Marli - Letzter Versuch

  • Hallo Marli,

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass es mir dann wieder „besser“ ginge.

    du brauchst immer noch Bestätigung dafür, dass dein Mann trinkt.

    Ich gehe sehr stark davon aus, das du richtig liegst, und er nie aufgehört hat. Das kann aber nicht deine Triebfeder sein etwas zu tun oder zu lassen.

    An der Seite eines nassen Alkoholikers gibt es keine Verschnaufpause, das Vertrauen ist weg, und du willst Bestätigung dafür, dass du ihn verlassen "darfst".

    Dafür suchst du nach Beweisen und das ist krank.

    Es sollte dir egal sein, ob und wieviel er trinkt. Du mußt eine Entscheidung treffen, egal wie sie aussieht. Ich kann dir nur eines bestätigen, der Kreislauf der Sucht, auch deiner Sucht, ihn kontrollieren zu wollen, kennt nur den Weg nach unten.

    Fang an, nicht ständig um ihn zu kreisen, sondern überlege dir, was du für dich tun willst.

    Wieviel letzte Versuche soll es noch geben?

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • du brauchst immer noch Bestätigung dafür, dass dein Mann trinkt.

    Ja, genauso fühle ich mich. Warum ist dieser Wunsch so fest in mir verankert?

    Es sollte dir egal sein, ob und wieviel er trinkt.

    Und genau das fällt mir so schwer. Weil dann doch immer der Gedanke kommt: warum sollte ich ihn verlassen, alles hinwerfen, wenn es doch eigentlich gar keinen Grund dafür gibt. Zumindest aktuell.

    Fang an, nicht ständig um ihn zu kreisen, sondern überlege dir, was du für dich tun willst.

    Und das ist genau der Knackpunkt: kaum fange ich an, etwas für mich zu tun, Schritte einzuleiten (Mutter Kind Kur beantragen, Termin bei der diakonie, Gespräch mit der Hausärztin) ändert er sein Verhalten. Ich weiß, dass er nicht aufgehört hat. Aber im Vergleich zu vorher ist es, wie schon gesagt, deutlich ruhiger. Er bringt sich ein, trinkt deutlich weniger, so wenig, dass man es quasi nicht merkt.

  • Hallo Marli,

    Und das ist genau der Knackpunkt: kaum fange ich an, etwas für mich zu tun, Schritte einzuleiten (Mutter Kind Kur beantragen, Termin bei der diakonie, Gespräch mit der Hausärztin) ändert er sein Verhalten. Ich weiß, dass er nicht aufgehört hat. Aber im Vergleich zu vorher ist es, wie schon gesagt, deutlich ruhiger. Er bringt sich ein, trinkt deutlich weniger, so wenig, dass man es quasi nicht merkt.

    Das ist dieser teuflische Kreislauf. Ich konnte ihn damals nur durchbrechen, als ich mich in den Fokus gestellt habe. Ich habe mich nur um mich gekümmert. Zu Anfang war mir auch herzlich egal, was aus unserer Ehe (über 20 Jahre) wird. Darum ging es gar nicht. Wir mussten erstmal beide unser Leben einzeln auf die Reihe bekommen. Dafür war die räumliche Trennung für mich unumgänglich. Die erste Zeit allein war sogar noch bescheidener als die Zeit mit ihm, aber als das überwunden war, konnte ich mir darüber klar werden, was ich im Leben wollte. Ich kann dir nur Mut machen, unabhängig von Deinem Mann, dein Leben wieder auf die Beine zu stellen. Dir darüber klar zu werden, wie du Leben möchtest, was du erleben möchtest und dafür zu sorgen, dass es dir - unabhängig von deinem Mann - wieder gut geht.

    Ich wünsche Dir Kraft und Geduld.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Und das ist genau der Knackpunkt: kaum fange ich an, etwas für mich zu tun, Schritte einzuleiten (Mutter Kind Kur beantragen, Termin bei der diakonie, Gespräch mit der Hausärztin) ändert er sein Verhalten. Ich weiß, dass er nicht aufgehört hat. Aber im Vergleich zu vorher ist es, wie schon gesagt, deutlich ruhiger. Er bringt sich ein, trinkt deutlich weniger, so wenig, dass man es quasi nicht merkt.

    ich kann Lütte nur zustimmen.

