MatildaWormwood - Vorstellung

  • Hallo,

    ich möchte mich kurz vorstellen, ich bin 41 Jahre, verheiratet und habe 3 Kinder im Schulalter. Mein Mann ist alkoholkrank, was mir am Anfang unserer Beziehung nicht bewusst war. Ich habe es zunächst als normalen Konsum angesehen und es war zu der Zeit auch weniger als jetzt. Als unser erstes Kind auf der Welt war, ist mir zunehmend bewusst geworden, dass er ein Problem hat.

    Es ist im Laufe der Jahre immer mehr geworden, ich habe durch Reden versucht, ihn zu erreichen, und bin so mehr oder weniger in die Co-abhängigkeit gerutscht. In unserem letzten Urlaub hat er so viel getrunken, dass ich mir gesagt habe, dass es so nicht weitergeht. Ich habe mich einer Freundin anvertraut und bin zur Beratungsstelle gegangen. Meine Kinder leiden zunehmend auch unter der Situation. Ich weiß gerade nicht, wohin der Weg führt. Es ist ein ständiges Auf und Ab, ein Wechsel von dem Gefühl, dass er einsichtig wird, hin zur Enttäuschung, dass doch nichts passiert. Ich habe ihm ein Ultimatum verlängert, weil ich gemerkt habe, dass er einsichtig wird. Aber gerade habe ich das Gefühl, dass das ein Fehler war.

    Ich würde mich hier sehr über einen Austausch mit anderen freuen, die in der gleichen Situation sind.


    Liebe Grüße

  • Guten Morgen Matilda,

    herzlich Willkommen bei uns. Ich finde es schon mal ganz gut, dass Du bei einer Beratungsstelle warst und nun hast Du Dich hier angemeldet, das zeigt ja, dass Du nach einer Veränderung suchst.

    Dieses ständige Auf- und Ab, kann ich sehr gut nachvollziehen. Du schreibst, dass Du ein Ultimatum verlängert hast, weil Du gemerkt hast, dass er einsichtig wird. Meinst Du nicht, dass das Einsichtig-Werden eher damit zusammen hängt, dass das Ultimatum endete?

    Alkoholikern bleibt dann manchmal auch nichts anderes übrig, als sich einsichtig zu zeigen. Manchmal sind sie es sogar tatsächlich, was aber noch lange nicht bedeutet, dass sie deshalb aufhören zu trinken.

    Du kannst ihn leider nicht ändern oder ihm auf die Sprünge helfen. Du kannst nur an Deiner Situation etwas ändern.


    Möchtest Du Dich hier regelmäßig austauschen? Dann übersende ich Dir mal den Link für den offenen Forenbereich. Einmal anklicken und kurz ausfüllen, dann können wir Dich freischalten.

    LG Cadda

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort, gern möchte ich mich regelmäßig austauschen.

    Ja, wenn ich darüber nachdenke, hängt es sicherlich mit dem ablaufenden Ultimatum zusammen. Ich habe es ihm verlängert, weil ich gemerkt habe, dass er wirklich beginnt, sich mit dem Thema Sucht auseinanderzusetzen. Er hat vor zwei Wochen sehr viel geweint, hat angefangen sich gedanklich mit seiner Kindheit zu beschäftigen. Er ist mit einem funktionierenden Alkoholiker als Vater aufgewachsen ist, leider lebt dieser auch noch mit uns in einem Haus. Mir war das lange nicht bewusst, dass er auch Alkoholiker ist (oder ich wollte es vielleicht einfach nicht wahrhaben). Jetzt ist es doch eher so, dass er wieder sagt, dass er sich nur bei der Suchtberatung meldet, weil ich das will. Das macht mir deutlich, dass er keinerlei Einsicht hat. Gestern hat er wieder viel getrunken, ich weiß nicht, wie viel es ist, weil er es heimlich macht. Ich rieche es nur und sehe es an seinem Verhalten.

