Noch lange nicht trocken.

  • Hallo Carmen,

    sich nüchtern unsicher fühlen... kenne ich. Ich habe vor jeder Feier getrunken, um mich angetrunken sicher zu fühlen. Dabei hatte das zur Folge, dass ich mich grundsätzlich peinlich benommen habe. Das wiederum hat bewirkt, dass ich mich beim nächsten Mal durchs Schämen noch unsicherer gefühlt habe und erst Recht vorher trinken musste. Ein Teufelskreis.

    Auch jetzt, wo ich seit 2,5 Jahren nichts mehr trinke, mag ich nicht gern ungewohnte Situationen. In mir ist nach wie vor eine Unsicherheit. ABER es ist schon wesentlich besser geworden. Das braucht einfach Zeit. Man hat ja auch viel kaputt gemacht vom Selbstbewusstsein.

    Ja, ich bin auch froh, weg von meinem Ex zu sein. Es fiel mir wahnsinnig schwer. Heute bin ich einfach nur glücklich, ihn los zu sein. Am Anfang musste ich ständig weinen, hab voller Liebe auf sein Foto geguckt und einen so wundervollen Menschen mit so tollen Eigenschaften gesehen, die er hatte, wenn er nüchtern war.

    Wenn ich ihn heute sehe, könnte ich im Strahl ko......! Sorry, aber ist so :D

    Wenn ich daran denke, was er mir alles angetan hat, frag ich mich, wie verblödet ich gewesen sein muss, nicht schon viel früher das Weite zu suchen. Aber nun gut, besser spät als nie.

    Anders herum: Wenn ein normal tickender Mensch mit mir zusammen gewesen wäre, zu der Zeit, wo ich noch gesoffen habe, hätte er das Gleiche über mich sagen können. Ok, ich war zwar nie verbal aggressiv oder mies meinem Partner gegenüber (so wie er zu mir), aber ich hatte andere Eigenschaften an mir, die widerlich waren.
    Kurz gesagt: Ich hätte mich damals nicht als Freundin haben wollen. Auch als Mutter habe ich in vielen Dingen versagt. Kein Wunder, dass da das Selbstbewusstsein und Selbstliebe nicht vorhanden waren.
    Heute finde ich mich gut als Freundin :D und als Mutter auch. Die besten Gründe, nüchtern zu bleiben.

  • Hallo Cadda,

    deine Zeilen machen mir Mut und geben mir Zuversicht, dass es sich lohnt, den Weg in die Trockenheit zu gehen.
    Veränderungen machen ja auch irgendwie immer Angst.

    Es hilft sehr, dass ich mich hier nicht erklären muss und meine Krankheit verstanden wird und es dir und auch vielen anderen hier zu Beginn genauso oder ähnlich erging wie mir.

    2 1/2 Jahre trocken.Toll! Das ist schon eine ganze Zeit.
    Es ist schön zu lesen, dass sich dein Leben so zum Positiven gewandelt hat.

    Heute bin ich sehr nachdenklich, da mir durch die Auseinandersetzung mit meiner Krankheit jetzt erst richtig bewusst wird, wie oft ich mit meinem Leben gespielt habe; viele schlimme Erinnerungen kommen hoch. Das ist nicht angenehm und hat hier bestimmt schon jeder durchlebt. Ich muss wieder lernen unangenehme Gefühle auszuhalten und diese nicht zu betäuben. Das braucht Zeit.

    Ich wünsche dir einen schönen Abend!

    LG
    Carmen

  • Hallo zusammen,

    die starken Suchtdruckanfälle sind weniger und schwächer geworden. Allerdings bemerke ich bei mir süchtige Gedanken, die ganz schön aufdringlich sind und in mir großes Unbehagen und ein Gefühl der Unsicherheit auslösen.
    Wie zum Beispiel: Irgendwann, in ein oder zwei Jahren, wenn du dich wieder stabilisiert und dein Leben wieder in den Griff bekommen hast, kannst du wieder trinken.

    Jetzt gerade beim Aufschreiben merke ich wie absurd und trügerisch das ist. Nein! Ich kann keinen Alkohol trinken.
    Ich begreife einfach nicht, was da im Hirn verstellt ist. Ich kann es mit dem Verstand nicht greifen.

