NovaSol - Und noch eine Neue

  • Da habe ich einen kleinen, faltbaren Text von meiner realen SHG. Da geht es genau darum und um die 24 Stunden (heute).

    Den hat da praktisch jeder. Wahrscheinlich weltweit. Wenn ich es google kommt es gleich als einer der ersten Treffer.

    Gerade gesehen. Es ist das HEUTE-Kärtchen.

    Das untermauert meinen Verdacht noch. Es beschleicht mich das Gefühl, dass mein Opa mir so durch die Blume gesagt hat, dass er weiß was los ist, ohne es auszusprechen. Habs grad auch gegoogelt. Fand diese Sicht auf die Dinge erstmal nur schön, als er es sagte. Die Bedeutung in diesem Kontext trifft mich aber grad wie ein Vorschlaghammer. Ich denke er weiß es…Boden tu dich auf.

  • Mach dich nicht verrückt und versuche erst einmal nicht mehr darüber nachzudenken. Es hilft nicht. Entweder weiß man es oder auch nicht. Ziehe jetzt dein Vorhaben nicht mehr zu trinken durch. Alles andere Regelt sich von selber.

  • Ein übermäßiges Trinkverhalten lässt sich auch nicht vertuschen. Und jeder, der irgendwann mal Probleme mit dem Alkohol hatte, kann das genau deuten. Außerdem ist es eine Tatsache, dass der Alkoholiker es als Letzter merkt. Das ist nicht schön, aber damit lässt sich leben. Die Vergangenheit kann man nicht auslöschen, aber man kann zumindest für die Zukunft zeigen, dass es auch ohne Alkohol geht.

    Bleib am Ball, jeder kann es schaffen. Hier im Forum findest du viele Langzeit-Trockene, die selbst in einer Führungsposition waren oder noch sind. Es ist auch nichts Ungewöhnliches, und der Volksmund sagt, dass die meisten Alkoholiker Krawatten tragen.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Also ich finde das sehr einfühlsam von deinem Großvater. Da würde sich die Frage stellen, warum er so feine Antennen hat und woher er den Ausspruch kennt. Es ist eine hypothetische Frage und im Moment würde dich eine Antwort nicht weiter bringen.

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Nüchtern betrachtet ist das Ganze doch total positiv.
    Du musst dir schon jetzt keine Gedanken mehr darüber machen, was wäre, wenn er es erfährt.
    Er nimmt es total gut auf. Und anscheinend weiß es auch zu schätzen, dass du diesen Weg jetzt gehst.

    Gute Nacht

  • Der neue Tag ist da und hat gleich noch ein paar Erkenntnisse mitgebracht. Zum einen: egal wer aus meinem Umfeld jetzt was und in welchem Umfang weiß, jeder einzelne ist noch da. Ob sie das ganze Ausmaß kennen oder nicht ist für mich vollkommen irrelevant, denn es wird sich nicht wiederholen. Also hat mein Kopf gestern viel heißer gekocht, als mein Verstand heute Morgen gegessen hat.
    Heute Morgen hatte ich 7:50 einen Termin und noch vor einigen Wochen, hätte ich mich hundeelend dort hinschleppen müssen. Heute bin ich gut ausgeruht dort hin. Ich musste ein kleines Stück zu Fuß gehen und es hat geregnet, also hatte ich meinen Schirm dabei. Wie sehr ich das Geräusch von prasselndem Regen liebe, ist mir erst heute wieder bewusst geworden. Grade solche Kleinigkeiten hat der Alkohol mir weggefiltert und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass es mir aufgefallen ist, wie schön ich mal gefunden hab und immernoch finde.
    Heute Mittag habe ich einen wichtigen Kundentermin. Normalerweise finden solche Termine in Restaurants statt. Ich habe meinen Kunden gebeten zu mir ins Büro zu kommen. Fürs Mittagessen ist trotzdem gesorgt, denn ich habe eine Bestellung bei dem Restaurant in der Straße aufgegeben, wo sonst das Geschäftsessen stattgefunden hätte. Sicher ist sicher.
    Habt alle einen schönen Tag

    Einmal editiert, zuletzt von NovaSol (9. September 2024 um 10:08)

