Dieses komplizierte Leben - überall Baustellen

  • Hi Alba, wenn ich so mitlese und was dazu schreiben darf, ich würde an deiner Stelle erst eine Therapie alleine machen. Du müsstest, denk ich, am Anfang beginnen, mit deiner Vergangenheit/Kindheit aufräumen. (Das wird dann auch von der Kasse bezahlt.)

    Und danach das Paar-Problem in Angriff nehmen?

    Oder warst du schon mal in Therapie?

    Gruß, Hera

  • Liebe Alba,

    du kannst bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) anrufen.

    Du kannst das googeln, welche der Stellen für deinen Wohnbereich zuständig ist.

    Dort bekommst du alle nötigen Informationen.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Nun konnte ich aus meinem Saufen heraus keine Verantwortung mehr als nasser Alkoholiker übernehmen.


    Der Vorteil von CO oder Angehörige, sie können Verantwortung übernehmen .

    Irgendwie empfinde ich diese Aussage als Schlag ins Gesicht, als ob man als Co-Abhängiger besser dran wäre als der Alkoholiker, denn man kann ja noch Verantwortung übernehmen.

    Ist das überhaupt der Punkt? Verantwortung trägt jeder einzelne von uns, für sich selbst und das eigene Leben; wenn wir Kinder haben für deren Leben bis sie selbstständig geworden sind.

    Ob wir die Verantwortung übernehmen können hängt nicht nur von einer Suchterkrankung ab sondern von so vielen Faktoren (persönliche Reife, Bewusstsein für die Verantwortung, Lebensbewältigungsstrategien usw.) und ich kenne genügend nicht-süchtige erwachsene Menschen, die Verantwortung nicht übernehmen können, weil sie es nicht können.

    Vielleicht können sie es lernen, vielleicht kann ein Süchtiger Verantwortung übernehmen wenn er trocken wird…

    Punkt für mich, als ich hier ankam und warum ich immer noch hier bin: Ich suche und suchte Hilfe. Hilfe ist etwas sehr individuelles und wenn sie für mich nicht verständlich ist, dann kann ich sie nicht benutzen. Deswegen heißt es doch auch immer, man muss die Menschen dort abholen wo sie stehen.

    Einem Alkoholiker kann man nur helfen wenn er aufgehört hat zu trinken und trocken werden will.

    Einem Co kann man helfen indem man ihm aus eigener leidvoller Erfahrung erzählt warum das ganze Co-Verhalten nichts bringt, ihm bei der Einsichtsfindung unterstützt damit er sich schließlich aus einer toxischen Beziehung lösen kann.

    Ich brauchte Verständnis für Alkoholismus als Krankheit um daraus logisch folgern zu können, dass ich nichts dagegen tun kann. Dieses Verständnis war mein Ausstieg aus der Familienkrankheit Alkoholismus.

    Für mich stehen Alkoholiker, Co-Abhängige und EKAs an unterschiedlichen Stellen und brauchen unterschiedliche Hilfe. Entweder ist dieses Forum hier der Ort, an dem es diese Hilfe für sie gibt oder eben nicht.

    Alba (EKA und Angehörige)

  • rgendwie empfinde ich diese Aussage als Schlag ins Gesicht, als ob man als Co-Abhängiger besser dran wäre als der Alkoholiker, denn man kann ja noch Verantwortung übernehmen.

    Es geht nicht um besser oder schlechter. Wie kann denn ein nasser Alkoholiker Verantwortung übernehmen? Du hast es doch am eigenen Leib erleben müssen als EKA oder nicht? Dann hast du dich hier angemeldet, weil du für dich selbst die Verantwortung übernommen hast. (eventuell schon bevor dein Anmelden hier. Habe deinen Thread nicht ganz gelesen)

    Ob wir die Verantwortung übernehmen können hängt nicht nur von einer Suchterkrankung ab sondern von so vielen Faktoren (persönliche Reife, Bewusstsein für die Verantwortung,

    Stimmt. Jedoch ab der Sucht-Erkrankung ist es anders. Zumindest so lange bis der Süchtige bemerkt hat, dass er nur für sich was tun kann. Das unabhängig ob CO-EKA oder Alkoholiker.

    Übrigens bin ich auch EKA. Also so ganz fremd ist es mir nicht.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Guten Abend!

    Ein paar Gedanken möchte ich hier lassen weil sie aus meiner Sicht in den Co-Abhängigen-Bereich gehören.