    Für mich ist es so schwer, weil ich in den letzten 2 Wochen Hoffnung geschöpft habe, dass sich was ändern wird, aber ich nun den Eindruck habe, dass es nicht passieren wird. Mir hilft es sehr, dass ich darüber rede und nicht mehr schweige. Er weiß zum Teil gar nicht, wer alles bereits involviert ist. Dann würde er mir Vorwürfe machen, aber ich sehe, dass ich für die Kinder und mich Sorge zu tragen habe. Eines meiner Kinder ist bereits in psychotherapeutischer Behandlung, da habe ich es geschafft, mich der Therapeutin anzuvertrauen und es ist einiges in Bewegung gekommen. Aber ich sehe auch, dass mein ältestes Kind alles in sich hineinfrisst, es macht sich viele Gedanken und Sorgen und versucht es nicht zu zeigen.

  • Hallo Matilda,

    ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und Dein Thema direkt dorthin verschoben.
    Du kannst jetzt überall schreiben, jedoch bitte nicht in den ersten vier Wochen bei den neuen Usern im Vorstellungsbereich.

    Wenn Dein Mann nur wegen Dir zur Suchtberatung gehen will, kann er sich den Gang leider tatsächlich sparen :(

    Was könntest Du jetzt tun mit der Erkenntnis, dass die Hoffnung der letzten Wochen wohl umsonst war?

    LG Cadda

  • Wenn Dein Mann nur wegen Dir zur Suchtberatung gehen will, kann er sich den Gang leider tatsächlich sparen :(

    Ja, das denke ich mir auch. Das habe ich ihm auch schon gesagt. Das Traurige ist, dass selbst die Kinder ihm gesagt haben, dass sie sich wünschen, dass er mit jemandem spricht. Sie haben ihn auch schon gefragt, ob er wüsste, dass er ein Problem hat. Er sagt dann, er hätte keines.

    Eigentlich weiß ich, was ich tun muss, aber der Schritt ist so schwer. Das Haus, in dem wir wohnen, gehört meinem Mann (Schenkung durch seine Eltern, das ist noch nicht allzu lange her. Deswegen stehe ich noch nicht mit im Grundbuch.) Sein Vater hat ein Wohnrecht. Hinzukommt, dass es sein Heimatort ist. Ich komme aus einem anderen Bundesland, meine Eltern wohnen 300km entfernt, mein Bruder mit Familie knapp 500. Zur Zeit weiß ich nicht, ob ich im Falle einer Trennung überhaupt hier in diesem Ort bleiben möchte. Ich habe zwar hier eine wirklich gute Freundin gefunden und zwei/drei weitere Freundinnen, denen ich aber (noch) nicht von der Situation berichten würde. Wir wohnen erst seit ein paar Jahren hier im Ort, vorher waren wir in einer Großstadt und wollten wieder näher an die Familie ran. Außerdem fühlen sich meine älteren beiden Kinder immer noch nicht richtig wohl hier.

    Das Ultimatum hatte beinhaltet, dass er zu seinem Vater in die Wohnung ziehen muss, wenn er sich nicht bei der Suchtberatung meldet. Mir fällt das gerade schwer durchzuziehen, weil ich nicht weiß, welchen Weg ich einschlagen werde. Ein tatsächlicher Wegzug bräuchte mehr Vorlauf und eine Wohnung hier vor Ort braucht auch mehrere Monate, Wohnraum ist hier sehr knapp.

  • Liebe Cadda,

    es tut gut, dass du in deinen Beiträgen schreibst, dass die Einsicht ein ewiges Stadium sein kann, über das hinaus aber nichts passiert. Es hilft mir, dass ich verstehe, dass ich nicht länger warten kann, dass von seiner Seite aus etwas geschieht.

