Jana, Mein Mann ist Alkoholiker

  • Es ist jetzt eine Stunde her, dass er geschrieben hat. Schön langsam beruhige ich mich wieder und frage mich, was ist da los? Ich würde mir einfach wünschen, dass er endlich mal zugibt, dass es seine Schuld ist, dass alles so gekommen ist. Stattdessen behauptet er Dinge wie, passen nicht zusammen, blablabla. Er ist ein Alki und nicht zurechnungsfähig, deshalb klappts nicht. und jetzt läuft der rum und erzählt allen Leuten so einen Blödsinn. Dass er das grade selbst glauben kann.

    Und ja, wäre ich bei mir, dann wäre mir das völlig wurscht, warum kann ich das nicht? Wann und wo hab ich mich selbst verloren und bin selbst zu so einer dependenten Person geworden, so schwach und klein. Ich habe ihn jahrelang Grenzen überschreiten lassen und zugelassen, dass er diese Grenzen nicht respektiert. Hab ich dadurch den Respekt vor mir selbst verloren? Warum fühle ich mich nur mit einem Mann an meiner Seite vollständig? Warum hänge ich an jemandem, der sich so benimmt. Bisher habe ich das damit gerechtfertigt, dass er ja auch so wahnsinnig lieb sein kann. Aber das rechtfertigt diese Ausraster nicht. SChon gar nicht mehrfache. Und das ständige davon laufen und das ständige, sich immer wiederholende Drama.

    GLaube ich so wenig an mich selbst, dass ich auch alleine glücklich sein könnte? Halte ich so wenig von mir, dass ich nciht dran glaube, dass ich einen Mann bekommen könnte, der mich besser behandelt? Warum muss ich mich mit 53 mit solchen Fragen beschäftigen?

    Warum reicht es mir nicht, dass ICH weiß, wieso diese Ehe zu Ende ist? Wieso muss ich es der ganzen Welt beweisen, dass es nicht meine Schuld ist?

  • Hallo Jana,

    Zb es ist aus, weil wir so viel Streit hatten. Stimmt so nicht, wenn ihm was nicht gepasst hat, hat er alleine rumgeschrien. Das ist kein Streit. Und dass wir eh nicht zusammenpassen. Alles völliger bullshit. Mich macht das wahnsinnig. Sollte es nicht, ich weiß. Aber ich kann einfach nicht verstehen, wie jemand sich selbst und mir solche Unwahrheiten einreden kann.

    Das ist seine Sicht der Dinge und Du hast deine Sicht. Beides ist in Ordnung und darf so sein. Ich bin da auch dran an diesem Thema. Hab meinen Mann gestern wohl mit einer normal höfliche Absage per WA beleidigt. Zumindest hat er mir das so gesagt und geschrieben. Dann ist das so, ich hätte jedem anderen in der Welt genauso geschrieben und ich denke für den Großteil wäre es auch in Ordnung gewesen. Mein Mann sieht auch andere Gründe für meinen Auszug als ich. Er hat in Bezug auf Alk eine völlig andere Wahrnehmung. Ich hab soooo viele Jahre versucht in trocken zu lieben, es funktioniert nicht. Jetzt ist es vorbei. Er darf sein Leben leben wir er es möchte und ich meins. Ich hoffe, wir bekommen das mit der freundschaftlichen Trennung gebacken. Vorgenommen haben wir uns das jedenfalls.

    Warum reicht es mir nicht, dass ICH weiß, wieso diese Ehe zu Ende ist? Wieso muss ich es der ganzen Welt beweisen, dass es nicht meine Schuld ist?

    Das ging mir bis vor ein paar Tagen genauso. Aber so what, die Leute denken sich eh ihren Teil. Den Menschen, die mir wichtig sind, hab ich meine Sicht auf die Dinge erzählt, alles andere ist mir ab sofort egal. Ich habe Freundinnen, die mich auffangen und die mir zur Seite stehen. Dafür bin ich so dankbar und es trägt mich mit durch diese herausfordernde Zeit.

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Mein Mann sieht auch andere Gründe für meinen Auszug als ich. Er hat in Bezug auf Alk eine völlig andere Wahrnehmung. Ich hab soooo viele Jahre versucht in trocken zu lieben, es funktioniert nicht.

    Mich macht das echt verrückt. Bewunderns- und beneidenswert, dass du es jetzt so sehen kannst.

    Aber so what, die Leute denken sich eh ihren Teil.

    Fühle mich so wahnsinnig als Versagerin. Würde am liebsten das Land verlassen und wohin ziehen wo mich niemand kennt

  • Liebe Jana,

    Du schaffst das. Du drehst Dich, meiner Meinung nach, im Moment aber nur um ihn. Was macht, wieso macht er das, warum und weshalb....

