Hallo Zusammen,
Anfang September bin ich ein halbes Jahr nüchtern, mein Denken ist aber wohl noch lange nicht trocken.
Ich bin 55 Jahre alt, weiblich und arbeite selbständig. Mein Lebensgefährte und ich wohnen in getrennten Wohnungen.
Ich bin psychisch von Alkohol abhängig, missbräuchlich habe ich immer getrunken. (Warum sonst sollte man Alkohol trinken?) Nach 35! Jahren mal mehr mal weniger Alkoholmissbrauch möchte ich nun aussteigen aus der Abhängigkeit.
Desto länger ich nicht trinke, desto weniger kann ich verstehen, warum der Griff zur Flasche so zu meinem Leben gehört hat. Ich habe viele Lügenkonstrukte aufgebaut, um die Trinkerei vor mir zu rechtfertigen und zu beschönigen. Dafür möchte ich mich hier anmelden um mein pitschnasses Denken in trockenes Gedankengut zu ändern.
Ich lese hier schon mit seit meinen ersten trockenen Tagen. Seitdem grüble ich darüber nach ‚bin ich Alkoholikerin‘?, wenn ja, was hat das für Konsequenzen? Lebenslange Abstinenz, oh Gott, oh Gott.
Nach einem halben Jahr ‚Nichttrinken‘ kann ich die Fragen für mich beantworten. Ja, ich bin Alkoholikerin und das heisst ich kann nicht kontrolliert trinken. Also kommt für mich nur die dauerhafte Abstinenz in Frage.
Mich hier im Forum anzumelden ist für mich ein weiterer Schritt, die Tür hinter mir zu schließen.
Mein größte Angst ist, dass die Stimme, die mit mir flüstert, eines Tages behauptet: Hey war doch gar nicht so schlimm, die andern trinken doch auch, Du gehörst jetzt zu den Spaßbremsen, Du kannst das kontrollieren. Das war doch alles so einfach, Du kannst jeder Zeit aufhören.
…. Und ich vergesse nein zu sagen.
Deswegen bin ich hier, damit diese mal flüsternde, mal schreiende Stimme in Ihre Schranken verwiesen wird und kein Gehör findet. Ich weiß Sucht bewegt sich nur in eine Richtung nämlich abwärts und auch ohne Tiefpunkt möchte ich jetzt aussteigen.
Das Lesen hier hat mir die ganze Zeit sehr geholfen, deswegen möchte ich jetzt mitmachen.
Danke fürs Lesen
Liebe Grüße Rina