  • Mein Termin lief hervorragend und ich bin so zufrieden mit mir. Ich war konzentriert, 100% präsent und hab das Ding eingetütet 💪🏻. Während des Termins habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, dass der Kunde sich beeilen soll, damit ich endlich gehen und was trinken kann. Es war wirklich befreiend, sich nur mit dem zu befassen, was jetzt grade passiert und nicht schon gedanklich auf dem Heimweg zu sein, zu überlegen, zu welchem Supermarkt ich fahre, um mir meinen Suff zu besorgen, dabei natürlich nochmal gedanklich durchgehen, bei welchem Supermarkt ich die letzten Male war, damit niemand etwas falsches (ja, es ist genau das, wonach es aussieht) denkt. Jetzt geht es auf direktem Weg nach Hause. Es besteht keine Gefahr, ich habe Geld und ec Karte heute morgen aus meinem Portemonnaie genommen und zuhause gelassen. Im Homeoffice wird noch ein bisschen nachgearbeitet und dann habe ich heute wieder einen Termin mit meiner Hausärztin.

  • Guten Morgen,

    Heute starte ich in Tag 9 ☀️. Ich hatte gestern einen ganz tollen Abend mit meinem liebsten. Wir haben vor einigen Wochen ein Gartenhaus aufbauen lassen und es fertig eingerichtet (ist ist echt schön geworden) da saßen wir dann bis kurz vor Mitternacht, haben Schach gespielt und rumgeblödelt. Er mit Cola ich mit tee und ein Glas Wein hätte dieses Erlebnis nicht einen deut schöner machen können. Langsam lichtet sich dieses wattegefühl in meinem Kopf, das habe ich schon daran gemerkt, dass ich eine Partie Schach für mich entscheiden konnte 🤗. Bei meiner Ärztin gestern wurde ich nochmal gründlich untersucht. Mein Blutdruck war normal und sie sagte am kommenden Freitag sei die Entgiftung abgeschlossen. Morgen telefonieren wir nochmal und am Freitag gehe ich nochmal in die Sprechstunde.
    Mir geht seit heute Morgen ein Gedanke durch den Kopf, den ich später noch mit euch teilen möchte. Jetzt muss ich erstmal los und etwas tun für mein Geld. Habt alle einen tollen Tag

  • Ich habe jetzt Mittagspause und nutze mal die Zeit, um meine Gedanken etwas zu ordnen. Gestern bei meinem Arztbesuch kam nochmal das Thema Therapie auf den Tisch.
    Letzte Woche Montag hätte ich sofort zugestimmt, heute bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob ich das will (wäre nachrangig) und brauche.
    Alles was ich jetzt schreibe ist NUR meine Sicht der Dinge und mir ist klar, dass jeder andere Bewältigungsstrategien für sich verfolgt.
    Ich bin eine Frau, die wenig damit anfangen kann, wenn aktuelle Umstände versucht werden mit einem Herumkramen in der Vergangenheit aufzulösen. Platt gesagt, es ist mir egal, warum jetzt ein Loch im Reifen ist. Ob’s nun eine Scherbe, eine Schraube oder materialermüdung war ist egal. Im Ergebnis ist der Reifen nun platt. Würde aber eine Therapie nicht genau diesen Ansatz verfolgen? Schauen, warum ich jetzt „einen platten“ habe? Das Lesen in dieser Gruppe hilft mir unheimlich, weil ich hier eher den Rat rausziehen kann, zukünftig lieber diese und nicht jene Strecke zu fahren, da bekanntermaßen viele Nägel auf der Strecke liegen, die ich eigentlich genommen hätte. Und es wird mir geraten Flickzeug bei der Hand zu haben oder mal ein Stückchen zu schieben, wenn die Kräfte schwinden. Nun traue ich mir aber nicht über den Weg…ist das meine suchtstimme, die mich von einer Aufarbeitung distanzieren will, um mich dann wieder anzuspringen? Ich bin mit einem schwerst alkoholabhängigen Vater aufgewachsen, der starb, als ich 14 war. Er hatte diverse Entgiftungen, Rehamaßnahmen, lang- und kurzzeittherapien. Am Ende hat es ihn keinen Schritt weitergebracht zu wissen, woher seine Alkoholabhängigkeit kommt. Ich habe nun einfach Sorge, dass da in meinem Unterbewusstsein eine Schlammlawine losgetreten wird. Irgendetwas, was mir den Eindruck vermittelt, dass es ja klar ist, dass ich so geworden bin und es vollkommen gerechtfertigt ist, dass ich gesoffen habe. 9 Tage sind ein Anfang und ich will und werde auch alles tun, was nötig ist, um weiter meinen abstinenten Weg zu gehen. Ich kann mir nur grad nicht vorstellen, dass es mir hilft, wenn ein Therapeut mein ganzes Leben vor sich ausgebreitet sehen will.

