Maeron - Von der Krankheitseinsicht & meiner täglichen Abstinenz

  • Bist Du denn als einziger von der Kündigung betroffen, oder was enttäuscht Dich so? Warst Du mit Deinem Arbeitsplatz zufrieden? Gerätst Du jetzt in Existenznöte oder könntest Du eine Weile überbrücken und die Kündigung evtl. Sogar als eine Chance für eine kurze Auszeit und Neurientierung sehen, nach dem Motto " Wer weiß, wofür es gut ist ..."?

    Ja, es war eine Kündigung in der Probezeit. Ich dachte ich mache den Job 1-2 Jahre, aber erfüllt hat er mich nicht. So gesehen ist es teilweise eine Erleichterung, die Arbeit nicht mehr machen zu müssen, andererseits ist es eben nun für mich eine große Herausforderung, etwas neue, etwas passendes zu finden. Die Enttäuschung ist groß, weil mir vor einiger Zeit erst gesagt wurde, dass ich die Probezeit bestanden hätte. So gesehen war es schon ein Schock. Die Beweggründe kann ich zeitweise nachvollziehen, da ich Fehler gemacht habe und mein Verhalten, aufgrund meiner psychischen Situation, nicht immer die Wirkung hatten, die sich der Arbeitgeber gewünscht hatte. Ich finde seit knapp zwei Jahren (in der Zeit drei Arbeitsstellen) nicht wirklich Fuß. Ich habe sozusagen zwei Berufe, doch zurück in den erstgelernten möchte ich eigentlich auch nicht.

    Ich sehe es jetzt als Chancen, auch mit Hilfe der Reha, mich bei zu sortieren, zu genesen um dann einen neuen Weg zu finden.

    Ich kann erstenmal ohne Job auskommen (haben kein Kredit ab zu bezahlen, oder ähnliches), etwas knapp wird es trotzdem. Aber anders geht es nicht.

    Du hast damit Recht, ich muss meine Perspektive ändern um die Situation als Chance zu sehen.

    Was ich erst einmal brauche, ich Zeit um alles zu verarbeiten.

  • Ich sehe es jetzt als Chancen, auch mit Hilfe der Reha, mich bei zu sortieren, zu genesen um dann einen neuen Weg zu finden.

    Du hast diese Chance.
    Es liegt an dir, sie für dich zu nutzen.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo,

    ich habt mich nun wieder etwas sortiert und ein paar neue Ideen, wie es beruflich weiter gehen könnte. Nur noch keinen konkreten Plan.

    Abstinent auch weiterhin. Schon bald ist es das erste nüchterne Jahr. Darauf bin ich stolz.

    Ich bin gedanklich gerade bei meiner Frau und wie sie die Dinge so erlebt hat, als ich noch trank. Das wird auch nochmal in meiner Therapie Thema.

    Was mir einfällt:

    -Sie konnte schlecht schlafen wenn ich damals trinkend unterwegs war, weil sie nicht wusste, ob mir wieder was passiert.

    - ich war ihr oft peinlich

    - ich erinnere mich daran, das sie den Alkoholgeruch ekelig fand.

    - ich war betrunken verbal aggressiv gegen sie und Freunden

    - einmal hat sie für mich das Auto richtig geparkt, weil ich es betrunken nur halb auf dem Gehweg parken konnte.

    - Sie hat sich oft für mich bei anderen entschuldigt

    - ich habe sie verletzt wenn ich in ihrem Beisein mit anderen Frauen geflirtet habe.

    - Sie hat versucht zu kontrollieren, das ich nicht zu viel trinke (meist erfolglos)

    - Ich hatte oft Filmrisse, sie kein Vertrauen zu mir (woher auch)

    - ich habe sie betrunken beschimpft

    ... und sicherlich noch mehr....

    Ich habe da ganz viel verdrängt und hoffe, das wir das in der Therapie, auch gemeinsam mit meiner Frau, besprechen können. Mit ist das unfassbar peinlich und schmerzhaft ist es, - ich kann so froh sein, dass ich sie noch habe.

    Es zeigt mir noch mal das ich abhängig bin und hilft dabei, gedankliche Rückfälle zu stoppen.

  • Sollte ich, sagen wir mal 12 Monate und danach weiterhin trocken gut klarkommen, ohne Rückfälle, dann wäre das für mich ein Segen, dann wäre es mir egal, wie ich mich bezeichnen könnte, als Alkoholiker oder nicht. Das wäre der Hauptgewinn

    Wie es scheint, ist der Hauptgewinn zum Greifen nah. Das erste Jahr ist fast erreicht.

    Und siehst Du vieles, was Du am Anfang hier geschrieben hast, mittlerweile mit anderen Augen?

    Aber das ich Alkoholiker bin, scheint sie nicht wahrhaben zu wollen.

    Und Deine Frau, wie sieht sie die nasse Vergangenheit von Dir mittlerweile?

    Meinen Glückwunsch zu Deinen ersten 12 abstinenten Monaten, Maeron! Immer weiter so! :thumbup:

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Auf deine nüchterne Zeit kannst du sehr stolz sein.

    Hast du mit deiner Frau über die Punkte gesprochen? Wie geht es ihr jetzt mit der Vergangenheit und auch der Gegenwart? Kann sie wieder Vertrauen fassen? Macht sie dir Vorhaltungen?

