• In der nassen Zeit hatte ich den Willen ein Tag lang nichts zu saufen. Die Sucht jedoch hebelte den Willen aus.

    Das kommt mir bekannt vor!

    War bei mir auch so, auch bei Zigaretten!

    Jeden Abend habe ich mir vorgenommen aber morgen trinke ich ganz sicher nichts( war vollkommen überzeugt davon und habe es auch ernst gemeint, natürlich auch benebelt vom Alk), um am nächsten Tag wieder komplett zu scheitern!

    Wahrscheinlich hab ich mir das hunderte Male vorgenommen!!!(ohne Übertreibung)

    War aber auch der Auslöser es zu schaffen, hatte irgendwann so genug vom scheitern, das ich nicht mehr konnte!

    Hab’s dann schleichend und über Jahre immer weiter minimiert um heute auf Null zu sein!

    Glaube aber so geht es jedem wenn man draufkommt aufhören zu wollen weil man weiß das es überhand genommen hat!

    Lg

  • Nur der Wille allein reicht nicht aus, beinhaltet doch auch das der Wille daran beteiligt ist. Oder reden wir aneinander vorbei?

    Nein, tun wir nicht :mrgreen:

    In der nassen Zeit hatte ich den Willen ein Tag lang nichts zu saufen. Die Sucht jedoch hebelte den Willen aus.

    ja, exakt so war es :!:

    VG Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Moin!

    Immer wieder ein spannendes und fast philosophisches Thema " der Wille ".

    Mir hat der Alkohol jeglichen Willen genommen -> Kontrollverlust. Wie oft habe ich früher zu Saufzeiten am nächsten Tag gedacht " .... oh, ne.... hättest Du mal das und das nicht getan ...".

    Heute denke ich das kaum noch, höchstens beim Impulsshopping ( aber das gehört hier nicht hin :oops: ). Heute habe ich die Kontrolle über mein handeln und kann willentlich mein Leben ( in bestimmten Situationen ) beeinflussen.


    Hartmut : Zu deiner Ausgangsthese : Mit der Faust in der Tasche trocken werden, nur durch die eigene Willenskraft. Das funktioniert nicht.

    Denn vorher muss , und das meine ich ist zu 99% in Stein gemeißelt, die Kapitulation erfolgen.

    In meinem Falle: Ich lag vollgekotzt, vollgepisst in meinem Flur mit einer akuten Pancreatitis, und sah zwei Wege vor mir: 1. Leben ohne Alkohol, 2. Tod durch Alkohol. Ich habe mich für den 1. Weg entschieden. Aber das war kein Wille in dem Sinne, das war eine Einsicht : " Mit Alkohol werde ich in kürzester Zeit sterben, am Alkohol ". Doch, gerade, wo ich mich innerlich in diese Situation hineinversetze, war ein Wille da, der Wille leben zu wollen.

    Als ich kapitulierte, habe ich danach auf sehr wackeligen Beinen ( sowohl im wahrsten als auch übertragenen Sinne ) 2 Wochen abgewartet, um einen Platz in der schon längst beantragten LZT zu bekommen. Und da hatte ich den Willen, ein nüchternes Leben zu führen. Aber dieser Wille war nur die Eintrittskarte in die dann folgende Therape.


    Diese großspurigen Menschen, die oft am 1.1. oder nach dem Karneval sagen " Jetzt höre ich auf zu Saufen, aber in ne SHG geh ich nicht, da sind ja nur Alkoholiker " wollen es mit dem eigenen Willen und scheitern an demselben.

    Beste Grüße

    drybae

    never give up

  • Moin

    Ich hatte nie den Willen alkoholkrank zu werden, wurde es aber. Irgendwann hat der Alkohol meinen Willen ausgeschaltet, aufhören ging nicht mehr, obwohl ich es hin und wieder wollte.

    Fakt ist, nachdem ich mich willentlich fast zu Tode getrunken hatte, konnte ich nicht mehr trinken.

    War es Einsicht, Kapitulation, ein Rest Überlebenswille, keine Ahnung, der umgelegte Schalter in meinem Kopf, der meine Haltung zum Alkohol, zu meinem Leben änderte und mich nüchtern werden ließ?

    Ich brauche keinen Alkohol (mehr), lebe im 16. Jahr frei und zufrieden ohne ihn.

    Es war der umgelegte Schalter, mehr nicht.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Ich brauche keinen Alkohol (mehr), lebe im 16. Jahr frei und zufrieden ohne ihn.

