Meine Vorstellung - Angehörige

  • Guten Abend liebe Forumsmitglieder,

    ich möchte mich gerne kurz vorstellen und dann meine Problematik schildern.

    Mein Name ist Christrose. Ich bin Ü60 und seit fast 40 Jahren mit meinem Mann verheiratet, der im Laufe der letzten Jahre schleichend, aus unterschiedlichsten Gründen, eine Alkoholabhängigkeit entwickelte....."hochfunktionaler Alkoholiker".

    Nachdem er jetzt zum wiederholten Mal seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgeben musste, ist ein erneuerter Tiefschlag in seiner Sucht erreicht, und ich stehe an einem persönlichen Wendepunkt mit vielen offenen, für mich noch ungeklärten Fragen.

    Deshalb meldete ich mich auch in diesem Forum an und erhoffe mir emotionale Unterstützung, Rat und Hilfestellungen von erfahrenen Menschen, weil ich mir leider mittlerweile auch nicht mehr sicher bin, ob eine gemeinsame Zukunft im letzten Drittel unseres Lebens noch Bestand hat.

    Eine mehrjährig, ambulant durchgeführte Therapie brachte nur mittelfristig einen Erfolg, die letztendlich wieder in einem tiefen Fall endete. Seine Therapeutin sieht eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr als zielführend und empfahl ihm eine stationäre Behandlung, zu der er sich jetzt anmeldete und auf einen freien Platz wartet. Seine Motivation ist wieder einmal sehr hoch, weil er nach seinen Worten, mich nicht endgültig verlieren möchte. Darüber haben wir ein offenes Gespräch geführt.

    Wir sind in den vielen Jahren unserer Ehe, eine Jugendliebe, immer gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten gegangen, haben viele Herausforderungen mit Bravour gemeistert, uns vieles aufgebaut.

    Doch momentan fällt mir der Glaube an seine "Gesundung", im Rahmen der Erkrankung sichtlich schwer, weil ich zuviel enttäuscht und belogen wurde, auch wenn ich natürlich weiß, dass dieses Verhalten typisch für die Suchterkrankung ist........das Vertrauen ist schon seit langem nicht mehr vorhanden.

    Seit längerer Zeit schau ich auch nur noch auf MICH, sorge für MICH, dass es MIR gut geht!

    Sicherlich kann keiner in die besagte Glaskugel schauen........... über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich dennoch sehr freuen.

    Vielen Dank und liebe Grüße,

    Christrose

    Einmal editiert, zuletzt von Christrose (15. Januar 2022 um 18:44)

  • Guten Abend Sophia,

    vielen Dank der Nachfrage und für Deine Begrüßung.

    Mein Zustand ist momentan von ambivalenten Gefühlen geprägt.

    Auf der einen Seite fühle ich wie schon öfters in der Vergangenheit Traurigkeit, Wut, Verletzlichkeit aufkommen......auf der anderen Seite wieder einmal einen Hoffnungsschimmer, aufgrund der angestrebten stationären Therapie.

    Das Hauptproblem meines Mannes besteht aber leider im hartnäckigen Verleugnen und Verdrängen seiner Suchterkrankung, seine mangelnde Einsichtsfähigkeit und Reflexionsbereitschaft.......ein ständiges Gesprächsthema in seiner ambulanten Therapie.

    Deshalb ist mein Glaube an eine erfolgreiche Behandlung kaum noch vorhanden.

    Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt........

    Klar bin ich darin, dass ich in erster Linie auf mein Wohlbefinden achte, für mich gut sorge, die Auswirkungen und Konsequenzen seiner Sucht ganz bei ihm lasse!

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Hallöchen!!!!

    Aus seiner Sicht hat er kein Problem? Und wieso wartet er dann stationär auf einen Termin?

    Mein Mann ist selber aktuell gerade in einer stationären Einrichtung.

    Nicht ganz im selben Alter, aber das alter spielt ja gerade nicht die Rolle!

    Ich selber kann Deine Gefühle auch so sehr nachvollziehen ...

    Traurigkeit, Wut, Verletzlichkeit aufkommen......auf der anderen Seite wieder einmal einen Hoffnungsschimmer!

