Jacaelli - Partner ist Alkoholiker

  • Hallo miteinander, na dann will ich mich jetzt hier auch mal vorstellen und vielleicht mit eurer Hilfe wieder zu etwas mehr Hoffnung kommen... ich bin 42 Jahre alt und seit 1 Jahr mit meinem Freund zusammen...Er betrinkt sich etwa alle 2 Monate bis fast ins koma... diese Trinkphase dauert im Schnitt ne Woche, inklusive Ausnüchterungszeit. Wir wohnen nicht zusammen und wenn es wieder soweit ist (ich merke das sofort an der Art wie er dann Nachrichten schreibt und dann schreibt er bald gar nicht mehr und geht nicht ans Telefon) und ich die Sorgen nach ein, zwei Tagen nicht mehr aushalten kann, dann komme ich zu ihm in die Wohnung (ich habe die zweitschlüssel) und finde ihn in einem absolut furchtbaren Zustand vor. Er hat einen Hund und um beide kümmere ich mich dann. Er trinkt dann sogar in meinem Beisein noch weiter. Jetzt im Winter ist es sogar noch häufiger geworden. Da er Freiberufler ist, kann er seine Sucht einigermaßen gut vor Kollegen verstecken. Er hat viel schreckliches in der Vergangenheit erlebt, ist aber nicht bereit, das mit professioneller Unterstützung aufzuarbeiten, geschweige denn, das daraus entstandene Suchtproblem. Obwohl er sich im nüchternen Zustand über alles bewusst ist und alles bereut und bedauert und sich vornimmt nur noch selten und kontrolliert zu trinken, kommt es immer wieder über ihn und alle guten Vorsätze sind dahin. Ich merke, wie sich meine Gedanken mittlerweile fast nur noch um ihn drehen und um die Angst, ob er sich schon wieder betrinkt und wenn ja, dass ihm dann bitte nichts schlimmes passiert. Ich bin tief traurig zu erkennen, dass seine Sucht alles überschattet und dass ich und sein Hund mit dem Alkohol so stark in Konkurrenz stehen. Ich weiß, dass nur er selbst durch Einsicht und Erkenntnis und vor allem durch eine ernstgemeinte, tiefgreifende Entscheidung aus diesem Teufelskreis rauskommt und ich nichts sagen oder machen kann, was ihn dazu bewegt, abstinent zu leben. Ich mache mir große Sorgen um seine Gesundheit, da das Problem schon seit einigen Jahren vorhanden ist. Ich hab keine Ahnung, wie das weitergehen soll... Ich liebe ihn sehr und möchte nichts lieber als dass er es schafft, dieses selbstzerstörerische Verhalten zu verändern...
    Ich hoffe der Austausch hier mit ähnlich betroffenen kann mir gut, um mich nicht so allein damit zu fühlen.
    Danke und herzliche Grüße an alle

  • Hallo Jacaelli,


    das ist eine traurige Situation und ein katastrophaler Zustand. Doch leider wirst Du Deinem Partner nicht helfen können. Er kann sich nur selbst helfen, so schwer es auch ist, kannst Du nichts an seiner Situation ändern. Aber an Deiner kannst Du etwas ändern.

    Möchtest Du Dich hier gern austauschen? Dann bewirb Dich gern, damit wir Dich für den offenen Bereich freischalten können

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Cadda

  • Hallo Jacaelli,

    ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und Dein Thema direkt dorthin verschoben. Du kannst jetzt überall schreiben, jedoch bitte nicht in den ersten vier Wochen im Vorstellungsbereich bei den neuen Usern.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

    Es ist gut, dass Du Dein eigenes Zuhause hast. Er scheint ja nicht bereit zu sein, etwas an seiner Situation zu ändern. Warum hältst Du noch so sehr daran fest? Hast Du noch Hoffnung, dass es besser wird?

    Was könntest Du tun, um Dich besser abzugrenzen?

