Ena66 - Hallo miteinander - möchte mich kurz vorstellen

  • Ich suche mir bei Euch Hilfe/Unterstützung in den Weg der Abstinenz.

    Mit inzwischen 56 Jahren schleppe ich eine langjährige Alkoholsucht mit mir herum, deren gesundheitlichen Folgen sich nicht zuletzt aufgrund meines Alters langsam aber sicher deutlich bemerkbar machen (Fettleber, Pankreatitis, das "übliche" Programm eben). Ich habe bereits mehrere Entgiftungen sowie eine ambulante Therapie (12 Monate) hinter mir; schaffte es nach dieser Therapie auch, 6 Jahre trocken zu bleiben. Dann erkrankte mein Mann an Krebs, verstarb schließlich und - zack - hat die Sucht mich wieder eingeholt. 2 weitere Todesfälle jeweils im Abstand eines Jahres folgten; jedenfalls schaffe ich es seit 2018 nicht, aus diesem Teufelskreis Sucht auszubrechen. Hinzu kommt, dass ich eine Depression entwickelt habe.

    Untätig war ich in den letzten Jahren nicht. 2018 war ich nach meiner Entgiftung in einer psychosomatischen Klinik, um den Tod meines Mannes zu verarbeiten. Ich war danach mehrere Monate trocken, dann kam das trügerische Hochgefühl, kontrolliert trinken zu können, und natürlich hat das nicht funktioniert. 2019 suizidierte sich ein sehr guter Freund von mir - keine gute Voraussetzung, dem Alk zu entkommen, ich wollte das damals auch gar nicht. Hauptsache, betäubt und nicht mehr denken müssen. 2020 verstarb meine Mutter. Nach Komplett-Absturz inkl. Führerscheinentzug habe ich die Reißleine gezogen. Entgiiftung. Stationäre Therapie auf der Depressionsstation. Nach 6 Wochen hatte ich "Flügel", mir ging es richtig gut. Eine Psychotherapie im Anschluss an den Klinikaufenthalt schlug aufgrund der ewig langen Wartezeiten fehl. Bis ich endlich einen Platz in Aussicht hatte, hing ich schon wieder an der Flasche.

    Das blieb dann auch erstmal so. Im Sommer d.J. ging es mir dermaßen schlecht, dass ich förmlich in die Entgiftung geflüchtet bin. Die physischen Diagnosen waren - auch wenn sie nicht überraschend kamen - ziemlich erschreckend. Sofort nach dem Klinikaufenthalt bin ich zur Suchtberatung marschiert. Antrag bei der DRV auf Genehmigung einer Kombitherapie ist eingereicht; Kostenzusage lässt seit 5 Wochen auf sich warten. Die Klinik hat eine Wartezeit von ca. 4 Monaten.

    Natürlich habe ich in der Zwischenzeit wieder einen Rückfall gebaut. Ich versuche händeringend, dem Alk zu entkommen und schaffe es dann doch wieder nicht. Zumindest ekelt mich der von mir konsumierte Wein mittlerweile dermaßen an, dass ich die Trinkmenge reduzieren kann.

    Jedenfalls erhoffe ich mir von diesem Forum - neben den Gesprächen mit meinem Suchtberater - Hilfe und Unterstützung, bis endlich der Kostenträger grünes Licht gibt und die Therapie beginnen kann. Ich denke, dass mir der Erfahrungsaustausch im Forum sehr gut tun würde.

    Freue mich auf feedback.

    Lg, Ena

  • Hallo und willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe, Ena!

    Bedingt durch Deine Rückfälle ist es für Dich bestimmt schwer Dich wieder zu motivieren.

    Aber Du hast es doch schon einmal 6 Jahre geschafft trocken zu sein. Dann weisst Du doch

    im Grunde wie es geht.

    Nur mit dem kompletten Verzicht auf Alkohol kannst Du genesen. Du schreibst selbst schon

    von körperlichen Beschwerden.

    Kontrolliertes Trinken funktioniert bei einem Alkoholiker nicht. Je länger Du weitertrinkst, desto

    schlechter wird es Dir gehen.

    Du kannst auch einen begleiteten Entzug mit einem Arzt machen. Worauf willst du warten? Selbst

    eine Klinik konnte Dir nicht wirklich das Rüstzeug geben, das Du brauchst. Und das bist im Grunde

    Du selbst. Du entscheidest Dich, ob Du Alkohol trinken willst oder nicht. Niemand anders!

