Frau Roselia sucht das Glück (Tagebuch- Auf den Weg zur Unabhängigkeit)

  • Heute ist Tag 11

    Ich bezeichne mich als NÜCHTERN! Das ist mir wichtig. Ich kann mich mit der Bezeichnung „Trockene Alkoholikerin“ nicht identifizieren. Das war vielleicht auch immer ein Grund mit, warum ich es Jahrelang hinausgezögert und schön geredet habe. Dass ich ein Problem mit Alk habe, weiß ich leider schon viel zu lange.

    Der Gedanke, es zuzugeben verband ich immer mit den AA. Ein Alptraum dort mal zu sitzen. Hier im Forum ist mein erster Schritt zuzugeben, dass ich psychisch abhängig bin.

    Ich möchte hier ein Teil von mir preisgeben, meine spontanen Gedanken festhalten und anderen zuhören, mit begleiten und von ihnen lernen.


    Warum jetzt???

    Manchmal braucht es so einen kleinen Moment im Leben.

    Abends switche ich so im TV rum. Bei Talk-Runen bleich ich ja gerne mal hängen. Zu Gast war edit Karsten und ich horcht auf, als sie dort über Ihre Sucht erzählte. Sofort fand ich sie super sympathisch und Ihre Aussage.. sie mag den Ausdruck TROCKEN nicht, sie wäre ja kein Baby!!!

    Und sie sagt: Versuche erstmal 1 Tag aufzuhören, wenn das nicht geht, dann sag dir..für die nächsten Stunden, wenn das nicht geht, dann sag dir nur für 1 Stunde, wenn das nicht geht, dann sage dir dann.… JETZT.. und JETZT…. und JETZT!

    PÄNG.. geile Aussage!! Ich hörte noch so zu – sehr spannend… tolle Frau.

    Am nächsten Morgen ging mir edit Karsten nicht aus dem Kopf…Da ich da schon 2 Tag nichts getrunken hatte, wollte ich dabei bleiben. Unbedingt! Ich hatte schon 2 wertvolle Tage geschafft. Ich fing sofort an und hörte ihre Podcast. Ich liebe Podcast, bin aber nie auf die Idee gekommen, diese auch mal zu einem Thema zu hören, wo ich ernsthaft ein Problem mit habe.
    Der Podcast als Gehirnwäsche, und sich all das wieder ins Gedächtnis zu rufen, was ich schon vor langer Zeit gelesen hatte (das Buch „Endlich ohne Alkohol“, „Alk“, „Nüchtern“)

    edit Karsten

    Lieben Gruss
    Roselia

  • Finde den Fehler

    Nikotin Abhängigkeit - Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
    Alkoholkrank - die Abhängigkeit von der psychotropen Substanz Ethanol


    Was war meine Nikotin Sucht? Nur eine psychische Verhaltensstörung? Warum konnte ich sie erfolgreich bekämpfen. Wieso war es so wahnsinnig schwer? Was ist der Unterschied zum Alk?

    Als ich mit 29 Jahren beschloss endlich aufzuhören mit dem Rauchen war das ein richtig harter Kampf. Ich verschenkte von heute auf morgen alle (noch gerade frisch gekauften) Zigarettenstangen. Und fing an zu kämpfen.
    Ich wollte unbedingt, wirklich unbedingt aufhören. Ich war körperlich nicht mehr in der Lage die Wäsche aus dem Keller zu holen, ohne 2x Pause zu machen. Der Entschluss stand, aber es war vom ersten Tag an verdammt schwer.
    Die Zigarette nach dem Aufstehen bei einer Tasse Kaffee. Auf der Arbeit! Ganz krass die vielen Raucherpausen mit den Kollegen. Die Zigarette nach dem Essen. Die nach der Arbeit, die vielen Zigaretten aus Langweile oder zur Belohnung. Die mega vielen Zigaretten auf Party und zum Alkohol.
    Ich hatte den Glimmstängel 24 Stunde im Kopf. Ich fühle mich schrecklich und unausstehlich, aber jeder Tag war ein Mini Schritt zur Freiheit.