    LG Cadda

  • Ja, Hoffnung habe ich noch. Unsere Beziehung ist auch ihm sehr wichtig und bis jetzt habe ich seine Eskapaden mitgetragen. Ich möchte mein eigenes Verhalten ändern, um wieder mehr bei mir selbst sein zu können... ich will mich eigentlich dann auch nicht mehr um ihn kümmern wenn er getrunken hat und mich distanzieren..Vielleicht merkt er ja dann mal was... aber der hund tut mir so leid.... um den "muss" ich mich kümmern... ich hab selbst einen und weiß wie sehr er leidet, wenn Herrchen out of order ist... was ich aber genau machen kann, um mich besser abzugrenzen weiß ich selbst nicht so recht, denn in der nüchternen Zeit ist er wunderbar und wir pflegen einen sehr liebevollen Kontakt.. wenn ich mich aber in dieser Zeit zurück ziehe, habe ich Angst, dass ich dadurch den nächsten Vollrausch verursache

    er trinkt übrigens "nur" Bier und keinen Wein oder Schnaps... was natürlich kaum ein Trost ist...

  • Egal was Du tust - Du bist nicht der Grund, oder Auslöser warum er trinkt. Nie. Lassies da nichts einreden. Und leider kannst Du ihm auch nicht helfen oder ihn dazu bringen aufzuhören zu trinken.

    Und weil Du das mit dem „nur Bier“ schreibst: auch mein Vater hat nur Bier getrunken. Er ist mit 50 an den Folgen von „nur Bier“ verstorben.

  • Hallo Jacaelli,

    Willkommen im Forum. Ich wünsche dir einen guten Austausch hier.

    So wie Cadda schreibt, ist es schon mal sehr gut, dass du dein eigenes Zuhause hast!

    Das mit dem Hund würde mir auch kein bisschen gefallen. Trotzdem hat er die Verantwortung, nicht du. Also mach sie nicht zu deiner!

    Und „nur“ Bier. Da bekomm ich die Krise. Wenn nur Bier literweise in sich reingekippt wird… es ist egal, welchen Alkohol er konsumiert. Rausch ist Rausch.

    Und du löst keine Eskapaden aus! Das verursacht die Sucht auch ohne dein Zutun.

    Gib dir nicht die Schuld und versuch nicht ihm zu helfen.
    Kein Aufräumen, keine Erledigungen abnehmen. Kauf nicht für ihn ein.
    So lange du um ihn rumschwirrst, hat er überhaupt keine Veranlassung etwas zu ändern. Also mach’s ihm nicht zu bequem.

    Und egal, was du tust, das weißt du ja bereits selbst, du kannst ihm nicht helfen.

    Was kannst du für dich tun?

    Zuerst einmal hat mir das Schreiben und vor allem das Lesen hier unheimlich geholfen.
    Gibt es Dinge, die du gerne tust? Die du gerne für dich alleine tust?
    Sauna, Kino, Museum, Freunde/Freundin…

  • Hallo jacaelli,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast!

    Du schreibst, Ihr seid seit 1 Jahr zusammen. Und wenn er sich dann alle 2 Monate (im Schnitt) die Kante gibt, dann bleibt im Grunde ja kaum Zeit übrig, die Du ihn normal erlebst.

    Viele Menschen Probleme haben Probleme, gehen aber anders damit um. Außerdem verstärkt der Alkoholkonsum alle Probleme noch zusätzlich. Alkohol ist ein Nervengift und wirkt auf Körper und Seele.

    Und dabei ist es völlig unerheblich, was an Alkohol konsumiert wird.

    Du kannst ihm nicht helfen, aber Dir und seinem Hund. Kannst Du den Hund zu Dir nehmen oder ihn überzeugen ein gutes, neues zu Hause für ihn zu finden? Für mich grenzt das schon an Tierquälerei, wenn der Hund noch nicht einmal vor die Tür kommt und vernachlässigt wird. Das tut mir wirklich leid. Dein Freund kann ja so leben wie er will, aber er hat die Verantwortung für das Tier!

    Und auch Du kannst Dich aus diesem Kreislauf herausnehmen. Indem Du ihm hilfst, verschaffst Du ihm noch mehr Möglichkeit zu saufen. So herum kannst Du das auch sehen!