    Und ich habe festgestellt, dass meine Trauer in der nassen Zeit eher schlimmer war, als in der

    trockenen Zeit. Allein das ist schon ein guter Grund, die Finger vom Alkohol zu lassen. Der Alkohol

    verstärkt zudem eine Depression zusätzlich.

    Die Voraussetzung sich hier im offenen Bereich mit den anderen, trockenen Alkoholikern auszutauschen

    ist der erfolgte Entzug und der Willen auf eine lebenslange Abstinenz.

    Hast Du Dich schon ein wenig eingelesen bei uns im Forum? Auch bei den anderen, trockenen Alkoholikern?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Ena,

    willkommen hier.

    Ich habe auch mal eine mehrjährige „trockene“ Phase gehabt und dann wieder angefangen zu trinken. Zum Glück konnte ich ein zweites Mal wieder aufhören, und daher weiß ich, dass das geht! Für mich war wichtig, meine Prioritäten neu zu setzen. Nur mir zu sagen, „ich will nicht mehr trinken“ hat nicht gereicht, schließlich ist es eine Abhängigkeitserkrankung und keine Willensschwäche.

    Nicht mehr zu trinken als oberste Priorität anzusehen und danach zu handeln hat bei mir den Unterschied gemacht. Dadurch kam sehr viel in meinem Leben auf den Prüfstand, und ich hatte quasi den Mut der Verzweiflung und habe alles der Trockenheit untergeordnet. Mein innerer Satz, so eine Art Mantra, hat nach wie vor Bedeutung für mich und gibt mir meine Freiheit zurück: es gibt IMMER eine andere Alternative als zu trinken.

    Ich wünsch dir, dass du den Absprung jetzt wieder schaffst. Vielleicht jetzt doch noch mal über eine erneute qualifizierte Entgiftung.

    Alles Gute!

    Thalia, w, Jahrgang 69, trocken seit November 2013

  • Hallo Elly, hallo Thalia,

    danke für Eure Antworten.

    Ja Elly, Du hast natürlich recht und erzählst nichts, was ich nicht selbst längst wüsste, u. a., dass Alkohol die Depression verstärkt. Beides zusammen ist ein verflixter Teufelskreis, das ist mir durchaus bewusst und das habe ich auch aus meiner stationären Therapie in der Psychiatrie mitgenommen.

    Aber: Nur weil jemand theoretisch die Verkehrsregeln kennt, hat er noch lange nicht die Befähigung zur Teilnahme am Straßenverkehr - metaphorisch gesprochen.

    Und ja, ich habe mich ein wenig eingelesen - was nicht viel bringt, solange der offene Bereich für mich nicht zugänglich ist. Also verharre ich jetzt halt mal auf dem mir zugewiesenen Logenplatz und mache das Beste draus. Wenn der Wille auf eine lebenslange Abstinenz nicht da wäre, was sollte ich dann hier? Genau deswegen habe ich mich diesem Forum ja angeschlossen.

    Thalia, ich bin mit Dir absolut einer Meinung - darum überdenke ich derzeit auch, wie mein Leben weitergehen soll, was bleiben kann/darf, was rausgeschmissen werden muss. Wie eine Art Frühjahrsputz. Und ich bin derzeit sehr schwer am Räumen.

    Das erste, das ich vor 3 Monaten gecancelt habe, war mein Job. Ja, richtig - ich, nicht mein AG. 2 Std täglich pendeln, 8 Std. Vollstress - zuviel, einfach zuviel. Ich habe über 40 Jahre Vollzeittätigkeit hinter mir und werde in dieser Hinsicht jetzt einfach kürzer treten. Nach meinem Klinikaufenthalt darf es gern wieder ein Teilzeitjob sein - aber in Wohnortnähe und keine 40h-Woche mehr. Darüberhinaus habe ich aus meiner Umgebung die "Energieräuber" aussortiert. Mir ist ein fast schon ungesundes Maß an Empathie in die Wiege gelegt worden, statt meine Probleme zu lösen, kümmere ich mich lieber um die meiner Mitmenschen. Ich bin ehrlich genug zu erkennen, dass das natürlich eine Super-Strategie ist, sich seiner eigenen Probleme nicht stellen zu müssen. Aber das ist sicherlich nicht der einzige bzw. der beherrschende Grund. Ich kann es einfach nicht ertragen, Menschen leiden zu sehen und sie in ihrem Kummer allein zu lassen. Dass das teilweise gnadenlos ausgenutzt wird, habe ich mir schmerzhaft bewusst gemacht und diese Kontakte inzwischen abgebrochen.