    Ich ging wochenlang nicht mehr auf Party oder raus. Ich ging um 20 Uhr ins Bett, weil ich es oft nicht mehr aushielt. Ich lass meine Heilige Fibel (Endlich Nichtrauer, Carr) hoch und runter. Ich legte mir das Buch unters Kopfkissen. (noch heute dieses Buch mir wichtig, obwohl ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr an Zigaretten denke) – Es ist mein Andenken, an etwas, woraus ich mächtig stolz bin.

    Ich „rauchte“ aus Verzweiflung aus leeren Kugelschreiber Hüllen, oder schnitt mir von einer Zigarette die Filter ab um damit das Rauchen zu simulieren. Ich atmete bewusst frische Luft und zog mir es mir tief in die Lungen. Ich träume anfangs viel, das ich wieder rauche. (Noch heute kommt es durch.) es war KRASS!

    Es war ein täglicher schwerer Kampf, aber ich hatte meinen Plan. Einen Zeitplan, wo drauf stand, das sich nach soundwoviele Tagen dies oder das Verbessert… Mein Ziel.. nach 10 Jahr ist die Lunge ähnlich die eines Nichtrauchers. Heute bin ich immer noch Nichtraucher, auch wenn es leider mal 2 kleine Phasen gab wo ich mal 2 – 3 Wochen rauchte, um dann festzustellen, Stopp.. es fängt wieder an. Denn auch ein kontrolliertes Rauchen kam für mich NIE in Frage. Das kann ich einfach nicht. Das ist mir zu anstrengend.

    Ganz oder Gar nicht, das war mein Grundsatz an dem ich immer festhielt.

    Genauso will ich es jetzt mit dem Alk aufnehmen. Weniger trinken kann ich einfach nicht!

    ABER… dieser Alk verhält sich anders. Warum?

    Mir geht es gut, ich bin seit 12 Tagen nüchtern und ich fühle mich sicher. Aber ich habe Angst, warte auf die Falle. Ich bin sicher, sie werden kommen.


    Selbst gestern, (ein FREITAG!!) wo spontan Besuch kam und Wein verlangte. (Ich hatte ja noch Wein im Keller) saß ich ruhig daneben. Ich konnte mich nicht outen. Ich hatte mir ja zu Recht gelegt, das ich das mal 30 Tage mache wg. Gewichtsreduzierung. (Nachdem was ich sonst saufe glaubt mir das sowieso keiner..haha)

    Es fiel mir relativ „leicht“. (Mein Wille ist noch stark und frisch) Unangenehmer waren mir eher die Aufforderungen mitzutrinken. Und ein Glas kannst du doch trinken.

    WHAT… 1 Glas !!!! (Im Kopf macht es BÄNG) Und ich sage frei heraus, nee, dann sauf ich wieder die ganze Falsche leer. (was mächtig untertrieben ist)

    Komischerweise war es leichter dieses 1 Glas nicht zu trinken, als der Gedanken weiter trinken zu müssen und die Angst nicht genug im Haus zu haben. Der Morgen danach, schlechter Schlaf, der Kater, meine wertvollen nüchterne Tage zu opfern, das Forum, meine Alk-App, meine Podcast Sessions… usw.

    Ein Mauer, die ich schon mal angefangen habe zu bauen. Aber ich weiß, sie muss noch viel höher werden.

    Danke für Lesen
    Lieben Gruss
    Roselia

    edit Karsten

  • Hallo Roselia,


    Ich kann mich mit der Bezeichnung „Trockene Alkoholikerin“ nicht identifizieren

    Ich habe einige Jahre gebraucht, um ansprechen zu können, dass ich Alkoholikerin bin. Ich fand diese Bezeichnung auch lange Zeit ganz furchtbar und erniedrigend. Ich erinnere mich noch gut, als ich vor Jahren zum ersten mal verzweifelt bei den AAs saß und den Satz ,, Ich bin Alkoholikerin " einfach nicht über die Lippen brachte.
    Mittlerweile kann ich das und es fühlt sich gar nicht mehr verkehrt an. Erst gestern war ich bei einem neuen Arzt und teilte ihm mit, dass ich trockene Alkoholikerin und medikamentenäbhängig bin. Mittlerweile fühlt sich das sogar gut an, denn ich stehe dazu und bin stolz auf mich abstinent zu sein. Aber wie gesagt: Das ging auch nicht von heut auf morgen bei mir.

