„Trinken“ als Freizeitbeschäftigung

  • Schönen guten Abend zusammen!

    Falls das Thema hier falsch ist, bitte verschieben. Ich wusste nicht, wo ich es am Besten platzieren soll.

    Ich habe eine Frage, die mich sehr beschäftigt und die mir wahrscheinlich nur jemand beantworten kann, der selbst direkt betroffen ist. Wie formuliere ich sie am Besten? ...

    Kann das Trinken eine Art Freizeitbeschäftigung sein? Wie kann ich mir als Außenstehende das vorstellen? Sitzt man mit seiner Pulle da und beschäftigt sich mit ihr? Braucht man nicht mehr? Schaut man dabei fern?

    Entschuldigt bitte, wenn sich die Frage doof anhört. Ich meine es absolut ernst. Mein Lebensgefährte hat momentan Urlaub. Ich auch. Er ist dazu noch erkältet. Deshalb - und weil es zuletzt auch dicke Luft gab zwischen uns - halte ich mich momentan fern. Heute Nachmittag habe ich mal angerufen. Er war zuhause. Angeheitert. Hat mir was erzählt, dass es so langsam besser wird mit der Erkältung. Dass er kurz beim Al.. war, um sein Handyguthaben aufzuladen. Natürlich nicht nur dafür, aber dazu sage ich ja nichts mehr. Was ich mich aber frage? Was macht er die ganze Zeit?!? Raus geht er nicht, Handynachrichten liest er seit Stunden nicht. Man kann doch nicht nur in der Bude sein und gar nichts machen, oder? Oder ist das Beschäftigen mit der Bierflasche auch eine Art Beschäftigung? 🙄 Oder macht er das absichtlich, um mir zu zeigen, dass er allein sein möchte?

  • Hallo Leyla.

    Ja. Es ist eine Freizeitbeschäftigung. Er beschäftigt sich in seiner Freizeit damit, weil er das muss. Eben weil er süchtig ist.

    Die Ausreden, die er Dir oder sich selbst liefert, gehören zur Sucht dazu. Eben um es selbst zu ertragen, dass man trinken muss.

    LG Cadda

  • Hallo Cadda,

    dass er trinken MUSS, weil es eben seine Sucht ist, das ist mir schon klar. Vielleicht hätte ich es anders formulieren sollen: Reicht das Trinken allein aus, um einen Tag, ein Wochenende, eine Urlaubswoche zu füllen? Erkältung hin oder her. Draußen ist herrlichstes Wetter. Ich verstehe das nicht. Man muss doch irgendetwas machen. Sich irgendwie beschäftigen. Also ich muss das zumindest. 🙄

  • Das sieht man ja, dass es manchen Alkoholikern ausreicht. Das kann man nicht verallgemeinern. Manche können sich eben noch aufraffen und haben auch angetrunken oder (noch) nüchtern Lust auf andere Dinge und Manche haben eben einfach nur Bock irgendwo zu hocken und zu saufen. Das ist charakterabhängig wie auch bei Nicht-Alkoholikern. Manche reisen gern, gehen gern spazieren und Manche liegen eben einfach nur auf dem

    Sofa rum (so wie ich heute, nüchtern und bei schönstem Wetter :oops: )….

    Aber ich sag mal so: Selbst wenn ein Alkoholiker noch gern Dinge unternimmt, ist er trotzdem Alkoholiker und das bringt eben die Probleme mit sich.

    Cadda

  • Cadda, ich VERSUCHE halt zu verstehen, was er dabei empfindet. Was in ihm vorgeht. Wenn er beispielsweise mit seiner Zigarette und seinem Bier am Fenster steht und in die Ferne schaut. Ob ihm das reicht. Ob das sein Leben sein soll.

  • Hallo Leyla

    es gibt bei einem Alkoholiker nichts zu verstehen. Er säuft, weil er es braucht. Er säuft so wie es ihm am besten gefällt.

    Egal was du dir ausmalst, was eventuell sein kann oder andere hypothetischen Annahmen. Er säuft, weil er saufen muss. Fertig.

    ich VERSUCHE halt zu verstehen, was er dabei empfindet.

    Und was passiert denn mit dir, wenn du es verstanden hast? Was machst du dann mit dieser Erkenntnis? Ordnest du dich ihm wieder unter bis das nächste Küchenmesser auf dem Tisch liegt?

    Das einzige, was du versuchen solltest, zu verstehen ist dein Verhalten. Was es mit dir macht und ob du es dir selbst wert bist seine Abhängigkeit zu deiner zu machen.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • So ist es leider, Leyla. Du versuchst sein Verhalten zu verstehen. Du versuchst zu begreifen, ob ihm das so ausreicht.

    Und wenn man DICH betrachtet, könnte man auch versuchen zu verstehen. Warum Du nicht gehst. Warum Du Dir nicht mehr wert bist und weshalb Dir so ein Partner reicht.