    Seeblick

  • Hallo,..


    Wie es scheint, ist der Hauptgewinn zum Greifen nah. Das erste Jahr ist fast erreicht.

    Und siehst Du vieles, was Du am Anfang hier geschrieben hast, mittlerweile mit anderen Augen?

    Ja, ich habe in den vergangenen Monaten viel gelernt, über die Erkrankung und über mich. Das mit dem Hauptgewinn.. Ich schrieb dies im Zusammenhang mit der Möglichkeit mich als Alkoholiker zu bezeichnen oder eben nicht. Lese ich den Post jetzt erneut, zeigt es mir, dass ich, mir mit einem Jahr Nüchternheit beweisen wollte, kein Alkoholiker zu sein, um mich nicht als einer bezeichnen zu müssen. Denn als Alkoholiker wollte ich mich nicht sehen. Ja, jetzt sehe ich es deutlich anders. Denn die Nüchternheit fällt mir mitunter schwer. Ich habe erst jetzt Suchtdruck kennengelernt. Ich merke daran, wie abhängig ich eben bin. Und ich weiß, dass es mir nur abstinent gut gehen wird, denn mit Alkohol wird es unter Garantie wieder zu Abstürzen kommen.

    Ich habe im Kopf manchmal den Gedanken, dass ich irgendwann irgendwie nochmal einen Alkoholrausch erleben will. Dann kommt der Gedanke wie, naja, ich darf ja einen Rückfall haben, gehört ja zur Krankheit. Sozusagen, als wenn ich einen Freifahrtsschein hätte. Doch wenn die Gedanken in dieses Richtung gehen, gehe ich dagegen und erinnere mich an die schlimmen Dinge die passiert sind im Rausch etc. und dann ist der Suchtdruck weg. Aber das ich das habe finde ich ziemlich übel, nur gehört es halt zur Krankheit. Mein Suchtgedächtnis ist da, aber es wird mich nicht "überreden".

    Und Deine Frau, wie sieht sie die nasse Vergangenheit von Dir mittlerweile?

    Sie sieht es jetzt auch so, ich bin froh das sie meine Abstinenz unterstützt.

    Meinen Glückwunsch zu Deinen ersten 12 abstinenten Monaten, Maeron! Immer weiter so! :thumbup:

    Danke 😊

  • Hast du mit deiner Frau über die Punkte gesprochen? Wie geht es ihr jetzt mit der Vergangenheit und auch der Gegenwart? Kann sie wieder Vertrauen fassen? Macht sie dir Vorhaltungen?

    Wir haben das noch nicht detailliert besprochen. Doch genau das ist geplant, in einem gemeinsamen Gespräch im Rahmen der Therapie.

    Ich war letztens abends weg, natürlich ohne Alkohol. Da hatte sie mir erzählt, dass sie kurz wieder das nervöse und angespannte Gefühl hatte. Also es wird sicherlich noch etwas mehr von mir brauchen, bis Vertrauen hergestellt werden kann.

  • Bis Du noch bei "ich darf nicht trinken"?

    Teils, teils. Grundsätzlich eher nicht. Es gefällt mir, das ich nicht trinken muss und Angst vor Entgleisungen haben muss. Wenn dann aber oben genannte Gedanken kommen, ist es für eine kurze Zeit halt halt auch mal ein " ich darf nicht." Ich hatte irgendwann schon mal geschrieben, das mir manchmal der Rausch fehlt. Das hat aber dann nur die Sucht und nicht das was ich wirklich will. Mir gefällt es nüchtern, es soll so bleiben.

  • Rein theoretisch. Wenn Du wüsstest, dass es keine Entgleisungen gäbe. Würdest Du dann wieder trinken?

    Tatsächlich aus dem Bauch heraus würde ich sagen eher nicht. Zumindest nicht als geplante Aktion. Der Kater danach und auch alleine den Geruch von Alkohol finde ich ekelig. Weil das eben auch mit den negativen Erlebnissen stark verknüpft ist, die hoch kommen beim Geruch.

  • Das finde ich gut.

    Da hast Du einen schlauen Bauch. :thumbup:

    Ich finde den Geruch auch wirklich schlimm. Bekomme im Nachhinein noch Gänsehaut, bei der Vorstellung, wie mir dieser aus allen Poren gekommen ist. :oops:

    Ich wünsche Dir, dass Deine negativen Verknüpfungen immer stark bleiben. Und die positiven, alkfreien immer mehr werden.

    Das Du Deinen klaren Verstand lieben lernst und keinen Rausch mehr möchtest. Dann hört auch der Suchtdruck auf.

    Ich finde die Vorstellung schlimm. Mir reicht es z. B., wenn mein Hirn manchmal vom Arbeiten matschig ist.

    Es ist vielleicht fanatisch. Aber dieses Rausch-Gefühl, hervorgerufen, durch das Massensterben meiner Hirnzellen... <X

  • Hallo Maeron,

    ich finde, dein Weg und deine Gedanken zu deinem Weg wirklich sehr gut.

    Das wollte ich einfach mal hier lassen und ich wünsche dir, dass du weiter so aufmerksam dir selbst gegenüber bleiben kannst.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!