    Schau dir mal an, was dein Mann mit dir macht, wenn er merkt, das du an einer Veränderung arbeitest, ändert er kurzfristig sein Verhalten, bis er dich wieder "auf Linie" hat. Du zweifelst wieder an dir, grübelst, ob deine Wahrnehmungen richtig sind usw. An dem Punkt kann er dann in Ruhe weiter trinken, du bist ja wieder mal mit deiner angeblichen Fehleinschätzung beschäftigt.

    Warum kümmerst du dich nicht um eine M utter - Kindkur? Saufen wird er mit und ohne dich, weil keinerlei Ernsthaftigkeit bei ihm zu sehen.

    Täuschen, tarnen, tricksen, mehr macht er gerade nicht.

    Sei versichert, ich kenne diese Hoffnungsschübe. Sowie er weniger trinkt, ist der Himmel wieder blauer und alles nicht so schlimm, und wieder geben wir Chancen.

    Das führt aber auch dazu, dass wir irgendwann nicht mehr ernst genommen werden. Das habe ich so auch erlebt, und du scheinst auf dem besten Wege dorthin zu sein.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Mutter Kind nur habe ich beantragt, Beratungstermin bei der diakonie steht. Aber es fühlt sich irgendwie gerade so falsch an.

    Ich kann (oder will?) nicht glauben, dass er derart manipulativ ist.

    Aber wie gesagt: ich bin nicht mehr so blauäugig, das ich denke: alles ist toll! Jedenfalls versuche ich es.

    Worum es mir geht: wie kann ich diese Gedanken abstellen? Wie kann ich es schaffen, dass ich meine Stimmung, mein Denken, nicht mehr von seinem trinken abhängig mache? Wie finde ich wieder zu mir?

    Natürlich, Trennung, aber ich meine vorher. Oder ist das nicht möglich, solange wir noch zusammen sind?

  • Hallo Marli,

    ich dachte früher auch, er kann doch nicht so manipulativ sein. Ich hab mich irgendwann von dem Gedanken verabschiedet, dass er mit Absicht so reagiert. Ich konnte es als intuitives Agieren betrachten. Seine Komfortzone ist in Gefahr, also tut er intuitiv alles, was dazu gehört, um sie nicht verlassen zu müssen. Seine Erfahrung hat gezeigt, dass du ruhiger wirst, wenn er erstmal weniger trinkt. Ausprobiert - hat geklappt - mach ich wieder. Ich kann mir vorstellen, dass er sich dafür nicht mal ne große Strategie zurecht legt. Es ist jetzt aber an dir, dieses Spiel nicht mehr zu spielen, sondern an Dich und Dein Kind zu denken. Mir hat damals das Buch "Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise" von Familie Zurhorst sehr die Augen geöffnet. Wäre eine räumliche Abgrenzung in eurer Wohnung möglich?

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Ich kann (oder will?) nicht glauben, dass er derart manipulativ ist.

    Liebe Marli, den Gedanken kenne ich von mir auch in- und auswendig. Soll ich dir was verraten? Mein Ex war/ist noch viel viel manipulativer, als ich mir das je hätte vorstellen können. Dein Mann ist so, weil er krank ist. Er kann nicht anders. Es ist das Wesen seiner Krankheit.

    Wie kann ich es schaffen, dass ich meine Stimmung, mein Denken, nicht mehr von seinem trinken abhängig mache? Wie finde ich wieder zu mir?

    Durch Abstand! Ein kranker Fisch kann in giftigem Wasser nicht gesund werden.

    Ich weiß, du suchst nach Auswegen, wie du das Unvermeidliche doch vermeiden kannst. Ich habe das auch lange so betrieben. Ich bin hier her gekommen, weil ich auf der Suche nach Erfolgsgeschichten war. Diese Erfolgsgeschichten gibt es nur ganz ganz selten.

    LG, Saphira

  • Wäre eine räumliche Abgrenzung in eurer Wohnung möglich?

    Räumliche Trennung im Haus ist schwierig. Wobei wir tatsächlich schon lange nicht mehr in einem gemeinsamen Zimmer schlafen. Ich schlafe mit den Kindern im Schlafzimmer, mein Mann im Wohnzimmer. Momentan hoffe ich, dass es ch möglichst schnell einen Platz für eine Mutter Kind nur bekomme. Nicht, weil die Situation zur Zeit unerträglich ist, aber damit ich zur Ruhe kommen kann, Gedanken sortieren kann. Ich versuche zur Zeit, viel mit den Kindern unterwegs zu sein. Aber die Abende verbringen wir zusammen.

