Beiträge von Schratte

    In euer beider Sinne kann ich nur dringend anraten, euch räumlich zu trennen.

    Bin noch in zwei anderen Foren unterwegs. Da wimmelt es auch von Schlauschlaus. Die erkennt man daran, dass sie einen bewusst nicht verstehen (wollen), missinterpretieten und sich so ihre notwendigen rhetorischen Ausgangsbasen schaffen. Außerdem lesen die offensichtlich immer nur den einen Satz aus einem Post, der ihnen in den Kram passt. Sie sind nutzlos.

    Danke Panama , danke Lea , danke lütte69 !

    Schratte

    Es ist ein schmaler Grad

    Es ist in der Tat ein schmaler Grat. Sie war ziemlich betrunken und ich sah, wie sie die Bratpfanne in 's Auge fasste. Da musste ich etwas tun - sie daran hindern, mir das Ding vor die Backe zu hauen. Das ist reiner Selbstschutz und unvermeidlich.

    Stolz bin ich nicht darauf. Und hoffentlich wiederholt sich das nie mehr.

    Schratte

    Nein, das funktioniert nicht.

    Ja, stimmt. Habe ich ja geschrieben. Das geht auf die Dauer in die Hose. Und ich lasse sie in diesen absehbaren Misserfolg hineinlaufen. Auch Misserfolge gehören dazu - steht hier überall.

    Warst Du mal bei einer Angehörigenberatung?

    Ja. Bei drei oder vier - ich wollte mehrere kennenlernen. Das sind größtenteils sehr vernünftige Leute, finde ich. Es gab nur eine Enttäuschung. Das war die Angehörigengruppe der AA. Die haben mich mit ihren Ritualen lebhaft an eine Sekte erinnert. Kann ich nic.ht gebrauchen.

    du spielst mit.

    Wie kommst Du denn darauf?

    LG, Schratte

    Gestern direkt nach der Arbeit war sie natürlich noch nüchtern. Also rekapitulierte ich den Eklat vom Tag davor. Mir tat es leid, dass ich sie festhalten musste und dabei diese Blutergüsse an den beiden Unterarmen entstanden. Das habe ich ihr natürlich gesagt. Auch, dass ich im Prinzip die Beherrschung verloren hatte, als ich ihr die Bierbüchse wegnahm. Das brachte natürlich nichts im langfristigen Hinblick auf ihren Alkoholismus.

    Ich bin nur heilfroh, dass ich schon seit Jahren nichts mehr trinke. Wenn ich auch vier Büchsen Bier intus gehabt hätte - wer weiß, wohin das geführt hätte. Diesen Gedanken muss ich ihr nachher noch unbedingt mitteilen. Sie ist nämlich momentan stark versucht, sich eine Legende von "häuslicher Gewalt" zurechtzustricken. Natürlich weiß sie ganz genau, dass häusliche Gewalt etwas ganz anderes ist als das, was ich da gestern gemacht habe: sie einfach nur an den Armen festgehalten. Aber Legenden sind für 's eigene Ego, vor allem, wenn das schwach ist, offensichtlich wichtig.

    Einen Plan habe ich eigentlich nicht. Sie hat überraschenderweise zugesagt, ihren Konsum zurückzufahren. Das schaue ich mir jetzt erst einmal an - und bin skeptisch, ob das auf die Dauer funktioniert. Aber immerhin, die Bereitschaft ist scheinbar irgendwo doch bei ihr da.

    Schaun wir mal.....Wenn diese fürchterliche Szene EIN Gutes gehabt hat, dann, dass ich dadurch gezwungen wurde, das Alkoholismusthema ENDLICH auszusprechen. Jetzt ist es in der Welt.

    Schratte

    Einige Monate sind vergangen. Zunächst vielen Dank für das große Echo, die zahlreichen Antworten!

    Jetzt schiebe ich das Gespräch mit meiner Frau über ihr Alkoholproblem schon mindestens ein Jahr vor mir her - keine Leistung, auf die ich stolz bin.

