Erdbeersonnenmilch - Erwachsenes Kind suchtkranker Eltern

  • Hallo

    ich bin B. , 32 Jahre alt und bin mit zwei suchtkranken Eltern aufgewachsen.

    Ich erinnere mich sehr an meinen Lebensabschnitt zwischen meinem 13-20 Lebensjahr. Meine Mutter hat mich betrunken von der Schule abgeholt, am Wochenende haben beide stark getrunken. Habe meine Mutter auch schon vom Badezimmer aufgehoben, mein Vater nervte mich wenn er betrunken war. Ich habe Flaschen weggeschüttet und immer Angst nach Hause zu kommen, da ich nie wusste was ich zu Hause vorfinde. Meine Eltern haben beide weiterhin gearbeitet und irgendwie die Problematik gut versteckt. Meine ganze Familie wusste es, i h habe mich auch zwei Leuten anvertraut, aber geändert hat sich nicht. Das schmerzt bis heute noch, da ich um Hilfeschrie aber mir niemand geholfen hat…

    Ich bin dann ausgezogen und war dann selber mit Studium, arbeiten, Party etc. beschäftigt. Irgendwie kann ich das Verhältnis in dieser Zeit zu meinen Eltern nicht gut beschreiben, weil ich es nicht mehr so präsent im Kopf habe.

    Ganz aufgehört haben beide nie.. mal 2 Wochen kein Alk dann wieder das ganze Wochenende durch.

    Ich habe auch im erwachsenen Alter es nie geschafft das Problem anzusprechen. Ich fühle mich in dem Moment wie … Mundtot, gelähmt , so schambesetzt ist das Thema für mich

    Vorletztes Jahr platzte die Bombe, meine Mutter ist sturzbetrunken auf der Arbeit gewesen, die Chefin rief mich an. Ich redete mit meiner Mutter , die am Bodenzerstört war. Sie entschied sich für einen Klinikaufenthalt! Ihren Job verlor sie nicht, sie wird vob alle. Sehr geschätzt.

    Ja ich war glücklich, endlich!

    Seit letztem Jahr im frühjahr war sie entlassen und jetzt habe ich schleichend das Gefühl, das beide wieder am Wochenende trinken. Ich habe da antennen für, das habe ich ja ganz klar in meiner Kindheit gelernt.

    Im Endeffekt kann ich nichts machen, gerne würde ich ihnen mal sagen was sie mir eigentlich mit ihrer Erkrankung angetan haben. Ich verzeihe auch, denn sie sind leider beide krank. Aber ich habe es nie ausgesprochen welche Rolle ich in der Geschichte gespielt habe…. Ich kann es nun mit einer Angststörung ausbaden..

    Ich bekomme den Abstand nicht hin, ich verfalle dann in eine so negative Stimmung, das ich mir einfach nur wie ein kleines Kind eine glückliche Kindheit wünsche. Ich wünsche mir dann eine neue Familie…

    Ich liebe meine Eltern über alles, denn sie sind nüchtern so liebevolle tolle Menschen!

    Ich erwische mich wieder dabei, wie ich bei whats app kontrolliere wann sie online waren, unterschwellig mit der Angst, leben sie noch? Oder liegen die tod in der Ecke? Das sind dann wirklich meine Gedanken…

    Mein erwachsenes Ich weiss das ich da nur unterstützen kann, wenn si Hilfe brauchen, den Rest müssen sie selbst machen. Ivh habe auch nicht die Verantwortung

    Aber fühlen tue ich das nicht…

    Aktuell bin ich schwanger , meine Eltern freuen sich sehr auf ihr Enkelkind.. nur mamchmal denke ich, das ich denen sagen muss das das Kind dort nicht übernachten wird…

    Ich traue mich aber nicht


    Diese Sehnsucht nach einer Familie ist so groß manchmal… es tut weh.

    und dann ist es schwer aus den Gedanken herraus zu kommen und meine Gemütslage ist abhängig vom Zustand meiner Eltern in dem Moment..