    Ich weiß, du suchst nach Auswegen, wie du das Unvermeidliche doch vermeiden kannst

    Ja, das trifft es auf den Punkt. Ich kann einfach nicht glauben, dass es nur diesem einen Weg gibt. Ich habe unendlich Angst, wovor genau, kann ich nicht einmal sagen. Dass ich es alleine mit den Kindern hinbekomme, wäre nicht das Problem. Da mache ich mir wenig Gedanken. Wahrscheinlich habe ich Angst vor seiner Reaktion und, vor allem, vor der Reaktion der Kinder.

    Wie schon geschrieben, die Situation zu Hause ist momentan alles andere als schlimm. Zumindest von außen betrachtet. In mir sieht es da ganz anders aus.

  • Ich muss noch dazu sagen, dass ich mittlerweile meine ganze Familie mit ins Boot geholt habe. Meine Mutter, mein Vater und meine Schwester wissen Bescheid. Er steht quasi unter Beobachtung. Er weiß das auch.

  • Ich finde es gut, dass Du dir Hilfe holst, aber hole sie für dich und nicht, damit er unter Beobachtung steht, sondern damit es dir bald besser geht, du gefestigt Entscheidungen für dich treffen kannst. Ich kann dich verstehen, auch ich bin hier aufgeschlagen, weil ich ihm helfen wollte. Er sollte aufhören zu trinken und dann wäre mein Leben wieder in Ordnung - so meine Hoffnung. Es ist aber nicht so einfach. Erst als ich begriff, dass es um mich und nur allein um mich geht, konnte ich ihn los lassen.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • aber hole sie für dich und nicht, damit er unter Beobachtung steht

    Nein, das war auch nicht meine Intention. Aber bei mir kam auch der Gedanke, dass er sich aus eben diesem Grunde zusammenreißt.

    Bei der Entscheidung, meine Familie ins Boot zu holen, ging es mir in erster Linie darum, anlaufpunkte zu haben (meine Mutter wohnt um die Ecke, kann also kurzfristig die Kinder betreuen, mein Vater kommt regelmäßig vorbei, und hat eine Ferienwohnung, meine Schwester ist Staatsanwältin und hat dementsprechend Kontakt zu gewissen Anwälten).

    Letzten Endes weiß ich, dass es ich ihm nicht helfen kann. Er muss das allein schaffen.

    Es ist zum verrückt werden, aber ich habe ein total schlechtes Gewissen, weil ich so misstrauisch bin. Nicht an ihn glaube. Vor allem jetzt, wo er sich (soweit ich das mitbekomme) zusammenreißt. Wenn ich eine fangen rieche, bin ich unsicher. Wenn ich ein leeres Glas in der Spüle finde und es nach Alkohol riecht, bin ich unsicher. Das ist doch Wahnsinn!!!

  • Ja, das ist Wahnsinn. Mir ging es genau so. Mit der räumlichen Trennung konnte ich zur Ruhe kommen und auch er hatte die Chance, darüber nachzudenken, wie sein Leben für ihn weiter gehen soll. Er konnte Taten sprechen lassen. Nur das allein zählte für mich.

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Er muss das allein schaffen.

    Die Frage lautet anders: Will er es überhaupt schaffen?


    Es ist zum verrückt werden, aber ich habe ein total schlechtes Gewissen, weil ich so misstrauisch bin.

    Dein Misstrauen ist nicht unangebracht. Es ist nicht umsonst da.

    Wenn ich ein leeres Glas in der Spüle finde und es nach Alkohol riecht, bin ich unsicher.

    Was soll denn sonst im Glas gewesen sein, wenn es nach Alkohol riecht. Wer soll sonst daraus getrunken haben, wenn es nicht du oder eure Kinder benützt haben?

    Ich habe mich lange (Jahre!!) gefragt, ob ich den Alkoholkonsum meines Ex zu sehr dramatisiere. Schließlich hat er ja immer gut funktioniert. Heute weiß ich: Nein, ich habe nicht dramatisiert, wohl aber falsch eingeschätzt. Ich habe seinen Konsum viel zu lange als nicht dramatisch genug eingeschätzt. Mein unsicheres Gefühl, dass sein Konsum nicht normal und nicht gesund war, war richtig. Aber ich habe lange an meinem unsicheren Gefühl gezweifelt und mich vertrösten, anlügen und einlullen lassen.

  • Hallo Franzi, lieb, das du fragst.

