paar Bier und schlechter Laune (Entzugserscheinungen) am Abend. Aber eben nicht mit dem härteren Alkohol. Und er war infolgedessen weitesgehend nüchtern. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er sehr viel zu tun hatte, geschäftlich unterwegs war und er an diesen Tagen sowieso nicht soviel trinkt.

    Hallo destiny90,

    sorry, aber solange Du sein Trinkverhalten noch schönredest, wird da nix von. Er wird sich eine gewisse Zeit zurückhalten und dann wieder umso stärker loslegen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

    Viele Grüße
    Caruso

    Lasse niemals die Menschen fallen, die Dich tragen. Caruso 11/06

    Stuff you died but I don`t cry, my life still starts it`s not a try.
    Caruso 2006

  • Hallo Caruso,
    das sollte kein Schönreden sein, es war lediglich ein Update der letzten Tage und die Summe meiner Beobachtungen aus der ganzen Zeit mit ihm. Ich weiß, dass er wieder trinken wird (besser: ich befürchte es) und dass es nur eine Frage der Zeit ist.

  • Hallo destiny,

    ja, das ist schon schlimm zu sehen, wie der Mensch, in den du dich verliebt hast und den du liebst, sich verändert. Da ist auch immer wieder Hoffnung, dass er sich ändert und das Leben so läuft, wie du es dir wünschst. Zu erkennen dass das nicht passieren wird, das ist ein schwerer Schritt bzw eine schmerzliche Erkenntnis. Und darum hältst du so lange fest. Das war auch einer meiner Festhaltegründe. Ich sah noch immer den Teil der Persönlichkeit, den ich mal lieben gelernt hatte. Aber der Mensch besteht aus vielen Facetten und im Laufe der Ehe sah ich, mein Exmann hatte auch Seiten, die mich kaputt gemacht haben und die ich hasste. Und die waren bei weitem größer als der Teil, den ich liebte...

    Mein Exmann ist im November an den Folgen seiner Sucht verstorben, mit 64 Jahren... Und da ist auch Trauer in mir. Trauer eben darum, dass ich mich auch an die schönen Zeiten erinnere. Die ersten Jahre, bevor das mit der Sucht so losging. Das, was wir auch gemeinsam hatten. Und da ist Trauer um die junge Frau, mich, die damals so voller Zuversicht in diese Ehe gegangen ist. Mein Lebenswunsch an und mit ihm ist ja mit gestorben.

    Irgendwann war der Druck so groß, dass diese Hoffnung auf Besserung zerplatzt ist wie eine Seifenblase. Und ich am Boden lag, abgekämpft, ausgelaugt, krank...

    Ein kleiner Funken Hoffnung... vielleicht zündest du damit deine Lebenskerze an. Leben in Frieden.

    Zitat

    Heute Abend beginnt das "Kinder-Wochenende" und meine Gedanken kreisen ununterbrochen darum, was mich erwartet. Heute, morgen und am Samstag. Ich weiß, es ist nicht gut. Aber ich kann die Gedanken nicht abschalten.

    Zitat

    Ich musste nicht ständig daran denken, was oder wieviel er trinkt und auch nicht seine schlechte Laune ertragen.

    Das ist ja nur schon ein kleiner Teil der Einschränkungen deiner Lebensqualität.

    Zitat

    Gestern Abend war ich alleine und konnte ganz entspannt den Abend genießen.

    Das sollte doch normal und selbstverständlich sein... für dich ist es eine Ausnahme...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo lütte,
    natürlich hoffe ich, dass sich das "Problem Alkohol" in Luft auflöst und sich alles von alleine regelt. Das ist meine Hoffnung, aber ich weiß auch, dass das nicht passieren wird und ich für mein Glück selbst verantwortlich bin.
    Sicher muss ich aktiv werden und konsequent sein. Aber ich weiß nicht, ob es heute, morgen oder nächste Woche (nächsten Monat) sein wird. Und ich habe Angst davor. Ich denke, dass es dir ähnlich ging.

