Trockener CO/ EKA ?

  • Es ging gar nicht so sehr um die Zwangshandlung, jemanden unbedingt helfen zu wollen. Sonst hätte ich auch jedem anderem mir bekannten Alkoholiker helfen wollen.

    Nun liegt da auch keine Co-Abhängigkeit vor. Ich unterscheide zwischen Co-Abhängigkeit oder ein CO Verhalten. Ein normales empathisches Verhalten gegenüber einen anderen nahestehenden Menschen zu helfen ist ja ganz normal. Das mache ich jeden Tag .

    Sogar hier bei Unbekannten . Beim Verhalten gibt es auch kein Trocken, da nichts Nasses vorausging,

    Beim krankhaften Verhalten ordne ich alles um mich herum unter. Selbst mich .

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich war in meiner Beziehung co-abhängig. Ich habe versucht zu überzeugen, gerade nachdem ich mit guten Beispiel voranging habe ich versucht, den Weg zur Suchtberatung aufzuzeigen. Ich habe Trinkmengen kontrolliert, ich habe das Verhalten schön geredet vor Anderen (später nicht mehr). Alles, wie es im Buche steht. Habe ein Eiertanz vorgenommen, damit die Laune bloß nicht schlecht wird. Habe auf ihn eingeredet, versucht ihm die Welt zu erklären, wie es funktioniert, trocken zu werden.

    Die Vorboten waren aber schon gestellt, weil ich vom Wesen her so war. Deshalb habe ich meine Ehe beschrieben. Ich war halt genau die richtige Person mit dem richtigen Wesen um in diese Co-Abhängigkeit zu geraten. Und dieses Wesen steckt ja in einem drin, deshalb ist es auch wichtig, an sich selbst zu arbeiten.

    Und ich behaupte, dass - wenn man sich so verhält, dass man die eigenen Grenzen nicht mehr setzen kann und sich schlecht behandeln lässt - vom Grundsatz her so ein Wesen hat, dass man sich auch in einer Beziehung schlecht behandeln lässt, wo Alkohol keine Rolle spielt.

    Die Angehörigen hier, die es nicht schaffen, an sich selbst zu arbeiten, wo beispielsweise "ihr Alkoholiker" trocken wird und sich das gröbste Problem nur deshalb erledigt, die laufen Gefahr beim nächsten Mal wieder in die Falle zu tappen. In der nächsten Beziehung wieder Grenzen überschreiten zu lassen, egal ob mit einem Alkoholiker oder jemand anderem.

    Ich als Co-Abhängige wollte unbedingt, dass mein Partner aufhört zu trinken, hab geglaubt, dass ich das hinbekomme und es dann besser läuft. Es drehte sich den ganzen Tag um nichts Anderes. Alles war davon abhängig, ob und wie viel er trinkt.

    Aber so fing es nicht an. So endete es. Angefangen hat es schon mit anderen Dingen, die eben gezeigt haben, dass ich emotional abhängig und später co-abhängig war.

  • Ich denke, das kann ich selbst für mich am besten beurteilen.

    Ich beurteile nicht dich, sondern das, was du geschrieben hast. Du wirst es am besten einordnen können, wie du es für dich notwendig erachtest. Ist Deins.

    Mein Wissen darüber ist einfach. Keine Zwangshaltung, keine Unterordnung, keine Abhängigkeit. Die Auswirkungen davon ist hier nicht das Thema.

    Der Thread handelt sich, ob es ein Trocken bei CO gibt. Und da spreche ich von CO Kranken, nicht von CO Verhalten.

    Ich möchte hier auch niemand seine Krankheit absprechen, der sich als krank bezeichnet. Ich hatte diesbezüglich auch mal ein Erlebnis in einem Krankenhaus. Mein Mitpatient erklärte mir, dass er bei zig Ärzten war und hunderte km fahren musste, um einen Arzt zu finden, der ihn das bestätigte, was er schon immer wusste. Dass er krank ist. Traurig genug

    Aber wieder zurück zum Thema.

    Gruß Hartmut

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  • Hm. War das bei mir nur in der suchtkranken Familie erlerntes co-Verhalten oder schon krank co-abhängig? Wo ist die Grenze? Im Ergebnis hatte ich einen Burnout, Depressionen, ich war suizidal, mußte Tabletten nehmen, kam in Frührente. Ich fand und finde mein Verhalten damals und in der Rückschau als krankhaft. Ich bin eigentlich ein logischer Mensch, aber ich war damals unerreichbar. Ich habe zig Veranstaltungen pro Monat "gemacht", zusätzlich zum Vollzeitarbeitsplatz und und und. Bis zum völligen Zusammenbruch 2008/9.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • War das bei mir nur in der suchtkranken Familie erlerntes co-Verhalten oder schon krank co-abhängig?

    Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter aus heutiger Erkenntnis CO, aber ich würde mich nicht als EKA mit Auswirkungen bezeichnen. Auch keine Verbindung zu meinem Alkoholismus stelle ich her. Hat den Vorteil, ich bin verantwortlich.

    Wenn ich Post von einem User lese, bewerte ich es auch meist nur nach dem Geschriebenen . Ich denke mich da nicht in die Person rein, da nur Bruchstücke oder Puzzleteile zum Vorschein kommen. Die gesamte Geschichte eines Hilfesuchenden in der SHG bleibt größtenteils im Verborgenen und wird nur angekratzt.

    Das macht es mir auch einfach, direkte und unbequeme Fragen zu stellen.

    Nun ist es ja nicht unüblich, dass ein CO oder Alkoholiker sich an ähnlichen Geschichten, die er selbst erlebt, hat anhängt. Was die Gefahr birgt, sein Spiegelbild zu "therapieren"

    CO trocken gibt es also nicht. Bisher zumindest kann ich es nicht herauslesen.

    Gruß Hartmut

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  • Das Thema an sich lässt mich nicht ganz los, aber es lässt mich auch nicht zu einem richtigen Ergebnis kommen, wenn ich ehrlich bin.

    CO trocken gibt es also nicht. Bisher zumindest kann ich es nicht herauslesen.

    Einerseits sehe ich das auch so. Denn es steckt in einem drinnen und "man" muss immer dran arbeiten, nicht wieder in die Falle zu treten.

    Aber das ist doch beim Alkoholiker auch so!? Wenns also danach geht, dürfte er sich ja auch nicht als trocken bezeichnen.

    Ich würde daher sagen, dass ein Co-Abhängiger durchaus trocken sein kann. Ich bin es gerade. Ich würde solche Handlungen nicht mehr vornehmen. Doch ich könnte genau so "rückfällig" werden, z. B. in einer neuen Lebenspartnerschaft, wenn ich alte Verhaltensmuster wieder einschleichen lassen würde.

    Spannendes Thema in jedem Fall :)

  • Liebe Cadda

    Genau in diese Richtung gehen meine Gedanken dazu auch gerade.
    Trocken ja, aber immer rückfallgefährdet, wenn ich mit mir nicht achtsam bleibe und meine alten Verhaltensmuster wieder einschleichen lasse. Das wird sicher ebenso eine lebenslange Aufgabe, wie Abstinenz zu bleiben.

    Ich hab hier geschrieben , dass ich glaube, die Co heilen zu können. Ja, die Seele heilt, die Gedankenmuster können sich umstrukturieren. Ähnliche wie Depressionen. Mit der richtigen Einstellung, kann die Krankheit geheilt werden. Aber die Muster sind da, sie sind für immer angelegt und wenn ich nicht auf mich aufpasse, könne sie wieder aufbrechen.

  • Hallo,

    ich finde einfach den Begriff " Trocken" irgendwie unpassend für die Coabhängigkeit. Ich glaube, das ist es, was mich irgendwie an der ganzen Thematik stört.

    " Nass" und " trocken" sind für mich Bezeichnungen, die ich mit Alkoholabhängigkeit in Verbindung bringe und die für mich dort einen Sinn ergeben. Genauso wie " clean" für mich was mit anderen Drogen als Alkohol zu tun hat.

    Es ist klar, was in unserem Thema hier mit den Bezeichnungen gemeint ist. Aber ich kann sie nicht für mich anwenden weil ich was ganz anderes damit verbinde.

    Es gibt im Verhalten von Cos und Alkoholikern viele Parallelen. Aber meiner Meinung nach ist es nicht 1 zu 1 gleich. Muss es das denn auch sein? Ich bin mir bewusst, dass ich mich viele, viele Jahre zwanghaft verhalten habe. Aus Gründen, die in meiner Persönlichkeit und Prägung liegen.

    Und ich bin mir bewusst, dass ich inzwischen genug Selbstreflexion habe um in Zukunft ganz gut geschützt zu sein.