    Danke fürs Lesen! :-|

  • Liebe Erdbeersonnenmilch,

    herzlich willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe.

    Es ist ein guter Schritt, dass du dich hier ein wenig geöffnet hast. Denn diese Thematik rund um das Leben mit Abhängigen ist meistens sehr schambesetzt.

    Es ist immer schwer, sich von abhängigen Eltern zu lösen. Es besteht ja schon eine spezielle Bindung zwischen Eltern und Kindern. Und oft ist in diesen Beziehungen mit alkoholabhängigen Eltern die Rolle vertauscht, das Kind fühlt sich verantwortlich für die Eltern. Das sagst und merkst du ja selbst.

    Wir haben hier etliche EKAs, die Erwachsenen Kinder von Alkoholikern. Wenn du mit ihnen und natürlich auch allen anderen in den Austausch gehen möchtest, bewerbe dich hier:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Dein Thema wird nach erfolgter Freischaltung in den Bereich für Erwachsene Kinder verschoben. Da geht es dann richtig los.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Erdbeersonnenmilch,

    willkommen im Forum.

    Gehe davon aus: wenn du das Gefühl hast ... dann ist da auch was dran, das sind Reflexe und Wahrnehmungen die du dir Jahrelang antrainiert hast.

    Solch' eine Kindheit wünscht man niemandem.

    Ich habe, da ich selbst nie in der Situation war eigentlich nur "Denkanstöße", vielleicht liegen die auch alle daneben...

    - Du kannst evtl. einmal in der Suchtberatung deiner Gegend fragen ob sie etwas für EKA (Erwachsene Kinder von Alkoholikern) anbieten

    - In Hinblick auf die Enkelkinder: Wenn du das Gefühl hast es deinen Eltern sagen zu müssen aber dich nicht traust... da wirst du dann falls sie/es doch einmal dort Übernachten genauso "mitgenommen und zweifelnd" sein vermute ich mal. Die Ansage "Euch kann ich mein Kind nicht anvertrauen weil ich euch nicht vertraue" ist halt gegenüber der Eigenen Eltern doppelt schwer.

    - Gegen die "Wut"-Gefühle/Hilflosigkeit hilft mir ganz gerne ein Indianischer Trick (eigentlich bin ich da weniger spirituell, aber mir hilft es) ... ich schnappe mir einen Stock, und lasse alle Worte, Gefühle und Wut die ich habe in den Stock "fließen" und werfe den dann ganz weit weg oder verbrenne ihn, dann geht es mir gerne etwas besser (Thema Loslassen, da gibt es sicher auch noch andere Übungen)

    In wieweit davon dir etwas hilft? ich weiß es nicht....

    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Herzlich Willkommen Erdbeersonnenmilch,

    du hast dass gleiche Alter meines Sohnes und deine Worte haben mich zum nachdenken angeregt. Vor allem der Satz:

    mein Vater nervte mich wenn er betrunken war

    Genau so ging es mir, unserem Sohn und unserer Tochter.

    Als sie entschieden, ihrem Vater dass genau so mitzuteilen wurde er zuerst sehr wütend und war anschließend erst einmal für einige Zeit zu tiefst beleidigt und verletzt. Nach ein paar Wochen gingen wir dann alle gemeinsam zu einer Familientherapeutin und bei dieser wurden ihm dann ganz deutlich von den Kindern ihre Gefühle und Emotionen mitgeteilt. Seither haben sie ihrem Vater nicht mehr betrunken erlebt.

    Vielleicht gibt es die Möglichkeit deine Mutter zu einer oder zwei Therapiestunden zu einer Selbsthilfegruppe in eurer Nähe zu bewegen. In der du dann deine Sorgen und Gedanken ihr ganz sachlich mitteilen kannst. Denn ich denke, du wirst sonst immer Ausreden suchen warum du dein Kind nicht bei ihr/ihnen Übernachten lässt. Das erzeugt wieder Druck in dir.