    Mein Mann hat tatsächlich die Suchtberatung kontaktiert, aber er ist jetzt erstmal auf einer Warteliste. Mich wundert das sehr, weil es bei mir sehr schnell ging. Als ich angerufen hatte, hatte ich innerhalb einer Woche einen Termin. Ich habe ihm nun vorgeschlagen, dass er ja schon mal einen Hausarzttermin machen kann, da ja mit dem auch ein Entzug geplant werden muss. Seine Antwort: "Ich mache keine Entgiftung. Ich höre einfach auf zu trinken." Ich weiß nicht mehr, was ich noch sagen soll. Das erzählt er mir seit 10 Jahren und es funktioniert nicht, das habe ich ihm dann ich gesagt.

    So langsam fehlt mir auch jedes Verständnis, ich bin gerade unfassbar wütend, traurig und enttäuscht zugleich. Wir haben tagszuvor ein Gespräch geführt, anfangs ein richtiger Streit, in dem ich ihm klar gesagt habt, dass ich will, dass er trocken wird und zwar nur durch stationären Entzug und Therapie, sonst werde ich mich trennen. Da fing er schon an, dass er das aktuell nicht könne, weil er so viel auf der Arbeit zu tun hat. Für mich zählt das aber nicht, er ist nicht selbstständig, wenn er fehlt, bleibt allenfalls Arbeit liegen. wenn er eine andere schwere körperliche Erkrankung hätte, würde er die Behandlung auch nicht aufschieben. Das Gespräch endete gut und zeigt wieder dieses Einsicht, aber ist irgendwie durch die heutige Aussage wieder hinfällig.

    Wovor ich etwas Angst habe, ist, dass unsere Kinder die Gefahr, die vom Alkohol ausgeht, unterschätzen, sodass sie im Falle einer Trennung vielleicht auch sagen könnten, ich bleibe beim Papa. Ich weiß nicht, wie er sich verhalten wird. Er hat schon durch die Tatsache, dass ich eine Mutter-Kind-Kur beantragt habe, das Gefühl, ich würde ihm die Kinder entziehen. Dabei ist er oft einfach nur genervt von ihnen und gibt ihnen das deutlich zu verstehen. Mein mittleres Kind ist sehr sensibel und will nicht mit zur Kur, weil es den Papa nicht allein lassen will. Es ist aber klar, dass es mitkommt.

    Wie war das denn bei deinen Kindern, als klar war, dass ihr euch trennt?

    Liebe Grüße

    Matilda

    Einmal editiert, zuletzt von MatildaWormwood (17. November 2023 um 01:44)

  • Hey Matilda,

    ich habe mir deine Beiträge nochmal durchgelesen. Respekt, dass du da schon in deinem Denken recht weit fortgeschritten bist, alles klar siehst und die Situation angenommen hast.

    Ich lese bei dir eine wichtige Erkenntnis heraus und du denkst auch schon über die Konsequenzen nach. Das finde ich richtig und wichtig. Es liest sich so, dass sich dein Mann freiwillig keine Hilfe gesucht hat und bisher alles auf Druck von dir geschehen ist. Du hast es ja gelesen und weisst selbst, dass das keinen Sinn hat.

    Ich kenne das beschriebene Auf und Ab der Gefühle, die endlosen und letzlich fruchtlosen Gespräche sehr gut. Ich kann nachvollziehen, dass das irgendwann nicht mehr geht. Das liegt dann an jedem Partner selbst, wie er damit umgeht. Eine Distanzierung dient definitiv dem Selbstschutz, denn ein verharren schlägt irgendwann auf Psyche und Physis.

    Wo die Kinder bleiben, hängt ja auch von deren Alter ab. Ich kann dir nur empfehlen, dich juristisch beraten zu lassen. Dort bekommst du alle Infos zu deinen Aussichten und Chancen hinsichtlich Sorge- und Umgangsrecht. Das gibt Sicherheit und beugt unnötigen Spekulationen vor.

