Nachtragen der Selbsthilfe

  • Hallo zusammen,

    vielleicht ein Thema für CO und Alkoholiker?


    Selbsthilfe war für mich ein Garant für einen Weg aus der aktiven Sucht, so auch zum Stillstand gebrachten Sucht.

    Was mir nicht geholfen hatte war das „Nachtragen der Selbsthilfe“. Angefangen von ständiger Aufforderung „du musst was tun“ hinüber über eine überproportionale Motivation, es sofort angehen zu müssen.

    Ich kann keinen Alkoholiker „trocken“ legen, zumindest nicht auf Dauer. Wäre ich wegen der Liebe einer Person /Familie trocken geworden, was hätte ich dann gemacht, wenn diese Person /Familie irgendwann keine Rolle mehr im Leben gespielt hätte? Schwierig ist es sicherlich die Motivation und das Nachtragen der Selbsthilfe richtig einzuordnen.

    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich habe selbst da keine Erfahrungen gemacht da ich ja keinen "Druck von aussen" hatte sondern nur den Druck den ich mir selbst gemacht habe.

    wenn ich mir allerdings anschaue welche Lügenkonstrukte ich aufgebaut hatte um sichtbare Folgen, Misstritte, Aktionen etc. zu rechtfertigen bin ich mir zu 100% sicher, dass ich alle Punkte die von aussen gekommen wären abgeleitet oder abgeblockt hätte.

    Ebenso habe ich in der Therapie (und beim Rückfall in der Entgiftung) gesehen, dass eigentlich alle die "von aussen" dazu gezwungen wurden, meist wegen Führerscheinentzug oder gerichtlicher Anordnung, schon mit dem Gedanken angekommen sind: ich ziehe das jetzt durch weil ich muss, aber wenn ich dann wieder "darf" nehme ich meinen Stoff wieder.

    Daher kann ich nur berichten welche Beobachtungen ich gemacht habe, einzige Ausnahme: eine Dame in der Therapie die sich selbst nicht als Alkoholikerin gesehen hat, der die Kinder weg genommen wurden und beim Amt waren, hat sich in der Therapie dann wirklich angefangen über 2 Jahre hinweg zu ändern und es wirklich "für sich zu tun" ... die wäre wohl ohne äußere Einflüsse erst sehr viel später in der Therapie gelandet, wobei Kindesenzug denke ich schon eine der extremsten Formen von "Auffordern" ist.

    Ich denke es kann passieren, dass man wegen dem "nachtragen" seine Therapie anfängt und dann erkennt, dass man es für sich selbst macht aber rein mit Nachtragen kann ich mir nicht vorstellen dass es auf Dauer funktioniert weil einfach die innere Motivation fehlt ...

    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo Hartmut!

    Ob Alkoholiker/in oder Co-Abhängige/r die Hilfe kann nur dann ankommen wenn der Betreffende dazu bereit ist. Nun möchte man denken daß jeder der sich hier anmeldet Hilfe sucht aber das ist nicht so, er/sie ist oft noch nicht bereit dazu weil es oft eine gravierende Veränderung im Leben bedeuten würde. Man liest hier oft wirklich erschreckende Dinge z.B. daß Coabhängige mißhandelt werden, nasse Alkoholiker Auto fahren ohne an Konsequenzen zu denken usw. und trotzdem wollen Viele die Hilfe nicht annehmen und denken sogar man will ihnen etwas Böses.

    Leider gibt es Menschen die sehr leidensfähig sind und immer weiter in ihrer Leidensgeschichte verharren. Ich habe es ja auch viele Jahre mitgemacht und war inkonsequent. Wollte ich meinem Partner aus seiner Sucht helfen war ich entweder lästig oder er hat mir zugestimmt um seine Ruhe zu haben.

    Was in nassen Alkoholikern so vorgeht werde ich niemals begreifen obwohl sich Sucht und Verhaltensweise ähnlich sind. Es gehört auch viel Eigeninitiative dazu um den richtigen Weg zu finden.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Nun möchte man denken daß jeder der sich hier anmeldet Hilfe sucht aber das ist nicht so, er/sie ist oft noch nicht bereit dazu weil es oft eine gravierende Veränderung im Leben bedeuten würde.

    Die Erfahrungen hier zeigen dieses deutlich. Als ich hier herkam, war es ähnlich, nur ich hatte (Gott sei Dank) keine andere Chance. Ich musste das hinnehmen, was mir von den Langzeit trockenen gesagt wurde.

    Es kommen jedoch auch User schon mit vorgefertigten Plan und suchen eben nur Bestätigungen, was nun rein gar nichts mit Selbsthilfe zu tun hat.

    Zurück zum Thema.

    Was in nassen Alkoholikern so vorgeht werde ich niemals begreifen obwohl sich Sucht und Verhaltensweise ähnlich sind

    Ich reiße diesen Satz mal aus dem Kontext und weiß auch wie du es gemeint hast. Bei der Selbsthilfe kommt es nicht darauf an, dem Gegenüber seine Sucht zu begreifen. Es geht da nur um meine Sucht.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut!

    Es geht da nur um meine Sucht.

