Beziehung mit einem Quartalstrinker

  • Das klingt für mich sehr hart und ungewöhnlich. Das würde ich mir so auch nicht gefallen lassen. Ich kann mich erinnern, daß es während meiner Reha auch zu Krankenhausaufenthalten kam, die nicht zum sofortigen Abbruch geführt haben.

    Wir sind in Deinem Nachbarland :saint: - ich weiß, dass solche Vorkommnisse in DE anders gehandhabt werden, viel professioneller. Leider.

    Ja, das ist jetzt eben mein Dilemma. Ich hab ihn ja nun rausgeworfen und da steh ich auch dahinter, denn was ich diese drei Tage über meinen Geburtstag durchgemacht hab, das wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht.

    Aber eben, auf der anderen Seite kann ich schon auch verstehen, dass es dazu kam und wieso.

    Es überwiegt halt im Moment noch der Gedanke, dass er jetzt ruhig spüren soll, dass er mich und unsere Beziehung verloren und anständig in den Sand gesetzt hat mit seinem Verhalten. Bei allem Verständnis und Wissen um die Widrigkeiten - ich glaube nicht, dass es nachhaltig wäre, wenn ich jetzt Knall auf Fall wieder mit ihm nahtlos anknüpfen würde. Aber es ist richtig hart, er ist für mich so viel wert. Es ist hart und ich muss mich jeden Tag ein bisschen mehr zusammenreißen.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Das ist gut und richtig so, wie Du Dich abgrenzt, Catalina. Nur wenn jemand schon zu einer Therapie bereit ist, dann würde ich ihm persönlich immer helfen. Wie es mit Eurer Beziehung aussieht, steht auf einem ganz anderen Blatt.

  • Ich glaube halt, dass die Therapie-Bereitschaft nicht primär mit dem Substanzmissbrauch zu tun hatte, sondern damit, seine psychischen Geschichten in den Griff zu kriegen.

    Es war ja auch keine Entwöhnungs-Reha oä., sondern eine psychiatrische.

    Also irgendwie würde ich gerne abwarten, ob die Einsicht eben mit dem Verlust der Beziehung vielleicht kommt: Ich habe ein Alk- (und Drogen-)Problem.

    Es ist sehr komplex und schwierig. Sobald ich irgendwie wieder "da" bin, wenn auch erstmal nur freundschaftlich, kann er sich halt wieder auf mich stützen. Das hat in der Vergangenheit nie geklappt und ich hab irgendwie das Gefühl, er muss es selber machen. Allein.

    Das ist wahrlich nicht seine Stärke, sich die Dinge zu regeln, und er wird aber bald 40 und muss es einfach lernen.

    Wenn er aber aktiv um Hilfe bitten würde... Hm. Dann meld ich mich erstmal hier und frag euch, was ich tun soll :lol:

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Und weißt Du, lieber Hanseat, wie oft ich das hinter mir hab... gerade nach den Exzessen. Tränen bei ihm, heulen, die große Reue, "bitte hilf mir, ich schaff das alleine nicht". Ich bin jedes Mal da gewesen, hab getröstet, gemacht, getan, organisiert...

    Und immer kam der nächste Exzess. Immer neue Lügen, neue Sorgen, neue Schulden.

    Mit dem Eintritt in die Therapie hab ich dann gedacht, jetzt ist ein erster Schritt getan. Jetzt wird es besser.

    Irgendwann hat man auch einfach kein Mitgefühl mehr und kann es nicht mehr hören.

    Aber ja, der Therapie-Abbruch war riesengroßer Mist. Es ist eben echt ein Dilemma.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Nach dem, was Du schreibst, kommt für ihn "kontrolliertes Trinken" nicht mehr infrage. Der Begriff ist sowieso in sich widersprüchlich, denn wer kein Problem mit dem Trinken hat, der muß da auch nichts kontrollieren. Ich kontrolliere ja auch nicht meinen Nudelkonsum.