    LG
    Carmen

  • Hallo!

    Auch mir gefällt der Begriff trockener Alkoholiker nicht und verwende ihn nicht. Ich lebe abstinent.

    Mit der Zeit habe ich mir so meine Gedanken gemacht, welche Ausdrücke ich für mich persönlich unpassend und kontraproduktiv halte. Der trockene Alkoholiker gehört dazu.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Liebe Carmen,

    danke für deinen Beitrag. Aber kann man heute nicht andere Begriffe oder Wörter benutzen? Warum kann man eine Volkskrankheit, die auch immer mehr junge Menschen betrifft nicht auch anders beschreiben oder benennen?

    Schrecken diese "alte" Bezeichnungen (trocken/nass) Alkoholiger/in vielleicht auch ab?

    Ich bekenne mich als psychisch Abhängig (Süchtig)- Sagt das was anderes aus?

    Darf oder soll ich nicht sagen, das ich nüchtern bin und nüchtern bleiben möchte?

    Muss ich ein Leben lang für alle die "trockene Alkoholkerin" sein?

    NEIN!! Will ich nicht.. ich will "einfach" nüchtern bleiben. (Das ich Alkoholkrank bin weiß ich auch so.) :)

    Lieben Gruss
    Roselia

  • Auf einer Party, man steht an einem Stehtisch, alle sind gut drauf und dann folgender Dialog:

    Hey, möchtest du ne Zigarette? … „Nein Danke, ich bin Nichtraucher“. .. Ah.. ohh.. wie toll, wäre ich auch gerne. Schei** Zigaretten! „Stimmt, deshalb habe ich auf aufgehört, geiles Gefühl nicht mehr abhängig zu sein!


    Hey, soll ich dir ein Bier oder Wein mitbringen? „Nein Danke, ich bin Nichttrinker.“ … Ah.. Hä! Wie jetzt? Bist du ex Alki? Du arme Sau! Ich geh dann mal.


  • Hey, soll ich dir ein Bier oder Wein mitbringen? „Nein Danke, ich bin Nichttrinker.“ … Ah.. Hä! Wie jetzt? Bist du ex Alki? Du arme Sau! Ich geh dann mal.

    So eine Szene habe ich in den ganzen Jahren noch nicht erlebt.

    Auf die eingangs gestellte Frage hätte ich geantwortet: "Nein, ein Wasser, 'ne Schorle oder ne O-Cola bitte."

    Und soziale Vereinsamung habe ich auch nicht zu süpren bekommen. :wink:

  • Mit den Begriffen ist das so eine Sache. Alkoholismus befällt alle Schichten der Gesellschaft. Es wurden Begriffe gewählt und gefunden, die sich auch den etwas "einfacher gestrickten" Herrschaften erschließen sollen. Mir sind einige Ausdrücke auch zu vulgär und primitiv.

  • Hallo Carl Friedrich,

    das habe ich mir in Gedanken so ausgedacht.. war natürlich total überspitzt! *lach Mein Gedanke über Begrifflichkeiten. (Nichttrinker, Nichtraucher)

    Deine Einstellung zum Thema "trocken" find ich super. Ein Verbündeter ;)

    Lieben Gruss
    Roselia

  • Moin Rosalie

    Meine Standardantwort ist immer, bring mir doch bitte eine Schorle, ein Mineralwasser, was auch immer. Oder schlicht, ich trinke keinen Alkohol. Groß nachgefragt wird nie
    Es gibt eben Menschen, die essen keine Bananen oder trinken keine Milch oder pflegen sonst eine Abneigung. Ich trinke keinen Alkohol, Punkt! Aber so interessant bin ich gar nicht, es sei denn, derjenige, der nachfragt, hat selbst ein Problem.

    Menschen, die mir nahestehenden, wissen, was mit mir los ist, sind stolz auf mich und unterstützen mich. Dem Rest der Welt bin ich keine Rechenschaft schuldig. Entscheidend ist, dass ich mich in meiner Haltung akzeptiere.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Danke Pellebär, das kann ich zu 100% unterschreiben.