    Ich kenne es zu gut und natürlich hoffe ich gerade auch, das die Therapie mir meinen Mann zurück bringt.

    Ich hatte ihn heute besucht und war sehr positiv überrascht über seine Erkenntnise, was er allgemein so sagte. Das ich mich heute ganz gut fühle, wieder voller Hoffnung.

    Meine Gefühle fahren aber gerade auch Achterbahn... auf und ab... viel angst!

    Sicherlich kann man nicht in die Zukunft schauen, aber ich bin der Meinung stationär kann er es noch mal bzw. Du als letzte Chance sehen?!

    Ich drücke ihm und Dir ganz doll die Daumen :)

  • Hallo Christrose,

    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Damit wir dich fürs Forum freischalten können, klicke bitte auf diesen Link und fülle nur kurz das Formular aus.

    Wir schalten dich dann frei und dein Thema wird in den Angehörigenbereich verschoben, o.k.?

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Ich wünsche dir einen hilfreichen Austausch!

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Nudeltante,

    vielen Dank für Deine hoffnungsfrohe, mutmachende Antwort, hinsichtlich der stationären Therapie.

    Mein Mann wartet auf einen Platz, weil er durch den erneuerten Führerscheinentzug, wieder einmal knallhart auf den Boden der Tatsachen geworfen wurde.

    Er benötigt leider als Denkanstoß jedesmal einen persönlichen tiefen Fall.

    So ist das bei einigen alkoholkranken Menschen.

    Seine Therapeutin verdeutlichte ihm in einem intensiven Gespräch, dass die stationäre Behandlung eine letzte Chance ist, seine Suchterkrankung in Griff zu bekommen.

    Weil er auch unsere Ehe retten möchte, so seine Worte, will er diese Chance ergreifen.

    Ich wünsche ebenfalls alles erdenklich Gute für einen positiven Therapieverlauf Deines Mannes.

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Hallo Christrose,

    du bist nun freigeschaltet und im richtigen Bereich verschoben.

    Ist alles angekommen und ich wünsche dir einen guten Austausch hier im Forum

    Gruss

    Alex

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Mein Mann hat auch seinen Führerschein verloren, zum 2. mal. Als er glücklicherweise erwischt wurde... ich schreibe das weils wirklich gluck im Unglück war, waren die Kinder mit im Auto.... schlimm genug, das es so einen "knall" geben musste, damit er wach wird... aber leider ist Alkohol ja so ein großes Arschloch, das manche es auf die harte Tour brauchen - leider!

    Wir hatten wirklich gluck mit einem Platz, da hat das bearbeiten des Antrages länger gedauert, wie einen freien Therapieplatz zu bekommen.

    Wisst ihr denn schon ungefähr, wann es starten könnte? Wurde Euch bzw. Deinem Mann eine Klinik empfohlen???

  • Mein Mann hat auch seinen Führerschein verloren, zum 2. mal. Als er glücklicherweise erwischt wurde... ich schreibe das weils wirklich gluck im Unglück war, waren die Kinder mit im Auto.... schlimm genug, das es so einen "knall" geben musste, damit er wach wird... aber leider ist Alkohol ja so ein großes Arschloch, das manche es auf die harte Tour brauchen - leider!

    Wir hatten wirklich gluck mit einem Platz, da hat das bearbeiten des Antrages länger gedauert, wie einen freien Therapieplatz zu bekommen.

    Wisst ihr denn schon ungefähr, wann es starten könnte? Wurde Euch bzw. Deinem Mann eine Klinik empfohlen???

    Mein Mann musste ebenfalls zum zweiten Mal seinen Führerschein abgeben.

    Ich ahnte dieses Desaster schon lange voraus und bin heilfroh, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist.....quasi auch unendlich erleichtert. Deshalb kann ich Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.

    Seinen Führerschein wieder zu erhalten, wird aufgrund der Schwere des Tatbestandes, mit etliche Auflagen erfüllt werden müssen.

    Ich hoffe, der Führerscheinentzug bleibt ein Leben lang.

