maloross - Endlich eine Entscheidung!?

  • Ein freundliches Hallo in die Runde.

    Nach vielen Jahren mit den üblichen Rückschlägen, Versprechungen, Hoffnungen und Enttäuschungen bin ich am Ende meiner Geduld bzw. Weisheit und weiß nicht mehr weiter. Meine Geschichte:

    Ich bin 63 Jahre alt und seit fast 40 Jahren mit einem Mann zusammen (34 davon verheiratet), dessen Alkoholkonsum sich stetig erhöht hat. Am Anfang war es nur mal das "Feierabendbierchen", mittlerweile sind es täglich mehrere Flaschen Bier, an den Wochenenden, bei Feiern oder Veranstaltungen sind es gern auch noch mehr. Er war nie gewalttätig oder aggressiv, aber seine Persönlichkeit hat sich im Laufe der Jahre immer mehr verändert: Er isoliert sich, hatte alkoholbedingt schon mehrere Unfälle, im letzten Jahr mehrere Rippen gebrochen.

    Meine Eltern waren selbst beide hochgradig alkoholabhängig (Vater verstarb an Leberzirrhose, Mutter wurde Korsakow-Syndrom sowie Leberzirrhose diagnostiziert). Ich selbst habe als Teenager auch einiges mit Alkohol zu kompensieren versucht, mich ab Mitte 20 aber bewusst vom Alkohol distanziert und trinke nichts mehr - weswegen ich öfter mal als "Spaßbremse" bezeichnet werde. Damit kann ich aber gut leben.

    Weniger gut jedoch mit der Tatsache, dass es seit nunmehr 10 Jahren so gut wie kein Eheleben mehr gibt, weder gemeinsam verbrachte Zeit, noch gemeinsame Interessen, von Zärtlichkeiten und Intimität ganz zu schweigen. Ich habe denke ich das typische Repertoire durch (Verständnis, Tränen, Drohungen usw.), was weder die Sache verbessert noch mich weiter gebracht hat.

    Trennung wäre wohl die letzte Option, aber ich tue mich so schwer damit...

    Ich werde mich jetzt erst mal durch ein paar Beiträge lesen und hoffe, von euch Impulse zu bekommen, dir mir bei meiner Entscheidungsfindung helfen.

  • Hallo maloross,

    Auch ich befinde mich in einer Situation eine Entscheidung treffen zu müssen .

    Ich selbst war in einer psychosomatischen Klinik habe dort stationär entgiftet und anschließend sehr gute Therapien bekommen. Ich war danach 3 Monate ohne Alkohol und durch den Schlaganfall meiner Tochter wieder rückfällig geworden.

    Mein Mann ist selbst Alkoholiker , bisher ohne Einsicht. Heute morgen habe ich ihm meine unabänderlichen Bedingungen gesetzt , den kompletten alkohol aus dem Haus zu bringen, selbst einen Entzug zu machen oder ich werde gehen.

    Es ist alles unfassbar schwer aber ich habe solche Angst und panikstörungen , dass ich suizidale Gedanken habe.

    Mein Leben ist viel zu schwer geworden .

    Da geht es um das nackte Überleben. Mein Mass für mich ist voll. Ich will nicht mehr, keinen Alkohol!

    Ich hoffe du findest für dich auch eine Klarheit. Man muss erst ganz unten sein, um den Berg wieder rauf steigen zu wollen und vor allem zu können.

    Sag deinem Mann er soll dann allein klar kommen. Trennung ist leider der beste Weg.

    Das Alkoholgehirn kann glaub ich nicht anders.

    Ich hoffe es ist richtig was ich schreibe. Bin ja auch noch neu hier.

  • Maddalena : habe deinen Thread gelesen, du bist natürlich doppelt belastet (eigene Alkoholproblematik, Angststörung usw.) und vermutlich ist für dich die radikale Trennung der beste Weg.

    Heute morgen habe ich ihm meine unabänderlichen Bedingungen gesetzt , den kompletten alkohol aus dem Haus zu bringen, selbst einen Entzug zu machen oder ich werde gehen.

    Leider bringt ein solches Ultimatum meiner Meinung nach nichts, denn ohne die Einsicht des Erkrankten ist ein Entzug in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. Daher rührt auch mein Zwiespalt, denn meine bisherige Hoffnung war, ihn durch sachliche Gespräche auf die Problematik aufmerksam zu machen, ihn zu sensibilisieren um erkennen zu können, wie problematisch ich (und auch viele aus dem Freundes- und Bekanntenkreis) seinen Umgang mit Alkohol sehen und er selbst die Einsicht bekommt, dass sein Umgang damit missbräuchlich ist (Abhängigkeit kann ich nicht beurteilen, halte ich aber für wahrscheinlich).

