Wilma - Es hat einfach Klick gemacht?

  • Danke schön, ich bin auch sehr froh 😊

    Tut gut zu wissen, dass hier immer jemand für einen da ist und vorallem einen versteht.

    Heute ist Tag 22 und ich fühle mich bisher sehr gut!

  • Ihr Lieben, ich möchte heute ein paar Gedanken hier lassen ... Heute ist Tag 24 und mir geht es weiterhin in Bezug auf die Abstinenz seht gut. Ich schlafe komplett durch und bin morgens richtig fit, ausgeschlafen und erholt. Das genieße ich extrem. Hab zum Glück keinen Saufdruck und die Kopfschmerzen sind weg, auch der Bedarf nach Zucker ist nur noch minimal.

    Mir ist die Tage eingefallen, dass ich vor ein paar Jahren mit dem Rauchen aufhören wollte. Die ersten 4 Wochen waren auch recht leicht ... na ja, ich rauche weiterhin. Deswegen bleibe ich jetzt besonders achtsam. Aufhören zu rauchen will ich auch, aber erstmal eins nach dem anderen.

    Allerdings gibt es in meiner Beziehung gerade ein Tief. Mein Mann ist immer und für jeden da, gefühlt aber nicht für mich. Ich fühle mich irgendwie allein gelassen. Er macht im Haushalt nichts mehr.

    Letzte Woche Donnerstag hab ich gemeckert. Ich kam nach Hause und musste ihm hinterher räumen. Ich merkte, wie ich eine richtige Wut im Bauch hatte. Dann ist mir eingefallen: Ich fühle mich unwohl in der Situation und bin wieder raus. Sofort war die Wut weg. Das war gut! Seit dem sind wir irgendwie auf Abstand und jeder macht seins.

    Gestern Abend ein Gesprächsversuch seinerseits. Bist du glücklich fragt er mich. Spontan hab ich nein gesagt. Dann überlegt. Eigentlich bin ich glücklich weil ich keinen Alk mehr trinke und es mir so viel besser geht . Ich bin in der Beziehung gerade nicht glücklich, weil ich das Gefühl habe, nur noch die untere Priorität für ihn zu sein. Meinte dann: ich trinke seit 3.5 Wochen nicht mehr, er hat mich in dieser Zeit nicht mal gefragt, wie es mir geht. Er sagte dann: hast Du dich gefragt, wie es mir ging?

    Ja, das habe ich fast täglich getan und wusste, dass er nicht glücklich war, weil Alk meine Nr 1 war. Wir wollen das Gespräch fortsetzen...

    Es hat mir aber zu denken gegeben. Ja, wie fühlte er sich aus seiner Sicht? Natürlich habe ich auch sehr viele Beiträge auch von den COs gelesen.

    Ich habe das Gefühl, wir haben einiges aufzuarbeiten. Ich tendiere zu einer Art Therapie für uns, damit er seine Ansichten, Gefühle und Erlebnisse auch verarbeiten kann. Das würde für mich sehr schlimm werden zu hören, wie er sich gefühlt hat während meiner Sauf-Zeit. Ich muss mich dem stellen, nicht muss, aber werde.

    War jemand in so einer Situation und kann berichten, wie Ihr das gelöst habt? Wohin kann man sich wenden, um diesbezüglich Unterstützung zu bekommen?

    Sorry für den Roman ... es tut gut, sich zu öffnen

  • Hallo Wilma,

    Ich habe das Gefühl, wir haben einiges aufzuarbeiten.

    ich denke, dass du damit sehr richtig liegst. Es bleibt auch einem Angehörigen nicht in den Kleidern hängen und deshalb sollte er sich auch um Hilfe bemühen. Es reicht auch für die Angehörigen nicht aus, wenn der Alkoholiker nichts mehr trinkt. Dann beginnt auch die Arbeit für ihn. Er kann sich an Suchtberatungen für Angehörige und an Selbsthilfegruppen für Angehörige wenden. Da kann er sich erkundigen. Was ich nicht tun würde, ihn hier auf das Forum aufmerksam zu machen, das ist deine Gruppe.