    Ich denke durchaus in die Zukunft - würde gerne ehrenamtlich tätig werden, was ja auch zeitlich möglich wäre, wenn ich nicht mehr Vollzeit arbeite.

    Daneben habe ich 2 Hunde, die mich brauchen und die Struktur in mein Leben bringen, weil ich - egal wie es mir geht - sehr darauf bedacht bin, die Bedürfnisse der kleinen Racker zu erfüllen.

    Ich habe durchaus Zukunftspläne und Perspektiven, ich habe mich keinesfalls kampflos meiner Abhängigkeit ergeben, sonst hätte ich mich nicht wieder zur Therapie angemeldet. Es gilt halt derzeit, die Durststrecke (im wahrsten Wortsinn) durchzustehen, bis endlich die Kostenzusage der DRV kommt und ein Platz in der Klinik frei ist. Dass das Monate dauert, wissen wir alle...

    Deshalb habe ich in dieses Forum gefunden - damit in dieser Zeit ein Austausch stattfinden kann, ich Unterstützung finde und vielleicht sogar selbst anderen helfen kann, die noch am Anfang ihrer Alkoholkarriere stehen und grad gar nicht wissen, wo hinten und wo vorne ist.

    Eine Empfehlung an alle - seien es "Frischlinge", Langzeittrinker, Trockene, Nasse, Co's: Ich habe gestern - an einem einzigen Tag - ein sehr beeindruckendes Buch gelesen bzw. regelrecht verschlungen:

    "ALK" von Simon Borowiak, aktualisierte Ausgabe 2019, erschienen im PENGUIN-Verlag, ISBN 978-3-328-10385-1.

    Locker-flockig geschrieben, ruft durchaus Schmunzeln oder Auflachen hervor, ohne jemals auch nur ein Quäntchen lächerlich oder unseriös zu sein. Der Autor ist natürlich selbst Alkoholiker, nach x Entgifungen, Aufenthalten sowohl in der geschlossenen als auch in der offenen Psychiatrie seit Jahren trocken.

    Meines Erachtens gehört dieses Buch als frei zugängliche Lektüre in jede Entgiftungsstation.

    Ich würde das gerne im offenen Bereich kommunizieren, kann ich aber (noch) nicht - vielleicht wollt Ihr das mal weitergeben? Vielleicht kennt Ihr dieses Buch ja auch selbst schon. Am Di habe ich wieder einen Termin mit meinem Suchtberater und werde diese Lektüre auf jeden Fall zum Thema machen.

    Euch allen wünsche ich einen ruhigen, kuschligen 2. Advent - lasst es Euch gutgehen. Und ja - eine duftende Tasse Tee IST was Gutes - muss kein Glühwein sein. Aus genau diesem Grund meide ich derzeit sämtliche Weihnachtsmärkte - wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.

    Liebe Grüße,

    Ena

  • Hallo Ena,

    herzlich Willkommen.

    Das Buch haben wir in unserer Literaturliste drin. Siehe ganz unten im Forum.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo ENA 66,

    Ich kann, ehrlich gesagt, nicht verstehen, dass du es von einer „ Klinikaufnahme“ abhängig machst alkoholfrei zu leben.

    ( Und dann ggf. dein „ungesundes Maß an Empathie „ bei den anderen Patienten anwenden um nicht bei dir und deiner „ Arbeit“ zu bleiben.)

    Kontrolliertes Trinken funktioniert bei einem Alkoholiker nicht. Je länger Du weitertrinkst, desto

    schlechter wird es Dir gehen.


    Du kannst auch einen begleiteten Entzug mit einem Arzt machen. Worauf willst du warten? Selbst

    eine Klinik konnte Dir nicht wirklich das Rüstzeug geben, das Du brauchst. Und das bist im Grunde

    Du selbst. Du entscheidest Dich, ob Du Alkohol trinken willst oder nicht. Niemand anders!