    Als Ziel bleibt für ihn nur die dauerhafte Abstinenz. Für mich klingt das alles ein bißchen so nach dem Motto, er kümmert sich jetzt erstmal um seinen Psycho-Kram, dann wird sich das mit Alkohol und Drogen auch wieder regeln. Das glaube ich nicht. Vielleicht sollte er die Probleme in anderer Reihenfolge angehen. Aber ich bin nicht sein Arzt.

  • Also ich muss meinen Nudelkonsum sehr wohl kontrollieren. :D

    Als Ziel bleibt für ihn nur die dauerhafte Abstinenz. Für mich klingt das alles ein bißchen so nach dem Motto, er kümmert sich jetzt erstmal um seinen Psycho-Kram, dann wird sich das mit Alkohol und Drogen auch wieder regeln.

    Ja, das glaube ich eben auch (dass das so nicht sein wird).

    Seine eigenen Aussagen dazu sind widersprüchlich - manchmal sagt er (in den Leidensphasen), "ich bin ein Süchtiger", manchmal sagt er, "Du weißt und hast selbst gesehen, dass ich das kontrollieren kann - der Exzess kommt nur dann, wenn mir alles zu viel wird".

    Deutet bis dato alles darauf hin, dass er an diesem Punkt, am Punkt der Einsicht, noch nicht angekommen war/ist.

    Aber die Einsicht (dass es sich bei ihm um einen Quartalstrinker handelt und er vermutlich vollständig abstinent leben wird müssen, wenn er das in den Griff kriegen will) hab ich ja selber erst seit ein paar Tagen bzw. seit dem letzten Exzess halt.

    Und ich werd ihm das bestimmt nicht einreden oder einprügeln, ich weiß ja, dass das nix bringt und nicht zielführend ist. Deshalb lass ich ihn eben jetzt mal allein und auf sich selbst zurückgeworfen - mal sehen, was passiert oder auch nicht.

    Es wäre allerdings schon interessant gewesen, was bei der Therapie rausgekommen wäre (auch an Empfehlungen der Ärzte und Therapeuten etc.), hätte er sie beenden können. Aber das ist leider jetzt eh zu spät und reine Spekulation.

    Seinem FB-Profil nach, das ich mir heute nach längerer Zeit mal wieder angeschaut habe, zu urteilen, versinkt er jedenfalls grad mal wieder im Selbstmitleid.

    Danke noch mal, lieber Hanseat und auch allen anderen, die mir geschrieben haben. Es tut echt gut, sich hier austauschen zu können.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Hallo Catalina,

    während meiner Therapie musste auch ein Patient ins Krankenhaus und kam im Anschluss wieder.


    Mich beschleicht das Gefühl, dass es bei 'Diego' andere Gründe gab. Nun war ich in einer Klinik für Suchtkranke und nicht in einer psychische Einrichtung, aber war da Alkohol oder Drogen konsumiert oder nur auf das Gelände gebracht hat, ist sofort rausgeflogen.

    Ich verstehe, dass du noch Hoffnung in dir hast, aber wenn er die Therapie fortsetzen möchte, muss er es selbst wollen. Dabei muss er unbedingt seine Abhängigkeit besprechen und sich helfen lassen. Ohne eine stabile Abstinenz wird er seine Depressionen nicht behandeln können.

    Falls er diesen Weg geht, wird er Zeit für sich brauchen. Und wenn er dann soweit ist und es zwischen euch noch stimmt, kann man sehen, ob eine gemeinsame Zukunft möglich ist. Aber das ist ein langer Weg. Willst du die Zeit mit Warten und Bangen verbringen?

    Ich kann verstehen, dass du ihm helfen möchtest. Aber wie soll die Hilfe denn aussehen? Du bist nicht seine Therapeutin. Das äußerste, was du um Moment tun könntest, wäre, ihm beim Beginn einer neuen Therapie zu helfen. Bei einer Beratung oder Klinik anrufen und ihm bei den Unterlagen helfen.