    Viele Grüße

    Volka

  • Hallo Volka,

    vielen Dank für deine Antwort. Ich bin an dem Punkt, dass ich nicht mehr kann. Ich habe heute Nacht ewig wachgelegen, ich schlafe seit Jahren schon nicht mehr gut und zur Zeit vergeht kein Tag, an dem ich nicht weine, weil ich nicht mehr kann. Ich kann diese leeren Worthülsen nicht mehr ertragen. Ich sage ihm seit 10 Jahren, dass was passieren muss, dass ich das für unsere Kinder nicht möchte. Und ich habe auch gesagt, dass irgendwann der Punkt ist, an dem ich nicht mehr kann. Dieser ist nun eingetreten, er spielt auf Zeit und verschwendet dabei meine Lebenszeit und die der Kinder. Ihnen geht es allen nicht gut. Man muss auch dazu sagen, dass er Therapie für Quatsch hält. Auch bei unseren Kindern, eines ist ja in Behandlung.

    Ich bin gerade dabei, mich um rechtliche Beratung zu kümmern. Für mich ist es einfach alles so schwer, weil ich hier mit 2 Alkoholikern in einem Haus lebe. Meine Schwiegermutter ist vor ein paar Jahren hier ausgezogen, nachdem sie ihr ganzes Leben der Alkoholsucht meines Schwiegervater geopfert hat. Aber sie ist immer coabhängig, macht keine Therapie und ist auch finanziell komplett abhängig von ihm. Finanziell kann ich auf eigenen Beinen stehen. Und ich sehe einfach nur, dass ich nicht so enden will wie sie. Das ist mein Ansporn.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Deine Antwort liest sich ganz stark. Du wirst es schaffen.

    Ich kann diese leeren Worthülsen nicht mehr ertragen. Ich sage ihm seit 10 Jahren, dass was passieren muss, dass ich das für unsere Kinder nicht möchte. Und ich habe auch gesagt, dass irgendwann der Punkt ist, an dem ich nicht mehr kann.

    Wenn du das bereits seit 10 Jahren sagst, mit dem Zusatz "irgendwann ist der Punkt erreicht", dann nimmt er das vermutlich auch nicht mehr ernst. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dabei nun konkret und konsequent zu bleiben. Ich lese aber bei dir, dass das Formen annimmt - finde ich klasse.

    er spielt auf Zeit und verschwendet dabei meine Lebenszeit und die der Kinder. Ihnen geht es allen nicht gut.

    Genau, wenn das kein Ansporn ist, eine Veränderung anzustoßen...

    Man muss auch dazu sagen, dass er Therapie für Quatsch hält. Auch bei unseren Kindern, eines ist ja in Behandlung.

    Das ist eine ätzende Einstellung. Eine falsche Einstellung in völliger Selbstüberschätzung, dass man das alles alleine auf die Reihe bekommt.

    Ich bin gerade dabei, mich um rechtliche Beratung zu kümmern.

    Tu das nur. Es wird dich weiterbringen.

    Dein letzter Absatz liest sich gut.

    Ich drücke dir die Daumen!

    Viele Grüße

    Volka

  • Eine falsche Einstellung in völliger Selbstüberschätzung, dass man das alles alleine auf die Reihe bekommt.

    Ja, definitiv. Er ist an sich ein sehr intelligenter Mensch und dadurch glaubt er irgendwie, dass es bei ihm ja nicht so schlimm ist und wirkt überheblich. Das ist bei seinem Vater nichts anderes. Daher kommt auch die Haltung, dass er das allein schaffen würde.

    Für mich ist das Schlimme, dass ich durch meinen Beruf weiß, was so eine Sucht mit den Kindern macht, aber wenn man selbst in der Situation steckt ist, es so wahnsinnig schwer.

    Nächste Woche habe ich einen Beratungstermin beim Anwalt, das ging jetzt fixer, als ich erwartet habe.

