wicca - Manchmal bin ich müde....

  • Hallo zusammen! Mein Mann ist Alkoholiker, wir sind seit 35 Jahren verheiratet...er hat schon immer getrunken, immer nur abends, nie tagsüber. Aus meiner Sicht nutzt er den Alkohol zum "abschalten". Mit 30 verkraftet der Körper ja so manche Sünde, wenn man älter wird, nicht mehr....Mein Mann trinkt nach wie vor, fast jeden Abend, er hat gelegentlich Phasen in denen er "nur" am Wochenende trinkt auch nur abends. Er schafft es auch mal ca 3 Wochen nichts zu trinken ohne grosse Entzugserscheinungen, aber er fällt immer wieder zurück in die Sucht. Den Alltag und Job (er ist freiberuflich tätig) schafft er noch gut. Ich leide darunter wie er seinen Körper runterwirtschaftet und sich absolut uneinsichtig zeigt. Er gibt zu, das er ein Alkoholiker ist, aber er ist der festen Überzeugung es selber in die Abstinenz zu schaffen. Da ich medizinisch ausgebildet bin, weiss ich das das eher unwahrscheinlich ist. Habe schon öfter versucht ihn zu einer Therapie zu bewegen. Aus seiner Sicht braucht er keine Hilfe von aussen, wirft mir vor, ich würde ihn ständig unter Druck setzten, nie sei er gut genug, ich sei nie zufrieden und das ganze mit aggresivem Unterton. Ich erwäge mir therapeutische Hilfe zu suchen, was sich aber als nicht so einfach zeigt, da es kaum Plätze gibt. Deshalb mal hier ein Versuch, vielleicht hilft mir ja der Austausch mit Gleichbetroffenen, oder allein das Gefühl nicht allein zu sein mit der Situation. Ich kann mal mehr mal weniger gut mit der Situation umgehen....grad bin ich in der "weniger gut" Phase und einfach nur müde.... :rolleyes:

  • Hallo wicca,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Es stört Dich, dass Dein Mann regelmäßig Alkohol trinkt. Und er selbst gibt zu Alkoholiker zu sein, sieht jedoch keinen

    Handlungsbedarf.

    Hast Du Dich schon ein wenig bei den Angehörigen im Forum eingelesen? Die Geschichten gleichen sich fast alle.

    Wenn ein Partner mit dem Saufen nicht aufhören will, ist der andere der Sucht gegenüber völlig machtlos.

    Das einzige, was Dir bleibt ist die Distanzierung und den Blick auf Dich selbst. Wie kannst Du erreichen, dass es

    Dir besser geht?

    Kommt eventuell auch eine Trennung infrage? Meist sind noch mehrere Probleme im Lauf der Zeit in einer Partnerschaft zusammengekommen, die das Zusammenleben immer schwerer machen.

    Der Austausch mit anderen, betroffenen Angehörigen kann sehr hilfreich sein und die Augen öffnen.

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich dazu:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema zu "Erste Schritte für Angehörige"

    verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Morgen wicca!

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet und hier geht es weiter.

    Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen

    bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hi Liesel, wie lange machst du das schon mit?

    Hier eskaliert es immer nur wenn ich das Thema Alkohol anspreche....ich fahre schon eine ganze Weile den Kurs "ich lebe mein eigenes Leben" ich habe ein sehr schönes sportliches Hobby, dem gehe ich mehrmals die Woche nach, da erlebe ich pure Glücksmomente und kann komplett abschalten, Auf der Arbeit bin ich weit weg von Gedanken an Zuhause.... Aber ist es nicht irgendwie auch verlogen wenn ich das Thema Alkohol ausblende?? Ich merke immer das ich den Mund nicht halten kann, wenn die Wut über sein Verhalten in mir aufsteigt. Ich glaube es ist eher der Zwist der in mir vorgeht der mich müde macht, als die Alkoholexzesse meines Mannes.

  • Geht mir ähnlich. Habe einen anspruchsvollen Job, der mir Spaß macht, und kümmere mich um meine Tochter und mache Sport.

    Und wie lange? Wir sind 20 Jahre zusammen, aber leider, und das mag Dir dumm erscheinen, habe ich erst vor 1.5 Jahren realisiert, dass er Alkoholiker ist.

    Er trinkt heimlich und hat sich gut im Griff, aber die Verwahrlosung, die Persoenlichkeitsversenderung, das Vergessen und das Desinteresse an mir und meiner Tochter haben mir die Augen geöffnet. Und jetzt sehe ich es glasklar, aber fühle mich gelähmt!