    Du stellst einige hypothetische Überlegungen an. Was ist wenn er zur Einsicht kommt? Was wäre gewesen, wenn die Therapie abgeschlossen worden wäre? Sind das nicht hinfällige Überlegungen? Er ist gerade nicht einsichtig und er hat keine Therapie gemacht.

    Liebe Catalina, im Grunde weißt du es doch und handelst sogar danach. Sorge für dich selbst. Er kann sich nur selbst helfen. Du musst auch kein schlechtes Gewissen haben. Du kannst nichts für seinen Lebenswandel.


    Bleib bei deiner Selbstfürsorge.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Mich beschleicht das Gefühl, dass es bei 'Diego' andere Gründe gab. Nun war ich in einer Klinik für Suchtkranke und nicht in einer psychische Einrichtung, aber war da Alkohol oder Drogen konsumiert oder nur auf das Gelände gebracht hat, ist sofort rausgeflogen.

    Hey Seeblick, vielen Dank für Deine Zeilen!

    Das Gefühl hat mich natürlich zuerst auch beschlichen, als ich vom Abbruch erfahren habe - ich weiß aber, dass das leider stimmt.

    Wir haben dann gemeinsam sofort in der Einrichtung angerufen (mit Lautsprecher) und er hat gefragt, ob der KH-Aufenthalt wirklich der Grund für den Abbruch ist oder ob es andere Ursachen gibt. Auskunft per Telefon war damals, es sei leider Protokoll und gebe keine anderen Gründe.

    Ich habe mich daraufhin mit der zuständigen Versicherung in Verbindung gesetzt. Hierzulande ist es leider tatsächlich so: Grund ist egal, sobald Du zwei Nächte der Einrichtung fernbleibst, wird die Maßnahme eingestellt. Es ist ein Wahnsinn - aber es ist eben "Protokoll".

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Aber wie soll die Hilfe denn aussehen? Du bist nicht seine Therapeutin. Das äußerste, was du um Moment tun könntest, wäre, ihm beim Beginn einer neuen Therapie zu helfen.

    Ich hab ihn in diesen Dingen ja viele, viele Male unterstützt und jetzt eben selber eingesehen: Solange ich da bin, solange ich die emotionale Konstante in seinem Leben bin, tut sich definitiv nix. Daher unternehme ich seit dem "Rauswurf" aktiv keine Schritte, ich habe ihn nicht kontaktiert und er mich bisher auch nicht. Es ist aber so, das muss ich leider echt feststellen, dass die Funkstille für mich mit jedem Tag schwerer wird.

    Er fehlt mir, ist doch klar - das war halt der Mensch, mit dem ich die letzten zwei Jahre am meisten Kontakt hatte. Und die Sorgen um jemanden gehen auch nicht von einem Tag auf den nächsten einfach weg... Ich bin traurig, hab großen Liebeskummer. Gleichzeitig weiß ich, dass ich konsequent bleiben muss und auch möchte.

    Er ist gerade nicht einsichtig und er hat keine Therapie gemacht.

    Naja, das stimmt ja so nicht ganz, denn er hat sich ja aus freien Stücken in diese stationäre Therapie begeben. Das ist nicht von mir gekommen, sondern hat er mit seiner Hausärztin nach einem der letzten Exzesse Anfang des Jahres in die Wege geleitet. Dort war er dann für vier Wochen - und dann ist eben das bereits Bekannte passiert und er wurde rausgeschmissen.

    Ich danke Dir, Seeblick, für Deine Zeilen und Deine Ansichten, ich werde im Austausch hier auf viele Dinge mit der Nase gestoßen, auch auf solche, wo ich bei mir selbst noch mal angeregt bin, genauer hinzuschauen.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Er fehlt mir, ist doch klar - das war halt der Mensch, mit dem ich die letzten zwei Jahre am meisten Kontakt hatte. Und die Sorgen um jemanden gehen auch nicht von einem Tag auf den nächsten einfach weg... Ich bin traurig, hab großen Liebeskummer.