    Versuche doch mal Dich mehr auf Dich zu fokussieren. Was machst Du jetzt. Was willst Du für Dich. Was kannst Du ändern, etc.

    Du kannst niemanden (ob süchtig oder nicht) bewegen, wenn er das nicht will.

    Mein Gefühl ist, dass Du deswegen so feststeckst. Verbiete Dir doch mal selbst diese Gedanken um ihn und sein Verhalten und denke an Dich.

    Vielleicht bekommst Du nie die Antwort, welche Du hören willst. Und was würde es ändern, wenn er sehen würde er ist schuld an der Situation. Es ist kein Wettkampf. Was wäre, wenn Du für Dich siehst, dass Du so nicht leben möchtest. Das Du so ein Verhalten für Dich nicht akzeptieren kannst und von Deiner Seite aus einfach einen Punkt setzt. Dich um Dich drehst.

    LG Momo

  • P.S.: Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, warum sich Leute scheiden lassen. Wie viele Gedanken machst Du dir denn selbst über Andere. Ich glaube den meisten Menschen wird es egal sein ob Ihr Euch scheiden lasst oder nicht

    Das ist nur in Deinem Kopf und Du redest es Dir immer mehr ein. Und was andere ggf über Dich denken kannst Du sowieso nicht beeinflussen und ist auch ehrlich gesagt egal.

  • Ich glaube den meisten Menschen wird es egal sein

    Ja klar. Nur weil ich es als wichtig, oder schlimm empfinde, müssen das andere in Bezug auf mich nicht so sehen.

    Wenn ich jetzt auf der Kaiserstraße (die Einkaufsstraße von Karlsruhe) stolpere und hinfalle. Dann springe ich auf und schaue, ob es irgendwer gesehen hat. Und was der dann denkt. Die denken doch alle "Man ist der bekloppt." Du lieber Himmel, wie peinlich.

    Weil es MIR so peinlich ist. Den anderen entlockt das vielleicht ein müdes Lächeln.

    Was hilft, ist es von der anderen Seite zu sehen. Wenn ich da lang laufe und irgendwo stolpert einer und steht gleich darauf sofort wieder auf.

    Dann denke ich "hat sich nix gemacht, ok". Und das denke ich nur, weil ich auch Sanitäter bin. Sonst würde ich wohl gar nichts denken.

    Man ist bei weitem nicht so interessant, für den Rest der Welt, wie man denkt. ^^ ("man" bin auch ich)

  • Vielleicht bekommst Du nie die Antwort, welche Du hören willst. Und was würde es ändern, wenn er sehen würde er ist schuld an der Situation.

    Es würde mir so helfen, wenn er sagen würde, dass er das in den Sand gesetzt hat und zugeben würde, dass die Art wie er gegangen ist einfach scheiße war.

    Man ist bei weitem nicht so interessant, für den Rest der Welt, wie man denkt. ^^ ("man" bin auch ich)

    Ja, ich weiß, dass du recht hast. Aber am Land wird halt getratscht ohne Ende. Und es ist meine 2. Scheidung...

    Ja, momo, ich weiß Elizabeth taylor ;)

  • Ach Jana… wenn ich mir Gedanken darüber machen würde, was Menschen in meiner Gegend schon von mir mitbekommen oder über mich gehört haben, dann wäre das Auswandern auf den Mond nicht weit genug.

  • Das Interessante dabei ist ja auch, dass er eigentlich ein sehr sehr kleiner Teil meines Lebens war als wir noch zusammen waren. Ich bin eigentlich (auch wenn man das jetzt grade nicht so merkt) sehr selbstständig, bin auch beruflich selbständig. Mein Mann war immer schon sehr auf Fußball fixiert, hat mich nie gestört. War viel bei Mama, hat mich auch nicht besonders gestört, weil ich ja mein eigenes Leben hab und das ein sehr zufriedenes war. Ich mach gerne Sport, treffe mich mit Freunden, Familie, kann stundenlang Whatsappen, bin normalerweise fröhlich und lustig. Während meiner Krebserkrankung war ich sehr viel allein, mein Mann war arbeiten und es war Corona, deshalb konnte mich niemand besuchen. Auch damit bin ich zurecht gekommen. Auch mit den Aussetzern meines Mannes bin ich deshalb irgendwie zurecht gekommen, weil sie nur so eine kleine Störung meines Alltags waren und ich meinen Umgang damit gefunden hatte und meinen Ausgleich. Damit will ich die Aussetzer nicht kleinreden, die waren wirklich scheisse und ich hätte es ihm nicht durchgehen lassen sollen, aber sie waren nicht groß genug, weil der Rest meines Lebens gut war.

