Trennung oder Abwarten?

  • Liebe Lolo, lieber Erik, es hängt ja immer von der eigenen Perspektive ab, was man so raus liest bei den anderen. Ich persönlich glaube nicht, dass hier irgendwas propagiert wird. Es wird von Erfahrungen berichtet und da gibt es leider unzählige, die das gleiche traurige Ende hatten. Gleichzeitig ist dies eine Selbsthilfegruppe für die die es schaffen wollen oder sogar seit vielen Jahren trocken sind. ALLE diese erfolgreichen Geschichten haben aber eins gemeinsam, der Alkoholiker WOLLTE trocken werden! Einige haben es ganz allein geschafft, einige hatten ihre Familie noch nicht komplett von sich gestoßen und diese deshalb an ihrer Seite, viele mussten erst so tief fallen, das ihnen praktisch nichts mehr geblieben ist und sie ganz von vorne anfangen mussten. Keiner wurde von seinen Angehörigen trocken gelegt! Für uns Angehörige ist das unerträglich schwer, aber wir treffen diese Entscheidung nicht für den Alkoholiker, wir Entscheiden nur, was für ein Leben wir für uns selbst haben wollen. Und ganz sicher ist hier von den Angehörigen niemand leichtfertig, grundlos oder aus Herzlosigkeit gegangen, es bestand ganz einfach keine tragbare Alternative!

    Viele Grüße, Lea

  • Ich bin der Meinung, dass ein solcher Gesprächsfaden durchaus nicht nur in eine einzige Richtung gehen muss, auch wenn die meisten da hier gerne so hätten. Jeder darf hier doch um Hilfe bitten, sich zu sortieren?

    Ich frage mich, ob hier ein Missverständnis vorliegt…

    Natürlich darf hier jeder um Hilfe bitten, sich zu sortieren.

    Zitat
    Was ich wichtiger finde, ist das Erlernen von Selbstschutz und der individuell notwendigen Distanz.

    Und genau diesen Lernprozess versuchen die Menschen, die hier antworten, zu begleiten.

    Wer hier aufschlägt und auch wer hier antwortet, hat in der Regel eine ziemlich harte Zeit hinter sich, sei es als Alkoholiker, sei es als Angehöriger, sei es als Erwachsenes Kind aus alkoholkranker Familie (EKA), sei es als eine Mischung aus allem.

    Die Antworten hier beruhen auf solchen Erfahrungswerten…

    Bei Angehörigen ist es in der Regel so, dass ihr ganzes Denken um den Alkoholkranken kreist, weniger aber um sich selbst. Wie könnte Hilfe zur Selbsthilfe anders aussehen, als dass man den Angehörigen darauf anspricht, wenn man von außen Entsprechendes bemerkt?

  • Ich kann Lolo sehr gut verstehen, ich bin selbst auch nicht für das komplette Fallenlassen eines Alkoholikers, dieses Umdrehen und Weggehen und Wegsehen, das viele, gefühlt die meisten, hier propagieren.

    Nun diejenigen die es hier propagieren sprechen aus jahrelangen Erfahrungen heraus. Ist ein festhalten an einem nassen, unwilligen Alkoholiker die bessere Lösung? Ist das nicht auch ein festhalten an der Sucht aus eigenen Interessen heraus? Im Beisein des Co sich der Alkoholiker tot säuft?

    Hart aber die Realität.

    Was ich wichtiger finde, ist das Erlernen von Selbstschutz und der individuell notwendigen Distanz.

    Wo fangt der Selbstschutz an und wo hört die notwendige Distanz auf? In den Jahren habe ich hier einige Co kennengelernt, die daran zerbrochen sind. Natürlich gibt es auch die es geschafft haben. Aber da muss der Impuls vom Süchtigen aus gehen.

    ch glaube, dass man als Angehöriger nicht so streng über solche süchtigen Menschen urteilen sollte. Wir als gesunde Menschen, die nie eine solche Abhängigkeit erlebt haben, können diese Menschen nie wirklich verstehen. Unabhängig davon, wie lange man schon Erfahrungen miterlebt haben oder wie viel Wissen man darüber hat.