  • Hallo Destiny,

    und ob ich Angst hatte, nach über 20 Jahren Ehe "einfach" so zu gehen. Ich hab mir vor Angst fast ins Hemd gemacht. Das ließ mit dem Auszug auch nicht gleich nach. Bei seinen Anrufen hatte ich regelrechte Panikattacken. Mein Herz und mein Kopf waren ja keine Einheit. Die Entscheidung war ja reine Kopfsache, mein Herz hat ja auch gehofft. Aber ich hatte es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten. Ich glaube, es hat ca. 1,5 Jahre gedauert, bis ich ihn wirklich loslassen konnte - auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt schon wieder zusammen waren. Ich kann mich an den Moment erinnern als bei mir im Herzen die Erkenntnis ankam, dass es völlig egal ist, was ich mach oder nicht, ich kann ihn nicht ändern, er ist für sich verantwortlich. Das war auch ein Gefühl der Erleichterung, da fiel ne Menge Ballast von mir ab. Ich hab mich gern gekümmert und wollte alles schön und harmonisch für alle, aber das geht nicht. Was für mich schön und harmonisch ist, geht dem anderen vielleicht auf den Keks :shock: . Auch wenn's mir nicht immer leicht fällt, schaff ich es schon, meinen Mann nicht immer aufheitern zu wollen, wenn er mal schlecht drauf ist bzw. zu denken, dass seine Stimmungen immer an mir liegen. Das ist für mich eine schwierige Aufgabe, ihn einfach zu lassen.

    Zitat

    Gestern Abend war ich alleine und konnte ganz entspannt den Abend genießen. Ich musste nicht ständig daran denken, was oder wieviel er trinkt und auch nicht seine schlechte Laune ertragen.

    So soll es doch sein und so kann es sein, wenn Du für dich sorgst.

    Zitat

    Aber trotzdem habe ich ihn vermisst. Den Mann, den ich einmal kennengelernt habe. Den vermisse ich sehr. Immer

    Das ist normal und darf so sein, aber ich denke, der Schmerz wird weniger, je mehr du dich in den Fokus rückst. Er hat doch auch die Chance, sein Leben in den Griff zu bekommen, aber das liegt eben ganz allein an ihm.

    sonnige Grüße
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Guten Morgen,
    ich melde mich nach einem sehr entspannten Kinder-Wochenende (aber dem Wissen, dass es nicht so bleiben wird) zurück. Gestern wurde die nächste Eskalationsstufe eingeleitet.

    Eigentlich bereits am Mittwoch:
    Er hat an diesem Abend schon wieder zu den härteren Sachen gegriffen. Ich bin früh ins Bett gegangen, irgendwann kam er total betrunken nach und wollte natürlich noch mal "ran". Ich nicht, habe ihn also mehrfach weggeschoben und irgendwann ist er dann auch eingeschlafen. Gestern morgen bin ich früh aus dem Haus, habe also gar nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Abends sollten die Kinder kommen und ich bin Donnerstags immer etwas später zu Hause. Auf den Bus wartend, habe ich einen Anruf von seiner Exfrau erhalten.

    Sie sagte mir, dass sie am Nachmittag mit ihm telefoniert hat und es war deutlich zu merken, dass er betrunken war. Als sie ihn darauf ansprach, hat er ihr dann auch nach einigem Zögern gebeichtet, dass er ein Alkoholproblem hat. Er hat damit zugegeben, was er wohl ihr gegenüber seit Jahren abgestritten hat. Denn sie hat ihm bereits vor über 15 Jahren gesagt, er hätte ein Alkoholproblem und soll sich helfen lassen. Wir haben uns lange unterhalten und ich habe aus seiner Vergangenheit noch ein paar mehr Dinge erfahren. Ich wusste nicht, dass es mit seiner Trinkerei bereits so lange geht. Allerdings ist er noch immer der Meinung, dass er als intelligenter Mensch den Entzug alleine schafft.

    Ich bin so froh, dass ich mit ihr darüber sprechen konnte. Bin erleichtert, dass es endlich "raus" ist. Wir werden uns sicher auch noch einmal zusammensetzen und schauen, wie es mit den Kindern weitergehen soll. Die Kinder sind gestern selbstverständlich auch bei ihrer Mutter geblieben.

    Als ich nach Hause kam, lag er total betrunken im Bett und hat immer wieder aufgeschrien (irgendwelche obszönen Dinge, die ich hier nicht wiedergeben will). Das ist leider immer so. In der Küche war das Chaos ausgebrochen. Er hatte wohl noch versucht, etwas zu kochen, es dann aber aufgegeben. Auch im Bad hat er Spuren hinterlassen, überall Zahnpasta. Wenn man bedenkt. dass er ansonsten ein sehr ordentlicher (fast schon putzsüchtig) Mensch ist.
    Irgendwann später ist er nochmal aufgewacht, wusste nicht, wieviel Uhr es ist und was los ist und ist nach wenigen Minuten wieder im Bett verschwunden.