    Das kann ich verstehen. Man möchte, dass es dem Menschen, den man liebt, gut geht.

    Mir fällt noch eine Sache ein, wo du vielleicht helfen kannst: Eine andere Therapie oder externe Unterstützung zu finden.

  • Ihr Lieben,

    um gleich auf den Punkt zu kommen, ich gestehe, ich hab es gestern nicht mehr gepackt und ihn kontaktiert.

    Wir haben dann lange, sehr lange telefoniert, er war allerdings definitiv nicht nüchtern, das hab ich sofort gemerkt (vermutlich hätte ich da bereits auflegen sollen).

    Es geht mir so schlecht. Ich habe gestern kurz überlegt, dass ich vielleicht selbst in die Klinik muss. Ich weiß nicht genau, was los ist - es fühlt sich an, als hätte mir die Depression irgendwann in den letzten Tagen massiv einen dicken, fetten Prügel über den Schädel gezogen.

    Jedenfalls, 'Diego' ist ja aktuell in einer Ferienwohnung seiner Ex-Frau (bei ihr im Haus lebt auch die gemeinsame Tochter) untergekommen (nachdem ich ihn bei mir rausgeworfen hab), und ich wusste, ihre absolute und oberste Bedingung (gerade wegen des Teenger-Mädels) war, er dürfe während der Zeit dort absolut nichts trinken, er müsse nüchtern sein. Bei ihm ja eine nicht total überzogene oder unrealistische Forderung als Quartalstrinker, der monatelang oft alkfrei lebt.

    Also ich weiß nicht, ob ich das Richtige getan habe - aber er hat mir erzählt, er habe vorgestern viel Koks konsumiert und gestern war er nun eben hörbar betrunken (mindestens betrunken, ich glaube angesichts seines Gehabes nicht, dass nur Alk im Spiel war).

    Und daraufhin hab ich heute die Exfrau informiert.

    Die hat ihn jetzt wohl ebenfalls rausgeworfen oder ist gerade dabei.

    Den bösen Anruf hab natürlich ich vorhin dann gekriegt: Was ich erzählt hätte, dass er jetzt gehen müsse, dass das das Allerschlimmste für ihn sei, kein Dach zu haben... tja, ich hab nur gesagt, Du kanntest die Regeln. Du hast Dich nicht an eure Abmachung gehalten und nebenan wohnt Deine Tochter.

    Er hat dann quasi aufgelegt und ich hab ihm nur noch geschrieben, er solle zum Arzt gehen und sich in die Klinik einweisen lassen. Und dass ich ihm behilflich sein kann - wenn er das wirklich wolle.

    Ich selbst bin gefühlt mit meinem Latein und all meinen Reserven am Ende, das ist so von heute auf morgen plötzlich über mich hereingebrochen - vorgestern war ich noch stark, heute bin ich ein Wrack und ein ferngesteuertes Häufchen Elend.

    Wie seht ihr das? Er hat jetzt kein Dach mehr überm Kopf aufgrund meines Handelns. Vielleicht hätte ich mich nicht einmischen sollen. Auf der anderen Seite finde ich, NEIN. Rundherum versuchen alle, zu helfen, aber DU hältst Dich nicht an die Spielregeln, also trag die Konsequenzen!

    Ich wohne gute fünf Stunden von denen entfernt und kann nicht gut aktiv irgendwas machen - außer telefonieren. Er hat mir allerdings dann auch nicht mehr geantwortet. Jetzt kommt wieder die Angst, dass er sich was antun wird. Es wäre nicht der erste Versuch.