    Ja, es ist traurig und stimmt einen auch unfassbar wütend, angesichts der Tatsache, was alles hätte passieren können.

    Gerade auch beim Mitführen der eigenen Kindern, wie in Deinem Fall, darf es keine Alkoholfahrten geben.

    Die Sucht schaltet jegliches Verantwortungsgefühl aus, deshalb müssen Kinder besonders vor dem süchtigen Eltern- oder Großelternteil, wie in unserem Fall, geschützt werden.

    Innerfamiliär wurde mit allen Familienmitgliedern abgesprochen, dass mein Mann unsere Enkelkinder in seinem Auto nicht mitnehmen durfte. Er trank dort heimlich Alkohol.

    Meinem Mann wurde eine naheliegende Klinik empfohlen, ein Aufnahmegespräch hat bereits stattgefunden.

    Wahrscheinlich, laut Aussage des Chefarztes, wird er in der nächsten, spätestens übernächsten Woche seine Therapie antreten können.

    Ich wünsche Dir und Deiner Familie von Herzen viel Glück,

    Christrose

  • Hallo NudelTante,

    deine Antworten sind sehr schwer zu lesen, weil man den kompletten vorherigen Beitrag nochmal mitlesen muss.

    Kannst du nicht einfach antworten, also ohne mitten die die anderen Texte reinzuschreiben?

    Zum Antworten einfach ganz unten in das leere Schreibfeld gehen.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Das kuriose ist, das wenn ich es abschicke, mein geschriebenes alles FETT ist, so das man es gut lesen kann, wenn es dann aber abgeschickt ist, ist oft nur der Anfang FETT und du hast recht, das ist schwerer zu lesen. Da passiert aber was beim abschicken, nicht mein Fehler.

    Ich werde dann jetzt so antworten :)

  • Guten Abend liebe Nudeltante,

    vielen Dank für deine Antwort, ich konnte diese trotzdem gut lesen.

    Es ist unfassbar, dass dein Familienmitglied nicht eingeschritten ist, um eure Kinder aus der lebensbedrohlichen Situation zu retten.

    Leider hat dieses desolate Verhalten auch oft etwas mit der Vogel Strauß Politik....."Kopf in den Sand stecken"....zu tun.......kein Verantwortungsgefühl für das Leben anderer zu zeigen, sich nicht einmischen wollen, das Verdrängen, das Leugnen der Suchterkrankung eines Angehörigen.

    In unserer Familie ist die Alkoholabhängigkeit meines Mannes ein offenes Thema.

    Aus seinem schädlichen Verhalten im betrunkenen Zustand erfolgt immer eine klare Konsequenz.

    Zum Glück ziehen alle Familienmitglieder am gleichen Strang, auch wenn die Situationen oft sehr belastend sind.

    Die Suchtproblematik eines Angehörigen betrifft immer das ganze Familiensystem.

    Die Klinik rief heute an, ein Therapieplatz ist frei geworden und mein Mann kann morgen starten......zum Glück ein schneller Start!

    Seine Gefühle sind unendliche Erleichterung, verbunden mit Angst und Unsicherheit.....seine Gedanken " Was erwartet mich????"

    Meine Gefühle......ebenfalls Erleichterung, weil der Spannungszustand in den letzten Tagen schwer auszuhalten war, denn er steckt, wie häufig nach einem tiefen Fall, in einer starken Depression.

    Ganz, ganz, ganz vorsichtiger Optimismus tut sich bei mir breit.....absolut kein Hochgefühl.

    Über die Jahre der Erfahrung bin ich realistisch geworden.

    Ich wünsche meinem Mann von ganzem Herzen eine erfolgreiche Therapie, seinen Weg aus der Sucht mit neugewonnener Lebensqualität zu finden.

    Ich hoffe, er wird seine Chance ergreifen......die Rettung unserer Ehe ist für mich zweitrangig......solange er mit sich wieder in Einklang kommt, was immer das auch bedeuten mag.

    Wir befinden uns im letzten Drittel unseres Lebens. Da sieht man vieles aus einer anderen Perspektive.

    Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn wir am Ende des Ziels, wieder gemeinsam in die gleiche Richtung schauen.