    Irgendwie fühle ich mich gerade wie in Watte, alles scheint so unwirklich zu sein. Aber ich habe das Gefühl, dass der Stein gestern ins Rollen gekommen ist. Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Ich fühle mich plötzlich auch nicht mehr so allein. Versteht ihr das?

  • Hallo Destiny,

    Zitat

    Irgendwie fühle ich mich gerade wie in Watte, alles scheint so unwirklich zu sein. Aber ich habe das Gefühl, dass der Stein gestern ins Rollen gekommen ist.


    das kann ich nur bestätigen.
    Wenn erst einmal der Kreislauf des Schweigens und Vertuschens durchbrochen ist, ist ein wichtiger erster Schritt getan.
    Ich habe mich danach auch so schwammig und kraftlos gefühlt, als hätte ich einen Marathon hinter mir.
    Mit dem ersten "outen" konnte aber erst alles weitere beginnen.
    Jetzt siehst du bestimmt auch einiges klarer, und vor allem werden dir deine Wahrnehmungen als richtig gespiegelt. Das war damals für mich sehr wichtig, denn ich zweifelte an fast allem was ich sah.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo destiny,
    die Wirklichkeit ist ganz schön krass, wenn man sie ohne Watte anschaut. :shock:
    Wie lange das schon geht und wie dein Alltag davon beeinträchtigt wird, krass.
    Hinschauen, vernetzen, austauschen - und deine Pläne umsetzen. Bleib einfach dran.
    Lieber Gruß, Linde :)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Wieder ist viel passiert seit meinem letzten Eintrag. Seine Exfrau und ich gehen zusammen nochmal zu einer Beratungsstelle. Er hat sich nun einen Termin bei einer Suchtberatung geholt. Ich hoffe es, aber bin nicht sicher, ob er tatsächlich auch hingeht. Am Freitag hatte er wohl (nach seinem Totalausfall am Donnerstag) etwas getrunken, als ich nach Hause kam. Man hat ihm zwar nichts angemerkt, aber er roch nach Alkohol. Samstag hatten wir Besuch und es wurde natürlich auch Bier und Wein getrunken. Ich war die Einzige, die keinen Tropfen angerührt hat. Gestern waren wir unterwegs und es war einer dieser tollen Tage ohne Alkohol. Auch am Abend hat er nichts getrunken. Heute früh hat er mir geschrieben, dass er wieder Alpträume hatte und das bedeutet für mich -> heute wird er wieder trinken. Es würde mich wundern, wenn es anders wäre. Nach einem Totalausfall ist er meistens gesprächsbereit und einsichtig und auch gewillt, etwas zu ändern. Stunden später aber möchte er bereits nicht mehr darüber sprechen, es ist ihm unangenehm und von dem absoluten Änderungs-Willen merkt man dann leider auch nicht mehr viel.
    Und trotzdem: Seit seine Exfrau bescheid weiß, hat sich etwas verändert. Ich fühle mich plötzlich nicht mehr alleine. Fühle mich auch etwas stärker. Sie hat es auch lange Jahre mitgemacht und eigentlich möchte sie ihm auch nur helfen. Wir wissen aber beide, dass es nicht geht, solange er sich verschließt. Vielleicht muss ich mich trennen, vielleicht kommt auch alles ganz anders. Erst einmal warte ich noch ab, ob er tatsächlich zu seinem Termin geht. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt.

  • Hallo Destiny,

    was, wenn er zu dem Termin geht und dir dann erzählt, sie hätten ihm gesagt, er ist kein Alkoholiker? :shock: Das ist meine Erfahrung. Ich war bei dem Gespräch auch nicht dabei, hab es ihm aber geglaubt und wieder meine Wahrnehmung bezweifelt. Meine Erfahrung sagt mir, dass ich zusehen muss, dass es mir gut geht, auch wenn das erst mal eine Trennung bedeutet. Er hat doch auch die Möglichkeit dann ohne Ablenkung durch dich, den Fokus auf sich und sein Leben zu richten und seine Entscheidungen zu treffen. Die Zeit wird dann zeigen, wie es weiter geht. Uns hat mein Auszug am Ende wieder zusammen geführt. Er hat gesehen, dass ich es ernst meine und alkoholisiert nicht mehr mit ihm zusammen leben will. Das hat ihn zum Nachdenken und Handeln gebracht. Wir konnten beide für uns wieder auf die Reihe kommen und dann auf einem anderen Niveau wieder zusammen finden.