    Ich schulde niemand eine Erklärung oder rechtfertigung. So einfach ist es. Die, die es was angeht, wissen eh Bescheid, der Kreis ist relativ eng gezogen.

    Mittlerweile sehe ich mich als Person mit einer "Alkoholintoleranz". Es gibt eine Menge Menschen mit verschiedenen Unverträglichkeiten und Allergien. Ein Verwandter verträgt keine Erdbeeren, also isst er sie nicht. Ich vertrage keinen Alkohol, weil ich mit ihm nicht umgehen kann. Ich vertrage ihn nicht und trinke ihn nicht. Damit ist das Ding für mich durch.

    Ich bin ich und ich weiß genau, was ich kann und was ich nicht kann, nämlich Drogen zu konsumieren.

  • Mittlerweile sehe ich mich als Person mit einer "Alkoholintoleranz".

    sehr geil !!! (merk ich mir)


    Alkohol ist die einzige Droge, bei der man als krank gilt, sobald man damit aufgehört hat.

    Wie Irrsinnig!!!

    Alkoholiger/innen müssten alle die sein, die noch konsumieren. ;) Daher bin ich keine Alkoholikerin !!!

  • Hallo Roselia,

    ich verstehe, dass Dir der Ausdruck Alkoholiker zuwider ist. Mir geht es nämlich bei der Bezeichnung Drogenjunkie so.
    Rein theoretisch bin ich das nämlich auch( ich zitiere meinen früheren Arzt: ,, Frau ....., sie sind nichts weiter als ein Junkie, nur dass sie ihre Drogen nicht am Bahnhof kaufen, sondern auf Rezept kriegen." ) Dieser Satz saß damals ganz schön.Allerdings würde auch ich mich niemals als Junkie vorstellen, sondern bezeichne mich lieber als medikamentenäbhängig .

    Zu deinem Vergleich mit der Nikotinabhhängikeit:

    Ja, du hast recht, dass es ebenso eine Sucht wie der Alkoholismus ist.
    Trotzdem unterscheiden sich diese zwei Abhängigkeiten in einigen Punkten gewaltig:
    Ich habe zum Beispiel noch nie gehört, dass jemand im Nikotinrausch einen Autounfall gebaut, seinen Führerschein oder Arbeitsstelle verloren oder sich durch zu viel Nikotinmissbrauch auf übelste Weise blamiert hat und am nächsten Tag nicht mehr weiß, wie er ins Bett gekommen ist. Alkohol zerstört ganze Familien. Somit finde ich Alkoholismus schon gefährlicher.

    LG
    Carmen

  • Droge ist Droge. :wink:

    Nikotinsucht ist auch eine Sucht. Wie werden ehemalige Raucher bezeichnet? Nichtraucher.

    Und ehemalige Trinker? Trockene (=nicht in die Hose machende) Alkoholiker. Der Unterschied ist kolossal.

    Der Begriff trockener Alki soll m.e. nur die Leute nur bei der Stange halten. Fühlen sie sich plötzlich als gesund, kommen sie womöglich auf die Idee, wieder Alk konsumieren zu können.

    Wohl gemerkt: Es handelt sich um einen Begriff, den viele halt benutzen, was sie gerne so machen und beibehalten können, ich verwende ihn jedenfalls nicht und komme damit prima klar.

  • Moin

    Um Begrifflichkeiten kann sich herrlich gestritten werden. Ob ich nüchtern, trocken oder staubtrocken bin, da wird mit Sprache jongliert, ändert aber nichts an den Fakten. Ich bin alkoholkrank und werde es mein Leben lang bleiben. Entscheidend ist, dass ich mich so akzeptiere und ohne weitere Einschränkungen frei und selbstbestimmt lebe.
    Es ist meine Haltung, die ich nur vor mir rechtfertigen muss.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo Rosalie und auch an die anderen Mitschreiber :)

    Mir persönlich ist völlig Wurst, wie man es nennt. Ein schönerer Begriff lässt mich nicht weniger süchtig/alkoholkrank sein.