    Es war der umgelegte Schalter, mehr nicht.

    16 Jahre, das nenn ich mal Profi!!!

    Bei mir genau gleich, ich hatte zwar schon lange geglaubt jetzt ist’s vorbei, und ich hab ihn schon umgelegt, usw

    War aber nicht so , selbst da hat mir mein Suchtgedächtnis was vorgemacht!

    Hab das die letzten Jahre schon echt geglaubt und trotzdem immer wieder getrunken, weniger und seltener aber getrunken!

    Wie wenn man alle Theorie schon auswendig kennt, alle Regeln beherrscht aber nicht in der Praxis anwenden kann!(hoffe ich bringe das richtig rüber)

    Dieses mal kann ich ihm Nachhinein sagen war’s anders, hat dieses mal echt Klick gemacht! (Wenn spürt man es und merkt den unterschied, so mein empfinden)

    Und da gibt’s dann keinen Grund das Licht nochmals auszuschalten, was soll ich auch in einer dunklen Welt, wenn es hell umso viel schöner ist!!

    Lg

  • Sehr interessante Diskussion. Was sagt die Wissenschaft dazu? Die Definition von Alkoholismus als Krankheit schließt aus, dass Alkoholiker willensschwach sind. Alkoholismus sei eine Krankheit, ein Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Langfristiges starkes Trinken führe zu Veränderungen in den Neuronen. Gegenmeinungen sind die Ausnahme. Ein US Psychologe widerspricht dieser Definition und hat ein Buch geschrieben, dass Sucht keine Krankheit sondern eine Störung der Willensentscheidung sei. Er ist mit seiner These in der Minderheit.

    Bei mir hat die Einsicht Alkoholikerin zu sein nicht bewirkt, dass ich wirklich ernsthaft für immer aufhören wollte. Ich wollte weniger trinken, habe aber schnell gemerkt dass ich das nicht kann. Ich wollte kontrolliert trinken lernen, habe das aber immer auf nächste Woche verschoben und so vergingen die Jahre. Ich wusste schon mindestens 10 Jahre lang das ich Alkoholikerin bin. Aber Trinken machte mir einfach mehr Spaß als nicht Trinken. Erst als die gesundheitlichen Nachteile des Trinkens bei weitem (nicht nur auf Blutbefunden oder Lebersonografien) spürbar, schmerzhaft und bedrohlich die Freuden des angeheiterten Zustands überschritten haben kam der "Wille" komplett damit aufzuhören. Oder eher das Bauchgefühl, das gesagt hat: Die Lustmaximierungs und Unlustvermeidungsbalance mit Alkohol passt absolut nicht mehr.

  • An der Uni in Texas sucht man nach den "spezifischen synaptischen Mechanismen, die im Gehirn den Übergang von der Kontrolle in die Sucht verursachen", natürlich mit dem Ziel dafür eine Wunderpille auf den Markt zu bringen. Aber jedenfalls sind sie schon jetzt überzeugt, dass die neuronalen Veränderungen in den Gehirnen von Alkoholikern dauerhaft sind. Bei trunksüchtigen Mäusen ist das jedenfalls so. Ok..... vielleicht wissen wir irgendwann mehr.
    In einem der diversen Ratgeber zum abstinent werden habe ich gelesen: Alkoholiker sind überhaupt nicht willensschwach, ganz im Gegenteil, sie haben einen sehr starken Willen zu Trinken....

  • An der Uni in Texas sucht man nach den "spezifischen synaptischen Mechanismen, die im Gehirn den Übergang von der Kontrolle in die Sucht verursachen"

    Alles gut und wenn es jemand interessiert, ist das doch wunderbar.

    Aber hilft es raus aus der Sucht?

    Ich brauchte keine Erklärung, warum und wieso ich süchtig wurde. Mich interessierte nur wie ich da herauskomme. Etwas stoppe, was mich dem Tode nahe brachte.

    Nicht auch noch zu komplizieren. Zudem es dann mehr Fragen aufwirft als sie dienlich sind. Es hilft mir nicht, welche biochemischen Botenstoffe sich an die Synapsen hängen und als Überträger eines Nervenimpulses für die Sucht dienen. Wie Neutransmitter ticken:)

    Mir reichte es, die Erkenntnis zu haben, ich bin süchtig. Dass es mit Willen allein nicht klappt und dazu einen vernünftigen Fahrplan, der mir aufzeigt, wo die nächste Haltestation ist.