    Aurora

    I

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Puh, dieser Faden hat es in sich 😅. Hab ihn gestern erst entdeckt und seitdem denke ich nach.

    Momos Definition finde ich sehr überzeugend! Ich selbst habe absichtlich in letzter Zeit keine Bücher über Co-Abhängigkeit mehr gelesen, weil ich sowieso so eine kopflastige Theoretikerin bin und hier bewusst nur über die Erfahrung und Selbsthilfe im Forum dran gehen wollte.

    Ich habe ja schon mal gesagt, dass ich Probleme habe mich als Co-abhängig zu bezeichnen. Nicht weil mich das stört oder mir das unangenehm ist, sondern weil ich das Gefühl habe mich dahinter zu verstecken oder ein Pretender zu sein. Trotzdem sage ich es oft dann, wenn ich typisches Co-Verhalten zeige oder Gedanken habe.

    Ich glaube mein Haupt-Widerstand kommt daher, dass ich mich nicht als "Opfer" fühle. Und das verbinde ich damit. Und dass ich auch kein Helfersyndrom habe. Glaube ich jedenfalls. Ich kann auch nicht sehen, dass ich von meiner Persönlichkeit her ungewöhnlich harmoniebedürftig bin oder nachgiebig oder keine Grenzen setzen kann.

    Bei manchen Alkoholikern hier im Forum habe ich schon den Eindruck als ob etwas abfällig über "ihre früheren Co's" gesprochen wird. So als seien die eine Art (bitte jetzt nicht falsch verstehen) eine Art Parasit und sie sind der Wirt. Und die Co freut sich diebisch, wenn sie Flaschen findet oder meint ihn doch kontrollieren zu können und "braucht" den Kick, wenn er wieder abstürzt und sie ihn rettet...oder so in der Art.

    Ich habe das in den letzten Wochen auch sehr stark für mich reflektiert, ob ich das Gefühl von Macht über den "schwachen Alkoholiker" "genieße", ob ich von seinem permanent schlechten Gewissen profitiere. Vielleicht manchmal, ja. Aber nicht weil mein Wesen immer schon so war. Also es stimmt, dass ich schon ein Kontroll-Freak bin, aber das ist nicht durch den Alkoholismus meines Mannes entstanden, das war ich vorher schon und ist auch nicht pathologisch. Nur hier stoße ich dann natürlich voll an meine Grenzen.

    Ich denke bei mir war das wirklich alles ein sehr schleichender Prozess, der sich erst mit und durch das Zusammensein mit meinem alkoholkranken Mann entwickelt hat. Und zwar ganz ganz langsam.

    Ich war früher sehr autonom. Ich war aktiv in der Frauenbewegung. War sozusagen eine wilde Feministin 😜. Meine vorherige langjährige, innige, gesunde Beziehung habe ich beendet, nachdem ich zum studieren ins Ausland und dann dort geblieben bin und einfach frei sein wollte für Neues. Später bin ich ganz alleine eineinhalb Jahre durch die Welt gereist. War nie konfliktscheu.

    Aber warum bin ich dann seitüber 20 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen geblieben? Ich muss doch mittlerweile co-abhängig sein. Sonst würde es mir doch nicht so schwer fallen mich zu trennen? Klar, da ist auch immer wieder die Hoffnung und auch die schönen Zeiten zwischendrin. Wenn er nüchtern ist, dann sind wir ein richtig gutes Team - ja, wenn. Und ich war immer gut darin mein Ding trotzdem zu machen. Aber ich war auch sehr oft abgrundtief verzweifelt und dachte das gibt's doch gar nicht, was du da mit machst! Wenn dein früheres Ich das gesagt bekommen hätte, das hätte es niemals geglaubt!

    Ich denke wirklich für mich wäre das Thema erledigt, wenn ich mich trennen würde. Dann wäre ich quasi "geheilt". Ich sehe eher die Gefahr, dass ich aufgrund dessen, dass in meiner Herkunftsfamilie sehr viel getrunken wurde, zu hohe Schwellen hatte, was noch normal ist.

    Aber ich bin ja auch noch auf Weg das alles besser zu verstehen. Danke für eure Gedanken dazu!