    Nenn es Helfersyndrom, aber ich möchte alle Möglichkeiten ausschöpfen, bevor ich einen endgültigen Schnitt mache. der für mich auch mich auch weitreichende Folgen haben wird.

  • Natürlich muss mein Mann das selbst wollen. Ich glaube nicht dass er es will. Dann werde ich gehen oder er muss gehen.

    Das ist sooo schwer . Hab auch ein Helfersyndrom!

    Irritiert mich gerade etwas: wenn du annimmst, dass er nicht will - wieso dann trotzdem ein Ultimatum? Steckt da nicht doch die Hoffnung dahinter, ihn zum Umdenken zu bewegen? Und fällt dir so die Trennung nicht noch schwerer?

    Aber mit über 60 ist eine Trennung kein Zuckerschlecken, ich bin Hausfrau ohne Einkommen und als solche findet man erst mal keine Wohnung. Ich suche schon seit längerem, aber die Vermieter wollen verständlicherweise Sicherheiten.

  • Hallo und willkommen Maloross,

    Helfersyndrom ist eines der wichtigsten Faktoren um coabhängig zu werden.

    Ich habe gelernt und erfahren dass ich aber keinem helfen kann, der das garnicht will.

    Ich habe mich von meinem ersten Mann nach gut 26 gemeinsamen Jahren im Alter von 49 getrennt. Eine meiner besten Entscheidungen. Auch da hing viel dran, materielle Dinge vor allem. Ich habe mich für ein Leben in Freiheit entschieden. Psychisch und physisch sehr schwer angeschlagen nach all der Zeit.

    Damit du dich mit anderen Angehörigen, Coabhängigen, austauschen kannst, klick auf diesen Link:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Du wirst dann freigeschaltet und findest dein Thema im Bereich

    Erste Schritte für Angehörige und Coabhängige

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Aurora : vielen Dank für den Link, werde mich auf jeden Fall dort bewerben.

    Ich denke, jede Situation ist individuell, trotzdem gibt es Schnittpunkte und jede Erfahrung kann mir helfen, mehr Sicherheit und Klarheit bei meiner Entscheidungsfindung zu erlangen.

  • meine bisherige Hoffnung war, ihn durch sachliche Gespräche auf die Problematik aufmerksam zu machen, ihn zu sensibilisieren um erkennen zu können, wie problematisch ich (und auch viele aus dem Freundes- und Bekanntenkreis) seinen Umgang mit Alkohol sehen und er selbst die Einsicht bekommt, dass sein Umgang damit missbräuchlich ist

    Aus eigener Erfahrung (mein Vater hat sich ins Grab getrunken, mein Ex -Freund trinkt trotz Krankheitseinsicht und zahlreicher Langzeittherapien immer noch) sag ich Dir, dass du da nicht zu sehr drauf hoffen solltest. Ein Ultimatum hat den Vorteil für euch, dass eine gewisse Verbindlichkeit im Raum steht. Allerdings müsstest du dann auch konsequent handeln, wenn dein Partner nichts unternimmt. Konzentrier Dich auf Dich - das kann ich dir noch raten. Wie möchtest du in Zukunft leben? Was sind deine Werte? Was deine Grenzen? Was deine Ziele und dann mach dich daran, das zu erreichen - mit oder ohne deinen Partner. Sonst wird das ewig weitergehen. Du kannst ihm nicht helfen. Er muss selber wollen. Du kannst ihn höchstens unterstützen, wenn er sich mit vollem Einsatz (!) auf den Weg macht.

  • Du kannst ihn höchstens unterstützen, wenn er sich mit vollem Einsatz (!) auf den Weg macht.

    Das ist genau das, was ich ich in den jüngsten Gesprächen angeboten habe: professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und ich gebe die Unterstützung in der Form, in der er sie braucht und zulässt.

    Was mich bisher störte (vielleicht bin ich da überempfindlich) sind seine Aussagen wie "wahrscheinlich trinke ich zuviel" oder "vielleicht hast du Recht". Hier sehe ich eine Hintertür bzw. eine Verharmlosung der Sachlage.