    Liebe Grüße

    Matilda

  • Guten Morgen,

    für mich ist es trotz des Wissens, dass sein Verhalten krankheitsbedingt ist, so schwer zu verstehen, dass er eher uns als Familie aufgeben würde, als auf den Alkohol zu verzichten. Das würde er jetzt bestreiten, weil er das so wortwörtlich ja nicht gesagt hat. Aber er hat mir vorgeworfen, dass er, wenn er keinen Tropfen mehr trinken darf, keine Freunde mehr treffen kann und vor allem auf keiner noch so kleinen Party Spaß haben kann. Es ist total traurig, dass seine Lebensfreude dermaßen vom Alkohol beeinflusst ist. Und er hat auch reichlich Freunde, die selbst alkoholkrank sind, von denen sich das aber niemand eingesteht.

    Früher ist er viel gelaufen, aber das macht er so gut wie gar nicht mehr. Und er macht eigentlich viel Musik, aber das Thema Band oder auch allein Musik machen ist immer mit Alkohol verknüpft. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr fällt mir auf, wie sehr unser Leben vom Alkohol bestimmt ist. Alle Dinge, die in der Freizeit gemacht werden, sind im Prinzip damit verbunden, dass es möglichst entspannt ist oder dass man unter Vorwand ja was trinken kann. Freunde mit Kindern kommen vorbei, irgendwann wird Bier angeboten. Radtour mit Kindern endet am Biergarten mit Spielplatz, etc. Zu Hause ist er nie ganz bei der Sache, wenn er was mit den Kindern macht, sondern verschwindet immer wieder kurz. Wenn er Musik macht, macht er es in der Regel Arbeitszimmer, wo er sich von der ganzen Familie zurückziehen kann (andere Etage). Am Wochenende einen Film schauen, da kann er auf dem Sofa liegen. Und ich muss das, was ich mit den Kindern machen will, eigentlich seinen Bedürfnissen anpassen. Spieleabend ist ihm zu stressig, weil die Kinder streiten könnten. Da interveniert er direkt oder zieht sich völlig zurück.

    Wahrscheinlich ist das alles ganz "normales" Suchtverhalten, aber mir hilft es gerade sehr, das hier aufzuschreiben. Dieses knappe Woche, die ich in diesem Forum lese hilft mir sehr, da ich sehe, dass ich nicht allein mit diesen Schwierigkeiten bin. Danke.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Hallo Matilda,

    Wahrscheinlich ist das alles ganz "normales" Suchtverhalten, aber mir hilft es gerade sehr, das hier aufzuschreiben.

    ja es ist normales Suchtverhalten, denn ich habe es sehr ähnlich erlebt. An der Seite eines nassen Alkoholikers war ich quasi alleinerziehend. Leider ist es so, dass du die von dir beschriebenen Situationen erst im nachhinein erkennst, das kommt daher, weil du dich mehr mit dem Thema Sucht beschäftigst und vieles beginnst zu verstehen.

    Es ist doch gut, das dir das aufschreiben gut tut. Das hilft auch beim verstehen und sorgst sicher für so machen AHA - Effekt.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hey Matilda,

    zuerst mal ein herzlich Willkommen in unserer Runde,

    für mich ist es trotz des Wissens, dass sein Verhalten krankheitsbedingt ist, so schwer zu verstehen, dass er eher uns als Familie aufgeben würde, als auf den Alkohol zu verzichten.

    Das ist auch schwer zu verstehen.......und unendlich Traurig....ABER genau so ist die Tatsache. Im Grunde ist es keine Entscheidung gegen die Familie (obwohl ich das auch immer genau so benenne), sondern eine Entscheidung für den Alkohol. Und er kann leider nicht anders, dass ist die SUCHT....;(

    Aber er hat mir vorgeworfen, dass er, wenn er keinen Tropfen mehr trinken darf, keine Freunde mehr treffen kann und vor allem auf keiner noch so kleinen Party Spaß haben kann.

