Donnie - Nur am Wochenende trinken kann doch nicht schaden, oder?

  • Moin, mein Name ist Donnie, ich bin Anfang 30, seit ca. 15 Jahren Wochenend- / Rauschtrinker und seit nun gut 4 Wochen clean.

    Erstmal ein kleiner Abriss zu meiner Trink-Historie.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal mehr, wann ich begann zu trinken. Meine Großeltern (schwere Alkoholiker) schenkten mir bereits als pubertierendes Kind Sahne- und Kräuterlikör. Ich war als Kind Musterschüler und sehr dick, somit das perfekte Mobbing Opfer. Ich habe mich dann in virtuelle Welten zurückgezogen (PC Spiele, Online Voice Chats) und währenddessen die „Geschenke“ getrunken. Mit fortschreitendem Alter entwickelte sich hieraus ein Rhythmus. Jedes Wochenende wurde exzessiv PC gezockt, Musik gehört, online mit Leuten gequatscht, nie ohne Alkohol. Das machte mit Alkohol alles eh mehr Spaß, zumindest dachte das mein einfaches Gemüt. Meine Schulleistungen haben nie gelitten, ich habe alles problemlos geschafft, und die Leute fanden mich online angetrunken eh viel witziger. Bestätigung von allen Seiten.

    Nach meinem Gymnasialabschluss mit ca. 20 Jahren war ich ca. 2-3 Monate arbeitslos, zwischen Schulende und Ausbildungsbeginn.

    In diesen 3 Monaten trank und zockte ich jeden Tag. Irgendwann war ich so resistent, dass ich 2 Flaschen Kräuterlikör (35%) und diverse Bier trank, bevor ich zu K.O. zum Spielen war und einschlief.

    Ich war naiv - ich habe vor Ausbildungsbeginn dann aus Pflichtbewusstsein einfach das Trinken eingestellt. Das ging natürlich mit ziemlich krassen Entzugserscheinungen einher. Halluzinationen, Psychosen und vieles mehr, an das ich mich zum Glück nicht wirklich entsinnen kann. Habe die Tage meiner Erinnerung nach nur im Bett verbracht. Viel weiß ich nicht mehr.

    In der Ausbildungszeit habe ich das Trinken dann wieder auf das Wochenende & Feiertage beschränkt. In der Woche war ich immer Clean.

    Das ganze lief nach der Ausbildung so weiter. Ich lernte meine Frau kennen – die ich gewissermaßen damit leider auch noch ansteckte. Sie trank nun auch jedes Wochenende mit mir, spielte mit, hörte mit Musik. Wir gingen regelmäßig in Clubs, hatten über die Jahre viele viele Partys, viele Abstürze. Wir hatten unserer Meinung nach immer eine gute Zeit, immer Spaß, keine Probleme.

    „Leider“ hatte mein Trinkverhalten fast nie negative Konsequenzen. Ich bin exzellent in meinem Job, habe in meinem relativ jungen Alter sehr gute Aussichten auf gute Positionen und bereits ein überdurchschnittlich gutes Gehalt. Ich habe viele Freunde, die meinen Konsum nie in Frage gestellt haben. Warum auch, ich war mit Alkohol nur lustiger und offener, nie aggressiv. Im Freundeskreis gilt Alkohol generell nicht als Problem, fast jeder trinkt mal. Ich habe keine körperlichen Probleme, mache viel Sport in der Woche (am Wochenende logischerweise nicht) und habe den Wechsel vom Wochenendmodus zur Woche eigentlich immer ohne Probleme hinbekommen. Nie einen Hangover, nie körperliche Probleme, Blutwerte Top, sehr selten krank. Was sollte schon passieren. Es lief alles perfekt, und die Wochenenden machten in meinem Kopf Spaß. Ich sprach häufig sogar davon, dass der Alkohol mein Wundermittel ist, mich fit und gesund hält.

    Bis vor ca. 2 Monaten...

    Nach zwei durchzechten Urlaubswochen mit Alkohol alle 2 Tage hatte ich plötzlich Dinge, die ich noch nie festgestellt habe. Ich bekam meine erste Panikattacke durch ein leichtes Ziehen in der Brust im Herzbereich. Ich kenne viele Menschen die nach langjährigem Alkoholkonsum schwer erkrankt oder verstorben sind, unsere Familien- und Freundeskreis hat eine sehr lange Geschichte was das angeht. Unterbewusst hatte ich schon immer Angst, dass mich der Konsum irgendwann in irgendeiner Art beeinflussen kann.