    Tja, was gibt es neues…

    Was meinen Mann betrifft…nein. Er hat mittlerweile seine Taktik geändert, trinkt nicht mehr so viel, dass man es ihm sofort anmerkt. Aber ich rieche es, finde Gläser, die nach Wein riechen. Er streitet es natürlich ab… anfangs hat er erst abends getrunken, wenn wir schon im Bett waren. Irgendwann gab es dann wieder Situationen, in denen ich nachmittags/abends mit den Kids nach Haus kam, und er hatte eine Fahne. Momentan hat er Urlaub, ist den Vormittag allein zu Hause. Und trinkt auch schon vormittags. Dadurch, dass er nicht mehr völlig betrunken auf der Couch liegt, ist es hier etwas entspannter, wenn man das so bezeichnen kann. Aber mich zehrt es tatsächlich noch mehr aus… es ist einfach unberechenbar.

    Die letzten Wochen habe ich es nicht mehr angesprochen, einfach, weil mir die Kraft gefehlt hat. Ich bin ehrlich, ich hatte keine Energie für Diskussionen. Ist natürlich die völlig falsche Herangehensweise, weil er dann denkt, dass alles ok ist.

    Vor ein paar Tagen wollte er abends nich etwas einkaufen gehen, nachdem er den Tag über immer mal wieder etwas getrunken hat. Er ist auf Apfelwein/apfelweinschorle umgestiegen. Wenig Prozent, aber das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass es Alkohol ist. Ich sagte ihm, dass ich an seiner Stelle nicht mehr fahren würde, da er ja getrunken hatte. Daraufhin hagelte es wieder Vorwürfe, ich sei verrückt, mache ihn fertig, etc. Versuchte, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Laut der Beraterin bei der Diakonie typisch nasses Verhalten. Schuldumkehr. Ich lasse das aber nicht mehr an mich herankommen, lasse mich nicht mehr auf Diskussionen ein.

    Am nächsten Tag sprach er nicht mehr mit mir, war beleidigt.

    Ich habe mittlerweile die Vermutung, dass sein wöchentliches Beratungsgespräch gar nicht statt findet. Ob es jemals statt gefunden hat? Keine Ahnung.

    Ich war mittlerweile bei einem Beratungsgespräch bei der Diakonie. Eine sehr nette Dame, die mir noch einmal die Augen geöffnet hat.

    Vor zwei Tagen ist die Genehmigung für meine Mutter Kind Kur eingetrudelt. Jetzt bin ich am lesen, welche Klinik am besten für die Kids und mich geeignet ist.

    Tja, dass ist hier der Stand der Dinge.

    Man könnte meinen, dass sich gar nichts geändert hat. Aber ich merke, dass ICH mich verändert habe. Ich lasse mir nicht mehr den schwarzen peter zuschieben, fange langsam an, zu akzeptieren, dass ich sein Verhalten nicht wirklich ändern kann.

    Liebe Grüße, Marli

  • Hallo Marli,

    ich finde schon, daß sich etwas geändert hat. Du hast seine Sucht zwar im Blick, aber dein Fokus liegt jetzt auf dir und den Kindern. Das ist ein Riesenunterschied.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    Ja, ich habe sie im Blick.

    Aber auch wenn sich etwas in meinem Denken geändert hat, habe ich das Gefühl, mich im Kreis zu drehen.

    Ich merke an Tagen, an denen er nichts trinkt, an denen wir uns gut verstehen, wir miteinander reden und Pläne schmieden, dass ich noch meilenweit entfernt bin, aus der Beziehung auszusteigen.

    Das Thema schwebt natürlich immer über allem, aber an solchen Tagen kommen mir die anderen Tage total unwirklich vor. Und ja, ich bin mir sicher, dass er an solchen Tagen nichts trinkt.

    Tja, es scheint so, als sei es wirklich alles ein Prozess. Aber zumindest höre ich mittlerweile auf meine Intuition, auf mein Bauchgefühl.

    Liebe Grüße!

  • Hallo Marli,

    mein Ex Freund lebt seit Anfang Februar in seiner eigenen Wohnung. Wir sind seit zwei Jahren ca. getrennt, haben aber noch zusammen gewohnt. Wir verstehen uns wunderbar wenn er nüchtern ist. Er trinkt ab dem frühen Abend Bier.

    Seit er nicht mehr hier wohnt, bekomme ich das nicht mehr mit. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen wann und wie viel er trinkt. Ich schlafe jede Nacht wie ein Murmeltier und das Leben fällt mir wieder leicht 😊 Jetzt bemerke ich erst nochmal welche Last seine Sucht wirklich war.

    Das heißt nicht, dass wir keinen Kontakt mehr haben. Wir haben auch einen gemeinsamen Sohn und allein deshalb im Grunde täglich Kontakt. Aber die Verantwortung für sein Leben und seinen Konsum hat er jetzt nur noch allein.