    :roll: auch das kenn ich genau so!!!! Jetzt trinkt er fast nichts mehr aber liegt nur noch auf dem Sofa und schaut einen Film nach den anderen. Ab und an wird mal was unternommen. Auf Geburtstagen kommt er entweder nur noch kurz mit oder gar nicht mehr! Das Einzig was noch geht sind die Urlaube. Aber wie wir ja alle wissen beschränken diese sich nur auf wenige Wochen im Jahr.

    Wahrscheinlich ist das alles ganz "normales" Suchtverhalten,

    Jop:roll::(

    Ich selbst bin im Moment so sehr mit Arbeit beschäftigt dass ich nur noch ein bis zwei mal in der Woche hier zum lesen komme. Seit zwei Wochen bin ich krank zuhause und hab endlich wieder Zeit täglich hier zu lesen. Ich bemerke gerade wie auch mir das Lesen bei den Neuankömmlingen hilft.


    Danke für deine Offenheit.

    Liebe Grüße Petra

  • Guten Morgen,

    lieben Dank für eure Antworten, es hilft so sehr zu sehen, dass es mir nicht allein so geht.

    ja es ist normales Suchtverhalten, denn ich habe es sehr ähnlich erlebt. An der Seite eines nassen Alkoholikers war ich quasi alleinerziehend.

    Bei uns ist es nicht so, dass er gar nichts macht. Aber er macht das, was ihm Spaß macht, z. B. mag er den gleichen Sport wie eines unserer Kinder, den hat er als Kind selbst gemacht. Das finde ich auch gut, dass er sich darum kümmert. Er bringt sich da tatsächlich ein. Aber das ist im Prinzip das einzige, was wirklich läuft, weil er dadurch Verpflichtungen hat. Und das ist das, was er gern dann nutzt, um mir zu sagen, dass es ja läuft und ich mal sehen soll, was er im Vergleich zu anderen alles macht. Und natürlich übernimmt er auch manche Sachen im Haushalt, aber das sind die, wo er in Ruhe vor sich hinwuseln kann und explizit niemanden um sich rum haben möchte. Man könnte ja auch mit den Kindern gemeinsam kochen, aber das ist zu stressig. Stattdessen kocht er aufwendige Gerichte, bei denen er seine Ruhe hat, oder räumt stundenlang samstags die Garage auf oder baut irgendein Regal in der Garage.

    Es tut mir manchmal sehr weh, wenn ich darüber nachdenke und merke, dass die Sucht so dominiert. Dann überlege ich, was alles positiv in unserem Leben ist, komme zu dem Ergebnis, dass ja nicht nur alles schlecht ist. Oft hat mich in der Vergangenheit dieses daran gehindert, den nächsten Schritt zu machen. Aber es bringt ja nichts, beide Seiten gegeneinander aufzurechnen, da viele Dinge auf der positiven Seite im Prinzip selbstverständlich sind. Und das Einbringen meines Mannes in das Hobby unseres Sohnes macht ihm ja Spaß. Das ist ja nichts, dass er notgedrungen machen muss.

    Jetzt trinkt er fast nichts mehr aber liegt nur noch auf dem Sofa und schaut einen Film nach den anderen. Ab und an wird mal was unternommen. Auf Geburtstagen kommt er entweder nur noch kurz mit oder gar nicht mehr! Das Einzig was noch geht sind die Urlaube.

    Ich kenne deine Geschichte nicht und konnte sie auch gerade nicht finden, aber ich stelle es mir sehr schwer vor. Hat dein Mann jemals eine Entgiftung gemacht oder hat er einfach nur seinen Konsum reduziert?

    Mein Mann glaubt ja tatsächlich seit Jahren, er könnte einfach so aufhören zu trinken. Das letzte Mal, dass er zwei Wochen nichts getrunken hat, liegt 8 Jahre zurück, um mir nach einem Gespräch zu beweisen, dass er ja ohne Alkohol könnte. Er hält so nicht länger als 2 Tage durch, ist aber der Meinung, er sei nicht krank. Und weil er nicht die harten Sachen trinkt, findet er das alles auch nicht so schlimm. Nach außen hin funktioniert er (noch).