    Nun, die folgenden Tage wurden diese Panikattacken immer schlimmer. Ich fuhr schließlich um 23 Uhr mit dem Krankenwagen in die Notaufnahme, da ich vor Panik kaum noch Atmen konnte. Hier wurde festgestellt, das mein Herz, meine Lunge und alles andere in dem Bereich topfit sind. Die Ärzte meinten, die Schmerzen kamen durch Muskelkontraktionen da ich sehr viel Sport im Arm- & Brustbereich mache. Klingt logisch.

    Leider hielt diese Beruhigung nicht lange an, die nächste Woche hatte ich immer wieder Panikattacken, und schließlich schmerzen im Bauchbereich. Auch hier ging ich wieder in die Notaufnahme um eine Blinddarmerkrankung auszuschließen. Auch Magen, Darm und alles drum rum topfit. Auch hier, vermutlich Muskelkontraktionen durch Bauchmuskeltraining.

    Die Wochenenden trank ich wieder, um meine Nerven zu beruhigen. Das klappte so semi gut, aber nicht mehr wie vorher. Ich merkte, dass ich nicht mehr schlafen konnte wie vorher. Ich hatte immer ein „erholsames Koma“, d.h. Ich konnte lange schlafen und fühlte mich dann halbwegs fitt. Jetzt nicht mehr, ich war nach 6 Stunden wach und hatte die Nervosität und alles wieder in mir.

    Die Tage waren psychisch die Hölle. Ich dachte ich werde verrückt. Ich hatte wirklich schlimme Gedanken (Personen die ich liebe verletzen, Suizid, komische Halluzinationen, alles mit dabei). Ich probierte diverse pflanzliche Sachen zur Beruhigung, übte Meditation und lies Bücher zum Thema Panik und Angst. Erst dadurch reflektierte ich, was die Ursache sein könnte.

    Verrückt, dass ich jetzt erst an den Alkohol dachte. Aber ich war ja meist nüchtern, warum sollte es am Alkohol liegen?

    Nun, ich entschloss folglich, jeden Alkoholkonsum sofort zu beenden und Abstinent zu leben. Da ich lediglich Rauschtrinker war, hielt sich der körperliche Entzug in Grenzen.

    Ich las viel, wie sich Körper und Gehirn erholen können, und wie lange dies i.d.R. dauert. Beim Gehirn kann dies eine ganze Weile dauern, und so hatte ich auch nach 2 Wochen noch teilweise komische Gedanken und leichte Angstzustände. Aber bei weitem nicht so stark wie vorher.

    Nun bin ich 4 Wochen clean und mir geht es körperlich Top.

    Ich kann wieder gut schlafen, die Jahre zuvor hatte ich immer Schlafstörungen.

    Meinem Magen geht es besser, ich hatte die Jahre immer Verdauungsprobleme.

    Auch vom Kopf her geht es mir besser, aber natürlich noch nicht ideal.

    Ich habe mir sofort einen Psychotherapeuten für Verhaltenstherapie gesucht. Der nahm zum Glück gerade auf und ich konnte sofort hin.

    Nun kommen so langsam die typischen (depressiven) Vierstimmungszustände. Ich muss das Leben neu lernen, muss wieder echte Liebe zu meinen Interessen finden, und neue Ziele im Leben definieren. Ich habe 15 Jahre nur auf das Wochenende hin gearbeitet, um mich wegzuschießen und die Spiele, die Musik und die Freunde und Aktivitäten die ich eigentlich mal liebte zu belanglosen Nebentätigkeiten zum Trinken zu degradieren.

    Ich habe einen tollen Job, den ich mag. Ich habe eine tolle Ehefrau, die nun ebenfalls den Weg mit mir geht. Ich habe viele Interessen, die mir auch nüchtern Spaß machen, die ich aber leider aufgrund der Jahre sehr stark mit Alkohol verbinde. Diese Verbindung gedanklich aufzutrennen wird Zeit brauchen. Trotzdem habe ich keine Angst rückfällig zu werden. Ich bin extrem willensstark und konnte schon immer Dinge durchziehen, wenn ich das wirklich wollte bzw. es notwendig war, z.B. hat es irgendwann „klick“ gemacht, und ich bin von 120KG (als Kind) durch konsequente Ernährungsumstellung & Sport auf mein Idealgewicht (65KG) geschrumpft. Ich denke durch die Erfahrungen der letzten Wochen und Monate hat auch hier ein „klick“-Effekt eingesetzt.