    Ich habe auch noch nie eine negative Reaktion erhalten, wenn ich sage, dass ich abhängig war und daher nichts trinkt. Komplett das Gegenteil ist der Fall. Es geht mir da auch ähnlich, wie Carmen. Ich bin sogar stolz, wenn es sich ergibt, dass ich es sage. Ich binde es nicht jedem dahergelaufenen Menschen auf die Nase. Aber wenn es sich ergibt, bzw. wenn ich es möchte, sage ich, wie es ist.

    Für mich war es aber auch noch nie ein Horror, bei den Alkoholikern in einer Gruppe zu sitzen. Am Anfang habe ich allerdings auch gern erwähnt, dass ich psychisch abhängig bin. Überflüssig... als ob körperlich abhängig schlimmer wäre... Abhängig ist abhängig, alles gleich. Bisschen schwanger geht ja auch nicht :D

    Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Wem sage ich was. Fakt ist aber, dass es gefährlich ist, zwischen Trinkenden zu sitzen, die nicht die Wahrheit kennen. Ich selbst war auch auf Veranstaltungen, an Tagen, wo mir danach war und mir die Situation nichts ausmachte. Hätte ich aber gesagt, ich verzichte nur ne Zeit aufs Trinken, hätte man mich versucht, zu überreden und ich hätte vielleicht eher doch im schwachen Moment zugegriffen und gedacht „ach, nur ein wenig und dann fang ich Montag neu an“. Nee, das wäre für mich nicht in Frage gekommen, mich solch einer Situation auszusetzen, deshalb wusste mein engstes Umgeld direkt Bescheid. Dass ich die richtigen Menschen um mich herum habe, wurde mir schnell bewiesen, denn alle fanden meine Entscheidung toll. Ich habe ähnliche Erfahrungen hier schon öfter gelesen.

    Ich finde es gut, dass Du es als Freiheit betrachtest, das Nüchtern-sein. Denn das ist der richtige Weg und die Wahrheit noch dazu :)

    LG Cadda

  • Hallo Rosalie,
    Willkommen hier im Forum.

    Also ich bin trockene Alkoholikerin und habe kein Problem damit.
    Ich gehe ehrlich mit meiner Alkoholerkrankung um und bin bisher, also ca. 19 trockene Jahre, damit gut gefahren.
    Ich erhoffe mir Ehrlichkeit von den mir wichtigen Menschen in meinem Leben und Umfeld und bin bereit, das gleiche zu bieten.
    Hausieren gehe ich mit meiner Krankheit auch nicht, aber ich lüge nicht (mehr) für sie, ich laviere auch nicht rum, ich spreche eine deutliche Sprache und nenne die Dinge beim Namen.
    Das Herumreden um den heißen Brei liegt mir nicht.
    Ebenso wenig das Schönreden der Krankheit, die wir haben.
    Meiner Meinung nach tust Du nämlich genau das. Willst die Dinge nicht beim Namen nennen.
    Für mich akzeptiert erst jemand vollkommen seine ALkoholerkrankung, der sie auch beim Namen nennen kann.
    Ohne sich dabei zu schämen.
    Aber es ist ein Weg dahin, das geschieht nicht von heute auf morgen... und das ist auch völlig okay so.
    Vielleicht siehst Du auch schon bald die Dinge etwas anders und kannst Deine/unsere Krankheit benennen.
    Es ist eine Entwicklung...meiner Meinung nach.

    Ich lese hier öfters heraus, das Alkoholiker/innen ihre/unsere Krankheit (noch) peinlich ist.
    Besonders am Anfang ihres trockenen Lebens.
    Das finde ich schade, denn genau mit so einer Einstellung und dem daraus resultierenden Verhalten (Heimlichtuerei/Drumherumrederei) bleibt sie eine "Schmuddelkrankheit" und somit auch in ihrer Schmuddelecke.
    Und wir tragen dann auch dazu bei.
    Dann brauchen wir aber auch nicht drüber zu jammern, nicht wahr? :wink:
    Aber das nur mal am Rande...

    Wie gesagt, vieles ist auch eine Entwicklung, und ich könnte mir sehr gut vorstellen, das sich auch an Deiner Meinung zur Benennung unserer Krankheit noch was ändert.
    Vielleicht nicht heute und nicht morgen...Hauptsache Du kannst erstmal TROCKEN bleiben. Das ist das einzige, was erstmal wichtig wäre.