  • Also es stimmt, dass ich schon ein Kontroll-Freak bin, aber das ist nicht durch den Alkoholismus meines Mannes entstanden, d

    Ich denke, dass viele anfangen ein "Kontrollfreak" zu werden, um wenigsten ein bisschen das Gefühl der Lebenskontrolle in einer unkontrollierten Situation zu erhalten. Des Weiteren denke ich, dass durch die vielen extremen Vorfälle in einer Beziehung mit einem suchtkranken Menschen, der "Co" überhaupt nicht mehr an den Moment kommt klar zu denken. Immer wieder müssen unlogisch Vorfälle mental verarbeitet werden bis zum nächsten Augschlag.

    Dadurch entsteht meiner Meinung nach diese Schwierigkeit für viele aus der Situation auszubrechen. Der Körper ist die ganze Zeit im Stressmodus. Das ist dann das was auf lange Sicht krank macht, Depressionen auslöst, körperliche Beschwerden.

  • Bei manchen Alkoholikern hier im Forum habe ich schon den Eindruck als ob etwas abfällig über "ihre früheren Co's" gesprochen wird. So als seien die eine Art (bitte jetzt nicht falsch verstehen) eine Art Parasit und sie sind der Wirt. Und die Co freut sich diebisch, wenn sie Flaschen findet oder meint ihn doch kontrollieren zu können und "braucht" den Kick, wenn er wieder abstürzt und sie ihn

    Mir ist das hier in 17 Jahren nicht aufgefallen.

    Aber selbst wenn das die Schlüsse daraus sind, wo bleibt die Sucht bei dieser mir sehr fragwürdigen Darstellung? Das ist doch kein Spiel. Kein Wettbewerb oder es passiert aus der Laune heraus. Die Sucht bestimmt doch das Verhalten auf beiden Seiten.

    Nochmal zur Erklärung.

    Dieser Thread richtet sich an bekennende CO Kranke. Wenn jemand nur Angehöriger oder Begleiter für den Alkoholiker ist, dann ist der Thread nichts für ihn. Wer es nicht als Krankheit ansieht oder noch an seiner Selbsterkenntnis festhängt auch nicht.

    Ich hatte mal gewagt den Vergleich zu ziehen, ob es ähnlich wie bei Alkoholiker, "Nass und Trocken" auch bei Co gibt.

    Da bitte beim Thema bleiben, das scheint es nicht zu geben.

    ich finde einfach den Begriff " Trocken" irgendwie unpassend für die Coabhängigkeit.

    Bei Alkoholiker ist es so, wenn sie die Sucht stoppen, das Trocken sein beginnt. Das durch aktives Zutun . Er ist erstmal aus der Opferrolle raus. Hat sein Suchtmittel weggestellt. Er wird erst wieder zum Opfer beim Rückfall und ist dann wieder dann "Nass"

    Bei CO habe ich das Gefühl, es bleibt eine lebenslange Beeinträchtigung für Ihn.

    Nun sind mir eigene Erfahrungen auch wichtiger als Meinungen oder Thesen.

    Wir sind "Selbsthilfe" und keine "Beratung" Hat mir ein Langzeittrockener am Anfang mitgegeben. Ich kann zwar Erkenntnisse von anderen mitnehmen und daraus profitieren , aber nur selbst trocken werden und bleiben.

    Ist bei Co sicherlich auch so.

    Gruß Hartmut

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  • Hallo Hartmut,

    Du hast Recht. Ich denke wir drehen uns hier eigentlich nur um Begrifflichkeiten. Bei den "Co's" gibt es halt viele seelische Verletzungen und es gibt bestimmt einige, welche ein Leben darunter leiden, andere schaffen es zu überwinden.

    Ich glaube was es auch schwierig macht, ist es , dass es keine klare Definition von Co-Abhängigkeit gibt. Oder besser gesagt, jeder es irgendwie ein bisschen anders sieht. Also zum Beispiel: Ab wann bin ich denn Co- Abhängigkeit oder so


    Ich denke auch ,dass wir uns hier Alle gut unterstützen. Gegenseitig.Auch wenn es mal so einen knackigen Thread gibt.

    LG Momo

  • Auch wenn es mal so einen knackigen Thread gibt.

    Das Gegenseitige verstehen und Schulterklopfen, um es mal etwas übertreiben auszudrücken, ist nie meins gewesen. Das hatte ich am Stammtisch. Bei den unterschiedlichen Meinungen fand ich nie eine Lösung. In den Erfahrungen lag der Schlüssel meines Weges.

    Du kannst davon ausgehen, dass ich stets direkt und unverblümt etwas anspreche und dafür sorge, dass es auch nach 17 Jahren trocken sein, knackig bleibt. Langjährige User wissen, wovon ich gerade schreib.