  • Ich bin eine Frau, die wenig damit anfangen kann, wenn aktuelle Umstände versucht werden mit einem Herumkramen in der Vergangenheit aufzulösen. Platt gesagt, es ist mir egal, warum jetzt ein Loch im Reifen ist. Ob’s nun eine Scherbe, eine Schraube oder materialermüdung war ist egal. Im Ergebnis ist der Reifen nun platt.

    Das hätte zu Beginn meines Weges ich sein können, außer dass ich keine Frau bin, da bin ich mir sicher, habe gerade noch einmal nachgeschaut.;)

    Ich komme aus dem Lager des Pragmatismus und es war mir einst wichtig, das Hier und Jetzt mit bestimmten Schutzmaßnahmen anzugehen. Mein Ziel war es, trotz geringer Kenntnisse, zunächst stabil trocken zu werden. Ich habe dies mit der Hilfe der hier vorhandenen Grundbausteine umgesetzt.

    Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine Therapie, ich würde sie jedoch nur in Anspruch nehmen, wenn es wirklich notwendig wäre. Hätte ich nach Tagen oder Wochen bemerkt, dass es so nicht funktioniert und ich immer noch unsicher bin, hätte ich ohne Zögern eine Therapie begonnen.

    Ich kann dir jetzt nicht sagen, ob es der richtige oder falsche Weg ist, den du einschlägst, denn am Ende muss "zufrieden trocken" stehen.

    Dazu alles Gute.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ob’s nun eine Scherbe, eine Schraube oder materialermüdung war ist egal. Im Ergebnis ist der Reifen nun platt. Würde aber eine Therapie nicht genau diesen Ansatz verfolgen? Schauen, warum ich jetzt „einen platten“ habe?

    Das kommt auf die Art der Therapie an. Wenn du Traumatherapie machen würdest, dann ginge das in die von dir beschriebene Richtung.

    Ganz anders ist es bei Verhaltenstherapie. Da wird geschaut, was aktuell Sache ist und das dann angepackt. Es geht um ganz konkrete Hilfestellungen, wie der Alltag verbessert werden kann.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich hatte in der Reha eine Therapie, aber so wie Linde beschrieben hat, keine tiefenpsychologische Therapie.

    Beim Alkoholiker müssen ein paar Daten ausgetauscht werden, um bestehende Verhaltens-und Denkmuster nachhaltig zu ändern oder zu löschen. So, als ob beim Computer ein Teil der Festplatte neu beschrieben wird um das Betriebssystem zu aktualisieren. Ein nicht alltäglicher Vorgang der Begleitung braucht. Ob die Begleitung von dir kommt oder von einer dritten Person ist deine Entscheidung. Du wirst am besten spüren, was du dir zutrauen kannst.

    Auf jeden Fall, sollten keine „Geht-nicht-weil“ Faktoren eine mögliche Therapie von vornherein ausschließen.
    Die Abstinenz hat Prio eins.

    Stände ich heute vor der Frage, würde ich meinen Weg nochmal gehen.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Mir hat dieses Forum gereicht. Ich sehe das mit dem platten Reifen genauso.

    Ich hatte auch "nass" einen vollen Alltag. Es war jetzt also nicht so, dass ich mein Leben jetzt mit total viel neuen Inhalten füllen musste.

    Für mich ging es vor allem um das Belohnungstrinken und dass die Abende eben anders ablaufen mussten.

    Was ich von einer Therapie zu erwarten hätte, weiß ich aber ganz genau. Ich hatte vor ca. 20 Jahren bereits zwei. Eine tiefenpsychologische. Missbauch in der Kindheit und so. Und dann später eine Verhaltenstherapie, um mein Verhaltensrepertoire zu erweitern. "Ducken und Aushalten" war nur als Kind zielführend.

    Die zweite war sehr gut und ich würde sie jedem empfehlen. Ich durfte sie nicht weiter führen, weil es sich nur noch um Tipps für den Alltag gehandelt hat, am Ende. Gemäß Therapeut.

    Hierzu möchte ich noch anführen, dass eine Therapie wirklich nur trocken etwas bringt. Da ich anschließend "Ducken und Aushalten" ganz durch "Saufen und Aushalten" ausgetauscht hatte.

    Für mich (aber ich habe ja kaum Einblick) liest Du Dich jetzt nicht wie jemand, der dringend Tiefenpsychologie braucht.

    Zur Verhaltenstherapie würde ich selbst (wenn ich dürfte) einmal im Monat, bis an mein Lebensende, gehen. Das läuft eher so ab. Diese Situation - ich habe so gehandelt - das ist passiert. Wie kann ich mich in Zukunft verhalten, um ein besseres Ergebnis zu erzielen?

