Hallo,
ich weiß nicht, ob ich hier so recht her passe, aber im Internet gibt es so wenig Anlaufstellen für Menschen in meiner Lage. Mein Mann ist vor ein paar Wochen an den Folgen seines jahrzehntelangen Alkoholkonsums gestorben. Er war 54. Der Umgang mit ihm ihm war schon viele Jahre extrem schwierig, nüchtern war er der netteste, witzigste Mensch, unter Alkohol wurde er ein anderer bis hin zum vollkommenen Kontrollverlust in Sachen Agressivität. Wie unbeschreiblich schrecklich das Leben mit einem Alkoholiker ohne jegliche Selbsteinsicht oder Problemeingeständnis ist muss ich hier wohl niemandem erklären, in meinem Umfeld dagegen versteht/verstand niemand, was das mit einem macht.
Mein Mann ist irgendwann aus unserer Wohnung ausgezogen, weil ich nicht mehr zusehen wollte, wie er sich vor unserem Nachwuchs kaputt säuft und er keine Lust mehr hatte auf meine "Verständnislosigkeit" und mein "Scheiß Generve". Er war außerdem auch ausfällig gegenüber den Kindern und mir und wurde immer unberechenbarer. Er hat dann zunächst eine eigene Wohnung gehabt, diese dann aufgrund seines Alkoholkonsums verloren und ist dann in immer wieder neuen Hotels und Absteigen sowie bei (Frauen)bekanntschaften untergekommen, weil er keine neue Wohnung mehr bekam, die Vermieter haben nur einen Blick auf ihn geworfen und die Wohnung "war schon weg". Zwischendurch lag er auch immer wieder im KH, weil jemand ihn bewusstlos irgendwo gefunden hatte, dort wurde er aber auch immer nur über Nacht da behalten und sobald er wieder einigermaßen ansprechbar war, hat er sich selbst entlassen. Ich hätte 1000 Geschichten was alles passiert ist, aber die kennt ihr vermutlich in unterschiedlichen Variationen alle selbst. Er jedenfalls sah kein Problem in seinem Konsum, er "könnte jederzeit aufhören", hat es aber nie ernsthaft versucht (mal ein paar Tage abstinent, dann wieder Absturz, professionelle Hilfe hat er nicht annehmen wollen).
Jetzt ist er also gestorben, allein in einem ranzigen Hotelraum. Ich stehe jetzt komplett alleine mit allem da, nicht zuletzt mit der Trauer, wie unglaublich schlimm und sinnlos dieses traurige Leben für ihn war, was für ein toller Mensch er in den ersten Jahren unserer Ehe war und wie es bloß so kommen konnte. Auch sonst ist es alles ein einziger Scherbenhaufen. Er hat kein Testament hinterlassen und niemand weiss, wie es finanziell um ihn bestellt war, ob die Kinder und ich in irgendeiner Form abgesichert sind oder ob da im Gegenteil nur ein Riesenberg Schulden auf mich wartet -- er war durch den Alkohol psychisch so beeinträchtigt dass er in einer Fantasiewelt lebte, in der Agenten hinter ihm her waren und seine Mitmenschen ihn abhörten und solche Sachen. Ich steh jetzt da mit unfassbaren Kosten für die Beerdigung und endlosem Behördenkram für den ich gar nicht die Kraft habe. Ich werd die Familienwohnung verlieren weil ich sie nicht allein finanzieren kann. Ich habe gerade überhaupt keine Perspektive wie es für mich und die Kinder weiter gehen soll. Die endlosen letzten Jahre mit ihm und seinen Ausrastern waren die Hölle, jetzt bin ich alleine und es ist immer noch die Hölle, seine Alkoholsucht hat das Leben von uns allen komplett zerstört.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Alkohol überhaupt legal ist, das Scheißzeug macht soviel kaputt. Menschen, Beziehungen, Leben, Gesundheit, die Liste ist ohne Ende lang.