    Ich muss aufhören alles verstehen zu wollen. Das ist einfach nicht möglich.

    Wer hatte oder hat diese Gedanken auch und wie kann man dagegensteuern?
    Sich ablenken und sie verdrängen oder annehmen, zulassen und aushalten?

    Ich möchte nicht mehr trinken. Habe große Angst davor, schwach zu werden.
    Vielleicht mag jemand etwas dazu schreiben.

    Lg
    Carmen

  • Moin Carmen,

    es gibt Dinge, die muss man nicht begreifen. Da hilft mir einfach dumm dran glauben. Ich habe auch nie gedacht oder von mir erwartet, dass ich nie mehr trinke. Das ist mir viel zu abstrakt. Ich trinke nicht, fertig.
    Beim ersten Gedankenblitz am Anfang, habe ich sofort bis zum Ende gedacht. Wo war ich, wo will ich nie wieder hin, was will ich nie wieder erleben.
    Lebe den Tag. In ein zwei Jahren hat sich deine Haltung zum Alkohol geändert, und du siehst die Dinge anders.

    Lenk dich ab, mach dir die Vorteile klar und bedenke die Nachteile. Und ganz viel Wasser trinken. Übernimm die Verantwortung für dein Leben, überlass sie nicht wieder dem Alkohol.

    Pass auf dich auf.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo Pellebär,

    danke für deinen Beitrag.


    es gibt Dinge, die muss man nicht begreifen. Da hilft mir einfach dumm dran glauben. Ich habe auch nie gedacht oder von mir erwartet, dass ich nie mehr trinke. Das ist mir viel zu abstrakt. Ich trinke nicht, fertig.

    Das fühlt sich direkt viel leichter an und bestärkt mich.


    Übernimm die Verantwortung für dein Leben, überlass sie nicht wieder dem Alkohol.

    Ja! Verantwortung für mein Leben übernehmen. Das muss ich ( wieder ) lernen.
    Das braucht Zeit und Geduld.

    Lg
    Carmen

  • Hallo Carmen!

    Pellebär hat recht. Deine Denkweise wird sich mit zunehmender Abstinenz kontinuierlich verändern. Das dauert aber und ist keine Frage von Tagen oder wenigen Wochen.

    Anfangs saß tief in meinem Hirn der Gedanke drin, nach ein paar Monaten wieder von vorne anfangen und ganz moderat mal ein Bierchen schlürfen zu können.

    Es hat eine ganze Weile gedauert, bis dieser Gedanke da raus war. Dennoch blitzt er jetzt noch ab- und an mal auf und wird von mir sogleich verworfen. Ich weiß genau, dass so eine Nummer nur ganz kurze Zeit bei mir gut ginge und ich ruckzuck wieder in den Strudel nach unten geriete.

    Lehrreich war mir insoweit der Kontakt zu Rückfälligen in meiner ambulanten Therapie bzw. meier analogen SHG.

    Am eindrucksvollsten waren die Ausführungen eines Polytox: "Wenn ich jetzt nachgebe, fängt die ganze Schei... wieder von vorne an." Ich habe den Herrn bildlich vor Augen. Nur ging es bei ihm nicht um den Alk, sondern bei diesem Beispiel ums Kiffen. Macht im Ergebnis aber keinen Unterschied.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke für deinen Beitrag. Eure Erfahrungen sind ungemein hilfreich.

    Ihr seid den Weg gegangen, ich habe ihn noch vor mir. Das ihr auch diese Gedanken hattet, nimmt
    mir schon einige meiner Selbstzweifel und Unsicherheiten.


    Ich weiß genau, dass so eine Nummer nur ganz kurze Zeit bei mir gut ginge und ich ruckzuck wieder in den Strudel nach unten geriete.


    So ist es. Ich weiß auch ganz genau, dass ich niemals kontrolliert trinken kann. Es geht bei mir mit viel Glück und Anstrengung vielleicht einen Tag gut, wenn überhaupt. Und dann bin ich auch schon wieder da wo ich aufgehört habe.

    Morgen kommen die Bücher. Danke nochmal für die Empfehlungen.