    Tiefenpsychologie war mehr Rumgeheule ;) Aber leider bei mir auch notwendig.

  • Ich denke ich kenne dich nicht gut genug um zu beurteilen was das Richtige für dich ist.

    Wenn du es alleine schaffst o.k., wenn du mehr Unterstützung benötigst, dann ist eine Verhaltenstherapie bestimmt gut.

    Ich kann mir vorstellen, dass bei dir auch so Gedanken mitspielen wie, was erzähle Arbeitgeber und Partner.

    Hier wird immer wieder gesagt, einfach ganz normal weitermachen nur eben ohne Alkohol funktioniert nicht.

    Ich habe mir eine Auszeit genommen und bin für inzwischen einige Monate nach Spanien geflüchtet. Daß das nicht jedem möglich ist ist mir klar.

    Bespreche es nochmal ausführlich mit deiner Ärztin.

  • Danke für eure Gedanken und Blickwinkel. Im Augenblick fühle ich mich gut aufgestellt. Sollte ich feststellen, dass die Hilfe, die ich schon habe, nicht ausreichen sollte, nehme hole ich das Thema Therapie aber sofort wieder auf den Plan. Nächste Woche bin ich das erste mal in einer Selbsthilfegruppe vor Ort. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Hatte zuerst etwas Angst, dass ich vielleicht jemanden treffen könnte, den ich kenne. Aber wenn dem so wäre…wir hätten wohl dann beide das gleiche Problem und es gäbe nichts zu schämen. Heute im Büro gab es eine -für mich- kritische Situation. Eine Kollegin wurde in den Ruhestand verabschiedet. Ich wurde zu den Feierlichkeiten eingeladen, habe sie aber bereits gestern darüber informiert, dass ich zu der Feier nicht komme, aber sie später nochmal allein aufsuche, um sie nochmal zu drücken und eine Kleinigkeit zu überreichen. Ich habe mich aus der Feierstunde absichtlich abgemeldet, da zu solchen Anlässen auch Sekt angeboten wird. Nun so weit so gut.
    Ich saß also an meinem Schreibtisch und plötzlich klopfte es. Zwei Kolleginnen kamen schon sichtlich angeschossen rein, beide ein Glas Sekt in der Hand, ein leeres hatten sie auch dabei und eine geöffnete Flasche. „Du trinkst jetzt mit, keine Widerrede!“ Ich sagte, nein und das ich nicht möchte. Eine der beiden kam zu mir, griff mich am Arm und wollte mich von meinem Stuhl hochziehen und da wurde ich dann sehr deutlich. Deutlicher, als ich es beabsichtigt habe. Ich glaube ich habe sogar die Stimme erhoben, als ich sagte, dass in meiner Welt „Nein!“ ein vollständiger Satz ist.
    Sie schauten jedenfalls beide sehr erschrocken und trollten sich dann aber. Die Flasche und das Glas ließen sie allerdings stehen. Habe den Hörer abgehoben, meinen Chef angerufen und ihm gesagt, dass ich den Rest des Tages von zu Hause arbeite. Schnell den Mantel und die Tasche genommen und bin gegangen. Ich habe nicht mal meinen PC ausgemacht und erst als ich mich zuhause aus dem Homeoffice zurückmelden wollte bemerkt, dass ich losgerannt bin wie ein Friseur. Mannomann das war wirklich keine schöne Situation. Ich hoffe ich kann beim nächsten mal, wenn ich in eine solche Situation gerate, etwas besonnener reagieren und freundlich bleiben.

  • Ich kann mir nur grad nicht vorstellen, dass es mir hilft, wenn ein Therapeut mein ganzes Leben vor sich ausgebreitet sehen will.

    Hallo!

    Ich habe seinerzeit eine ambulante Therapie durchlaufen und meine Suchtgeschichte mit dem Therapeuten aufgearbeitet. Die eine Ursache gab es nicht. Alkoholismus ist eine komplexe Sache und zumeist nicht auf monokausale, sondern multikausale Ursachen zurückzuführen. Es sind halt mehrere Faktoren zusammengekommen, die bei mir den Suff bewirkt haben, aber einzeln auseinander dividieren ließ es sich nicht.


    Hier im Forum habe ich mal, was auch auf mich zutrifft, gelesen: "Ich habe zu viel gesoffen und den Absprung verpasst."


    Warst Du mal bei der Suchtberatung?

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!