Hallo,
ich möchte das oben genannte Thema mal in die Runde werfen und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.
Wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb, bin ich psychisch erkrankt. In meinen schweren depressiven Episoden fühlte ich nichts mehr außer Anspannung von früh bis spät .... Ich hatte zu nichts mehr wirklich ein Gefühl. Das brachte auch Entscheidungsunfähigkeit mit sich, ich stand im Laden um was zu Essen zu besorgen, und wusste nicht, was ich nehmen sollte.
In weniger starken Phasen, in denen Gefühle noch spürbar waren (v.a. die negativen), herrschte v.a. Angst, Trauer vor ... und Selbstmitleid. Um dort wieder rauszukommen, musste ich den Opfermodus verlassen .... ich war immer Opfer der Gesellschaft, Opfer der Ärzte oder Therapeuten, Opfer von Behörden, Opfer von Mitmenschen, von Familie und und und .... im Grunde lässt sich das auf alles übertragen.
Diese Opferhaltung bewirkte auch, dass ich immer einen Grund hatte zu trinken. Praktisch jeden Tag. Es war einfach die Verantwortung auf andere oder andere Umstände/Konstrukte abzuschieben. Ich glaube, dass es im Grunde darum geht, Verantwortung zu übernehmen. Auch für sich selbst.
Das Verlassen der Opferhaltung (das heißt nicht, dass ich nicht früher auch Opfer war), bewirkt aber Stabilität. Ich bin nicht mehr von den Umständen gebeutelt und muss dann trinken, weil ich so ein armer Drops bin. Damals war ich Opfer, jetzt aber nicht mehr.
Ich bemerke immer mehr, dass ich eine gewisse Selbstwirksamkeit habe, und das tut unglaublich gut. Es motiviert mich weiter zu machen und neue Ziele, die früher unmöglich erschienen, in Angriff zu nehmen. Natürlich weiß ich nicht, wie es sich die nächste Zeit entwickelt. Aber in diesem Falle stimmt der Spruch: jeder ist seines Glückes Schmied ... und über Jahre habe ich die Eisen weggeworfen. Ich kann nicht mehr ändern was war, aber ich kann ändern was wird.
Dabei geht es nicht um Materielles, sondern um die innere Einstellung. Wie bewerte ich mich selbst, und wie bewerte ich dadurch andere .... welchen Wert bemesse den Dingen der Welt bei und bin ich mir selbst genug. Selbstgenügsamkeit.
Eine unglaublich wertvolle Erfahrung für mich.
Gern freue ich mich auch auf andere Erfahrungen.
LG Confuzius