    Ich kann mich da nur Elly anschließen.

    Und von mir ausgehen:

    Ich habe die Entscheidung - aus guten Gründen, wie du sicherlich auch- getroffen und halte konsequent daran fest.

    Alles andere ist für mich Selbstmord auf Raten.

    Ich wünsch dir, dass du den Absprung jetzt wieder schaffst. Vielleicht jetzt doch noch mal über eine erneute qualifizierte Entgiftung.

    Und dann konsequent dabei bleiben……..

    Nur Du selbst bist der Weg….

    Du hast soooo viele Pläne, teilweise sogar schon umgesetzt.

    Und viele davon erfordern halt einen ersten Schritt…..

    Du kannst doch im offenen Forenbereich alles einsehen, lesen.

    Dagmar

  • Hallo Ena,

    wieso willst du diese Lektüre bei deinem Suchtberater zum Thema machen? Ich bin ziemlich sicher, daß er das Buch kennt. Wichtiger ist doch, was DU für dich daraus machst. Oder willst du das mit ihm besprechen?

    Ich frage, um es zu verstehen. All das Theoretisieren bringt einem ja immer nur ein Stück weiter. Wichtig ist das Tun.

    Diesselbe Frage wie Dagmar habe ich mir auch gestellt. Brauchst du Therapeuten, Suchtberater, Kliniken usw., um trocken zu bleiben? Müssen die äußeren Umstände perfekt sein und du umsorgt von Fachleuten?

    Du scheinst die Theorie drauf zu haben. Was hält dich davon ab, sie im Alltag anzuwenden?

    Belastende Ereignisse wie Krankheiten und Todesfälle - so schlimm das auch sein mag - die hat ja jeder von uns zu bewältigen. Aber nicht jeder nimmt das zum Anlaß zum Trinken.

    Ist dein Zuhause alkoholfrei?

    Hast du trinkende Familienangehörige zuhause?

    Hälst du Abstand vom Alkohol, von alkoholgeschwängerten Veranstaltungen, hast du deinen Alltag verändert?

    Alle Therapeuten, Berater, Kliniken usw. können ja nicht deinen Alltag bei dir zuhause mit-leben. Das ist deine Verantwortung.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Viele Fragen, du musst sie hier auch nicht beantworten.

    Ich will dich nicht nerven.

    Es hat mich berührt, weil du dir so schwer tust.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Dagmar, hallo Linde,

    ein paar Worte zu Euren Anmerkungen:

    Ich mache meine Abstinenz NICHT von der Klinik abhängig - das wäre ja völlig abseitig. Ich BRAUCHE aber diese Therapie, um mich in der Abstinenz erstmal zu stabilisieren. Was ist daran nicht zu verstehen? Habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt? Falls es unter Euch "Helden" gibt, die ohne Langzeittherapie den endgültigen Sprung in die Abstinenz geschafft haben - Hut ab. ICH kann es nicht.

    Warum ich das Buch "ALK" thematisieren wollte (was ich gestern im Übrigen beim Termin mit meinem Suchtberater getan habe)??? Ich verstehe die Frage nicht. Das Thematisieren war mir wichtig, weil ich nicht mal so eben einen Konsalik oder sonstigen Romanschrott gelesen habe, sondern ein Buch, das so richtig unter die Haut geht. Das löst bei mir Redebedarf aus. Ganz einfach. Und - man staune - meinem Suchtberater war dieses Buch NICHT bekannt. Was Euch überraschen mag, mich nicht. In der Alkoholtherapie ist er noch nicht lange unterwegs, er war bislang in der "harten" Drogenszene tätig. (Wobei das bei mir schon wieder eine Riesenlawine an Gedanken auslöst; Droge ist Droge.... kann man sich ins Koma diskutieren bei diesem Thema). Anders formuliert und weniger Magengrummeln auslösend: Er hatte mit Konsument*innen illegaler Drogen zu tun.