    Zitat

    Du schriebst Carl-Friedrich:
    Deine Einstellung zum Thema "trocken" find ich super. Ein Verbündeter

    Brauchst Du "Verbündete"?
    Das hier ist keine Kampfarena, wo man sich mit Verbündeten besser durchschlagen kann.
    Es ist ein Forum für ALKOHOLIKER/INNEN, die sich mit anderen ALKOHOLIKER/INNEN austauschen wollen, sich ihrer Krankheit stellen und sich mit ihr auseinander setzen wollen.
    Und Hilfe und Unterstützung in ihrem trockenen Leben brauchen. Denn ohne Hilfe von außen schafft es kaum jemand.
    (Ich habe das übrigens auch nur so geschafft. Allein war ich machtlos gegen meine Erkrankung. Ich wusste das nur lange nicht.)

    Oder suchst Du Leute, die Dir nach dem Mund reden und alles toll finden, was Du schreibst oder meinst?
    Denn über längerfristige Erfahrungen bezüglich eines trockenen Lebens verfügst Du ja noch nicht, oder?
    Meinen oder Reden kann man viel, wenn der Tach lang is... aber Tun kommt von Tun :wink:

    In diesem Sinne viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg und noch viele neue Erkenntnisse!
    Und vor allem wünsche ich Dir Trockenheit.
    Ich verwende die Worte, die Du so wenig magst, natürlich absichtlich, wie Du sicher schon bemerkt hast 8)
    Zum schon-mal-dran-gewöhnen oder so :P
    Schönes WE wünscht
    Sunshine

  • Ach, das hier fiel mir auch noch ins Auge:

    Zitat

    Alkohol ist die einzige Droge, bei der man als krank gilt, sobald man damit aufgehört hat.

    Nein, das ist nicht so! Auch nass gilt man als alkoholkrank, wenn man es ist.
    Spreche doch mal mit einem Arzt darüber... der verklickert Dir das dann schon, wenn er Ahnung von der Materie hat. :wink:

    Roselia, wir haben eine Krankheit, die nicht einfach wieder weg geht, der Zug ist für uns längst abgefahren!
    Es gibt auch keine Heilung in dem Sinne.
    Aber... wir haben die Möglichkeit, eine chronische Erkrankung (die ungestoppt tödlich verläuft) zum Stillstand zu bringen.
    Davon können andere chronisch kranke Menschen nur träumen!

    C-F schrieb:

    Zitat


    Nikotinsucht ist auch eine Sucht. Wie werden ehemalige Raucher bezeichnet? Nichtraucher.
    Und ehemalige Trinker? Trockene (=nicht in die Hose machende) Alkoholiker. Der Unterschied ist kolossal.

    Das mag ja DEINE Interpretation sein, ich für meinen Teil denke bei "Trockenen" nicht an Leute, die sich NICHT In die Hose machen.
    Jedem das seine...
    Aber Du hast ja immer, solange Du hier schreibst, Probleme mit gewissen Begrifflichkeiten gehabt.
    Sind Dir zu "primitiv" etc.
    Mein lieber Scholli... bei so einer Überheblichkeit stehen selbst mir mitunter die Nackenhaare zu Berge.
    Dabei will ich es mal belassen, obwohl mir dazu noch so einiges einfällt, aber meine Höflichkeit verbietet es mir, ausführlicher zu werden :P

    Zitat

    Der Begriff trockener Alki soll m.e. nur die Leute nur bei der Stange halten.
    Fühlen sie sich plötzlich als gesund, kommen sie womöglich auf die Idee, wieder Alk konsumieren zu können.

