Nachthexe123 - Vorstellung Nachthexe123

  • Liebe Mit-Kämpfer und Mit-Kämpferinnen,

    wo fange ich nur an?

    Heute vor 6 Wochen war der erste Tag meines nüchternen Lebens.

    Der Entschluss wirkt auf Außenstehende vielleicht Knall auf Fall, doch gereift ist er über längere Zeit.

    Ich habe früh angefangen zu trinken, schon als Kind gern am Eierlikör genascht. Das erste Mal völlig betrunken war ich mit 13, bin dabei bei Rot über die Straße gelaufen und wäre fast überfahren worden. „Na und?“, lallte ich. „Ein Auto hat doch Bremsen.“

    Viele wirkliche Abstürze hatte ich dann aber nicht. Vielleicht 10 über all die Jahre? Und dennoch gibt es nur wenige Tage, an denen ich nüchtern zu Bett gegangen bin. Immer wieder habe ich mir morgens vorgenommen abends nichts zu trinken. Doch spätestens 19h hatte ich ein Glas Wein in der Hand. Vorzugsweise Wassergläser, da passt mehr rein. Bei einem Glas blieb es dann auch in der Regel nicht. Ich konnte, wenn überhaupt nur unter gewaltiger Kraftanstrengung aufhören wenn ich einmal angefangen hatte. Bevor ich aber völlig hinüber war, schlief ich meist schon. Und wenn nicht, war es nur wichtig den Pegel so zu halten, dass ich am nächsten Morgen trotzdem fit war. Ich musste ja funktionieren.

    Ich war auch immer eher ein Zuhause-Trinker. Denn diese Kraftanstrengung aufzuhören konnte ich nicht oft aufbringen.

    Mit 26, also vor 18 Jahren, habe ich das erste Mal beschlossen aufzuhören. Der Kreislauf aus innerer Unruhe, der nur durch Trinken beizukommen war und dem ständigen schlechten Gewissen mir selbst gegenüber haben mich schier wahnsinnig gemacht. Wenn ich auswärts (bei den Eltern oder berufsbedingt im Hotel) nächtigen musste, war meine größte Sorge, wo ich noch Alkohol her bekomme. Es musste auch immer genug sein, denn die Vorstellung, dass nichts mehr da ist nach dem ersten Glas, war schier unerträglich.

    Damals war ich auch in Psychotherapie. Die Therapeutin nahm meine Bedenken nicht ernst. Sie beschrieb das Bild eines „richtigen“ Alkoholikers als jemand, der zwischen Mülltonnen aufwacht. Ich würde also quasi viel Lärm um nichts machen. Noch immer fühle ich mich fast schuldig, weil ich glaube nicht „genug“ betroffen zu sein.

    Und ja, ich habe (fast) immer artig funktioniert - all die Jahre. Ich habe nie morgens ein „Regenerationsbier“ getrunken, bin meines Wissens nach nicht ausfällig geworden, hab meine Arbeit ziemlich gut gemacht, mich um meine Familie gekümmert. Und jeden Tag den Abend herbei gesehnt, damit ich mir endlich, endlich etwas einschenken konnte. Damit endlich dieser Druck nachlässt! Und noch ein zweites Glas. Und oft genug auch noch ein drittes. Morgens war dann immer das schlechte Gewissen da. Und das Vorhaben heute aber wirklich mal nichts zu trinken - erfolglos. Jahrelang.

    Meine zweite längere Pause habe ich in der Schwangerschaft gemacht. Bis ganz zum Schluss habe ich nicht durchgehalten. In den letzten Wochen habe ich mir schon wieder hin und wieder ein Glas Rotwein „gegönnt“. Das soll ja entspannend wirken. Wenigstens da habe ich es bei einem Glas belassen…. Und Gott sei es gedankt, hat es keine Schäden bei meinem Sohn angerichtet.

    Doch der Weg zurück zum Alkohol war immer derselbe wie auch schon bei der ersten Trinkpause und bei den wenigen, die noch folgen sollten (die dann aber deutlich kürzer waren und gerade in den ersten Tagen jeweils kaum erträglich): Ich dachte immer, jetzt hätte ich es doch im Griff, es hat ja so lange ohne geklappt und JETZT und DIESMAL trinke ich total verantwortungsbewusst. Was soll ich sagen? Innerhalb weniger Tage war ich wieder in meinem Muster.

    Sämtliche Vorhaben, heute nur EIN Glas zu trinken scheiterten.

    In mir ist dieses Verlangen. Solange ich es nicht füttere, bleibt es klein. Mal mehr, mal weniger. Aber wenn ich dem Verlangen auch nur mit einem Schluck nachgebe, wird es überwältigend groß.

    Ich glaube, ich habe verstanden, dass sich dieses Muster immer, immer, immer wiederholen wird. Dass ich entweder so weitermache und mich immer, immer, immer wieder im Kreis drehe. ODER - und das ist der Plan - ich richte mein Leben neu aus.

    Hierfür wünsche ich mir Gleichgesinnte, einen ernst gemeinten Austausch, das Teilen von Erfahrungen und Verständnis von Menschen, denen es ähnlich geht.

    Liebe Grüße

    Nachthexe123

    Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.