    Er sagte dann: hast Du dich gefragt, wie es mir ging?

    Das klingt verletzt und fast auch verbittert.

    Das sind wir als Angehörige ja oft auch. Der Alkoholiker wird nüchtern und nimmt wieder am Leben teil. Plötzlich habe ich dann jemanden neben mir der sich wieder einmischt, der mitreden will, was ich vorher alleine wuppen mußte. Das ist eine gewaltige Umstellung. Nach dem nüchtern werden, beginnt die Arbeit für beide.

    Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er auch noch skeptisch. Wenn ich mir überlege wie oft mir angekündigt wurde, nichts mehr trinken zu wollen und jedesmal wurden Hoffnungen zerstört. Es ist eben Neuland für beide.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen Wilma,

    gerade in der Anfangszeit der Abstinenz verändert sich sehr viel bei einem Alkoholiker. Du wirst wieder klarer und merkst, was Dir guttut und was nicht. Bei uns als Paar hat es mit Start in die Abstinenz auch Probleme gegeben.

    Ich bin gerade wieder ICH geworden und ganz ehrlich: ich mag mich gerne so 😊🙈

    Und Du bist momentan wieder sehr auf Dich konzentriert. D.h. Dein Mann weiß im Grunde gar nicht, wie er mit der Situation und mit Dir umgehen soll.

    Wir wussten es beide, das Thema wurde bisher tot geschwiegen.

    Wir haben viel miteinander geredet. Ich habe von mir gesprochen, wie es mir geht, etc. Und er hat seine Sicht geschildert.

    Es hat Zeit gebraucht, bis wir uns wieder richtig angenähert haben. Bis ich wirklich wieder ich selbst war.

    Unterstützung von außen hatten wir nicht. Wir haben es geschafft und sind zusammengeblieben. Es war nicht einfach, aber wenn man offen miteinander ist und Kompromisse eingeht, beide es wirklich wollen, dann kann es weitergehen als Paar.

    Das Wichtigste ist, dass man miteinander spricht. Ob da immer jemand anders (Therapeut/in) dabei sein sollte, glaube ich nicht. Der beste Therapeut kann nichts richten, wenn der einer von beiden keine Partnerschaft mehr will.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Vielen Dank für Eure ausführlichen und hilfreichen Schilderungen. Tut gut! Ich bin sicher, ihr habt recht. Es ist eine neue Situation für uns, für mich, für ihn. Wir haben den ersten Versuch eines Gespräches gestern ja gestartet, das deute ich als grundsätzliches Wollen. Ich bleibe optimistisch 🍀

  • Liebes Forum,

    mal ein Zwischenstand von mir. Morgen bin ich 4 Wochen nüchtern.

    Allerdings holen mich gerade viele unangenehme Dinge aus der Saufzeit ein. Meine Welt liegt gerade in Schutt und Asche. Meine Ehe ist kurz vorm Scheitern. Mein Mann ist nicht mehr glücklich. Wir haben geredet und wollen es dennoch nochmal versuchen. Es haben sich bereits Außenstehende an ihn gewandt und gefragt, was bei uns los ist. Ich wäre abweisend und abwertend und man fühlt sich in meiner Nähe nicht mehr wohl. Das kränkt mich sehr und komme damit nicht klar. So bin ich normalerweise nicht ... ich bin verzweifelt, weiß gerade nicht, wie ich das alles auf die Reihe kriege ... fühle mich mit der Situation überfordert.

    Ich bin so froh und dankbar, dass ich die Probleme zumindest mit klarem Kopf angehen kann. Saufdruck hatte ich bißchen zum Glück nicht. Ich will nie mehr trinken. Dieser Entschluss steht nicht zur Debatte, der steht fest!

