Ich habe das Gefühl, bei Dir und Deinem Mann ist irgendwie noch alles offen. Es könnte sein, dass aus dieser Freundschaft wieder eine tiefere Liebe wird. Der anfängliche Zauber von dem Du sprichst, ist der nicht eh mit den Jahren irgendwann vorbei? Ist nicht eine tiefe Freundschaft auch irgendwie Liebe? Jetzt werde ich aber wirklich melodramatisch
Ich bin tatsächlich gespannt, wie es bei Dir weitergeht. Vielleicht hilft Dir dieses Forum ja auch bei der ganzen Verarbeitung der Sache. Vielleicht kannst Du durch das Lesen bei den Alkoholikern Deinen Mann besser verstehen und es hilft dabei, sich wieder näher zu kommen auf der emotionalen Ebene.
Liebe Cadda, danke für deine Rückmeldung!
Darüber, dass meine Zukunft für das Wiederfinden von Liebe offen ist, habe ich nachgedacht. Ich denke in meinem gesamten Prozess des sich emotional Distanzierens und sich selbst Schützens von und vor dem aktiven Alkoholiker habe ich mich so einer Art Kunstgriffs bedient.
Uns Angehörigen ist ja gemein, dass wir den Alki mehr oder weniger hassen, den Menschen hinter der Sucht (so wie wir glauben ihn dort zu sehen) aber lieben.
Mein Weg war, mich konsequent von meinem Alki wegzubewegen, mich abzuwenden, gleichzeitig für den Menschen den ich liebe, die Tür offen zu lassen. Damit er wieder zu mir rein kann, falls er der Sucht entkommt.
So bin ich auch ihm gegenüber nicht verbittert geworden (obwohl ich monatelang wütend war), ich war so wahnsinnig traurig und resigniert, ihn an die Sucht zu verlieren.
Ich hab nach ner Weile verstanden, dass es nichts mit mir zu tun hat, wenn er trinkt. Liebe kann sich mit Sucht nicht messen, sie verliert immer. Dieses große, schöne Gefühl ist viel zu schwach um etwas gegen den Alkohol auszurichten.
Er fühlt sie wahrscheinlich gar nicht mehr so intensiv, wie ich sie fühle.
An den Rezeptoren im Gehirn klicken bei mir die Botenstoffe für Liebe und so - bei ihm klickt da der Alk und der klickt besser als die Liebe. So mein Verständnis von Sucht.
Würde es ne Wette geben, Alkohol vs. Liebe, ich würde auf den Alk setzen und gewinnen.
Ich bin auch gespannt, ob ich mich nochmal in den Vater meiner Kinder verliebe oder ob es nur bei der tiefen Freundschaft bleibt (in der man sich bedingungslos lieben könnte, weil man nicht voneinander abhängig, sondern frei ist ).
Ich sag´s mal so. Nach fast 1,5 Jahren Trockenheit musste ich leider zu meinem Entsetzen feststellen, dass er immer noch nicht meinem Idealbild von Partner entspricht. Solange er gesoffen und sich daneben benommen hat, hatte ich mein idealisiertes Bild von ihm wie einen heiligen Gral im Hinterkopf - würde er nicht saufen, dann wäre er sicherlich dieser tolle Mann, mit Rückrat, aufrichtig und rechtschaffend, zuverlässig, witzig, liebevoll, gutmütig und dazwischen atemberaubend großartig.
Tja ist er nicht. Jetzt wo er trocken ist, ist auch mein Traum zu Ende
Aber jetzt seh ich ihn zum ersten Mal wie er wirklich ist - und mag ihn immer noch. Da lässt sich vielleicht noch was draus machen.
Habe ich das richtig verstanden: ihr seid formal getrennt und auch kein Liebespaar aber Freunde und Eltern?
Ja, das stimmt so. Ich hab ne Freundschaft plus mit ihm aber keine Liebesbeziehung. Zusammen sind wir die Eltern unserer Kinder und gestalten jetzt BEIDE unser Familienleben.
Inzwischen kleben die Kinder förmlich an ihrem Papa
Und er an ihnen.
Gute Nacht euch - Alba