    Das ist nicht böse gemeint. Ich war selbst in der Situation. In beiden Situationen. Alkoholikerin und Co-abhängig. Heute kann ich BEIDES absolut nicht nachvollziehen. Warum ich nicht aus dieser Sucht heraus kam und noch viel weniger, weshalb ich mich so lange so schlecht behandeln lassen habe. Ich hab immer auf Einsicht gehofft. Er säuft heute noch und es interessiert mich nicht mehr, ob ihm das Leben so gefällt. Mich interessiert nur noch, dass mir MEIN Leben an der Seite eines Alkoholikers nicht reichen würde.

    Cadda

  • ich VERSUCHE halt zu verstehen, was er dabei empfindet.

    Im anderen Thread hast noch schockierend von der Messeraktion geschrieben. Ich glaube Du bist da nicht mehr drauf eingegangen, zu unseren Meinungen, das weite zu suchen. Stattdessen wird ein neues Thema geöffnet, das nur von IHM handelt. Was ER fühlt, denkt und will etc. Es geht scheinbar gar nicht mehr um dich, und was DIR gut tut. Eher darum, wie du deinen versoffenen Partner am besten analysierst / verstehst. Es gibt kein Plan B, wie Du ihm helfen / ihn retten kannst. Aber dann bist Du vielleicht noch nicht so weit.

    XLausi

    real eyes realize real lies

  • Wir haben vorhin telefoniert und ich habe gemerkt, dass ich immer genauer beobachte, wie die Gespräche verlaufen. Ich achte auf Dinge, die hier beschrieben wurden. Dass er sich in seinem Leid und Selbstmitleid suhlt, Mitleid möchte, kaum auf meine Themen eingeht - und mir zu guter Letzt noch unterstellt, ich hätte einen „Hausfreund“.

    Für mich fühlt es sich so an, als würde ich Argumente sammeln. Quasi eine Pro- und Contra-Liste. Und dafür dient auch dieses Thema. Es ist nicht so, als wäre alles aus dem letzten Beitrag vergessen.

  • Hallo Leyla!

    Bei meinem Mann war das so daß wenn er getrunken hat gar nichts mehr gemacht hat. Er konnte das ganze Wochenende im gleichen Jogginganzug auf der Couch liegen und vor sich hinstarren und hindösen. Ab und zu ist er aufgestanden und in der Garage verschwunden um nachzutanken. Alkohol hat ja auch eine beruhigende Wirkung und wenn ständig getrunken wird leidet auch das Gehirn darunter.

    Mich wundert daß du noch bei ihm bist nach den Vorkommnissen die du geschildert hast, deine Schmerzschwelle scheint sehr hoch zu sein. Ihn verstehen wirst du niemals können und ihn retten schon mal gar nicht. Aber es geht ja um DICH und nicht um ihn, du solltest dich schnellstmöglich in Sicherheit bringen.

    Willst du wirklich so einen Partner? Er ist so wie er ist damit musst du dich abfinden. Einen anderen Menschen kann man nicht ändern wenn ihm die Einsicht total fehlt.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

    Einmal editiert, zuletzt von Speranza (11. August 2021 um 12:14)

  • Hallo Leyla,

    ich kenne das auch so wie Marie. Anfänglich in all den Jahren hatte mein Exmann Lust, was zu unternehmen. Das Saufen war ihm schon wichtig aber stand noch nicht ununterbrochen im Vordergrund. Aber im Laufe der Zeit wurde das anders. Bei Ausflügen wurde er irgendwann kribbelig und wenn wir auf einen Kaffee irgendwo einkehrten trank er hektisch Bier. Als es mal keins gab nahm er einfach Prosecco, hauptsache Alkohol. Und dann kam die Zeit, da hatte er nicht mal mehr Interesse, in's Olympiastadion zum Herthaspiel zu gehen (was seine Leidenschaft gewesen war). War er noch längere Zeit stark alkoholisiert da aufgetaucht ging es dann gar nicht mehr. Das ist Sucht und die wird nicht weniger sondern größer und beherrscht dann alles. Körper Geist und Seele...

    Soweit dazu...

    Ich hatte damals, als ich mir endlich Hilfe suchen konnte, auch sehr viel Interesse daran zu erfahren, warum mein Exmann so trinken musste. Denn er hatte mir ja über 20 Jahre lang eingeredet, dass ich die Hauptschuldige wäre. Und ich habe immer wieder bei mir gesucht, mich überprüft, mich schuldig, böse und wertlos gefühlt. Als ich hier dann erfuhr, dass sein Verhalten typisch für Alkoholiker ist, hat mich das sehr erleichtert. Darum ist eines ganz wichtig bei allem:

    Du hast keine Schuld daran, du bist nicht falsch oder wertlos oder zu unfähig oder nicht liebenswert oder so.