    Und obwohl wir nie ein Paar waren, das ständig zusammenklebt, weil jeder sehr stark sein eigenes Leben hatte und obwohl ich den Rest meines Lebens wirklich gut finde, überschattet diese Trennung einfach alles grade. So als hätte diese Trennung mein Leben, das vorher so bunt war, grau gemacht.Weil ich mit dem Schmerz so schwer zurecht komme wieder alleine zu sein. Und ich fürchte, es geht da gar nicht um ihn. Ich will einfach, dass da jemand ist, der mich liebt...

  • Ach Jana… wenn ich mir Gedanken darüber machen würde, was Menschen in meiner Gegend schon von mir mitbekommen oder über mich gehört haben, dann wäre das Auswandern auf den Mond nicht weit genug.

    Ich weiß, dass das alles total verrückt ist...

  • Liebe Jana,

    Es würde mir so helfen, wenn er sagen würde, dass er das in den Sand gesetzt hat und zugeben würde, dass die Art wie er gegangen ist einfach scheiße war.

    Reicht doch wenn Du das weißt. Die Art ist auch scheiße. Aber sagt nichts über Dich und Deinen Wert aus.

    Guten Menschen passieren schlechte Dinge und Guten Menschen passieren gute Dinge.

    Wünsche Dir, dass Du es schaffst Dich frei zu machen davon.

    Kopf hoch und Krone richten. Mache Dich nicht so davon abhängig.

    LG Momo

  • Und ich fürchte, es geht da gar nicht um ihn. Ich will einfach, dass da jemand ist, der mich liebt..

    ... und genau da geht es lang. Mir hat Stefanie Stahls Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden" sehr geholfen, mich besser zu verstehen. Ist längst noch nicht alles gut, aber der Weg ist klar.

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Ich sehe da in allererster Linie getränkte Eitelkeit.

    Früher ist er spätestens nach zwei Tagen wieder "reumütig angekrochen gekommen" und du konntest ihn großmütig wieder aufnehmen. Jetzt bleibt der doch tatsächlich weg. Das macht dich wahnsinnig.

    Co-Abhängigkeit heißt nicht automatisch, dass jemand das arme Opfer ist.

    Ich habe den Eindruck hier geht es vor allem um Macht (und Ohnmacht). Es ist noch keine vier Wochen her, dass dein Mann gegangen ist und du reichst bereits die Scheidung ein. So was habe ich noch nie gehört. Ich gaube du wollest ihn damit zu einerReaktion zwingen. Ihm zeigen wo der Hammer hängt? Ihn wieder auf Spur bringen?

    Er ist ein Alki und nicht zurechnungsfähig, deshalb klappts nicht

    Und du hast also rein gar nichts mit irgendwas zu tun. Nur das arme Opfer?

    Reflektion hat etwas mit Innehalten, mit Zeit, mit Ernsthaftigkeit zu tun. Bei dir kommt ein ungefiltertes rausschießen von Emotionen , gefühlt im Minutentakt.

    Ich zieh mich da jetzt raus.

  • Ähm, ich glaube, es sind in erster Linie "gestorbene Hoffnungen " und diese eklige Hilflosigkeit weil der andere nicht reagiert oder ? Da ich gerade in einer ähnlichen Situation bin, kann ich die Emotionen wohl nachvollziehen. Diese Gefühlsachterbahn und Ohnmacht ist schon extrem. Obwohl ich gegangen bin, habe ich diese Achterbahn. Ich konnte mich aber ein bisschen darauf vorbereiten.

    Jana konnte das nicht, somit stelle ich mir das noch viel extremer vor. Und natürlich hofft man, dass noch Reaktionen kommen, Gefühle lassen sich nicht auf Knopfdruck abstellen. Jeder reagiert da verschieden. Die einen können sich selber besser steuern, die anderen weniger.

    Ich kann nur für mich sprechen, ich weiss mittlerweile auch, dass ich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man als Partner ( Co ) falsch machen konnte. Ich war die perfekte Co-Abhängige lange lange Jahre. Jana ist seit 4 Wochen in diesem Dilemma. Ich reflektiere mich schon seit mindestens einem Jahr ohne jemals den Begriff Co-Abhängigkeit gehört zu haben. Und wenn man dann als "Neuling" in diesem Forum liest , dann muss das auch erstmal alles verarbeitet und verstanden werden. Das ist schon krass.

    Ist es nicht der Sinn einer Online Selbsthilfegruppe, seine Emotionen ungefiltert rauszulassen um dann Meinungen zu hören, die einem weiterhelfen oder im Optimalfall die Sichtweise ändern ?

    LG

    Zabou

  • Und wenn man dann als "Neuling" in diesem Forum liest , dann muss das auch erstmal alles verarbeitet und verstanden werden. Das ist schon krass.

    Ist es nicht der Sinn einer Online Selbsthilfegruppe, seine Emotionen ungefiltert rauszulassen um dann Meinungen zu hören, die einem weiterhelfen oder im Optimalfall die Sichtweise ändern ?

    Ganz toll geschrieben.

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