    Darf ich fragen vor was du Angst hast wenn du deinen Gedanken äußerst? Das du sie verletzt?

    Liebe Grüße Petra

  • Liebe Erdbeersonnenmilch,

    wie schön das du hier her gefunden hast, herzlich willkommen!

    Du bist mit deinen Gedanken und Gefühlen nicht allein und hier gibt es viele Menschen mit ähnlichen Geschichten. Allein dieses Gefühl damit nicht alleine zu sein, hat mir schon sehr oft geholfen.

    Ich habe auch zwei suchtkranke Elternteile, sie haben allerdings getrennt von einander gelebt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass mit einer Schwangerschaft, wenn man dann selbst Mutter wird, alte Wunden aufbrechen oder sich ein ganz neuer Umgang mit der alten Problematik ergibt.

    Bei mir selbst ist damals die Sehsucht nach einer heilen Familie so unfassbar schmerzhaft auf gebrochen und es folgten einige sehr schwere Jahre, bis ich endgültige Klarheit für mich und meine Kinder gefunden hatte.

    Ich kann dich so gut verstehen, deine Wünsche, deine Sehnsucht und die bittere Realität.

    Aus meiner Perspektive als erwachsenes Kind von Suchtkranken und als erfahrene Liebende Mutter kann ich dir sagen. Du musst deinen Eltern überhaupt gar nix erklären, denn es geht um dein Leben und um das Wohl von deinem Kind. Du wirst die einzige sein, die entscheidet wer Umgang mit deinem Kind haben wird und wie dieser Umgang aussehen kann.

    Was du jetzt wirklich tun musst, ist deine Schwangerschaft genießen, denn diese wundervolle Zeit kommt nie wieder. Lass dir diese Zeit nicht von deinen Eltern rauben, sie haben dich in deinem Leben schon um so vieles betrogen.

    Was du tun kannst, ist dir selbst darüber klar werden, was du dir für die Anfangszeit vorstellen kannst und was dich nur unnötig belasten würde. Das muss nicht in Stein gemeißelt werden, denn deine Bedürfnisse können und dürfen sich ändern.

    Du darfst es dir wert sein komplett auf deine eigenen Bedürfnisse zu hören! Die Familie nach der du dich sehnst, die wird es so vermutlich niemals geben.

    Aber du gründest gerade deine eigene Familie, schenkst einem winzigen Menschlein sein Leben.

    Nur du bist wichtig und dein Baby.

    Liebe Grüße, Lea

  • Im Endeffekt kann ich nichts machen, gerne würde ich ihnen mal sagen was sie mir eigentlich mit ihrer Erkrankung angetan haben. Ich verzeihe auch, denn sie sind leider beide krank. Aber ich habe es nie ausgesprochen welche Rolle ich in der Geschichte gespielt habe…. Ich kann es nun mit einer Angststörung ausbaden..

    Ich traue mich aber nicht

    Hallo B. ,

    es stimmt, du kannst nichts machen, wenn deine Eltern trinken wollen tun sie es.

    Doch du kannst es aussprechen, es ihnen sagen, was dir nicht passt, was dich stört, was dir Angst macht, wofür du dich schämst.

    Auch mein Vater trank ... ich musste all' meinen Mut zusammennehmen, doch ich sagte es, danach waren die Fronten geklärt, das Versteckspielen und die Heuchelei hatte ein Ende (auf beiden Seiten). Auch meine Furcht.

    Traue dich, sonst wirst du dieses Unwohlsein nie los.

    Mit 30 kann sich ruhig trauen!

    Einmal editiert, zuletzt von achelias (20. Februar 2023 um 23:48)

  • Hallo Erdbeersonnenmilch,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Deine Bewerbung ist eingegangen, ich habe Dich freigeschaltet und Dein Thema hier her

    zu den "Erste Schritte für EKA" im offenen Bereich unseres Forums verschoben.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

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