    Ich habe eine erste offizielle Diagnose von einem Psychologen für mich bekommen, ein ICD-10 Code. Mein Überweisungsschein sieht fast so aus wie der von Mister X als er sich vor 2 Jahren dran machte eine ambulante Therapie für/gegen seine Trockenheit/Alkoholkrankheit zu beantragen. Nur ein anderer Code steht drauf, ich bin nicht suchtkrank, ich hab ne Persönlichkeitsstörung.

    Es ist etwas komisches passiert. Plötzlich verschiebt sich mein Lebensstandpunkt auf die gleiche Höhe wie seiner. Plötzlich sind wir beide krank… auf Augenhöhe gestört :D

    Mich amüsiert tatsächlich, wie ich es davor anders gesehen habe. Ohne offizielle Diagnose für mich war er der Kranke und ich die funktionierende Gesunde. Bullshit.

    Eines möchte ich für die Angehörigen und Cos hierlassen:

    Falls meine damalige Empfindungsweise sich für euch auch so anfühlt (er ist krank, ich bin gesund) - das Gefühl täuscht euch. Wenn ihr mit einem Suchtkranken zusammen seid und nicht geht sondern euch das alles antut, seid ihr (anders) genauso „krank“ wie der Alkoholiker.

    Ihr müsst ja nicht gleich eine Persönlichkeitsstörung haben, aber es ist ein Trugschluss zu glauben ER oder Sie wäre krank und wenn er oder sie nur gesund werden würde, dann wäre alles wieder gut. Die eigenen ungesunden Anteile an dieser Suchtbeziehung bleiben und sie gehen nicht weg, bloß weil der andere aufhört zu trinken.

    Ich war anfangs ehrlich gesagt beleidigt als mein Mister X mir eindringlich vorschlug eine Therapie zu machen, denn er wäre mit seiner fast zweijährigen Trockenheit und Therapiearbeit inzwischen weiter/gesünder als ich. (Ich hab zwar nen Hau weg aber so reflektiert und lebenstüchtig wie ich bin, kann er auf keinen Fall gesünder sein als ich :S)

    Damals dachte ich bzw. wir beide noch, ich müsste die Suchtvergangenheit mit ihm besser aufarbeiten damit es mir im Alltag und in der Beziehung wieder gut geht. Wir haben uns geirrt. Meine Problematik reicht bis in meine EKA-Kindheit hinein und mein Therapiebedarf ist ein anderer als seiner, anscheinend sehr viel umfangreicher.

    Ich hab mir nicht ohne Grund unbewusst einen Alkoholiker zum Vater meiner Kinder ausgesucht!

    Und ich behaupte, dass trifft wahrscheinlich auf 95% der hier anwesenden Cos zu. Ihr habt euch nicht zufällig einen suchtkranken Partner ausgesucht (ihr hattet bloß keine Ahnung). Das war kein Unfall, das ist euer eigener Anteil - das perfekte Gegenstück zur Sucht.

    Ist es nicht irgendwie bequem nur auf den Säufer zu schauen? Dann muss man bei sich selbst (was zugegebener Maßen sehr beschämend und beängstigen sein kann) nicht hinkucken.

    Er ist krank und deswegen bin ich gesund, wie praktisch.

    Es ergeht mir im Grunde so wie Mister X. Erst mit der Einsicht: mit mir stimmt etwas nicht, ich brauche Hilfe und ich nehme sie, ich bin bereit alles für meine (emotionale) Gesundheit zu tun, erst dann hab ich eine echte Chance auf dauerhaftes Lebensglück.

    Ich hoffe, ich hab jetzt niemanden geärgert.

    Alba

  • Hallo Alba,

    Und ich behaupte, dass trifft wahrscheinlich auf 95% der hier anwesenden Cos zu. Ihr habt euch nicht zufällig einen suchtkranken Partner ausgesucht (ihr hattet bloß keine Ahnung). Das war kein Unfall, das ist euer eigener Anteil - das perfekte Gegenstück zur Sucht.

    das sehe ich etwas anders. Ich habe meinen Mann kennen gelernt, da hat er kaum was getrunken. Er war auf keinen Fall suchtkrank. Das ganze hat sich erst mit der Zeit - ich rede von über 20 Jahren - entwickelt. Wo ich dir Recht gebe ist, dass jeder seinen Anteil an der Entwicklung hat. Es ging mir nie um Schuld. Mein Leitsatz diesbezüglich war: wir sind wo wir sind, weil wir sind wie wir sind. Als ich dann anfing anders zu sein, führte uns das auch woanders hin, weil auch mein Mann begann, über sich und sein Leben anders zu denken und zu handeln.