    Warum schreibe ich hier?

    Nun, erst einmal weil mir genau das geholfen hat, als ich ganz unten war. Zu lesen, dass es Menschen gibt, die ähnliche Symptome hatten und ich nicht verrückt werde, sondern dies Konsequenzen jahrelangen Alkoholmissbrauchs sein können. Dass auch Angstzustände, Halluzinationen und die absurdesten Gedanken Konsequenzen sein können. Dass sich das Gehirn verändert hat, aber auch den Alkohol wieder „verlernen“ kann, und echte Freude und Glück irgendwann wieder empfinden kann (was aber wohl leider viel Zeit braucht).

    Zum Anderen möchte ich mich austauschen. Für mich ist das ein neuer Lebensabschnitt und ich muss vieles neu lernen. Jede Erfahrung und jeder Ratschlag hilft mir. Und auch das schreiben selbst hilft mir, die Situation zu verstehen und zu verarbeiten.

    Und ich kenne leider auch viele Menschen, die denken jedes Wochenende „Party“ zu machen und zu trinken sei kein Problem.

    In diesem Sinne abschließend...

    Lasst es nicht so weit kommen. Nehmt Auszeiten. Versucht ohne Alkohol Spaß zu haben. Erkennt, dass wenn ihr erst mal zwei Bier auf ex ziehen müsst, der „Spaß“ den ihr den Abend empfindet vielleicht doch kein „Spaß“ ist, sondern nur ein Suchtmechanismus.

    Zieht frühzeitig die Reißleine. Ich hoffe, bei mir war es auch noch frühzeitig genug, und mein Körper & Gehirn haben mir metaphorisch nur eine Warnung ausgesprochen.

    Danke fürs Lesen und LG.

  • Hallo Donnie,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Aus Deiner Erzählung lese ich heraus, dass Du ohne ärztliche Begleitung aufgehört hast zu trinken.

    Hast Du Dich danach nochmal durchchecken lassen?

    Es dauert eine Weile, bis sich der Körper und die Seele von den ganzen Strapazen erholt hat. Und bei Dir war es

    ja so schlimm, dass Du sogar in der Notaufnahme warst.

    Siehst Du Dich selbst als Alkoholiker?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hi Elly, danke für die Aufnahme.

    Und danke für den Hinweis, bisher habe ich mich nicht nochmal durchchecken lassen. Ich dachte da ich vorher körperlich gesund war gar nicht daran, mich nochmal untersuchen zu lassen. Aber natürlich sollte man das tun. Hat man gar nicht auf dem Schirm, wenn man keinen großen körperlichen Entzug hat 😅

    Und ja, ich weiß dass ich Alkoholiker bin. Das wusste ich auch vorher schon, aber da ich keine bewussten negativen Konsequenzen durch das trinken hatte, war das für mich ein Lebensstil. Das wird ja leider in unserer Gesellschaft auch zelebriert.

    Aber ich habe jetzt verstanden, dass es das nicht ist. Es ist psychisch zerstörerisch, destruktiv und manipulativ. Ich weiß dass ich nie wieder Alkohol trinken kann, da jeder Rückfall das Gehirn noch viel mehr schädigt. Das fühlt sich aktuell surreal an, da es 15 Jahre mein Leben war, und einen Großteil meiner Lebensereignisse (Freundschaften, Hochzeit, Konzerte, Reisen uvm.) geprägt hat.

    Nach 4 Wochen Abstinenz wünschte ich mir wirklich, ich hätte das ganze nüchtern erlebt...

    Aber es ist wie es ist.

  • Stimmt, auch wenn Du körperlich nichts merkst, so spürst Du doch an Deiner Psyche, dass einiges

    durcheinander gekommen ist, Donnie.

    Meinen Glückwunsch zu 1 Monat Abstinenz! Immer weiter so!

