Zwan - Trocken bleiben :-)

  • Hallo zusammen,

    mein Name ist Sven und ich habe ein Alkoholproblem. Inzwischen bin schon seit fast 21 Monate trocken und mir geht es gut dabei. Getrunken habe ich überwiegend in Gesellschaft, wenn ich Unterwegs war also meist an den Wochenenden aber auch mal unter der Woche und auf Reisen sogar täglich. Getrunken habe ich am liebsten Bier, habe aber zu anderen alkoholischen Getränken auch nicht nein gesagt und diese auch gerne getrunken. Mit den Jahren wurde das Verlangen nach dem Rausch immer größer und mir fiel es zunehmend schwerer beim Trinken ein Ende zu finden. Eskaliert ist das ganze im Mai 2020 als ich an einem Abend kein Ende fand und nach vermutlich 12 großen Flaschen Bier (kann mich nicht mehr an den Abend erinnern) der Polizei in die Arme geradelt bin und dadurch meinen Führerschein verloren habe. Dieses Ereignis hat für mich alles geändert und wie ich heute feststelle zum positiven. Ich fing an auch im Rahmen eines MPU Kurses aber auch durch das Lesen verschiedener Bücher und das Hören von Podcasts mich mit dem Thema Alkohol, meine Beziehung zum Alk und die Gründe weswegen ich Getrunken habe auseinander zu setzen. Es war für mich kein leichter Prozess und erforderte viel Kraft aber ich habe es geschafft. Nach 25 Jahren die ich getrunken habe, habe ich den Eindruck, dass ich mich erst jetzt richtig kennenlerne vor allem in Gesellschaft. Ich bin froh, dass ich schon so lange keinen Alkohol getrunken habe. Trotzdem gibt es Situationen die ein Verlangen nach Alkohol bei mir auslösen. Inzwischen ist es weniger geworden und meist geht es so plötzlich wie es gekommen ist auch wieder weg, trotzdem merke ich das ich Wachsam sein muss, denn mit jeden Monat den ich nicht trinke zugleich die Gefahr wächst, das ich den Alkohol nicht mehr als so gefährlich ansehen könnte wodurch auch die Gefahr eines Rückfalls steigt. Ich möchte mich weiter mit dem Thema Alkohol auseinander setzen und erhoffe mir durch den Austausch mit euch an die Gefahren des Alkohols regelmäßig erinnert zu werden und so die Gefahr eines Rückfalles zu reduzieren.

    Liebe Grüße

  • Guten Abend Sven,

    willkommen bei uns im Forum!

    Du bist schon 21 Monate, d.h. fast 2 Jahre trocken! Gratulation!

    Wie hast Du Deinen Einstieg in die Trockenheit gestartet? Eine Therapie gemacht,

    eine Selbsthilfegruppe besucht?

    Ich lasse Dir mal einen Artikel zum Anklicken da:

    Das Forenteam
    27. August 2021 um 21:40

    Hast Du Dich schon ein wenig hier umgeschaut?

    Wenn Du Fragen hast, kannst Du die gern hier in Deinem Thema stellen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    danke dir für das herzliche Willkommen und für den passenden Artikel über den Notfallkoffer. Super der Koffer und da sind so viele Dinge drin. Ein paar hatte ich bereits genutzt wie z.B. ein Buch über Alkohol lesen oder im Forum lesen.

    Den Einstieg in der Trockenheit habe ich nach einem Gespräch mit einer Verkehrspsychologin gestartet. Vorher hatte ich verschiedene Bücher zum Thema Alkohol gelesen und mich mit der Thematik auseinander gesetzt. Das Gespräch war für mich der Start in die Abstinenz. Das Gespräch war die Vorbereitung auf die MPU Maßnahme. In dieser setzt du dich intensiv mit der eigenen Trinkbiografie auseinander. Ich habe keine Suchtherapie gemacht und keine Selbsthilfegruppe besucht. Meine Hausärztin, mit der ich über meine Sucht geredet habe, hat mir eine Selbsthilfegruppe Empfohlen, besucht habe ich diese aber nicht. Das hat einen Grund weswegen ich diese nicht besucht habe, welchen ich aber nicht im offenen Bereich schreiben möchte.