    Es ist bitter, aber im Laufe der Zeit wird sich alles nur noch mehr zuspitzen. Denn der Pegel reicht irgendwann nicht mehr aus, die Sucht ist eine Spirale, die nur einen Weg kennt. Nämlich den nach unten!

    Pass auf Dich auf, jacaelli und sorge für Dich!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Lieben Dank für eure Anteilnahme, leider kann ich den Hund meines Freundes nicht zu mir nehmen, weil er und meine Hündin nicht unbedingt ein Herz und eine Seele sind und meine Wohnung ist sehr klein. Außerdem ist er schon älter und kann nicht mehr gut laufen. Meine kann ich zum Glück auch mit zur Arbeit nehmen.

    Gerade in diesen Tagen geht eine trinkphase zu Ende und da sitzt ein Häufchen elend vor mir und bedauert, bereut und weint. Ganz viel Scham ist dabei sowie diesmal die Erkenntnis, dass er es nicht alleine schafft und sich Hilfe holen müsste,um ein glückliches, freies Leben führen zu können. Ob da nun Taten folgen, kann ich jetzt nur hoffen. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich das jetzt ohne Veränderung seinerseits so nicht mehr mitmachen will, was er auch versteht und ihn sehr traurig gemacht hat, weil er mich auf keinen Fall verlieren möchte. Doch tut er ja alles dafür... echt paradox... Ich glaube er hat sich noch nie wirklich darüber informiert, wie so eine Sucht funktioniert. Das wäre aber ein nötiger erster Schritt...sowie eine konsequente Beschäftigung mit dem Thema. Bis jetzt ist er nach ein paar Tagen nach der ausnüchterung wieder in die Normalität übergegangen und hatte sich nicht weiter damit befasst, warum er sich wieder abgeschossen hat. Ich habe ihm gesagt, dass er aber wegen des Hundes nüchtern bleiben muss, da er nun als Senior besondere Pflege und Fürsorge braucht. Der Hund bedeutet ihm extrem viel, umso unverständlicher und verwerflicher ist es, dass er sich regelmäßig so ausschaltet. Vielleicht rüttelt ihn die Frage, wie er die letzten Jahre oder vielleicht sogar nur Monate mit seinem Hund verbringen möchte, wach... da habe ich auch noch mit die allergrößte Angst vor, wenn sein Hund irgendwann gehen muss... da wird er sich so heftig ausknipsen, wenn er bis dahin nicht Hilfe in Anspruch genommen hat...

    da gerade eine trinkphase zu Ende geht, gehe ich davon aus, dass die nächsten 2 Monate ohne Alkohol vergehen werden. Sicher bin ich mir da aber natürlich nicht und die Sorge, wann es wieder über ihn kommt trotzt allem bedauern und bereuen, bekomme ich derzeit gar nicht mehr weg...dieses mal bin ich aber nur an zwei, drei Tagen zu ihm in die Wohnung gekommen, hab den Hund versorgt und bin nach einer Weile wieder gegangen. Beim letzten Mal bin ich tagelang am Stück bei ihm gewesen... das ist schon eine kleine Veränderung meines Verhaltens, obwohl es mir sehr schwer fiel, die beiden zurück zu lassen... die nächsten Tage werden sicher wieder sehr emotional...ich liebe ihn sehr und bin noch nicht bereit, unsere Beziehung aufzugeben... wenn ich aber hier im forum all die langjährigen Geschichten des leids lese, graut es mich schon, denn ich stehe letztendlich kurz davor, auch in einem solchen immer schlimmer werdenden und nicht enden wollenden Drama zu landen... ich finde es so schwierig, da eine klare Linie für mich zu finden, denn noch habe ich Hoffnung, dass er es schafft

  • Hallo jacaelli,

    du bist jetzt dabei, kleine erste Schritte zu gehen. Das ist immerhin ein Anfang. Also z.B.dass du beim letzten Absturz nicht mehr tagelang bei ihm warst. Ich bin auch eine von den Cos, die erst nach 26 Jahren einen Schlussstrich ziehen konnte. Empfehlenswert ist das wirklich nicht.