    Und ja - man muss mich derzeit "umsorgen". Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum das so klingt, als ob es negativ behaftet wäre oder ich mich dafür schämen sollte. Ihr kennt mich nicht, Ihr wisst von meinem Charakter gar nichts, davon nichts, dass ich 3 Jahre meinen krebskranken Mann bis zum bitteren Ende begleitet habe und daneben einen Vollzeitjob nebst herzkranker Schwiegermuttter, 2 Hunden und Haushalt gewuppt habe, dass ich zwischen meinem Wohn- und Geburtsort (300 km) hin- und hergesaust bin, um für meine Mutter zu sorgen (während mein Mann krank war und auch nach dessen Tod) - also langsam mit vorschnellen Rückschlüssen. Ich habe alles Recht dieser Welt, mich jetzt umsorgen zu lassen; es hat sehr lange gedauert, bis ich überhaupt eingesehen habe und für mich akzeptieren konnte, auf Hilfe angewiesen zu sein. Hilfe anzunehmen war für mich der sprichwörtliche Gang nach Canossa. Dass ich jetzt dazu bereit bin und dankbar bin, dass es Hilfe gibt, lasse ich mir nicht negativ reden.

    Ja, mein Zuhause ist alkoholfrei - alles andere wäre ja ein ziemlich schlechter Witz. Darum geht es auch gar nicht. Ich laufe 300 m zum nächsten Dönermann und der verkauft jede Menge Alkoholika. DAS ist es doch, wogegen ich mich mit aller Macht stemme: Da NICHT hinzugehen und mal eben eine Flasche zu kaufen. Ihr wisst es doch selbst: Auch wenn man nichts zuhause hat - ruckzuck ist was besorgt. Das ist ja das Fatale am Alk - dass er 24h rund um die Uhr verfügbar ist.

    Durch Familienangehörige bin ich nicht "gefährdet" - ich habe schlicht keine mehr.

    Inwieweit ich begonnen habe, meinen Alltag zu verändern, hatte ich im letzten Post kommuniziert. Das war nun irgendwie auch wieder nicht recht, habe ich so das Gefühl. Korrigiert mich, wenn ich mich da irren sollte. Nochmal: Ich meide Weihnachtsmärkte, weil Glühweinstände - nur ein Beispiel von vielen. Ich vermeide Kontakte zu nassen Alkoholikern, die im Traum nicht daran denken, mit dem Saufen aufzuhören.

    Mein ganzes Leben ist im Umbruch, ganz einfach deswegen, weil ich UMDENKEN muss. Von einem nassen in ein trockenes Leben. Das ist verdammt viel Arbeit, geht nicht von heute auf morgen, und ja, ich wiederhole mich: Auch DAFÜR benötige ich die Therapie. Um mir erstmal in Ruhe darüber klar zu werden, wie es weitergehen soll. Ich bin keine 30 mehr und krempel mal so ad hoc mein Leben um. Derzeit kostet mich die Abstinenz dermaßen viel Willenskraft, dass für Zukunftspläne kaum Raum bleibt. Darum ist mir die Therapie so enorm wichtig. Weil ich davon ausgehe, dass ich danach diese benötigte Kraft haben werde.

    Sorry, aber jetzt muss ich kurz zynisch werden:

    "Alle Therapeuten, Berater, Kliniken usw. können ja nicht deinen Alltag bei dir zuhause mit-leben. Das ist deine Verantwortung."

    Ach was??? Da wäre ich ja nie drauf gekommen.... Ich dachte, ich darf ab sofort Rund-um-die-Uhr-Privatbetreuung im Kokon wahrnehmen. - Also bitte....

    Zum Abschluss eine gute Nachricht: Am 03.01. startet meine stationäre Therapie. Entgegen der erwarteten 6 Wochen sind mir 8 Wochen bewilligt worden (der Rest läuft ambulant).

    Viele Grüße,

    Ena

  • Zitat

    lasse ich mir nicht negativ reden.

    Tut doch niemand. Fragen sind einfach erst einmal Fragen, um deine Situation besser verstehen zu können.

    Du braucht dich doch nicht zu rechtfertigen.

    Bevor wir dich fürs Forum freischalten können, müssten wir noch wissen, wann du zuletzt getrunken hast. Und bevor du dich jetzt angegriffen fühlst: Das wird bei jedem thematisiert, bevor er freigeschaltet wird.

    Bitte beruhige dich. Niemand hier will dir was Böses. Es geht einfach ums Verstehen.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    unsere Posts haben sich gerade überschnitten. Danke, dass Du Dich nochmal gemeldet hast. Alles Weitere s.o.

