Hallo,
Ich, 44 Jahre, aufgrund schwerer körperlicher Erkrankungen berentet, habe selbst eine Vergangenheit mit Alkohol- und Tablettenmissbrauch hinter mir, bin aber seit 7.5 Jahren trocken.
Es geht um meine Tante, (74 Jahre, Schwester meiner bereits verstorbenen Mutter).
Sie hat schon sehr lange (ca. 30 Jahre) ein Alkohol Problem. Ganz zu Anfang Entgiftung aber immer wieder abgebrochen. Die Ehe ging kaputt, sie ist schon länger alleine.
Vor dem Tod meiner Mutter vor einem Jahr hatte ich wenig Kontakt zu ihr. Ich weiß aber, dass sie auch in den letzten Jahren immer wieder quasi Abstürze hatte, betrunken und bewusstlos in der Wohnung gefunden. Mit ihrem Geld kam sie nicht klar, hat dann von meiner Mutter immer etwas erbettelt, obwohl sie insgesamt eine viel bessere Rente als meine Mutter hatte.
Die mit ihr befreundete Nachbarin hat dann auch in der Wohnung immer wieder leere Sektflaschen gefunden.
Meine Tante hat es immer herunter gespielt oder geleugnet.
So richtig eskaliert ist es jetzt nach dem Tod meiner Mutter.
Mich rief irgendwann die Nachbarin meiner Tante an und wollte mit mir persönlich sprechen. Meine Tante lag im Krankenhaus, die Wohnung war total versaut. 7 leere Sektflaschen, alles voller Sch...., Blut, leere Pizzakartons.
Die Nachbarin bestand darauf, daß ich mit ihr zusammen zu meiner Tante ins Krankenhaus fahre und sie damit konfrontiere, hatte auch Fotos gemacht, denn meine Tante hat wieder alles geleugnet.
Die Nachbarin hatte wohl zuvor schon manchmal das Chaos in der Wohnung aufgeräumt, das wollte sie aber nicht mehr (völlig richtig!)
Darauf meinte meine Tante nur, die Diakonie könnte ja den Dreck wegmachen....Die würden ja für Ihre Betreuung bezahlt werden (Kommen 2mal pro Woche zu ihr zur Hilfe).
Nun wie gesagt, hat die Nachbarin gesagt, sie macht das nicht mehr.
Möchte auch keinen Schlüssel mehr, etc.
Ich telefoniere regelmäßig mit meiner Tante, die letzte Woche kam sie mir am Telefon schon merkwürdig vor. Sie sagte dann auch direkt, daß sie gerne trinken würde, es aber natürlich nicht machen würde, aber daß es ihr eben sehr schlecht ginge. ob sie den Notarzt rufen soll. Ich sagte, wenn es ihr so schlecht geht, soll sie das machen. Wollte sie aber dann doch nicht, weil sie ja sonst ins Krankenhaus kommt. Ich vereinbarte dann, daß wir am nächsten Tag telefonieren. Es war schon 22 Uhr. (Ich fahre nach Schlaganfall und mit Hydrocephalus und Epilepsie kein Auto...da kann ich auch nicht mal so einfach vorbei schauen. ) Aber irgendwie hatte ich doch ein schlechtes Gewissen. Vor drei Tagen rief sie dann bei mir an, sie sei wieder im Krankenhaus. Geschichte dass sie wiederbelebt werden musste, das Herz, sie hätte es vor Schmerzen nicht mehr ausgehalten, etc.....Aber nie ein Wort von Alkohol.
Ich habe es aber irgendwie vermutet.
Sie hat mich darum gebeten, dass ich ihr ein paar Sachen aus ihrer Wohnung ins Krankenhaus bringe. Habe den Schlüssel von der Diakonie bekommen. In die Wohnung....und wieder das gleiche Spiel. Chaos, Sauerei
Naja diesmal Waren es nur 4 Sektflaschen.....
Ich habe ihr dann ein paar Sachen aus der Wohnung geholt und sie unten im Krankenhaus abgegeben (Besuchsstopp).
Sie hat mich dann nochmal angerufen, sich bedankt. Aber wieder alles geleugnet.
Klar, sie hat auch schwere körperliche Erkrankungen, Brustkrebs, einen Stent in der Speiseröhre, das schiebt sie dann immer vor und lenkt aber von dem eigentlichen Problem ab.
Ich habe ihr oft gesagt, sie soll sich Psychologische Hilfe holen. Möchte sie aber nicht.
Eigentlich möchte sie gar nicht mehr leben, sagt sie immer wieder. Trotzdem hat sie ja den Notarzt gerufen.
Mich hat das Ganze ziemlich mitgenommen, erstens ist es immerhin meine Tante, zweitens habe ich ja auch eine Vorgeschichte. Das betont sie ja auch immer, meint ja, dass ich sie ja am ehesten verstehen könnte. Aber ich hätte damals niemals erwartet, daß andere ständig meinen Dreck wegmachen. Ich habe mich geschämt und dafür gesorgt, daß es nicht wieder vorkommt.
Ich habe jetzt lange überlegt, wollte erst ihren Schlüssel behalten und mich um die Wohnung und Post kümmern, bis sie wieder raus kommt. Aber ich habe es nicht gemacht. Es bereitet mir schlaflose Nächte. So habe ich den Schlüssel der Diakonie zurück gegeben. Das Chaos in der Wohnung belassen. Auch wenn ich irgendwie ein schlechtes Gewissen habe.
Das ist jetzt lang geworden...Aber musste mal raus. Danke fürs Lesen