    Hoffnung ist eine gute Sache, normalerweise. Aber im Zusammenleben mit einem nassen Alkoholiker eher kein gutes Ding.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora, danke für deine Worte. Die Vorstellung, die nächsten Jahre als Co zu verbringen, macht mich fertig. Das will ich definitiv nicht. Wie hast du es geschafft, dich nach so langer Zeit doch zu lösen? Das ist absolut beeindruckend, denn schon nach nur einem Jahr Beziehung reißt es mir ein Loch ins Herz, wenn ich dran denke, dass dieser sonst so tolle Mann wieder weg wäre. Wahrscheinlich stehe ich gerade am Scheideweg und kann noch glücklich sein, dass es erst ein Jahr ist, ohne Kinder, ohne Haus oder sonstwelche gemeinsamen Verpflichtungen. Ein ausstieg wäre wohl absolut möglich. Vor allem wenn ich daran denke, dass ich noch ein halbes leben vor mir habe und ich diese Zeit mit anderen Sachen verbringen möchte als mit der last eines uneinsichtigen Alkoholikers als Partner.. da würde von meinen Träumen und Vorhaben wohl kaum was übrig bleiben... ich habe schrecklichliche Angst davor, ihn mit all seinen Problemen einfach so gehen zu lassen.... Doch sehe ich natürlich auch, dass mein Leben wichtig ist und ich will auch nicht aus Mitleid mit ihm zusammen sein

  • Hallo jacaelli,

    zuerst war es mir nicht bewusst, ich bin in einer Familie groß geworden in der Alkohol auf Feiern in Strömen geflossen ist. Die Familie war sehr groß also gab es auch viele Feiern.

    Dass also mein erster Mann da gut mithalten konnte war für mich erstmal nicht auffällig.

    Wir bekamen 2 Kinder und es war mir schon nach einigen Jahren bewusst, dass beim Ex etwas aus dem Ruder lief. Aber da ich eine gute Ehefrau und Mutter war ( so war ich halt geprägt worden), hielt ich aus, unterstützte ihn usw. In den Jahren war er dann irgendwann abhängig geworden und mein Leben wurde immer schwieriger.

    Außer seiner Arbeit nachzugehen, tat er nicht viel. Ich war zuständig für so ziemlich alles. Und zwischendurch lief es ja auch immer wieder mal gut und ich habe gehofft. Und die Jahre gingen ins Land, ich wurde zunehmend erschöpft, gereizt, hatte keine guten Gefühle für ihn. Das wurde immer schlimmer, es war Ekel, Wut, Schmerz, Angst. Ich hatte Trennungsgedanken. Aber ich hab mich nicht getraut.

    Denn da waren die Kinder, die schöne Wohnung, finanzielle Sicherheit, Hoffnung und meine Unfähigkeit, Grenzen zu setzen und selbstbewusst zu sein.

    Bis es so schlimm wurde, dass ich durch die psychische Gewalt, die er durch seinen Zustand ausübte, anfing, ihn zu hassen. Er wurde immer übergriffiger, auch sexuell. Und ich hatte kaum noch Gefühle für mich selbst. Die Kinder waren erwachsen und ich war am Ende. Ein kleines bisschen Überlebenswille war noch da und dadurch konnte ich in Bewegung kommen.

    Ich war 23 als wir geheiratet haben, da kannten wir uns gerade 6 Monate. Ich war 48, fast 49 als ich mich getrennt habe. Klar wir hatten auch gute Zeiten. Aber ich hätte mehr von meinem Leben ohne ihn gehabt. Ich war psychisch ziemlich am Ende und auch physisch. Und ehrlich, empfehlen tu ich das keinem.

    Mein erster Mann wollte nicht aufhören. Ich hatte alles getan um ihn zu überzeugen. Nix hat geholfen. Nach der Trennung war er gut 4 Jahre trocken, dann fing er wieder an und hat sich schlussendlich totgesoffen.

    So, lange Rede kurzer Sinn, ich werde das auch mal in mein eigenes Thema kopieren. Nicht böse sein, ist etwas länger geworden. Aber so war es halt.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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