  • Meine Güte, habe die letzten Tage viel hier im Forum gelesen und eines steht schonmal fest: es tut gut, als Angehörige eines Alkoholikers zu lesen, das ich nicht allein bin....so viele Parallelen habe ich hier gefunden. Mir ist klar, das nur mein Mann allein den Schritt in die Abstinenz gehen kann, ich kann ihn nicht dazu zwingen, aber ich bin dazu übergegangen, ihn die Konsequenzen seines Trinkes spüren zu lassen. Wir gehen im Alltag schon oft getrennte Wege, schon aus dem einfachen Grund, weil Mann von Zuhause aus arbeitet, ich gehe raus arbeiten, ich habe mein Hobby, bin darin viel unterwegs, er hat keine Hobbies, keine sozialen Kontakte. Unter der Woche bin ich meist unterwegs, also bleibt für gemeinsame Unternehmungen nur das Wochenende. Ich lehne allerdings gemeinsame Unternehmung strikt aber, sobald er nach Alkohol riecht...das sage ich ihm auch auf den Kopf zu...Wenn er morgens mal wieder nicht aus dem Bett kommt, weil er es abends mal wieder übertrieben hat...tja, dann bin ich halt ohne ihn unterwegs...Wenn er mal wieder in einer Phase der Vernunft ist und nichts trinkt, das kann schon mal bis zu 3 Wochen anhalten, dann bin ich gern mit ihm unterwegs.

    Leider scheint ihm der Alkohol jedoch die meiste Zeit wichtiger zu sein.

    Mich erstaunt es schon, das er während der trockenen Zeiten keinerlei körperlichen Entzug zeigt....lange Zeit war das für ihn die Begründung, das er deswegen ja kein Alkoholiker ist. Das es sich dabei um eine psychische Abhängigkeit handelt wollte er nicht hören, er hatte ja immer einen guten Grund zum trinken...."besonders schöner Tag", "besonders beschissener Tag", "Viel Stress" etc, da war er wirklich einfallsreich...

    In diesem Zusammenhang mal eine Frage an die jetzt Trockenen hier, die vielleicht auch keine körperlichen Entzugserscheinungen hatten....wann war euch klar, das ihr euch psychisch vom Alkohol lösen müsst und wie habt ihr das bewerkstelligt?

  • Sorry, ich bin ja eigentlich gar nicht angesprochen aber mich interessiert, welchen Grund Du hast, in einer für Dich so unerfüllten Beziehung zu verharren? Warum kümmerst Du Dich mehr darum, ihn zu verstehen als Dich selbst?

  • In diesem Zusammenhang mal eine Frage an die jetzt Trockenen hier, die vielleicht auch keine körperlichen Entzugserscheinungen hatten....wann war euch klar, das ihr euch psychisch vom Alkohol lösen müsst und wie habt ihr das bewerkstelligt?

    Ich hatte meine erste schwere Depressive Episode (vorher immer nur mittelschwer).

    Medikamente genommen, Alkohol getrunken (gar nicht mal so viel), aus dem Bett gekotzt (habe es nicht geschafft aufzustehen), mich unendlich geschämt und danach 3 Tage mit noch schwereren Depressionen im Bett gelegen.

    Habe mich dann mit dem Thema Depression und Alkohol auseinandergesetzt und beschlossen, nicht mehr zu trinken.

    In der Klinik (wegen der Depression) wurde ich dann mit dem Thema Abhängigkeit konfrontiert und konnte mich aufgrund folgender bei mir vorliegender Symptome dort einordnen.

    - Kontrollverlust (jeder gute Vorsatz weniger zu trinken ist nach dem ersten Glas gescheitert)

    - Trinken bis zum Blackout ( habe ich zumindest das ein oder andere mal erlebt)

    - heimliches Nachschütten, damit keiner sieht wie viel ich trinke

    - aufs Wochenende hin arbeiten

    - später auch in der Woche jede Gelegenheit, die meiner Meinung nach Trinken gerechtfertigt hat (Geburtstag, guter Tag, schlechter Tag, neues Auto, was weiß ich was noch alles), ausgenutzt

    - Stress und schlechte Laune wenn ich der Fahrer war

    usw

    Ich hatte Angst irgendwann auch körperlich abhängig zu sein (damals hab ich es noch so eingeschätzt, dass dies schlimmer sei als die psychische Abhängigkeit - was natürlich absoluter Schwachsinn ist) und habe für mich angenommen, dass ich ein Alkoholproblem habe und nie wieder trinken werde

  • Sorry, ich bin ja eigentlich gar nicht angesprochen aber mich interessiert, welchen Grund Du hast, in einer für Dich so unerfüllten Beziehung zu verharren? Warum kümmerst Du Dich mehr darum, ihn zu verstehen als Dich selbst?

    Ich will nicht sagen das meine Beziehung unerfüllt ist....wenn er nicht trinkt, sind wir ein prima Team. Wir haben gemeinsam ein schönes Zuhause, Haus, Garten, Tiere, keine finanziellen Sorgen. Ich bin nicht bereit das aufzugeben. Dafür haben wir schon viel zu viel gemeinsam erreicht in unserer 35jährigen Ehe. Ich habe mir mein Leben für mich gut eingerichtet, es gab Zeiten da habe ich mich nur um ihn gekümmert, die sind lange vorbei. Seitdem geht es mir besser....ist schwer zu erklären, sorry aber deine Frage ist natürlich gerechtfertigt.

  • Hallo Wicca,eine Partnerschaft auf Augenhöhe sieht meiner Meinung nach anders aus.

    Ihr beide lebt schon einige Zeit in Parallelwelten. Die gemeinsamen Schnittpunkte werden immer weniger werden.