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Guten Morgen Christrose,

    herzlich Willkommen hier. Du schreibst, dass Alkoholiker erst ihren Tiefpunkt erreichen müssen, wie z. B. Führerscheinabgabe usw. aber offensichtlich reicht das für Deinen Mann nicht aus, denn er hat ja daraus eben nicht gelernt, sondern schon mehrfach den Führerschein abgeben müssen. Sein Tiefpunkt wird dadurch offensichtlich nicht erreicht, da er danach nicht dauerhaft aufgehört hat zu trinken.

    So wie Du scheibst "letztes Drittel" usw. kommt es mir ein bisschen so vor, als ob Du denkst, dass Du nun schon so lange mit Deinem Mann zusammen bist und es für Dich irgendwie unmöglich erscheint oder besonders schwer, dass ausgerechnet das letzte Drittel nicht zusammen stattfindet, so als ob es besonders genau zu überlegen ist, weil es besonders schade wäre oder es nicht nicht lohnen würde oder so ähnlich. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll, aber ich glaube Du weißt, was ich meine.

    Ich möchte Dir nur sagen, dass das nicht wahr ist. Man kann immer neu anfangen und sein Leben glücklicher gestalten. Ich habe in meiner Familie eine mir sehr nahestehende Person, die ist ebenfalls über 60. Da ihr Mann über 20 Jahre älter war, ist er vor ein paar Jahren verstorben. Sie war erst so drauf, dass sie dachte, nun würde sie eben allein bleiben in der Zeit, die ihr noch übrig bleibt. Aber das hat sich sehr schnell gelegt. Inzwischen hat sie mit nun fast Mitte 60 jemanden kennengelernt und ist total verliebt :)

    Bei ihr kam nun eine Krebserkrankung hinzu und dennoch lässt sie sich das Leben nicht vermiesen. Was ich damit sagen will: Es ist nie zu spät um wieder glücklich zu sein oder zu werden.

    Mit einem Alkoholiker an der Seite KANN man aber nicht glücklich sein. Es werden so viele Jahre verschenkt, die glücklicher hätten sein können. Aber das Augenmerk ist ständig auf dem Alkoholiker und immer ist die Hoffnung im Hintergrund, dass es besser wird. Wird es nicht. Wenn der Tiefpunkt schon nicht erreicht ist, obwohl der Lappen weg genommen wurde, obwohl seine Frau mit der er so lange zusammen ist, unglücklich ist... Wann soll der Tiefpunkt der dann zum endgültigen Aufhören mit dem Saufen führt, endlich eintreten?

    Vielleicht wenn Du endgültig weg bist?! Vorher mit Sicherheit nicht und vielleicht auch nicht mal dann....

    Ich wünsche Dir, dass Du umdenken kannst. Dass das Ende dieser Ehe nicht das Scheitern Deines Lebens bedeutet. Sondern dass das Bleiben das Scheitern für das restliche Leben bedeutet. Scheitern ist hart ausgedrückt. Ich möchte mal sagen, das Glücklich-Sein scheitert dann, so war es gemeint.

    Du hast es doch verdient zufrieden zu sein im Leben, findest Du nicht?

    LG Cadda

  • Liebe Cadda,

    ich hatte ja eben schon in meinem Post geschrieben, das es schon hart ist, Deinen Beitrag zu lesen.

    Sie hatte ja geschrieben, das sie fast 40 Jahre verheiratet ist und in den LETZTEN Jahren, sich der Alkohol eingeschlichen hat.

    Ich kann das gut verstehen, obwohl ich keine 40 Jahre verheiratet bin, aber ich kenne meinen Mann auch 25 Jahre :)

    Man kann und möchte das nicht einfach alles in die Tonne knallen, man hatte ja auch gute Zeiten und das jetzt noch Hoffnung mit der Klinik besteht, kann ich so nachempfinden. Es ist einfach die letzte Chance ich finde, diese sollten sich beide noch geben, das ist meine Meinung dazu.

    Sollte das nicht klappen, sollte man es auch durchziehen, denn so KANN man wirklich nicht MEHR GLÜCKLICH werden!

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