    Vielleicht ist das ja auch ein Ausblick für dich 😉

  • Die letzte nacht habe ich zusammen mit den Kindern bei meiner Mutter verbracht. Als ich gestern Abend nach Hause kam, fand ich meinen Mann ziemlich betrunken in der Küche vor. Er hatte den Nachmittag mit einem Handwerker verbracht, da wir demnächst unsere Eigentumswohnung vermieten wollen und dort noch ein paar Dinge gemacht werden müssen.

    Sobald ich gesehen habe, in welchem Zustand er ist, habe ich ihm gesagt, dass ich nicht möchte, dass zum einen mein Sohn ihn so sieht und zum anderen, dass ich es nicht möchte. Ich habe ihn vor die Wahl gestellt, dass entweder er für die Nacht seine Sachen packt bzw sich sofort ins Gästezimmer verzieht, oder aber ich mit den Kindern für die Nacht weggehe.

    Was folgte war ein hin und her: Entschuldigungen, Anschuldigungen, Vorwürfe. Er verstehe es, er geht. Dann wieder: „das ist echt unglaublich! Ich arbeite den ganzen Tag, reiße mir den Hintern auf und jetzt werd ich rausgeschmissen. Du machst mich nur fertig, etc.“

    Irgendwann wurde es mir zu blöd. Ich hab mir das Telefon genommen und meine Mutter angerufen. Habe ihm gesagt, dass ich mich erst wieder mit ihm unterhalten werde, wenn er nüchtern ist. Und bin weggefahren. Mein Sohn fragte mich, warum wir bei Oma schlafen. Ich habe versucht es ihm zu erklären, habe das erste mal offen mit ihm geredet. Natürlich kindgerecht. Keine Ahnung, ob das richtig war. Aber anlügen wollte ich ihn nicht. Und traurigererweise wusste er was ich meine, als ich ihm gesagt habe, dass Papa manchmal ja so komisch ist. Sagte mir, dass er das auch gemerkt hat und er das doof findet.

    Die Nacht war natürlich beschissen, kaum geschlafen.

    Als wir heute Vormittag nach Hause kamen, saß er wie das heulende Elend an Esstisch. Sah völlig fertig aus. Hatte eine Fahne, ob vom Vortag oder eine Frische kann ich nicht sagen.

    Er habe sich jetzt zwei Kliniken rausgesucht. Da will er hin, wenn ich mit den Kindern zur Mutter Kind Kur fahre. Ich habe ihm dann gesagt, dass das noch dauern könnte, habe bisher noch keinen Platz bekommen. Dann macht er das halt früher.

    Ich glaube nicht daran, da bin ich ganz ehrlich. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich davon ausgehe, dass sein wöchentliches Beratungsgespräch gar nicht statt findet. Habe ihm gesagt, dass ich das nächste mal mitfahren will. Nicht um dabei zu sein, sondern um seinen Berater zu sehen. Er meinte dann, dass er das erst mit ihm absprechen müsste. Ich lasse mich da jetzt aber nicht mehr abwimmeln. Ich will jetzt die Wahrheit wissen.

    Bei mir ist ein Damm gebrochen. Ich lasse mich nicht mehr von ihm verarschen. Und wenn ich jede Woche mit meinen Kindern wegfahre. Ich will es ihnen nicht mehr zumuten, ihren Vater in einem solchen Zustand zu sehen. Ganz besonders, nachdem mein Sohn sagte, dass er es durchaus mitbekommt. Und es doof findet. Und ich ertrage es auch nicht mehr. Ob das was an seinem trinkverhalten ändert? Wahrscheinlich nicht. Aber ich habe lange genug zugesehen. Es wird Zeit, dass ich aufstehe, auf mich schaue. Auf die Kinder.

    Für mich war dieser Schritt so eine Überwindung, wirklich zu gehen, auch wenn es nur eine Nacht war. Ich hatte so eine Angst davor. Aber ich habe es getan. Und ich werde es wieder tun. Ich kann und darf es nicht mehr ignorieren.

  • Hallo Marli,

    da ist einiges in dir drin in Bewegung gekommen. Respekt, daß du das so durchziehst. Sicher nicht einfach.

    Ich finde es ganz toll, daß du mit deinem Sohn geredet und keine Ausflüchte genommen hast. Ich wollte, mit mir als kleiner Pimpf hätte mal jemand geredet. Super gemacht. :thumbup:

    LG, Linde :)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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