    Was soll ich nur tun :(

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Da scheinen sich seine Abstände ja gerade zu verkürzen, nicht wahr? Ich würde mich an Deiner Stelle jetzt nur noch auf organisatorische Hilfe beschränken, sofern die gewünscht ist, alles andere muß er eben selbst sehen. Ich weiß, das sagt sich leicht als Außenstehender. Du mußt allerdings jetzt aufpassen, daß Du nicht in eine Co-Abhängigkeit rutscht. Bleib bei Deiner Abgrenzung und "Selbstfürsorge", wie Seeblick so schön geschrieben hat.

  • Da scheinen sich seine Abstände ja gerade zu verkürzen, nicht wahr?

    Ja, so ist es leider - ich stelle es sehr traurig und bestürzt und hilflos fest.

    Ich fürchte, lieber Hanseat, ich bin da schon viel tiefer drin, als ich je gedacht hätte oder mir bewusst war - seit Tagen kreisen meine Gedanken ausschließlich um ihn. Pausenlos. Es macht mich ganz krank, ich kann kaum schlafen, esse nichts, ich grüble und grüble und heule und grüble und grüble.

    Es ist, wie ich hier des Öfteren im Forum schon gelesen habe: Ich hab meine eigene Droge verloren und bin jetzt wohl auch auf Entzug.

    Aber ich hab mich gut in Beobachtung und gehe tatsächlich notfalls auch für ein paar Tage in eine Klinik oä, was immer hilft, sollte es hier alleine wirklich nicht mehr gehen.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Hallo Catalina,

    erst einmal ein herzliches Willkommen an dich.

    NEIN. Rundherum versuchen alle, zu helfen, aber DU hältst Dich nicht an die Spielregeln, also trag die Konsequenzen!

    genau das sollte deine Linie sein, du hast alles versucht. Jetzt versucht er wieder zu manipulieren und dir die Schuld zu geben.

    Schau auf dich und sorge dafür, das es dir wieder besser geht.

    Es ist irgendwann an der Zeit, da muß auch er die Konsequenzen seines Handelns spüren, das wird er aber nicht, wenn ihr alle helfen wollt.

    Das ist dann für ihn wie eine "Hängematte".

    Er kann machen was er will, es kommt ja immer jemand der aktiv hilft. Dabei kann er sich nur selbst helfen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich weiß nur nicht, ob ich mich vielleicht nicht hätte einmischen sollen. Jetzt steht er halt echt auf der Straße. Im schlimmsten Fall steht er noch mal hier vor meiner Tür (wobei ich das aktuell nicht glaube, zumindest nicht wieder unangekündigt wie letztes Mal).

    Aber es ist eigentlich wurscht - jetzt ist das Kind im Brunnen eh schon abgesoffen 8o und er muss halt schauen, was er tut.

    Irgendwie fühl ich mich gerade so als "Petze" und hab ein schlechtes Gewissen. Aber wieso? Es gab eine Vereinbarung und der besäuft sich da und besudelt die Hilfsbereitschaft seiner Exfrau und die Tochter sitzt nebenan und darf zusehen.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Jetzt steht er halt echt auf der Straße.

    dann ist es so, und vielleicht bringt es ihn seinem Tiefpunkt näher, den jeder nasse Aloholiker braucht, um etwas ändern zu können.

    "Einmischen" tut sich jeder Angehörige der glaubt helfen zu können.

    Wir wollen helfen, aber im Grunde genommen versuchen wir einen anderen Menschen zu ändern, was ja nicht in unserer Macht liegt.

    Er und auch wir als Angehörige können uns nur selbst ändern.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Es ist irgendwann an der Zeit, da muß auch er die Konsequenzen seines Handelns spüren, das wird er aber nicht, wenn ihr alle helfen wollt.

    Vielen, vielen Dank, liebe Morgenrot, für Deine Zeilen, die bestärken mich gerade sehr. Ich bin total unsicher, weil ich ihn "verraten" und verpetzt habe. Eigentlich sollte es ja nicht mehr meine Sache sein. Tja. Eigentlich.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • dann ist es so, und vielleicht bringt es ihn seinem Tiefpunkt näher, den jeder nasse Aloholiker braucht, um etwas ändern zu können.