    Hast Du Dir schon die Grundbausteine und den Notfallkoffer durchgelesen? Die findest Du unter dem

    blauen Reiter oben: Artikel

    Möchtest Du Dich im offenen Bereich mit den anderen trockenen Alkoholikern austauschen?

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben. Nach der Freischaltung werden wir Dein Thema in den offenen

    Bereich zu den "Erste Schritte für Alkoholiker" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Donnie,

    wie sieht dein Alltag jetzt aus?

    Ist eure Wohnung alkoholfrei? Trinkt deine Frau? Was machst du am Wochenende anders? Ist da jetzt gähnende Langeweile?

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Achso, eine Frage habe ich vergessen. Wie meinst du das mit deiner Überschrift?

    Wenn dir jemand den Freifahrtsschein ausstellen würde, was dann?

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Donnie,

    ich habe dich für den Austausch freigeschaltet.

    Du kannst dich nun überall hier austauschen. Nur bitte die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Donnie,


    ich habe dich für den Austausch freigeschaltet.

    Du kannst dich nun überall hier austauschen. Nur bitte die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.


    Liebe Grüße Aurora

    Vielen Dank für die Aufnahme, werde mich natürlich daran halten 🙂

    Hallo Donnie,

    wie sieht dein Alltag jetzt aus?

    Ist eure Wohnung alkoholfrei? Trinkt deine Frau? Was machst du am Wochenende anders? Ist da jetzt gähnende Langeweile?

    Grüße, Linde

    Hallo Linde,
    Mein Alltag sieht an sich aus wie früher, dominiert von Arbeit, Sport, alltäglicher Zeremonie (Essen machen, Wäsche, Wohnung etc.) und meinen sonstigen Hobbies (Videospiele, Serien / Filme).

    Meine Wochenenden sind logischerweise jetzt deutlich anders. Ich habe Freitags immer Schlag 7 Uhr das erste Bier getrunken, und dann den Abend und die Nacht "zelebriert". Samstag lange ausgeschlafen, bisschen vorm PC gehangen und mich i.d.R. nur auf einen erneuten Abend vorbereitet. Sonntag fand zusammen mit meiner Frau komplett auf dem Sofa statt, mit Serien, Filmen und Nickerchen dazwischen.

    Das findet so natürlich nicht mehr statt. Ich nehme die Tage wahr und gehe meinen Hobbies wie unter der Woche nach. Am Wochenende stehe ich normal auf, besuche mal meine Eltern, fahre Rad, gucke Bundesliga oder gehe auch was mit Freunden & Frau unternehmen, die letzten Wochen z.B. Bowling und Disco (ohne Alkohol natürlich).

    Das klappt alles ganz gut und füllt auch die Zeit, aber aktuell fühlt es sich immer noch nicht richtig an. Mir fehlen gefühlt die Ekstasen und Hochgefühle, die der Alkohol ausgelöst hat. Ich weiß, dass es ungesund und falsch war, aber ich kann nicht ändern, dass es sich aktuell noch falsch anfühlt. Ich kenne die Gründe dafür (Veränderungen der Gehirnstrukturen, antrainierte Suchtmechanismen & Rezeptoren), und es ist belastend dass man aktiv nichts dafür tun kann, dass das Gehirn diese Ekstasen dieser Droge wieder vergisst. Alles was ich aktuell tue fühlt sich ein Stück weit bedeutungslos an, auch wenn mein Tag gut gefüllt mit eigentlich gesunden und guten Aktivitäten ist.

    Meine Frau trinkt nun seit 3 Wochen auch nicht mehr. Sie hatte wenn dann eh immer nur Samstag Abends mitgetrunken, Freitags konnte sie nie trinken da sie Samstags arbeitet, und unter der Woche mit Arbeit ist Alkohol generell für sie tabu. Sie hat aber auch gesagt, dass sie weiterhin Alkohol zu gewissen Gelegenheiten trinken wird (Feste, Disco etc.). Für mich ist das kein Problem, ich will nicht zu einem Prediger werden, die Menschen müssen selber lernen mit dem Alkohol umzugehen.

