Neska Habe ich eine falsche Entscheidung in meinem Leben getroffen?

  • Hallo,mein Name ist Verena und ich bin 43 Jahre alt.

    Ich habe mich vor genau 14 Monaten in einen Mann verliebt,der mir nun immer mehr zu entgleiten scheint.

    Er ist der Vater des besten Freundes meines Sohnes ( beide 9). Wir kennen uns schon seit der Geburt unserer Kinder und als er vor 2 Jahren einen Herzinfarkt hatte,hat sich seine damalige Frau von ihm getrennt,weil sie keinen alten kranken Mann mehr haben wollte. Das war schon grausam nach so einem Schicksalsschlag verlassen worden zu sein. Wir haben uns mit den Kindern weiterhin getroffen und nach einem halben Jahr,haben wir uns ineinander verliebt. Je näher ich ihm kam,desto mehr fiel mir auf,dass er gerne mal Bier und Wein trinkt.Anfangs dachte ich,dass er das nicht jeden Abend tut,aber seit August leben wir mit unseren Kindern gemeinsam in einem Haus und nun sehe ich,dass er jeden Abend sehr viel trinkt.

    Es tut so wahnsinnig weh,dieses Gefühl,dass ich alles aufgegeben habe und mich mit meinem Sohn auf ein gemeinsames Leben mit ihm zusammen und seinem Sohn und seiner Tochter gefreut habe und nun entpuppt sich das Leben als ein dasein einer Co-Alkoholikerin? Das kann doch alles nicht wahr sein!!!:-( Ich weiss nicht, was ich tun kann.Ich habe eben alles an Alkohol aus unserem Haus entfernt,da ich es leid war.Ich habe ihm gesagt,dass wir beide jetzt doch mal ein halbes Jahr einfach nichts trinken,weil wir uns ständig gestritten haben.Er sagte das sei kein Problem und dann habe ich gesehen,dass er um 16 Uhr schon wieder eine dreiviertel Flasche Weisswein heimlich getrunken hat. Eben ist er eingeschlafen und dann habe ich alles weggeräumt.Ist das falsch? Ich fühle mich nun besser.

    Aber ich merke dass ich alles kontrollieren wollte,wie voll oder leer die vorhandenen Flaschen sind. Ich kann das gar nicht glauben,denn er ist so ein toller Mann,der wirklich alles macht und kann. Er hält das Haus picobello und hat mir sogar ein Auto gekauft,damit ich meinen Sohn zur Schule fahren kann. Ich habe nie das Gefühl,dass er irgendwas nicht möglich machen kann,oder mal etwas vergisst. Aber wie kann man denn auf der einen Seite so perfekt sein und auf der anderen Seite so einen Alkoholkonsum haben? Ich würde mich sehr freuen,über Eure Ansichten!

    Verena

  • Hallo Verena,

    herzlich Willkommen hier bei uns.

    Du bist mit deiner Lebenssituation nicht alleine. Viele Frauen haben ähnliche Erfahrungen gemacht!

    Der Austausch mit den anderen Betroffenen kann dir helfen, dich zu sortieren.

    Zitat

    und als er vor 2 Jahren einen Herzinfarkt hatte,hat sich seine damalige Frau von ihm getrennt,weil sie keinen alten kranken Mann mehr haben wollte. Das war schon grausam nach so einem Schicksalsschlag verlassen worden zu sein.

    Hm, vielleicht hat sie den Absprung geschafft, weil sie nicht länger mit einem nassen Alkoholiker zusammen sein wollte?


    Damit wir dich fürs Forum freischalten können, klicke bitte den Link hier an und fülle kurz das Feld aus. Danach verschieben wir dein Thema gleich in den Angehörigenbereich, wo du dich austauschen kannst, ok?

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Verena, ich hatte beim Lesen deiner Geschichte direkt den Gedanken, dass seine erste Frau möglicherweise sein Alkoholkonsum und alles was damit zusammen hängt nicht ertragen konnte und nicht den Infarkt...das Leben als Coabhangige ist nicht wirklich erstrebenswert.