    Dieser Alkohol ist ganz alleine seine Sache. Er hat entschieden, es so laufen zu lassen. Punkt.

    Und da er auch noch gewaltbereit ist solltest du einen Schlussstrich ziehen. Denn das ist kein Mensch wert, sowas zu ertragen und mit sich machen zu lassen. Du bist ihm nichts schuldig und du hast ein Recht auf ein unbeschwertes und sicheres Leben!

    So lange du immer wieder noch mit ihm telefonierst und dir Gedanken machst, so lange hat er immer noch zu viel Platz in deinem Leben. Und möchtest du das? Dass er so viel Platz beansprucht, sich breit macht und dir alles verdirbt?

    Oh man, wie befreit war ich damals als ich endlich komplett Schluss machen konnte. Dafür hat es ca 20 Jahre Zeit gebraucht, Lebenszeit, die ich anders hätte nutzen können. Ich war ja nicht immer nur unglücklich, es gab auch immer wieder gute Zeiten. Aber die wurden immer weniger. Schlussendlich hat mich mein Exmann sexuell belästigt, mich seelisch völlig kaputt gemacht. Und warum? Weil ICH ES ZUGELASSEN habe. Noch heute spüre ich die Folgen davon. Nach 14! Jahren.

    Also du hast die Wahl.

    - Dauernd über ihn nachzudenken und ihm Platz in deinem Leben zu geben. Dich in Lebensgefahr zu begeben.

    - Oder zu leben.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ach so,

    bitte eröffne jetzt nicht NOCH ein Thema! Das ist sehr unübersichtlich für uns aber auch für dich könnte es so sein.

    Also hierbleiben ;) .

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Nicht, dass es dann aber nicht mehr dazu passt. 😉

    Ich vermisse ihn einfach. Die schönen Dinge, die wir miteinander hatten. Gleichzeitig könnte ich ihn an die Wand klatschen. Wir haben Beide Urlaub, könnten etwas Schönes zusammen unternehmen... Aber Nein! Er suhlt sich ja geradezu darin, dass er erkältet ist und nicht vor die Tür kann. Das macht mich so traurig, denn ich bin jemand, der gerne Zeit mit seinem Partner verbringt. Aber ihm ist das scheinbar völlig gleichgültig. Also gehe ich jetzt wieder alleine mit meinem Sohn an den See. Denn er hat schließlich Ferien und ich Urlaub. Und ich bleibe nicht in der Bude hocken. Aber ich gehe auch lustlos. Weil es mich traurig macht.

  • Wie oft unterstellt er mir, ich hätte einen „Hausfreund“. Irgendwann treibt er mich früher oder später wirklich in die Arme eines anderen Mannes. Und wird nicht mal verstehen, wieso. Aber momentan hänge ich irgendwie einfach noch zu sehr an ihm. Ich kann keine Gefühle für jemand anderen aufbringen.

  • :) Ich finde es so schon Ok.

    Hallo alle miteinander :)

    Leyla hat es richtig gemacht... Anderes Thema, neuer Fred.

    So ist es auch ein wenig Kategorisiert.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hallo,

    na jut, Alex...

    Hallo Leyla,

    diese Unterstellung von ihm, dass du einen Freund hättest, gehört auch mit zum Krankheitsbild.

    Du brauchst doch auch nicht gleich eine neue Beziehung einzugehen. Die jetzige muss ja erst mal verdaut werden.

    Es ist doch auch völlig normal, dass es dir weh tut! Es geht ja was zuende und das Loslassen ist nicht einfach. Glaub mir, ich habe das auch erlebt. Ich war ja 26 Jahre mit meinem Exmann zusammen, wir haben zwei Kinder... und was aufgebaut, also ein gemeinsames Leben, Eigentumswohnung...

    Das war nicht leicht, das aufzugeben und ich habe einige Jahre dafür gebraucht mich trennen zu können.

    Aber es war das Beste, was ich tun konnte, sonst wäre ich längst verrückt geworden. Mein Exmann hat sich inzwischen totgesoffen...

    Gut finde ich, dass du trotzdem was unternimmst, mit deinem Sohn zusammen raus gehst. Auch wenn es sich traurig anfühlt. Aber wie wäre es, wenn dein Freund dabei wäre, angesoffen oder völlig hinüber. Hättest du da wirklich mehr Spaß? Mit einem nassen Alkoholiker Schönes zu erleben ist irgendwann nicht mehr möglich weil er dazu nicht mehr in der Lage ist. Und du als Partnerin hast auch nichts davon weil du auf ihn aufpasst, wütend und frustriert bist oder so.

    Trotz allem viel Spaß am See.

    Und ich meine das, was ich schreibe und geschrieben habe nicht böse.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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