    Lg
    Carmen

  • Mir war das immer viel zu weit weg und zu endgültig dieses "Nie mehr Alkohol".
    Jetzt nach 8 Jahren, da ist das duchaus für mich vorstellbar und vor allen Dingen, es macht mir keine Angst mehr. Im Gegenteil, ich freu mich drauf. Inzwischen nicht mehr bewusst über jeden Tag, aber über jedes Jahr.

    Bei spontanem Suchtdruck - aus welchem Grund auch immer - denk ich immer daran, wie das ganze nach dem Saufen aussehen würde - schrecklich. Das hilft bei mir mittlerweile sofort.

    Auch wenn ich mich jetzt hier unbeliebt mache:
    Wenn irgendwelche Gedanken daran aufkommen - und das passiert selten aber manchmal -, dass ich ja später mal wieder probieren oder so könnte, dann sag ich mir: Ja ja, später. Jetzt ist aber eben nicht später, also kannst du auch später mal dran denken aber jetzt nicht. So in der Art und dann ist der Gedanke auch schon wieder weg.

    Wichtig ist meiner Meinung nach: Nicht verrückt machen lassen.

  • Hallo Rattenschwanz,


    Mir war das immer viel zu weit weg und zu endgültig dieses "Nie mehr Alkohol".

    Dieses " Nie mehr Alkohol" macht mir Stress und setzt mich unter starken Druck. Diese Endlichkeit macht auch Angst.
    Angst, es nicht zu schaffen. Angst doch wieder irgendwann zu trinken und daran zu Grunde zu gehen.


    Wenn irgendwelche Gedanken daran aufkommen - und das passiert selten aber manchmal -, dass ich ja später mal wieder probieren oder so könnte, dann sag ich mir: Ja ja, später. Jetzt ist aber eben nicht später, also kannst du auch später mal dran denken aber jetzt nicht. So in der Art und dann ist der Gedanke auch schon wieder weg.



    Dieser Gedanke " Heute trinke ich nicht" hat mich in den letzten Wochen schon einige Male gerettet.
    Ich denke, dass auch ich zu denjenigen gehöre, die mit der 24 Stundenformel besser zurecht kommen.

    Danke für deinen Beitrag.

    Lg
    Carmen

  • Hallo Carmen,
    die ersten Tage nach meiner Entgiftung auf der Intensiv, als ich wieder einigermaßen bei mir war, dachte ich NUR an das Jetzt.
    Ich zählte anfangs sogar die trockenen Stunden, irgendwann dann Tage und Wochen... usw.
    Meine Alkoholabhängigkeit war körperlich ebenso stark wie psychisch.
    Und so war ich die ersten Tage einfach nur unendlich dankbar, das ich nicht mehr auf Entzug kam dank der Medikamente.
    Das war für mich schon wie ein Wunder und unglaublich erleichternd.
    Es gab für mich keine Gedanken, ob ich irgendwann wieder trinken kann, es zählte nur das, was im Moment war. Und das reichte mir auch.
    Es gab für mich auch keinerlei Anfangseupghorie, vielleicht war das auch gut so, keine Ahnung.
    Ich musste mich regelrecht ins Leben zurück kämpfen, bis es irgendwann nach Wochen einfacher wurde, vor allem körperlich.

    Im späteren Verlauf meiner Abstinenz gab es auch Suchtdruck-Situationen. Ich lernte mit der Zeit, damit umzugehen.
    Zum Glück was das nur selten, aber es gab diese Momente durchaus.
    Ich dachte dann all all das zurück, was passiert war. Ähnelt sich übrigens Deinen Erlebnissen :wink: aber diese Erlebnisse ähneln sich ja grundsätzlich bei uns.
    Die Krankheit geht eben mit gewissen Symptomen einher, und Kontrollverlust bis hin zu Blackouts gehören dazu.
    Wie auch immer, mir war immer klar, wohin ich nie wieder zurück will. Und das brachte mich dann auch durch diese Situationen.
    Desweiteren betrieb ich Risikominimierung, entsprechend unseren "Grundbausteinen" hier, die kannte ich allerdings damals nicht, ich hörte eher auf
    mein Bauchgefühl, was gut für mich sein könnte und was nicht.
    Und dabei war ich immer sehr selbstkritisch, ließ mir selbst nur wenig durchgehen. Und meine Willensstärke war auch wieder da, die hatte ich mir während meiner nassen Zeit regelrecht weggesoffen.