    Gestern eskalierte die Situation. Sie hatte ordentlich getrunken und fand wie so oft den Weg in 's Bett nicht. Dann wollte sie um ein Uhr morgens eine weitere Büchse aufmachen. Sie musste am nächsten Tag arbeiten und mir platzte der Kragen, eigentlich ein Fehler. Ich nahm die Büchse schnell weg vom Tisch.

    Sie rastete aus, schlug nach mir, trat nach mir und griff zur zufällig herumliegenden Bratpfanne, wohl, um mir das Ding über den Schädel zu ziehen. So lange wollte ich aber nicht warten. Ich ergriff links und rechts ihre Unterarme, um sie zu stoppen. Sie trat weiter nach mir. Schlagen konnte sie ja nicht, weil ich ihre Arme festhielt. So rangelte sie da hin und her, ich kam mir ziemlich blöde dabei vor. Ich versuchte sie verbal zu beruhigen. Das hatte natürlich keinen Erfolg. Schließlich ließen ihre Kräfte nach und ich konnte sie loslassen. Sie hatte an den Unterarmen blaue Flecken von meinem Festhalten und die Haut an einem Unterarm war eingerissen.

    Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. So eine Szene hatten wir im Ansatz noch nie gehabt....und so eine Szene will ich auch nie wieder erleben.

    Sie rief ihren Bruder im Ausland an, erzählte, ich hätte sie geschlagen. Das ist natürlich völliger Quatsch, ich habe noch niemals eine Frau geschlagen - und sie natürlich auch nicht.

    Am Abend des nächsten Abend, sie war noch nüchtern, sagte ich ihr, mir täte diese Eskalation sehr leid, wir haben da beide ohne Verstand gehandelt - und DANN SPRACH ICH ENDLICH DIESES ZUGRUNDELIEGENDE ALKOHOLPROBLEM AN!

    Das hätte ich schon vor Jahren machen sollen. Es war ein kapitaler Fehler, das so lange vor mir her zu schieben. Ich bin total erleichtert, dass es raus ist. Der Anfang ist also gemacht. Es ist natürlich so, dass meine Frau alles andere als begeistert von diesem "neuen Thema" ist. Anscheinend versucht sie jetzt, um jedes Wort zu feilschen. Ich bin sicher, das Thema geht jetzt erst richtig los.

    Ich habe wahrscheinlich im Netz so ziemlich jeden Artikel gelesen, in dem von der Gesprächsführung mit Alkoholikern die Rede ist. Aber so überlegt und konzentriert, so freundlich und souverän, wie das dort immer empfohlen wird, kann ich das nicht.

    Bis denn erstmal,

    Schratte

    Was kannst Du also tun, um Deine Situation zu verbessern?

    Ich kann versuchen, meine Frau vom Alkohol wegzubringen. Es wird immer nur ein Versuch bleiben - tatsächlich den Alkohol aus ihrem Leben wegzubringen kann nur sie selbst. Und ich vermute stark, sie wird sich a) sowieso weigern und b) sie hat wahrscheinlich auch nicht die Kraft dazu.

    Das ist ja letztendlich auch ihr gutes Recht.

    Nein. Ist es nicht. Wenn ihr Verhalten - diese von ihr bisher mir unerklärte Bettvermeidung - Teil eines gesamten viel größeren Problemes ist, dessen Auswirkungen unser Leben zerstören , ist es NICHT ihr gutes Recht. Es kollidiert mit meinem größeren Recht auf ein glückliches Leben.

    Heißt also, ihr Verhalten ist falsch, nur ich habe keinen Zugriff darauf. Sie betreibt die Zerstörung ihres seelischen und körperlichen Inventars und als Folge davon die Zerstörung unseres Alters. Dazu hat sie absolut nicht das geringste Recht.

    Ich kann es nur nicht ändern.