    Ich mache da einen Unterschied zwischen Angehörige und Co. Der Co hängt ja mit seinem Verhalten selbst in der Sucht fest.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Cadda hat gerade von ihren Erfahrungen gesprochen, da mag ich kurz meine mit meinen Eltern einbringen.

    Mein Vater wusste schon mit Mitte 20, dass er Alkoholiker war, und er wollte auch aufhören. Das wollte er übrigens immer wieder. Ich erinnere mich gut an all seine Beteuerungen…

    Er hat’s nicht geschafft, ist immer wieder rückfällig geworden, meine Mutter, meine kleine Schwester und ich haben fürchterlich darunter gelitten und wurden für unser Leben schwer geprägt. Immer und immer wieder haben wir ihn unterstützt… Er wurde nur Anfang 40.

    Ich bin übrigens selbst abhängig geworden und hab die Abhängigkeit von Innen kennengelernt… Seit über 14 Monaten bin ich trocken, weil ICH das so wollte und ich tue alles dafür, dass das so bleibt. Ich nähere mich gerade der 50.

  • Nun diejenigen die es hier propagieren sprechen aus jahrelangen Erfahrungen heraus. Ist ein festhalten an einem nassen, unwilligen Alkoholiker die bessere Lösung? Ist das nicht auch ein festhalten an der Sucht aus eigenen Interessen heraus? Im Beisein des Co sich der Alkoholiker tot säuft?

    1. Es ist gefährlich, eigene Erfahrungen zu verallgemeinern, auch wenn sich Verläufe häufig stark ähneln.

    2. Im konkreten Fall scheint mir der betroffene Alkoholiker zwar nass, aber keineswegs so unwillig, wie hier unterstellt wird.

    3. Nicht jeder Angehörige ist automatisch co-abhängig.

    Hart aber die Realität.

    Wo fangt der Selbstschutz an und wo hört die notwendige Distanz auf? In den Jahren habe ich hier einige Co kennengelernt, die daran zerbrochen sind. Natürlich gibt es auch die es geschafft haben. Aber da muss der Impuls vom Süchtigen aus gehen.

    Ich mache da einen Unterschied zwischen Angehörige und Co. Der Co hängt ja mit seinem Verhalten selbst in der Sucht fest.

    4. Jeder nimmt seine Gegenwart individuell war. Was für dich hart ist, sind für mich vielleicht Peanuts. Entscheidest du, wie meine Nüsse aussehen?

    5. Ein Co hängt in einer Sucht fest. Richtig. Das ist aber nicht auf alle Ewigkeit unabänderlich.

    Für mich ist entscheidend, dass man sich bewegt. Wohin sich eine solche Beziehung, in der sich beide bewegen, entwickelt, das kann niemand vorhersagen. Es gibt durchaus auch Menschen, die gerne pflegen und betreuen, denen das „etwas gibt“. Unser gesamtes ausbeuterisches Pflegesystem basiert auf dieser Eigenschaft mancher Menschen und nutzt diese Menschen aus, während andere sich daran bereichern. Das in eine private und persönliche Beziehung zu investieren, ist im Idealfall eine persönliche Entscheidung. Wenn es dumm läuft, ist es auch dort eine Ausbeutung, aber das kann auch bei dementen Angehörigen der Fall sein. Drehe ich mich da auch einfach um und gehe weg, weil das wird ja auch nicht besser? Der Demente verwahrlost genauso wie der nasse Alkoholiker. Er wird genauso erbärmlich sterben, in seinem eigenen Kot, weil er das Klo nicht mehr findet, wenn er vorher nicht verhungert und verdurstet.

  • Liebe Lolo, lieber Erik, es hängt ja immer von der eigenen Perspektive ab, was man so raus liest bei den anderen. Ich persönlich glaube nicht, dass hier irgendwas propagiert wird. Es wird von Erfahrungen berichtet und da gibt es leider unzählige, die das gleiche traurige Ende hatten. Gleichzeitig ist dies eine Selbsthilfegruppe für die die es schaffen wollen oder sogar seit vielen Jahren trocken sind. ALLE diese erfolgreichen Geschichten haben aber eins gemeinsam, der Alkoholiker WOLLTE trocken werden! Einige haben es ganz allein geschafft, einige hatten ihre Familie noch nicht komplett von sich gestoßen und diese deshalb an ihrer Seite, viele mussten erst so tief fallen, das ihnen praktisch nichts mehr geblieben ist und sie ganz von vorne anfangen mussten. Keiner wurde von seinen Angehörigen trocken gelegt! Für uns Angehörige ist das unerträglich schwer, aber wir treffen diese Entscheidung nicht für den Alkoholiker, wir Entscheiden nur, was für ein Leben wir für uns selbst haben wollen. Und ganz sicher ist hier von den Angehörigen niemand leichtfertig, grundlos oder aus Herzlosigkeit gegangen, es bestand ganz einfach keine tragbare Alternative!