    Ich denke, gerade am Anfang der Abstinenz ist das Denken im 24 Stunden bezüglich der Alkoholkrankheit keine schlechte Idee.
    Man soll ja auch nicht in der Vergangenheit leben und nicht zu weit in die Zukunft schauen wollen, so raten ja auch Fachleute fürs Glücklichsein :)
    Und das enspräche ja dem.
    Und man darf auch auf jeden einzelnen Tag, an dem man nicht getrunken hat, STOLZ SEIN, weil das eine große Leistung für uns ist.
    Später werden dann Tage und Wochen draus... und hoffentlich auch Monate und viele Jahre.

    LG Sunshine

  • Ich bitte, meine Tippfehler zu entschuldigen :oops:

    Carmen, ich wollte auch noch was zu den Schuldgefühlen schreiben und auch dem hier:

    Zitat

    ja, demütigend war so Einiges, was man zu Saufzeiten erlebt hat. Dabei hat man sich die Demütigung selbst zugefügt durch eigenes Verhalten. Und wenn ich von meinem Ex-Partner gedemütigt wurde, dann war das auch meine Schuld (oder es lag in meiner Verantwortung), weil ich es zugelassen habe. Bzw habe ich mich selbst so „klein gesoffen“, dass ich es zugelassen habe, weil ich mir nichts mehr wert war.

    Ein Bekannter hat das mal als "Alkoholtrauma" beschrieben, an dem wir alle litten oder auch akut noch leiden.
    Es ist nicht so, das wir aus Jux und Dollerei gesoffen haben, und das weiß man auch spätestens dann, wenn man trinken muss, weil man sonst
    auf Entzug kommt.
    Man ekelt sich doch längst vor dem Zeugs, aber die Angst vor dem Entzug macht, das man es doch wieder trinkt.
    Und vielleicht auch gleich wieder auskotz*t und trotzdem weiter macht. Natürlich ist das krank.
    Die Alkoholkrankheit hat aber auch nix mit Verstand und Logik zu tun, so kann man sie überhaupt nicht erfassen.

    Wie auch immer, dieses Alkoholtrauma ist nicht sofort wieder weg, wenn man aufhört zu saufen. Das muss auch erstmal wieder heilen !
    Wir haben uns manche Dinge ja jahrelang oder gar Jahrzehnte angetan, die Heilung dieses Traumas braucht auf jeden Fall ihre Zeit.
    Und vielleicht verheilt auch einiges gar nicht mehr ganz, wir können ja nicht unsere gesamte Festplatte im Oberstübchen löschen.
    Ich für meinen Teil habe mir das aber auch teilweise zunutze gemacht.
    Die Auseinandersetzung mit meiner Krankheit führte auch dazu, zu wissen, wo ich nie wieder hin will.
    Und wo ich wieder hinkomme, wenn ich auch nur 1 Glas wieder trinke, war mir auch immer sonnenklar.
    Die Erinnerung an die früheren unangenehmen Erlebnisse dienten mir dann dazu, meine Entscheidung, nicht wieder zu trinken, zu manifestieren.
    So war es im Endeffekt doch noch für was gut :wink:
    Ich bin allerdings auch ein Mensch, der selbst aus den blödesten Situationen noch gern was lehrreiches ziehen möchte, und sei es nur, bestimmte Dinge nie wieder zu tun, auch jetzt mal ganz unabhängig von der ehemaligen Sauferei. :lol:

    Du schriebst, das Du Dich vielleicht bei einigen entschuldigen willst.
    Ich habe auch damals darüber nachgedacht. Ich bin zwar nie körperlich aggressiv zu irgendwem gewesen, aber sicher verbal.
    Eigentlich hauptsächlich nur meinem Partner gegenüber. :oops:
    Den habe ich dann nach meiner Entgiftung gefragt, ob er mir denn überhaupt das alles verzeihen könne?
    Er sagte daraufhin nur: "Ich habe Dir bereits an dem Tag verziehen, als Du in die Entgiftung gingst"
    Und so war es auch wirklich, er hat von sich aus nie wieder irgendwelche unangenehmen Vorfälle angesprochen.
    Wenn, dann ging das von mir aus, weil ICH drüber sprechen wollte.
    Aber erstmal einen Schritt nach dem anderen machen... vieles, wie auch solche Gespräche, ergeben sich auch oft von ganz allein, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