    Und ja, ich tue mich schwer, bzw. es IST schwer. Ich erkenne doch selbst, auf welch tönernen Füßen meine Abstinenz steht; ich will nie mehr zurück in die nasse Zeit, ich wehre mich mit Händen und Füßen gegen das Trinken. Bis jetzt greifen die Strategien - bis jetzt. Drum habe ich mich ja diesem Forum angeschlossen, um mir Motivation zu holen, weiter durchzuhalten. Es ist halt momentan ein Tanz auf dem Vulkan. Drum bin ich doch so erpicht auf die stationäre Therapie - endlich safe. Dass damit nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, ist ja klar, aber ich erhoffe mir Stabilisierung. Nach der Reha geht es ja weiter. Ambulante Therapie (Kombi insg. 1 Jahr), ich werde eine Shg besuchen (auch schon klargemacht), ich werde - sofern Corona nicht wieder dazwischengrätscht - ehrenamtlich ins Seniorenheim gehen und vorlesen und mit meinen Hunden ein bisschen Wärme und Kuscheln verbreiten.

    Aber: Das geht halt erst nach meiner Stabilisation. Momentan würde mir das über den Kopf wachsen.

    Du siehst - ich kämpfe. Und ich freue mich auf den Tag, an dem es kein Kampf mehr sein wird, zum Alk NEIN zu sagen, sondern eine Selbstverständlichkeit. Was glaubst Du, wie sehr ich mir ein selbstbestimmtes Leben zurückwünsche, in dem ICH bestimme, was ich wann und wie tue, und nicht nur noch der Gedanke der Beschaffung und Zuführung alles beherrschend ist? MEIN Leben, nicht das Leben des Suchtteufels. Das dauert halt noch ein bissl. Und, ganz ehrlich - es ist doch wesentlich besser, das so einzusehen und anzunehmen wie es Status quo ist, anstatt sich lapidar in Sicherheit zu wiegen, nach dem Motto "schaffst schon, was soll passieren?". Oh nein - meine Erfahrung hat mich andere Abläufe gelehrt, und drum bin ich jetzt lieber übervorsichtig als ein kleines Tickchen zu zuversichtlich und zu leichtsinnig. Der nächste Rückfall kann mich mal - darauf habe ich keinen Bock mehr. Also lieber jetzt 3 Gänge zurückschalten. Und dann vorsichtig anfahren. Und dann gehört mir hoffentlich irgendwann die Überholspur. Jetzt ist es dafür noch zu früh. Ich würde gegen die Wand fahren, wenn ich mich jetzt in Zuversicht wiegen würde, nur weil ich ein paar Wochen nichts getrunken habe.

    Lieben Dank für Deine nette Nachricht.

    Lg, Ena

  • Nochmal hallo, liebe Linde,

    ich komme ja gar nicht hinterher :-))

    Also - meine letzte Entgiftung war 31.08. - 13.09. Kein qualifizierter Entzug, schlicht körperliche Entgiftung auf der Internistischen. Bis 30.09. alles gut. Rückfall mit der saudummen Idee, diesmal kontrolliert trinken zu können. Pustekuchen. 1 Woche "moderat" getrunken. Danach 2 Wochen Absturz. Bis zu 2 l Wein/Tag. Dann Reißleine gezogen, weil ich Angst hatte, beim Gassigehen umzukippen. Panischer Besuch bei der Suchtberatung, Hausarzt ohne Termin überrannt, um mit ihm zu klären, ob meine körperliche Verfassung einen kalten Entzug tolerieren würde. Hausarzt hat unter großen Bedenken zugestimmt (bitte ihn nicht leichtsinnig nennen, der Mann kennt mich seit über 20 Jahren). Entzug im KH deshalb nicht, weil ich immer die Hunde irgendwo unterbringen muss, was nicht ganz einfach ist. In Abstimmung mit Hausarzt (ich hatte sogar seine Handynummer bekommen) ab in den kalten Entzug.

    - edit, Beschreibung des Kalten Entzuges entfernt, Linde -

    Der letzte Tag meines Alkoholkonsums war ausgerechnet Halloween - wenn das kein Witz ist....

    Lg, Ena

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (7. Dezember 2022 um 17:25) aus folgendem Grund: Bitte keine ausführlichen Beschreibungen eines Kalten Entzuges hier ins Forum schreiben, denn es könnte nachgemacht werden und beim nächsten gehts dann schief.