    Schratte

    Zwei Erinnerungen - vielleicht möchte das jemand kommentieren:

    1. An unserem ersten Abend gingen wir zu ihr in ihre Studentenbude. Es gab natürlich Sex - das erste Mal überhaupt. Ganz kurz, bevor ich danach einschlief, sah ich sie noch aus den Augenwinkeln in einem Stuhl neben dem Bett sitzen, mit einem Glas Wein vor sich. Ich weiß noch, wie ich mich ziemlich darüber wunderte, dass sie nicht, wie ich auch, totmüde in 's Kissen sank. Es war ca. 5 Uhr morgens, wir hatten unsere erste gemeinsame Nacht + das erste Mal Sex hinter uns - und sie saß danach putzmunter mit einem Glas Wein neben dem Bett.......sehr seltsam.

    2. Zwei Jahre später heirateten wir. Es gab natürlich eine Feier, die ging bis in den Morgen. Dann, anstatt als frischgebackene Ehefrau mit mir nach Hause und in 's Bett zu gehen, zog sie mit ihren beiden Brüdern noch in die Altstadt in der Hoffnung auf einen Absacker.

    Ich empfinde ihre Unlust, in 's Bett zu gehen, mittlerweile als pathologisch.

    Und auch heute noch, fünfunddreißig Jahre später, unternimmt sie abends alles Mögliche, um den Moment des "In 's-Bett-Gehens" hinauszuschieben: noch eine allerletzte Zigarette, noch einmal in der Küche aufräumen, noch eine allerallerletzte Zigarette, noch eine Büchse Bier, noch Wäsche für den nächsten Tag 'rauslegen, nochmal auf die Toilette und so weiter und so weiter. Auf diese Weise geht sie täglich immer später schlafen und beschneidet natürlich ihre ihr noch zur Verfügung stehende wichtige Schlafenszeit - sie muss ja morgens pünktlich 'raus.

    An den Wochenenden hockt sie die ganze Nacht bis morgens in der Küche, raucht und trinkt. Sie sagt, sie genießt so die Ruhe, die nachts herrscht. Zu weiteren Erklärungen ist sie nicht bereit - oder nicht fähig? Ich glaube, sie wird da von irgendwelchen Ängsten gesteuert.

    Natürlich ist sie ständig übermüdet, seit 40 Jahren geht das so. Ist ihre Bettscheu ein Teil ihres Alkoholismus' oder ist vielmehr ihr Alkoholismus ein Teil von etwas ganz Anderem?

    LG Schratte, danke für's Lesen

    Sunshine_33 : Ja, ich schiebe das hinaus. Ich habe das allerdings schon in meinem allerersten Post geschrieben, ist also nichts Neues:

    ich bemerke, wie ich mich vor diesem Gespräch drücke

    Wenn hier Betroffene sind, die ihre Probleme - und besonders so eines - sofort ohne zu zögern in straighter Manier erfolgreich angehen, um so besser für sie. Mein Weg ist nicht ganz so schnell. Ich ertappe mich immer noch dabei, wie ich mich ständig ungläubig frage, wie ich, oder besser wir, in eine solche Lage kommen konnten. Ich empfinde das mittlerweile als existenzbedrohend und es gibt über den Alkoholismus hinaus auch noch andere Probleme in unserem Leben. Die gehören aber nicht hierher.

    Dieses Forum und auch noch andere Optionen gehört zu einer Reise, von der ich nie geglaubt hätte, dass ich sie eines Tages werde antreten müssen.

    Ich will dir Mut machen!

    Danke dafür!

    LG, Schratte

    ist es denn verkehrt, wenn Schratte das erste (?) Gespräch vorsichtig beginnt?

    Hundertprozentig nicht. Ich muss ja zunächst einmal herausfinden, wie bei meiner Frau die eigene Bewusstseinslage in Bezug auf Alkohol ist. Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht, auch wenn das bei einem Ehemann ziemlich komisch klingen mag.

    Als ich sie kennenlernte, waren die Beiden schon einige Jahre trocken.