    Ansonsten steht bei uns noch sehr viel Alkohol rum, wir haben Zuhause sogar eine kleine Bar mit Zapfmaschine. Ich wollte das alles nicht in einer Hau-Ruck Aktion entsorgen, auch wegen Gästen und meiner Frau. Was sowas angeht bin ich auch sehr willensstark, ich würde unter keinem Fall rückfällig werden, nur weil etwas da ist. Allerdings merke ich natürlich schon, dass das manchmal gewisse Gedanken und Erinnerungen auslöst. Nicht nach dem Motto "ich will das jetzt unbedingt trinken", sondern mehr als Trigger für negative Gedanken.

    Achso, eine Frage habe ich vergessen. Wie meinst du das mit deiner Überschrift?

    Wenn dir jemand den Freifahrtsschein ausstellen würde, was dann?

    Die Überschrift war eher rhetorisch. Mein Werdegang zeigt ja, dass es nicht funktioniert.

    Aber wenn mir jemand einen Freifahrtschein ausstellen würde, dass ich bis zu meinem Lebensende ohne körperliche und psychische Konsequenzen am Wochenende trinken könnte - ich glaube leider ich würde sofort unterschreiben.

    Ich werde es nie mehr tun, da ich weiß, dass es nicht gut geht. Und ich hoffe, mein Gehirn versteht mit der Zeit, dass diese Glücksgefühle durch den Alkohol falsch waren und dass ich wieder echtes Glück und Freude empfinden kann.

    An der Stelle auch ein Danke für die diversen Antworten und Rückfragen, es freut mich hier im Forum mit Menschen offen kommunizieren zu können.

    LG Donnie

  • Hallo Donnie

    willkommen im Forum

    Aber wenn mir jemand einen Freifahrtschein ausstellen würde, dass ich bis zu meinem Lebensende ohne körperliche und psychische Konsequenzen am Wochenende trinken könnte - ich glaube leider ich würde sofort unterschreiben.

    Ein eindeutiges Zeichen, dass du noch nicht damit abgeschlossen hast und etwas Gutes, trotz Sucht, am Saufen abgewinnen kannst. Ist kein Vorwurf, sondern ein ganz normales Denken am Anfang des Weges.

    Bewundernswert finde ich, dass du dich schon tief in die Materie eingelesen hast.

    Ansonsten steht bei uns noch sehr viel Alkohol rum, wir haben Zuhause sogar eine kleine Bar mit Zapfmaschine. Ich wollte das alles nicht in einer Hau-Ruck Aktion entsorgen, auch wegen Gästen und meiner Frau. Was sowas angeht bin ich auch sehr willensstark, ich würde unter keinem Fall rückfällig werden, nur weil etwas da is

    Wenn das mit Willen alleine gehen würde, wärst du ja nie süchtig geworden. Also gibt es Regionen im Hirn, die fern des Willens funktionieren. Etwas, was ich nicht unter Kontrolle habe. Kontrollverlust ist Sucht.

    Super, dass deine Frau mitzieht, aber für die Gäste Alkohol zu Hause zu haben ist nicht gerade pralle. Oder doch noch eine Reserve Schlückchen für dich? Schmeiß es weg, denn niemand muss trinken, wenn er nicht süchtig ist. Auch die Gäste nicht. Tipp schaffe dir einen alkoholfreien Rückzugsraum, falls der Suchtdruck, den eisernen Willen überholt.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut

    Ein eindeutiges Zeichen, dass du noch nicht damit abgeschlossen hast und etwas Gutes, trotz Sucht, am Saufen abgewinnen kannst. Ist kein Vorwurf, sondern ein ganz normales Denken am Anfang des Weges.

    Da hast du sicherlich Recht. Aktuell signalisiert mein Gehirn mir häufig noch, dass es doch eigentlich Spaß macht und ich nie Probleme hatte. Ich kenne aber die Wahrheit und weiß, dass dort die Sucht spricht, und nicht die Vernunft.
    Ich hoffe, dass sich dies über die Wochen und Monate der Abstinenz abschwächt. Ich bin gespannt.

    Super, dass deine Frau mitzieht, aber für die Gäste Alkohol zu Hause zu haben ist nicht gerade pralle. Oder doch noch eine Reserve Schlückchen für dich? Schmeiß es weg, denn niemand muss trinken, wenn er nicht süchtig ist. Auch die Gäste nicht. Tipp schaffe dir einen alkoholfreien Rückzugsraum, falls der Suchtdruck, den eisernen Willen überholt.