    Irgendwann wirst du feststellen das das" Team" nur noch in der Vergangenheit existiert.

    Auch ich wollte immer verstehen warum und wieso meine Ex trinkt und wie ich den Schalter finde damit

    es aufhört.Ich wollte herausfinden warum es bei dem einen klick macht und bei dem anderen eben nicht.

    Nutzlose Zeitverschwendung!!

    Du wirst alleine auf Feste ,Veranstaltungen gehen, du wirst dich abwenden wenn er wieder nach Alkohol riecht. du wirst das Schlafzimmer

    verlassen und auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen.

    Du wirst dich nach und nach immer weiter von ihm entfernen.

    Eure Beziehung stirbt in Raten bis du ihn verlässt.

    Wenn es eine klitzekleine Chance für euch gibt verlasse ihn nach Ankündigung und Fristsetzung jetzt.Wenn er es

    kapiert und sich Hilfe holt siehst du es ja.Wenn nicht hast du viele Jahre Deines Lebens gewonnen,

    ich weiss, das ist nicht das was du hören willst.

    Ging mir hier aber vo über zehn Jahren genauso.

    Gruss Harry

  • wann war euch klar, das ihr euch psychisch vom Alkohol lösen müsst und wie habt ihr das bewerkstelligt?

    Das ist Ihm schon lange klar, es wird allerdings ignoriert solange es geht. Physisch und psychisch geht eh nur zusammen, also komplett weg mit dem Alkohol.

    Danach sieht es ( noch ) nicht aus.

    Ich bin in einem längeren Klinikaufenthalt trocken geworden und habe nicht mehr angefangen.

    Es liest sich allerdings nicht so als ob er dazu bereit wäre.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • ich weiss, das ist nicht das was du hören willst.

    Ging mir hier aber vo über zehn Jahren genauso.

    Gruss Harry

    Danke für deine offenen und SEHR zutreffenden Worte Harry....beschreibt direkt meine jetztige Situation, "Parallelwelten" trifft es auf den Punkt. Auch wenn es für so manchen schwer verständlich ist, ich habe in meinem Umfeld einige solcher Paare, die in diesen Parallelwelten leben (allerdings andere Gründe als Alkohol) und damit bestens klar kommen. Oft ist es zum Beispiel die finanzielle Sicherheit...und oft funktioniert es gut für die Beteiligten. Für mich grad auch...Das es nicht unbedingt das Ende meines Weges ist weiss ich und wo ich mal hin möchte weiss ich einfach noch nicht....mag sein ich bin feige, berechnend oder bequem, das ist der Punkt an dem ich grad stehe....deshalb bin ich hier, um von Erfahrungen der Erfahrenen möglichweise neue Wegweiser zu bekommen.

  • Liebe Wicca,

    ich kann dich gut verstehen. Auch ich habe mit meinem Exmann lange in einer Parallelwelt gelebt.

    Die ersten Jahre habe ich noch um die Ehe gekämpft, am Ende genau so gedacht wie du. Ich dachte ich käme damit klar. Das war aber leider nicht der Fall.

    Der Übergang war schleichend. Den Moment, wo ich einen Schlussstrich hätte ziehen müssen, habe ich leider versäumt. Und ehe ich mich versah, habe ich mich in einer schweren depressiven Episode befunden.

    Dabei ging es mir, wie ich glaubte, gut. Immerhin waren wir noch ein gutes Team und hatten einen tollen Alltag. Ich habe mich „nur“ nicht mehr geliebt gefühlt. Was schon gereicht hat, um mich innerlich aufzufressen.

    Das ist natürlich nicht immer so. Aber vielleicht hilft dir meine Geschichte, besser auf dich acht zu geben, als ich es gemacht habe.

    Pass auf dich auf und versuche regelmäßig in dich hinein zu spüren. Warte nicht wie ich, bis du selber unter gehst.

    Lieben Gruß

    Hope

  • Hallo Wicca,

    Pass auf dich auf und versuche regelmäßig in dich hinein zu spüren. Warte nicht wie ich, bis du selber unter gehst.

    Das finde ich einen wichtigen Punkt.

    Solange du gut mit der Situation klar kommst, dein Leben nicht eingeschränkt ist, musst du nicht zwangsläufig was ändern.

    Ich habe damals was geändert, mich getrennt weil es unerträglich geworden war, mit meinem damaligen Mann zusammen zu leben. Ich war davon kaputt, psychisch und physisch.

    Du hast jederzeit die Möglichkeit was zu ändern, wenn es für dich notwendig wird.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Wicca,

    so ähnlich wie du war es sicher bei vielen. Die Sicherheiten nicht aufgeben. Das hat mich auch lange verharren lassen und natürlich die Erinnerungen an die schönen Zeiten usw. . Aber ist man damit wirklich glücklich? Ich habe mich irgendwann gefragt ob ich dieses Leben noch 25 Jahre fortführen möchte, die Antwort lautete "nein".

    Für mich war die Situation am Ende unerträglich und es war höchste Zeit da auszusteigen. Das kann ich heute sagen.

    LG

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