    Ich bin auch ein Mensch, der über seine Probleme reden möchte und ich bin auch froh, wenn es Menschen gibt, die mich verstehen, aber am Ende musst Du eine Entscheidung treffen. Die Ex-Frau Deines Freundes hat sich schon entschieden und sieht das alles mit Abstand und sorgt für das Wohlergehen der Kinder, indem sie sie nicht zu ihm gibt. Du musst für Dein Wohlergehen alleine sorgen.

    Sicher ist eine Trennung nicht das Allheilmittel, aber dieses Abwarten und dieses "wenn, dann" kostet meiner Meinung nach wertvolle Zeit. Wie Du schreibst, trinkt er ja nicht erst seit gestern und es gab ne Menge Chancen schon mal was zu ändern. Ich seh da bei ihm einfach nicht den absoluten Willen, dem Alk zu entsagen. Ich glaube dieser Wille ist Voraussetzung für diesen schweren Weg. Du kannst ihn doch später nach Kräften unterstützen, aber den Entschluss muss er selber fassen. Das kannst Du ihm nicht abnehmen. Und in der Zwischenzeit sorgst Du dafür, dass es Dir gut geht.

    sonnige Grüße
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo destiny90,

    Zitat

    Nach einem Totalausfall ist er meistens gesprächsbereit und einsichtig und auch gewillt, etwas zu ändern. Stunden später aber möchte er bereits nicht mehr darüber sprechen, es ist ihm unangenehm und von dem absoluten Änderungs-Willen merkt man dann leider auch nicht mehr viel.

    Das ist total typisch für nasse Alkoholiker, bei mir war es ebenso.
    Und in diesen Momenten wußte ich auch wirklich, das was passieren müsste.
    ABER... ich habe NICHT gehandelt, sondern noch viele Jahre weiter gesoffen !
    Habe mir immer wieder vorgemacht, das ich das allein schaffe. Allein schaffen muss!
    Das ich wirklich KRANK bin, habe ich gar nicht realisiert, Alkoholiker sind schließlich immer nur die anderen.
    Und das ich meine Krankheit nicht allein stoppen kann, sondern dringend Hilfe brauche, war mir auch nicht klar.
    Ich musste erst einen viel krasseren Tiefpunkt erreichen, bis ich endlich Hilfe bekam und vor allem auch annehmen konnte.

    Ich habe wenig Hoffnung, das Dein XY Freitag in die Suchtberatung geht.
    Es werden oftmals nur die Wogen wieder geglättet, selbstverständlich auch durch Zusagen, nun was gegen den Suff zu unternehmen.
    Meist bleibt es aber bei diesen Worten, und die Sauferei geht weiter.
    Unter Umständen noch Jahre und Jahrzehnte, falls der Körper nicht vorher schlapp macht und man einfach in der Kiste landet.
    Und man macht auch nicht nur anderen was vor, man macht auch sich selbst noch sehr lange was vor.
    Bei mir war es jedenfalls so, ich wollte die Wahrheit gar nicht sehen. Also habe ich alles getan, das sie vor mir selbst auch
    verschleiert bleibt. Mit viel Alk selbstverständlich.

    Zitat

    Vielleicht muss ich mich trennen, vielleicht kommt auch alles ganz anders.
    Erst einmal warte ich noch ab, ob er tatsächlich zu seinem Termin geht. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt.


    Ich denke, er wird nicht hingehen.
    Er hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht.
    Du kannst auch jetzt schonmal Pläne machen, was Du tun wirst, wenn er weiter säuft.
    Ich kann Dir nur ganz dringend raten, da die Biege zu machen, und zwar so schnell wie möglich.
    Seine Ex hat schon das richtige gemacht, aber auch sie scheint ja noch in einer Art Helferrolle zu stecken.
    Ihr könnt aber beide nicht helfen, solange er nicht will, aber das habt ihr ja schon erkannt.
    Und auch dann wären die Mittel sehr begrenzt, ein nasser Alkoholiker kann seinen Weg in ein trockenes Leben nicht auf andere Menschen
    aufbauen!
    Das muss er allein bewerkstelligen und dafür ist er auch ganz allein verantwortlich !
    Angehörige können aber eine große Stütze sein, das möchte ich nicht bestreiten.
    Mein Mann war es mir auch, und auch meine Tochter. Sie glaubten an mich und das hat mir auch viel Kraft gegeben.
    Aber konkret helfen konnten sie mir nicht auf meinem Weg. Einfach Dasein ist aber auch schon viel, finde ich.