    Gut, dass Du so schnell einen Therapieplatz bekommen konntest.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Alba,

    Und ich behaupte, dass trifft wahrscheinlich auf 95% der hier anwesenden Cos zu. Ihr habt euch nicht zufällig einen suchtkranken Partner ausgesucht (ihr hattet bloß keine Ahnung).

    Also dann gehöre ich zu den 5%, ich stamme aus einer Familie, alleinerziehende Mutter mit vier Mädls wo Alkohol keine Rolle spielte. Aber trotzdem wurde meine Schwester nach dem jungen Tod ihres Mannes Alkoholikerin (schon seit 18 Jahren trocken) Wir drei anderen Mädels/Frauen trinken eher selten. Und ich denke nicht, dass mein Mann Alkoholiker war als ich ihn datete. Aber da bin ich mir jetzt auch nicht mehr sicher. Da sein Vater Alkoholiker war.

    Eines möchte ich für die Angehörigen und Cos hierlassen:

    Falls meine damalige Empfindungsweise sich für euch auch so anfühlt (er ist krank, ich bin gesund) - das Gefühl täuscht euch. Wenn ihr mit einem Suchtkranken zusammen seid und nicht geht sondern euch das alles antut, seid ihr (anders) genauso „krank“ wie der Alkoholiker.

    Da kann ich dir zustimmen (auf mich trifft das zu), aber auch das trifft bestimmt nicht auf alle zu. Zu verallgemeinern ist immer schwierig, sowohl bei den Trinkenden wie bei den Cos.

    Und dann gibt es da noch den Punkt, wie definiert man "krank"? Wenn, sich an ein Lebensmuster festzuhalten krank ist, dann bin ich krank. Oder nicht sofort Aufgeben, krank ist, dann bin ich krank! Eins kann ich bestätigen, durchhalten (wie man es so schön sagt) macht sicher krank. Da gehe ich mit dir daccord.

    Ist es nicht irgendwie bequem nur auf den Säufer zu schauen? Dann muss man bei sich selbst (was zugegebener Maßen sehr beschämend und beängstigen sein kann) nicht hinkucken.

    Mit Sicherheit auch etwas wahres dran! Diesen Punkt kann ich unter, ich kümmere mich um dich, dann bin ich beschäftigt und muss nicht auf meine eigenen Problem schauen, einordnen. So war es zumindest bei mir.

    :roll: Also ich bin nicht verärgert, warum denn auch. Jeder darf seine Meinung und Sicht äußern. Genau dass macht ja ein Forum aus.

    :lol:Petra

    Liebe Grüße Petra

  • Also dann gehöre ich zu den 5%, ich stamme aus einer Familie, alleinerziehende Mutter mit vier Mädls wo Alkohol keine Rolle spielte. Aber trotzdem wurde meine Schwester nach dem jungen Tod ihres Mannes Alkoholikerin (schon seit 18 Jahren trocken) Wir drei anderen Mädels/Frauen trinken eher selten. Und ich denke nicht, dass mein Mann Alkoholiker war als ich ihn datete. Aber da bin ich mir jetzt auch nicht mehr sicher. Da sein Vater Alkoholiker war.

    Du hattest einen abwesenden Vater. Ein Mann, der trinkt, hat eine bestimmte Geschichte, die ihn zum Trinker werden lässt (im Falle deines Mannes einen alkoholkranken und somit auf gewisse Weise abwesenden, unerreichbaren Vater).

    Dein Mann ist emotional auf eine Weise unerreichbar durch seine Alkoholkrankheit - wie dein Vater, der nicht da war.

    Bei mir waren beide Großväter aus heutiger Sicht Alkoholiker und depressiv und schwer (kriegs-)traumatisiert.

    Meine Eltern mussten als Kinder auf rohen Eiern gehen um ihre Väter nicht zu provozieren. Sie sind dadurch für uns Kinder auf eine gewisse Weise emotional schwer erreichbar gewesen. Mein Vater war/ist der absolute Antialkoholiker, trinkt keinen Schluck. Ist das "gesund" oder nur das andere Extrem?

    Mein Mann ist Alkoholiker und emotional nicht mehr erreichbar, er hatte "keinen" leiblichen Vater und einen Säuferstiefvater. Ich würde sagen, der Kreis schließt sich an dieser Stelle.

    Oder noch nicht ganz - wir haben 2 Söhne, für die der Vater nur bedingt emotional erreichbar ist.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!