    Wenn Du bereits jetzt es versuchst, sein Trinken zu ändern in dem Du die Sachen weg räumst, weg schüttelst oder verbietest, dann ist die Chance sehr groß, dass er bald nicht nur heimlich trinkt, sondern auch bei anderen Dingen Dich belügt.

    Die Reißleine zu ziehen ist nicht einfach.

    Das Leben mit großen Schäden nach Jahren der Co- Abhängigkeit ist auch nicht einfach, ist aber doch leichter als mit dem trinkenden Alkoholiker.

    Du hast ja noch ein Sohn, denke bitte auch an die Atmosphäre, in der er aufwächst und an seine Gefühle.

    LG Stern.

  • Hallo Stern 67 und Linde 66!

    Es ist so,dass die Ex Frau meinem Freund jahrelang immer wieder fremd gegangen ist und als er den Infarkt hatte,hatte sie schon einen anderen Mann laufen. Ich denke es war nicht wegen dem Alkohol. Sie hat ihn noch anders erleben dürfen. Wissen tue ich es natürlich nicht. Er hat ihr immer alles bezahlt und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen und trotzdem ist sie immer wieder fremd gegangen. Was er aber nicht wusste. Sie ist auch 11 Jahre jünger gewesen als er. Als sein Herzinfarkt war,hat sie ihn mit anderen Augen gesehen (alt und krank) und hat wortwörtlich gesagt:" ich verlasse dich für einen jüngeren" . Vielleicht hat das meinen Freund gebrochen 😭 ich hoffe ja einfach,dass es nicht zu spät ist. Er ist jetzt wieder wach und ich habe ihm gesagt,dass ich den Alkohol weg getan habe. Es war soweit erst einmal in Ordnung. Seine Kinder und mein Sohn merken auch dass irgendwas nicht stimmt mit ihm. Und das tut mir auch so weh! Ich habe meinen Sohn in eine Lebenssituation gebracht,in die ich ihn niemals bringen wollte. Ich wünsche mir so sehr,dass das alles gut ausgehen kann.

    Aber da ist eben meine Unsicherheit. Kann es wirklich gut ausgehen?

    Danke für eure Antworten eben!

    Verena

  • Hallo Neska, ich bin auch ganz neu hier, habe als Kind und auch als Partnerin Erfahrungen mit Alkoholikern gesammelt! Toll, dass du den Weg hierher gefunden hast!

    Mir ist es erst mal ein Bedürfnis dir zu sagen, dass DU nichts falsch gemacht hast. Du bist mit einem Mann, den du liebst, zusammen gezogen - da ist alles richtig dran. Was jetzt falsch läuft hat erst mal nichts mit Dir und der Entscheidung zu tun, deswegen hadere nicht mit dem, was geschehen ist. Es ist wichtig dass dir das ganz klar ist, dein Blick geht geradeaus und dein Sohn und du (!)- ihr seid die wichtigsten Menschen in deinem Leben.

    Für mich war wichtig in der Beziehung zu meinem Mann zu verstehen, dass die Sucht nicht mein Problem ist - es ist seine Sache. Und ich kann ihm da auch nicht helfen, dass kann nur er alleine, vor allem wenn es um den ersten Schritt geht: erkennen, dass sein Alkoholkonsum krankhaft ist. Der nächste Schritt ist dann fast noch schwerer: mit dem Trinken aufzuhören um SEINER SELBST willen. Mein Mann hat mehrfach versucht, für mich aufzuhören - wie ich jetzt weiß, ist das zum Scheitern verurteilt. Erst seitdem er es für sich tut, sich aktiv mit dem beschäftigt was ihn zum Alkohol bringt habe ich das Gefühl, dass er da wirklich dahinter steht.

    Insofern bitte versuche nicht deinen Partner vor sich selbst zu schützen, in dem du ohne es mit ihm klar zu besprechen alles vernichtest. Wichtiger wäre, für dich Klarheit zu finden, was DEINE nächsten Schritte für DICH und deinen Sohn sind, denn da gibt es viele Möglichkeiten.

    Dass du hier bist, ist schon mal ein wichtiger Schritt- das war sehr mutig und stark von dir!