    Ich verstehe gut, was Du damit meinst, Carl-Friedrich. Und ich sehe es teilweise auch ähnlich, aber es ist mir andererseits auch wieder zu einfach gestrickt....sozusagen nur eine Seite der Medaille.
    Es sollen sicher die Menschen in den SHG "bei der Stange gehalten werden", weil die sonst nicht funktionieren würden...ohne regelmäßige Teilnehmer.
    Dabei geht es außerdem auch um Zuschüsse von der Stadt (die es nur für nachweislich erfolgreiche Gruppen gibt) bei unabhängigen Gruppen und ähnliches, das ist mir auch bekannt. Denn ich war in so einer Gruppe. :wink:
    Ich halte es auch für falsch, zu kommunizieren, das es gefährlich ist, nicht mehr zur Gruppe zu kommen und demzufolge sogar mit voraussichtlichen Rückfällen zu drohen.
    Da steckt mir auch zu viel Druck und Manipulation und ungute Einflussnahme dahinter.
    Mir wäre es viel lieber, wenn da ehrlicher kommuniziert werden würde, so nach dem Motto:
    "Leute, kommt bitte auch weiterhin, auch wenn ihr Euch für mega-stabil haltet, denn wir brauchen Euch! Wir brauchen Eure kleine Spende bei den Treffen, und auch Eure Erfahrung als LZT, und Eure Arbeit als ehrenamtliche Gruppenleiter, sonst können wir nämlich dicht machen."

    Und Carl-Friedrich, wenn sich Alkoholiker wieder für gesund halten, ist die Rückfallgefahr wirklich immens hoch.
    Wir werden aber nicht wieder gesund! Auch wenn Dir persönlich das nicht in den Kram passt, ist es trotzdem so. :P
    Und das weißt Du auch.
    Vielleicht haben Männer auch größere Probleme mit Krankheit...bzw. ist das nicht nur ne Vermutung, sondern auch bekannt.
    Dann tut man sich ja per se schon schwerer damit, rein geschlechtsbedingt.

    Was mir auch nicht gefällt, ist, aufgrund meiner Krankheit fortan nun in Sacke und Asche gehen zu sollen nach Meinung anderer.
    Das fiele mir ja im Traum nicht ein! Soweit kommts grad noch... :roll:
    Ich bin alkoholkrank, JA. Aber ansonsten ein ziemlich normaler Mensch, der genau so fühlt und denkt und lebt wie viele andere.
    Denn ich brauche keine Alleinstellungsmerkmale, es ist alles gut so wie es ist.
    Vielleicht führe ich in den Augen anderer sogar ein langweiliges Leben, zumindest ein sehr "normales" Leben, aber genau DAS habe ich mir über alles gewünscht, als ich noch gesoffen habe!

    Auch war ich mal in einer AA-Gruppe, wo ich den Eindruck hatte, das wir uns schuldig fühlen sollen für unsere Krankheit, und es gibt meines Wissens bei denen auch ein Procedere, wo man sich bei seinen Angehörigen entschuldigen soll.
    Auch sowas lehne ich ab!
    Wenn ich mich irgendwo entschuldigen möchte, werde ich das VON MIR AUS tun und nicht aufgrund eines Gruppenzwanges.
    Wie gesagt, ich werde nicht in einer Büßerkutte den Rest meines Lebens rumlaufen, davon bin ich echt gaaaanz weit entfernt.
    Und ich lasse mich auch nicht unter Druck und Drohungen in einer Gruppe halten, sondern viel eher durch eine ehrliche Kommunikation.

    Zitat

    Wohl gemerkt: Es handelt sich um einen Begriff, den viele halt benutzen, was sie gerne so machen und beibehalten können, ich verwende ihn jedenfalls nicht und komme damit prima klar.


    Dann ist ja alles gut.
    Das muss man aber deshalb nicht anderen auch so überstülpen. Besonders nicht Frischlingen, die noch über keinerlei eigene Erfahrungen im trockenen Leben verfügen.
    Roselia nahm Deine Worte gern an, ich vermute aber, der Grund dafür ist die eigene Scheu vor Unbequemlichkeiten und auch Scham.
    Darum wird sich einiges schön geredet und dann kommen Worte wie Deine dem auch SEHR gelegen.
    Das ist in meinen Augen auch eine Art Manipulation.
    Rede jemanden nach dem Mund, schreib was er gern lesen will...und schon ist alles easy.
    Ist es aber nicht.
    Denn nur nicht mehr trinken wird nicht reichen!
    Und das ist nicht nur meine Erfahrung, sondern im Grunde die aller Forenteilnehmer, die ich hier im Laufe der Jahre so kennengelernt habe und die am Ball geblieben sind, sprich trocken (und zwar nicht nur in der Hose) :P

    LG Sunshine

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