    Danke für den Hinweis. An eine Reserve habe ich hierbei nicht wirklich gedacht, eigentlich habe ich nur aus Pragmatismus und Überforderung mit den vielen Veränderungen & Terminen (Ärzte, Psychotherapie, Panikattacken etc.) nichts gemacht. Habe leider auch wirklich viel Vorrat durch Geschenke und Hausbar, d.h. ich will das auch nicht einfach entsorgen (mehrere 100€ Wert). Ich denke jetzt wo ich nach 4 Wochen psychisch etwas stabiler bin werde ich über die nächsten Tage / Wochen das meiste wohl verkaufen und den Raum umgestalten. Für die Zapfmaschine habe ich eh keinen Bedarf mehr. Und für geplante Feiern oder Gäste kann man auch zum Anlass entsprechend einkaufen.

    Ist schon richtig dass dieser ganze Alkohol, und wenn es nur beim Vorbeigehen, ein Trigger für schlechte Gedanken ist.

  • An eine Reserve habe ich hierbei nicht wirklich gedacht,

    das glaube ich dir aber sie ist da ;)

    Habe leider auch wirklich viel Vorrat durch Geschenke und Hausbar, d.h. ich will das auch nicht einfach entsorgen (mehrere 100€ Wert)

    Willst es verkaufen oder was hast du damit vor? Es hat doch für dich selbst keinen Wert, egal was es wert ist. Oder?

    Ich hatte Glück, hatte fast alles gesoffen. Verschenken ist auch irgendwie ein zweischneidiges Schwert. Fahrlässig dafür sorgen, dass andere sich in die Sucht saufen. Überspitzt formuliert. Sah ich aber auch erst ein, als ich selbst trocken werden konnte.

    Ausschütten lassen ist da die Methode, die ich empfehle . Dafür sind die Flaschen ja gemacht . In sich herein schütten war ja auch nichts anderes. Nur da war ich der Gully.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Willst es verkaufen oder was hast du damit vor? Es hat doch für dich selbst keinen Wert, egal was es wert ist. Oder?

    Für mich hat es keinen Wert mehr, nein. Den billigen Fusel werde ich auch einfach weg schütten. Hab aber auch z.B. noch ein paar 3 Liter Flaschen von diversen Alkoholika, sowie einige gute Flaschen. Die werde ich halt versuchen über Kleinanzeigen o.ä. zu verkaufen. Genauso wie ich die Zapfanlage ja nicht einfach aus dem Fenster werfen kann und will. Werde das ganze Zeug versuchen unter die Menschen zu bekommen.

    Verschenken ist auch irgendwie ein zweischneidiges Schwert

    Fühlt sich natürlich wie Du schon sagst ein wenig zweischneidig an, gerade moralisch mit dem Wissen dass es anderen vielleicht schadet. Aber am Ende des Tages entscheidet jeder Mensch für sich selbst ob er trinken will, und man macht meiner Meinung nach die Welt auch nicht besser, wenn man das Zeug wegschüttet statt es an Bars o.ä. zu verkaufen. Am Ende vernichtet man nur sein Geld was man irgendwann mal investiert hat.

    Ich hatte Glück, hatte fast alles gesoffen

    Habs "leider" nicht geschafft das alles rechtzeitig selbst zu vernichten 😅

  • Mir fällt der Zeit-Aspekt bei deinem Plan auf. Statt möglichst schnell die Triggergefahr aus dem Haus zu schaffen bzw. schaffen zu lassen, wirst du dich vielleicht wochenlang sehr intensiv damit befassen müssen.

    Alk in die Hand nehmen, Photos machen, inserieren, mit Interessenten schreiben, Alk verpacken bzw. aushändigen... Das wird gefühlt ewig dauern. :shock:

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich kann das auch nicht verstehen, Donnie.

    Du willst doch nie wieder Alkohol trinken, dann weg mit dem "Zeug".

    Das ist sparen an der falschen Ecke!

    Frage bei Deinen Freunden, Bekannten und Verwandten, wer was will und weg damit!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Danke für die Hinweise, hat mich auf jeden Fall nochmal zum Denken veranlasst, wie man das Alternativ lösen kann.