    Edit da ich deinen Post gelesen habe: kennst du ihre Seite der Geschichte? Alkoholiker, die ihren Konsum selbst noch "kleinreden" können sehr manipulativ sein, gerade weil sie sich häufig in der Opferrolle sehen. Insofern wäre ich hier bzgl der Rollen in der Vergangenheit vorsichtig. Tut ja, eigentlich auch nichts zur Sache, wenn ich es genau bedenke, denn es geht ja um das JETZT und wie Du für Dich mit der Situation umgehen möchtest. :*

    2 Mal editiert, zuletzt von Mona (2. Januar 2022 um 00:38)

  • Habe ich eine falsche Entscheidung in meinem Leben getroffen?

    Liebe Verena

    Mach dir nicht zu viele Gedanken über gemachte Entscheidungen, die sich rückblickend möglicherweise falsch anfühlen.

    Denn im Moment, da du Entscheidungen triffst, versuchst du sicherlich nach deinem besten Wissen und Gewissen zu entscheiden - richtig für dich, im Augenblick; basierend auf deiner Vergangenheit, getroffen im Jetzt, hoffnungsvoll für die Zukunft.

    So ist die Zukunft nicht schicksalshaft, sondern eine Abfolge von Entscheidungen, die wir kontinuierlich treffen, richtig im Augenblick - im Banne unserer Lebenszeit.

    Darum braucht du dir keine grossen Sorgen über eine „falsche“ Entscheidung zu machen, ausser du beginnst unter diesem Eindruck anstehende Entscheidungen hinauszuzögern oder gar zu vermeiden - so legst du sie in fremde Hände und somit auch deine Zukunft. Darum schreite mutig voran in der Zeit und entscheide - für dich.

    LG Ste

  • Hartmut 2. Januar 2022 um 07:34

    Hat den Titel des Themas von „Habe ich eine falsche Entscheidung in meinem Leben getroffen?“ zu „Neska Habe ich eine falsche Entscheidung in meinem Leben getroffen?“ geändert.
  • Hallo Neska

    willkommen bei uns.

    Ich habe dich freigeschaltet und deinen Thread in den zuständigen Bereich verschoben. Ist das so weit ok für dich?

    Hier geht es weiter.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Neska,

    ob die Ex nun gegangen ist, weil sie einen anderen hatte und einfach nicht mehr wollte, oder aber ob sie einen Anderen hatte und nicht mehr wollte, WEIL er gesoffen hat, das spielt für Dich letztendlich ja keine Rolle.

    Auf jeden Fall solltest Du Dich von dem Gedanken verabschieden, dass Dein Partner trinkt, WEIL er einen Infarkt hatte oder WEIL seine Frau so böse ist. Entweder ist man alkoholabhängig oder man ist es nicht. Gründe dafür zu suchen, weshalb man in die Abhängigkeit geraten ist, macht keinen Sinn. Es gibt so viele Menschen, die ganz krasse und schwierige Lebensumstände haben, die trotzdem nicht saufen...

    Das Problem ist immer, dass man sich gern die guten Seiten des Alkoholikers ansieht. Was er alles macht, wie liebevoll er ist und wie toll alles wäre,, ohne den Alkohol. Die Realität ist aber, dass es eben auch die Seite mit dem Alkohol gibt. Die ist nicht wegzudenken, nur weil der Rest schön ist.

    Du hast nichts falsch gemacht, indem Du darauf vertraut hast, dass es funktioniert. Du konntest ja vorher nicht wissen, was passiert. Falsch machen kannst Du nur etwas, wenn Du nach der Einsicht nichts änderst. Unwissentlich in eine Situation geraten kann passieren. Wissentlich in einer Situation bleiben ist da schon schwieriger, vor allem, wenn es nicht nur um Dich, sondern auch noch um ein Kind, also Deinen Sohn geht.

    Du fragst, ob es gut ausgehen kann... Das liegt in Deiner Hand. Nur das, was DU tust, liegt in Deinem Einflussbereich. Das was er tut leider nicht.

    LG Cadda

  • Ich danke Euch für die sehr klaren und unterstützenden Worte!

    Ich muss mich erstmal ein wenig sortieren im Kopf und dann würde ich gerne noch viel mehr schreiben.

    Je mehr Antworten ich bekomme,desto mehr Fragen kommen irgendwie dazu! 😓 Vielen Dank Euch allen!

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