    Ja, etwas habe ich mich schon umgeschaut.

    Danke, mache ich :)

  • Hallo Sven,

    wenn Du Dich ein wenig umgesehen hast, wirst Du gelesen haben, dass neue Teilnehmer

    erstmal für den offenen Bereich freigeschaltet werden, wenn sie das möchten.

    Erst nach ca. 4 Wochen Beteiligung im offenen Bereich kannst Du, wenn alles passt,

    in den geschützten Bereich wechseln.

    Im offenen Bereich kannst Du Dich ja, ohne zu viele persönliche Dinge zu schildern,

    erstmal austauschen.

    Mir hat der Austausch mit anderen Betroffenen sehr gut geholfen und ich habe viele

    Tipps umgesetzt und wurde so stabil trocken.

    Wenn Du möchtest, klicke den folgenden Link an und schreibe eine kurze Bewerbung

    und wir verschieben Dein Thema hier in den offenen Bereich.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    vielen Dank, ja, das hatte ich gelesen.

    Mir geht es auch um den Austausch. Vor allem um den Austausch mit Menschen die das selbst erlebt habe und dadurch sehr gut nachvollziehen können wie es ist ein Alkoholproblem zu haben, welche Schwierigkeiten sich auf den Weg der Trockenheit in den Weg stellen und welche Lösungen diese für sich gefunden haben.

    Ich werde gleich mal die Bewerbung schreiben.

    LG

    Sven

  • Elly 15. Juli 2022 um 23:53

    Hat den Titel des Themas von „Trocken bleiben :-)“ zu „Zwan - Trocken bleiben :-)“ geändert.
  • Hallo Sven,

    hier geht es jetzt für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Sven,

    willkommen im Forum. Es gibt einige, die keine reale SHG besucht haben. Wir hier sind ja auch eine und immer "geöffnet". Es ist auch fast immer jemand online, das ist ein super Vorteil.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Elly, hallo Seeblick,

    vielen Dank für eure freundliche Aufnahme :)

    Gut zu wissen, dass immer geöffnet und irgendwer fast immer online ist. Das gibt mir und ich denke auch allen hier im Forum ein Stück Sicherheit. Das klingt vielleicht blöd aber wenn ich mal das Bedürfnis verspürte zu trinken habe ich in diesem oder in anderen online Foren gelesen oder ich habe mir ein Buch zum Thema Alkohol (z.B. Nüchtern von Daniel Schreiber) zur Hand genommen. Ich dachte es wäre mal an der Zeit, dass ich auch mal anfange zu schreiben und nicht nur in der passiven Position verbleibe.

    LG

    Sven

  • Hallo zusammen,

    es ist erstaunlich wie schnell sich das Suchtgedächtnis zurück melden kann.

    Gestern habe ich den Feierabend im Freibad verbracht. Bis vor meiner Abstinenz war das Freibad auch ein Ort an dem ich gerne Bier getrunken habe. Nach einigen Bahnen im kühlen Nass hatte ich gestern hunger auf eine Portion Pommes. Also stelle ich mich an dem Freibad Kiosk an und als ich gesehen hatte wie vor mir das Bier für die Kunden gezapft wurde, hatte ich einen kurzen Flash. Ich musste einen kurzen Moment an die Zeit denken an der ich im Freibad Bier getrunken hatte. Diese Szene lief wie ein Film vor meinem inneren Auge ab, zeigte die damalige Szene und die Emotionen (Entspanntheit und Gelassenheit) die ich damals dabei empfunden hatte nach. Ich habe diesen Film (Gedanken) dann schnell abgeschüttelt und mich auf meine Pommes gefreut, die habe ich damals auch schon sehr gerne gegessen. Es war meiner Einschätzung nach keine brenzlige Situation, diese zeigt mir vielmehr wie tiefgreifend das Trinken Einfluss auf das Gedächtnis und wie das Trinken an den positiven Gefühlen anknüpft.