    Möchte halt wirklich ungerne Dinge vernichten, das wäre auch ökologisch nicht nachhaltig (natürlich nichts dagegen, wenn Personen das aus der Not heraus machen, absolut nachvollziehbar).

    Werde den Kram von Freunden abholen lassen (die kein Alkoholproblem haben) und sich darum kümmern die Sachen unter die Leute zu bringen. Mags zwar nicht andere mit sowas zu belästigen, aber ich denke in der Lage kann man das ausnahmsweise mal machen, und wie ihr schon betont ist es sicherlich wichtig, dass der Alkohol aus dem Haus ist.

  • Auf jeden Fall ist es besser, wenn kein Alkohol im Haus ist. Man kann noch so gute Vorsätze haben,

    kommt etwas Unvorhergesehenes, ist der Rückfall schneller da, als man das vermutet hätte.

    Wenn man nochmal losgehen oder fahren müsste, dann ist das eine Hürde und man kommt eher

    ins Überlegen und kann diesem Impuls mithilfe des Notfallkoffers entgegengehen.

    Also, besser kein Risiko eingehen, Donnie und alles aus dem Haus schaffen!

    Es wird für die anderen keine Belästigung sein, im Gegenteil, sie werden sich freuen, etwas geschenkt

    zu bekommen. Und Du bist es los.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo und schönen Sonntag,

    Ich habe jetzt soweit alles an alkoholischen Getränken abgegeben.

    Ansonsten planen wir den Bereich, wo aktuell die Bar steht, in einen Wohnbereich umzubauen.

    Hatte beim weggeben, wegschütten etc. auch soweit keine Probleme oder Gefühle diesbezüglich.

    Heute sind es dann bei mir 5 Wochen ohne Alkohol.

    Eine Sache die mich seit der Abstinenz beschäftigt und für mich nach nun 5 Wochen immer noch das Schwerste ist, sind irgendwelche abstrusen Gedankenkreisel.

    Ich hatte kurz bevor ich das trinken aufgehört habe (quasi zum "Höhepunkt" der Abhängigkeit) diverse Panikattacken mit schlimmen Gedanken aller Richtungen (was wenn ich einen Herzinfarkt bekomme, was wenn ich irgendeine schlimme körperliche Krankheit habe, was wenn ich mir oder anderen was antue und keine Kontrolle über meinen Körper mehr habe usw.)

    Inzwischen geht es mir körperlich gut, aber diese Gedanken wirken noch nach, vor allem dieses unspezifische "ich tue mir oder anderen was an" kommt leider einfach wie zufällig bei alltäglichen Aktivitäten in mein Gedächtnis.

    Dann Frage ich mich "Wieso kommt das genau jetzt einfach hoch?" "Wieso habe ich sowas gedacht und denke noch daran?" "Ist das mein Wille?" "Wird es irgendwann passieren?"

    Ich steigere mich dann auch jetzt noch dort hinein, in dem Moment dreht sich gefühlt alles.

    Ich breche diese Gedanken dann meist durch erlernte Techniken aus Meditation und anderen Dingen schnell ab, aber es hängt einem trotzdem einige Zeit wieder nach und gerade akut nachdem man die Gedanken hatte, fällt es schwer sich wieder auf andere Dinge zu fokussieren.

    Mich würde interessieren, ob Andere ebenfalls solche Erfahrungen gemacht haben.

    Ob diese Gedanken, die eigentlich nur durch Alkohol ausgelöste Panikattacken und Psychosen vorhanden sind, schwächer werden.

    Ich hatte vorher nie solche Gedanken. Erst mit Beginn der Panikattacken durch den Alkohol haben sich so viele Gedanken entwickelt, die mich aktuell noch nicht loslassen.

    Ich weiß, dass ich Kontrolle über meine Aktionen und Handlungen habe. Ich weiß innerlich, dass es vermutlich mein Suchtgedächtnis ist, was versucht mich wieder in den Alkohol zu treiben.

    Und auch wissenschaftliche Artikel und Recherchen deuten darauf hin, dass die "mentale" Regeneration erst nach 6 - 8 Wochen wirklich beginnt und mehrere Monate dauert.

    Dass das Hirn durch den letzten Vollrausch noch bis zu 6 Wochen Nachwirkungen ähnlich einer Entzündung hat.