    In einem der diversen Ratgeber zum abstinent werden habe ich gelesen: Alkoholiker sind überhaupt nicht willensschwach, ganz im Gegenteil, sie haben einen sehr starken Willen zu Trinken....

    Zu Ratgeber. Klar, am Anfang muss man sich auch irgendwie orientieren. Ich hatte am Anfang auch vieles davon gelesen und auch etwas gefunden, was mich schnurstracks wieder in den Rückfall trieb.

    Meine Ratgeber waren danach Erfahrungen von Langzeittrockene, die sie freiwillig ohne einen kommerziellen Hintergrund zur Verfügung stellten und mich zu meinem besten Ratgeber werden ließ.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich denke es hilft zumindest darin, sich nicht wie ein Totalversager zu fühlen weil die Willenskraft nicht reicht.

    Unabhängig davon, dass eine Krankheit, wenn sie ausbricht, kein Versagen ist, halte ich solche Denkweisen für sehr gefährlich. Sie sind jetzt schon eine Entschuldigung dafür, irgendwann wieder zu saufen.

    Wenn ich weiß, dass mein Wille eventuell nicht ausreichen wird, muss ich mir andere Schutzmaßnahmen zur Unterstützung mit in meinem Weg einbauen

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hi Hartmut,

    der Willi ist gestorben,das fällt mir gerade ein. Auszug aus meiner Kindheit, wenn ich wieder mal was wollte.

    Ich weiß nicht ob es der Wille ist, ich denke am Anfang steht immer die Erkenntnis, das man etwas nicht mehr will für sich und sein Leben. Dann kommt das Umsetzen, was unglaublich schwer ist und dann kommt der Wille oder sagen wir die Kraft aus DIr, zu sagen, NEIN! das will ich nicht mehr für mich und mein Leben!


    lg Midget

    2 Mal editiert, zuletzt von Mg-Midget (29. Januar 2024 um 22:03)

  • der Willi ist gestorben,das fällt mir gerade ein

    Der Herr sei seiner Seele gnädig.:mrgreen: Jedoch sprechen wir hier von einem Suchtverhalten, was vieles normales aushebelt.

    Wenn ich mir die ganzen Suchtgeschichten, sei es Co oder Alkoholiker anschaue, kommt jeder mit einem normalen Denken an seine Grenzen.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hi Hartmut

    , da haste wohl recht. Das mit dem der Willi ist gestroben..... war wens Kind quengelt......... ich will, ich will, ich will......

    Wenn ich mir die ganzen Suchtgeschichten, sei es Co oder Alkoholiker anschaue, kommt jeder mit einem normalen Denken an seine Grenzen.

    na ja , was ist normal?

  • Lieber Hartmut,

    auch wenn du mich jetzt kreuzigst dafür . .

    ZWANGSerkrankkung! Die Frage ist doch die....... wen du schon von einer Zwangserkrankung sprichst...... ;) Wer hat sich die Zwänge auferlegt. der unter den Zwängen steht oder der sich zwängen lässt?? smile

    Im Endffekt weiß jeder Alkoholiker das er sicht nicht gut tut und jeder Co-Äbähngige das er sich nicht gut tut im Grunde seinerSeele. Die Frage ist doch die....... warum tut man sich das an?

  • ZWANGSerkrankkung! Die Frage ist doch die....... wen du schon von einer Zwangserkrankung sprichst...... ;) Wer hat sich die Zwänge auferlegt.

    Der Wille auf alle Fälle nicht. Und darum geht es in diesem Thread. Bevor dieser Fred zerschossen wird mal eine Frage. Hast ,oder hattest du selbst ein Alkoholproblem?

    Es ist ja an Alkoholiker gerichtet. Ursprung. Das der Wille nicht alleine ausreicht trocken zu werden oder zu bleiben.

    Wenn die Frage erklärt wird warum wir uns das antun, hätten wir kein Suchtproblem. Das wäre ja dann willentlich geschehen.

    Natürlich gibt es immer Begleitumstände, die zur Sucht führen könnten. Nur wird nicht jeder dadurch süchtig.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich lese gerade von Zwangserkrankung. Wie meinst Du das ?

    Im Kontext zum Willen und dem Trinken zu müssen. Vielleicht umschreibt es besser der Zwangsgedanke als Zwangserkrankung.

    Ich hatte dabei keine ICD Bezeichnung im Sinn.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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