    Endlich auch einmal ein Erfolgsbericht! Manchmal habe ich - aber nicht nur hier - den Eindruck, dass alles außer einem totalen Fiasko ist ziemlich unwahrscheinlich ist.

    wie wichtig sie dir ist und daß du sie auf keinen Fall verlieren willst..........Du hast (bestimmt ?) ein Ziel, eure Beziehung zu erhalten. Das hat oberste Priorität.

    So ist es.

    LG, Schratte

    klingt es als hätten du und deine Frau eine besondere Verbindung und damit die Basis, dass das Gespräch gut verlaufen kann

    Natürlich haben wir eine Verbindung. Ob das Gespräch aber in konstruktiver Athmosphäre verlaufen wird - da habe ich so meine Zweifel.

    sie ist doch bestimmt jeden Abend sturzbetrunken,

    Nein, ist sie nicht - zumindestens würde es ein anderer kaum bemerken. Ich bemerke die Wirkung bei ihr schon nach ihrem ersten Glas.

    " kleinere Übel" dem "totalen Krieg" vorzuziehen. Schon die Wortwahl empfinde ich grotesk

    Mich hat die Wortwahl nicht gestört. Sie ist nicht beleidigend und ich weiß, was gemeint ist.

    Tja, ich würde gerne allen antworten. Aber scheinbar kann man hier nur eine begrenzte Anzahl (3?) von Zitaten pro Beitrag unterbringen.

    LG, Schratte

    Aurora , danke für Deine Antwort. Aus ihr - und aus den anderen, die ich hier mittlerweile bekommen habe - spricht eine Menge Erfahrung. Die habe ich nicht. Ich habe nur Angst - mit 69 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben.

    Ich sehe hier, dass meine Frau aus dem Alkohol herauskommen kann. Ich sehe aber auch eine leider riesengroße Wahrscheinlichkeit, dass es dazu erst zur Katastrophe kommen muss. Und in welche Richtung der Zug nach dieser Katastrophe dann fahren wird, weiß natürlich niemand. Da entsteht für mein jetziges Dafürhalten natürlich die Frage, ob sich die Aufnahme des Kampfes überhaupt lohnt oder ob es nicht stressfreier wäre, sich mit dem Alkoholismus meiner Frau einfach zu arrangieren.

    LG, Schratte

    Anscheinend benötigen viele, wie ich auch, einschneidene Erlebnisse.

    Ich hoffe, dass es vielleicht auch ohne schreckliche, dramatische und in ihren Folgen oft unumkehrbare Ereignisse geht. Es laufen ja viele trockene Alkoholiker herum und vielleicht reichte bei einigen auch das mulmige Gefühl, das in die Gewissheit mündete, dass etwas nicht stimmt, aus.

    Oder ist das eine nur naive Hoffnung?

    LG, Schratte

    Es ist sicher richtig, ein erstes Gespräch mit einer Alkoholikerin nicht mit Vorwürfen zu beginnen. Empfohlen wird immer, mit der Schilderung der eigenen Befindlichkeit in "ich"-Sätzen an das Thema heranzugehen, also beispielsweise: "ich mache mir Sorgen um Deinen Alkoholkonsum". Man will ja die Gesprächsathmospäre intakt halten und keine Trotzreaktionen hervorrufen.

    Aber irgendwann komme ich wohl nicht herum, die Dinge beim Namen zu nennen. Also: "Du trinkst 1Flasche Wein plus drei, vier Halbliterdosen Bier täglich. Das heißt, Du legst Dich mit mehr als 2,5 Promille in 's Bett. Da braucht es keinen Alkoholikertest mehr - das ist voll betrunken, Tag für Tag. Wir sollten schnellstens etwas unternehmen, um da wieder herauszukommen."

    Das ist jetzt sehr, sehr verkürzt dargestellt. Dahinter steht aber meine Ansicht, dass ich es meiner Frau letztlich nicht ersparen kann, sich mit Fakten und Zahlen konfrontiert zu sehen - mit der Wahrheit eben.

    LG, Schratte