    Viele Grüße, Lea

    Liebe Lea, dies hier ist aber die Untergruppe für Angehörige. Lolo kann nicht darüber entscheiden, ob „ihr“ Alkoholiker jemals trocken werden wird. Was sie tun muss, ist sich selbst dazu positionieren. Und ich habe den Eindruck, dass ihr hier nur Unverständnis, wenn nicht sogar Ablehnung entgegenschlägt, weil sie auch in Erwägung zieht, ihn als nassen Alkoholiker nicht einfach fallen zu lassen.

  • Hallo Lolo,

    lies bitte nochmals deinen Eingangspost….


    Das, was du dort geschrieben hast, passt nicht recht zu dem, was deine letzte Nachricht suggeriert….


    Die Alkoholiker, die sich hier austauschen, sind solche, die von sich aus ihr Leben in die Hand genommen haben. Die Erfahrung lehrt, dass man von außen keinen Alkoholiker trocken machen kann oder trocken halten kann.


    Suche dir Hilfe für DICH, nicht für ihn! Dein Eingangspost spricht Bände…

  • Hallo AufderSuche. Du hast vielleicht recht. Ich glaube, ich habe in meinem ersten Beitrag ein wenig übertrieben. Ich war auch sehr verzweifelt und sehr wütend auf meinen Freund. Natürlich war das alles auch wahr. In den letzten drei Monaten wurde seine Arbeit in einen anderen Gebiet verlegt, er blieb jedoch bei demselben Unternehmen. Der Grund dafür waren natürlich die Rückfälle, die ihn daran hinderten, richtig zu arbeiten. Es ist dann wirklich schrecklich, wenn er trinkt. Er kann nicht allein bleiben, er braucht immer jemanden, der neben ihm sitzt. Deshalb bin ich die letzten paar Male abgehauen und lasse ihn von seinem Vater abholen. Aber er gibt sich dann Mühe, wenn er trocken ist. Und es tut ihm alles leid. Ich denke, dass die Unterstützung durch die Angehörigen ein sehr wichtiger Aspekt ist, um die Abstinenz aufrechtzuerhalten. Auch wenn der Alkoholiker sich selbst darum kümmern muss. Schließlich ist die dauerhafte Abstinenz ein sehr langer Prozess mit vielen Herausforderungen und Anstrengungen. Und jeder sollte am Ende sein eigenes Leben nicht vergessen. Es fällt mir auch sehr schwer, mich von meinem Freund vollständig zu distanzieren. Allerdings würde ich das nicht als völlige Abhängigkeit bezeichnen. Aber ich liebe meinen Freund so sehr, dass ich ihn nicht allein lassen kann. Ich möchte ihm auch mein Vertrauen schenken, um ihm den Rücken zu stärken. Und ihn als Mensch und nicht als verantwortungslosen, grausamen, gefühlslosen Alki sehen. Ich weiß, dass ich mich immer wieder im gleichen Kreis drehen werden, wenn ich alles wie gewohnt mache. Deshalb will ich es jetzt anders machen und suche mir hier Hilfe. Aber ich weiß nicht wie. Soll ich jetzt wieder mir ihm in die neue Wohnung einziehen oder mir eine eigene Wohnung suchen? Da muss ich auch sagen, wenn ich mich entscheide, alleine zu wohnen, dass dann alles sehr schwierig für ihn wird. Und für mich natürlich auch.

    Ich werde mir dann ständig Sorgen machen, was er gerade macht, wo er ist, Hat er seine Tabletten genommen usw. Ich bin die ganze Zeit am Nachdenken und kann keine Ruhe bekommen.