    ~ Arno Pötzsch ~

  • Hallo und willkommen Nachthexe,

    zuerst mal möchte ich dir sagen, dass hier niemand kämpft. Also zumindest hoffe ich das...

    6 Wochen ohne Alkohol ist ein guter Anfang, super :) .

    Hast du einfach so aufgehört oder mit ärztlicher Betreuung?

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Danke für Deine Antwort, Aurora!

    Über die Wahl der Anrede habe ich einige Minuten nachgedacht und fand sie ganz gut. Dass sie dann doch unpassend war, tut mir leid.

    Ich habe alleine aufgehört, ohne Arzt und ohne anderweitige Therapie.

    Liebe Grüße

    Nachthexe123

    Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.

    ~ Arno Pötzsch ~

    Einmal editiert, zuletzt von Nachthexe123 (11. August 2022 um 23:27)

  • Guten Abend Nachthexe!

    Willkommen bei uns im Forum.

    Wie ich Deinen Zeilen entnehme, ist der Groschen gefallen, wie man so schön sagt.

    Nämlich, dass Du, sobald Du Alkohol trinkst, einen Kontrollverlust hast. Das bedeutet,

    dass es nicht mehr möglich ist, kontrolliert zu trinken.

    6 Wochen ist ein guter Start in ein trockenes Leben!

    Möchtest Du Dich im offenen Bereich mit den anderen austauschen?

    Dann fülle einfach den folgenden Link kurz aus. Dann verschieben wir Dein Thema

    in den offenen Bereich.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Elly 12. August 2022 um 00:12

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung Nachthexe123“ zu „Nachthexe123 - Vorstellung Nachthexe123“ geändert.
  • Die Bewerbung ist eingegangen.

    Du bist jetzt freigeschaltet und hier geht es für Dich weiter!

    Einen guten und hilfreichen Austausch wünsche ich Dir!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Nachthexe,

    willkommen im Forum. Dass man nach einem Glas nicht mehr aufhören kann, ist Teil der Krankheit. Gut, dass du eingesehen hast, dass das nicht funktionieren wird und nur die komplette Abstinenz bleibt. Die ersten Wochen sind geschafft, allerdings wäre ein Arztbesuch ratsam gewesen, da ein Kalter Entzug tatsächlich lebensgefährlich sein kann. Auch nun, da die Entgiftung geschafft ist, solltest du dennoch zum Arzt gehen. Einmal zum Überprüfen deines Gesundheitszustandes und zum anderen ist das Aussprechen oft sehr erleichternd.

    Eine Therapie muss man nicht machen. Mir hat sie sehr geholfen, aber wichtiger ist der Austausch. Hast du schon Ideen, wie du dein "neues" Leben gestalten möchtest. Was du veränderst, damit du stabil trocken bleibst? Lies dir gern mal die Artikel zu den Grundbausteinen und dem Notfallkoffer durch.

    Das Forenteam
    27. August 2021 um 21:40

    Das Forenteam
    17. Mai 2021 um 16:40

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Nachthexe,

    das war von mir auch nicht böse gemeint.

    Ich bin keine Alkoholikern sondern war lange Zeit coabhängig. Eigene Erfahrung habe ich nicht aber hier bei den Alkoholikern schon ganz oft gelesen, dass "Kampf" kein so gutes Wort ist. Denn beim Kampf gibt es immer Gewinner und Verlierer. Und bisher hat ja die Sucht immer den Kampf gewonnen.

    Gefühlsmäßig kann es eher erleichternd sein es als Kapitulation anzusehen. Du hast den Kampf beendet. Du erkennst die Sucht als bleibenden Teil deiner Persönlichkeit an, den du nicht mehr leben möchtest.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hast du schon Ideen, wie du dein "neues" Leben gestalten möchtest. Was du veränderst, damit du stabil trocken bleibst? Lies dir gern mal die Artikel zu den Grundbausteinen und dem Notfallkoffer durch

    Danke für Deine Worte und Deine Nachfrage. Ich bin noch am Sortieren, also in meinem Kopf meine ich.

    Natürlich ist es erst einmal ungemein erleichternd, dass dieser innere Druck momentan weg ist. Dieser nicht enden wollende Kreislauf aus morgendlichem schlechten Gewissen und abendlichem Brechen aller Vorsätze. Ich habe auch schon Situationen erlebt, die früher mein Verlangen noch verstärkt hatten (Zoff mit dem Partner, Stress in der Arbeit) und diese gut gemeistert.

    Seit einiger Zeit, so 1 1/2 Jahre, gehe ich gerne Wandern und Fotografieren. Das möchte ich nun regelmässiger und noch bewusster tun. Hab mir auch schon eine Tour herausgesucht für morgen. Das tut der Seele gut.

    Ausserdem habe ich ein „Genussgetränk“ für mich gefunden. Etwas, was ich als „Belohnung“ z. B. nach einem anstrengenden Tag trinken kann und etwas Besonderes ist.

    Eine Psychotherapie möchte ich momentan nicht machen. Wenn ich aber das Gefühl habe, ich schaffe es nicht, wüsste ich aber zu wem ich kurzfristig gehen kann. Dieses Wissen als „Auffangnetz“ zu haben, ist für mich gar nicht mal so unwichtig.

    Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.

    ~ Arno Pötzsch ~

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