    Zumindest habe ich jetzt eine provisorische Trennung innerhalb unseres Hauses realisiert, suboptimal aber für den Moment praktikabel. Ich sehe das als "Schuss vor den Bug": ich kann in mich hineinhören und mich mit der Situation auseinander setzen. Mein Mann bekommt vielleicht (?) mal einen Eindruck, wie es ohne mich ist.

    Halbherzig, aber ein Anfang.

  • Mein Mann bekommt vielleicht (?) mal einen Eindruck, wie es ohne mich ist.

    Erwarte nicht zu viel. Bei uns (und vielen anderen) hat sich mein alkoholkranker Partner in der „getrennten Zeit“ ganz ungestört auf die Befriedigung seiner Süchte konzentrieren können. Der Schuss vor den Bug war allenfalls die Trennungen. Da hatte er dann Panik - hat auch jeweils ne weitere Therapie absolviert - und trotzdem nicht aufgehört zu trinken. Muss nicht so laufen - aber wie gesagt - erwarte nicht zu viel.

  • Erwarte nicht zu viel. Bei uns (und vielen anderen) hat sich mein alkoholkranker Partner in der „getrennten Zeit“ ganz ungestört auf die Befriedigung seiner Süchte konzentrieren können.

    Genau diese Erfahrung habe ich vor knapp zwei Jahren auch gemacht.

    Und seit dem mein Mann vor einer knappen Woche (auf meinen Wunsch) erneut in die FeWo gezogen ist, haben wir noch keinerlei Kontakt gehabt.

    Ich weiß also nicht, ob er über seine Sucht nachdenkt, oder ihr sich wieder ungestört hingibt.

    Ich habe diesen "Rauswurf" übrigens ganz spontan beschlossen, nachdem ich in diesem Forum mehrere Tage gelesen habe, während er den siebten Tag in Folge besoffen im Zimmer verbrachte.

    Einige Wochen vorher waren wir noch sehr euphorisch, da sein xter Versuch sich vom Alkohol so erfolgreich war.

    Er hatte danach zwar einige Rückfälle,aber er versicherte mir motiviert, dass er nicht aufgibt,und bei starten wird.

    Nachdem ich hier so viel ähnliche Erfahrungen gelesen habe, habe ich erkennen müssen, dass ich Co-Abhängige bin, und seine Versuche halbherzig erfolgten (stets nur auf mein Drängen), da er nach wie vor dem Wunsch hat, irgendwann kontrolliert trinken zu können. Das er das nicht kann, hat er zwar schon x-mal festgestellt, will es aber nicht wahrhaben.

    Als ich hier die Berichte der Co-Abhängige gelesen habe, wollte ich ihm eigentlich deren Posts zeigen , damit er Mal sieht, was er uns (mir und unseren erwachsenen Kindern antut), und gleichzeitig motivieren den nächsten Versuch mit diesem Forum als SHG zu starten.

    Aber letztlich bin ich zum Entschluss gekommen, dass das wieder erfolglos sein wird (für ihn wäre es nur eine Saufpause, die eher den Charakter einer Diät hätte), und so habe ich stattdessen beschlossen das Forum für mich zu nutzen.

    Ich habe mich in unserer langjährigen Ehe zwar als belastet abgesehen,aber nie als Co-Abhängig. Das ist mir erst hier bewusst geworden, dass sich meine Gedanken, obwohl ich gar nichts trinke, ebenfalls fast 24/7 um Alkohol drehen.

    Die aktuelle Situation ist total merkwürdig für mich.

    Der wichtigste Satz

  • Muss nicht so laufen - aber wie gesagt - erwarte nicht zu viel.

    Ich erwarte mit Sicherheit noch keine Kehrtwende und alles wird gut, das wäre höchst naiv.

    Durch die provisorische Trennung von Tisch und Bett, das Niederlegen aller meiner "Ämter und Pflichten" schaffe ich so nach und nach ein Umfeld, dass der endgültigen Trennung recht nahe kommt. Ich denke, dadurch ist zusätzlicher Druck entstanden, ob und wie er damit umgeht, kann ich noch nicht bewerten.

    Wie gesagt, ohne Einkommen bekomme ich von den Vermietern nur Absagen, was ich verstehen kann. So muss ich mich zunächst mit der Wohnsituation arrangieren: Wir leben im gemeinsamen Haus, das zum Glück über zwei getrennte Wohnbereiche verfügt. Ansonsten beschränke ich Begegnungen und Gespräche auf ein Minimum, meist läuft die Kommunikation über Email.