    Das stimmt ich weiß das auch, wäre nur für mich manchmal interessant zu wissen ist aber nicht relevant bei der Selbsthilfe. Deswegen schreibe ich auch so gut wie nie bei den (nassen) Alkoholikern weil ich eben aus einer anderen Sparte komme.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Deswegen schreibe ich auch so gut wie nie bei den (nassen) Alkoholikern weil ich eben aus einer anderen Sparte komme.

    Nun gut, auf der anderen Seite ist es auch nicht anders :mrgreen:. Nur kommt es da darauf an, ob jemand wirklich CO ist oder eben nur eine Angehörige, die anderen Motive hatte sich hier anzumelden.

    Gruß Hartmut

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  • Es schadet nicht, wenn die nötige Motivation, was gegen die Krankheit zu unternehmen, zusätzlich von außen befeuert wird. Im Gegenteil, wenn der Partner mitzieht ist das schon mal ein gute Starthilfe.

    Manche kommen nur zur Einsicht, nachdem ihnen vom Arbeitgeber, der Familie oder der Führerscheinstelle Feuer gemacht worden ist. Aber diesem Zeitpunkt sollte sich jedoch beim Probanden ein Entwicklungsprozeß beginnen.

    ich hatte anfangs auch Probleme mit dem Gedanken, ich könne nie wieder was trinken. Ich hatte tief hinten im Hirn den Gedanken verankert, ich mache mal ein Jahr Pause, dann hat sich alles wieder eingenordet. Erst das Befassen mit der Krankheit, der Kontakt zu Rückfälligen in meiner ambulanten Therapie nebst Fachliteratur und dieses Forum haben meinen Horizont erweitert und mir die Augen geöffnet.

    Der Proband muss jedoch schon selbst aktiv werden. Wie habe ich es hier irgendwo im Forum mal gelesen: "Man hilft einer Omi nicht über die Straße, wenn sie partout nicht will". ;)

  • Es schadet nicht, wenn die nötige Motivation, was gegen die Krankheit zu unternehmen, zusätzlich von außen befeuert wird. Im Gegenteil, wenn der Partner mitzieht ist das schon mal ein gute Starthilfe.

    Da bin ich bei dir, wenn die grundlegende Einsicht Alkoholiker zu sein vorhanden ist. Wenn diese jedoch fehlt, ist es nicht mal ein Nachtragen von Selbsthilfe. Er ist nicht so weit. Und da beißen sich eben auch CO abhängig, sich die Zähne aus, da sie von einer Abhängigkeit aus gehen.

    Gruß Hartmut

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  • Hallo Hartmut,

    ich sehe es so, wie Du am Ende selbst schreibst. Wenn die grundlegende Einsicht, Alkoholiker zu sein, vorhanden ist, dann finde ich es richtig, zu motivieren. Mit ein bisschen von außen gestärkten Selbstvertrauen kann die Selbsthilfe vielleicht besser beginnen.

    LG Cadda

  • Hallo Hartmut,

    die Selbsthilfe heißt ja, dass man sich selbst hilft, also aus sich heraus. Ich glaube nicht, dass man jemanden das überstülpen kann.

    In meiner stationären Therapiegruppe waren einige, die dachten, wenn sie die Therapie machen, ist alles gut. Wie Tabletten nehmen. Aber dass man selbst etwas annehmen, verändern und umsetzen muss, kam nicht an. Ich denke, dass da auch eine hohe Rückfallquote besteht.

    Für mich zählt aber sehr wohl, dass man die Meinungen anderer zulassen sollte und sich deren Geschichten und Erfahrungen anhört. Gerade von den Langzeittrockenen, aber das können auch Freunde/Familie sein, die selbst kein Alkoholproblem haben.

    Da geht es ja darum, zum Nachdenken und Reflektieren anzuregen und neue oder andere Wege aufzuzeigen. Der Blick von außen hat mir schon oft geholfen.

    Vielleicht kann oder möchte man nicht alles umsetzen, aber man selbst macht ja auch eine Entwicklung durch und sieht einige Dinge im Laufe der Zeit auch anders.

    Inwieweit die Angehörigen einen zur Abstinenz „drängen“ können? Eher nicht. Ich denke das funktioniert nur, wenn eine Krankheitseinsicht da ist. Man strebt ja eine zufriedene Abstinenz an. Das geht nur, wenn man bereit für die Veränderung ist. Dann kann er Partner eine große Stütze sein. In den anderen Fällen stehen die Angehörigen auf verlorenem Posten.


    Viele Grüße

    Seeblick

  • Inwieweit die Angehörigen einen zur Abstinenz „drängen“ können? Eher nicht.


    Viele Grüße

    Seeblick

    Ich als Angehörige kann in meinen Augen nur zur Seite stehen und unterstützen wenn Hilfe vom Abhängigen erbeten wird.

    Wenn die innere Motivation fehlt, ist es ein Kampf gegen Windmühlen, wie Seeblick schon schrieb.

    Das einzige was ich als Angehörige tun kann, ist Grenzen setzen, um nicht in die Co-Abhängigkeit zu gelangen.

    Viele Grüße

    Claudi

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