    Im Grunde ist es keine Entscheidung gegen die Familie (obwohl ich das auch immer genau so benenne), sondern eine Entscheidung für den Alkohol. Und er kann leider nicht anders, dass ist die SUCHT.... ;(

    Ja, das versuche ich mir auch zu sagen, aber es ist einfach so traurig. Mein Sohn, der auch in Behandlung ist, hat mir gestern gesagt, dass er glaubt, dass sein Papa ihn nicht lieb hat, weil er nicht aufhört zu trinken. Da musste ich erst mal schlucken und habe ihm dann erklärt, dass sein Papa ihn sehr lieb hat, aber er so krank ist, dass er nicht aufhören kann zu trinken. Mir tut es so weh, meinen Sohn leiden zu sehen. Er ist sehr sensibel. Er hat auch große Angst, dass wir uns trennen. Diese Angst kann ich ihm gerade nicht nehmen. Er leidet so sehr und die anderen beiden genauso, unsere Jüngste hat gerade zu Hause Wutanfälle, die sie so zuletzt mit 4/5 hatte. In der Schule wirkt sie auf die Lehrer sehr bedrückt. Mein Großer weint auch sehr viel. Ich merke zunehmend, dass ich hier raus muss. In mir drin ist immer noch eine Stimme, die mir sagen will, aber vielleicht wird es ja doch, wenn er erst bei der Suchtberatung war oder wenn er erst den Elterntermin bei der Psychotherapeutin hatte. Aber die Erkenntnis, dass er einen problematischen Konsum hat, hat er ja hin und wieder, meistens dann, wenn er abends zu viel getrunken hat und am nächsten Tag ein schlechtes Gewissen hat. Aus dieser Erkenntnis folgt ja aber nichts Nennenswertes. Und ich kann jetzt bleiben und immer wieder hoffen, dass sie kommt, oder ich sorge für meine Kinder und mich selbst.

    Wenn ich das so niederschreibe, klingt das alles so rational. Aber bei mir fließen täglich so viele Tränen. Und nur die Tatsache, dass andere eingeweiht sind, sorgt dafür, dass ich mich nicht an der Hoffnung festklammere. Ich habe es geschafft, mir nicht nur immer Wohnungsanzeigen im Internet anzusehen, sondern bin jetzt aktiv geworden. Ich sehe mir heute Nachmittag eine Wohnung an.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Ich kenne deine Geschichte nicht und konnte sie auch gerade nicht finden, aber ich stelle es mir sehr schwer vor. Hat dein Mann jemals eine Entgiftung gemacht oder hat er einfach nur seinen Konsum reduziert?

    Nein hat er nicht.....

    Hier der Link zu meinem Tagebuch.....oh ich glaube da dieser im geschützten Bereich ist kannst du ihn noch nicht lesen

    *wegen Link in den geschlossenen Bereich editiert* Morgenrot

    Er hält so nicht länger als 2 Tage durch, ist aber der Meinung, er sei nicht krank. Und weil er nicht die harten Sachen trinkt, findet er das alles auch nicht so schlimm. Nach außen hin funktioniert er (noch).

    Auch das trifft bei uns zu.....wobei er mittlerweile auch länger als eine Woche ohne kann.