    Bei anderen habe ich mich nicht entschuldigt, denn ich habe eine Krankheit, die mich zu gewissen Verhaltensweisen gebracht hat, ich bin kein böswilliger Mensch, der Spaß dran hatte, andere Menschen zu verletzen !
    Ich habe da aber auch nicht wirklich sehr schlimmes angerichtet... es war nichts dabei, was nicht verzeihbar gewesen wäre.
    Das schlimmste habe ich mir selbst und meinem Partner angetan.
    Ich habe aber mit meinen engen Freunden später über meine Krankheit gespochen, ich gehe offen damit um.
    Die haben dann von ganz allein begriffen, und eine Entschuldigung wäre mir da auch fehl am Platz vorgekommen, ein Diabetiker entschuldigt sich ja auch nicht für seine chronische Erkrankung.
    Das ist so meine Sichtweise... andere sehen das vielleicht ganz anders...

    Und man darf auch nicht vergessen, das andere Menschen auch ihre eigenen Sorgen haben, da ist die eigene Suchterkrankung dann auch nicht sooo interessant für andere :wink: , denn jeder interessiert sich erstmal am meissten für sich selbst und die eigene Familie.
    Meine Freunde haben es so akzeptiert, wie es nun mal ist, ich bin alkoholkrank. Und ansonsten ist das gar kein weiteres Thema für uns.
    Ansonsten bin ich doch so ein Mensch wie jeder andere auch... mit Stärken und Schwächen... aber die Alkoholkrankheit ist keine Schwäche, sondern nun mal eine Krankheit !
    Und aus die Maus. :wink:

    LG Sunshine

  • Hallo sunshine,

    vielen Dank für deinen Beitrag und den kleinen Einblick in deine bewegende Geschichte.
    Ich habe auch schon einige Beiträge von dir gelesen und konnte vieles für mich mitnehmen.


    Ähnelt sich übrigens Deinen Erlebnissen aber diese Erlebnisse ähneln sich ja grundsätzlich bei uns.
    Die Krankheit geht eben mit gewissen Symptomen einher, und Kontrollverlust bis hin zu Blackouts gehören dazu.

    Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr sich die Geschichten und Gedankengänge von Alkoholikern oder generell suchtkranken Menschen ähneln.

    .


    Und meine Willensstärke war auch wieder da, die hatte ich mir während meiner nassen Zeit regelrecht weggesoffen.

    Das geht mir genauso.


    Man soll ja auch nicht in der Vergangenheit leben und nicht zu weit in die Zukunft schauen wollen, so raten ja auch Fachleute fürs Glücklichsein

    Ich hoffe, dass mir das in der Zukunft wieder besser gelingen wird. Im Hier und Jetzt leben. Machen Kinder und Tiere automatisch. Darum sind sie auch glücklich und unbeschwert. :D
    Aber es reicht ja auch schon, wenn man das Jetzt erst mal wieder zeitweise genießen kann.


    Ein Bekannter hat das mal als "Alkoholtrauma" beschrieben, an dem wir alle litten oder auch akut noch leiden.

    Davon habe ich noch nie gehört. Danke für den Hinweis. Das erklärt so einiges.


    Ich bin zwar nie körperlich aggressiv zu irgendwem gewesen, aber sicher verbal.
    Eigentlich hauptsächlich nur meinem Partner gegenüber.

    Genauso war es auch bei mir. Mein Partner hat am meisten unter meiner Sauferei und den fiesen verbalen Attacken gelitten.


    Ich bin allerdings auch ein Mensch, der selbst aus den blödesten Situationen noch gern was lehrreiches ziehen möchte

    Ich versuche immer aus jeder noch so negativen Situation auch etwas Positives rauszuziehen. Interessanterweise finde ich auch immer etwas. Das hilft mir dann auch, besser damit klarzukommen.


    aber die Alkoholkrankheit ist keine Schwäche, sondern nun mal eine Krankheit !