    Der nächste Schritt ist der Trennungsunterhalt, hier habe ich ihm schon schriftlich mitgeteilt, dass ich den einfordere und mich diesbezüglich auch anwaltlich beraten lassen. So lange es geht möchte ich jedoch Gericht und Anwälte außen vor lassen, scheue mich aber nicht davor meinen Anspruch einzuklagen, sollte er die Zahlung verweigern.

    Mein Mann ist ja nicht dumm und sagt selbst, dass er "wahrscheinlich zu viel trinkt". Das ist von Einsicht noch meilenweit entfernt, aber es könnte ein Anfang sein. Ich sehe meine Chance eher darin, dass ich sofort unterstützen kann, sollte er sich tatsächlich professionelle Hilfe suchen.

    Es ist schon sehr zwiespältig: Einerseits das eigene Leben nicht der Problematik unterzuordnen, andererseits aber dem langjährigen Partner, den man ja geliebt hat, beistehen zu können, wenn er sich für eine Therapie entscheidet. Gedanklich habe ich zwar schon angefangen, ihn loszulassen, aber das ist für mich auch ein Prozess, der Zeit braucht. Im Moment möchte ich da sein, wenn er den schweren Weg des Entzuges geht.

    Leider ist in unserer Gesellschaft Alkohol akzeptiert, das Trinken wird bagatellisiert und gehört quasi zum alltäglichen Leben dazu. Die Gefahr ist allgegenwärtig, die Versuchungen permanent vorhanden und Alkohol in jeder Form ist leicht verfügbar.

  • Heute von seiner Seite der Vorschlag, seinen Alkoholkonsum zu reduzieren. Auf meine Nachfrage, ob mit oder ohne fachliche Unterstützung sagte er: ohne Unterstützung.

    Auf meinen Vorschlag, eine Woche lang komplett auf Alkohol zu verzichten kam die prompte Antwort: mache ich nicht.

    Es tut weh, so viele gemeinsame Jahre, so viele Gefühle und es scheint vorbei zu sein...

  • Hallo Maloeoss,

    Heute von seiner Seite der Vorschlag, seinen Alkoholkonsum zu reduzieren.

    Wenn das funktionieren könnte, würde das bedeuten, dass er die Kontrolle darüber hat, was als Alkoholiker nicht möglich ist.

    Könnte er kontrolliert trinken, wäre er kein Alkoholiker.

    Auf meinen Vorschlag, eine Woche lang komplett auf Alkohol zu verzichten kam die prompte Antwort: mache ich nicht.

    Was wäre denn der Vorteil gewesen, wenn er sich darauf eingelassen hätte?

    Es gibt Alkoholiker, die trinken ein ganzes Jahr nichts oder (wie ich) in beiden Schwangerschaften nicht.

    Dadurch wird kein Alkoholiker geheilt.

    Ich kenne jemanden, der ein Jahr verzichtet hat, um sich selbst zu beweisen, es würde auch ohne gehen und um dann mit einem „normalen Konsum“ also weniger weiter zu machen. Funktioniert nicht. Er hat bereits nach wenigen Tagen wie vorher gesoffen, Kontrollverlust.

    Zeitliche Begrenzung bringt leider gar nichts. Der Wunsch nach lebenslanger Abstinenz muss von ihm selbst kommen, um die Alkoholkrankheit zu stoppen. Das ist leider hier nicht der Fall, was mir wirklich leid tut.

    Es geht unendlich vielen so, auch hier im Forum. Du kannst nichts tun, so hart das ist. Jedenfalls nicht für ihn. Nur für Dich.

    LG Cadda

  • Du kannst nichts tun, so hart das ist.

    Der Kopf weiß das wohl, nicht aber das Herz. Wenn es mir leicht fallen würde, wäre ich nicht hier. Mein Vorschlag war wohl eher ein schwacher Versuch, eine vage Hoffnung.

    Es ist ja nicht so, dass er gewalttätig wäre oder zu Ausbrüchen neigt. Auch säuft er sich nicht ins Koma, geht seiner Arbeit nach und kümmert sich (noch) um Haus und Hof.

    Was mir halt sehr zu schaffen macht sind die Veränderungen in der Persönlichkeit: Er war früher (wir kennen uns seit fast 50 Jahren) war er ehrlich, zuverlässig und immer zur Stelle, wenn jemand Hilfe brauchte.