  • Hallo Ena

    erstmal paar organisatorische Dinge.

    Wie du selbst schon bemerkt hast, ist das der Vorstellungsbereich, bei dem wir die ersten Schritte, vermitteln wollen. Deine ganzen Ausführungen gehen schon in den Austausch. Der erst nach einer Freischaltung für den offenen Bereich erfolgen soll.

    Die Voraussetzungen sind, eine überwachte körperliche Entgiftung und der Wille einer lebenslangen Abstinenz. Dann kannst du dich für den offen Bereich „bewerben“ ;)

    Ich habe es entweder überlesen oder es ist noch nicht geschrieben. Wann hast du das letzte Mal getrunken? Bist du nun entgiftet?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Ena

    Ich finde du machst das gut und für dich richtig.

    In der Lz kannst du Kraft tanken, Strategien vertiefen und dich erholen.

    Bleib in der Zwischenzeit hier am Ball, denn die Zeit kurz vor Therapieantritt ist schwer,so war es bei mir auch.dann kommt das Teufelchen um die Ecke und flüstert dir ins Ohr:einmal noch vorm endgültigen Aufhören.

    Hol dir hier Unterstützung für die kritischen Tage und danach auch.

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Hallo Hartmut,

    Ihr macht das schon richtig - alles gut. Was Entgiftung etc. anbetrifft - hast Du möglicherweise überlesen, ist jetzt aber auch gar nicht so wichtig. Am 03.01. startet meine LZ, und alles andere, was hinterfragt werden kann, ist mir jetzt ehrlich gesagt schnuppe. Wenn der offene Bereich warten muss, bis ich die Quali habe, mich zu bewerben - alles gut, ich verstehe das, mir reicht es momentan auch, in diesem eingeschränkten Rahmen zu kommunizieren - Hauptsac he für mich ist, ÜBERHAUPT kommunizieren zu können. Das hatte ich von Anfang an auch genauso gesagt - erstmal HILFE zur Überbrückung bis zur stationären Aufnahme. Dass ich freilich jede Menge zu sagen hätte, Erfahrungen weitergeben könnte - ok, ich akzeptiere, dass Ihr da Schranken runterfahren lasst. Das ist vielleicht ganz gut so. Ich bleibe jetzt einfach mal hier in diesem Bereich, bin dann 8 Wochen eh weg und dann sehen wir weiter.

    Wichtig ist mir momentan nur Motivation. Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht trinken bis zum Reha-Start. Ich habe doch einfach nur Angst, wieder zur Flasche zu greifen. Jeder Tag ist ein K(r)ampf.... Bin halt noch nicht so stabil wie Ihr - sorry....

    Lg, Ena

  • Hallo Bolle,

    gleich vorweg: DAS war jetzt mal eine Ansage, die mir gut tut und mit der ich mich 100pro verstanden fühle.

    Und Du nutzt dieselbe Metapher wie ich: Das "Teufelchen".

    Mein erster qualifizierter Entzug 2009. Danach 1 Jahr ambulante Therapie - mit dem Erfolg, tatsächlich 6 Jahre trocken zu sein, bis mein Mann an Krebs erkrankte. Das war's dann mit nichts mehr Alk. Das nur by the way. Weißt Du, was ich in den Therapiestunden immer und immer wieder gesagt habe?

    Auf meiner Schulter sitzt er, dieser kleine fiese Teufel, versucht mir permanent einzureden, dass doch "ein Gläschen - hihihi....", piekst mir in die Schulter, führt einen Veitstanz vom Allerfeinsten auf.... Therapeuten wie Mitpatient*innen waren baff. So bildlich hat wohl noch keine*r* (ich hasse dieses Gendern, aber soll man ja jetzt müssen....) die Sucht gesehen.

    Ja, ich habe sie manifestiert in diesem Teufelchen, ganz einfach aus dem Grund, weil ich was Greifbares brauche, wogegen ich kämpfen kann. Die Sucht als solche ist nicht greifbar. Sie hat keinen Körper, sie spricht nicht, sie ist .... naja, halt da. Nach ihr greifen kann man nicht. Und so hatte ich damals das Teufelchen ersonnen und ihn von meiner Schulter gefegt, wenn er mir zu dreist wurde. Hat super funktioniert.