    Aber auch davon ausgehen, dass da nie böse Absichten dahinter stecken.

    Genug von mir. Ist ja Feiertag, Vatertag und seid 17 Jahr verstaubt mein Bollerwagen :mrgreen:

    Gruß Hartmut

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  • Momos Beschreibung finde ich sehr treffend.

    Bei der Wiederaufnahme des Kontakts durch meine Mutter ist genau das passiert. Ich bin in alte Muster hineingerutscht, die mir früher Kontrolle bzw. ein Bei-mir-sein-dürfen in einer unkontrollierbaren Situation suggeriert haben. Die krasseste Reaktion war das Wiederaufflammen sehr extremer Migräne. Schon als kleines Kind im Vorschulalter habe ich, wenn die Anschläge auf mich und die Anspannung unerträglich wurden, mit Migräne reagiert, das volle Programm bis zum nicht endenden Erbrechen. Damals haben diese Anfälle mir geholfen, mich abzugrenzen, bei mir zu sein. Meine Mutter hat mich meist in Ruhe gelassen, wenn ich Migräne hatte und über der Kloschüssel hing. Leider ist die Migräne auch nach dem Kontaktabbruch geblieben. Sie hatte sich mit Wetterveränderungen, vor allem Fön, und mit den normalen Hormonschwankungen im Leben einer Frau zusammengetan und so in tagelangen Anfällen verselbstständigt. Die Hormonschwankungen waren dann später einer der schlimmsten Trigger. Mir kam es so vor, als dürfte ich keine Frau sein. Und so war es auch, je älter und selbstständiger ich wurde, desto bösartiger war das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber, was dann zum Kontaktabbruch geführt hat.

    Der Dauerstress in meiner Kindheit und Jugend hat mich krank gemacht.

    Nach Jahrzehnten des Mich-um-mich-selbst-Kümmerns, verschiedener Therapien und mithilfe einer prima Ärztin und neuer Medikamente zur Migräne-Prophylaxe habe ich Wege gefunden, mit der Migräneveranlagung umzugehen, so dass es seltener und die Anfälle weniger heftig sind.

    Wenn ich jetzt zu meiner Mutter fahre, dann spüre ich diesen extremen Stress. Regelmäßig habe ich dort oder danach Migräne. Ich brauche eine Woche um mich von 2 Tagen bei ihr zu erholen. Deshalb mache ich es so selten wie möglich. Auch mein Mann fährt mittlerweile seltener hin, was mir wichtig ist.

    Zum Glück funktioniert das Delegieren an den Pflegedienst sehr gut. Auch Arztbesuche kann ich aus der Ferne mit dem Rolli-Taxi organisieren. Und das beste ist: nachdem ich den letzten Arztbesuch organisiert hatte, habe ich ihn tatsächlich vergessen! Erst als meine Mutter anrief, um zu fragen, wann das Taxi käme, ist es mir wieder eingefallen. Die Telefonate sind mittlerweile nur noch selten beeinträchtigend. Auch die haben mich zunächst jedesmal sehr gestresst. Mittlerweile habe ich den Dreh raus, wie ich meine Mutter auf Distanz halte. Dabei bleibe ich immer freundlich und verbindlich. Ich weiss nicht, wie ich es ausdrücken kann: ich schwinge nicht (mehr) mit ihren Emotionen mit.

    Ich bin sehr froh, mehr Distanz bekommen zu haben. Das Forum hat dazu beigetragen wieder aus den alten Mustern herauszukommen. Es hilft mir dabei, mich selbst zu reflektieren. Gerade wenn mich hier etwas triggert, schaue ich bei mir genau hin und versuche zu ergründen, was es mit mir und meiner Geschichte zu tun hat.

    LG Siri

  • Bei der Wiederaufnahme des Kontakts durch meine Mutter ist genau das passiert. Ich bin in alte Muster hineingerutscht,

    Für mich ein ganz wichtiger Satz.

    Heißt ja dann auch . Solange ich mich noch in einer trinkenden CO Beziehung befinde, so lange bin ich im aktiven CO Verhalten. Sehe ja nichts anderes, wie sollte ich auch anders handeln können? Ich blende dann auch alles, was ich da für mich "verkehrt" machen kann, aus.

    Ist wie bei uns Alkoholiker der Versuch eines kontrollierten Trinkens. Man verfällt immer wieder ins alte Muster.