    Die letzten 15 oder 20 Jahre hat sich das immer mehr geändert, Lügen und Betrügen fiel ihm plötzlich ganz leicht. Und immer hat er es sich so gedreht, dass ich der Grund für seinen Rückzug und sein Trinken war: ich meckere zu viel, ich gehe nicht zu Feiern seiner Freunde mit (alle, auch die Frauen, trinken Alkohol bis zum Abwinken), ich wäre abweisend. Mit meinem Freunden kommt er nicht klar, denn da wird kaum Alkohol getrunken.

    Ich finde es erschreckend, wenn sich ein Mensch so derart verändert, obwohl ich das jahrzehntelang bei meinen Eltern beobachten konnte. Schrecklich, einfach nur schrecklich.

    Mein Mann war früher ein witziger, liebevoller und intelligenter Mensch, der gern Menschen um sich hatte. Mittlerweile hat er sich stark isoliert, hat keine Freunde mehr, nur noch Trinkkumpane. Zieht sich zurück, schaut TV und trinkt sein Bier.

    Früher haben wir viel unternommen, waren neugierig auf Gott und die Welt. Haben uns unterhalten, gelacht, Pläne geschmiedet. Das fehlt mir so sehr.

  • Es ist ein ziemlich typisches Verhalten, die Schuld fürs Trinken beim Partner zu suchen „Kein Wunder, dass ich trinke….“.

    Du sagst, er wird nicht gewalttätig und neigt nicht zu Ausbrüchen.

    Aber Du beschreibst, dass sich seine Persönlichkeit verändert hat und er Dich belügt. Das reicht natürlich vollkommen aus, um unglücklich zu sein. Schlimmer geht immer….

    Es ist traurig zu lesen, wie sehr Dein Mann sich verändert hat und ich kann vollkommen verstehen, dass es Dir unfassbar schwer fällt, loszulassen :(

  • Ja schlimmer geht immer, kenne ich von meinen Eltern. Mein Vater war jähzornig und gewalttätig, seine Hemmschwelle sank immer tiefer. Schläge, Prügel und Gewalt waren da an der Tagesordnung. So bin ich aufgewachsen und das hat vielleicht dazu beigetragen, die schleichende Alkoholsucht bei meinem Mann nicht sofort zu bemerken, denn für mich war Alkoholabhängigkeit lange Zeit immer mit Gewalt verbunden, die ich ja bei meinem Mann nie erlebt habe. Oder anders ausgedrückt: WEIL er nicht gewalttätig war, mich liebevoll und zuvorkommend behandelt hat, habe ich seinen stetig zunehmenden Alkoholkonsum verdrängt oder bagatellisiert.

    Ja es ist schwer, so viele unterschiedliche Gefühle vermischen sich: Liebe, Verantwortung, Schuld, Trauer, Wut, Zukunftsangst, Sehnsucht ...

    Ich muss viel Gewohntes aufgeben und mich Neuem stellen - weiß nur noch nicht wie...

  • Liebe maloross,

    was du über deinen Mann schreibst ist der typische Verlauf der Alkoholkrankheit.

    Wie aus dem Bilderbuch.

    Leider.

    Dass du nach so vielen Jahrzehnten noch immer an ihm hängst, ist verständlich. Aber gut ist es für dich nicht, du schreibst es ja selbst. Es kann der große Knall kommen und er stoppt seine Sucht. Aber genauso gut kann der Knall ausbleiben. Und sein Zerfall weitergehen.

    Du hast die Wahl. Weiterhin zu warten, dass der Knall kommt. Kommt er nicht, wird er immer eingeschränkter, Alkohol ist ein Nervengift, das macht ihn kaputt. Noch mehr als er jetzt schon ist.

    Du hast das ja erlebt. Mit deinen Eltern. Und durchlebst das jetzt wieder. Es ist dein Muster.

    Hast du nicht Lust, einfach wieder frei zu leben? Ohne tagtäglich diesen Zerfall mit anzusehen?

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hast du nicht Lust, einfach wieder frei zu leben? Ohne tagtäglich diesen Zerfall mit anzusehen?

    Ein Teil von mir bejaht es, der andere Teil appelliert an mein Verwantwortungsgefühl: kann ich einen Menschen einfach fallen lassen, wohl wissend, dass er untergehen kann?

    Am Donnerstag habe ich einen Termin bei einem Anwalt, der mich in Sachen Unterhalt, Scheidung usw. beraten wird.

    Heute auf meiner morgendlichen Runde mit meinem Hund fast den ganze Weg über geweint. Ich weiß nicht, wie ich die aktuelle Situation gestalten soll.

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