    LG

    Lolo

  • ...

    Er hat’s nicht geschafft, ist immer wieder rückfällig geworden, meine Mutter, meine kleine Schwester und ich haben fürchterlich darunter gelitten und wurden für unser Leben schwer geprägt. Immer und immer wieder haben wir ihn unterstützt… .

    Ich bin übrigens selbst abhängig geworden und hab die Abhängigkeit von Innen kennengelernt… Seit über 14 Monaten bin ich trocken, weil ICH das so wollte und ich tue alles dafür, dass das so bleibt. Ich nähere mich gerade der 50.

    Hallo AufderSuche,

    es ist erschreckend, wie sich die Geschichten ähneln. Auch ich, schwergebeuteltes Kind eines Alkoholikers, wurde selbst zum Alkoholiker und bin erst seit ca. 1 Jahr trocken, ich musste Mitte 50 werden, bis ich es begriff.

    An dieser Stelle möchte mich bei allen bedanken, die von ihren Erfahrungen immer und immer wieder berichten.

    DANKE.

  • Ich werde mir dann ständig Sorgen machen, was er gerade macht, wo er ist, Hat er seine Tabletten genommen usw. Ich bin die ganze Zeit am Nachdenken und kann keine Ruhe bekommen.

    Hallo Lolo,

    das ist sehr verständlich, aber leider übernimmst du damit eine Verantwortung, die du eigentlich nicht tragen kannst und nicht tragen solltest. Er ist ein erwachsener, mündiger Mann und als solcher er trifft seine eigenen Entscheidungen. Wenn er zum Alkohol greift, trifft er eine Entscheidung. Wenn er seine Tabletten nimmt und es durchzieht, trifft er eine Entscheidung. Du kannst ihm weder das eine noch das andere abnehmen.

    Wenn es ihm wirklich ernst ist, dann wird ER das durchziehen müssen. Ob er es dann schafft, hängt nicht davon ab, dass du ihn zum Beispiel bei der Einnahme der Tabletten beaufsichtigt hast. Für eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung ist es definitiv nicht gut, wenn du ihn beaufsichtigen musst.

    In einer gesunden Partnerschaft sollte man sich auf einander verlassen können, man sollte sich sicher sein dürfen, dass der andere keinen Schxxx anstellt. Das ist für beide Partner immens wichtig.

    Du überlegst, mit ihm Kinder zu haben. Kinder brauchen Sicherheit und Geborgenheit. Kinder spüren, wenn etwas mit den Eltern nicht stimmt.

    Ich habe meinen Vater gewiss nicht als "verantwortungslosen, grausamen, gefühlslosen Alki“ wahrgenommen, er war durchaus ein lieber und verantwortungsbewusster Mensch, aber seine Sucht hat sehr, sehr, sehr Vieles kaputt gemacht. Ich jedenfalls durfte nicht die Sicherheit und Geborgenheit erleben, die für meine Entwicklung immens wichtig gewesen wäre.

    Nimmt verlangt von dir, dass du dich vollständig von deinem Freund distanzierst, aber es ist wichtig für dich, Grenzen zu setzen und auf das zu achten, was DU brauchst.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

  • ... Jeder nimmt seine Gegenwart individuell war. Was für dich hart ist, sind für mich vielleicht Peanuts.

    Entscheidest du, wie meine Nüsse aussehen?

    ...

    Lieber Erik,

    verzeih` bitte, du sicher recht, ... jeder hat seine Nüsse selbst in der Hand.

    Und so soll es auch bleiben, jeder entscheidet selbst, wie er mit sich oder seinem trinkenden Partner umgeht. Natürlich mag es vermessen klingen, wenn viele "propagieren" es gäbe nur eine Alternative - die Abstinenz. Es sind ja nur Erfahrungswerte. Ich glaube das ist auch der Sinn einer Selbsthilfegruppe, der Austausch.

    Viel Glück

  • 1. Es ist gefährlich, eigene Erfahrungen zu verallgemeinern, auch wenn sich Verläufe häufig stark ähneln.

    2. Im konkreten Fall scheint mir der betroffene Alkoholiker zwar nass, aber keineswegs so unwillig, wie hier unterstellt wird.