    Egal, dass ist meine Geschichte und unsere Kinder sind groß. Deine leiden, so wie du das gerade beschrieben hast. Du machst dich auf den Weg und dass finde ich super......:thumbup:hier sind viele die dir mehr eine Stütze sein können als ich. Die, die den Weg schon gegangen sind. Bleib dran.......ich finde gut dass du genau hinschaust und das du dich um deine Kinder und um dich kümmerst.......<3

    Liebe Grüße Petra

  • Ja, das versuche ich mir auch zu sagen, aber es ist einfach so traurig. Mein Sohn, der auch in Behandlung ist, hat mir gestern gesagt, dass er glaubt, dass sein Papa ihn nicht lieb hat, weil er nicht aufhört zu trinken. Da musste ich erst mal schlucken und habe ihm dann erklärt, dass sein Papa ihn sehr lieb hat, aber er so krank ist, dass er nicht aufhören kann zu trinken. Mir tut es so weh, meinen Sohn leiden zu sehen. Er ist sehr sensibel. Er hat auch große Angst, dass wir uns trennen. Diese Angst kann ich ihm gerade nicht nehmen. Er leidet so sehr und die anderen beiden genauso, unsere Jüngste hat gerade zu Hause Wutanfälle, die sie so zuletzt mit 4/5 hatte. In der Schule wirkt sie auf die Lehrer sehr bedrückt. Mein Großer weint auch sehr viel. Ich merke zunehmend, dass ich hier raus muss. In mir drin ist immer noch eine Stimme, die mir sagen will, aber vielleicht wird es ja doch, wenn er erst bei der Suchtberatung war oder wenn er erst den Elterntermin bei der Psychotherapeutin hatte. Aber die Erkenntnis, dass er einen problematischen Konsum hat, hat er ja hin und wieder, meistens dann, wenn er abends zu viel getrunken hat und am nächsten Tag ein schlechtes Gewissen hat. Aus dieser Erkenntnis folgt ja aber nichts Nennenswertes. Und ich kann jetzt bleiben und immer wieder hoffen, dass sie kommt, oder ich sorge für meine Kinder und mich selbst.

  • […]

    Hallo Matilda,

    jetzt habe ich es schon abgeschickt und hatte noch gar nichts geschrieben. Naja Montag früh :?

    Das was du da geschrieben hast finde ich sehr traurig. Deinen Kindern geht es offensichtlich gar nicht gut und dir auch nicht. Mit der Suchtberatung ist es doch nicht getan und das weißt du im Grunde auch. Sicher ist eine Trennung für die Kinder schlimm aber sie leiden jetzt auch sehr stark.

    Klar hofft man das der andere endlich eingesteht das er ein Problem hat und sich dann auch Hilfe holt. Aber wie man hier in unzähligen Beiträgen lesen kann passiert das leider nicht so häufig und bei vielen dann doch erst nach der Trennung.

    LG

  • Hallo Mollyfish,

    ich bin mir bewusst, dass aktuell kein Weg an der Trennung vorbeiführt, wenn ich meine Kinder schützen will und verhindern will, dass sie noch mehr Schaden nehmen. Bei mir ist auch der Punkt erreicht, dass ich das nicht mehr will, egal, was mein Mann mir versprechen wird. Da gab es viele Versprechen im Laufe der Jahre, keines wurde gehalten.

    Ich merke gerade nur, dass er wohl aus allen Wolken fallen wird, wenn ich mich trenne. In den vergangenen Jahren war ich ja inkonsequent, deswegen denkt er natürlich, dass ich es jetzt auch bin. Wobei er schon gespürt hat, dass meine Ansagen eine andere Qualität haben und ich mir Hilfe hole. Es passt ihm auch gar nicht, dass ich den Kindern gesagt habe, was mit ihm los ist.

    Es tut einfach nur so unfassbar weh, diesen Weg gehen zu müssen, weil der Alkohol so übermächtig ist.

    Liebe Grüße

    Matilda

  • Hallo Matilda,

    es ist schön bei dir zu Lesen. Ich finde, du gehst toll mit der Situation um und handelst. Du hast den Fokus richtig gesetzt und siehst klar.

    Ich befinde mich wohl am gleichen Punkt wie du und kann das daher wirklich nachvollziehen.

    Das möchte ich dir als Bestärkung dalassen.

    Viele Grüße

    Volka

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