    Mag nicht bei Jedem klappen, für mich war es DIE Strategie. Die auch von Anderen übernommen wurde.

    Und so mache ich das momentan auch wieder. Mir guckt ja keiner zu, wenn ich auf meine Schulter einklopfe, um etwas loszuwerden, was reel gar nicht da ist... Und lieber ein Zwiegespräch mit einem "eingebildeten" Teufelchen führen und schlimmstenfalls einen blauen Fleck auf der Schulter. Hauptsache, das Teufelchen haut wieder ab. Zumindest mal für eine Weile.

    Danke für Dein Verständnis, Bolle. Hat mir sehr gut getan.

    Liebe Grüße,

    Ena

  • Hallo Ena,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Hartmut hat das Wichtigste schon erwähnt. Wir schreiben hier im Vorstellungsbereich.

    Dieser Bereich ist nicht für den längerfristigen Austausch gedacht.

    Wann hast Du zuletzt Alkohol getrunken?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Du möglicherweise überlesen, ist jetzt aber auch gar nicht so wichtig. Am 03.01. startet meine LZ, und alles andere, was hinterfragt werden kann, ist mir jetzt ehrlich gesagt schnuppe. Wenn der offene Bereich warten muss, bis ich die Quali habe, mich zu bewerben - alles gut, i

    Hallo Ena,

    nein, das hatte ich nicht überlesen, jedoch haben wir auch gewisse Erfahrungswerte, deswegen ist auch ein Austausch nur nüchtern und entgiftet hier möglich. Nun schlagen hier immer wieder Alkoholiker mit den „üblichen“ Absichtserklärungen auf und diskutieren dann betrunken frei weg von der Leber. Das wollen wir hier nicht haben. Das hatte ich jahrelang am Stammtisch.

    Aber von entgiftet habe ich eben bei dir nichts gelesen. Auch beim Nachfragen hast du keine Antwort dazu geschrieben, wann du das letzte Mal getrunken hast. Nur von dem Vorhaben einer Therapie. Heute ist der 7.12 und du schreibst was vom 3.1. in Therapie. Also genügend Zeit dich zu entgiften zu lassen. Oder nicht? Morgen zum Arzt, mit ihm es besprechen, wie die Entgiftung bei dir auszusehen hat und gut ist.

    Du machst es für dich .

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Bin ich im falschen Film????

    Ich hatte deutlich kommuniziert, dass ich seit 31.10. (für alle, denen Halloween nichts sagen sollte) trocken bin. Und mithilfe meines Hausarztes entgiftet habe.

    Bei allem Verständnis - was wollt Ihr noch? Ein polizeiliches Führungszeugnis? Mein - unbeschriebenes - Vorstrafenregister?

    Ich schreibe mir hier die Finger wund, erzähle Euch alles und so langsam reicht es mir jetzt.

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich habe über meine Entgiftung berichtet, über den letzten Tag des Alkoholkonsums, und wenn das jetzt immer noch nicht reicht, um in Eurer Mitte willkommen zu sein, dann eben nicht. Ich muss mich doch nicht andauernd erklären und rechtfertigen.

    Was soll das? Seid Ihr das Höchste Gericht (für die Christen) oder die Große Strafkammer (für Weltliche und Juristen wie mich) oder wie?

    Dass Ihr selektiert, ist absolut verständlich und gut so.

    Dass Ihr im Gegenzug aber offenbar nur die Hälfte dessen lest, was Euch getextet wird und trotzdem Euer Urteil abgebt, empfinde ich grenzwertig.

    Wenn Ihr der Meinung seid, dass ich hier in Eurem Forum nichts verloren habe - kein Problem. Ich bin sofort draußen. Ich hatte mir Unterstützung erhofft, ziemlich viel von mir erzählt, und ich lasse mich dafür im Gegenzug nicht andauernd infrage stellen. Soweit ist meine Würde noch nicht gesunken. Ich bin ein Mensch, der trocken ist. Noch nicht lange, aber immerhin. Ich bin ein Mensch, der kämpft. Ich bin ein Mensch, der Hilfe braucht - ja, stellt Euch das mal vor...

    Und wenn ich hier nur hinterfragt und angezweifelt werde, dann war es das für mich. Ganz einfach.

    Ena

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