    Das gibt mir zumindest Hoffnung, dass es in Zukunft irgendwie leichter wird.

    Was mich interessieren würde:

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Hattet ihr während der beginnenden Abstinenz Flashbacks, Panikattacken o.ä. an schlimme Zeiten, und wurde es mit der Zeit besser?

    Wie lange hat das bei euch gedauert, und wie seid ihr mit so Situationen umgegangen?

  • Hallo Donnie,

    ich hatte während meiner Trinkerei Angstzustände. Die sind im Laufe der Abstinenz verschwunden.

    Generell hat es Monate gedauert, um psychisch wieder stabil zu werden.

    Falls sich das bei dir nicht legt, solltest du einen Arzt aufsuchen und dem auf den Grund gehen. Eine Behandlung geht dann auch nur, wenn du nüchtern bist.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo ihr Lieben,

    Mal ein kleines Update.

    Inzwischen sind es gute 7 Wochen ohne Alkohol.

    Wir haben alles was mit Alkohol zu tun hat aus dem Haus entfernt.

    Haben die Bar abgebaut und entsprechend angefangen dies in einen Wohnraum umzubauen.

    War auch beim Hausarzt und hab mich durchchecken lassen, körperlich ist soweit alles gut.

    Er hat mir auch angeboten Antidepressiva zu verschreiben (aufgrund der Symptome, die ich gleich beschreibe), aber ich habe abgelehnt.

    Ich will nicht von einer Droge die die Chemie in meinem Gehirn manipuliert zur Nächsten.

    Ich will meinem Hirn Zeit geben, sich selbst zu erholen.

    Erst wenn ich merke dass das auch nach x Monaten / Jahren nicht funktioniert, würde ich das evtl. in Erwägung ziehen.

    Ansonsten waren die letzten Tage psychisch sehr anstrengend.

    Die Tage sind geprägt von auf und abs. Stimmungsschwankungen die sich über Stunden / Tage ziehen. Essen fällt je nach Tagesform schwierig.

    Leichte Stressbarkeit was in Extremfällen auch zu Panikattacken führt.

    Heute war ich z.B. bei meinen Eltern wo einige Menschen zu Besuch waren und laut durcheinander geredet haben.

    Als ich noch regelmäßig trank konnte ich das mit dem Gedanken "heute Abend kann ich ja trinken" gut ausschalten und ignorieren.

    Generell war ich wohl "robuster" gegenüber äußeren Reizen. Man nimmt jetzt wohl einfach alles intensiver wahr.

    Heute habe ich gemerkt, dass mich das laute durcheinander reden extrem triggert.

    Dann noch anstrengende Themen. Als ich Heim kam hatte ich dann eine Panikattacke.

    Ich spüre aktuell häufig in solchen oder ähnlichen Situationen den Gedanken "wenn ich jetzt saufe, geht das weg. Dann geht's mir wieder gut und ich bin einen Moment glücklich".

    Ich befinde mich jetzt mit 7 Wochen wohl mitten in der post akuten Entzugsphase (PAWS).

    Habe hierzu einiges gelesen, da ich mir die Symptome nicht erklären konnte, und dachte ich werde wirklich verrückt.

    Anscheinend sind das aber "ganz normale" Symptome, die bei langjährigem Drogenmissbrauch nach dem aktuem Entzug auftreten können, und es meist auch tun. Hierzu wird nur leider relativ wenig aufgeklärt oder informiert. Generell wird zum Thema wie es nach dem akuten Entzug weiter geht sehr wenig informiert.

    Diese Symptome die auch ich aktuell habe, und eben auch dass die Leute nicht wissen was sie erwartet und warum das passiert, führt meist auch zum Rückfall. Wie oben beschrieben, wäre das wohl für den Moment die einfache Lösung um mal wieder Glücksgefühle zu empfinden, und den Kopf auszuschalten.

    Aber die werde ich natürlich nicht wählen. Unter keinen Umständen. Es wird weiter gekämpft.

    Wünsche euch allen ein gutes Wochenende.

  • Hallo Donnie,

    ihr macht ja Nägel mit Köpfen! Klasse, daß ihr das Zimmer umbaut! Super konsequent.

    Du setzt dich mit dem Thema ziemlich intensiv auseinander. :thumbup:

    Dir auch ein schönes Wochenende,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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