    "Einmischen" tut sich jeder Angehörige der glaubt helfen zu können.

    Vielleicht darf ich Dich und euch dazu noch etwas fragen.

    Also noch mal kurz, seine Wohnung wird grundsaniert (Estrich raus, das ganze Pipapo) und ist daher momentan unbewohnbar.

    Bei der Exfrau hätte er eigentlich zwei Wochen bleiben können und der Plan war, danach für gut vier Wochen zu einer alten, sehr guten Freundin und deren Familie in den Süden auf Besuch zu fahren. Die hätten ihn aufgenommen, bis die Wohnung fertig ist.

    Ich überlege gerade, ihr Bescheid zu sagen, wie 'Diego' momentan drauf ist. Die haben auch ein kleines Kind und ich glaube nicht, dass die wissen, worauf sie sich da momentan eingelassen haben.

    Ist das übertrieben?

    Soll ich sie "vorwarnen"?

    Ich sag's ganz ehrlich, ich merke durchaus, dahinter steckt die Lust, dass er eben keine Leute mehr hat, die ihn beherbergen, die ihm alles "zum A*sch richten" etc. pp.

    Daneben möchte ich aber durchaus auch, dass die Leute, die ihm helfen wollen, wissen, was Sache ist. Der wäre da ein bis anderthalb Monate, das ist ein starkes Stück mit einem psychisch massiv Instabilen, der seinen Konsum nicht im geringsten mehr kontrollieren kann aktuell.

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

  • Hallo, liebe Lea, und vielen Dank.

    Ja, gute Frage, immerhin kann ich behaupten, dass ich mir die selbst auch stelle. Vermutlich war sie rhetorisch gemeint, aber ich möcht trotzdem gern drauf antworten!

    Ich beobachte da verschiedene Dinge auf verschiedenen Ebenen.

    Zum einen ist mit jedem "handlungsunfähigen" Tag seit der Trennung mein Zustand zusehends miserabler geworden. Seit ich nun wieder ins Handeln gekommen bin (mit dem Verpetzen), geht es mir deutlich besser. Worauf weist das hin? Vermutlich kann ich die Kontrolle nicht bis sehr schlecht abgeben. Das ist mir bewusst, auch in anderen Dingen.

    Und emotional ist es halt ein bitterer Mix aus großem Liebeskummer und irrationalen Gedanken, Angst um die Person, aber durchaus auch nicht akzeptieren zu können, dass es vorbei sein soll, dass ich "aufgeben" muss, dass ich "verloren" habe gegen sein Suchtverhalten, dass die Liebe nicht gereicht hat etc. pp. Ich vermute, das kennen bestimmt viele Angehörige so...

    Dann hab ich halt auch immer noch Hoffnung - mal größer, mal kleiner - dass er es schaffen kann. Und mir ist der Mensch so, so viel wert.

    Ja, ich weiß - er kann es nur alleine, er kann sich nur selbst helfen.

    Mit Sicherheit will ich mit meinem Vorgehen gerade ein bisschen "nachhelfen" und Brandbeschleuniger spielen. Wenn er niemanden mehr hat, der für ihn da ist (also mit Unterschlupf und so), vielleicht kommt er dann endlich ins Überlegen und ins Handeln? (Teilweise ist er da ja schon. Er sagt, er hat ein Problem und möchte sich helfen lassen. Aber wie überzeugt das wirklich ist - keine Ahnung...)

    Ich hab es eine ganze Woche ausgehalten ohne Kontakt und bin dann echt rückfällig geworden. Ja. Krass.

    Liebe Lea , kann ich Deinen Beitrag als Empfehlung interpretieren, nichts (mehr) zu unternehmen? Also eben auch nicht die Freundin, die ihn aufnehmen möchte und nix von seinem Zustand weiß, vorwarnen?

    "I choose to live." -- M. J. Keenan

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