    Entspannt und Gelassen empfand ich den gestrigen Besuch im Freibad auch ohne Bier und jede positive Erfahrung die ich ohne Alkohol mache trägt bestimmt dazu bei, dass das Suchtgedächtnis weniger anspringt.

    Mich würde mal interessieren wie das bei euch ist?

    Liebe Grüße

  • Hallo!

    In der Anfangszeit springt das Suchtgedächtis schnell an, wenn man in Situationen kommt, der früher mit dem Konsum von Alk verbunden waren. Wenn der Sommer länger dauert und Du noch ein paar Male dort anstehst, wirst Du irgendwann gar nicht mehr an den Alkohol denken. Der entsprechende Automatismus wurde dann überschrieben. Das Suchtgedächtnis ist halt wie eine Software, die sich nicht deinstallieren, sondern nur überschreiben lässt, dennoch zuckt es dann und wann noch mal und kann einen irritieren oder gar durchschütteln. So erging es zumindest mir.

    Wenn Du das auf dem Schirm hast, fällt es Dir zukünftig leichter.

    Beispiel aus meiner Vergangenheit: Früher habe ich zwischen Saunagängen gerne meine 2-3 Weißbiere getrunken, heute sind die mir in der Sauna so was von egal. Mein Hirn hat kapiert, dass eine Sauna nicht mehr mit Weißbier verknüpft ist. Jedoch kann es durchaus sein, dass sich der Gedanke an ein solches Bier irgendwann mal wieder in der Sauna einstellt.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke dir für deine Antwort.

    Der Vergleich mit einer Software die nicht deinstalliert werden, sondern nur überschrieben werden kann finde ich echt super. Die Lösung heißt für mich dann, mich mehr und mehr früheren Situation aussetzen nur eben ohne Alkohol, sodass nach und nach die Verknüpfungen erneuert werden und die Software überschrieben wird :)

    LG Sven

  • Die Lösung heißt für mich dann, mich mehr und mehr früheren Situation aussetzen nur eben ohne Alkohol

    Solche "Übungen" sollten erst erfolgen, wenn die eigene Abstinenz gefestigt ist, sonst ist das Risiko der persönlichen Überforderung und letztlich des Rückfalls zu groß.

    Ich kann nur davon abraten, auf Gedeih und Verderb das eigene Suchtgedächtnis zu provozieren. Weiter leben wie früher, nur ohne Alk wird leider bei vielen nicht funktionieren. Ich habe da schon einige Rückfälle beobachten können, wenn die Probanden die nötige Distanz zum Suchtmittel nicht einhielten. Abstinenz ist ein langer Prozeß, der funktioniert nicht von jetzt auf gleich. Wir haben jahrelang gesoffen, da sollten wir die nötige Geduld aufbringen, den Alk erst mal auf Distanz zu halten.

    Ich bin anfangs gefährlichen Situationen so gut es eben ging, aus dem Weg gegangen.

    Gruß

    >Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke dir für deine Antwort.

    Der Vergleich mit einer Software die nicht deinstalliert werden, sondern nur überschrieben werden kann finde ich echt super. Die Lösung heißt für mich dann, mich mehr und mehr früheren Situation aussetzen nur eben ohne Alkohol, sodass nach und nach die Verknüpfungen erneuert werden und die Software überschrieben wird :)

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Hallo Zwan

    Ich habe da eine etwas andere Sicht .

    solche "Übungen" mache ich nicht,weil es mir damit nicht besonders gut geht.

    Außer gewisse Situationen sind wirklich unvermeidbar.

    Solche Versuche bringen auch eine stabile Abstinenz unter Umständen ins wackeln,muss ja nicht sein.

    Auch heute noch halte ich den Alk nicht erstmal auf Distanz,sondern immer.

    und gefährliche Situationen vermeide ich grundsätzlich.

    Du bist schon längere Zeit trocken :thumbup: setze das nicht aufs Spiel.