    Ich musste immer stark sein, fast perfektionistisch. Konnte mir Schwäche oder Überforderung nie eingestehen und hab es auch nicht zugelassen. Immer Druck aufgebaut. Mit Alk zum Schweigen gebracht.

    Ich muss an mir arbeiten... Gefühle zulassen. Einfach nur aufhören zu Trinken reicht eben nicht.

  • Es haben sich bereits Außenstehende an ihn gewandt und gefragt, was bei uns los ist. Ich wäre abweisend und abwertend und man fühlt sich in meiner Nähe nicht mehr wohl.

    Guten Morgen Wilma,

    bei Dir ist derzeit viel in Bewegung, diese Beobachtungen und Bewertungen von anderen, zusätzlich an Deinen Mann und nicht an Dich persönlich herangetragen, solltest Du abhaken.

    Und Außenstehende sind im wahrsten Sinne des Wortes Außenstehende und haben keinerlei Einblick.

    Ich wurde wieder sensibler und war mehr mit mir selbst beschäftigt. Und was andere von mir denken, das ist mir gleichgültig. Denn ich kann so oder so nicht beeinflussen, was sie denken. Du denkst ja auch über andere, was Dir in den Sinn kommt, nicht wahr?

    Vielleicht haben sie sogar früher über Dich geredet, als Du noch gesoffen hast. Alles im Rahmen des Möglichen und alles nur Spekulation.

    Du kommst immer mehr dort an, wie Du wirklich bist. Das ist eine Entwicklung und wichtig für Dich, egal was andere meinen oder sagen!

    Und müssen, musst Du gar nichts, lass alles auf Dich zukommen. Immer einen Tag nach dem anderen.

    Uns als Paar hat es geholfen, viel miteinander zu reden. Früher war Dein Mann bestimmt auch nicht glücklich, als Du noch in der Sucht gefangen warst.

    Es dauert alles seine Zeit. Du bist schon oder gerade 4 Wochen abstinent!

    *Meinen Glückwunsch zum 1. Monat Abstinenz! :thumbup:

    Geh Deinen Weg weiter, mit klarem Blick und schaue nach vorn.

    Deine Priorität sollte Deine Abstinenz haben, alles andere kommt nach und nach.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • diese Beobachtungen und Bewertungen von anderen, zusätzlich an Deinen Mann und nicht an Dich persönlich herangetragen, solltest Du abhaken.

    Vielen lieben Dank für die aufbauenden Worte. Du hast natürlich recht, es kränkt mich dennoch. Diese Aussagen kamen auch, ich vermute überwiegend, von der Familie. Denen werde ich regelmäßig begegnen und weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll ... aber ja, das ist erst einmal egal und nicht die Priorität

  • Hallo Wilma,

    als Prioriät kommen im Moment erstmal du selbst und deine Abstinenz. Alles andere Schritt für Schritt. Was Außenstehende sagen, kannst du ignorieren. Mit deinem Mann kannst du reden und ihr könnt sehen, ob ihr wieder zueinander findet. Gib dir Zeit. 4 Wochen sind ganz toll!


    Seeblick

  • Hallo, kurzes Update von mir. Wir waren heute spazieren und ich habe endlich den Mut gefunden, ein Gespräch zu beginnen. Es war hart, sich so zu öffnen, sich Schwächen einzugestehen und sie auszusprechen. Ich bin noch nie so ehrlich gewesen, immer die Starke gewesen. Ich habe ihn sehr verletzt... wir haben uns dann in den Arm genommen und lange festgehalten. Hab gesagt, er muss jetzt nicht reden, wenn er nicht mag, er soll sich die Zeit nehmen, die er benötigt. Ich hoffe, es ist nicht zu spät, die Zeit wird es zeigen.

    Das setzt mir natürlich zu ... und dennoch fühle ich mich auch gut, weil ich nicht trinke! Ich kann endlich echte Gefühle zulassen, mit klarem Kopf analysieren und mich reflektieren. Dafür bin ich dankbar!

    Liebe Grüße

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