    Nun frage ich mich woher du die Erfahrung hast und im konkreten Fall es beurteilen kannst? Solange ein Alkoholiker nur Absichtserklärungen abgibt, ist er unwillig. Es wird erst ein Schuh draus, wenn er etwas von seinem Vorhaben umsetzt. Ich bin jahrelang mit Worthülsen durchgekommen. Hat funktioniert. Ich hatte einen Co an meiner Seite


    Zudem ist es dem User seine Sache wie er mit Erfahrungen umgeht. Nun melden sich ja User hier an, um Hilfe zu bekommen, weil sie mit ihrem Latein am Ende sind. Da ist es sicherlich nicht hilfreich schon mit einem vorgefertigten Plan hier aufzuschlagen. Gerade bei deiner Argumentation liegt der Verdacht nahe, dass es bei dir so ist?.

    Es gibt durchaus auch Menschen, die gerne pflegen und betreuen, denen das „etwas gibt“. Unser gesamtes ausbeuterisches Pflegesystem basiert auf dieser Eigenschaft mancher Menschen und nutzt diese Menschen aus, während andere sich daran bereichern. Das in eine private und persönliche Beziehung zu investieren, ist im Idealfall eine persönliche Entscheidung

    Wenn das bei dir so ist, dann hättest du ja die Lösung. Bisschen provokativ ich weiß ;)  Es handelt sich hier um Sucht da schließt sich eben Einiges aus.

    Natürlich gibt es auch solche Menschen und es soll auch individuell im Co Bereich gesehen werden. Wenn jedoch die Erfahrungen schwerer wiegen als die Annahme, es könnte bei mir anders aussehen, dann dreh ich mich weiter im Kreis.

    Jetzt möchte ich diesen Thread auch nicht weiter verwässern. Lassen wir ihn wieder Lolo

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Lolo,

    ich möchte noch ein paar Gedanken mit dir teilen.

    Du schreibst zum Beispiel, dass du ein Studium begonnen hast, dann aber doch nicht studiert hast und es dann abgebrochen hast. Hat das mit ihm oder mit dir zu tun? - Musst du hier übrigens nicht beantworten.

    Ich lese in dem, was du schreibst, immer wieder, wie deine Gedanken um die Alkohol-Krankheit und Befindlichkeiten deines Freundes kreisen. Irgendwie dreht sich alles immer nur um ihn.

    So ähnlich war das in meiner Familie auch immer: Bei uns kreiste eigentlich immer alles um die Alkohol-Krankheit und die Befindlichkeiten meines Vaters. Ging’s ihm gut, ging’s uns gut, ging’s ihm schlecht, ging es uns schlecht. Wir entwickelten ein ziemlich gutes Gespür dafür, wann es mit ihm wieder so weit war.

    Alle haben sich um ihn bemüht, seine Eltern, sein Bruder, meine Mutter und natürlich wir beiden Kinder, er war auch ab und zu bei den Anonymen Alkoholikern. Rückhalt haben wir alle ihm zweifellos gegeben, daran dürfte es nicht gelegen haben, dass er es nicht geschafft hat. Ehrlich, ich weiß es nicht, warum er es nicht geschafft hat.

    Es hat meine Mutter, die mal eine selbstbewusste, kluge, junge Frau war, letztlich psychisch gebrochen. Leider hatte sie sich finanziell von ihm abhängig gemacht, das hatten sie beide so gewollt. Wenn er mal wieder nicht arbeiten konnte, weil er soff, wussten wir nicht, woher wir das Geld für Essen nehmen sollten…

    Und wenn ich bei dir so lese, dann denke ich an die Erfahrungen in meiner Familie ….

    Und ich denke an meine eigenen Erfahrungen mit meiner Suchterkrankung und wie ich für mich gesorgt habe und heute sorge….

    Ich denke, dass dein Freund ein erwachsener Mensch ist, der selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen muss…. Unterstützen darfst du ihn dabei gewiss, aber machen muss er selbst…

    Für eine gesunde Partnerschaft mit ihm musst du dich auf ihn verlassen können…

    Liebe Grüße

    AufderSuche

  • Hallo Lolo,

    auch wenn du auf meinen Beitrag von heute früh nicht eingegangen bist, möchte ich dir gerne nochmal schreiben.