    Die einzige Chance sehe ich nur, wenn beide bereit sind, etwas für sich zu tun. Einzeln für eine weitere Partnerschaft.

    Gruß Hartmut

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  • Meiner Ansicht nach ist es nicht mit dem Versuch des kontrollierten Trinkens vergleichbar. Ich hole etwas aus, um zu erklären, warum ich das so sehe.

    Der Vergleich wäre für mich nachvollziehbarer, wenn mein Leben weiterhin um das Leben meiner Mutter kreisen würde. Das ist aber nach dem ersten Schock des Wiedersehens, bei dem ich nach fast zwei Jahrzehnten mit dem massiv verschlechterten Zustand meiner Mutter konfrontiert wurde, also der Re-Traumatisierung zu Beginn letzten Jahres und dem damit verbundenen (langwierigen und schlimmen) Rückfall in alte Muster mittlerweile nicht mehr der Fall, auch wenn ich vor Ort bin.

    Es ist eher eine Frage meines Energiehaushalts.

    Die Vereinnahmung, die Wut meiner Mutter und die Manipulationsversuche abzuwehren, erfordert vor Ort jeweils so extrem viel Kraft und Energie, dass es mich sozusagen schreddert.

    Wenn wir vor Ort sind, kostet es (zu) viel Kraft, nicht in den von Momo so treffend beschriebenen "Reaktionsmodus" zu verfallen. Ich fahre deshalb extrem selten hin (das letzte Mal an Ostern, davor Anfang September letzten Jahres).

    Generell halten wir uns an unsere Pläne: Auch wenn sie volltrunken stürzt und wieder einmal ein oder zwei Tage im Krankenhaus ist, fahren wir nicht hin. Mein Mann ist auch beim letzten sehr schweren Sturz, der für sie schlimme Folgen hatte, erst wie geplant nach sechs Wochen gefahren, um Dinge zu erledigen, die sie nicht schafft. Der Pflegedienst fand das krass. Ich kann es gut mit meinem Gewissen vereinen. Es heißt ja nicht, dass mir und meinem Mann der Sturz nicht leid tut. Aber vor Ort hätten wir auch nichts an ihrem Zustand ändern können und sie wird ja gut versorgt.

    Auch wenn wir vor Ort sind, versuchen wir den Reaktionsmechanismus zu durchbrechen: Wenn meine Mutter aus welchem Grund auch immer ihre Kontrolle verliert, reagieren wir nicht auf sie, sondern gehen konsequent aus dem Raum. Wir gehen nicht auf ihr Verhalten ein, auch wenn wir wieder zurückkommen. Auch am Telefon mache ich das so, aber da passiert es kaum noch. Der klare Schnitt verunmöglicht Reaktions-Ping Pongs und hilft mir dabei, bei mir zu bleiben. Denn ihr Verhalten ist ihrs und hat nichts mit mir zu tun. Ich verurteile sie auch nicht (mehr) für ihr Verhalten. Meine Mutter ist schwer krank und ihr Verhalten ein Resulat des Alkoholmissbrauchs und ihrer Persönlichkeitsstörung. Ich kann an diesen Krankheiten nichts ändern.

    Was es zudem von einer Co-Beziehung unterscheidet: Ich führe mit meiner Mutter keine Beziehung und habe auch nicht den Anspruch, eine Beziehung mit ihr zu führen. Ich erfülle eine festumrissene Aufgabe für sie. Es fühlt sich mehr nach einer Arbeit an, die ich übernommen habe und die ich nun so gut ich es kann und in dem von mir gesetzten Rahmen erledige.

    Ich denke nicht mehr an die Zukunft meiner Mutter, so schlimm sich das anhören mag. Ich handle pragmatisch und verbindlich. Dabei schaue ich vor allem auf mich selbst.

    Für mich geht es zur Zeit darum, ganz gesund und schmerzfrei zu werden (eine sehr langwierige chronische Sache, die aber vor dem erneuten Kontakt zu meiner Mutter begann und die zum Glück abheilen wird) und dann wieder voll meine Arbeit aufzunehmen. In Teilen ist mir das bereits gelungen, worauf ich extrem stolz bin. Denn ich kriege die Balance zwischen Arbeit und zu viel Arbeit, die meinen Zustand wieder verschlimmert, mittlerweile ganz gut hin. Das ist für mich die Hauptsache und, wie gesagt, die Dinge, die ich für meine Mutter organisiere, vergesse ich mittlerweile sogar, nachdem ich sie aufgegleist habe.

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