    LG

    Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Hallo Zwan,

    ich würde mich diesen Situationen auch nicht bewusst aussetzen. Viel zu gefährlich. Also Abstand halten.

    In deinem Fall war es ja nicht möglich. Du wolltest ja Pommes. Du könntest nächstes Mal, wenn du soetwas ahnst, vorher ein Wasser trinken. Dann ist es zumindest nicht der Durst, der sich meldet. Trotzdem kann es immer wieder passieren, dass sich plötzlich das Suchtgedächtnis meldet. Letzens hat eine Strandbude damit geworben, dass sie nun fertig gemixte Cocktails anbieten. Da dachte ich, ach bin gespannt ob die Fertiggetränke wohl schmecken. Nun, das werde ich nie herausfinden. Aber diese Gedanken werden weniger und man kann mit derZeit viel besser damit umgehen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo zusammen,

    danke euch für eure Antworten und vor allem für die Warnungen. Ich hatte mir schon die Hoffnung gemacht, dass Suchtgedächtnis schnell zu überspielen und alles wird wieder wie Vorher nur ohne Alkohol aber dem ist wohl nicht so. Vielleicht sollte ich mich mehr mit den Gedanken anfreunden, dass es eben nicht mehr so wird wie es vorher war. Das ist nicht einfach und braucht bestimmt seine Zeit.

    LG Sven

  • Es kann gar nicht so wie früher werden, Sven!

    Wir sind alkoholkrank und wir können "nur" diese Krankheit zum Stillstand bringen.

    Aber es wird leichter im Laufe der Zeit und man lernt mit den verschiedenen

    Situationen umzugehen.

    Und irgendwann bist Du einfach nur froh, dass Du nicht mehr trinken "musst".

    Dann wird Dir klar, wie gut es Dir ohne Alkohol geht!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo zusammen,

    den Satz von dir Elly "Es kann gar nicht so wie früher werden." ist erstmal hart zu lesen aber so wird es, wenn ich richtig drüber nachdenke, wohl sein. Das ist dann wie bei chronischen Erkrankungen wo es auch ein davor und ein danach gibt und es in den meisten Fällen auch nicht mehr so sein kann wie vorher. Die Alkoholsucht zählt ja auch zu den chronischen Erkrankungen. Gleichzeitig macht ihr mir auch Hoffnung, dass es leichter, ja sogar besser wird und das finde ich gut. Danke!

    In den 21 Monaten die ich bisher trocken bin, habe ich versucht, meine Aktivitäten unter Menschen nicht einzustellen und stattdessen an den Umständen der Aktivitäten was zu ändern. Zum Beispiel treffe ich mich nicht mehr mit Freunden nur zum Trinken sondern bevorzuge mich zum Essen und Trinken oder tagsüber auf einen Kaffee. Auch treffe ich mich nicht mehr mit Bekannten oder Freunden mit denen ich früher sehr exzessiv getrunken habe und meide Kneipen aber sonst versuche ich alles was mir früher und heute Spaß bereitet wie z.B. Kino, Konzerte, Reisen usw. zu machen. Nur eben ohne Alkohol.

    Inzwischen hat sich auch schon meine Wahrnehmung geändert und ich nehme überhaupt es richtig wahr wie Präsent der Alkohol im öffentlichen Raum ist und wie verherrlicht dieser an allen Ecken und Enden wird. Ich habe den Eindruck, dass es anscheinend auch keinen Interessiert wenn Werbung für Alkohol häufig für hochprozentige Getränke an den Haltestellen der Straßen- und U-Bahnen hängen, dieser bei Sportveranstaltungen beworben wird oder die Supermärkte mit Alkohol zu gepflastert sind wo überall auch noch Kinder vorbei gehen. Darüber habe ich mir, bevor ich Abstinenz geworden bin, gar keine Gedanken gemacht und da läuft meiner Meinung nach was in unserer Gesellschaft grundlegend schief. So, das war zum Schluss das vorgezogene Wort zum Sonntag und ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende.

    LG Sven

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