    Zitat

    Heute früh hat er mir geschrieben, dass er wieder Alpträume hatte und das bedeutet für mich -> heute wird er wieder trinken.


    Ebenso beliebt bei nassen Alkies wäre:
    In China ist ein Sack Reis umgefallen.
    In China ist kein Sack Reis umgefallen.
    Draussen scheint die Sonne.
    Draussen scheint nicht die Sonne.

    Auch wenn es sich böse anhören mag, so läuft die Nummer !
    Je dramatischer der Grund, um so ein besseres Alibi zum Saufen !
    Dazu kommt auch noch die Schlechtigkeit der Welt und überhaupt und so...

    So, nun ging es im Grunde auch nur um Deinen Säufer in meinem Beitrag, so sollte das aber nicht sein bei CO-Abhängigen.
    Deine Welt sollte sich mal langsam wieder um Dich selbst drehen, nicht wahr?
    CO-Abhängige haben schließlich meist genug eigene Baustellen, um die sie sich mal kümmern sollten.
    Also, fang an damit, anstatt weiterhin wie das Karnickel auf die Schlage zu starren... denn das bringt DICH persönlich überhaupt nicht weiter.
    Mache nicht Dein Leben und am besten nicht mal einen Tag vom Verhalten eines anderen Menschen abhängig!
    Sondern KÜMMERE Dich bitte um DICH selbst und DEIN Wohlergehen.
    Denn auf anderes hast Du eh keinen Einfluss.
    Alle anderen Gedanken wie zum Beispiel der "der nötigen Hilfeleistung" wäre nur der "typische Größenwahn von CO-Abhängigen".
    Du kannst momentan nichts helfen... und vielleicht auch nie.

    LG Sunshine

  • Zitat

    was, wenn er zu dem Termin geht und dir dann erzählt, sie hätten ihm gesagt, er ist kein Alkoholiker? :shock:
    Das ist meine Erfahrung. Ich war bei dem Gespräch auch nicht dabei, hab es ihm aber geglaubt und wieder meine Wahrnehmung bezweifelt.

    Oh ja, selbst das kriegen wir als nasse Alkies fertig :roll:
    Oder man geht erst gar nicht hin zur Suchtberatung, tut aber so, als wäre man dagewesen.
    Lügen gehört ja eh schon zu unserem Alltag, also was macht schon noch ne weitere Lüge ?
    Also glaube mal besser keinem nassen Alkie, denn wir lügen das Blaue vom Himmel runter, wenn wir es für nötig halten.

    Ich habe es sogar noch krasser bei einem ehemaligen Freund miterlebt:
    Vom mir auf das Thema angesprochen, sagte er, das es ja gar nicht sicher sei, das er Alkoholiker sei.
    Sein Psychologe hätte ihm das so gesagt. Aha.
    (Zu dem Zeitpunkt hatter er wohl so und die 8-10 Entgiftungen hinter sich und mehrere Psychatrie-Aufenthalte)
    Sag ich zu ihm, nun ja, selbst ein Psychologe könne das ja nicht 100% diagnostizieren, man wisse es im Grunde
    nur selbst, ob man abhängig säuft.
    Er hat es aber so ausgelegt, das er kein Alkoholiker wäre, weil der Psychologe ihm das nicht diagnostiziert hat.
    Und trank natürlich weiter...
    Irgendwann hatte er sich schizophren gesoffen, die Psychiatrie wurde beinahe zum Dauerwohnsitz.
    Und noch ein paar Jahre später fand man ihn tot Zuhause in seinem Bett, mit reichlich Promille im Blut.
    Er hatte sich schlicht und ergreifend tot gesoffen :cry:
    So kann das traurige Ende aussehen, wenn jemand seine Krankheit Alkoholismus nicht wahrhaben will.
    Er und ich waren gleichaltrig... und er ist schon vor einigen Jahren gestorben...so ist die häßliche Seite des Alkoholismus.
    Es liegt an uns selbst, ob wir das stoppen wollen oder eben den anderen Weg wählen mit Weiterlügen, Weitersaufen und all den anderen Begleitsymptomen unserer Krankheit.

    Ich möchte mich auch noch allen anderen Worten von lütte anschließen !

    LG Sunshine

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