    Diesen Punkt muss ich noch verinnerlichen. Ich weiß, dass ich eine Krankheit habe und mache mir trotzdem immer noch täglich Vorwürfe. Das ist nicht richtig. Aber ich denke, dass alles seine Zeit braucht.

    Die Tippfehler habe ich garnicht bemerkt. :D

    Lg
    Carmen

  • Hallo Cadda,

    danke der Nachfrage. Ein wenig holprig heute. Hatte einen dummen unnötigen Streit mit meinem Partner
    und dann im Affekt damit gedroht, dass ich, wenn er jetzt nicht aufhört mit der Diskussion, gleich wegen ihm trinken muss. :roll:
    Ich war selbst ganz erschrocken, dass mir das rausgerutscht ist. Das nennt man wohl " nasses" Verhalten.

    Und da wären wir wieder bei meinem ThreadTitel "Noch lange nicht trocken".
    Ich habe natürlich keinen Alkohol angerührt, sondern bin mit meinem Hund spazieren gegangen und habe mich dann schnell wieder gefangen.

    Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag!

    LG
    Carmen


  • Das nennt man wohl " nasses" Verhalten.

    Wirklich? Du hattest Streit und wolltest dem Gegenüber wohl eins auswischen. Und hast gleich erkannt, dass du verbal über das Ziel hinausgeschossen hast.

    Das ist mir auch schon 1-2 Male in den ersten Jahren meiner Abstinenz passiert. Da spielen Emotionen einfach eine zu große Rolle, da ein Streitgespräch unter Partnern oder Verwandten häufig ins Emotionale abdriftet.

    Ich würde Achte einfach darauf, dich demnächst verbal etwas besser zu kontrollieren.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,


    Du hattest Streit und wolltest dem Gegenüber wohl eins auswischen

    Das kann natürlich auch sein; dann ist es aber unterbewusst abgelaufen, denn der Satz " Wenn du nicht ...., dann muss ich trinken" kam einfach ohne zu überlegen oder irgendeineine Absicht aus mir rausgeschossen.
    Darum schrieb ich auch " nasses" Verhalten.
    Ob das auch einem Langzeittrockenen passiert? Ich weiß es nicht.

    Dieser Vorfall hat mir aber wieder gezeigt, wie zerbrechlich meine noch frische Abstinenz ist.

    Lg
    Carmen

  • Oder ist das vielleicht eher eine Charaktersache?
    Ich kann ja jetzt auch nicht jeden schlechten Zug, den ich an mir habe, auf meine Alkoholkrankheit schieben.

    Das wäre zu einfach. Mir hat es auf jeden Fall im Nachhinein sehr leid getan. Das war nicht fair.

  • Mach dir nicht solche Gedanken.

    Charaktersache?

    Fairneß?

    Du hast in einem emotionell geführten Gespräch etwas übers Ziel hinausgeschossen. Ja und?

    Du hast es überdacht und gut ist. Ich habe, als es mir damals widerfahren ist, auch keine große Sache daraus gemacht. Ist nun mal vorgekommen und dann standen andere und bedeutend wichtigere Dinge im Vordergrund als ein dahingesagter Satz.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Danke für deine Zeilen, Carl Friedrich,

    Ich bin ein Meister im sich reinsteigern und dramatisieren. :roll:
    Die ständige Selbstanalyse sollte ich vielleicht auch nicht übertreiben. Das zermürbt.

    Übrigens lese ich momentan Borowiak.
    Sehr unterhaltsam, amüsant und aufschlussreich.

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

    Lg
    Carmen

  • Moin Carmen,

    mach es dir nicht unnötig schwer. Sieh es mal von der anderen Seite, du hast erkannt, dass du eine tödliche Krankheit hast, dass du dich schützen willst. Wenn du in eine Situation kommst, die dich gefährdet, darfst du es sagen. Wenn du eine Wunde hast, lässt du dir auch nicht drauf hauen. Natürlich ist das kein Freibrief für Erpressungen. Wenn du aber Angst um dich hast, sag es.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

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