    Wir als gesunde Menschen, die nie eine solche Abhängigkeit erlebt haben, können diese Menschen nie wirklich verstehen.

    Mir hat mal ein trockener Alkoholiker gesagt, der nasse Alkoholiker hat den Alkohol im Blut und der Angehörige im Kopf. Die Gedanken kreisen um den Alkoholiker, du übernimmst Verantwortung die er zu tragen hat.

    Ich kann und muß keinen nassen Alkoholiker verstehen, ich selbst habe mich über Jahrzehnte darum bemüht.

    In fast jedem Satz beschönigst du sein Verhalten und entschuldigst es.

    Wenn er ADHS hat, gehört er zu einem Arzt und medikamentös eingestellt, das wiederum verhindert der Alkohol, denn ADHS Medikament und Alkohol ist ein No Go.

    Ich habe auch immer gedacht bei mir ist alles anders, aber es war genauso wie bei zig tausend anderen Angehörigen auch.

    Klar will er sich ändern, er will dich ja beruhigen, damit du seine Fürsorge nicht einstellst.

    Nasse Alkoholiker manipulieren wo sie nur können, aber die Angehörigen nehmen es nicht wahr, ich schließe mich da durchaus auch mit ein.

    Wir können hier nur warnen, etwas für dich ändern kannst nur du.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,

    da es langsam zu einer Menge von Beiträgen kommt, kann ich leider nicht immer auf alles antworten. Ich schlafe außerdem derzeit sehr oft und habe stark depressive Verstimmungen. Deswegen entschuldigt mich bitte wenn ich hier nicht immer aktiv bin. Ich finde diese Beteiligung von vielen Seiten von euch und wie ihr von euren eigenen Erfahrungen mit mir teilt sehr hilfreich und ich bin wirklich dankbar dafür. Ich bin auch sehr froh, dass ich so etwas gefunden habe. Bislang konnte ich mit niemandem wirklich offen über meine Probleme sprechen. Es kann mich auch niemand wirklich verstehen. Nochmal tut es mir leid, wenn ich nicht auf jeden einzelnen Beitrag antworten kann. Ich kann auch nicht so schnell schreiben wie bei ihr, weil es nicht meine Muttersprache ist. Ich schreibe auch immer langsam und manchmal mit Übersetzung, aber richtig, damit ihr mich verstehen könnt.

    Lg

    Lolo

  • Hallo Lea, vielen Dank für deine vielen Anregungen. Auf der Frage:

    Ja, aber nicht für lange Zeit. Er glaubt, dass er nach 3 Monaten Abstinenz kontrolliert trinken kann. und fängt wieder an zu fragen und kommt dann zum Rückfall. Ich muss auch erwähnen, dass er auch nie dreimal hintereinander an einer SHG teilgenommen hat. Er langweilt sich bei allem sehr schnell und kann es nicht durchziehen. Er denkt, er sei kein Alkoholiker wie alle anderen so schlimm. Und er ist jedes Mal so optimistisch, dass er alles schaffen kann.

  • Naja Lolo, aber dass hier nun viele Menschen sind, bei denen es funktioniert, das liegt natürlich daran, dass wir hier in einem Alkoholikerforum sind, wo genau DIESE Menschen sich eben aufhalten.

    Wenn Du da draussen im echten Leben mal schaust, wirst Du eben eine erhebliche Anzahl von den Menschen sehen, die saufen und dieses auch weiterhin tun, weil sie den Absprung eben NICHT schaffen oder ihn gar nicht schaffen wollen.


    Darauf zu hoffen, dass Dein Partner nun ausgerechnet zu denen gehört, die es schaffen... Das wäre natürlich toll, aber was ist, wenn es nicht so ist? Was ist, wenn er den Absprung eben nicht schafft und Du noch Jahre lang umsonst wartest? Was ist dann mit DEINER Zeit, die an Dir vorbeizieht und in der Du unglücklich bist, weil Du Deinem Partner eben nicht helfen kannst?


    Du wirst ihm ja schon einige Male klar gemacht haben, dass es so nicht weiter geht. Sonst wärst Du vermutlich nicht hier. Bisher hat es nicht geklappt. Warum sollte es in Zukunft plötzlich klappen?

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